REESE LIBRARY
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UNIVERSITY OF CALIFORNIA
l^eceived MAY 9 1893 , i8q .
t/lccessions No. dass No.
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Neue
JAHRBÜCHER
für
Philologie und Pädagogik,
oder
Kritische Bibliothek
für das
Schul- und Untcrrlchtswcscn.
In Verbindung mit einen» Vereine von Gelehrten
begründet von
M. JobsttViUt. Jahn.
Gegenwärtig liernusgegeben
Prof. Reinhold Klotz zu Leipzig
und
Prof. Rudolph Dietsch zu Grimma.
ZWA1VZIG8TER JAHRflAl’G.
Sechzigster Band. Erstes Heft.
Leipzig, 1850.
Druck und Verlag von B. G. Teubner.
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Kritische Beurtheilungen.
George Grote, Hislory of Greece. II. Historical Greece. (Band 2—4.)
London, John Murray. 1847.
[Schluss.] «ft,
Das 11. Capitel ist der solonischen Verfassung gewidmet.
Das Leben des Solon, welches uns Plutarch hinterlassen hat, ist
eine kritiklose Compilation , zum Theil aus ganz unzuverlässigen
Schriften ; aber eben so wenig ist zu glauben , dass wir in Hero-
dot’s Nachrichten Authentisches besässen. An die wirkliche Ge-
schichte setzt sich, wie ich an einem andern Orte gezeigt habe,
mitten in historischen Zeiten, die Kristallisation der Sage. Je-
denfalls muss sich Ilerodot den Solon und seine Gesetzgebung
jünger gedacht haben als die 46. Olympiade; eben so diejenigen,
welche ein inniges Verhältnis zwischen Solon undPeisistratos vor-
aussetzen. Alle chronologischen Systeme müssen, weil sic auf
diesem Grunde ruhen, uns noth wendig als Luftgebäude erschei-
nen. Dem Werke der Gesetzgebung ging die Erwerbung von Sa-
lamis vorher, wie es scheint, nicht von Seiten Athens, sondern
durch eine Anzahl Bürger auf eigene Hand unternommen, die
dann die xvqioi toi noAmu/inros wurden, d. h. nach des Verf.
richtiger Ansicht über die alten Bewohner eine Art Eupatriden
wurden. Der Zustand Athens, welcher eine Umgestaltung des
Staats erforderte, tritt uns aus Plutarch und Solon’s eigenen Ge-
dichten klar genug entgegen: schwere Verschuldung des Volkes,
der Grundbesitz in den Händen Weniger, und von diesen an Pach-
ter, vielleicht an die Scholle gebunden, ausgethan (sxTrjfiogioi
doch wohl, die ^ des Ertrags abiieferu müssen), dabei im ganzen
Volke das Bewusstsein , dass es anders werden müsse. Es war
eine Revolution, die vor der Thür stand, und auf Solon richteten
sich die Blicke Aller. Es waren wohl mehr als seine Freunde
allein, die ihn drängten, durch eine Tyrannis den Staat zu retten.
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Alte Geschichte.
In Mylilene war Aelinlichea so eben durch Pittako« geschehen.
Der Verf. bespricht nun zuerst die Seisachtheia. Androtion
hatte dieselbe auf die Erleichterung der Zinsen und Veränderung
des Geldwerthes beschränkt; die Meisten dagegen sahen in ihr
ndvxav opov rcöv Ovfißokaicav dvaLgtOis, und stutzten ihre An-
sicht auf Solon’s eigene Worte; sie betrachteten den Ausdruck
der Seisachthcia als einen blossen Euphemismos für das verhasste
Wort der %Qtäv äjroxojtij. Wäre dem vielleicht so, wozu die
Veränderung des Geldwerthes? Andererseits aber meint der
Verf., dass Solon den Gedrückten mehr, als was Androtion andeu-
tet, gegeben, und unmittelbare Abhülfe gebracht habe. Die in
Schuldknechtschaft Verfallenen wurden sofort frei; die Schuid-
knechtschaft für alle Zeiten aufgehoben; das verpfändete Land
zu freiem Eigenthum zurückgegeben. Die Geldverändcrung ge-
schah zu Gunsten der reichen Schuldner. So der Verf. Ge-
wiss war die Seisachtheia ein grosses Ereignis«, und, wie sie
vollendet war, eine wahre Versöhnung des Volkes; über ihr Maass
ist Zweifel möglich, ihre Wirkung ist unzweifelhaft gross und
herrlich ; j|jnn — ihr ist keine zweite gefolgt.
Eine gleiche Ungewissheit wie über die Seisachtheia ist auch
über das Verfassnngswerk des Solon ausgebreitet, besonders weil
Solonisches und Nachsolonisches vielfach verwechselt worden ist;
es war namentlich bei den Rednern natürlich, dass sie den Namen
Solon’s einer weniger bekannten Auctorität vorzogen. Fest steht
die Eiotheilung nach den Vermögensclassen, wenn auch über
die Höhe einer oder der andern ein Zweifel obwaltet; wir sehen
auch , wie aus der ersten Ciasse die Archonten gewählt werden,
aus denen dann wieder der Areopag besetzt wird, der Rath nur
aus den drei ersten ('lassen, wie, was Aristoteles geradezu aristo-
kratisch nennt, die Kpjjat algsral blieben, der Demos dagegen zur
Volksversammlung und zu den Dikasterien zugelassen wurde; wie
viel andere Fragen bleiben uns aber ungelöst? Welche Stellung
hatten die 9 Archonten? in welchem Verhältnis« standen sie zu
den Dikasterien , in welchem zum Rath? Wie war die Macht der
Ekklesia beschränkt? Durfte in ihr über eine Sache abgestimmt
werden, die nicht der Berathung der 400 unterlegen hatte? So-
lon’s Verfassung war, wie Herodot schrieb, schon eine antiquirte
und zum Theil vergessene; sie hatte die LOO Jahre nicht überlebt,
welche die Athener sich verpflichtet haben sollen sie zu halten.
Der Demokratie gegenüber, weiche Kleisthencs begründete, muss
die solonische Verfassung noch als strikte Aristokratie gelten ; der
Demos, sagt Herodot, war bis dahin dnnKjfiSvog; gleichwohl waren
in ihr alle Bedingungen gegeben, welche den Demos zur vollen
Herrschaft führen mussten. Uebcr alle von uns augedeuteten
Punkte wird man gern die eindringenden und besonnenen Erörte-
rungen des Verf. verfolgen. Er wendet sich nun zu der gesetz-
gebenden Thätigkeit Solon’s und begleitet dann den Solon auf
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George Grote: History of Greece. II.
5
seinen Reisen und zn seinen letzten durch Peisistratos' ehrgeizige
Bestrebungen getrübten Lebensjahren. Bei dieser Gelegenheit er-
klärt der Verf., gleich Niebuhr, die berühmte Zusammenkunft des
Solon mit Krösus für eine historische Unmöglichkeit. Die Zeit
einer chronolocisch sicheren Geschichte ist noch fern, und die
Phantasie hat Baum die Fülle, Personen der Vorzeit, deren Na-
me besonders hell leuchtet, auf sinnreiche Weise zu verbinden.
Diessist, beiläufig bemerkt, eine Corruptel der Geschichte, die
noch später immer aufs Neue wiederkchrt.
Cap. 12 führt uns nach Euböa und zu den Ky kladen hinüber.
Was uns in dem Zeiträume der sporadischen Geschichte hier be-
sonders entgegentritt, ist, da die Ausbreitung des lonismus über
diese Räume noch in die vorgeschichtliche Zeit fällt, 1) das Era-
porblühen von Delos, von dem uns der homerische Hymnus auf
Apoll ein glänzendes Bild giebt; 2) der Krieg um das lelautische
Feld, der erste nach Thukydides, welcher eine grössere Bedeu-
tung erhielt, und 3) die euböische Skala des Gewichts und der
Münze, über welche das metrologische Werk Böckh’s zu verglei-
chen ist.
Capitel 13 behandelt die asiatischen Ionier. Die Colo-
nisation loniens ist von der Sage mit einem einheitlichen Charakter
ausgestattet, den diese Colonieu erst im Verlauf vielleicht von
Jahrhunderten bekommen haben. Es sind von vom herein ver-
schiedene Volkselemente hier hinein zuaammengefloaseu: Abanten
aus Euböa, Minyer aus Orchomenos, Kadmeer, Dryoper, Phokier,
Molosser , arkadische Pclasger und Dorier von Epidaurns ; Ilero-
dot legt einen besonderen Accent sowohl hierauf, als auf die
Unterschiede in der las. Offenbar haben wir Ansiedliingen vor
uns, weiche nicht nach einem Plane und unter einem Impuls be-
gründet sind, sondern verschiedenen Völkern und Zeiten ange-
hören. Die Einheit bildete sich später, und zwar durch diejenigen,
welche vom Prytaneion Athens ausgegangen waren. So wie die
Orte in diese Vereinigung eintraten, erhielten sie Oekisten aus
dem Geschlechte der Kodriden, zu denen Herodot auch Glauki-
den setzt. Es ist leicht begreiflich , dass die Gefahr von Seiten
der eingeborenen Völker diese Städte nöthigte zusammenzuhalten
und geschlossen zu bleiben; diese Nothwendigkeit führte sie dem
loaismus zu ; bei Samos und Chios fand diess Bediirfniss nicht statt;
sie traten daher, ohne kodridische Oekisten erhalten zu haben, in
den Bund ein. Ob ein König, ähnlich wie in Attika , an der Spi-
tze des Bundes stand, so dass das ßaälkti ov täv ’lcovav in Ephe-
sos sich befand, oder ob die einzelnen Städte unter besonderen
Königen standen, wollen wir gern dahingestellt sein lassen. In
die Geschichte der einzelnen Städte können wir dem Verf. nicht
folgen. — In gleicher Weise spricht der Verf. im 14. Cap. über
die äolischen, so wie im 15. Cap. über die dorischen Nie-
derlassungen in Kleinasien. Jene ersteren werden , wie die ioni-
zed by GooqIc
6
Alte Geschichte.
sehen , von der Sage als ein einheitliches Unternehmen gefasst,
das unter den Nachkommen des Orestes ausgeführt wurde. Der
Vcrf. erinnert hiergegen, dass die Ausbreitung des Heliencnthums
in diesen Gegenden und bis zum llellcspont hinauf allraälig ge-
schah, und noch in der historischen Zeit sich fortsetzte; wir kön-
nen hinzusetzen, vermuthlich mit um so besseren Erfolgen, weil
hier keine bedeutende einheimische Macht den vordringenden
Hellenen entgegentrat, wie sie die Griechen in Karien und beson-
ders in Lydien zu bekämpfen hatten. Andererseits diente dieser
Umstand freilich , die äolischen Städte in einer grösseren Isolirt-
heit zu erhalten und die höhere geistige Entfaltung in diesen klei-
nen, in sich gekehrten Städten zu hemmen. Es war vor allen My-
tilene, indem höheres Leben sich entfaltete. Bei dem Vor-
drängen Mytilcne’s gegen den Hellespont kam es in einen Kampf
mit Athen, in welchem Alkäos und Pittakos noch gemeinschaftlich
kämpften, ohne die Athener an der Occupation des Eingangs zum
Hellespont hindern zu können. Dieser Ausbreitung nach Aussen
folgten dann innere Kämpfe , welche den Sturz der alten Aristo-
kratie zur Folge hatten. Tiefere Blicke in den Geist dieses Ge-
schlechts lassen uns die Bruchstücke des Alkäos selber thtin (wie
verschieden von denen des Solonl), vor Allem, wie Otfried
Müller (Rhein. Mus. 1828) ihnen eine Bedeutung hat abzuge-
winnen gewusst. In dem Schilfskatalog erscheinen allein von den
kleinasiatischen Griechen die Dorier von Rhodos und den benach-
barten Inseln, natürlich anticipirt, und auch sie nur, weil sie dem
Kampfplätze fern lagen, um durch ihre Aufnahme nicht die poe-
tische Wahrscheinlichkeit zu stören. Der Gegensatz gegen die,
wie die Denkmale beweisen, glänzende Macht der Karier hat die
dorischen Niederlassungen zu einer Amphiklyonie veranlasst.
Von hier aus macht nun der Verf. eine weite Digression zu
nicht griechischen Völkern, mit denen die Griechen durch die Ge-
schichte in Verbindung gesetzt werden. Er handelt im 16. Cap.
von den eingeborenen Völkern Kleinasiens. Bis sich
um 700 die Dynastie der Mermnadcn mächtig erhob, war in Klein-
asien keine Herrschaft, welche den fremden Ansiedelungen sich
hätte mit Erfolg widersetzen können. Der Halys trennte Völker
semitischen Stammes von Nichtsemiten. Unter den letzteren be-
trachteten sich Karer, Lyder und Myser als verbrüdert, und das
Heiligthum des Zens Kariös in Mylasa war daher allen dreien ge-
meinschaftlich. Längs der Küste des schwarzen Meeres sind da-
gegen Bithyner, Mariandy ner und Paphlagonen Glieder des tlira-
cischen Stammes. Es ist natürlich , dass die Völker über Helle-
spont und Bosporus herüber und hiniiberfUitheten , und sowohl bei
Homer, als in späteren Sagen erscheinen der Nordost von Klein-
asien und der thracisch-macedonische Norden als eng verbunden.
Die Päonier nennen sich eine Colonie der Teukrer, und die Pbry-
ger umgekehrt suchen am Berge Bermios ihre Ahnherren. Der
George Grote: Hietory of Greece. II.
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letzte Theil des Capitels ist den Phrygern und ihrem Einflüsse
auf Griechenland gewidmet. Im 17. Cap. wendet er sich zu den
Lydern, besonders znm Ahnherrn des Hauses der Mermnaden,
Gyges. Dass Lydien einen alten Einfluss auf Griechenland ge-
übt hat, ist ohne Zweifel. Gleichwohl spricht Herodot von Gy-
ges , als ob mit ihm erst dieser Einfluss beginne. Offenbar ist
Gyges eine Person, die den ältesten sagenhaften Erinnerungen
augehört, er wie der Meder Dejoces; Herodot dagegen aetzt sie
in die Mitte der geschichtlichen Zeit. Das ist allerdings eine
Sonderbarkeit, aber doch nicht zu verwundern. Die alte Sage
hat fortgelebt im Volke und, während viel Späteres versunken
ist, sich unmittelbar an die lebendige historische Gegenwart an-
geknüpft. Der Verf. geht noch weiter, als wir eben angedeutet
haben: der Dejoces des Herodot, sagt er, ist eins jener politischen
Phantasiegemälde, welches von Herodot ähnlich an den Namen
des Dejoces angeknüpft ist, wie Xcnophon diess mit Kyros getlian
hat. Der Einfall der Skytiien in das obere Asien und die Ueber-
fluthung Kleinasiens durch die Kimmerier führt den Verf. hinüber
zu den Ländern nördlich vom schwarzen Meere. Die Kimme-
rier gehören theils der Sage, theils der Geschichte an; die zahl-
reichen Localitäten, welche noch zu Herodot’s Zeit ihren Namen
trugen , ihre Königsgräber am Tyras beweisen hinreichend, dass
ein nomadisches Volk dieses Namens die Krim und die ihr vorlie-
genden Küstenlandschaften inne hatte, welches den Skythen er-
lag. Die Skythen betreffend, sind in der neueren Zeit so ver-
schiedene Hypothesen aufgestcllt worden, dass es schwer ist, sich
von diesen zu befreien und zur unbefangenen Betrachtung zu-
rückzukehren. Der Verf. hält sie gleichfalls für mongolischen
Stammes, für das Prototyp der nomadischen Horden, welche spä-
ter Asien so oft über Europa ergossen hat. Die ackerbauenden
Skythen, in denen Schaffarik Slaven erkannte, hält Grote fiir
ächte Skythen, die aber unter dem Einflüsse der Griechen zum
Ackerbau übergegangen waren; eben so sind ihm die Sauromaten
nur ein Zweig der Skythen , also nicht ein medopersischer Stamm,
wie Schaffarik meinte. Wer eine sorgfältige Prüfung dieser Mon-
golenhypothcsen sucht, den wollen wir kurz auf den letzten Theil
der Ukert’schen Geographie verweisen. Hinsichts des Einfalls
der Kimmerier und der Skythen, den Herodot in eine Verbindung
gebracht hat, erkennt der Verf. das Unwahrscheinliche der Hero-
doteischen Erzählung an. Es ist aber weder glaublich, dass die
Kimmerier fliehend den Weg um den Ponlos wählten, noch dass
die Skythen überhaupt werden an ihre Verfolgung gedacht haben,
noch dass sie bei der Verfolgung in so auffallender Weise den
Weg verfehlten. Vielmehr müssen die Kimmerier durch Thra-
cien und, unterstützt von Thraciern, sich gegen Kleinasien ge-
wandt haben. Die Skythen, welche gleichzeitig sich auf die Rei-
che des inneren Asiens warfen, sind andere, als die, welche über
8
Alte Geschichte.
die Kimmerier gesiegt hatten. Diesem letzten Einfall der Kim-
merier mögen immerhin andere nördlicher Barbaren vorherge-
gangen sein, wie ja Kaliinoa vom Herannahen des Heeres Kiftftt-
glav dßpiftoigyatv gesungen hatte. Herodot allerdings scheint
nur den einen, den unter Ardys geschehenen, gekannt zu haben.
In gleicher Weise handelt das 18. Cap. von den Phöniciern.
Der Stoff, den der Verf. uns bietet, ist grösstentheils bekannt,
aber immer ansprechend dargestellt. Wir dürfen freilich keine
Untersuchungen erwarten, wie sie uns Movers in seinem Werke
über das phönicische Alterthum bietet; wir müssen überhaupt,
was Niebuhr vor 20 Jahren ahnungsvoll aussprach, erwarten, dass
der Orient sich vor ans aafschliessen und eine Sprache erhalten
werde. Dort beginnt es zu tagen, und eine Welt tritt aus ihrem
tausendjährigen Dunkel vor unser Auge. Wie ganz anders lesen
wir den Herodot, seit die entzifferte Keilschrift uns die Grab-
denkmäler der persischen Grosskönige enträthselt hat; was ist aus
Aegypten, aus Babylon und Assyrien zu erwarten! Die älteste
griechische Geschichte wird von dorther, ehe sie in eignem Lichte
leuchtet, erhellt werden. Es ist ganz so, wie L. Ross neulich
gesagt hat: wir stehen an der Schwelle von Entdeckungen, welche
vor wenigen Jahren kaum der kühnste Blick wurde geahnt haben.
Wir leisten daher darauf Verzicht, dem Verf. in den Inhalt dieses
und der nächstfolgenden Capitei, welche Assyrien and Babylon
(Cap. 19), Aegypten (Cap. 20) und den Verfall Phöniciens und
das Steigen Karthago’s behandeln, nachzufolgen , und wenden uns
sofort zum 22. Capitei, desseu Inhalt die westlichen Coio-
nien Griechenlands bilden.
Die Frage über die Ureinwohner Siciliens, über Sikaner und
Sikuler, Dädalos und die Trojaner, über die äolidischen Könige
und dcrgl. ist, wie es scheint, noch nicht in das Stadium getreten,
dass ein sicheres Urtheil darüber möglich wäre. Die Identität
von Sikanern und Sikulern wird immer weniger angezweifelt, ob-
wohl Thukydides sie offenbar als verschiedenen Stammes gedacljl
haben muss. Während aber die Vorstellung Niebuhr’s von den
Sikulern als Pelasgern bestritten wird, wendet man sich dahin,
einen celtischen Ursprung derselben anzunehmen and Sikaner
und Sikuler von den Ufern der Seine in Italien einziehen zu las-
sen. Die unglückliche Hypothese Miebuhr’s von einem griechi-
schen und nichtgriechischen Element in der lateinischen Sprache
erhält nun die Umgestaltung, dass das ungriechische den celti-
schen Sikulern, das griechische aber den Aboriginern zuzuerthei-
len sei. Ich weiss nicht, wie weit eine gründliche Analyse der alt-
italischen Sprachen diesen Ideen günstig sein wird; jedenfalls aber
ist, wenn man die Historiker, welche über Altitalien geschrieben
haben, von Autiochos abwärts verfolgt, wenn man die Zeit, in der
sic geschrieben haben, und die Beispiele, denen sie gefolgt sind,
erwägt, klar, dass Autiochos und Thukydides für eine Zeit, die
George Grote: History of Greeee, II.
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7— 8C0 Jahr vor ihnen liegen müsste, eben so wenig eine Ancto-
rität sind, als Herodot es für den Argonautenzug und die Kriege
wider Theben sein könnte. Unser Verf., dem doch die Erklärun-
gen des Etruskischen aus dem Celtischen nicht unbekannt sein kön-
nen , hält daran fest, in den Urbewohnern Italiens und Sicilicns
einen der Bevölkerung Griechenlands stammverwandten Zweig zu
erkennen. Er lässt es unentschieden, ob Aboriginer, Osker n.s. w.
einem radikal verschiedenen Stamme angehört haben, oder ein
Nebenzweig des ersteren gewesen sind. Die älteste Ansiedlung
der Griechen in diesem Westlande nun ist Curaä, wenn auch das
Datum ihrer Gründung um ein paar Jahrhunderte herabgerückt
werdeu muss. Zwischen der Gründung von Cumä und den ersten
griechischen Ansiedlungen auf Sicilien muss lange Zeit verstrichen
sein. Denn es war wie die Kunde von einer neuentdeckten Welt,
die Th eo k les der Athener von Sicilien nach der Heimath brachte.
Die Aera dieser Ansiedlungcn ist zweifelhaft. Ephoros rückte sie
bis ins 10. Geschlecht nach dem Troerkrieg hinauf, Timäos drückte
sie bis auf 600 Jahre nach Troja's Zerstörung herab. Thukydides
hat sie in der 2. Hälfte des 8. Jahrh. gedacht, was mit Aristoteles
stimmt : rjvixa rj xäv Inn oßoxcov xaXovfiivrj IntXQÜxti noXixtla.
Denn die erste Hälfte des b. Jahrh. war die Zeit, wo die Aristo-
kratie in den meisten griechischen Staaten, auch in Athen, an die
Stelle des alten Königthums trat. Von Euböa, von Naxos, von
Megaris, von Korinth ergossen sich zu gleicher Zeit die Ströme
der Ansiedler auf das entdeckte Eldorado; es scheint, die Fürsten
der Sikuler begünstigten theilweise die neuen Niederlassungen, wie
Arganthonios die Phokäer eiulud sich bei ihm niederzulassen.
"Von den griechischen Städten aus drang das Hellenische in die
Urbevölkerung ein und wandelte diese in Griechen um. Dieser
Prozess hatte seinen ungehemmten Fortgang bis in die Zeit der
Kömerherrschaft und auf Cicero, unter dem Agyrium und Centu-
ri pä 60 gut hellenisch sind, wie Messina. In ähnlicherWeise ge-
schah die Verschmelzung der Ansiedler in Grossgriechenland mit
der anwohnenden önotrischen Bevölkerung, und die fabelhaften
Zahlen von Sybaris und Kroton sind, wie übertrieben sie auch sein
mögen , so allein nicht ganz ohne Sinn. Natürlich wurden , als
das Band mit Sicilien geknüpft war, auch die Küsten Akarnaniens,
Epirus und lllyriens mit andern Augen betrachtet; die älteste der
korinthischen Ansicdlungen hier ist Kerkyra, und sie ist nicht
älter als die von Syrakus. Der Verf. widmet diesen Colonien das
23. Capitcl. Die Korinthier verpflanzten in diese Colonien die
strenge Aristokratie, welche unter den Bakchiaden auf der Mutter-
stadt selber lastete und von der uns Aristoteles lehrreiche Ein-
zelnheiten überliefert hat. Handelseifersucht erzeugte frühzeitig
Hass zwischen Kerkyra und Korinth; je mehr sich jenes zu einer
selbstständigen Grösse zu erheben trachtete, um so eifriger suchte
eich Korinth in den kleineren Tochterstädten und unter den Bar-
10
Alte Geschichte.
baren des Festlandes Sympathien zu erhalten. Kurz und tref-
fend ist die Schilderung, welche uns der Verf. im 24. Capitel
(Schluss des 3. Bundes) von diesen Völkern macht, die uns noch
zur Zeit des peloponnesischen Krieges zum grossen Theit als Bar-
baren erscheinen. Ich kann jedoch diesen 3. Band nicht verlassen,
ohne auf ein hierher gehöriges Werk aufmerksam zu machen, das
zwar nicht zu abschliessenden Untersuchungen gelangt, aber doch
ein sehr reiches Material gesammelt darbietet. Es sind diese die
Itecherches sur les Etablissements des Grecs en Sicile jusqo’k
la rcduction de cette Ile en province Romaine par Wladimir Bru-
n et de Presle. Paris 1845.
Diesen werden die Arbeiten Grotefend’s '„Zur Geographie und
Geschichte von Alt-Italien“ Heft 1 — 5 beizufügen sein.
Der Norden von Griechenland (Cap. 25) war den Griechen
lange ein verschlossenes Land. Wie lange hat es uns noch an
einer Anschauung von der Oberfläche des Bodens gefehlt, die auf
wirklichen Untersuchungen beruht! Nach Consindry sind cs be-
sonders Laake’s Reisen im nördlichen Griechenland und Grise-
bach’s Reise durch Rumelien, welche hier neue Bahn gebrochen
haben. Die Natur hat auch liier, durch die cigenthiimliche Ge-
staltung des Bodens, der Völkergeschichtc ihre Richtung vorge-
zcichnet. Der Skardus, von der Klissura von Devol, einem wah-
ren Gap, bis zum Berge Ljubatrin, ein mächtiges, undurchbro-
chenes Scheidegebirg, zog sich zwischen liiyrien und Macedonien
hin. Einer Armee boten sich nur zwei Pässe dar, der nördliche
von Kalkaudele nach Prisdren,der zweite südliche, den die Via
Egnatia verfolgte. Zu beiden Seiten jenes Schcidegebirgs wohn-
ten stammverschiedene Völker, westlich die Illyrier, östlich
Stämme den Hellenen verwandt, jene wie diese noch in Körnen
wohnend, ohne eine politische Verbindung, welche letztere von
den Fürsten zu Edessa ausging und sich erst sehr allmälig über
das spätere Macedonien ausbreitete. Dieses Fiirstengeschlecht
nannte sich ein heraklidisches, mit welchem Rechte, ist nicht zu
entscheiden; von den beiden Genealogien würde Ref. der des He-
rodot den Vorzug vor der des Theopomp geben. In die Unter-
suchung über das Illyrische, welches in die pelasgische Urbevöl-
kerung eingcdrtingen ist, hat der Verf. sich nicht eingelassen.
Die Ansicht O. Müllers bekämpft, wie wir glauben, mit guten
Gründen
O. Abel: Makedonien vor König Philipp. 1847,
eine auch für das Geographische sehr empfehlenswerthe Mono-
graphie. Ueber die Päonier ist die Abh. Droysen’s in der Ency-
kiopädie von Ersch und Gruber dem Verf. unbekannt geblieben.
Hierauf führt uns Cap. 26 zu den Thraciern und den grie-
chischen Colonien in Thracien. Was die Thracier be-
trifft, so begnügt eich der Verf., ein flüchtig hingeworfenes Bild
ihres Charakters zu geben. Es wäre vielleicht zweckmässig ge-
George Grote : History of Greece. II.
11
wesen, sie ausdrücklich von denjenigen za scheiden, welche die
griechische Sage vielfach mit den Griechen verknüpft, und das
tJngriechische jener möglichst stark hervorzuheben, zumal da es
in unserer Zeit nicht an Versuchen gefehlt hat, wenn auch nicht
diese Thracier selbst, so doch ihre Stammgenossen in den Kreis
des indogermanischen Vöikerlebens hineinzuziehen. Als Barbaren
gesellt die homerische Poesie sie zu den Troern; als Barbaren er-
scheinen sie bei Herodot, Thtikydidcs, Xenophon und Aristopha-
nes; es war ein grosser Völkerzweig, der sich zu beiden Seiten
der Propontis vom Axios bis zum politischen Heraklca erstreckte,
daher ihn denn Ab ei durch den Namen thyaische Thracier
von denen der griechischen Sage unterschieden hat. Der ganze
Stamm, sagt der Verf., zeigt einen mehr asiatischen als europäi-
schen Charakter, besonders in jenen ekstatischen Hitcn, welche,
obwohl mit manchen wichtigen Verschiedenheiten , nicht weniger
unter den cdonischen Thraciern wie auf dem Ida und dem üindy-
mon geübt wurden. Der Verf. wendet sich sodann zu den grie-
chischen Colonien in diesen Gegenden. Die älteste unter diesen
ist Methone, von Eretria etwa um dieselbe Zeit gegründet, in
der die Korinthier Kerkyra besetzten (730 — 720); in raschem Zuge
wnrde die thracische Küste bis zum Bosporos (Byzanz Ol. 30) und
weiter bis zur Donaumündung occupirt; die Acussersten vielleicht
erst nach dem Abfall der Ionier. Wie hier im Norden, so ver-
breitete sich im 7. Jahrh. das Griechenthum auch an der Küste
Afrika’s, in Kyrene (Cap. 27). Der Verf. erzählt die Geschichte
dieser Ansiedlungen nach Herodot, und giebt, indem ihm beson-
ders Beechey’s genaue Untersuchungen dienstbar sind, von dem
lieben der hier Angesiedelten und ihren Beziehungen zu den liby-
schen Ureinwohnern ein sehr anschauliches Bild. Offenbar hat-
ten diese Barbarenstämme selbst ein Interesse daran , griechische
Städte an ihrer Küste gepflanzt zu sehen. Die Lage Kyrene’s war
nicht eine solche, zu der Uebel wollen die Ansiedler geführt hätte,
sondern die vorzüglichste, welche gewählt werden konnte, eben
so wohl zur Beherrschung des schmalen Küstensaum'es wie des
Hochlandes und seiner wilden Stämme geeignet. Bald aber sind
die Ansiedler in schwere Kämpfe mit den anwohnenden Barbaren
verwickelt, und es folgen grosse Verluste. Die Vermischung der
Griechen mit den Libyern — Battus selbst ist ein einheimischer
Name für König — mag frühzeitig, nnterstiizt durch die Verhei-
rathung der Ansiedler mit einheimischen Frauen — , eingetreten
sein, ähnlich wie diess in Sicilien und Gross-Griechenland geschah.
Ueber Kyrene und die Pentapolis wird die Untersuchung des Hrn.
Dr. Kolbe, sich an Synesios anschliessend, viel Licht verbrei-
ten; wir empfehlen ferner hierfür die kürzlich erschienenen
Wanderungen durch das punische und kyrenäische Küsten-
land von Dr. Heinrich Harth. Berlin 1849.
So hat der Verf. nun in den bisherigen Capiteln das griechi.
M
12
Alte Geschichte.
sehe Leben, wie es sich in seiner Zersplitterung und Individuali-
siruug sowohl im Heimathlande gestaltete, als auch in weite Fer-
nen hin ausbreitete, dargestellt. Die autonome, in sich selbst
abgeschlossene, sich selbst genügende städtischeGemeinheit ist das
Ziel, auf das alle politische Bestrebungen hinauslaufen. Der Krieg
zwischen Chalkis und Eretria ist das eiuzige Ereigniss, bei dem
eine weitere Wirkung, selbst auf die ionischen Colonien hin, und
eine grössere Gemeinschaftlichkeit zu Tage kommt. Gleichwohl
hat sich in den beiden ersten Jahrhunderten seit der Olympiaden-
rechnung ein Bewusstsein von Nationalität unter den Hellenen ent-
wickelt, dem der Verf. im 28. Cap. nachgeht. Vor Allem hatten
hierzu die Festgemeinschaften mitgewirkt. Im 7. Jahrh. treten
dereu besonders zwei hervor: 1) die Panegyris von Delos, deren
Glanz der homerische Hymnus hervorhebt, mit der doppelten Ei-
genthiimlichkeit, mit den gymnischen Kämpfen musische zu ver-
binden, und zweitens auch Weibern die Theiluahme zu gestatten,
2) die olympische Feier. Der Verf. erwähnt, wie allmälig sowohl
die Verbreitung des Festes nach Aussen, als die Anzahl der
Spiele selber wächst. Seinen vollen Umfang, die fünftägige Feier,
erhält es erst Ol. 77, um dieselbe Zeit, wo durch die Siege über
Persien das Nationalgefühl, das pauhellenische Bewusstsein seine
Vollendung erreicht hatte. Im Laufe des 6. Jahrh. traten zu den
Olympien auch die Pythien, Isthmien und Nemäen. Zur Zeit, wo
der homerische Hymnus auf Apoll gedichtet wurde, ist das Orakel
des Gottes allerdings schon hoch in Ehren und Geltung, aber noch
von keinen glänzenden Spielen die Rede. Das Orakel selbst ge-
hört noch zu Krissa. Allmälig aber entsteht in Delphi eine selbst-
ständige Stadt, andererseits steigt die Hafenstadt von Krissa,
Kirrha, empor, an dereu Identität mit Krissa nach Uriiclis
vortrefflichen Erörterungen wohl Niemand mehr glauben wird.
Der heilige Krieg war gegen Kirrha gerichtet; das Schicksal von
Krissa ist unbestimmt. Die Pythien werden erst nach dem hei-
ligen Kriege ein panhellenisches Fest. Die Isthmien und die Ne-
mäen treten um die gleiche Zeit in diesen Rang ein. Der Verf.
weist hierbei die Vermuthung Hermann’« zurück, dass diese bei-
den letzteren Spiele erst seit dem Sturz der Kypseliden und Or-
thagoriden und unter dem überwiegenden dorischen Einfluss em-
porgekommen seien. In Cap. 29 folgt dann die Darstellung von
einer Reihe geistiger Entwickelungen und Productionen, nament-
lich der lyrischen Poesie, der bildenden Kunst und der Philoso-
phie, bei denen nur zu bedauern ist, dass dem Verf. die Fund-
grube gründlicher philologischer Gelehrsamkeit, Bernhardy’s
griechische Litteratur, unbekannt geblieben ist. Er folgt im we-
sentlichen der Erörterung O. Müller’s, so wie der Uirici’s, und
hält auch in diesem inhaltrcichen Capitel streng an seiner Auf-
gabe, in diesen Werken der Kunst und den Anfängen der Philoso-
phie die veränderte Richtung des griechischen Lebens, namentlich
George Grote: Hietory of Greece. II.
13
die reiche Entfaltung der Subjectivität des griechischen Geistes
erkennen zu lassen. Wir eilen über diess Capitel hinweg, um im
30. Cap. die Herrschaft des Peisistratos und seiner
Söhne unter der Leitung des Verf. zu betrachten. Die Zeit des
Peisistratos ist hinreichend festgestellt , vor Allem durch Aristo-
teles' grosse Auctorität; im Uebrigen ist uns dieselbe in grosses
Dunkel gehüllt; denn gerade das, was wir zu allermeist hierüber
zu erfahren wünschten, hat Herodot’ s Aufmerksamkeit am wenig-
sten gefesselt. Dass Ilcrodot nicht 34 Jahre zwischen Solon's
Gesetzgebung und Peisistratos’ erster Tyrannis liegend gedacht
hat, ist klar. Aber bald scheint es, er habe sich den Solon jün-
ger und den Peisistratos älter gedacht, als die recipirte Chrono-
logie annimmt. Sodann ist allerdings gewiss, dass Peisistratos
durch Demagogie seine Gewalt erlangte; andererseits aber sehen
wir ihn von Theben, von Eretria unterstützt, von Ortschaften, in
denen eine starke und stolze Aristokratie waltete. Ferner heisst
es, dass er die bestehenden rifial nicht störte und die Qetipia
nicht veränderte; unsere Frage ist natürlich, durch was für Mittel
er in Rath und Volksversammlung seine Geltung aufrecht hielt.
Hier ist viel Dunkel, das auch der Verf. nicht aufzuhellen ver-
mocht hat ; die Alten selber können zur Aufklärung wenig beitra-
gen , wohl aber die Analogien späterer Zeiten und Parallelen, wie
sie etwa das Leben des Cosimo von Medici darböte. Der Verf.
folgt natürlich dem Herodot. Ich bemerke jedoch , dass Lygda-
mis, wenn man die Worte des Herodot unbefangen liest, damals,
als er dem Peisistratos zum dritten Male die Tyrannis gewinnen
half, noch nicht Beherrscher von Naxos war (xal JVä^tög 0(pi
«vrjp uniypivog i^tXovtijg, — Avydafiig, xoftldag xal XQW tt T< *
xal ardgag), sondern einer jener kühnen Condottieren, an denen
gerade jene Zeit so überreich war, und die dann, zur Zeit der
festgestellten Demokratie, verschwinden, um nach dem pelopon-
nesischen Kriege wieder zum Vorschein zu kommen. Eben so,
glaube ich, ist die Stelle ippigmös trjv xvgavvlSa huxovQoial ts
jioXkolat. xal xQrjfidtwv Gvvoöoiöi, tc5v fisv avrodsv, x mv
«wo £tQV(iovog Ovviovxayv nicht mit dem Verf. so zu verste-
hen, als seien die Söldner aus der Gegend des Strymon gekom-
men, sondern das Geld lief ihm von dort ein. Wenn wir alle
Momente aus der Tyrannis des Peisistratos zusammenstellen, so
ergiebt sich, glaube ich, die Vorstellung, Peisistratos habe, in
Erinnerung an die alte königliche Würde seines Hauses und aus
Feindschaft gegen die Aristokratie, die sich in die Spolien des
alten Königthums getheilt, die Sympathien des Volks, welche
eich von Natur gern mit der Monarchie gegen die herrschenden
Geschlechter verbinden, zu erwecken gesucht; diesem Zwecke
habe der echt königliche Glanz, mit dem er sich selbst und die
Stadt umgeben, die Bauten und Feste, Homer und die alten Orakel
dienen müssen. Gewiss aber hat er nie und nirgends daran
14
Alte Geschichte.
gedacht, diesem niederen Volke zu höherer politischer Geltung zu
verhelfen. Hieran knüpft sich nun S. 168 — 241 das 31. Cap. :
Athen nach der Herrschaft der Peisistratiden. Die
Herrschaft der Tyrannen war mit Hülfe der Spartaner gestürzt
worden; Isagoras und Kleisthenes waren zu diesem Zwecke mit
einander verbunden; unmittelbar nach dem Siege erfolgte der Bruch
zwischen diesen. Wir wissen nicht, durch was für Mittel Klei-
sthenes die Oberhand erhielt; genug er führte die Verfassung
äxo ufitjuaTcov weiter und bildete sie zur Demokratie um , vor
Allem durch die Aufhebung der alten ionischen Phylen und die
Einsetzung der zehn neueu. Niebuhr, offenbar beherrscht von
den Analogien des römischen Staats, geht davon aus, es habe in
Athen eine Anzahl Bürger gegeben, welche zu keinem der vier
alten Stämme gehörten. Hierin stimmt unser Verf. mit ihm über-
ein. Aber Niebuhr geht weiter: entweder habe Kleisthenes, gleich
wieServiusTullius, diese in Stämme organisirt und die alten Stämme
daneben bestehen lassen, oder aber, er habe die schon eingerich-
teten Stämme der Plebs zu einer Eiutheilung des ganzen Volks
erhoben. Diese sind interessante Fragen, die bei der grossen
Dunkelheit dieser Zeiten offen bleiben müssen. Gewiss ist, dass
die Darstellung Herodots dem forschenden Blicke selbst ein Weg-
weiser über Hcrodot hinaus wird. In der alten Volksgemeinde
erlag Kleisthenes; da verband er sich mit dem Demos, der früher
von allen politischen Rechten ausgeschlossen gewesen war. Die
alte Volksgemeinde berief den Kleomenes zu ihrem Schutze; 700
Familien mussten ins Exil ; da erhob sich der Demos und gab die
Antwort durch die Hinrichtung der Gegner. Heber Kleisthenes’
Persönlichkeit sind auf der Phiiologenversammlung zu Jena 1846
interessante Debatten gehalten; ich glaube allerdings mitGött-
iing, dass das Haus der Aikmäoniden eine neue Fahne auf-
steckte. Die Demeiieintheilung des Kleisthenes aber ist in
ein neues Stadium der Untersuchung eingetreten mit
Sauppe: De demis urbanis Alhenartim. Weimar 1846,
deren Inhalt den Lesern dieses Blattes aus einer Anzeige Bähr's
bekannt sein wird. Was unsern Verf. betrifft, so verbindet er iu
der wichtigen Stelle Herodots V , 69 (xai inolrjße xXevvag i£
iXaööüroiv dkxa re dt} qtvXdgxovg ävrl ttßöBQav Inolrjße' de xa
de xai rovg dtjfiovg xarevefie eg rag cpvXag) das zweite dexa mit
c pvXotg , so dass er also die Annahme von ursprünglichen 10 mal 10
Demen aufgiebt. Ich halte diese Zahl für sehr wahrscheinlich, be-
sonders vergl. Herodian. jtsgl fiov. As£. p. 17,8. 'Agaepfj v tlg
twv exurov qgcoav, offenbar jene inrivv/io ircov dij/iav, von deneu
Polemon ein Verzeichniss entworfen hatte. Eine andere Frage
ist, ob diese Demen zuerst durch Kleisthenes eingerichtet wurden.
Dci Herod.1,60 wird schon, wenn diess nicht eine Anticipation ist,
zur Zeit des Peisistratos ö drjtiog 6 IJaiavuvg genannt. Eben so
wäre eiae Erörterung über das Verhältnis wünschenswert!! ge-
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George Grote : History of Greece. II.
15
wesen, in welchem die Demen zu den Geschlechtern standen. Die
Demen nun sind offenbar lokal; die Phylen dagegen sind es nicht.
Dass die Demen der Stadt Atheu allen Phylen angehörten, hat
Sauppein geistvoller Weise besprochen ; aber wenn wir sehen, dass
der Peiräeus zur Hippothoontis, Phaleron zur Aeantis, Xypete zur
Kekropis und Thymötadä wieder zur Hippothoontis gehörten,
welche vier Demen doch zusaranienlagen und in einem engeren
Verbände standen, so leuchtet ein, dass Kleisthenes in seinen
Phylen eben nur höhere und, so zu sagen, ideale Einheiten
schaffen wollte, die auf keinem realen Princip ruhten, weder auf
dem des Geschlechts, noch auf dem der Lokalität. Der Verf. zeigt
nun die Gonsequenzen dieser Organisation : für den Krieg, 10 Stra-
tegen; für die Gerichte, die Ileliasten; für die Finanzen, 10 Apo-
dekten; für die Regierung, der Rath der Fünfhundert. Was die
Gerichte betrifft, so siud sie, auch wenn diess System schon unter
Solon angenommen wurde , doch erst in ihrer vollen Bedeutung
mit Kleisthenes ins Leben getreten. Allerdings war bei der alten
Bürgergemeinde die Zahl von 5000 resp. 6000 Ileliasten nicht wohl
vereinbar, und der Zweifel von Bergk ist vollauf gerechtfertigt;
andererseits aber lässt Aristoteles uns in Betreff des Princips kei-
nen Zweifel, s. Polit. 11, 9. 2. ioixe Eokcav — töv öijfiov xccra-
örijoai, za dixaiSTijQiu xoitjöas ix ncevrav. 11, 9. 4 . 216 kav y s
totxe trjv dvayxcuozäxtjv ünoötöövai z<5 dtjfia dvvcefuv, to tag
dg%ag mqüO&cu xai tvbvveiv. — Mit Kleisthenes tritt allerdings
die Demokratie ins Leben. Noch bestanden gewisse Beschrän-
kungen. Die Archonten hatten noch in gewissen Beziehungen die
Functionen des Richters, nicht blos die eines Instruenten des Pro-
' zesses; sie wurden noch nicht durch das Loos gewählt; die vierte
Vermögensclasse war noch von den hohen Staatsämtern ausge-
schlossen; der Areopag stand noch in unverkümmerter Geltung
da. Aber es waren Schranken, die offenbar bei der weiteren Ent-
wickelung des Princips der Demokratie hinwegfallen mussten.
Diese Entwickelung erfolgte unter Perikies. Vor Allem bedurfte
die neue Verfassung eines Schirmes gegeu die Uebermacht einer
einzelnen Persönlichkeit, und diesen gab ihr Kleisthenes in dem
Institut des Ostracismus, für die Republik dieselbe Maassrege],
wie wenn iu der Monarchie ein gefürchteter Prätendent von dem
vaterländischen Boden ausgewiesen wird. Der Verf. eröffnet die-
selbe mit Umsicht und Gründlichkeit und zeigt, wie der Staat in
der neuen Form binuen wenig Jahren zur kräftigsten Mannheit her-
anwuchs und sich in seiner Vollkraft sofort in äusseren Kriegen
offenbarte. Und schon war der Augenblick nahe, wo er den
schwersten Kampf zu bestehen haben sollte, der Krieg mit Persien.
Cap. 32 schildert nun das Emporsteigen des persi-
schen Reiches. Natürlich hält der Verf. die Cyropädie lür
einen philosophischen Roman; er hätte dreist mit Niebuhr hinzu-
setzen können, für eiuen sehr läppischen. Er täuscht sich natürlich
Dgle
16
Alte Geschichte.
auch über den historischen Werth Herodotg nicht, obwohl er
dessen Relation wiedergiebt. Es wäre angemessen gewesen, über
das Verhältnis Ilerodots zu Ktesias und beider zu den einheimi-
schen Sagen ein Wort zu sagen, obwohl die gedankenlose Weise,
in der Photius den Ktesias excerpirt hat, ein sicheres Urtheil
kaum zuläsgt. In neuester Zeit ist aus dem Codex des Escurial,
welcher Constantins Excerpte de insidiis enthält und namentlich
den Nikolaos sehr bereichert, in der Pariser Sammlung der grie-
chischen Historiker Vol. III, p. 66 ein grosses Fragment gekom-
men, welches auf Ktesias zuriickfiihrt und, wenn es wirklich von
Ktesias herstammte, allerdings die Ehrfurcht vor Ktesias sehr ver-
mindern würde. Wir wollen hier nicht in die Erzählung des Verf.
näher eingehen, sondern erinnern an unsere obige Bemerkung,
dass oftmals die Sage bis dicht an die beglaubigte Geschichte
heranrückt und keineswegs immer durch eine aus Sage und Ge-
schichte gemischte Zeit von der letzteren geschieden ist. Mit Darius
stehen wir ganz auf dem Boden der Geschichte. Von Cyrus stehen die
Hauptsachen, seine Eroberungen, fest, alles, was seine Person an-
betrifft, ist durch und durch sagenhaft. — Cap. 33 „growth of the
Persian empirc“ beginnt mit der Eroberung Babylons, geht dann
zu Kambyses und der Thronbesteigung des älteren Darius weiter
und erzählt die ersten Regierungsjahre des Darius bis zu seinem
Scythenzuge , den Abfall und die Wiederunterwerfung Babylons,
die innere Organisation des Perserreiches , die Schicksale des Po-
lykrates. Die erste Eroberung Babylons klang in der einheimi-
schen Geschichte wohl anders, als bei Herodot, obwohl des Letz-
teren Bericht nicht unglaublich ist. Näher der Kunde der Griechen
lag die Eroberung Aegyptens; in Aegypten waren zahlreiche Grie-
chen ansässig, eben so hatten Griechen im persischen Heer dem
Feldzug beigewohnt. Nach Kambyses folgt der Pseudo -Smerdis
— der Verf. sieht darin eine Rcaction der Meder überhaupt, nicht
eine Schuld des falschen Königs allein; daher die Strafe die Meder
insgesammt trifft, so viel ihrer in Susa wohnen, und hierauf das
ganze medische Volk zum Abfall schreitet. Die Meder sind auch
unter Darius Nothus abgefallen, und auf diesen zweiten Abfall be-
ziehen Dodwell, Larcher und Clinton die Worte Herodots (1, 130).
Der Verf. vindicirt sie dagegen dem ersten Darius und weist über-
haupt S. 304 — 306 die Versuche zurück, die Vollendung der hc-
rodoteischen Geschichte in die letzten Jahre des petop. Kriegs
hinabzurücken, Natürlich waren über die Art und Weise, wie
Kambyses starb und Darius zum Thron kam, sehr abweichende Er-
zählungen. Was Herodot sagt, ist bekannt. Strabo sagt dagegen
ganz einfach: KctftßvOrjg vno tiöv fiaycov xatslv&ij. Wieder
anders berichtet Ktesias; er weiss wie Herodot und Strabo von 7
edlen Persern, welche den Magier gestürzt haben, aber er nennt
andere Namen und erzählt die Ereignisse anders. Neue Quellen
strömen uns aus den entzifferten Keilinschrifteu zu. In der von
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George Grote : History of Greece. II.
17
Bisutan ist Kambyses (Kabuyiya) , der Sohn des Khurtish , König
im Lande gewesen ; dieser hatte einen Bruder Bactija, den er, jedoch
vor seinem Zug nach Aegypten, tödten Hess. Darauf zog er nach
Aegypten; hierauf wurde das Reich gottlos, die Lüge nahm zu
aller Orten. Da erhub sieh ein Magier (Mayhush) mit Namen
Gumäta, vom Berge Arkadis, im Lande Pishiganuata, am ersten des
Monats Viyak'hna. Dieser log: ich bin Bactija, der Sohn des
Khurtish, der Bruder des Kabuyiya, und das ganze Reich ward auf-
rührerisch und ging vom Kabuyiya zu ihm über, Persien, Medien
und die übrigeu Länder; so riss er das Reich an sich am 9. des
Monats Garmapada, Kabuyiya aber starb nachher in seinem Zorn.
„Die von Gumäta an sich gerissene Herrschaft, spricht nun Darius
weiter, war von Alters her unseres Stammes , es war aber kein
Mensch, kein Perser, kein Meder, keiner unseres Stammes, wel-
cher diesem Gumäta dem Magier die Herrschaft zu entreissen
vermochte. Es fürchtete ihn sehr das Reich, und keiner wagte
irgend Etwas gegen ihn zu thun, bis ich herzu kam und mit Hülfe
des Auramazda am 10. des Monats Bagayadish mit treuen Männern
den Gumäta sammt denen, welche seine Hauptanhänger wareu, er-
schlug in der Burg Siktha’ uwatish in der Landschaft Nisäya in
Medien, und so durch die Gnade des Auramazda König ward und
damit die Herrschaft, die unserm Stamm entrissen war, an
diesen wieder zurückbrachte.“ Und weiter berichtet Darius selber
von den Bewegungen , welche durch das ganze Reich gingen , von
einem Aufstand in Susa, wo Atrina, in Babylon, wo Halitabira sich
erhoben und für Nabukhadrachara den Sohn des Nabuuita ausge-
geben hatte. Gen Susa sandte er einen Feldherrn; gegen Babylon
zog er selbst. Der Krieg gegen Babylon muss sich in die Länge
gezogen haben; denn inzwischen brachen überall neue Aufstände
los. ln Susa erhob sich Martiya, in Medien Fravartish (Phraortes)
und gab sich für Khshathrita aus dem Stamme des Cyaxares aus.
Neunzehn Schlachten hat Darius geschlagen und 9 Könige der
Rebellen gefangen genommen. Von all diesen Kämpfen schweigt
unsere Geschichte; aus der Grabschrift tritt uns eine Welt von
Ereignissen entgegen, wie wenn plötzlich ein verhüllender Vor-
hang fortgezogen wäre. Darius erscheint uns nunmehr als eins
der grössten Talente, da es ihm gelang, ein aus seinen Fugen ge-
hendes Reich wieder zu befestigen und durch eine weise Ordnung
zusammenzuhalten. Es ist allerdings sehr zu beklagen, dass der
Verf. von diesen Quellen, die ihm zugänglicher siud als aus, sowohl
hierfür, als für die Einrichtung der Satrapien keinen Gebrauch
gemacht hat. Für den , dem die Werke von Bournouf, Lassen,
Hitzig, Iloltzmann, Benfey und vor Allem Rawlinson nicht zu-
gänglich sind, verweise ich auf die Anzeige Bähr's in diesen Jahr-
büchern L, 4 (1847). Das 34. Cap. beginnt mit Dcmokides
und endet mit dem Zuge gegen dieScythen. Wir dürfen
billig mit eben so flüchtigem Fusse über den letzteren hinweggehen,
N.Juhrb. f. Phil. u. Püil. od. Kr». Bibi. Bd. LX. Hfl. t. 2
18
Alte Geschichte.
wie es der Verf. gethan hat, dem die Welt der Realität jenseits
der Donau verschwindet, und bemerken nur, dass, seil Niebuhr die
geographische und Dahlmann die historische Unmöglichkeit des
herodoteischen Berichts iu heiles Licht gesetzt hatten, die neuere
Zeit uns mehrfache Versuche gegeben hat, durch umsichtige
Kritik den wahrhaften Gehalt aus Hcrodot zu gewinnen; nament-
lich hat Hansen diese iu seinem Osteuropa und Kolster in
seinem „Land der Scythen“, im Klotzischen Archiv der Philologie
Band 12, 13, mit sehr gutem Erfolge unternommen, und mit eiuer
Methode, die sicher zum Ziel fuhrt. — Nun folgt eine Zeit der
Ruhe für Persien, bis zum Aufstande der kleinasiatischen
Griechen (Gap. 35). Wir stehen hier bereits auf einem Boden,
wo die gelehrte Forschung über Einzelnes arbeiten kann, dagegen
für die Individualität und Originalität der Auffassung sich wenig
Spielraum darbietet. Die Züge des Aufstandes sind im Allge-
meinen durch die Darstellung des Ilerodot festgestellt; hieran lässt
sich nichts ändern, es ist hier ins Einzelne hinein zu arbeiten, wie
Schultz in seiner in den Kieler Studien enthaltenen Abhandlung
and 11. Weissen b or n in der zweiten Abhandlung seines Hellen
gethan haben. Unser Verf. hält jeden Versuch, die einzelnen
Ereignisse des Aufstandes nach bestimmten Jahren zu ordnen, für
verlorene Mühe und hat daher auch von Weissenborn’s Untersu-
schung keinen Gebrauch gemacht. Es ist äusserst interessant, hier
das Verfahren Grotc’s mit Niebuhr zu vergleichen. Wer
nicht selbst das Glück gehabt hat, Niebuhr zu hören und sich seiner
unmittelbaren machtvollen Einwirkung hinzugeben, die einem jeden
seiner jüngeren Freunde eiue Richtung für das Leben gegeben hat,
dem werden die Vorlesungen, mehr noch, als was er mit eigener
Hand geschrieben hat, die wunderbare Grösse und Genialität des
Mannes vergegenwärtigen. Es giebt Personen , deren blosse Be-
rührung hiureicht, eine Sache zu weihen und zu adeln. So ist es
bei jedem Gegenstand, der von Niebuhr berührt wird. Er kehrt
aus seiner Hand als ein anderer zurück; das Stumme erhält von
seinem Geiste eine Sprache; an dem Langbekannten treten neue
und überraschende Beobachtungen hervor, dass es wie umgewan-
delt erscheint. So das Verhalten Sparta’s und Athens zu dem
Aufstande; so die ganze Entwickelung der Ereignisse, die Zer-
splitterung und vereinzelte Vernichtung der Griechen, deren Land
seiner Natur nach sich nicht zu einer Abwehr des Feindes eignete,
als der Plan einer raschen Offensive , der einzig Erfolg verspre-
chende , an dem Brande von Sardes gescheitert war. Ich glaube,
kein Werk wird diesen Studien einen grösseren Impuls geben, als
Niebuhr’s Vorlesungen, und Jeder wird den Wunsch theilen, dass
der Herausgeber es nicht hätte verschmähen sollen, die Heraus-
gabe durch fremde Unterstützung zu beschleunigen. — Das 37.
Cap. endlich bietet die Geschichte von dem ionischen Auf-
stande bis zur Schlacht von Marathon. Auch hier ist
George Grote : Hietory of Greece. II.
19
natürlich Ilerodot derjenige, welcher die Auffassung dieser Zeiten
fixirt hat. Merkwürdig genug, dass so lange Zeit nach diesen
wundervollen Tagen verstrich, ehe sie einen Geschichtschreiber
erhielten; immer lang genug, auch wenn wir die Abfassung der
herodoteisclien Geschichte früher setzen als den peloponnesischen
Krieg. Noch merkwürdiger, dass selbst eine dichterische Behand-
lung der historischen voraufeilte. Dieser Zwischenraum war gross
genug , um die Sage heranwachscn zu lassen; Niebuhr glaubt selbst
in manchen Erzählungen den Dichter wiederzuerkennen, in
Ktesias muss die Geschichte dieserZeit anders gelautet haben, als
in Ilerodot ; damit soll nicht gesagt sein , dass sie glaubwürdiger
gewesen ist; ein kurzer Blick iu uiisern Auszug lehrt das bereits.
Auch Diodor weicht von Ilerodot ab; leider wissen wir nicht, aus
welcher Quelle er gerade für die uns vorliegende Zeit geschöpft
hat. Diese Prüfung der Quellen ist nicht der Plan unseres Verf.;
dagegen hat er das Gegebene mit Umsicht benutzt und mit Schärfe
beurtheiit. Nachdem der Aufstand unterdrückt ist , ordnet Arta-
plicrnes die Verhältnisse derGriechen neu (Hekatäos ist ihm dabei
zur Hand gegangen, Diod.X,25), dann hebt Mardonios die Ty ran-
nenherrschaften auf. Mardonios’ Zug misslingt durch einen Sturm
am Athos. ln Griechenland senden ganze Staaten, und bedeu-
tende, wie Aegina, ihre Unterwerfung an Persien ein. Athen und
Sparta dagegen treten einander näher, liier setzt der Verf. die
Niederlage der Argeier durch Kleomenes nicht bald nach dessen
Regierungsantritt, sondern etwa mit der Eroberung Milets gleich-
zeitig. Die Schlacht bei Marathon wird nun nach Herodot er-
zählt, die Lokalität nach Leake und Finlay geschildert. (Beide
Bearbeitungen sind durch Hoffmann ins Deutsche Überträgen.)
Die Zahl der Perser setzt Justin auf 600,000, Plato und Lysias auf
500,000, Pausanias und Plutarch auf 300,000, Nepos auf 110,000
Manu ; der Verf. lässt sich auf keinen Versuch ein, auch diese Zahl
noch zu ermässigen, weil es kein Mittel gebe, hier ein sicheres
Resultat zu erhalten. Sonderbar ist, dass auch in Athen eine
Partei es mit den Persern hält, und dass die Alkmäouiden hierbei
sollen im Spiel gewesen sein; die Alkmäoniden, welche den llippiaa
verjagt und die Demokratie eingerichtet hatten? Der Verf. hält
diese Beschuldigung für unbegründet. Ueber das Datum der
Schlacht ist er durch Böckh nicht überzeugt. Die Geldstrafe,
welche später dem Miitiades auferlegt ward, 50 Talente, meint
er, sei die von Miitiades und seinen Freunden selbst offerirte Geld-
busse gewesen. An der Zahlung derselben sei er durch den Tod
verhindert, aber nicht im Gefängniss gestorben, was überhaupt
dem Criminalverfahren in Athen widerstreite. Von dem Wankei-
muth und dem Undank der Athener will er nicht viel hören. —
Das letzte Capitel, das die ionische und pythagoreische Philosophie
und den politischen Einfluss der Pythagoreer auf die politische
Gestaltung Grossgriechenlands behandelt, muss ich hier über-
20
Griechische Litteratur.
gehen. Mögen die von mir gegebenen Skizzen genügen, die Auf-
merksamkeit auf ein lehrreiches und anregendes Werk hinzulenken,
von dem, wie ich höre, bald eine deutsche Uebersetzung zu er-
warten ist. Dr. Campe.
Scholia in Theocritum , auctiora redd. et annotatione crit. instr.
F. Dübner. Scholia et paraphrases in Nicandrum et Oppianum,
partim nunc primum cd., partim collatis Cod. Mss. emend. , annota-
tione crit. instr. et indices conf. V. Cats Bussemaker. Paris, Didot;
1849, 8.-4 Thlr.
Firmin Didot, auch in Deutschland rühmlich bekannt wegen
der von ihm veranstalteten Herausgabe der Schriftsteller lind lit-
terarischen Ueberrcsle des classischen griechischen Alterthums,
hat unter dem oben angegebenen Titel in seiner Sammlung einen
neuen Band erscheinen lassen, welcher Tür einen Zweig der grie-
chischen Litteratur einen nicht unbedeutenden Zuwachs liefert.
Es soll in diesem Bande alles Dasjenige vereinigt sein, was von an-
tiken Commentaren zu den Gedichten des Theokritos , Nikandros
und Oppianos noch erhalten ist*), und Dasjenige, was, wie man
annehmen kann, von Commentalorcn des früheren Mittelalters
theils aus jenen ersten Quellen der Erkenntniss unmittelbar ge-
schöpft worden ist, theils als Ergebniss ihrer näheren Berührung
mit dem Alterthume angesehen werden darf. Wenn man nun un-
bezweifelt zugeben muss, dass Scholien und Glossen nicht nur
aus dem Grunde Interesse, ja Wissbegier für sich in Anspruch
nehmen, weil sie zur Erklärung schwieriger Stellen in den Schrift-
stellern, zu denen sie geschrieben sind, beitragen, sondern auch
deswegen, weil sie Anhaltepunkte geben für die Erforschung der
geistigen und materiellen Entwickelung der Sprache, und weil sie
iu vielen Fällen ein geeignetes Mittel an die Hand geben, die
Quellenschriften des früheren Mittelalters (und somit die Ge-
schichte dieses Zeitraums) dem genauem Verständnis zugäng-
licher zu machen, so muss mau es für ein höchst dankcnswertlies
Unternehmen erklären , wenn dem philologischen und historischen
Gelehrtenkreise möglichst vollständige Sammlungen der alten Com-
mentatoren, so wie derScholien und Glossen zu den verschiedenen
Schriftstellern dargeboten werden.
*) Dieser Scholienband bildet gewissermassen einen ergänzenden
Anhang zu dem im J. 1846 bei demselben Verleger erschienenen Werke:
Poetae bucolici et didactici , welcher den Theokritos , Bion , Moschos,
Nikandros, Oppianos u. a. m. enthält.
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Dübner: Scholia in TheocriCinn.
21
Die Herausgabe der Scholien za den Gedichten des Theo-
kritos hat F. Di'ibner übernommen, welcher schon in diesem Fache
durch seine Herausgabe der Scholien zum Aristophanes bekannt
ist; die der Scholien und Paraphrasen zum Nikandros und Oppia-
nos dagegen U. Cats Bussemaker. Der vorliegende Band zerfällt
daher in 2 von einander ganz unabhängige Werke, welche demnach
auch abgesondert betrachtet werden müssen.
Die Gedichte des Theokritos wurden im Alterthumc viel ge-
lesen und in zahlreichen Abschriften verbreitet. Es werden die
Namen vieler Grammatiker genannt, welche Fleiss und Mühe dar-
auf verwandten, das Verständnis dieser Gedichte zu erleichtern,
indem sic einerseits Schriften allgemeinem Inhalts in Hinsicht
darauf veröffentlichten, andererseits mehr oder minder ausführ-
liche und inhaltreiche Comraentare in sprachlicher und sachlicher
Beziehung zu den einzelnen Gedichten schrieben (z. B. Tlieou,
Nikanor u. A. m ). Man würde sich jedoch sehr täuschen, wenn
man glauben wollte, dass die Scholien und Glossen zu den Ge-
dichten des Theokritos, wie dieselben in zahlreichen Handschriften
in verschiedener Gestalt sich vortinden, im Allgemeinen oder auch
nur ihrem grossem Theilc nach unmittelbar auf den Erklärungs-
schriften jener alten Commentatoren beruhen. Nein! Der grössere
Theil dieser Scholien und Glossen ist, fast unabhängig von jenen,
in weit neuerer Zeit entstanden. Den Anführungen des Eustathios
zufolge muss man annehmen, dass schon zu dessen Zeit nicht mehr
die Schriften jener alten Commentatoren in Original oder vollstän-
digen Abschriften Vorgelegen haben , sondern dass vorher schon
dieselben vorzugsweise in eine Sammlung umgearbeitet worden
waren. Dieser Auszug nun scheint die Grundlage gebildet zu
haben für die exegetischen Arbeiten der späteren byzantinischen
Gelehrten, wie sie sich bis jetzt erhalten haben. Nach dem
neusten Stande der Forschung gewinnt es sogar den Anschein, ah
ob die noch erhaltenen Scholien mehr oder weniger ausführlich
aus einem und demselben Exemplar der oben erw ähnten abgekürzten
Commentariensammlunggeschöpftsein müssen, u. dass dieses Exem-
plar entweder hier und da zerrissen oder schwer leserlich ge-
wesen sei, was der Herausgeber kurz berühret. Unter diesen
Umständen ist es natürlich, dass nur Weniges das Gepräge der Ab-
stammung aus hellenischer Zeit trägt. Dass dem Gesagten zu-
folge diesen Scholien an sich nur ein beschränkter Werth znge-
standen werden kann, ein beschränkterer, als den Scholien, welche
in unmittelbarem Zusammenhänge mit echt antiken Quellen stehen,
versteht sich von selbst. Auffallend ist es daher, dass gerade
diese Scholien weit öfter gedruckt worden sind, als diess mit un-
gleich werthvolleren der Fall gewesen ist. Eiue ziemlich voll-
ständige Reihe von Ausgaben des Theokritos , von denen eine
grosse Menge auch Scholien enthält, zählt Iloffraann in seinem bi-
bliographischen Lexikon der gesammten Litteratur der Griechen
22
Griechische Litteratur.
(Ausg. 2, Bd. 3, S. 474 — 484) auf, und J, A. Jacobs in der Prae-
fatio zu seiner Ausgabe des Theocritus, Bion et Moschus be-
spricht ausführlich deren kritischen Werth und gegenseitiges
Verhältniss.
Es entsteht nun die Frage, ob nach so zahlreichen Ausgaben
dieser Scholien eine neue Ausgabe ein dankenswertes Unter-
nehmen sei 7 Hier nun ist vor allen Dingen darauf aufmerksam zu
machen, dass die früheren Ausgaben, den dabei benutzten Hand-
schriften gemäss nicht nur in Beziehung auf die Lesarten von ein-
ander abweichen, sondern dass die einen manche Scholien dar-
bieten, welche in den andern fehlen, so wie ferner, dass in neuster
Zeit noch bisher unbekannt gebliebene Scholien bekannt geworden
sind. Man muss allerdings anerkennen, dass die vorliegende
Sammlung vor allen früheren Ausgaben schon den grossen Vorzug
in Anspruch nimmt und verdient, dass darin die grösste zu errei-
chende Vollständigkeit angestrebt worden ist. Dass freilich diese
Vollständigkeit eingestandenermaassen keine absolute, sondern nur
eine relative ist, wird sich nachher ergeben. Der Herausgeber
spricht sich in derPraefatio (S. V — X) über dieGrundsätze, welche
bei der Herausgabe von Scholiensammlungen zu befolgen sind,
dahin aus, dass man bei einer solchen am geeignetsten die grösste
Vollständigkeit zu erreichen suchen müsse ; man dürfe unter dem
vorhandenen Material nicht etwa answählen, da die Scholien und
Glossen ja doch nicht das Werk eines Schriftstellers, sondern im
Verlaufe mehrerer Jahrhunderte von Vielen geschrieben seien;
ebenso wenig dürfe man als den einzigen Maassstab für die Auf-
nahme oder Nichtaufnahme in die Sammlung gelten lassen die Un-
terscheidung, welche von den Scholien und Glossen zur Erklärung
des Schriftstellers, zu welchem sie gehören, thatsächlich bei-
tragen. Diese Ansicht des Herausgebers muss entschieden ge-
billigt werden, da, wie er selbst bemerkt, auch das zur Erklärung
des Schriftstellers dem Anscheine nach Unwesentliche für die
Geschichte der Sprache und der Kritik nicht ohne Wichtigkeit ist,
und da, wie der Unterzeichnete hinznfiigen zu müssen glaubt , die
Scholien , dieses Erzeugniss halb des Alterthums, halb einer spä-
teren Zeit, noch längst nicht vielseitig genug behandelt worden
sind, um in jedem Falle über ihren absoluten Werth oder Unwerth
mit Sicherheit zu entscheiden. Dem eben besprochnen Grund-
sätze gemäss hat der Herausgeber in seiner Ausgabe nicht nur
alle diejenigen Scholien und Glossen wiedergegeben, welche in den
verschiedenen früheren Ausgaben der Gedichte des Theokritos
gedruckt erschienen waren, sondern er hat auch aus Handschriften
bisher unbekannte hinzugefügt. Derjenige aber, welcher diese
Ausgabe zur Hand nehmen wollte, in der Erwartung, eine wirk-
lich vollständige Sammlung aller zum Theokritos vorhandenen
Scholien und Glossen darin zu finden , würde sich täoschen ; diese
ergiebt sich schon aus folgenden Worten des Herausgebers selbst
Döbner : Schoiia in Theocritum.
23
in der Praefatio, p. VH: Paucissima denique innotueruni ex K.,
Mediolanensi Ambrosiano no. 222, bombyc. , saec. XIII , oplimo et
„uberrimis“ scholiis glossisque instrncto. Dieses eigneGeständniss
des Herausgebers, so wie eine Vergleichung der vorhandenen hand-
schriftlichen Hülfsmiltel zeigen, dass eine weitere Vervollständi-
gung dieser Sammlung noch möglich wäre. Nach einer kurzen
Erwähnung der früheren Ausgaben, welche er benutzt hat — nur
die von Xj (ander, Warton, Gaisford, Geel und Gail, und Adert’s
Sammlung unedirter Scholien aus einem Genfer IVIauuscripte
werden namhaft gemacht — , wendet sich der Herausgeber zu
einer Besprechung der Handschriften. Die vaticanischrn Codices,
welche Scholien zum Theokritos enthalten, sind im Jahre 1709
von Sanctamandus verglichen worden, leider auf eine Weise, die
Manches zu wünschen übrig lässt, besonders weil er es unterlassen
hat, anzugeben, was in den besseren Handschriften sich voriindet
und was nicht. Unter den übrigen hierher gehörigen auf italie-
nischen Bibliotheken befindlichen Handschriften sind besonders
hervorzuheben: eine Florentiner (Laurent. Nr. 46), von welcher
Salvinius dem Sanctamandus eine Abschrift besorgt hat, und eine
Mailänder (Ambros. Nr. 222), welche ausführliche und inhaltrciche
Scholien und Glossen enthält. Die Pariser Manuscripte hat Gail
sämmliieh verglichen; doch hat der Herausgeber sich der Mühe
unterzogen, eine neue Vergleichung der letzteren zu besorgen,
da die Collation Gaifs ihm höchst unzuverlässig erschienen war.
Unter den Pariser Codices enthalten folgende Scholien und
Glossen: 1. Nr. 2721: saec. XVI; 2. Nr. 2722: saec. XVI; 3. Nr.
2726 : saec. XIV; 4. Nr. 2758 (ann. 1393); 5. Nr. 2763: saec. XVI;
6. Nr. 2781: Apostolii manu ; 7. Nr. 2786: saec XIV; 8. Nr.2802:
saec. XIV; 9. Nr. 2812: saec. XV; 10. Nr. 2831: saec. XIII;
optimus; cont. schol. ad ld. 5 — 7; 11. Nr. 2832: saec XIV; 12.
Nr. 283.3: saec. XIV; 13. Nr. 2835: saec. XIV; 14. Nr. 2884:
saec. XIII; 15. Coisl. Nr. 169: saec. XV; 16. Coisl. Nr. 351: ann.
1516; und 17. Keg. Nr. 454, A: saec. XIV. Besondere Ausbeute
glaubt der Herausgeber aus den unter Nr. 10, 11 und 13 genannten
Handschriften gewonnen zu haben. Mit wenigen Worten nur
■werden berührt: Cod. Toletanus, Schellershera., Canonic. Bibiioth.
Bodlej. Nr. 86 und Barocc. Bibi. Hodlej. Nr. 109. Genügender
ist, was der Herausgeber über den Cod. Genevensis sagt, welcher,
früher nur wenig bekannt durch Casaubonus, Valkenaer, Ruhnken
und Wnstemann, vor einigen Jahren durch J. Adert’s Bemühung
bekannter geworden ist. Diese Handschrift, aus dem XIV. Jahr-
hundert stammend, ist zwar leserlich, aber aus Unwissenheit der
Abschreiber uncorrect geschrieben; es lassen sich darin eine erste
und eine zweite Hand unterscheiden. Sie enthält grösstentheils
dieselben Scholien, wie die vaticanischen Handschriften 3 und 4
und die Pariser 2832 (bei Gaisf. A) , und stammt mit diesen aus
derselben Urhandschrift. Adert giebt eine vollständige Ab-
24
Griechische Litterator.
schrift der darin enthaltenen Scholien, und, um seine Ausgabe zu
einem eigentlichen Supplement derer von Kiessling und Gaisford
zu machen, hat er darin auch diejenigen Scholien aufgenommen,
welche Gail in seiner Ausgabe (1828) aus Pariser Handschriften
zuerst veröffentlicht halte. Die von Adert aus dem Genfer Codex
bekannt gemachten Scholien hat der Herausgeber fast sämmtlich
unverändert in seine Sammlung aufgenommen; dennoch kommen
Abweichungen und Auslassungen vor. Davon unten. Da dem Un-
terzeichneten die Ausgabe von Gail nicht zugänglich ist, so vermag
er nur auf die Vergleichung der in Adert’s Sammlung als aus Gail’s
Ausgabe entlehnt bezeichneten Scholien das Urtlieil zu gründen,
dass der Herausgeber allerdings gegründete Veranlassung hatte,
eine neue Vergleichung der Pariser Handschriften vorzunehmen,
und dass seine Bemühung dankbare Anerkennung verdient.
Der Praefatio lässt der Herausgeber folgen: Th. Wartoni no-
titia scholiorum Theocriti, eine Abhandlung, deren Wiederabdruck
zwar ziemlich überflüssig, aber gerade an dieser Stelle nicht un-
passend erscheint (pag. XI— XIV). Nur in Beziehung auf Askle-
piades aus Myrlea fügt der Herausgeber eine Anmerkung bei,
welche Wiistemann’s Ansicht (cf. ejus praefat. p. XVII) wieder-
giebt, und über den Grammatiker Theätetos und einen gewissen
Lampridius, die sich im Alterthum mit litterarischen Arbeiten in
Hinsicht auf Theokritos beschäftigt zu haben scheinen, werden
kurze Notizen gegeben. An dieser Stelle hätte der Umstand einige
Beachtung wohl verdient, dass in einer der vaticanischen Hand-
schriften die Hypothesis des zwölften Idyll’s überschrieben ist:
vjrdffsötg ’ßpftroefftvoug. S. Fabric. Bibi. Gr. Bd. 3, S 776.
Ebenso hätte die erste Anmerkung entweder weggelassen oder vom
Herausgeber berichtigt werden sollen, denn offenbar bezieht sich
die bei Diog. Laert. V, 1, §. 1L genannte Schrift Ambryon’s irspi
©boxqItov auf den eben vorher erwähnten Theokritos aus Chios;
vergl. Frilz8chc, de poetis Graec. bucol., p. 36. Unter der Ueber-
schrift „Prolegomena de poesi bucolica et de Theocrito“ (S. 1 f )
folgen nun die kurzen, in den Handschriften dem Texte und den
Scholien vorhergehenden Einleitungen , welche sich auch in den
riiheren Ausgaben meist fiuden. Zu dem in Kiessling’s Ausgabe
Gegebenen kommt in dieser neuen Ausgabe Folgendes hinzu: 1.
unter Nr. VI ein kurzes Epigramm, überschrieben : tlg ftovxoJUxtjv,
welches dem Cod. Paris. Nr. 2836 entnommen ist; 2. unter Nr. ix'
der Artikel ©toxgitog aus dem Lexikon des Suidas; 3. unter Nr. I
am Schlüsse ein Zusatz aus dem Cod. Paris. Nr. 2763; endlich
unter Nr. VII mehrere Zusätze aus Pariser Handschriften. — Was
das Einzelne anlangt, so hat der Herausgeber in den unter der
Ueberschrift ®spl diaqpopäg täv ßovxokixäv stehenden Versen
im Texte fälschlich die alte Lesart ä’ vylsiuv aufgenommen, die
dem Metrum unangemessen ist; statt dessen war xäv vyitiav zu
schreiben, was der Herausgeber in der Adnotatio critica (S. 116)
Dübner: Schoiia in Theocritmn.
25
selbst billigt und durch handschriftliche Autorität belegt. In sach-
licher Beziehung kann jetzt wegen des Epigramms des Gramma-
tikers Artemidoros am besten auf Fritzsche, de poetis Graec. bu-
colicis, S. 28 ff. verwiesen werden. In Hinsicht auf die Varietes
lectionis zu der Stelle aus Suidas begnügt sich der Herausgeber
auf die betreffende Stelle in Bernhardts Ausgabe Bezug zu nehmen.
Hierauf folgen von S. 3 — 113 die Scholien, deren äussere
Form schon dadurch von den Ausgaben von Kiessling und Gcel ab-
weicht, dass dort die sämmtlichen uarodföftc xäv eldvXXlav zu-
sammengestellt den Scholien vorhergehen, während dieselben hier
getrennt sind, so dass die vnö&eßig und die Scholien jeder ein-
zelnen Idylle zusammenstehen. Es ist diess eine Einrichtung,
deren Zweckmässigkeit nicht zu verkennen ist. — Was den Text
dieser Scholien betrifft, wie er vorliegt, so muss man ihn von vorn
herein als dreifach verschieden ansehen, ohne noch die vielfachen
Abstufungen in der Gleichartigkeit und Verschiedenheit desselben
in der Handschrift genauer zu betrachten. Der erste und haupt-
sächlichste Bcstandtheil dieses Textes ist der in allen früheren
Ausgaben vorliegende; der zweite ist die Scholiensarnmlung von
Adert; der dritte endlich umfasst die zuerst vom Herausgeber ver-
öffentlichten Scholien. Diese Bestandthcile sind allerdings nicht
mit aller Strenge von einander zu sondern, wie in dem weiter oben
Gesagten schon angedeutet ist. — Vergleicht man zuerst Adcrt’s
Scholiensarnmlung mit dem vom Herausgeber gegebenen Texte,
so findet man, kleinere Abweichungen ungerechnet, Manches nicht,
was Adert aufgenommen hat; z. B. I, 3: ygarpij, Xrjil’fj xal
ree ofioia. 1, 29 : ano xovxov xiößvßiov, olovel %vßßlßi6v rt ov.
1, 34: ’äXXxog- vxoxageiv, &egan eveiv tprjßl. 1, 110: nxäxag- rag
alxiaxixäg ol dagieig xäv elg sg Xrjyovßäv evüeiäv opolag xatg
tv&siaig jcago^vvovßi. I, 128: (peg’ evnäxxoio ' ol (isv xaxä
ßvvaXoig>tjv (pkge, tlxa tvnrjxto io xov xaXäg nentjyoxog ' ol
dekxnXrjgovßi q>ege öij dvxl xov Xäftßave, SqXovo'xixqv ßvgiyycr
geXlnvovv de rjdtj ydvqnovov , ijxoi öäaävlav diä xov xtjQÖv.
I, 147 : AlylXfxr xov äxQaxrjglov. II, 17 : gayela g‘ el yäg xqo%6v
xijgov ipßaXovßai xal dt aigaxog exax ega&ev dvclrpaoat, xovxo
negißxgicfjovßai gofißovßixov xvxXlßxovvnegnvglag, enddovßca
o ßovXovxat. 6 de ävadwov/ievog xtjxsx ar imXeyovßtv
avxä el xvxtj, wg ovxog xrjxexcu 6 goftßog ovxa xal 6 Ifiov
igäv xaxelrj' aXXcog' Xeyovßi xxX. II, 149: Keine fioi xovxo
fiövov ott o zleXtpeg Iv ßvfinoßtco xov egagevov yägiv ßxvq> ov
ßvviyäg äxgäxov lne%eZxo xal xlXog xaxaXuimv xo ßvfinoßiov
äyexo Xeywv ßxetpaväßeiv avxov xov olxov' eloj&aß t yäg ol
£ gävxeg %dgiv xäv e gafiivav xvu&ovg itXe ioveeg im%ei69(u m xov
yäg egägevov 6 ipaöffslg totg ex xov daixvfiövog didopevotg
äyyelotg olvov IßaXev ux dp todov alev fptotos - äxgäxag vnd
igaxog xaxel%exo xal k'tpvyi ße, xal eine , (ptjßl , äyyelXaß a xovxo
fiövov ott o MX<pig xxX. II, 166: vvxxög onaäol- doxovßt yäg
fr SiTTY £ FKTi ;
.!rcu" Digfeedt
26
Griechische Litteratur.
o£ detBQts uxolov&üv ty vvxrl' diteX&ovdyg yag xrjg vvxxog
ovxsti (palvovTou. c5 aOrfQBg , svxqAov vvxzög x«r avtvya
ojraöot, Tovriöuv axolovQovvrtg — g rrysi' isysi di tijv vvxra
&q> «pftarog o^sfö Qui. Leicht könnte der Unterzeichnete noch
eine bedeutende Zahl ähnlicher Beispiele anführen. Doch genügen
diese schon, um daran die Frage zu knüpfen, warum der Heraus-
geber nicht seinem Vorsatze, die möglichste Vollständigkeit anzu-
streben, treu geblieben ist“} Ueber einzelne Lesarten nachher.
Fragt man ferner, ob der Gewinn, den der Herausgeber aus
der Vergleichung der Pariser Handschriften, die Emendationen
einzelner Wörter ungerechnet, geschöpft, bedeutend sei, ob da-
durch viel neues Material gewonnen sei, so muss man diessim All-
gemeinen verneinen. Denn einerseits sind cs selten längere Scho-
lien, die der Herausgeber neu darbietet, meist nur Glossen, an-
drerseits enthalten diese Scholien nicht grade viel Neues und Wich-
tiges. Doch ister wegen der Aufnahme derselben nicht zu tadeln, weil
ersieh hier seinem Grundsätze, der an sich nicht zu tadelnist, treuer-
weist. Indem der Unterzeichnete nun zu den Einzelnheiten sich
wendet, kann er nicht umhin, zu erklären, dass er nicht im Stande
ist, eine vollständige Uebersicht dessen zu geben, was der Text
der Scholien durch das ausserordentlich reichhaltige kritische Ma-
terial und die gewissenhafte Benutzung desselben durch den Her-
ausgeber gewonnen hat, da diess den in diesen Blättern gebotenen
Kaum weit überschreiten würde; er muss sich begnügen, auf Ein-
zelnes aufmerksam zu machen.
Schol. ad 1.1: jrapä talg nrjycüg.] Was früher nach Toup’s
Conjectur in den Text aufgenommen worden war statt des sonstigen
ntgl, hat D. nun auch durch handschriftliche Auctorität belegt.
Ad I. 12 macht D. darauf aufmerksam, dass das Scholion aus
dem Cod. Barocc. wohl richtiger auf den Aelius Dionysius zn be-
ziehen sei, worauf Eustath. p. 962, I. 23 hindcute.
Ad I. 43 behält D. die Lesart yeyavgiCfiBvog mit Recht, ob-
gleich Adert nach dem Cod. Genev. xsravgi0(itvog edirt hat.
Ad 1. 52: Statt der Worte ’AnoXXöSagog 5s d dcagitvq, wo
die Handschriften in Beziehung auf das letzte Wort mannigfach
von einander abwcichen , schlägt D. folgende sehr einfache Emen-
dation vor: An . was einen recht guten Sinn giebt.
Jedenfalls erscheint diese Emendation leichter und angemessener,
als die Adert’s „jrtpl Qta iv“. Gcel schon vermuthete „rois 4a-
Ad I. 65: Der Herausgeber hat den Namen Eifimviörjg bei-
behalten, obwohl ein hoher Grad von Wahrscheinlichkeit vor-
handen ist, dass ZkXrjvog richtiger wä're, was D’Orville vermuthete.
Jedenfalls aber ist die erste Lesart sehr alt, da Phavor. s. v. AXxvy ,
indem er dieses Scholion vor Augen hatte, gleichfalls den Simo-
nides citirt
Dübner: Scholia in Tbeocriturn. 27
Ad I. 92 nimmt D. die Lesart mehrerer Pariser und eine«
vaticanischen Codex ixkrjgov statt der Vulgata äntxglvav auf.
Ad I. 107 bemerkt D., dass nach 2 vatikanischen Handschrif-
ten zu schreiben sei: „lqp’ olg aloivvonivt] tjvl-axo“, mit Weg-
lassung der, ohnehin nur durch Conjectur dortstehenden Worte
ai9ofiivrj fj. Die Vulgata hat hier aloOofitvr], was wegen der
Gleichheit der Anfangssilbe mit aloxwoftivt] durch Irrthum in
den Text gekommen sei. Hier hätte D. ohne Zweifel besser ge-
than, wenn ersieh entweder an den gewöhnlichen Text gehalten
hätte, oder, da dieser einen passenden Sinn nicht giebt, sogleich
die Emendation aufgenommen hätte , die er in der Adnot. critica
empfiehlt.
Ad II. 36 schlägt D. vor, nach mehreren Handschriften zu le-
sen tnfidov, was die Bedeutung habe „fecerunt accinere.“
Ad II. 59: gupeo Oov. D. hat Adert’s Conjectur g^ucatfov
nicht aufgenommen.
Ad 11. 73: Die Berufung auf Ilerodotos scheint sich auf III. 23
zu beziehen.
Ad II. 121 schlägt D. vor, da ein Schriftsteller Olympionikos
nicht bekannt sei , zu lesen „(Egaxoodsvtjg iv ngrixco) ’Okv[iiuo-
vixmv' 1 , was man wohl unbedenklich billigen kann.
Ad II. 149: Das längere Scholion, welches Adert zu diesem
Verse aus dem Cod. Genev. edirt hat, hat D„ ohne einen Grund
anzugeben, aus dem Texte in die Adnotatio verwiesen.
Ad III. 29 empfiehlt D., nach einer Glosse des Cod. Vatic. 5
statt xvicxofievov zu lesen yivopsvov.
Ad III. 50: Der Cod. Genev. und Cod. Par. M bestätigen die
Conjectur von Ilemsterhusius ükovxov statt Tlkovxava. D. hat
daher mit Recht diese Emeodation aufgenommen.
Ad IV. 33 emendirt D. den citirten Vers so: Maraia xa.Ha
ituga Kgöxcav lax äaxta.
Ad IV. 62 schlägt D. vor, statt 6 xögrjv oltpdfitvog zu lesen
6 tag xogt] olcpcifnvog.
Ad V. 1: Es wäre sehr zu wünschen gewesen, dass der Her-
ausgeber in den zahlreichen Fällen, wo er Scholien oder Erwei-
terungen von solchen aus Adert's Sammlung nicht im Texte, son-
dern in der Adnotatio critica mittheilt, den Grund dieses Verfah-
rens angegeben hätte. Anzuerkennen ist freilich, dass es mit
grossen Schwierigkeiten verbunden ist, der Forderung der grösst-
möglichen Vollständigkeit zu genügen, da die Scholien so häufig
dem Sinne nach vollständig, dem Wortlaute nach dagegen nicht
immer genau übereinstimmen, und bald diese, bald jene Hand-
schrift hier oder da Etwas hinzufügt oder weglässt. Doch wür-
den in dieser Beziehung die in Adert’s Sammlung enthaltenen
Scholien verhältnissraässig nur geringe Schwierigkeiten darge-
boten haben. Z. B. an dieser Stelle hätten die Worte des Cod.
Genev. leicht eingeschoben werden können : — £vßagiag nota-
Digiti
28
Griechische Litteraiur.
(lov. ’Eöxi 81 avTTj nokig rijg ’lrallag anoixog (tcöv ’J&rjvaiav)
vvv xcckovuivt] ©ovqiov nvsg to avzd ©ovqlov xal Evßagtv
xakovaiv. Akyovoi — xzk.
Ad V. 43 hat D. die Lesart yapijttefys beibchalten.
Ad VI. 7 hat D. die Conjectur von Jacobs lnti%tv avzy in
den Text aufgenommen , obgleich er in der Adnotat. crit. dieselbe
für unnöthig erklärt. Und and. m.
So wie aber der Ileransg. manche Conjectur, deren Noth-
wendigkeit und Richtigkeit noch bestritten wird, in den Text auf-
genommen hat, so hat er auch darin gefehlt, dass er manche
Emendationen, welche für unzweifelhaft gelten können, unbe-
rücksichtigt gelassen hat. Beispielsweise möge an folgende er-
innert werden: I. 15: (itariiißQivöv (Xylander). I. 27: Kakki'fta-
yog (Heinsius). I. 56: 2Joq>oxXijg (Toup). I. 85: inriQciQrj
(Hemstcrh.). II. 3: x«T«öij<Joftai (Toup). II. 24: Har ive (Words-
wortli). II. 48 : läaiv (H. Stephanus). IV. 28: ksvxalvsrcu (Ja-
cobs). V. 21: Isqöv (Hemsterh.) u. s. w. Von Conjecturen da-
gegen, welche der Herausg. aufgenommen hat, mögen beispiels-
weise folgende hier Erwähnung finden: I. 9: ot )xm (Jacobs).
1. 67: ©szzakiag (Palmerius). I. 147: Aelvav (Meursius). II. 10:
xakvjcTO/itva (Warton). II. 18: gvftßov (Pierson). II. 88: vnoo-
3 na (Reinesius). II. 10U: löyg (Bast). II. 122: l^frWöxoig ( Words-
worth). III. 43: arapetörijxet (Toup). U. a. m.
Zu bedauern ist endlich, dass der Herausg. nicht auch das-
jenige berücksichtigt, was über seinen Gegenstand in deutschen
gelehrten Zeitschriften sich findet. Der Unterz, erinnert z. B.
an Th. Bergk’s interessante Recension von Adert’s Scholiensamm-
lung in der Zeitschr. f. Alterthumsw., in welcher jener ausgezeich-
nete Kritiker auch selbständige Emendationsvorschläge gemacht
hat. Da es dem Unterz, nicht daran liegen kann, eine genaue
Uebersiclit zu geben von allem Dem, wodurch die vorliegende
Ausgabe sich von den früheren unterscheidet; da er vielmehr nur
die Absicht gehabt hat, an einigen Beispielen zu zeigen, welchen
kritischen Standpunkt in dieser Ausgabe der Herausg. eingenom-
men hat, so möge das Gesagte in dieser Beziehung genügen.
Dazu, die Ausgabe auch für Diejenigen recht brauchbar zu
machen , welche nicht speciell dem Theokritos ihre Thätigkeit zu-
wenden, trägt der beigegebene doppelte Iudex viel bei. Der er-
stere Index giebt eine alphabetische Uebersicht aller a) in den
drei bukolischen Dichtern der Griechen und b) in den Scholien
zum Theokritos enthaltenen sachlichen Bemerkungen. Er gehört
also offenbar mit zu der oben erwähnten Ausgabe der griechischen
Bukoliker und dient somit zur Bestätigung dessen, was der Un-
terzeichn. oben über den Zusammenhang jenes und des vorliegen-
den Werkes gesagt hat. Der zweite Index ist ein alphabetisches
Verzeichniss aller bei dem Scholiasten zum Theokritos genannten
Schriftsteller.
zed by Google
Bussemaker: Scbolin in Nicandrum et Oppianum.
29
Aus den obigen Bemerkungen lässt sich nun leicht das Ge-
sammturtheii zusammcnfässen. Schon oben ist der Nachweis ge-
geben, dass der Herausg. nicht ganz Bas in Hinsicht auf Vollstän-
digkeit geleistet hat, was sich hätte leisten lassen, dass vielmehr
eine Vervollständigung noch möglich (und wünschenswcrth) ist.
Ferner hat sich durch die Beispiele herausgestellt, dass der Her-
ausg. in Beziehung auf das kritische Verfahren sich von Schwan-
ken und Inconsequenzen nicht frei erhalten hat. Zu seinen Gun-
sten kann man jedoch nicht unterlassen, darauf aufmerksam zu
machen , wie schwierig es ist, bei der Herausgabe von Scholien
feste Regeln der Kritik aufzustellen und cousequent zu befolgen.
Obwohl daher der Unterz. häufig genug an den in den Text auf-
genommenen Lesarten Anstoss genommen hat, wo andere Gelehrte
gute Emendationen in Vorschlag gebracht haben, so ist er den-
noch der Meinung, dass man darauf ein allzu grosses Gewicht
nicht legen darf. Dankenswcrth ist die Herausgabe dieser Scho-
liensaiumlung in drei Rücksichten : 1) weil dadurch der Text der
Scholien manchen nicht unwesentlichen Zuwachs erhalten hat;
2) weil der Herausg. sich offenbar Mühe gegeben hat, einen unter
den jetzigen Umständen möglichst vollständigen kritischen Apparat
ziisammeuzubringen ; 3) weil derselbe durch die Ausarbeitung der
Indices diese Scholien weiteren Kreisen der philologischen Ge-
lehrteuwelt leichter zugänglich und brauchbarer gemacht hat.
Der Uuterz. glaubt an den Herausg die Bitte richten zu dür-
fen, dass er durch ähnliche Arbeiten fortfahre, sich den Dank der
Freunde der antiken Litteratur zu erwerben, und erlaubt sichln
Erinnerung zu bringen , wie wünschenswert!) das Erscheinen von
neu besorgten Ausgaben der Scholiensammlungen zu den Rednern,
den Tragikern und zu den homerischen Gedichten wäre!
Der Outerz. wendet sich nun zu dem andern Theile der vor-
liegenden Ausgabe, welche die Scholien und Paraphragen zu den
Gedichten des Nikandros und Oppianos enthält. Man kann bei
der Besprechung dieses Theiles am fiigiiehsten das auf die ein-
zelnen Schriftsteller Bezügliche zusammenfassen.
Ungleich seltener, als die Scholien zum Theokritos, sind die-
jenigen zu den Gedichten des Nikandros und Oppianos, so wie die
Paraphrasen derselben, herausgegeben worden; besonders was die
zum Oppianos gehörigen anlangt, war zwar öfter eine Ausgabe
augcküudigt worden, aber nicht erfolgt. Die Besorgung dieser
neuen Ausgabe war ursprünglich dem nun verstorbenen Lehrs
übertragen ; nach dessen Tode unterzog sich U. Cats Bussemaker
dieser Aufgabe. In einer Praefatio (S. I — X) spricht sich dieser
aus 1) über die Grundsätze, welche er bei der Herausgabe befolgt
habe , 2) über die Hülfsmittel , deren er sich habe bedienen kön-
nen, und 3) über den Werth und die Quellen der in Betracht
kommenden Scholiasten und Paraphrasten (S. I). Den zuletzt ge-
nannten Gegenstand behandelt der Herausg. zuerst, wobei erbe-
30
Griechische Litteratar.
sonders der früheren Zusammenstellung Schneider’» folgt. Die
Arbeit des Herausg. verdient aber vor der Schneider’« den Vorzug,
einerseits weil, was der Letztere nur vermuthungsweise als höchst
wahrscheinlich aufstellen konnte, von Ersterem mit grösserer Be-
stimmtheit zum Theil bestätigt, zum Theil widerlegt wird, ande-
rerseits weil hier die Resultate der Forschung weit geordneter
erscheinen. Bei der Aufzählung derjenigen Grammatiker, welche
im Aiterthume Erläutcrungsschriften zu den Gedichten des Ni-
kandros verfasst haben, bespricht der Herausg. 6 der Zeitfolge
nach: 1) Theon (unter dem Kaiser Augustus anzusetzen, nach
Suid. s. y.’Aniav); 2) Demetrios Chloros, den Steph. Byz. s. v.
KoQÖnr] fälschlich Phalereus nennt, und der nach Schol. ad Nie.
Ther. 746 dem Antigonos der Zeit nach vorausgegangen zu sein
scheint; 3) Antigonos (nach Erotian. praef. p. 12 etwa unter Nero
oder Claudius zu setzen); 4) Pamphilos aus Alexandria (lebte —
nach Suid. s. v. /hoyiviavos — noch vor Kaiser Hadrianus);
5) Piutarchos, unter dessen Schriften der sogenanute Lamprias
eine unter dem Titel: „tig ta NtxdvÖQOv Qijgiaxd 1 ' 1, anführt; und
6) Diphilos, dessen Comraentar ausser Athen. VII. p. 314, d. auch
Schol. in Theocrit. X. 1 citirt. In Beziehung hierauf ist aber zu
bemerken, 1) dass es freilich nicht nur für sicher gelten kann,
dass Demetrios Chloros den Nikandros commentirt hat, sondern
auch dass es die grösste Wahrscheinlichkeit für sich hat, dass
Steph. Byz. irrlhümlicherweise diesen Demetrios mit dem Dem.
Phalereus identificirt habe; aber als möglich kann doch ange-
nommen werden, dass es auch einen jungem Grammatiker dieses
Namens gegeben haben könne; 2) dass in Beziehung auf Diphilos
aus den angeführten Stellen sich nur ergiebt, nach welcher Zeit
er nicht gelebt haben könne, nicht aber, ob er nicht Zeitgenosse
oder gar Vorgänger eines der vorhergenannten Grammatiker gewe-
sen ist. Die übrigen von Schneider (in seiner Ausg. derTheriaca,
praefat. p. VII f.) genannten Comraentatoren des Nikandros wer-
den von dem Herausg. nur insofern berücksichtigt, dass er em-
pfiehlt, Diogenianos und Zenodotios Theophilos aus der Reihe
derselben zu streichen, wegen Mangels eigentlicher Beweise, und
dass er darauf aufmerksam macht, dass, wenn einzelne in den
Scholien erwähnte Worterklärungen, denen ihr Auctor beigefiigt
ist, dazu berechtigen, auf grössere Coramentare dieser Männer zu
schliessen, so müsste das von Schneider gegebene Verzeichnis»
noch um folgende 3 Namen vermehrt werden: Numenios, Demo-
phon, Lysimachos. Auffallend ist es allerdings, dass alle diese
Commentatoren , so weit es sich nachweisen lässt, nur die The-
riaca behandelt haben; nur Pampliilos scheint hiervon eine Aus-
nahme zu machen. Bei der Besprechung der benutzten Hiilfs-
mittel bezeichnet der Herausg den Cod. Paris. Nr. 2403 als den
besten , der zu Vs. 1 — 932 der Theriaca Scholien und Interlinear-
glossen enthalte. Die Scholien stimmen in der Hauptsache mit
ogle
Bussemaker: Scholia in Nicandrum et Oppianum n. s. w. 31
den in den Ausgaben bekannten überein; aber die Lesarten dieser
Handschrift sind meist gut und beweisen, dass dieselbe nicht mit
dem Cod. Goetting. und Lorr. aus derselben Crhandschrift stamme;
die Glossen dagegen seien verthlos, da sie meist aus den Scholien
entnommen seien. Ausser dieser Handschrift werden vom Her-
ausgeber noch folgende ilülfsmittel berücksichtigt und benutzt:
1) Der ältere und jüngere Scholiast im Göttinger Codex; 2) die
Scholien des Cod. Lorrianus; 3) die von La Porte du Theil (zu
Ther. vs. 933—958; aus einem vaticanischen Manuscripte in sei-
nen Polices et extraits des manuscrits (vol. 8) bekannt gemachten
Scholien ; endlich 4) die bisherigen Ausgaben. In Beziehung auf
die Scholien der Alexipharm. standen dem Herausg. keine bisher
unbenutzten Hülfsmittel zu Gebote; er hat sich begnügen müssen,
auf die bekannten Lesarten der Handschriften und Ausgaben ge-
stützt, hier und da Verbesserungsvorschläge zu machen.
Die Paraphrasen des Euteknios sind nach der Ausgabe Ban-
dini's, also hauptsächlich nach der Wiener Handschrift, edirt,
doch mit steter Benutzung der im Göttinger Manuscripte an den
Rand geschriebenen Excerpte. Zu bedauern ist es, dass der Cod.
Escurialensis, welchen Fabric. Biblioth. Graec. Bd. XIII. S. 345
erwähnt (wo freilich fälschlich der Verfasser der Paraphrasen
Eugenios genannt wird), bei der Herausgabe gar keine Berück-
sichtigung gefunden hat.
Nicht uninteressant endlich ist es, dass der Herausg., obgleich
es nicht zur Sache gehört, Lesarten eines Pariser Codex bub dem
11. Jahrhundert, welcher einen grossen Theil der Gedichte dea
Nikandros enthält, auf S. V f. mittheilt.
Bevor der Cnterz. nun dem Inhalte der Praefatio weiter folgt,
wendet er sich zu einer kurzen Besprechung des gegebenen Tex-
tes der Scholien (S. 173 — 219) und der Paraphrasen des Eutek-
nios (S. 219 — 242) und der dazu gehörigen Adnotatio critica (S.
387— 425).
Schon der Text des rtvog Nixävögov zeigt, wenn man ihn
mit den handschriftlichen Lesarten vergleicht, manche Abwei-
chung; es sind diess aber nur solche Abweichungen, dies für sichere
Emendationen gelten können: z. B. (PaÖjjAtrijs statt <Pa0t]Xqzt]S.
'Wirft man einen vergleichenden Blick auf die Adnotatio critica
des Herausg. und auf die Anuotationes ad genus Nicandri in Schnei-
dens Ausgabe, so muss man sich überzeugen, dass der Herausg.
eiue vollständige Varietas iectionum nicht giebt. Dagegen sind
mehrere Lesarten in der vorliegenden Ausgabe augemerkt, welche
von Schneider nicht erwähnt werden, z. B. S. 173 b. 1. 5 (nach B.'s
Ausg.) hat der Cod. Paris, tnixkvov u. a. m. Dieselben Ungleich-
heiten finden sich auch nachher in den Bemerkungen zu den ei-
gentlichen Scholien. Der Hauptgewinn in kritischer Hinsicht
gründet sich im Ganzen auf das Pariser Manuscript. Cm aber den
Beweis zu liefern, dass der Text durch des Herausg. Bemühung
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32
Griechische Litteratur.
sehr wesentlich gewonnen hat, mögen hier einige Bemerkungen
über die Scholien zu den Theriaca Platz finden :
Ad Vs. 3: xai tu tlg Aiövxiov. Durch die Hinzufügung der
Partikel xai werden die Schriften IltgOixd und Elg Asövxiov als
verschieden bezeichnet, was wenigstens die grösste Wahrschein-
lichkeit für sich hat.
Ad Vs. 15: IxkxQvn ro. Diese Lesart des Cod. Paris, ist dem
Zusammenhänge angemessener als ixgvi ireto bei Schneider.
Ad Vs. 22: Die Worte tovto — orjfiaivsiv sind ein ganz über-
flüssiger Zusatz und hätten als Eiuschiebung bezeichnet werdeu
sollen, da sie stell in den Handschriften nicht finden.
Ad Vs. 23: tlxuiag emendirt B. nach dem Cod. Paris statt
olxtlag bei Schneider.
Ad Vs. 29: kiaxgoi emendirt B. statt XiOtqov der Codd. Er
hätte sich auf das Etymol. magu. p. 587 stützen können, wo die-
ses Wort auch als Masculinum vorkommt.
Ad Vs. 37 : yayyixiv Cod. Paris.
Ad. Vs. 40: xaxQvg emendirt B., wie jetzt fast durchgängig
statt xäyxQvg gelesen wird.
Ad Vs. 43 : Zeune’s Conjectur xgttxvtrjxi wird durch den Cod.
Paris, bestätigt.
Ad Vs. 64: ßagvoöfiov Cod. Paris.
Ad Vs. 66: B. schiebt nach den Worten ßor ävrjq cprjtfiv aus
dem Cod. Paris, ein: l’öri öe övo ysvrj avxijg ijutgov xai äygiov.
Ad Vs. 79: B. nimmt die ohne Zweifel richtige Conjectur Ar-
naud's und Bentley’s %triuig in den Text auf.
Ad Vs. 92: ogtvuv. Diese Lesart wird durch den Cod. Pa-
ris. bestätigt.
Ad Vs. 104: dnoaxa^ig conjicirt B. statt «jroötatfig.
Ad Vs. 105: loöpogov emendirt B.
Ad Vs. 123: (iixgöxatai lxiq)$gov6cu emendirt B.
Ad Vs. 126: o%y emendirt B. , was allerdings dem vorange-
henden Conjunctiv besser entspricht.
Ad Vs. 137 : ro fiisjjpoj/ds Cod. Paris.
Ad Vs. 154: B. schlägt (poXig statt kotpig vor, was einen bes-
seren Sinu giebt; er beruft sich, um diese Emendation zu empfeh-
len, auf Pseudo-Aristot., mirab. anscultatt. 178.
Ad Vs. 199: B. schreibt, meist dem Cod. Paris, folgend:
«AA’ opcog xuxsxg^uTO xovxip xai Ivxuv&u. " Akkag • xvgicog
ro t«: (itxgä xgscpuv naga xxk.
Ad Vs. 215 : In den hier citirten Versen des Nikandros nimmt
B. die Lesart des Cod. Paris. Oztlxovxeg auf, weil diese besser in
das Metrum passt, als die Vulgata.
Ad Vs. 237 : Die frühere Lesart jjAoreouda wird durch den
Cod. Paris, bestätigt; B. hat sie desshaib aufgenommen.
Ad Vs. 252: gtovlgovda schreibt B. nach dem Cod. Paris.
Ad Vs. 257 : An der schwierigen Stelle x 6 ö’lpcpBgeg ouoiov
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Busscmaker : Scbolia in Nicandrum et Oppianutn. 33
Ist auch aus der Lesart des Cod. Paris, o/xolcag Ifitpfglg eine
genügende Erklärung oder Emendation nicht ersichtlich.
Ad Vs. 267 : Nach dem Cod. Paris, nimmt U. die von Schnei-
der weggelassenen Worte „£x de tov nogiva yeyova nogala, dg
Ix tov negiödevco negi<SOala u wieder auf.
Ad Vs. 291 : Der Lesart des Cod. Paris, (tatet täv vn av tov
sich anschliessend, emendirt B. utree tcäv äri avtov.
Ad Vs. 312: Aus dem Cod. Paris hat U. folgendes Scholion
aufgenommen : xvßagvrjtrjgu ‘ rj atfioggotg löaxs Kdvaßov tov
xvßtgvtjtrjv tov Mtvtkäov xadavdovtoc Iv tä ngog AXyvntov
alyiakä rrjg Alyvnzov.
Ad Vs. 322: Zu missbilligen ist es, dass B. in dem citirten
Verse des Archilochos eine blosse Conjectur xij<p oAov in den
Text aufgenommen hat, wahrend er doch selbst in der Adnotatio
zu dieser Stelle auf Apollon. Lex. s. v. fftwA?/v aufmerksam macht,
wo eben dieser Vers angeführt wird; dort findet sich die Lesart
xal ipiAoii, und B. erkennt selbst die Wahrscheinlichkeit der
Richtigkeit dieser Lesart an.
Ad Vs. 383: Statt tuötv der Codd. und Ausgaben schlägt
B. vor, XaOiv zu lesen.
Ad Vs. 420: B. schreibt nach dem Cod. Paris.: „17 apjrsä^s,
ln sl xattt trjv ägntdöva Atjrrov.“ Er weicht nur darin vom Cod.
ab , dass er xatä dem negl des Cod. vorzieht.
Ad Vs. 484: B. emendirt nach dem Cod. Paris. Inolai epagu-
ftaioa statt noiovöa nacpwgatai. Und so weiter.
Diese Bemerkungen werden genügen , um die Ueberzeugnng
zu begründen, dass, obwohl nicht überall ein sicheres Resultat
gewonnen ist, dennoch diese Scholien durch des Herausg. Ilecen-
sion nicht mir an vielen Stellen bereichert, sondern auch durch
sichere Emendationen verbessert worden sind.
ln den Scholien der Alexipharmaca und in den Paraphrasen
des Eutckuios hat der Herausg., wie oben gesagt ist, neue Hiilfs-
mittel der Kritik nicht benutzen können; er hat sich daher be-
gnügen müssen , sich der schon bekannten Hülfsmittel zu bedie-
nen, und hier und da eigene Emendationsversuche zu machen.
Besonders die Paraphrasen bieten ein reiches Feld für die Con-
jecturalkritik, da bekanntlich die Handschrift, auf der fast einzig
der Text beruht, ausserordentlich schlecht und fehlerhaft ge-
schrieben ist. Diesen mit Hülfe der im Göttinger Codex enthal-
tenen Bruchstücke zu verbessern, hat schon Schneider versucht;
immerhin aber muss man zugeben, dass der Herausg. durch scharf-
sinnige Combindtionen auf manche empfehlcnswerthe Conjccturen
gekommen ist.
Zuletzt mögen noch einige Worte in Beziehung auf die Scho-
lien zum Oppianos und auf die Paraphrasen von dessen Gedichten
Platz finden. Nach der Praefat. S. VI ff. befolgte der Herausg.
hierbei den Grundsatz, dass er alle Scholicii und Glossen, die ihm
N.Jahrb. f, Phil «. Päd. od, Krit , Bibi. Bd • LX, Hfl. 1. 3
34
Griechische Litteratur.
irgend welchen Werth zu haben schienen, aufnahm, alles Werth-
lose dagegen wcgliess. Er sagt S. VI, dass er diese Unterschei-
dung in den Scholien der KvvrjytTixü sich zur strengen Norm ge-
macht habe, weniger streng sei er bei den Scholien der 'Afosv-
rixtt verfahren. Schon diesem eigenen Gesländniss des Herausg.
gemäss wird ihm Niemand den Vorwurf der Inconsequenz ersparen
können. Schon oben hat der Unterz, seine Ansicht über die Will-
kürlichkeit ausgesprochen, welche bei Scholiensammlungen eben
so wohl, wie bei jeder Herausgabe von Werken der alten Zeit
tadclhaft ist; er braucht sic daher hier nicht noch einmal ausführ-
lich darzulegen. Auch das möchte der Uuterz. wenigstens nicht
unbedingt billigen, dass der Ilerausg. (S. IX f.) erklärt, er habe,
um eine möglichst genaue Anschauung der von ihm benutzten
Handschriften zu gewähren, besondere Eigeutliümlichkeilcn in der
Schreibart wiedergegeben; allein dieses Verfahren erschwert im
Allgemeinen den Gebrauch eines Buches, ohne einen eigentlichen
Nutzen zu haben. So wenig aber diese kritischen Grundsätze
zum Vortheile der Ausgabe gereichen, so kann man doch, mit
mehr liecht, als diess gewöhnlich geschieht, sagen, dass durch
dieselbe eine seit lange gefühlte Entbehrung Befriedigung findet.
Denn nur die Scholien der 'Ak itvnxa sind bekanntlich von llit-
tershusius (im J. 1597) herausgegeben worden , und mit dieser
Ausgabe, über welche Schneider (in seiner Ausgabe praef. S. Xf.)
ein entschieden verwerfendes Urtheil spricht, hat man sich seit
jener Zeit begnügen müssen. Seit langer Zeit haben neuere Ge-
lehrte hier und da Berichte über Handschriften des Oppianos mit
Scholien gegeben und einzelne Proben von den letztem ver-
öffentlicht. Darüber verbreitet sich der Herausg. S. VII f. mit
anerkeuuenswerther Genauigkeit. Er knüpft hieran die künftiger
Untersuchung und Beantwortung vorbehalteiic Frage, in wie weit
die noch nicht edirten Scholien mit den bekannten iibereinstimmcu,
und giebt einige kurze Andeutungen darüber, in welchem Ver-
hältnisse dieselben den initgetheilten Proben zu Folge zu den
Scholien der Pariser Handschriften stehen. Das Ergebniss dieser
Vergleichungen ist, dass ohne Zweifel noch viele Manuscripte
Scholien zum Oppianos enthalten, durch deren Veröffentlichung
auch diese Sammlung eine bedeutende Erweiterung erfahren
könnte. Diess würde um so mehr der Fall sein, da Fabric. Bi-
bliotli. Gracc. Bd. 5. S. 594 ff. noch mehr Codd. erwähnt, welche
die Gedichte des Oppianos mit Scholien (ganz oder theilweisc)
enthalten. Bis jetzt sind nur die Scholien folgender edirt: l)Zwci
Codd Palat. und Cod. Sylburg. bat Uittershusius zu seiner Aus-
gabe benutzt; 2) die Handschriften, deren der Herausg. sich be-
dient hat, sind folgende: A. Für die KvvrjytvDux: a) Cod. Paris.
Nr. 2735 (membran., saec. XII) mit längern Scholien, die schon
Schneider zuweilen anführt; ß) Cod. Paris, auctar. Nr. 109 (char-
Bussemaker: Scholia in Nicandrum et Oppiannm.
35
tac., saec. XV) mit Glossen*). B. Für die 'AJhevnxd: a) Cod.
Paris. Nr. 2735 (bombye. saec. XIV) mit Scholien und Glossen,
die gegen das Ende hin seltener werden; ß) Cod. Paris. Nr. 2861
(chartac. saec. XVI), das 5. Buch mit Interlinearglossen enthal-
tend; y) Cod. Paris. Nr. 2755 (chart. saec. XV), Scholien und
Glossen von I. 527 bis II. 108 enthaltend; d) Glossen, die Hutger-
siiis aus einem Cod. Amstelod. veröffentlicht hat. Ausser den
Scholien giebt der Ilerausg. noch: 1) Bio g ’Oitniavov , die kurze
schon längst bekannte Lebensbeschreibung dieses Dichters; 2 )’On-
aiavov AktevttxcSv il-ijyijoig, eine kurze Paraphrase, die er dem
Cod. Paris. Nr. 2735 entnommen hat; und 3) Evxexvlov naget-
cpgaßig elg rä tov ’Oxitiavov Kvvijysztxct , ßtßk. «, das erste
Buch der Paraphrase des Eutcknios, die Mustoxydes und Schinas
(in SvXÄoyfj dnoßnaßpuxnv ävex Öotcov , fase. 5) aus einem Flo-
rentiner Manuscript heraasgegeben haben. Mit Bedauern ver-
misst man hier die Paraphrasen vom 2. — 4. Buche , die nach Ban-
dini (catal. codd. Graec. bibl. Laurent. Bd. 1. S. 78) in derselben
Handschrift sich finden, so wie die Paraphrasen des Euteknios zu
den 'AkievuMx und 'Jgetmxa, welche nach Lambecius’ Aussage
in einem Manuscripte der kais. Bibliothek zu Wien enthalten sind.
Hier kann freilich der Herausg. sich darauf berufen, dass es ihm
nicht möglich gewesen sein mag, diese Codd. zu benutzen; diesen
Einwand kann er aber nicht machen in Betreff des Gedichts Fivog
’Oxjtiavov , einer biographischen Schrift des Konstantinos Mauas-
ses , welche Belin de Ballu aus dem Cod. Paris. Nr. 2737 in sei-
ner Ausgabe des Oppianos (1786; Bd. I, praef. S. 40 ff.) hat ab-
drucken lassen. Auch der Ilerausg. hätte dieselbe in dieser Aus-
gabe aufnehmen sollen. — Die Scholien der Kvvijyettxd erschei-
nen hier zum ersten Male im Druck ; sie sind meist äusserst kurz
und grossentheils den Glossen sehr ähnlich, in denen ein Wort
durch ein anderes erläutert wird. Der Herausg. hat sich streng
an die Handschriften gehalten; in der Adnot. crit. macht er nur
die eine (lind zwar gewiss richtige) Emcndation, dass zu III. 129
dito tov egt Inttazixov statt und tov t intt. zu schreiben sei.
Ungleich bedeutender sind die Scholien der 'Aktevxtxü , die in
einer in jeder Beziehung unvollkommuern Gestalt in der Ausgabe
von Rittershusius sich finden. Zur Probe der zahlreichen Erwei-
terungen, die diese Schot, hier erhalten haben, will der Unterz.
nurdasSchol.zul.2anfiihren; bei Rittersh. lautet dasselbe: ’Afttpi-
tglttjg) 9ukecßßtj gS. ; bei B. dagegen so: ’Ancpttgltris' ftakäßßtjg.
’AyupLXQltT] xaz ixvfiokoytav r\ Qdkaßßa, xal yQCKpetat läta, xal
ätpetXe ygatpeß&at öta dtipdoyyov cos «no trjs ktV(iokoylas'
*) Interessant iat in Bezug auf diesen Cod. die Notiz, dass er voll-
ständig ist , und dass man ihn nur darum für defect gehalten habe , weil
einige Blätter falsch gebunden sind.
3 *
36
Griechische Litteratur.
yttQ JEffßK TO OQBLV (peil'), 0 IßZl Ttaguß^BOflEVCV , T] JtttQa ro
r gtlv, tovzbGzi q>6ßov IftnoiB Iv uiizpozBga^BV' xal näg ov ygü-
tpBzui öia öupfföyyov , «AAtt ypagpsrat öta tov i; tu yug Big zrj
kr/yovTet &BTixu ßugvzova vnhg [ilccv duAA aßrjv svl (pavqEVTi
&eXov<3i nctgaXrjytö&at , olov (tBkszrj^ ’Aiupizglzr] xal ’Acpgodiztj,
xu9i0r6gr]6av öl nugä zo 6vyxoipri&ijvai zov IloßBiöävd zive
Nrjgtjtöi oilza xakovplvy ’Afjfpizgizr]. Aus diesem einen Bei-
spiel schon kann man einigermaassen ersehen, welcher Art und
wie umfänglich die Erweiterungen sind, welche diese Scholien in
der vorliegenden Ausgabe erhalten haben. Zum Beweise endlich,
wie wesentlich der Text durch die neue Ileccnsion gewonnen hat,
mögen hier einige Emendationeu des Herausg. beispielsweise er-
wähnt werden:
Ad I. 1 : nuXayyBg) itkXayyEg. I. 10 : vntgßazov ) vnsgßu-
tov. I. 32: l<pEkxv0avzo) lq>BiXxv6arzo. I. 46: Sylburg’s Con-
jectur Tjhxluv wird durch einen Cod. Paris, bestätigt. I. 79: Ix
xov nogä, nogvva ) Ix zov aögog nogcö, nogvveo. !. 201:
fisyugov) (luyBigslov. I. 215: Ivb ga&sv) ivigodEV. I. 249: Ip-
tpvkiov zo (SvyxBVBg) lytpvXov zo ßvyyBvkg. 1 . 268: ««....)
aitBiOLV. I. 312 : bXco) sta. I. 320: ävalfimv) Evatfiav. 1.360:
Bql[k6. I. 430 : xai vjitp avzrjg) xa&aizBg uvzrjg. I. 515: fie-
Xcceiv) (iij XÜbiv. I. 565: Ivfcovöiv) Iv^ovßiv. I. 618: fhviav)
Bi&vvlav. I. 692: xal ccköißxco) xal äAöijöxfn. I. 721: xavOzi-
xov) B. liest mit Rittershus. ßavozixöv u. s. w. Mit dem gröss-
ten Fleisse hat der Herausg. die Schriften der griechischen Lexi-
kographen und Grammatiker zu Rathe gezogen, besonders das
Etymologicum magnum , um mit ihrer Hülfe die einzelnen Scho-
lien zu verbessern. Er geht dabei von der Ansicht aus, dass der
Verf. des Etymol. magn. aus denselben Quellen geschöpft zu ha-
ben scheine, wie der Verf. dieser Scholien. An einzelnen Stellen
kommt es daher auch vor, dass er zu diesem Emendalionsvor-
schläge macht, z. B. p. 589, lin. 54: öfiov öeiv) öftov QbIv nach
dein Schol. ad Hai. I. 466 u. s. w.
Die Adnotatio liefert den Beweis, mit welcher Sorgfalt und
Gewissenhaftigkeit der Herausg. zu Werke gegangen ist. Seiner
Umsicht und Genauigkeit verdanken wir es, dass diese Ausgabe,
der gerügten Mängel ungeachtet, als höchst brauchbar bezeichnet
werden kann. Um diese Brauchbarkeit noch zu erhöhen, sind
noch 3 Indices beigegeben : 1) Index rerum ad Oppianum, Nican-
drum, Marcellum, Anonymum et Philen eorumque scholiastas (S.
511 — 649); 2) Index scriptorum in scholiastas Nicandri et Oppia-
ni (S. 650 f.); 3) Index animalium et plantarum (S. 652 — 670).
Der erste ist mit ausserordentlichem Fleisse ausgearbeitet; der
letzte ist nicht alphabetisch, sondern systematisch angelegt, wess-
halb seine Benutzung fiir Philologen ziemlich beschwerlich ist.
Nach dem oben Gesagten lässt es sich nicht in Abrede stel-
len, dass die Arbeit des Herausg., obwohl man nicht in jeder
Platon'» Werke. Griechisch und (kutsch.
37
Beziehung mit ihm übereiustimmen kann, dennoch eine erfolg-
reiche und für die Wissenschaft förderliche gewesen ist. Möge
er in den Ausstellungen, die der Unterz glaubte machen zu müs-
sen, einen Beweis dafür finden, dass derselbe das vorliegende
Werk mit anerkennendem Interesse durchgegangen liat. — Die
Ausstattung des Werkes ist derjenigen der andern zu der Samm-
lung vou Didot gehörigen Werke völlig ähnlich.
Dr. II. Brande ».
Platon S Werlte. Griechisch und Deutsch mit kritischen und er-
klärenden Anmerkungen. Krster Thcil : Das Gastmahl. XMV
Vorwort u. Einl. und 148 S. in gr. 12. Zweiter Theil: Phädon.
XXXI u. 200 8. Dritter Theil: Fcrtheidigung des Sokrates.
XIV u. 83 8. Vierter Theil: Euthyphron und Krilon. XII u.
110 8. Fünfter Theil: Laches und Charmidcs. XVI u. 168 S.
Sech ster Theil: Vhädros. XVI u. 179 S. Siebenter Theil:
Menexenos. XXXV u. 88 S. Leipzig, Verlag von Willi. Engel-
mann. 1841 — 1847.
Schon neulich hat Rcf. in diesen Blättern auseinandergesetzt,
dass Verdeutschungen antiker Prosaiker keine überflüssigen, nutz-
logen und vcrachtungswerthen Arbeiten seien, durch welche die
Ehrfurcht vor dem Alterlhume verringert werde, sondern dass
sie, ihre Tüchtigkeit vorausgesetzt, allen Lesern der Urbilder
Interesse ablocken, der Muttersprache zum Gewinn ausschlagen,
der germanischen Litteratur zur Zierde gereichen und der Ver-
breitung vorweltlicher Bildung die weitesten Bahnen öffnen müss-
ten. Diesg gilt ganz vorzüglich auch von den griechischen Prosai-
kern, in welchen unermessliche Schätze hellenischer Forschung,
Erfahrung und Weisheit aufgehäuft sind, während die Erlernung
der Ursprache, obschon mit keinen grösseren Schwierigkeiten als
die der Sprache Latiums verknüpft, doch weniger allgemein ge-
fordert und in unsern Tagen mit immer neuen Beschränkungen
gleichsam bedroht wird. lief, hat dargethan, dass Uebcrsetzun-
gen das beste Mittel sind, den Gefahren der modernen Theil-
nahmlosigkeit entgegenzuwirken , da sie einen ähnlichen Einfluss
auf die Nation äussern, wie die Kupferstiche, welche ein ausge-
zeichnetes, in einer fernen Stadt des Auslandes hangendes oder
nn versetzbares Origiualgemälde durch Vervielfältigung aus seiner
Einsamkeit hervorziehen und zum Gemeingut unzähliger Be-
schauer machen, welchen seine Pracht sonst auf ewig verschlos-
sen bleiben würde. Sollte die Gewandtheit des Grabstichels nicht
den Ruhm des Urbildes steigern und die Reiselust vermehren?
Wer wird nicht wünschen müssen, dass die herrlichen griechischen
/
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38
Griechische Litteratur.
Pro8ailcer , wie so viele Classiker der modernen Nationen , durch
wahrhaft ciassischc Uebertragungen in einer Sprache , welche alle
Sprachen der heutigen civillsirten Welt so vielseitig iibertrifft,
nachgebildet und gleichsam ans der Gruft der Jahrhunderte her-
vorgerufen werden? Herodot und Thucydides, Demosthenes und
Plutarch, Plato und Aristoteles, und wie die Sterne des Allerthums
alle heissen, werden in veijiingtem Glanze strahlen, wenn sie der
Deutsche gegenwärtig überträgt, nachdem seine Sprache , durch
einen Zeitraum von hundertjähriger Bliithe hindurchgegangen,
dazu hinlänglich gereift ist. Freilich müssen wir, nach so vielen
theils vorzeitigen, theils leichtfertigen, theils verkehrten Ver-
suchen, an jegliche neue Leistung auf diesem Felde den höchsten
und strengsten Massstab anlegen , um der gefährlichen Stümperei
nach Kräften Einhalt zu thun.
Wenn wir die vorliegende Verdeutschung der sämmtlichen
Werke Plato n’s betrachten, welche seit.einigen Jahren zu er-
scheinen angefangen hat, so müssen wir die doppelte Frage steilen,
ob die bisherigen Nachbildungen so wenig genügten, dass sie eine
neue noth wendig machten, und ob die neue, welche uns hier ge-
boten wird, nicht nur die früheren übertroffen hat, sondern auch
den gerechten Anforderungen der Gegenwart vollkommen ent-
spricht. Vollkommen nämlich in solchem Grade, dass sie von der
Herausgabe anderweitiger Versuche abmahnt und den weltbe-
rühmten Autor in unserer Nation endlich einbürgert. Ich muss
voraasschicken, dass mir der Verf. dieser Werke, der sich anf dem
Titelblatt nicht genannt hat, sowohl dem Namen als der Person
nach gänzlich unbekannt ist; daher es sich hier lediglich um die
Sache, um Grundsätze und Leistung handelt , nnd des Ref. Un-
parteilichkeit zu Tage liegt, die jedoch der Leser ohnehin zu er-
warten berechtigt wäre. Das Vorwort zum ersten Theil giebt uns
Aufschluss über obige Fragen. Wir haben ausser manchen andern
eine Uebersetzung des Platon , die ungefähr so berühmt geworden
ist wie die Vossische Nachbildung des Homer oder die Wieian-
dische Verdeutschung des Lucian, nämlich die von Schieiermacher;
und mit dem Rufe dieser Arbeit war unser Verf. keineswegs un-
bekannt. Eine Uebersetzung des Platon nach Schleiermacher,
beginnt er, dürfe wohl Manchem überflüssig erscheinen. Und
nicht mit Unrecht, wenn die neue Uebersetzung vor der Schleier-
macher’s nichts darin voraushabe, dass in ihr die Gedanken und
Ideen des erhabenen und tiefdenkenden griechischen Philosophen,
der im Reiche der Sinnlichkeit keine Befriedigung finde, sondern
sich in höhere Sphären erhebe, dem Deutschen gleichsam mehr
veranschaulicht würden. Das flauptbestrcben bei dieser Ueber-
setzung, sagt er weiter unten, gehe dahin, das Griechische so genau
und wörtlich als möglich im Deutschen wiederzugehen, ohne jedoch
das Verständniss des Philosophen zu beeinträchtigen. Letzteres
sei bei Schlciermacher oft der Fall ; ja, es komme nicht selten vor,
Platon’s Werte. Griechisch und deutsch.
39
dass man das Griecbische eher verstehe als die Uebersetzung.
Was habe dann der, welcher des Griechischen nicht gehörig
mächtig sei, für Nutzen von einer solchen Uebersetzung? Das
Verständniss solle doch durch eine Uebersetzung erleichtert wer-
den. Jedoch solle Niemand meinen, dieSchleiermacher’sche Ueber-
setzung werde hier gegen Recht und Billigkeit herabgesetzt; im
Gegentheil, in das Lob, welches derselben gespendet wordeu,
stimme zum Theil auch der Verfasser dieser Uebersetzung ein.
Es gäbe Partien, die nie und nimmer im Deutschen würden besser
wiedergegeben werden können. Dass Schleiermacher auch au-
weilen, wie in den erklärenden Anmerkungen hin und wieder an-
gedeutet worden, den Sinn der Worte verfehlt habe, sei nicht zu
verwundern. Der Nachfolger werde 6tets, wenn er mit Eifer und
Liebe an sein Werk gehe. Manches besser machen, als sein Vor-
gänger, auf dessen Schultern er steheu könne. ’
Wir haben den Verf. absichtlich mit seinen eigenen Worten
redeu lassen, durch die er das neue Unternehmen zu rechtfertigen
gedenkt, und gestehen ihm zu, dass Schleiermacher bei der herge-
brachten Art der Grundsätze, die bald mit Strenge durchgeführt,
bald mit sogenannter Genialität und Geltendmachung eigener Per-
sönlichkeit auf die Seite geschoben wurden , das grosse Uäthsel
nicht gelösU hat. Mit Wörtlichkeit vereinigte Freiheit ist das
Geheimniss , wodurch sich die Genialität eines Uebersctzers am
deutlichsten offenbart. Sobald hier die Schranken zu weit ge-
rückt, dort zu eng gezogen werden, worüber ein entscheidendes
Urtheil nicht einem Jeden gegeben ist, schiesst der Nachbildcnde,
sei’s aus Fahrlässigkeit, sei’s aus übertriebener Sorgfalt oder aus
einer gewissen Ueberhebung gegen den Autor, an der Scheibe
vorbei. Er wird dunkel, unverständlich, breit, matt, uneigen-
thüralich oder sonderbar, oft auch fehlerhaft. Die rechte Mitte
zu halten, ist wie immer so auch hier schwierig und giebt die beste
Gelegenheit, das eigentliche Talent des Uebersetzendcn zu beur-
kunden, während falsche Genialität fehlgreift. Wenn also die
Schleiermacher'sche Verdeutschung nicht genügte, müssen wir es
dem Herrn Verf. Dank wissen, dass er seine Thätigkcit auf eiue
neue Nachbildung gerichtet hat.
Welches Ziel aber, ist die zweite Frage, schwebte dabei dem
Verf. vor Augen? Auch hierüber spricht er sich selbst aus. Des
Uebcrsetzers Aufgabe, sagt er, hätte es sein sollen, das Original
dem Volke, in dessen Sprache er jenes zu übertragen gedenke, so
vor Augen zu stellen, dass dieses glaube, der Schriftsteller, den es
übersetzt erhalte, gehöre nicht einem an Geist und Sprache frem-
den Volke, sondern ihm selbst an. Wie selten, und wie fast nie,
zumal bei einem Philosophen oder Dichter, diess zu erreichen, sei
bekannt. Die Ursachen lägen nicht fern. Es hat also dem neue-
sten Uebersetzer keineswegs die Aufgabe vorgeschwebt, die Werke
des Platon so zu verdeutschen, wie Ref. verlangt, nämlich dass sie
40
Griechische Litteratnr.
als ein Kunstwerk vor nns treten , welches in unserer Sprache so
vollendet erscheint, wie der Autor den Griechen erschien. Und
auf dieses Ziel muss doch schlechterdings hingesteuert werden,
damit einerseits die Schriften des Platon in unserer Sprache und
Nation sich einbürgern, andererseits das gesammte Uebersetzcn
dieses Schriftstellers als keine überflüssige, lächerliche und frucht-
lose Sache sich zeige, die man als Privatübung oderSpielcrei treibe,
wenn sie nicht gar als Nothanker blos für diejenigen dienen solle,
welche aus Mangel an Sprachkenntniss mit dem Urtext nicht wohl
zurechtkommen können. Abgesehen von der etwas schiefen Be-
hauptung, das Volk müsse glauben, dass der Schriftsteller, den es
übersetzt erhalte, nicht einem an Geist und Sprache fremden
Volke, sondern ihm selbst angehöre, einer Behauptung, die von
dem eigentlichen Ziel leicht ablenken kann, sich aber durch sich
selbst widerlegt, verdient es entschiedenen Tadel, dass der Herr
Verf. keine höhere und idealischere Aufgabe sich zu setzen ge-
wusst hat, als die ist, welche er als sein oben schon angeführtes
Hauptbestreben bei seiner Arbeit bezeichnet. So genau und
wörtlich als möglich zu verdeutschen, ohne dadurch das Ver-
ständnis des Philosophen zu beeinträchtigen, wie Schleiermacher,
dessen Verdolmetschung häufig ohne Beihülfe des Griechischen
dunkel bleibe, ist kein Kunstziel. Vielmehr besagt es nichts weiter,
als dass derVerf. eineUebersetzung zu liefern beabsichtige, welche
besser sei als die Schleiermacher'sche; was er denn auch mit Be-
scheidenheit für nichts sehr Grosses ausgiebt, anerkennend, dass
er auf den Schultern des Vorgängers stehe.
Ehe wir weiter gehen, wollen wir hören, was er über die
Schwierigkeiten bemerkt, die einem Uebersetzer des Platon den
Weg sauer machen. Wie schwer es sei, spricht er, den Platon in
eine fremde Sprache zu übersetzen, wisse Jeder, der ihn kenne
und nur irgend einmal den Versuch damit gemacht habe. Wie-
wohl die deutsche und englische Sprache in dieser Beziehung noch
am meisten vor den Sprachen der übrigen Völker voraushätten.
Die Diction des Philosophen sei nicht die gewöhnliche; sie sei
eine poetische, von Bildern und Metaphern strotzende, die er an-
zuwenden gezwungen gewesen, um seine erhabenen Ideen gleich-
sam durch Worte zu verkörpern und dadurch Andern mitzutheilen.
Und auf diese Einkleidung habe sich Platon so meisterhaft ver-
standen, dass kein Anderer ihn in dieser Beziehung bisher erreicht
habe. Jeder seiner Dialoge sei hierin ein Meisterstück ; jeder sei
ein Drama, das neben dem philosophischen noch einen poetischen
Zweck habe. Mit diesen allgemeinen Umrissen können wir uns
einverstanden erklären, da sic wenigstens darauf hindeuten, dass
wir in Platon keinen gewöhnlichen Prosaiker vor uns sehen, son-
dern einen Prosaiker, dessen Darstellung schöpferisch, eigenthiim-
lich und neu sei wie die Gedanken, die seinem Geist vorschwebten.
Es wird uichts Geringes sein, die Fülle dichterischer Beredtsamkeit,
i Google
Platon’« Werke. Griechisch und deutsch.
41
womit seine Rede ausgestattet ist, unverkürzt und mit gleicher Le-
bendigkeit zu verdolmetschen; es dürfte häufig seiner Darstel-
lungsweise nichts weiter mangeln als das Versmass, um die Kunst
des Autors auf das Höchste zu steigern und dem Uebersetzer ver-
tausendfachte Noth zu bereiten. Ja 1 , wir dürfen den Mangel ge-
bundener Schreibweise nicht einmal als einen entschiedenen Vor-
theil , der das Geschäft der Nachbildung ausserordentlich erleich-
tere, betrachten und hinnehmen; wir werden uns erinnern müssen,
dass auch die Prosa ihren Rhythmus hat, der die Willkür und
Schrankenlosigkeit des Ausdrucks auf strenge Weise ausschliesst,
wofern sie auf künstlerische Vollendung Anspruch macht. Und
dass letztere dem Platon vorzugsweise und in hohem Grade zu-
komme, dass seine Prosa nicht leichtfertig wie auf die Eingebung
des Augenblicks hingeworfen sei (ein Hinwerfen, worauf die mo-
dernsten deutschen Schriftsteller einen sehr grossen, aber sehr
zweifelhaften Wcrtli zu legen angefangen haben), dass seine Prosa
'vielmehr einer Anordnung folge , welche die vollkommenste Ver-
schmelzung von Stoff und Form überall erkennen lasse, davon sagt
uns allerdings der Verf. vorliegender Verdeutschung keine Silbe,
ist aber zu allen Zeiten allgemein anerkannt worden und verlangt
die sorgfältigste Berücksichtigung von Seiten eines Nachdarstellcrs.
Rechnen wir hierzu die Schwierigkeiten, welche das griechische
Idiom, Satzstellung, W'ortfolge und Partikelweseu dem Uebersetzer
entgegenwirft, deren Ausgleichung aber nothwendig ist, so wird
man begreifen, dass es keine Kleinigkeit ist, einen Autor wie Plato
dem Deutscheil gleichsam mundgerecht vorzulegen.
Zugleich erhellt daraus, dass wir die Erwartungen, womit wir
vorliegende Uebersetzung in die Hand nehmen, nicht zu hoch
spannen dürfen. Wenn wir eine Nachbildung begehren, die das
Original in seinem ganzen Schmuck vorführe und Stamm, Zweige,
Blätter und Biüthen auf germanischen Boden verpflanze, so wäre
dazu demnach erforderlich, dass der Künstler Gehalt und Form
wiedergebäre, wie sie das Urbild vorzeigt ; den Gehalt aber würde
er nicht erschöpfen können, wenn er die Form der Darstellung in
irgend einem Stücke vernachlässigte, da selbst die Sinnrichtigkeit
zum Theil auf der äusseren Form beruht. Um aber die Schönheit
des Platonischen Stiles zu veranschaulichen und nachzugestalten,
wäre zu verlangen, dass die Eigenthümlichkeit des Gedachten , die
geniale Ausdrucksweise in Wort und Bild , Fülle und Einfachheit,
Wendung und Satzgliederung, Harmonie der Rede und Wohlklang
überhaupt so treffend wie immer möglich nachgezeichnet werde.
Und dass hierin mit der deutschen Sprache sich sehr viel ausrichten
lasse, bedarf keiner Auseinandersetzung; sie übertrifft an Reich-
thum und Biegsamkeit auch die englische, während sie der helle-
nischen an Bildungsfälligkeit dermassen sich nähert, dass wir fast
überall, wo das Genie des Autors neue Wörter für seinen Ge-
danken zugehauen hat, dem gegebenen Beispiele folgen und aus
>ogle
42
Griechische Litteratur.
den Wurzeln unscrs Sprachschatzes neue oder bisher nicht ge-
brauchte Formen hervorlocken können. Dazu gehört freilich
Sprachtalent, Fleiss und Uebung, aus Geduld entspringende und
auf Geduld fortwährend gestützte Gewandtheit, die sich allerwärts
und scheinbar ohne Mühe zu helfen und zurechtzufinden weiss,
ferner ein gehöriger Scharfsinn zur Beurtlieilung verschiedener,
dem Anschein nach gleich bedeutender Wörter und Redensarten,
der sogenannte Treffer, der jedoch mit blossem Glück sehr wenig
zu thun hat, und endlich ein für den Wohllaut empfängliches Ohr,
da man eigentlich nichts für das blosse Auge schreibt. Ausge-
stattet mit solchen Hölfsmittelu wird der Uebersetzer eine Copie
des Platon zu liefern im Stande sein, welche dem Urbild gleich-
kommt, wenigstens in der Hauptsache; es stände schlimm um die
deutsche Litteratur, wenn sie nicht einmal in der Prosa mit der
griechischen zu wetteifern vermöchte. Unter der Hauptsache
versteht Ref. Klarheit, Sinnrichtigkeit und schönen, dem Original
entlehnten und mit diesem übereinstimmenden Satzbau. Nachdem
der Verdeutscher den Sinn des Autors mit Schärfe aufgefasst und
die schlagenden Wörter, entsprechenden Ausdrücke oder erschö-
pfenden Redensarten, aus welchen die Klarheit entspringt, zur
Verkörperung des Gedankens herausgefuuden hat, wird er die ein-
zelnen Theile der Sätze so lange drehen, wenden, ordnen, ge-
stalten und umgestalten müssen, bis Wortfolge, Nebensätze, Vor-
der- und Nachsatz und die gesammte architektonische Gruppirung
gleichsam germanisirt sind, während das griechische Original nicht
blosse Bausteine lieferte, sondern das ganze Gebäude vorschricb.
Jenes können wir die Farbenmischung, dieses die Zeichnung
nennen. Ohne Noth vorgenommene und nicht durch die Kunst
selbst bedingte Abänderungen sind Beweise entweder der Nach-
lässigkeit oder der Ungeschicklichkeit. Wem ein so strenges
Verfahren eine Knechtsarbeit und nicht eine lohnende Geistes-
anstrengung dünkt, der wird besser thun, die Hand vom Pfluge
des Uebersetzers abzuziehen.
Die vorliegende Verdeutschung des Platon entspricht den An-
forderungen, welche der Verf. sich gestellt hat; sie wird ein Pu-
blicum finden, welches den Autor mit Hülfe derselben griechisch
zu lesen beabsichtigt und eine Art Commentar begehrt, dessen
Durchsicht weder viel Zeit noch Mühe kostet. Daran genügte
dem Verf. und desshalb ging er blos darauf aus , klar und richtig
zu übersetzen, wie ein Dolmetscher, dem einzig und allein daran
liegt, dass er dasjenige, was ihm vorgesagt wird, gewissenhaft aus-
drückt. Erklärende Anmerkungen sind hinzugefügt worden, wo
die Uebertragung für das Verständnis nicht ausreichend schien ;
kritische, wo der Sinn oder die Worte des Textes zweifelhaft
waren. Die Lesung des Ganzen bereiten ausführliche Einleitungen
vor, wobei das Beste, was seither für Einführung des Lesers ge-
schehen ist, aufgetischt wird. Ref. hat zwei Theile von den vor-
Platon’» Werke. Griechisch nnd deutsch.
43
liegenden sieben mit dem Original sorgfältig verglichen und aus
den gelungenen oder doch besseren Stellen die Ueberzeugung ge-
schöpft, dass der Verf. unter Beachtuug obiger Fingerzeige in der
Fortsetzung seiner Arbeit nicht nur Gediegeneres leisten, sondern
sich auch dem oben anfgestellten Kunstziel mehr oder weniger zu
nähern im Stande sein würde. Fis ist nicht des Ref. Sache, Ein-
zelheiten aufzustechen. Es wäre nutzlos, Stellen auszuheben,
welche dunkel geblieben sind, Ausdrücke zu erwähnen, die zu
schwach oder nicht recht bezeichnend klingen, oder Wörter zu
sammeln, weiche den Geschmack verletzen, wie wenn unter anderm
o Aoyos durch das moderne „Raisonnement“ verundeutscht wird.
Erklären wir vielmehr an einem zusammenhängenden Bruchstück
durch praktische Darlegung, wie unsere Meinung ist, dass die Segel
des Verdeutschen aufgespannt und gerichtet werden sollen.
Ref. wählt gleich die ersten Sätze des ersten Theilea, welcher das
„Gastmahl“ enthält; diese bieten zwar eben keine Glanzstelle,
woran sich die volle Kunst entfalten Hesse, indess entgeht dadurch
Ref. dem etwanigen Vorwurfe, dass sein Tadel ein gesuchter, im
Allgemeinen vielleicht ungegründeter sei. Ohnehiu kann man auch
an Kleinigkeiten erkennen, wie das Grössere und Schwierigere be-
handelt werden müsse, und Unbedeutenderes scheint oft leichter,
als es in Wirklichkeit ist, während zugleich der Vorwurf desto
schwerer wiegt, wenn nachgewiesen wird, dass eine gewisse Nach-
lässigkeit auch in Nebendingen gewaltet hat. Die Uebersetzung
des Um. Verf. beginnt also: „Ich glaube auf das, wonach ihr
fragt, nicht unvorbereitet zu sein; denn als ich jüngst zufällig von
Hause, aus Phaleron, nach der Stadt zu ging, rief mir ein Be-
kannter, der mi«:h von hinten gewahr wurde, vou Weitem scherzend
zu, He da, Apollodoros von Phaleron, warte doch! Da blieb ich
stellen und wartete. Hierauf sagte er, Apollodoros, auch neulich
schon suchte ich Dich auf, um etwas von der Unterhaltung des
Agathon , Sokrates, Alkibiades und der Uebrigen, welche damals
bei dem gemeinsamen Mahle gegenwärtig waren , in Betreff der
Liebesreden zu erfahren, von welcher Art sie wären. Ein anderer
nämlich hat mir davon erzählt, der es vom Phönix, des Philippos
Sohn, gehört hatte; er sagte aber, Du wüsstest es ebenfalls.
Jedoch konnte er nichts Genaues davon berichten. Thue Du dieses
nun; denn für dich passt es am besten, die Reden Deines Freundes
wietler zu erzählen. Zuvor aber sage mir, sprach er, bist Du
selbst bei dieser Unterhaltung gegenwärtig gewesen , oder nicht’
Hierauf erwiederte ich: Der, welcher Dir davon erzählte, hat Dir
dtirchaug nichts Genaues davon berichtet, wenn Du glaubst, dass
die Unterhaltung, nach der Du Dich erkundigst, neuerlich statt-
gefunden habe, so dass auch ich soll dabei gewesen sein.“ Zu-
vörderst muss, zur richtigen Beurtheiiung dieser Stelle, vorausge-
schickt werden, dass hier keine schweren Perioden einer geschicht-
lichen Darstellung vorliegen , sondern ein leichtes Gespräch , das
44
Griechische Litteratur.
wörtlich wieder erzählt wird. Und da gewahren wir denn als-
bald, dass der Herr Vcrf. gegen den Ton hin und wieder gefehlt
hat; er drückt sich nicht so gefällig und flüchtig aus wie das Ori-
ginal, hat die ersten beiden Sätze des letztem in Eine Periode zu-
sammengezogen und die Wortfolge des dritten Satzes (welcher an-
hebt: „Hierauf sagte er, Apollodoros“ u. s. w.) so eingerichtet,
dass selbst das Verständniss, für das Ohr wenigstens, einigermassen
erschwert ist. Die Zeitwörter bis an das Ende zu versparen, wie
in diesem dritten Satz mit „erfahren 11 geschehen ist, gilt für
ächtdeutsch, ist aber iu Wahrheit eine verrottete Gewohnheit nicht
der lebendigen Sprache, sondern der im Zimmer mechanisch ge-
pflegten Schreiberei. Wie kühn stellen wir nicht in lebhafter
Unterhaltung Worte und Sätze! Ferner vermisst lief, an obiger
Probe eine gewisse Eleganz , die nicht sowohl in der leichten Fü-
gung der einzelnen Theile, als in der Wahl und Mannigfaltigkeit
der Wörter sich ausspricht. Hier wechselt der Verf. ohne Grund,
wo der Autor einfach das nämliche Wort beibehielt; dort wieder-
holt er sich, wo entweder der Wechsel oder die genauere Bezeich-
nung für uus Deutsche anmuthiger gewesen wäre. Endlich ge-
wahrt man eine allzugeringe Schärfe an einer Stelle des ersten
Satzes und an einer des dritten: an jener übersetzt er die Worte
naitfov apa ty xXyoti %(py durch das simple „scherzend“,
was eine nicht blos übertriebene Kürze ist, sondern vollkommen
unverständlich lautet , da keiu Mensch begreifen kann , worin ei-
gentlich der Scherz des Rufenden bestehen solle. Freilich
haben die Kritiker des Platon über diesen Punkt sich gestritten,
ohne damit ins Reine gekommen zu sein. Sie würden aber, um
den angedeuteten Scherz zu erklären , nicht nöthig gehabt haben,
dem guten Apollodoros das Wesen eines geschwätzigen Wasser-
hahns beizulegen, wenn sie die Stelle richtig übersetzt hätten.
Der Scherz bezieht sich einfach darauf, dass der Rufende, anstatt
den Geruften sogleich mit seinem Namen zu beehren , damit er
alsbald den Ruf auf sich deute, den Apollodoros einen Phalercnser
oder Phaleronen nennt, weil er aus Phaleron kommt, wie viele
andere dieses Weges. Was den dritten Satz anbelangt, musste
statt „wären“ genauer gesagt werden : ,, w a r e n“ oder „gewesen
wären“. Ebensowenig war eiu Grund vorhanden, das ?otx£,
scheint, des letzten Satzes auszulassen. Eine gewisse Hintan-
setzung des Wohllautes , wie sich in dem hat, hatte, haben,
gewesen, waren und dergleichen offenbart, was dem Deutschen
oft Schwierigkeiten verursacht, oder wie in den unaussprechlichen
Zischlauten „du wüsstest es ebenfalls“ hervortritt, möge
unberücksichtigt bleiben. Eine bessere Stellung der Partikeln
aber konnte man hin und wieder verlangen, um der Uebersetzung
das Fremdartige, jenes Etwas, das ohne Noth an das griechische
Idiom erinnert, zu benehmen.
Ref. sucht durch folgende Uebersetzung der obigen Zeilen
Platon’s Werke. Griechisch und deutsch.
45
darzuthun , dass seine Forderungen weder unbillig, noch unaus-
führbar sind. Er hält sich genau an den vorliegenden griechischen
Text: „Ich glaube auf die Sache, wonach ihr fragt, nicht unvor-
bereitet zu sein; denn ich ging letzthin zufällig aus Phalcron von
Hause nach der Stadt zu. Da rief mich einer meiner Bekannten,
der mich von hinten erblickt hatte, aus der Ferne und mit scherz-
haftem Zuruf, indem er schrie: O Phalerone, heda, Apollodoros,
warte doch! Ich blieb stehen und wartete. Darauf hub er an:
Auch neulich schon suchte ich Dich, Apollodoros, da ich Dich
gern ausfragen wollte über die Unterhaltung zwischen Agathon,
Sokrates, Alkibiades und den übrigen Theilnchmcrn an jenem Fest-
mahl , anlangend die Liebesgespräche, die geführt wurden. Es
erzählte mir nämlich Jemand davon, der unterrichtet war von
Phönix, dem Sohn des Philippos ; indem er bemerkte, Du wüsstest
die Sache ebenfalls. Indessen vermochte er nichts Genaues dar-
über zu sagen. Erzähle Du mir also den Hergang; denn Dir kommt
cs am besten zu, die Reden Deines Freundes zu berichten. Zuvor
aber sage mir , hast Du selbst Theil genommen an dieser Unter-
haltung, oder nicht“? Darauf erwiederte ich : Allerdings scheint Dir
der Erzähler durchaus nichts Genaues erzählt zu haben, wenn Du
meinst, dass jene Unterhaltung, nach der Du fragst, neuerdings
stattgefunden habe, so dass auch ich daran Theil genommen.“
Gefallen diese Winke dem Herrn Verf. , so wird sich Ref.
freuen, eine Kleinigkeit beigetragen zu haben, dass diese Ver-
deutschung des Platon, welcher das beste Gedeihen zu wünschen
ist, desto kunstreicher ausfällt, je weiter sie vorschreitet, und auf
solche Weise den Nutzen stiftet, den der mit dem Plato vertraute
Uebersetzer durch seine Bemühung zu stiften gedenkt. Einst-
weilen müssen wir seiner Leistung wenigstens das Lob zuerkennen,
dass sie über Fabrikarbeiten sich erhebt.
Johannes Minckwihs.
Q. Horalius FlaCCUS. Recensuit atque interpretatus est Jo. Caspar
Orellius addita varietate lectionis codicum Bentleianorum , Bcr-
nensiuni IV , Sangallensis et Turicensis. Editio tertia emendata et
ancta. Curavit Jo. Georgius Baitcrus. Vol. I. Turici sumptibus
Orcllii, Faesslini et sociorum. MDCCCL. XXVIII und 746 SS.
Der vorliegende 1. Band der Orelli’schen Ausg. des Horaz,
dessen 3. Bearbeitung als ein Opus postumum des verewigten
O r el li in so fern anzusehen ist, als der Herausg. nur noch so ziem-
lich die Vollendung des Druckes dieses 1. Bandes erlebt hatte, giebt
ein höchst ehrenvolles Zeugniss von der rühmlichen littcrar. Thä-
tigkeit jenes ausgezeichneten Gelehrten in seinen letzten Le-
benstagen. Er unterscheidet sich in dieser 3. Aufl. in der äusseren
46
Lateinische Litteratur.
Anordnung wenig von den früheren Ausgaben , hat aber , obschon
der Druck mit ziemlicher Eile angegriffen werden musste, doch
auch in dieser neuen Bearbeitung nicht unwesentlich gewonnen,
indem ausser manchen beachtenswcrthen Zusätzen und Nachbesse-
rungen im Einzelnen, wobei vorzugsweise die dritte Jahn’sche IIo-
razausgabe beachtet worden ist, nicht nur die Lesarten der Bent-
ley’schen Handschriften beigegeben worden sind, sondern auch
noch der Cod. Turic. durch Baiter eine nochmalige Vergleichung
erfahren hat, wodurch der Werth der Ausgabe auch für die Männer
vom Fache nicht wenig erhöht worden ist. Ausserdem sind die
Metra Horatii lyrica , nach der Zusammenstellung von Sch wei-
zer, welche in der zweiten Ausgabe aus Zufall wcggelassen
worden waren, dieser dritten wieder beigegeben worden (p. XVI —
XXVIH), und die Vorrede des Hrn. Baiter (p. XV) verheisst auch
die Beigabe eines Index adnotationum am Schlüsse des 2. Bandes.
Mehr über die äussere Ausstattung der Ausgabe im Allge-
meinen zu sagen oder über die Erklärungsweise des Hrn. Orelli
überhaupt, scheint um so weniger räthlich, da die weite Verbrei-
tung dieses nützlichen Buches solche Erwähnungen als völlig nutz-
los würde erscheinen lassen. Der Unterzeichnete benutzt dess-
halb diese äussere Veranlassung nur noch dazu, an einzelnen Ge-
dichten des Horaz zu zeigen, dass die Kritik und vor allem die Er-
klärung derselben , trotz der vorzüglichen neueren Bearbeitungen,
noch immer der Förderung und Nachhüife aller Gelehrten be-
dürfen werde, ehe man sie auch nur als eine einigermaassen
abgeschlossene werde betrachten können.
Bei der Wahl der einzelnen Gedichte wollen wir mehr den
Zufall spielen lassen, als absichtlich nach wunden Stellen forschen.
Wir beginnen mit lib. I. carm. III, dem schönen Gedichte,
womit unser Dichter Virgil bei seiner Abreise nach Griechen-
land begrüs8te. Hier wird zu Vs. 1 Sic te diva polens Cypri , sic
fratres Helenae etc. bemerkt: „Usus hic partic. sic in votis pre-
cibus obtestationibus ita proprie explicandus: uti nos a te hoc vcl
illud optamus, sic, ubivelnostraSprecesandieris, hoc vel illud, quod
tu vis, tibi contingat. Aristaenet. 2, IS; Ovrcog t'Xtag sirj Ooi
, /4(pQoölty]. li Eine ganz wunderliche Auffassung eines in allen
Sprachen wohl ziemlich gleichmässig erscheinenden Sprachge-
brauches. Das Sic bei Entlassungen soll nicht einfach sic be-
deuten, sondern eine förmliche Bedingung, die keineswegs ausge-
sprochen, noch auch mit irgend einem anderen Worte noch ange-
dcutet wird, in sich schliessen. Von allem dem ist nichts wahr
und kann nichts wahr sein. Wenn ein Lateiner einem Ab-
reisenden zurief : Sic te di servent , oder ein Deutscher seinen
Sohn beim Antritte einer Wanderschaft mit den Worten:
So geleite dich Gott! entlässt, soll jenes sic, soll unser
so eine solche Bedingung in sich enthalten. Nimmermehr!
Ovras der Griechen, sic der Lateiner, so der Deutschen besagt,
wollen wir ausführlicher sprechen, nichts anderes als: int l tavm
Orelli: Q. Horatius Flaccus. Ed. III.
47
ovtcsq l(Sxlv, als : rebus sic comparatis, als: nachderadassogc-
kommen, kurz es bezieht sich einfach auf die gegenwärtige Lage
der Dinge, in deren Folge uns nur eben noch ein solcher Wunsch übrig
bleibt. Wer etwas Anderes hinter jener einfachen Entlassung*-
formel sucht, als dieses, täuscht sich offenbar selbst. Denn wasnicht
in den Worten ist, kann doch nicht mit Gewalt in dieselben hineingc-
legt werden, und in solchen Fällen istjene Einfachheit, denke ich, ge-
rade das Passendste. Orelli’s Erklärung ist vag und nichtssagend.
Nicht besser verfährt derselbe bei Erklärung der Worte Vs. 5 sqq.
Navis , quae tibi credilum debes Virgilium, Jinibus Atticis reddas
inco lautem , precor , et serves animae dimidium meae, wie sic
nämlich von dem Herausgeber interpungirt worden sind. Er be-
merkt dazu: „Porphyrio, „Ambiguum“, inquit, „utrum debes
Jinibus Atticis an Jinibus Atticis reddas .“ lliuc factum est, ut alii
iuterpungerent post Virgilium , alii post Atticis. Aliter eliam Jahn :
Debes Virgilium finibus Atticis: Reddas — qua quidem ratione
sententiae nimis discerpi videntur, praesertim cum sic ad v. reddas
vix aliud supplcas quam „nobis.“ Satius forsitan aliquis ducat
virgula deleta sequi Dillenburgerum. „Ambiguitas“, inquit, „non in-
consulto admissa ab Horatio; sic euim molestus ac frigidus prono-
minum usus facillime vitatur.“ Ac sane duplex huiusmodi con-
structio iis Latinac poesis artiiieiis adnumeranda est, ad quae, raultis
in rebus Graecae inferior, nccessario recurrerc debebat, quo supra
pedestrem orationem sese extolleret. Hie tarnen ipsa caesurae vis
requirit, ut incidamus post Virgilium. Atque eadem est sententia
Ungeri V. R. p. 398.“ Leider ein wahres Muster einer vagen und
unzuverlässigen Erklärung liier, wo der klare Verstand bestimmt
und unumstösslich darlegen kann, wie man die Worte des Dich-
ters verstehen müsse und wie sie recht aufzufassen seien. Be-
trachten wir das Einzelne. Kaum einem Porphyrio können wir es
verzeihen, dass er zweifelte, wie die Worte zu interpungiren seien,
am wenigsten hätte aber ein jetziger Herausgeber des Iloraz
solchen Meinungsschwankungen sich hingeben sollen, zumal hier,
wo die reine Logik lehrt, wie zu interpungiren sei. Denn, inter-
pungirt man mit Orelli nach Virgilium, was sollen denn daun die
Worte bedeuten: quae tibi credilum debes Virgilium ‘i „Du schul-
dest den Virgilius, der dir an vertraut ist,“ was ist das für ein Ge-
danke. Denn das steht fest und ist unabläugbar , dass, wenn mir
etwasanvertrautist (creditum est), ich es dann schulde (debeo). Die
Worte, wenn sie nicht geradezu taatologisch werden sollen, müssen
durchaus noch einen Zusatz erhalten, welcher das debere näher
motivirt, sonst ist es eine Rede im Kreise: nam qnod mihi credi-
tum est, debeo, et quod debeo , mihi creditum est. Mag da die
Cäsur fallen, wie sie will; sic kann uns nicht bestimmen gegen
den gesunden Menschenverstand zu interpretiren. Die Worte
finibus Atticis gehören also zunächst uothwendigerweise zu dem
Verbum debes. Horaz sagt demnach: „Du hast Virgilius, der dir
48
Lateinische Littcratnr.
anvertraut ist, an die attische Küste zu bringen,“ du schuldest ihn
jener Kiiste. Wie nun aber Debes nothwendigerweise eines Zu-
satzes bedurfte, damit nicht eine offenbar falsche Hede dem Dichter
in den Mund gelegt würde , so wird dagegen reddas ganz füglich
jenes Zusatzes entbehren, nur mti6S man nicht etwa daran denken,
mit Orelli nobis zu dem Worte zu suppliren, woran gar nicht zu
denken ist. Das Schifr nahm ja nur Virgilius auf, um ihn an die
Kiiste von Attika zu bringen ; von der Rückfahrt kann hier noch
gar nicht die Rede sein. Wie also reddere der stehende Ausdruck
ist von der Briefabgabe, nämlich nicht an den zurück, der ihn ge-
schrieben, sondern an den Adressaten, so kann auch hier von
dem SchifFc, wenn reddasincolumem absolut steht, was eine sprach-
liche Nothwendigkeit war, in so ferne debes des Zusatzes finibus
Alticis nicht entbehren konnte, diess nur bedeuten : Dringe ihn un-
versehrt an den Ort seiner Bestimmung,“ d. h. hier dahin, wohin
er zu reisen gedenkt. Wir hätten also folgenden allein passenden
Sinn: Schiff, das du den dir auvertrauten Virgilius an die attische
Kiiste zu bringen hast, liefere ihn unversehrt ab, d. h. bringe ihn
unversehrt an den Ort seiner Bestimmung. Also können wir der
Ambiguität, womit nach Um. Dillenburger Iloraz sich absichtlich
befasst haben soll, ganz füglich entbehren; am allerwenigsten
möchten wir unserer Stelle und jener Ambiguität, die sie noth-
wendig erstreben soll, um poetisch zu werden, uns bedienen, um
die lateinische Poesie mit aller Gewalt vor der griechischen herab
zu würdigen. Eine solche Ambiguität möchte wohl nirgends, ge-
wiss aber nicht an unserer Stelle anzuerkennen sein. — Einverstanden
sind wir Vs. 17 sqq. zwar mit den von Orelli gewählten Lesarten
in den Worten: Quem mortis timuit gradum , qui siccis oculis
monslra natantia, qui vidil mare turgidum et infames scopulos
Acroceraunia ? Denn an siccis kann nicht getastet werden und
die Lesart Acroceraunia steht ebenfalls handschriftlich ganz ge-
sichert da. Jedoch wundern müssen wir uns, dsss Orelli die Be-
merkung anfügte: ,,Apud veteres saepe fletus iis tribuitur, quibus
nos vel alia perturbati animi sigua vcl silentium ac stuporem tri-
bueremusetc.“ u. dieselbe Ansicht in einem besondern Evcursuslll.
zu ui)8erm Gedichte noch ausführlicher zu stützen suchte. Ich
glaube, es sei an sich eine falsche Ansicht, dass die Alten öfterer
geweint haben sollen, als die Männer der neueren Zeit. Denn
das menschliche Geschlecht ist sich wohl in dieser Hinsicht immer
gleich geblieben und da wir uns die Alten eher als Helden denken,
möchten wir eher annehmen, dass sie seltener, als häufiger, denn
wir, geweint haben. Doch davon kann hier durchaus nicht die Rede
sein. Vom eigentlichen fletus wird hier gar nicht gesprochen.
Es ist liier nur die Rede von staunenswerlhen, grässlichen und
fürchterlichen Gegenständen, die uns keinen fletus im eigentlichen
Sinne , wohl aber einen horrorem erregen , bei w elchein uns,
wie bei allen hoch erhabenen, die menschliche Vorstellungskraft
Orelli : Q. Horatiua Flaccus. Ed. III.
49
überragenden Gegenständen das Wasser in die Augen tritt , weil
wir dadurch in höherem Maasse afficirt werden. Ein solcher Zu-
stand, dessen nähere Beschreibung in den Bereich der Psychologie
fällt, hat gar nichts mit dem eigentlichen Weinen zu thun und ist
hier das einzig Mögliche, was man in jener Wendung angedeutet
finden kann. Es war also nicht nur die Anmerkung selbst anders
zu fassen , sondern auch der besondere Excurs ganz wegzulassen.
Vs. 20 billigen wir, wie gesagt, die Lesart: infames scopulos Acro-
ceraunia , allein der Herausgeber hätte wohl daran erinnern
sollen, dass der Lateiner an dieser Wortverbindung wohl um so
weniger etwas Auffälliges in dein horazischen Gedichte fand , als
er die Wendungen ludi Floralia u. dgl. m. schon aus dem ge-
meinen Leben kannte, also an eine solche Verbindung bereits ge-
wöhnt war.
Auch mit der Deutung des Ausdrucks „ Oceano dissociabili
in den Worten : Nequicquam deus abscidit prüdem Oceano disso-
ciabili terras, si tarnen irnpiae non tangenda rates tramiliunt
vada. können wir uns nicht einverstanden erklären. Der Heraus-
geber will dissociabilis activ aufgefasst wissen: qui terras disso-
ciarel. Allein abgesehen von der rein lexikalischen Frage, in wie
weit überhaupt dieser Sprachgebrauch zulässig «ein möchte, können
und müssen wir hier um so mehr von jener activen Bedeutung abse-
lien, weil einestheilsr/tssoctabi/is entschieden in passiver Bedeutung,
welche der Form zunächst entspricht, anderwärts gebraucht er-
scheint, anderutheiU hier die passive Bedeutung sehr wohl zulässig
ist. Es ist ein den Griechen, wie Lateinern, sehr geläufiger Sprach-
gebrauch, von den Gewässern, über welche hinweg eine Verbin-
dung zwischen verschiedenen Ländertheilen Statt findet, zu sagen,
dass sic verbunden werden, daher im Griechischen notapog
von einem Flusse gesagt wird, über welchen man eine
Brücke schlägt oder sonst einen Uebergang bereitet, eben so im
Lateinischen jungitur amnis ponte u. dgl. m., wenn ein Strom iiber-
brückt wird. Denselben Sprachgebrauch hat hier der Dichter
offenbar im Auge, wenn er sagt: Nequicquam deus abscidit prü-
dem Oceano dissociabili terras , das will sagen : Umsonst hat der
vorsichtige Gott die Länder getrennt durch den Ocean, der sich
nicht verbinden lässt, in so fern über ihn eine Ueberbrückung
zu schlagen unmöglich ist, was, wenn wir den blossen Sinn in’s
Auge fassen, im Grunde nichts Andres ist, als: der Ocean, wel-
cher eine Länder Verbindung nicht gestattet, aber
doch auf ganz andere Weise, als es mit der Bemerkung, dass dis
sociabilis activa significatione stehe, geschieht , uns zu jenem Er-
gebnisse führt. Von diesem Gesichtspunkte hätte der Heraus-
geber bei der Erklärung ausgehen, dagegen alle anderen Lesarten
dissociabiles , nämlich terras , dissociabile in adverbialer Fassung,
mit Entschiedenheit zuriiekweisen sollen.
Auch Vs. 28 können wir nicht beistimmen, wenn in den
ft. Jahrb. f. Phil. *. Päd. nd. Krit. Bibi. Bd. LX. Hfl. I. 4
50
Lateinische Litteratur.
Worten: Andax Iapeli genus ignem fraude mala genlibus iatu-
lit, zu fraude mala bemerkt wird: „xaxß xkxvy. Dictum est, ut
dolus malu8.' , '‘ Der dolus kann möglicherweise auch gut sein, die
f raus nie. In solchem Sinne steht also fraude mala nicht. Es
weist vielmehr der Beisatz mala auf das Verderbliche hin, was
aus jenem Diebstahle für die Sterblichen selbst sich ergeben habe.
Diess besagen die folgenden Worte: Post ignem aetheria domo
subductum macies et nova febrium terris incubuit cohors , semo-
tique prius tarda necessitas leti corripuil gradum. ganz ausdrück-
lich. Auch Vs. 37 ist die Kritik und Erklärung der Worte: Nil
mortalibus ardui est , bei Orelli zu vag. Zwar erkennt er aus
Gründen der diplomatischen Kritik die Lesart ardui als die vor-
züglichere an, allein doch immer schwaukt er zu Ende seiner An-
merkung wieder, ob Iloraz wohl arduisl oder arduumst geschrie-
ben habe, lieber die wahre Lesart kann hier kein Zweifel sein;
ardui bieten die vorzüglichsten Handschriften und da diese Les-
art an sich nicht falsch ist , musste sie unbedenklich angenommen
werden Sie ist auch dem Sinne der Stelle selbst angemessener,
als die Lesart arduum. Hätte der Dichter gesagt: Nil mortali-
bus a/duum est , so wäre diess einfach: Für die S terblicheu
ist nichts unerreichbar. Die handschriftliche Lesart: Nil
mortalibus ardui est , bedeutet aber: Für die Sterblichen
i 8 1 nichts von Unerreichbarem vorhanden, das heisst
„nichts , was in die Kategorie des Unerreichbaren gehörte.“ Be-
kanntlich liebte die letztere Ausdrucksweise die ältere Zeit. Wir
erinnern an die bekannte Wendung: Hoc signi est bei Cato, ja
selbst noch bei Cicero in den Reden der ersten Periode, und
bemerken, dass dieselbe Ausdrucksweise auch der späteren Zeit
noch als die poetischere erscheinen musste, w esshalb sie hier von
unserm Dichter nicht mit Unrecht gewählt worden zu sein scheint.
Zum Schlüsse bemerken wir noch, dass der Herausgeber nach
des Rec. Ueberzeugung sehr unrecht gethan hat, wenn er in
einem besonderen Excurse augab , wie von Hofmann-Peerlkamp
das vorliegende Gedicht umgemodelt worden sei. Man hat den
sonderbaren Verirrungen jenes holländischen Gelehrten in Deutsch-
land bereits allzu viele Ehre angelhan und Rec. ist überzeugt,
dass, wenn ein Deutscher ähulichc Thorheiten begangen hätte, ihm
von seinen Landsleuten ganz anders würde begegnet worden sein.
Er für seinen Theil würde bei einer Bearbeitung des Horaz sol-
cher Dinge kaum mit einer Silbe Erwähnung thun.
Nachdem wir an einem Gedichte im Einzelnen gezeigt zu ha-
ben glauben, dass der Orelli’schen Erklärung des Horaz nicht sel-
ten gar sehr die Bestimmtheit und entschiedene Auffassungabgebe,
beliebt es uns ein Gedicht aufzuschlagen, wo dieselbe Unbestimmt-
heit der Auffassung auch im Ganzen wahrzunehmen ist. Wir wählen
dazu lib. 1. carm. XXVIII, das Phantasiegemälde unseres Dichters
von einem grablosen Schiffbrüchigen, welches ankniipft an den
zeö by
>ogle
Orelli: Q.Horatius Flaccns. Ed. III. 51
wohl historisch feststehenden Umstand von einem Grabhügel des
Archytas an der matinischen Küste in Apulien, von den Heraus-
gebern aber bald als Monolog, bald als Dialog angesehen worden
ist. Wir setzen die verschiedenen Auffassiingswcisen dieses Ge-
dichtes bei unseren Lesern , wenigstens ihrer Hauptsache nach,
als bekannt voraus und bemerken nur noch , dass unser Heraus-
geber bei seiner allzugrossen Bescheidenheit und Zurückhaltung
nicht dazu kommen konnte, sich mit Entschiedenheit für die eine
oder andere Auffassung unseres Phantasiestückes zu erklären , er
giebt vielmehr in einem besondern Excurs eine Art kritisirende
Relation von den verschiedenen Ansichten der Gelehrten über
unser Gedicht, ohne jedoch für die eine oder andere Ansicht
eigentlich Partei zu ergreifen. Schlimm genug, wenn die Erklä-
rung des Horaz noch nicht weiter gediehen ist, als dass sie die
verschiedenen Ansichten zusammenzustellen sich bemüht und Auf-
schub der Entscheidung verlangt. Rec. glaubt auch hier, dass
über das Wahre kein eigentlicher Zweifel stattfinden könne und
dass es Pflicht des Herausgebers war, mit mehr Entschiedenheit dem
Ziele entgegen zu gehen. Eine eigentlich dialogische Form er-
kennt der Unterzeichnete keineswegs in dem horazischen Gedichte.
Allein der Umstand, dass Anfangs Archytas angeredet wird, so-
dann Vs. 23 die Rede sich an eine andere Person, den vorüber-
fahrenden Schiffer, wendet, scheint eine dialogische Auffassung
des Gedichtes veranlasst zu haben , während der Inhalt desselben
selbst einer solchen Auffassung eher widerstrebt, als ihr Vorschub
leistet. Demnach hätte unser Herausgeber, statt bei der Erklärung
des Gedichtes selbst auf die verschiedenen AufTassungsweisen
Rücksicht zu nehmen, man vergleiche nur die Anmerkungen zum
Anfang und zu Vs. 14, und im Excurse der Erklärung eines seiner
gelehrten Freunde, der die ersten 20 Verse einem Reisenden auf
einem Schiffe beigelegt sein, dagegen Vs. 21 — 36 den Schatten eines
durch Schiffbruch Umgekommenen sprechen lässt, beizutreten,
vielmehr mit aller Entschiedenheit und zwar gleich bei der Er-
klärung die monologische Form festhalten sollen. Jener Schatten,
der zum Schlüsse des Gedichtes den Vorüberfahrenden um ein
einfaches Begräbniss bittet, schwebt an der matinischen Küste und
tröstet sich über seinen Tod mit dem Gedanken, dass alle Men-
schen , selbst die ausgezeichnetsten Geister, einem gleichen Todes-
loose nicht entgehen könnten , woran ihn zunächst der vorhandene
bescheidene Grabhügel des Archytas mahnt, an dessen Person er
die Betrachtung über den Hingang anderer hervorragender Geister
ankniipft, und mit dem Ausspruche, dass Niemand der unbarmher-
zige Tod verschone, auf sein eignes Geschick übergeht. Diess
zu mildern — denn unbegraben liegt sein Leichnam und irre
schweift seine Seele umher — , spricht er den immittelst vorüber-
fahrenden Schiffer an mit den Worten: A t tu , nauta , vagae ne
parce malignus arenae ossibus et capiti inhumulo particulam
4*
52
Lateinische Litteratur.
dare. Bei diesen Worten: At tu etc. wird es aber keineswegs nöthig
sein, an eine andere Person als an die gleich Anfangs sprechende
zu denken. Es wählt der Sprechende jene Kcdeform mit vollem
Rechte , da er jetzt an eine andere Person mit seiner Ansprache
sich wendet, als er bei seiner ersten Betrachtung vor Augen hatte.
Fasst man das Gedicht so, wie es die einfachste und natürlichste
Erklärung dessen, was uns vorliegt, an sich erfordert, so wird
nicht nur im Einzelnen den Worten des Dichters nicht der gering-
ste Zwang angethan, sondern auch gar nichts in die Dichterworte
hineingelegt, was er nicht selbst mit ausdrücklichen Worten aus-
gesprochen. Denn Vs. 21 fgg. Me quoque devexi rapidus comes
Orionis Illyricis Nolus obruil undis. At tu , nauta , vagae ne
parce etc. belehren uns doch genugsam über die Person des Spre-
chenden, und wenn Iloraz kein schlechter Dichter sein soll, muss,
wer Latein versteht, auch ohne besondere Excurse seine Gedichte
richtig fassen können.
Das Schwanken des Herausgebers im Ganzen wie im Einzel-
nen stellt sich auch noch vielfach anderwärts heraus. Einen sehr
auffälligen Beleg dafür bietet Lib. III. c. VIII. Vs. 17 sqq. Occi-
dit Daci Cotisonis agmen , Medus infestus sibi luctuosis dissidet
armis , wo Orelli über die Beziehung des Pronomen sibi in den
Worten infestus sibi etc. eine arg langweilende Note giebt und
doch das Wahre nicht sicht. Er schreibt p. 400 also: „ Infestus
alias Romanis, nunc sibi ipsi luctuosis cet.“; ncutiquam vero jun-
gendem aut infestus sibi aut sibi dissidet ; sic euim v. luctuosis
otiosum fit hnLQtrov, oinnia cum arma luctum generent; super-
vacaneum etiam est sibi iunctum cum v. dissidet. In altera le-
ctioue, cui tarnen obstat optimorum Codd. auctoritas, Medus in-
feslis sibi luctuosus dissidet armis , Medus luctuosus dictum
esset ut Od. 3, 6, 8. Hesperia luctuosa ; infestis autem armis ,
etsi cxempla suppetunt (v. Bcntl.), tarnen prae nostra lectionc
friget, qua Parthura perpetuum nominis Romani hostem esse
poeta significat. Digna, quae examinetur, Dillenburgeri est ratio,
qui duplicem hic quoque statuit constructionem : infestus sibi, et
sibi luctuosis. Mecum facit Lübker. Quodsi vero duplex est
constructio, praestat haec: sibi luctuosis et dissidet sibi , „inter
se“, ut Od. 2, 2, 18: Dissidens plebi — virtus. Voc. contra sibi
cum v. infestus iungi non posse demonstrat ipsa versus caesura.“
So der Herausgeber. Zur Beurtheilung dieser über alle Maassen
unsicheren Bemerkungen wollen wir so schreiten, dass wir sofort
die zuletzt aufgestellten Behauptungen widerlegen. Die Caesur
zuvörderst anlangend , so haben wir bereits früher bemerkt, dass
wir, >vo es sich um den Sinn selbst handelt, gar keinen Werth
auf dieselbe legen. Sic ist ein äusseres Moment, was nicht auf
das innere Gedankenleben eines Gedichtes gewaltsam eingreifen
kann, wenn es auch iu Bezug auf die äussere Redeform alle Beach-
tung verdient. Sodann das Kunststück Dillenburger’s, diess können
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Orelli: Q. Horatius Flaccus. Ed. III.
53
wir eben so wenig hier als oben Lib. I. carm. III. Vs, 5 sqq. gut
heissen. Es möchte wohl überhaupt nur Verwirrung in die Er-
klärung der alten Dichter bringen und erscheint namentlich für
jüngere Leser als ein höchst gefährliches Experiment, insofern es
aller Unsicherheit Thor und Thür öffnet und von genauerem Nach-
denken über eine Stelle und schärferer Fassung derselben offenbar
abzieht. Auch liegt hier nicht die geringste Nothwendigkeit dazu
vor, wie wir gleich sehen werden. Denn ob wir schon mit Orelli
vollkommen damit einverstanden sind , wiewohl er auch hier im-
mer wieder schwankt, dass die Lesart der besseren Handschriften
fest zu halten und nicht etw a zu schreiben sei : Medus infestis
sibi lucluosvs dissidet armis , so finden wir doch gar Nichts be-
denkliches in jenen Worten, und es liegt, wenn man nicht absicht-
liche Schwierigkeiten machen will, die Sache klar vor. Horaz
schreibt: Medus infest us sibi luctuosis dissidet armis. Wer
möchte da nicht sofort die erste Wortverbindung, welche sich
ganz naturgemäss darbietet, gut heissen'} Medus — infest us
sibi , d. h. quod se ipse infestat — luctuosis, quod civilia sunt
neque contra hostes externos versa, nimirum eo, quod se ipse
infestat , dissidet armis. Denn, wenn Orelli zu luctuosis noch
eine Beziehung wollte, da alle W'affen lucluosa zu nennen seien,
so ist er in grossem Irrthume. Die siegreichen Waffen , die sich
gegen den äussern Feind kehren, wird Niemand trauervolie
nennen, wohl aber solche, welche die Bürger gegen Bürger kehren.
Eine nähere Angabe der Beziehung war aber gar nicht nöthig, da
infestus sibi Alles schon vorbereitet hat und noch dazu die nähere
Beziehung auch noch durch das Zeitwort dissidet getragen wird.
Wiess nämlich involvirt, da Medus dissidet doch nichts Anderes ist
als populus Medorum dissidet , doch eben den Zwist unter ein-
ander, da dissidet nur diese und keine andere Beziehung haben
kann, da eben nur von Medus und keiner anderen Person die Rede
ist. Also wäre der Sinn : Der Meder, der sich selbst an-
feindet, kämpft Parteikampf mit trauervollen Waf-
fen. W r ie leicht ist doch das Vcrständuiss der Worte, wenn man
sich dasselbe nicht mit aller Interpretirungskunst schwer macht!
Auch den Schluss des Gedichtes Vs. 25 — 28 hat der Heraus-
geber falsch aufgefasst und nicht richtig construirt, wie wir fest
überzeugt sind. Er schreibt : Neglegens ne qua populus laboret ,
Parce privalus nimium cacere: Dona praesenlis cape laetus ho-
rae et Linque severa. Hier hat der Herausgeber einerseits die
Lesart der bessten Handschriften, auch seiner eignen, welche co-
vere et dona lesen, dagegen Vs. 27 et vor Linque , wie auch alle
geringeren Handschriften , fallen lassen, vernachlässigt, anderer-
seits aber auch eine Satzverbindung herbeigeführt, welche des
richtigen Sinnes verfehlt. Wir würden so die folgenden Zwei-
theile erhalten-. Neglegens ne qua populus laboret , parce priva-
tus nimium cavere , und sodann: Dona praesenlis cape laetus ho-
54
Lateinische Litieratur.
rae ei linque severa. Selbst zugegeben , dass diese Abtheilung
vollkommen passend an sich sei , so tritt doch in der zweiten das
letzte Glied: et linque severa , offenbar ganz matt und tonlos hin-
zu, dem es doch oblag, dem ganzen Gedichte einen kräftigen
Schluss zu geben. Desshalb kann wohl kein Zweifel sein, dass
zu schreiben und abzutheileu sei:
Neglegens ne qua populus laboret ,
Püree privatus nimium cavere et
Dona praese/ilis cape laetus horae ;
Linque severa.
Auf diese Weise einigt sich der Stoff in dem ersten Strophen-
theilc weit inniger. Es heisst: Sorglos hü te dich als Privat-
mann, allzuviel darum dich zu kümmern, dass dem
Volke nichts abgehe, und ergreife (vielmehr) heiter
die Geschenke der gegenwärtigen Stunde; wozu sich
daun mit Kraft, weil asyndetisch, der Schluss hiuzugcsellt: Lin-
que severa, Gieb auf das Ernste, was eben in jenen beiden
vorhergehenden Satzgliedern vorbereitet ist.
Wir könnten ähnliche Ausstellungen auch noch an anderen
Gedichten machen , gehen aber, um nicht allzulange aufzuhaiten
und den Schein einer gewissen Schulmeisterei nicht auf uns fallen
zu lassen, nur noch auf ein Gedicht näher ein, lib. IV. carm. IV,
das schöne Gedicht, durch welches unser Dichter die Grossthaten
des trefflichen Drusus feiert. Hier stört uns zunächst Vs. 5 sqq.
die von Orelli gewählte Lesart propulit statt des handschriftlich
mehr beglaubigten und weit edleren protulit. Zwar sagt der Her-
ausgeber in der Anmerkung: „ propulit J impulsu quodam naturali
nido foras expulit. Altera lectio protulit vi,quae hic requiritur,
caret u , allein leicht lässt sich zeigen, dass er hierbei im Irrthume
ist. Die luvenlas und der Patrius Vigor , die hier gewisser-
maassen personificirt erscheinen, trieb eu nicht so den jungen
Aar aus dein Neste fort, dass sie selbst daheim im Neste sitzen
blieben, was propulit sein würde, sondern sie trugen ihn her-
aus, indem sie ihn fortwährend begleiten und zur Seite stehen.
Es handelt sich nicht darum , mit welchem Worte der kräftigere
Stoss geführt werde , sondern vielmehr darum, welches Wort hier
das Verhältnis» besser zeichne, und diess Wort ist offenbar das
auch von den Handschriften empfohlene protulit. Auch in Be-
treff der streitigen Deutung der Worte:
Qualemve laetis capreu paseuis
Intenta fulvae rnatris ab ubere
Iam lacte depulsum leotiem
Deute novo perilura vidit ,
ob nämlich fulvae matris ab ubere selbstständig zu fassen und zu
übersetzen: von dem Euter der gelben Mutter, und dar-
nach zur Erklärung angefügt sei: iam lacte , vom Milchge-
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Orelli : Q. Horatius Flaccus. Ed. III.
55
misse weg, oder einfach zu verbinden sei: fulvae matris ab
ubere iam lade depulsum, schon von der reichlichen
Milch der gelben Mutter mit Gewalt fern gehalten,
hat Orelli noch keine endgültige Entscheidung gebracht. Beide
Wendungen kommen vor depetlere ab lade Virg. Ed. 7, 15. u.
depeltere ab ubere matris Id. Gborg. 3, 187, endlich auch abso-
lut depellere , Id. Ed. 3, 82. Doch können wir uns nicht überzeu-
gen, dass lade hier für sich stehen könne, da Jedermann, wenn
er die Worte liest, geneigt sein wird, sie verbunden zu verstehen,
sind das depellere einerseits ab ubere matris , andererseits wie-
der ab lade mir gar keine poetische Zeichnung des Bildes zu sein
scheint , wesshalb ich nicht zweifle , dass Horaz ab ubere lade de-
pulsum verbunden habe. Wenn Orelli dagegen bemerkt: „a co-
pioso leaenae lacte“, quod quidem IniQsvov liic prorsus otiosum,
immo ineptum esset; nec vero convenit cum part. iam, quo posita
est loco. Cfr. Ern. Guil. Weberum ad Juvenal. p. 350. Ed. suac
Wimar., so scheint er mir im doppelten Irrthume sich zu befinden.
Einmal ist das Epitheton weder ociosum noch weniger ineptum.
Denn zur Kraft des jungen Löwen trug es jedenfalls nicht unwe-
sentlich bei, dass die gelbe Löwin reichliche Milch hatte, die ihn
bisher nährte. Was aber die Stellung des iam anlangt, so kön-
nen solche äussere Verhältnisse, wie bereits wiederholt bemerkt
worden ist, nicht maassgehend für den inneren Sinn einer Stelle
sein. Auch leuchtet dem Ree. gar nicht ein, wie jene Wortstel-
lung bei einem Dichter nur das geringste Auffällige haben könne.
Auch die äusseriiehe grammatische Auffassung der Worte:
Videre Raelis bella sub Alpibus
ürusum gereutem Vindelid; — quibus
Mon unde dedudus per omne
Tempus Amazonia securi
Dexlras obarmet , quaerere distuli ,
Nec scire Jas est omnia; — sed diu
Lateqne viclrices catervae
Consiliis iuvenis reviclae
Sensere , quid mens etc.
bei Orelli können wir nicht gut heissen. Es ist keine Anakoluthie
im Satze, was der Herausgeber durch seine Striche vor quibus
und nach omnia angiebt, sondern vielmehr rein verbundene Rede:
Videre — Vindelici , quibus mos unde dedudus per omne tem-
pus Amazonia securi dexlras obarmet , quaerere distuli, nec
sdrefas est omnia , sed diu lateque viclrices catervae — sensere
etc., wo zu bemerken, dass dann die letzte Wendung etwa folgen-
den Sinn involvirt: sed hoc scio diu lateque viclrices catervae
consiliis iuvenis reviclas sensisse etc., eine Wendung, wie sie auch
in der Prosa nicht selten ist. ln rein kritische Fragen hat Rcc.
überhaupt vermieden bei dieser Anzeige näher einzugehen, weil
die Ausgabe einerseits selbst die Erklärung sich zur Hauptaufgabe
56
Neuere Sprachen.
gemacht , andererseits aber auch dann weitläufigere Untersuchun-
gen geführt werden müssten , sonst würde er noch über Vs. 36,
wo Orelli Indecorant statt des handschriftlich fast allein beglau-
bigten Dedecorant geschrieben hat; dann über das Vs. 65 ge-
wählte exiet statt evenit sprechen. In Bezug auf erstere Stelle
bemerkt llec. jedoch , dass entweder de vor decorant von einem
Abschreiber weggelassen oder auch, als am äussersten llande ge-
schrieben, in einer oder der andern Handschrift zufällig abgerie-
ben und dann ergänzt sein konnte indecorant. Wenigstens
scheint diese ganze Frage noch nicht zu Ende geführt zu sein.
Uec. hat mit diesen Bemerkungen nichts Anderes bezweckt,
als die Aufmerksamkeit des Lesers auf diese neue, reich und tüch-
tig ausgestattete Horaz-Ausgabe hinzuweisen , und kann hoffen,
dem schon mit diesen wenigen und flüchtigen Bemerkungen zur
Genüge getlian zu haben, wesshalb er hier abbricht, einiges An-
dere sich zur Besprechung bei Anzeige des zweiten Bandes auf-
sparend.
Leipzig. R Klotss.
Praktische s Elementarbuch der französischen Sprache, für Gym-
nasien und höhere Realschulen, mit grammatischen Excursen, einer
Lautlehre und einem Lesebuche versehen, von H. Barbicux, Prof,
am Herzogi. Nassauischen Gymnasium zu Hadamar. Erster Cursus.
Bielefeld bei Velhagen und Klasing. 1848. XII und 167 S. gr. 8.
Geh. 12 Sgr.
Mit dem Grundsätze, wornach der vorliegende erste Cursus
des genannten Eleraentarbuches ausgearbeitet ist, bin ich durch-
aus einverstanden; denn der grammatische Unterricht, es sei in
einer Sprache, in welcher es wolle, muss sich Anfangs nur auf
das No th wendigste beschränken, sowohl in Bezug auf die
Formenlehre als die Syntax, damit der Schüler sobald wie mög-
lich eine Uebersicht über das Ganze gewinne, die gelernten Ein-
zelnlieiten ordne und zusammenfasse, sie in dieser Verbindung
dem Gedächtnisse behaltbarcr mache und recht bald zur Anwen-
dung des Erlernten bei der Uebersetzung zusammenhängender
Stücke aus der fremden Sprache und in dieselbe übergehen könne.
Wenn Etwas dabei vorkommt, was der Schüler noch nicht gelernt
hat, so werde es ihm vorläufig nur in so weit erklärt, als das Ver-
gtändniss der vorliegenden Stelle es erfordert, und die vollstän-
dige Erklärung bis dahin verschoben, wo es bei der Wiederholung
sich an das Gelernte angesetzt hat. Denn der Schüler muss mehr-
mals durch das ganze Gebiet der Grammatik hindurch geführt
werden und zwar so, dass ihm beim ersten nur die Hauptpunkte,
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Barbieux : Praktisches Elementarbuch der franz. Sprache. 57
bei jedem folgenden Male die übrigen Erscheinungen je nach ihrer
grösseren Wichtigkeit gezeigt werden , bis er das Ganze bis ins
Einzelne hinein kennt, so dass er überall auf demselben zu Hause
ist. Wenn der Schüler auf diesen grammatischen Wanderungen
das Erkannte jedesmal schriftlich und mündlich anwendet, so lernt
er die Sprache eben so gründlich als schnell. Durch vieljährige
Erfahrung habe ich dieses bei dem Unterrichte im Griechischen,
Lateinischen, Französischen und Hebräischen bestätigt gefunden.
Wie oft aber die Schüler auf diese Weise durch das grammatische
Feld geführt werden müssen und was und wie viel ihnen jedesmal
gezeigt werden soll , kann unmöglich zum Voraus bestimmt wer-
den, weil dieses von der Eigenthiimlichkeit des Lehrers und der
Fassungskraft der jedesmaligen Schüler und ihrer geringeren oder
grösseren Anzahl abhängt. Nun will aber der Verf. die Schüler
nur zweimal durch die Grammatik führen, indem auf den vor-
liegenden Curaus, der für die unteren Classen der Gymnasien
oder höherer Realschulen bestimmt ist, ein zweiter für die oberen
Classen folgen soll. Auch hat er das in diesem ersten Cursus
Vorzunehmende „scharf bezeichnet.“ Er sagt in der Vorrede
S. V: „Das eigentliche Lehrbuch besteht aus acht Abschnitten,
deren jeder einen bestimmten Cyclus von etymologischen und syn-
taktischen Gesetzen darstellt und zur Einübung bringt. Jeder
Abschnitt besteht aus fünf Lectionen , jede Lcction aus drei dar-
stellenden Paragraphen in der fremden Sprache und einem Ge-
sammtiibungsstücke aus der Muttersprache in die fremde.“ Diese
letzten W'orte von „jede Lection“ an sind unverständlich, wenn
man die Sache selbst nicht ansieht. Ihr Sinn ist: jede
Lection (besteht) aus drei Paragraphen, welche französische Sätze
enthalten, die die Anwendung des in der jedesmaligen Aufschrift
angedeuieten grammatischen Stoffes zur Anschauung zu bringen
bestimmt sind, und einer Anzahl deutscher Sätze, bei deren Ue-
bersetzung der sämmtliche in den vorhergehenden Paragraphen
cingeiibte Stoff zur entgegengesetzten Anwendung kommen soll.
Bei dieser Gelegenheit bemerken wir, dass die ganze Vorrede Ge-
wandtheit im Ausdrucke vermissen lässt. Der Verf. fährt so fort:
„Die Zeit, welche auf jede Lection zu verwenden ist, richtet sich
lediglich nach der Fassungskraft der Schüler und der Stärke der
Classe. Im Allgemeinen kann aber angenommen werden, dass
vier Lehrstunden auf die Lection kommen, so dass das Ganze, von
dem augehängten Lesebuche abgesehen, bei einem vierstündigen
Wochenunterrichte in einem Schuljahre zum Abschlüsse gebracht
(durchgearbeitet) werden kann; in solchen Anstalten, welche
fünf und (oder) sechs Stunden darauf verwenden, kann auch die
ganze Lectüre dnrehgenommen (können auch die angehäng-
ten Stücke übersetzt und erklärt) werden. Das Pensum
einer jeden Lehrstunde („daher“ ist überflüssig und störend) in
der Erkennung (Erlernung) eines oder zweier einfachen Sprach-
58
Neuere Sprachen.
gcsetze und dem Memorircn von sechs, später bis neun, Voca-
beln, indem zu einer Lcction Anfangs 24, später 36 Wörter ge-
hören. Memorircn der Vocabeln , nachdem die Aussprache der-
selben gehörig eingeübt worden, wird streng verlangt; indessen
werden in der zweiten Hälfte hie und da solche Wörter wieder
aufgeführt, welche nicht so häufig als (wie) andere in die Ucbun-
gen verwebt werden konnten ( w e I c h c f r ii h e r nicht so häu-
fig angebracht werden konnten). Ein Ulick auf das Inhaltsver-
zeichniss wird die Lehrer überzeugen, dass für fortwährendes
Verflechten des Vorgekommenen in die folgenden Arbeiten, so wie
für Wiederholungsarbeiten gesorgt ist, und dass gewisse Schwie-
rigkeiten der Sprache sich wie ein rother Laden durch die späte-
ren Sätze durchziehen (dass das Vorgekommene, beson-
ders das Schwierigere, später immer wieder er-
scheint).“
Mit solcher Anwendung des angeführten Grundsatzes können
wir uns, wie gesagt, nicht einverstanden erklären; da sie den ein-
sichtsvollen, erfahrenen und gewandten Lehrer in einen festste-
llenden Kreis zu bannen und ihm überall hemmend entgegen zu
treteu sucht; den Lehrer aber, der weniger selbstständig ist, in
ein bestimmtes Geleise bringt, welches er zu seinem und seiner
Schüler Nachtheil, nachdem er sich einmal eingefahren hat, nicht
mehr verlassen mag; jener daher in seinem Wirken beschränkt
würde, dieser mit der Zeit zu einer Maschine zu werden in Ge-
fahr käme. Der Vcrf. möge es mir daher nicht übel nehmen,
wenn ich meine Ueberzeugung hier frei ausspreche, dass solche
Elemcntarbücher mehr schaden als nützen, höchstens angehenden
Lehrern einigermaassen nützlich sein können, wenn sie bei dem
Gebrauche derselben in ihrer pädagogischen Entwickelung fort-
schreiten und so ihre Eigentümlichkeit behaupten. Denn was
Cicero im 1. B., C. 31 de off. sagt, findet auch auf das pädagogi-
sche Leben und Wirken seine volle Anwendung. Seine Worte
sind: Omnino si quidquam est decorum, nihil est profecto magis,
quam aequabilitas tiniversae vitae, tum singularura actionum : quam
conservare non possis , si aliorum naturam imitans omittas tuam.
Der Lehrer bedarf also nur einer Grammatik, in welcher der Stoff
zweckmässig geordnet, richtig, klar und bestimmt dargestellt ist.
Er wird das jedesmal Nöthige auszuwählen wissen.
Folgende sind die vom Lehrer zu erklärenden und einzuüben-
den Formen und Regeln. 1. Abschnitt. 1. Conjugation. §. 1. In-
dicatif. Prdsent. Personalpronomen (Stamm , Charakter , Endung,
Person, Geschlecht). §. 2. Pretdrit narratif. Circonflexe (Sub-
ject, Prädicat, Adverb). §. 3. Futur (Conjugire frapper durch
die obigen 3 Zeiten). §. 4. Possessives Pronomen. Aspiration
(Hiatus wird vermieden. — Der Franzose sagt sein von Mann
uud W’eib). Welcher Ausdruck! §. 5. Fortsetzung. Pluriel.
§. 6. Fortsetzung. Präposition. (Unterscheidet man auf meine
Barbieux; Praktische* Elementarbuch der franz. Sprache. 59
Hand, auf meiner Hand?) §. 7. Artikel. Object. (Wie viele
Geschlechter? Object nur an der Steilung kenntlich?) Nähe-
res musst c hi nz ugese tzt w erden. §. 8. Elision. §. 9. Im-
peratif. §. 10. Pluriel. (Congruenz, Motion). §. 11. Fortsetzung
der Motion (!). § 12. ohne Ueberschrift. §. 13. Fort-
setzung der Motion (!). §. 14. Fortsetzung des Pluriel. § 15.
Wiederholung. II. Abschnitt. §. 16. Demonstr. Pronomen. Fort-
setzung der Motion. (Hiatus wird hier auf eine andere Art ver-
mieden.) §. 17. Negation. Fortsetzung der Motion. §. 18. Ne-
gatives Subject. Ist ohne die folgenden Beispiele: Per-
sonne n'est parfait etc. unverständlich. §. 19. J’ai. Participe
parfait. (Steile des Part. ; Adverb bald vor, bald nach. — Worauf
kommt es an?) §. 20. Selbstständiges (besser: Substantivi-
sches) po88. Pron. §. 21. Monsieur, Madame etc. Das deut-
sche Sie, Ihr. (Welches Geschlecht hat den Vorrang bei der Con-
grueuz?) §. 22. Hauptzahlen. §. 23. Eine Addition, eine Sub-
tracliou, eine Multiplication werden auf die Tafel geschrieben
und französisch ausgeführt. Der schlechte Ausdruck
fällt hier dem Leser von selbst auf. §. 24. Ordnungs-
zahlen. §. 25. Interrogation, eingeschobencs — t — , euphonischer
Accent. (Das Fragewort stets voran, niemals nach dem substan-
tiv. Subjecte . .) §. 26. Andere Form der Frage (Nach welchen
Aeusserungen folgt diese Frageform?) — Es ist hier die llcde
von der durch est-ce que dargesteliten Frage. — §-27.
Apposition , Angabe des Alters. § 28. Comparation. §.29. Cd-
dille, Eiuschiebung des e nach g. §. 30. Wiederholung. W r o Ap-
position [in den vorstehenden Sätze u?J. Man conjugire
effacer , corriger , souper durch alle bekannten Zeiten und For-
men.) — Statt Formen: Modi, da Zeiten auch Formen
sind. — 111. Abschnitt. 2. Conjugation (a. einschiebende, näm-
lich ss). §. 31. Prdsent. §. 32. Prdterit narratif. De (Genitiv).
§. 33. Futur. A (Dativ). (Conjug. banuir durch die obigen Zeilen
iu allen Formen; declin. mon habit, cet arbre.) §. 34. Selbst-
ständiges (S u bs ta ntiv.) demonstr. Pron., Ci, La §.35. Kci.
Pron. §. 36. Participe parfait (die Stellung der W'örter in den
vorstehenden Sätzen wohl zu beachten). §. 37. b. Abwer-
fende Conjugation. Prdsent. (Die beiden anderen Zeiten u. Part,
nach §. 32, 33, 36.) §. 38. De (Ablativ). §. 39. A (Locativ,
Streben). (Conjugire porter, ravir, sortir in den drei Hauptzeiten
in allen Satzarten.) §.40. Participe parfait; je suis. Prädicati-
ves Substantiv. (Participe ist hier — in den vorstehenden
Sätzen — Adjectiv.) §. 41. De mit dem Art.« Art. der Länder-
namen. §. 42. A mit dem Art. Participe imparfait. ( Aufstellung
der Declination.) §. 43. J’avais. Attributives De. Prdtdrit de-
scriptif. (Hiernach das Pret. descr. der bisherigen Conjugation iu
allen Satzarten zu conjugireu.) §. 44. J’etais. Attributives A.
§ 45. Wiederholung. IV. Abschnitt. §. 46. Je serai. Fortsetzung
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60
Neuere Sprachen.
des Artikels. §. 47. Fortsetzung. J'aurai. §. 48. Vorbereitung
des Theilungssinnes. Dieser Ausdruck is t u n v ers tä ii d -
lic li ; e r soll heissen: Einleitende Erklärung des Th.
durch Sätze, wie folgender: Notre servnnte a vole ( u/ic
partie) de notre fruit. §. 49. Artikel bei allgemeinen Urtheilcn.
Fortsetzung von A. (Vgl. die einzelnen Fälle mit dem Deutschen.)
§. 50. Allgemeiner Theilungssinn. §. 51. Beschränkter Theilungs-
sinn a) durch Collectiva. §. 52. Beschränkt. Th. b) durch Zahl-
adverbien. §. 53. Beschränkt. Th. durch Vorgesetzte Adjectiva.
§. 54. Th. durch quantitative Verneinungen. §. 55. Wiederholung
des Theilungssinnes und der 2. Conjugation. §. 56. Wiederho-
lung. §. 57. Wiederholung. §. 58. Pre'terit narratif von avoir,
haben. §. 59. Freier, narr, von £tre. §. 60. Imperatif von avoir
lind etre. (Aufstellung der pass. Conj.: Je suis aimd; j’e'tais parti;
je fus adlige; je serai bau ui.) V. Abschnitt. 3. Conj. §. 61. Prd-
sent. (Freier, narr, vendis und Futur vendrai nach §. 32, 33; we-
gen der Verba mit u siche die Theorie.) §. 62. Preter. descr.
(das Preter. descr. mit Hülfe des §. 43 durch alle Conjugg. auf-
zustellen). §. 63. Conditionnel. Si. (Das Cond hat die Endungen
des Pre'ter. descr. mit Beibehaltung des r vom futur.) Aufstellung
sämmtlicher regelm. Conjugg. in allen Zeiten des Ind. nebst Cond.
§. 64. Ete. Ne bei Gegensätzen. §. 65. Si, taut, atissi, autant.
(Au bei aussi, autant, Zeichen des Vergleiches; das Eine qualita-
tiv, das Andere quantitativ.) §. 66. Plus de, moins de, bei Stei-
gerung oder Minderung. (Aufstellung der pass. Conjug. in allen
Satzarten.) §. 67. Verba auf ayer, oyer, uyer. §. 68. Absolute
Personalpronomen als Subjecte (besser: Betonte). §. 69. Ab-
solute Personalpr. als Objecte; dieselbe Form beim Imperativ.
(Von qui kann die Declin. aufgestellt werden.) §. 70. Wandlung
des halblauten e und des e in e. §. 71. Fragende Pronomen. §. 72.
Cequi,ce que, dont. Wiederholung der bisherigen Hauptpara-
graphen mit act. und pass. Verben; besondere Formen der Mo-
tion und des Pturicl. §§. 73, 74, 75 ohne Aufschrift.
VI. Abschnitt. §. 76. Periphrastische Form der nächsten Zukunft.
§. 77. Nächste Vergangenheit. §. 78. Andere Constructionen von
allerund venir. (Conjugireje vais, je viens in allen Satzarten.)
Schlechter Ausdruck! § 79. Stellung der objectiven Satz-
theile. (Ton oder Nachdruck, Deutlichkeit entscheiden.) §. 80.
Stellung des Adjectivs. §. 81. Frageformen. Voici, voilä. §. 82.
Objcctive Substantive ohne Artikel (umschriebene Verben). Un-
klarer Ausdruck statt: Subst. im Accus, ohne Art.
§. 83. Adverbiale Umschreibungen. §. 84. Tont. Hierauf
folgt: Declin. der verbundenen objectiven Personalpronomen.
Unklar statt : D. der unbetonten Personalpr. imAcc. u.
Dat. Verben auf oir. §. 85. Present. Objectspron. — Obj. im
Acc. und Dat. — (Hiernach das Pret. descr. zu bilden.) § 86.
Pret. uarr. Objectspr. §. 87. Futur, Participien, Objectspr. (Auf-
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Barbieox: Praktisches EIcmcntarbach der franz. Sprache. 61
Stellung der Ind.-, Condit.- und Imperativformen der 7 Verben auf
oir.) §. 88. Dativ und Accusativpr. — Nämlich: Steilung
ders. — §. 89. Lui, leur. Dcmander. §. 90. Y, en. Jouer, prier.
Hierauf: Folge der Satztheile mit persönlichen Ohjectsprono-
men. Unklar statt: Tabellarische Uebersicht der Stel-
lungd er unbetonten persönl. Pronomina. Beispiele zum
Auswendiglernen. VII. Abschnitt. Reflexives Verb. §. 91. Prä-
positionen, Wiederholung. §. 92. Parfait. Präpositionen. § 93.
Ohne Aufschrift. (Conjugire s’en repentir, sy rendre, s’en aller
durch alle Zeiten und Satzarten. Flexion der Particc. wohl zu be-
denken.) §. 94. Verbum auf indre. Fortsetzung der Pronomen.
(Le, la und que sind auch Prädicatsnominative.) §. 95. Partie,
parfait. §. 96. Fortsetzung. M£me. (Conjugire s’en plaindre, y
joindre durch alle Zeiten und Satzarten, mit Zusatz von soi-m£me.)
§.97. Bildung und Gradation (Steigerung) der Adverbien ; Prä-
positionen. §. 98. Fortsetzung; adverbiale Redensarten. §. 99.
Fortsetzung. (Hier kann die Nachweisung (‘1) der unregelmässi-
gen Verben beginnen.) §. 100. Rection einiger Verben. §. 101.
Impersonales Verb. §. 102. Wiederholung früherer §§. §. 103.
Infinitiv als Subject. §. 104. Infln. als Object. §. 105. Infin. im
Gen. oder Dat. (Aufstellung des Verbs venirund ähnlicher durch
alle Zeiten und Moden.) VIII. Abschnitt. (Dieser ganze Ab-
schnitt, welcher die gewöhnlichsten unregelmässigen Verben [die
Kenutnissder. .] voraussetzt, soll als Vorbereitung zur Satz-
lehre, Zeiten, Moden, Folge der Zeiten, Rection u. s. w. dienen.)
Snbjonctif. Unregelmässige Verben. §. 106. Subjonctif nach
Verben. §. 107. Subj. nach Conjunct. §. 108. Subj. nach il
faut. (Coujugire offrir und die ähnlichen durch alle Zeiten und
Moden.) §. 109. Participialconstruction. §. 110. Partie, irapar-
fait; Flexion desselben. §. 111. Flex. des Partie, parfait. §. 112.
Prdt. descr. §. 113. Pre't. narr. §. 114. Gemischte Zeiten. §§. 115,
llö,U7 enthalten zusammenhängende franz. Stel-
len, worin Pr dt. narr, und descr. nebeneinander Vor-
kommen.
Ich habe diesen Auszug gemacht, damit der Leser über den
ausgewähiten Stoff und dessen Anordnung schnell eine Uebersicht
gewinne und meinen Bemerkungen darüber folgen könne. Der
Verf. sagt Vorrede S. VI selbst in Bezug darauf: „Zuerst wird es
daher nöthig sein, dass der Lehrer sich mit dem Gange und der
höchst einfachen Darstellungsweise der von den Aufgaben getrenn-
ten Theorie bekannt mache, welche, bei aller wissenschaft-
lichen Begründung!?), sich in einer vieljährigen Durchführung
als höchst praktisch bewährt hat; durchgehends aber leuchtet
das Streben hervor, schon beim ersten Unterrichte den Lernen-
den an feste Gesetze zu gewöhnen.“ „Eine wissenschaftliche
Begründung“ vermag ich, auch ein Anderer, wie ich glaube, in
dem Gange dieser Theorie nicht zu erkennen ; vielmehr ist derselbe
62
Neuere Sprachen.
sehr unwissenschaftlich und unpraktisch, indem er das Verwandte
gewaltsam auseinanderreisst und sodas Verständniss , die Ueber-
sicht und das Behalten des Gelernten erschwert, da das Gesetz der
[deenassociation, wornach ähnliche Vorstellungen einander wecken,
ganz ausser Acht gelassen ist. So z. B. steht §. 4 Hiatus wird
vermieden, §. 8 Elision, §. 16 Hiatus wird hier auf eine andere
Art vermieden, §. 19 j’ai, §. 43 j’avais, §. 47 j’aurai, §. 58 j’eus,
§. 60 Imperatif von avoir; §. 1 Personalpronomen, §. 68 absolute
Personalpronomen als Subjecte, §. 69 als Objecte, §. 84 Decli-
nation der verbundenen objectiven Personalpronomen, §. 85 Ob-
jectspronomen, ebenfalls §§. 86 und 87, §. 88 Dativ- und Accus.-
l'ronomen, §. 89 lui, leur, §. 19 y, en; hierauf: Folge der Satz-
theile mit persönlichen Objectspronomen. Siehe oben. Der Verf.
nennt die Dat. und Accus, des unbetonten pers Pronomens Ob-
jectspronomen; hiernach müsste er die Nominative desselben
Subjectspronomen nennen. Wie unpassend diese Benennungen
sind, bedarf keines Beweises. Die Accente hat er ganz stiefmüt-
terlich behandelt: §. 2 ist vom Circonflexe und §. 70 von der
„Wandlung des halblauten e und des d in fe“ die Rede. So hat der
Verf. den gramm Stoff auseinandergezogen und vereinzelt, obwohl
nach einem pädagogischen Gesetze Verwandtes nicht getrennt
werden darf. Um sich noch mehr davon zu überzeugen, braucht
der Leser nur obige Uebersicht durchzugeilen. Uebrigens ist der
Verf. in einem grossen (rrthum befangen, wenn er glaubt, wissen-
schaftliche Begründung sei der Praxis schädlich, da gerade das Ge-
gcntheil der Fall ist; denn je wissenschaftlicher der Lehrer ist,
desto einfacher und klarer, daher auch praktischer wird er
eine Sache schriftlich und mündlich darstellcn können. Hierauf
folgen „Gemischte Uebungen“, welche aus 13 Aufgaben, die ins
Französische zu übersetzen sind, bestehen, nebst einem deutsch-
französischen „Vokabular“ zu allen vorhergehenden Aufgaben von
§ 76 an. Hieran schliessen sich einige grammatische Erörterungen,
welche vorzüglich für den Lehrer bestimmt zu sein scheinen. Der
erste Abschnitt ist überschrieben: „Darstellung der Conjugatiouen.
Bildung der Zeitformen.“
Der Verfasser unterscheidet au jedem ausgebildeten Verbum
Stamm, Endung oder Flexionsform und Charakter.
Unter letzterem versteht er den letzten Buchstaben des Stammes.
Er ist entweder vokalisch (jou — er) oderconsonantisch (pari — er).
Ich möchte wissen, mit welchem Rechte der Verf. den genannten
Buchstaben Charakter nennt. Im Griechischen ist dieser Buch-
stabe wirklich charakteristisch; denn nach demselben werden
die Verba in verschiedene Classen getheilt und diese , wie die
Zeitformen, daran erkannt. Im Französischen hingegen wird
Nichts darnach eingetheilt und erkannt und sie bleiben immer
dieselben , da sie im Griechischen sich nach bestimmten Gesetzen
verändern. Denn es ist ein Irrthum, wenn der Verf. behauptet,
j by vaOO
Barbienx : Praktisches Elementarbuch der Iranz. Sprache. 63
in romp- 1, rend, pein-t u. dgl. sei eine Veränderung des Charak-
ters vorgegangen, da er derselbe geblieben ist, indem t zur
Endung (rumpit, pingit) gehört, welche in rend (reddit) abge-
worfen ist; dass aber in je bats, tu bats, il bat das eine t wegge-
fallen ist, beruht auf einer allgemeinen Eigenthümlichkeit der
französischen Sprache, wornach die Häufung der Consonauteii,
besonders im Auslaute, vermieden wird. So nothwendig und
zweckmässig diese Lehre also in der griechischen Grammatik ist,
so überflüssig und unpraktisch ist sie in der französischen. Auf
solche Weise wird das grammatische Studium erschwert. — Die
zweite Conjugation (beim Verf. die auf ir) zerfällt nach ihm in
zwei Abtheilungen, eine einschiebende und eine abwerfende. Der
Ausdruck ist ebenso unpassend , als der Inhalt unwahr ist. Was
versteht man unter einer einschicbenden und abwerfendeu
Abtheilung ‘i Auch wird Nichts eingeschoben, da ss in finissons,
finissez und flnisseut etc. nicht eingeschoben, sondern aus dem lat.
sc entstanden ist, die genannten Formen also aus den luchoativ-
formen: finiscimus, finiscitis, flniscunt. Siehe Diez Grammatik
der romanischen Sprachen II, pag. 113. Der Verfasser behauptet
ferner, dass die sieben von debere und capere gebildeten Verba :
devoir, redevoir, ddeevoir, apercevoir, concevoir, percevoir, rece-
voir als Uebergang zu den sogenannten unregelmässigen anzusehen
seien. Diese Verba wären also weder regelmässig uoch unregel-
mässig. — Das Futurum der ersten Conjugation behält vor der
Endung rai das aus dem lat. a entstandene e bei, weil im Inf. das
lat. Schlüss e weggefalleu ist; in der drittel) Conj. aber, nach dem
Verf. den Verbis auf re, fällt ersteres weg, weil letzteres bleibt
(aimer, vendre). Das e vor dem rai wird also im Fut. der ersten
Conj. nicht orthographisch, wie der Verf. sagt, sondern
nothwendig und des Wohllautes wegen beibehalten.
„Das Conditionnel“, fährt der Verf. fort, „welches als vergangene
Form des Futur angesehen werden kann, behält auch dessen Natur
bei, indem es der Endung des Pret. descriptif das r einschiebt:
pens- (e)rais, parti rait, rend-rions u. s. w.“ Wird hier das r
ein ge sc hoben ‘i Es rührt ja vom lat. Infinitiv her. Ferner kann
dieser Tempus nicht nur als vergangene Form des Futur
angesehen w erden, sondern sie ist es; denn sie bezeichnet
die vom Standpunkte der Vergangenheit angeschaute Zukunft,
wohingegen das Futur die vom Standpunkte der Gegenwart ange-
schaute Zukunft darstellt. (Jebrigens ist der Ausdruck des Verf.
„vergangene Form“ zu tadeln. Weiterhin zählt der Verf.
die Verba auf, die nach der 2. Abtheilung der zweiten (dritten)
Conj. gehen, wobei er die Verba mentir und saillir ausgelassen
hat. — Die Verba auf oir zerfallen nach dem Verf. in 3 Classeu:
a. gleichförmige; b. abweichende; c. umlautende. Zn a. gehören
devoir, recevoir etc.; zu b. dechoir, voir; zu c. mouvoir, pouvoir,
vouloir, valoir, falioir, sa\oir, pleuvoir, asseoir. Diese Eiutbeilung
64
Nenere Sprachen.
ist logisch unrichtig, da b. und c. sich einander nicht aus-
schliessen; denn das Umlautende ist auch abweichend , z. B.
dcchoir , ddchus, dechu; vcrgl. mouvoir, inus, rau etc. Auch die
sogenannten gleichförmigen Verba sind abwcicheud und
iiiuiautcud zugleich: devoir, dois, dus, dü. Zu savoir macht
der Verf. folgende Bemerkung : „Die alte Orthographie s^avoir,
s^ais, 89 eu weist dahin, dass savoir nicht nur von sapere, sondern
auch von scire abstammt.“ Soll wegen des cingeschobencn c sa-
voir von scire herkommen? Oder soll 89 von scire und apere von
sapere herrühren*? Die ganze Sache ist mit der Bemerkung abge-
than, dass s 9 avoir etc. eine schlechte Schreibart ist und in die
Zeit der älteren Sprachdenkmale nicht hinaufreicht. Vergleiche
Diez Grammatik der romanischen Sprachen. — Zu conduisons,
conduiscz bemerkt der Verfasser: „Wie bei der zweiten
einschiebenden, nur ist s gelind.“ Kann dieses s mit ss in
iinissons etc. verglichen werden'? Jenes ist aus dem lat. c (con-
ducere) erweicht, dieses aus dem inchoativen sc (finiscimus) ent-
standen. Das s in conduisis scheint der Verf. auch so zu erklären,
obschon es aus dem lat. x = cs übrig geblieben ist, nachdem sich
c in i erweicht hatte. Auch das ss in maudissous ctc. stellt der
Verf. irrthiimlich mit ss aus dem inchoat. sc zusammen, obgleich es
nur eine andere Schreibart für c ist. Vgl. Diez Gramm. Bd. II,
S 201. — Der Verf. sagt in der Vorrede über diesen Abschnitt
von den unregelmässigen Verben Folgendes: „Die hier aufge-
stellte Nachweisung der unregelmässigen Verben aus dem Latei-
nischen, wo Manches nur angedeutet wird, beweiset zur Genüge (*?),
wie Vieles durch eine zweckmässige Behandlung für den Unterricht
gewonnen werden kann u. s. w.“ Ohne mich auf den schlechten
Ausdruck dieses Satzes näher cinzulassen, bemerke ich Folgendes
über den Inhalt: Die ganze „Nachweisung“ des Verf. besteht aus
vier Andeutungen (Devoir, debere ), recevoir (capere, recipere ),
irai ( v . ire), savoir (nicht nur v. sapere, sondern auch scire ; sache
gebildet, wie röche v. rupes etc.). Wie kann der Verf. diese eiue
„Nachweisung der unregel. V. aus dem Lat.“ nennen'? Der Leser
erinnert sich hier unwillkürlich an das Ilorazische Parturiunt
monles etc. Diese scheinbare Berücksichtigung des Lateinischen
scheint durch die Absicht des Verf. veranlasst zu sein, diesem Ele-
mentarbuche auch in die Gymnasien Eingang zu verschaffen. Denn
dass es ihm mit der Herleitung des Französischen aus dem Latei-
nischen nicht Ernst ist, geht aus folgender Stelle der Vorrede her-
vor: „So hoch nun auch der Gewinn angeschlagen werden möge,
welcher aus der gewandten Vergleichung der lateinischen mit der
französischen Formlehre erwächst, so kann doch nicht in Abrede
gestellt werden, dass in späteren Jahren, wo die Stundenzahl immer
mehr abnimmt, dieser bedeutende Vorzug in relativen N a c li t h e i I
umschlägt, was ebenfalls in der Natur der Gelehrtenschulen seinen
Grund hat. Sobald nämlich der Schüler in die eigentliche Lati-
nität und die rhetorischen Rücksichten eingeweiht zu werden be-
osle
Barbieux: Praktisches Elementarbach der franz. Sprache. 65
ginnt, wird er durch den Mangel an Gegengewicht immer mehr
der lebenden Sprache entfremdet, und seine Ausdrucksweise bleibt
entweder deutsch oder wird theilweise lateinisch.“ Gerade das
Gegentheil ist der Fall; denn in den unteren und mittleren Classeti
des Gymnasiums wendet sich der Schüler den alten Sprachen mehr
zu, weil das Nationalgefühl und der moderne Geist ihm noch nicht
zum Bewusstsein gekommen sind. Je mehr mit zunehmendem
Alter und fortschreitender Bildung durch den Unterricht und den
Einfluss seiner Umgebung diese bei ihm hervortreten und sich gel-
tend zu machen suchen, desto mehr tritt das Antike, nur nicht das
Reinmenschliche desselben, zurück und er giebt sich in demselben
Maasse den Wirkungen des modernen Geistes hin, welcher erst
die durch das Studium der alten Sprachen und ihrer Litteratur ge-
wonnene acht menschliche Bildung bei ihm zur Erscheinung bringt
und für das Leben befruchtet. In demselben Verhältnisse wendet
der Schüler sich der Muttersprache und dem Französischen zu,
weil in denselben der moderne Geist ihm entgegenweht. Er wird
sich also in der Prima mit vorzüglichem Eifer auf die deutsche und
französische Litteratur verlegen. Den Geist, der aus den alteu
Sprachen und ihrer Litteratur auf diese übergegangen ist, fasst er
leicht auf. So verschmilzt bei ihm das Antike mit dem Modernen
zu einem schönen Ganzen. Dieses kann aber nur dann zuwege ge-
bracht werden, wenn der Unterricht der Natur folgt, d. h. von den
alten Sprachen ausgeht. — Der zweite Abschnitt enthält einige
Geschlechtsregeln , welche wegen ihrer Mangelhaftigkeit weder
dem Lehrer, noch dem Schüler nützen können. Er fängt so an:
„Die Bestimmung des Geschlechts geschieht auf zweifache Weise,
l)nach der Bedeutung, 2) nach der Endung,“ statt: Das Geschlecht
erkennt man an u. s. w. Unter Nr. 2 steht folgende Kegel : „Sub-
stantive, welche von lateinischen Wörtern neutrius generis her-
stammen (sind männlich). Diese Kegel gehört ja zu einem an-
deren Theilungsgrunde. Der Verf. hätte freilich besser gctlian,
wenn er diesen hier angenommen hätte. Hierauf wird vom „Thei-
luugssinne“ gesprochen. Diesen Ausdruck sollte man aus der
franz. Grammatik endlich einmal verbannen, weil er wirklich sinnlos
ist. Die Lehre gehört unter die vom Artikel, indem die Genitiv-
formen desselben Nominativ und Accusativ, diese mit vorange-
hendem ä den Dativ und de (d’) Genitiv und Ablativ darstellen,
bei voranstehendem Adjective aber zur Bezeichnung des Nom.,
Gen., Acc. und Ablat. de(d’), des Dat. ü de (d’) gewählt wird.
Der Theilungssinn zerfällt nach dem Verf. in einen all ge-
rn einen und beschränkten(1)Theilungssinn (besond ere n);
z. B. ieshommesout des vertnset des dt ! fauts(!)[»»ce«]; denn der Ge-
gensatz von vertu ist vice. Der Th. wird beschränkt a. durch Col-
lectiva, z. B. Regardez ce beau troupeau de moutons; b. durch
Zahladverbien, z. B. Peu d’hommes ont beaucoup d’esprit; c. durch
Vorgesetzte Adjective, z. B. Votre cousiu a dejolis enfants. Hier-
iV. Jahrb. f. Phil. u. Päd. od. Krit. Dibl. Ud. LX. Hfl. I. 5
66
Neuere Sprachen.
auf kommt nocli einTheilungssinn durch quantitative Verneinungen
nachgehinkt, z. B. N'na tu plus de papillonsl Man sicht, dass der
Vcrf. es mit der Logik eben nicht genau nimmt. Unter den Bei-
spielen kommt auch folgendes vor: J'ai plus de papillons que
ft’ecus. Ist denn plus eine quantitative Verneinung? Uebri-
gens ist diese Einthcilung verwerflich , nicht allein weil sie unlo-
gisch, sondern unklar und unpraktisch ist, daher nur dazu dient,
«las Erlerneu der Grammatik zu erschweren. Was die Stellung
der Adjective anbetrifft, so wird Folgendes als „allgemeincrGrund-
satz“ aufgestcllt: „A Jede zum Wesen eines Gegenstandes noth-
w endig gehörende (inhärente, integrirende) Eigenschaft, wie
flüssig bei Wasser, edel bei Tugend, wird dem Gegen-
stände selbst vorgesetzt. B. Jede dem Begriffe des Substan-
tivs eigentlich fremde, dem Gegenstände aber, als Einzelwesen,
zufällig beigegebene nähere Bezeichnung wird dem Sub-
stantiv nach gesetzt.“ Unter C. sagt er, dass hiebei vieles von
der Ansicht und dem Standpu nkte des Redenden abhange.
Ohne mich auf die Beurtheilung des fehlerhaften Ausdruckes näher
einzulassen, bemerkeich nur über den Inhalt, dass im Franzö-
sischen , so wie in den anderen romanischen Sprachen , „die Nei-
gung waltet, das Adj. gleich anderen Attributiven dem Substantive
nachzusetzen.“ S. Diez Grammatik der rom. Sprachen III, S. 414.
Dieses musste daher als Hauptgrundsatz aufgestcllt werden, da
auch wirklich in den meisten Fällen das Adj. nachsteht. Aus-
nahmen begründen Nachdruck und Wohllaut. So ist es auch im
Lateinischen und Griechischen. Hierauf folgen „Hauptregeln der
Construction.“ Diese Aufschrift ist Qiipassend; denn es soll über
die Wortstellung gehandelt werden. Unter Nr. II wird be-
hauptet, dass man gegen die allgemeine Regel die einfachen indi-
recten Satztheile den directen vorsetzt, „wenn letztere durch
näher bestimmende Zusätze mehr Nachdruck erhalten,“ und
unter Nr. III , „dass aus demselben Grunde bei Relativsätzen das
Subject häufig nach dem Verbum steht.“ Hier ist zu berichtigen,
dass die complicirten Satzglieder nicht deswegen nachgesetzt
werden, weil sie durch die Zusätze „mehr Nachdruck erhalten“,
sondern um sie, wie Diez sagt , mit ihren Nebenbestimmungen frei
ablaufen zu lassen. Diese Stellung macht den Satz gelenkig und
trägt viel zur Klarheit desselben bei. Die Regel unter Nr. III ist
nicht bestimmt genug, indem sie den Schüler in den Irrthum führt,
als wäre es erlaubt, in Relativsätzen das Subject vor- oder nachzu-
setzen. — Unter Nr. VI heisst es, „mehr rhetorisch als gramma-
tisch sei die Vorsetzung des Dativs nach (?) joindre, ajonter: Aux
charmes de la beautd eile joint (ajoute) ceux d’un coeur sensible.“
Die Präposition nach steht wohl für vor. — Unter Nr. 3 wird ein
Unterschied gemacht zwischen der gewöhnlichen und der durch
est - ce que umschriebenen Frageform: erstere soll gebraucht
werden, wenn der Fragende über das, wornach er fraget, Nichts
oogle
Barbieux: Praktisches Elementarbuch der franz. Sprache. 67
vermulhet und voraus setzt, die umschriebene, wenn er eine
Berichtigung einer Voraussetzung erwartet. Wenn ich den Verf.
richtig verstehe, so ist dieses der von ihm gemachte Unterschied,
wie folgendes Beispiel zeigt: „Ais man, sagt er, kürzlich einem
franz. Botaniker sagte, eine neue Hose hiesse : die Rose von Mon-
tezuma, rief er ganz richtig aus: Est-ce qu’il y a donc des roses en
Amcrique? Ohne diese Veranlassung müsste er fragen (ob es):
Y a-t-il des roses en Amerique?“ Nach dem Verf. müsste also der
letzte Satz so übersetzt werden: Ob es Rosen iu Amerika giebt?
Kann man wohl etwas Ungereimteres denken ? Der Unterschied
ist nur ein formeller; ob man die eine oder die andere Form
brauchen soll, darüber entscheiden Nachdruck und Wohllaut. — In
dem Abschnitte über die,,Congruenz der beiden Participien“ heisst
es unter Andereu: „In Relativsätzen folgt häufig auf das Participe
parfait ein Infinitiv mit oder ohne de, ü; hier darf man nur unter-
suchen, ob das Objectspronomen (!) que (der Acc. que), welches
dea Relativsatz anfäugt, von dem Part, oder dem begleitenden luf.
abhängt. “ Gilt diese Regel nur von Relativsätzen 1 ! Sagt man
nicht auch: je 1’ (la) ai vue peindre und je 1’ (la) ai vu peindre?
Ueber en sagt der Verf. in einer Anmerkung: „Da die Partikel en
eigentlich eine Genitiv- oder Partitiv partikel ist, so kann sie da,
wo sie ein Partitivobject im Acc. darstellt, keine Flexion nach sich
ziehen (!). Avez-vous dejä vu des hirondelles? Oui j’en ai vu
hier.“ Da en nie den Acc. bezeichnet, so ist diese Anmerkung
überflüssig und störend. Die Regel über die Veränderung des Part,
pass, der verbes pronomiuaux ist sehr mangelhaft dargestellt.
"Nachdem gesagt worden ist, dass nach dem vorhergehenden Acc.
des Pron. reflex. das Part, sich richtet, aber nicht nach dem Dat.
desselben, folgt dieses Beispiel: Les fautes que nous nous sommes
reprochdes. Hat das Part, reprochdes nach der vorstehenden
Regel es erhalten? Nach derselben musste es anverändert
bleiben; denn das zweite nous steht im Dativ. Dieses Beispiel
passt also zu der gegebenen Regel nicht, wenn nicht hinzugesetzt
wird, dass das Part, sich nach dem vorhergehenden que richten
muss. Unter C. wird gesagt : „Ein intransitives Verb wird bald
mit avoir, bald mit ötre construirt (die der ersten Classe verhalten
sich zu den der zweiten etwa = 1 : 12) u. s. w Derjenige,
welcher die Sache noch nicht kennt, sondern erst lernen soll, kann
aus den angeführten Worten nichts Anderes entnehmen, als dass
ein und dasselbe intransitive Verbum bald mit avoir, bald mit
&tre abgewandelt wird, nicht aber, was der Verf. sagen will. Auch
ist das VerhältnisB nicht 1: 12, sondern 12: 1. — Zu den Bei-
spielen : II s’est trouvd bien des fautes dans votre tlieme. II est
arrivd de grauds malheurs, wird folgende Bemerkung gemacht:
„Für Solche, welche im Griechischen bewandert sind, kann diese
Construction mit der griechischen Regel verglichen werden , nach
welcher Pluralia neutr. gen. den sing, des Verbs haben; das ncu-
fi *
68
Mathematik.
trum wird hier durch das Impersonale ersetzt.“ Nicht mit der
genannten Redeweise kann dieser franz. Sprachgebrauch ver-
glichen werden, sondern mit sdrtv di = il est des hommes.
Das Gesagte giebt ein vollständiges Bild über den vorliegenden
ersten Cursus des genannten Elementarbuches; dess wegen breche
ich hier ab und habe nur noch hinzuzusetzen, dass der Verf. in
diesem Werkelten tief eingehende Kenntnisse in Bezug auf die
franz. Sprache bekundet und es desshalb um so mehr zu bedauern
ist, dass er den Unrechten Weg eingeschlagen, nicht mehr Fleiss
auf den Ausdruck verwendet hat und es ihm mit der Ableitung der
franz. Sprache aus dem Lateinischen kein Ernst zu sein scheint.
Recklinghausen. Casperg.
Leitfaden der ebenen Trigonometrie für den Unterricht in Gy-
mnasien und Realschulen, verfasst von Dr. Moritz Sadebeck, Lehrer
der Mathematik am Magdalenäum in Breslau. Mit 2 Figurentafeln.
Breslau 1849. Verlag v. A. Gosohorsky's Buchhandig. (L. F. Maske).
VIII und 112.
Der Verf. beabsichtigt in dem vorliegenden Leitfaden nicht
etwa, wie diess in Schulbüchern nach modernstem Schnitt öfters
geschieht, eine neue und höchst originelle Auffassung dieses Theils
der Geometrie dem Schüler oder vielmehr dem mathematischen
Publikum vorzulegen, er strebt ebensowenig nach der zuletzt doch
nur unklare, der Uebersichtlichkeit ganz unfähige Massen auf-
hiufenden Vollständigkeit, mit welcher einige neuere trigonome-
trische Schulbücher, indem sie Hunderte von Formeln, Lehrsätzen
u. s. w. tabellarisch zusainmenstellen, selbst den ausdauernd fleis-
sigen Schüler ermüden , sondern er will einem Uebelstande ab-
helfen, welcher, wie er glaubt, der in allen Leitfäden der Trigo-
nometrie befolgten Methode bisher angehaftet hat. Da die
Trigonometrie dem Anfänger im ersten Stadium dadurch Schwie-
rigkeiten bereitet , dass sie ihm eine Menge neuer Begriffe dar-
bietet, deren nahe Verwandtschaft und Aehnlichkeit die scharfe
Auffassung etwas erschwert und leicht zu Verwechslungen ver-
leitet, so entscheidet sich der Verfasser mit vollem Recht für
eine der bei dem ersten Sprachunterrichte befolgten analoge Me-
thode. So wie man dort zuerst die unentbehrlichsten Formen er-
lernen lässt und sofort durch Uebersetzungsi'ibungen u. dgl. ge-
läufig macht, so muss man sich seiner Ansicht nach auch hier
zuerst auf die Erläuterung der Begriffe des Sinus und Cosinus
beschränken und dieselben sogleich auf die Auflösung des recht-
winkligen Dreiecks auwenden, um sie auf diese Weise bei dem An-
fänger zu befestigeu. Der Verf. stellt sich diesem — übrigens
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Sadebeck: Leitfaden der ebenen Trigonometrie.
69
bereits von andern Schulmännern in ähnlicher Weise entworfenen —
Plane nach durchaus und consequent auf den methodischen Stand-
punkt der Schule. Er hält demnach mit Absicht einen streng: sy-
stematischen Gang nicht ein , stellt eine Theorie der trigonome-
trischen Functionen in ununterbrochenem Zusammenhang nicht
hin, weiss aber, ohne dieser Mängel wegen unwissenschaftlich zu
werden, das praktische Bedürfniss der Schule stets so trefflich zu
wahren, dass wir sein Buch besonders unter der Voraussetzung
für sehr brauchbar halten, dass der Lehrer am Schlüsse des Curses
nicht versäumt, dem schon geübten Schüler das gesammte Material
noch einmal mit grösserer wissenschaftlicher Strenge geordnet
und verarbeitet vorzuführen, so wie bei dem Sprachunterrichte das
vollständige System der wissenschaftlichen Grammatik ebenfalls
erst dem durch die Vorübungen mehrerer Classen tüchtig vorbe-
reiteten Schüler übersichtlich und verständlich wird. Uebrigens
hätte es unserer Ansicht nach dem vorliegenden Leitfaden nur zum
Vortheil gereicht, wenn auch hier schliesslich auf den innern Zu-
sammenhang der ans methodischen Rücksichten etwas vereinzelten
Abschnitte hingewiesen worden wäre.
Was die specielle Bearbeitung dieser Abschnitte betrifft, so
ist in derselben eine fast zu fleissige Benutzung vieler bedeutenden
Werke über Trigonometrie zu bemerken; sehr auffallend war es
aber, dass Hr. Dr. S. alle diese Werke — von denen sech zehn
angeführt werden — in der Vorrede Vorarbeiten nennt, da er
doch überzeugt sein wird, dass sein Buch, selbst vom pädagogischen
Standpunkte aus betrachtet, kein entschieden originelles, neue
Bahnen brechendes ist. — Indem Ref. zu einigen Bemerkungen
über die einzelnen Theile übergeht und sich dabei erlaubt, hier
u. das eine individuelle Ansicht auszusprechen, verwahrt er sich auf
das Entschiedenste dagegen, dass er die letztere einem erfahrenen
und denkenden Schulmanne, wie der Verf. eines so umsichtig
verfassten Buches sein muss, mit eitler Selbstüberschätzung als die
allein wahre Vorhalten will. Er will nur von ganz objectivem
Standpunkte auch seinerseits einen Beitrag zur Methodik der Tri-
gonometrie geben, in welcher er seit einem Jahrzehnt sowohl
Gymnasiasten als Realschüler und praktische Geometer unter-
richtet hat.
Hr. Dr. S. knüpft die ersten Begriffe der Einleitung an das
Dreieck und dessen Construction. „Die Trigonometrie lehrt, wie
man aus 3 gegebenen Stücken eines Triangels, welche die Grösse
und Form desselben bestimmen, die übrigen unbekannten durch
Rechnung finden kann.“ (§. 2.) Ref. hält diese algebraische Auf-
fassung für nicht allgemein genug. Er kann z. B. der Formel
a = b. tan a einen so entschiedenen Vorrang vor der ursprüng-
lichen: = tan a nicht einräumen und findet den Grundgedanken
b
in einer vollständigen Theorie metrischer Relationen an dem von
70
Mathematik.
einer dritten Geraden durchschnittenen Winkel, welche er ein-
theilen würde in Beziehungen zwischen den Maasszshlen der Seiten
und der Winkel an sich und der Seiten und Winkel unter einander.
Er legt zu dem Ende zuerst eine auf den Anfangsschenkel senk-
rechte Gerade durch den Winkel, betrachtet danach den nega-
tiven Winkel mit demselben Anfangsschenkel und geht dann zu
schief durchschnittenen Winkeln über. Dass die so entwickelten
Beziehungen zu Berechnungen einzelner Stücke führen, ist wich-
tig, aber nicht wesentlich. Ref. würde ferner, wenn einmal der
Begriff der Bewegung herbeigezogen werden soll, wie diess der
Verf. mehrmals thut, denselben in viel weiterem Umfange be-
nutzen und bei den Constructionen von den einfachsten Fällen,
welche den Anfänger zu einem vollkommenen Verständniss ge-
wöhnlich nicht zu führen pflegen , lieber absehen. Es ist über-
haupt ein bedenkliches und in andern Theilen der Geometrie, die
descriptive nicht ausgenommen, keineswegs glückliches Verfahren,
die CoiiBtruction, selbst wenn dieselbe auf allgemeinem Principien
beruhen sollte, als in dem vorliegenden Leitfaden, als alleinige
Grundlage des Beweises benutzen zu wollen. — Der Verf. stellt
weiter den wichtigen Satz in das hellste Licht , dass ungleiche
Seiten nicht in demselben Verhältnisse stehen, wie ihre Gegen-
winkel, und geht dann zu den trigonometrischen Functionen und
ihrer Anwendung auf die Auflösung des rechtwinkligen Dreiecks
über. In einer Anmerkung zu §. 8 wird die zuerst von Godin aus-
gesprochene Vermuthung, dass das Wort Sinus entstanden sei aus
8 ins.*), als unbedingt wahr hingestellt. Dagegen ist anzu-
führen, dass dieser Ausdruck mit noch grösserer Wahrscheinlich-
keitaus der lat.Uebersetzung des arab. Ausdrucks für die Function:
,_*»• (dschaib), welcher seiner anderweiten Bedeutung nach irrig
durch Sinus wiedergegeben wurde, entstanden sein kann**). — Dass
ferner, wie im §. 12 irrig gesagt wird, bei den in Tafeln zusammenge-
Btcllten Logarithmen die in Abzug zu bringende 10 nurderRaumer-
sparniss wegen weggelassen sei, ist eine den Anfänger leicht irrefüh-
rende Behauptung. In ähnlicher Weise spricht sich der Verf iiberdie
Form Sin C- aus; er hält es für offenbar ungereimt, den Winkel
C in das Quadrat erheben und davon den Sinus nehmen zu wollen,
während doch die am Schluss des Curses in den §§. 71 bis 87 ge-
gebene Berechnung der trigonometrischen Functionen genügend
zeigt, zu welcher Allgemeinheit der Begriff dieser Functionen er-
hoben werden kann. Was diese Berechnung betrifft, so ist wohl
zu zweifeln, ob die §§. 76 — 78, welche einige Kenntniss der
Grenzmethode voraussetzen, in der ihnen gegebenen Form ver-
*) Der Verf. sagt, diess bedeute semissis inscripta, jedenfalls doch
»emissis iuscriptae.
**) Vgl. Wunder’» Lchrb. d. Math., 4. Thcil, p. 91.
Sadebeck : Leitfaden der ebenen Trigonometrie.
71
stündlich werden dürften. Resultate, welche sich dem denkenden
Forscher nach einem gründlichen Studium als höchst einfach dar-
stellen, da sie auf sorgsam gelegten Fundamenten sich leicht und
gefahrlos aufbauen lassen, sind dem Anfänger, wenn demselben
nur eine der nöthigen Voraussetzungen fehlen sollte, unver-
ständlich. Auch ist die Entwicklung mit Hülfe des binomischen
Satzes und der Methode der unbestimmten Coefflcienteu ganz wohl
zu erreichen. — Der zwischen diesen Functionsberechnungen und
den den Anfang bildenden Functionsveranschaulichuiigen liegende
Theil des Cursus giebt die trigonometrische Auflösung und Flä-
chenberechnung der „Triangel“, sowie die Eutwickeluug und Zu-
sammenstellung der gebräuchlichsten trigonometrischen Formeln
und zwar Alles diess in einer den Schuizwecken sehr gut ange-
passten Weise und mit vollständig durchgerechneten Beispielen.
Der Aufgabe, aus zwei Seiten und dem Gegenwinkel der einen der
gegebenen Seiten die übrigeu Stücke zu berechnen, hat der Verf.
nur bei der Flächenbercchuiing gedacht und auch dort Ist nur der
einfachste Fall beachtet, also der sogenannte unbestimmte Fall der
Trigonometrie ganz weggelasseu worden. Wenn der Verf. bei
dieser Gelegenheit einen negativen Werth für die Fläche eines
Dreiecksfür unmöglich hält, so entgegnet Ref., dass eine Formel wie:
Sin A
j^b . Cos A + Sin* A J > welche, da man ihr
nicht ansehen kann, ob das positive oder negative, also nach einer
gewissen Richtung oder nach der gerade entgegengesetzten hin
gezeichnete a gemeint sei , doch gewiss bereits eine Zweideutig-
keit enthält und also auch auf zwei Dreiecke führen könnte, wel-
che ihrer entgegengesetzten Gage gemäss verschiedene Vorzei-
chen erhalten müssten. Einer ganz ähnlichen Kritik haben wir
die Gleichung Sin 18“ — i ( — 1± /5) (§. 73) zu unterwerfen,
„wobei, wie der Verf. sagt, offenbar das obere Zeichen zu uchmen
ist, weil ja Sin 18“ positiv sein muss.“ Die Ungenauigkeit der
Darstellung liegt hier von vorn herein darin, dass der als Sehne
gedachten Seite des dem Kreise eingeschriebenen regelmässigeu
Zehnecks einzig und allein ein Mittelpunktswinkel von 3ti° zuge-
liören soll, während doch bereits Bradwardin im 14. Jahrhundert
die Figuren mit ausspringenden Winkeln oder Sternpolygone in
ein System gebracht und gezeigt hat, dass es zwei Arten regel-
mässiger Dekagone giebt *). Demgemäss ist:
«»(_§- *=*(-! ±/ 0 *
Nach der Functionenbercchnung stellt der Verf. in zwei Ab-
theilungen Aufgaben zusammen, wie man sie iu ähnlichen Schul-
♦) Vergl. Charles Gesch. der Geom. Uebers. von Dr. Sohncke,
p. 549 flg.
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72
Mathematik.
büchern gewöhnlich findet. Vielen derselben und gerade nicht
den schwierigsten, sind die Auflösungen beigefügt. Ilr. Dr. S.
sagt in der Vorrede, dass dieser Umstand die heuristische Me-
thode eben so wenig unmöglich mache, als die in den mathemati-
schen Lehrbüchern so gewöhnliche Ausfüiirung der Beweise von
Lehrsätzen. In dieser Behauptung scheinen uns zwei wohl zu
scheidende Begriffe verwechselt zu werden. Aufgaben sind in
einem guten Schulbuche so gewählt, dass sie mit Benutzung vor-
her entwickelter Theoreme — oft nur eines einzigen Theorems
— von jedem denkenden Schüler gelöst werden können. Ihre
Bearbeitung ist also nur eine Uebung im Anwenden, im Beziehen
der abstractcn Regel auf den concreten Fall, vergleichbar dem
Ausarbeiten sprachlicher Exercitien. Die Beweise der Lehrsätze
selbst, obgleich sie sich stets auf früher bewiesene Theoreme
stützen, verlangen dagegen gewöhnlich eine Combination dieser
Sätze, welche bisweilen ziemlich weit gehen kann, also ein Be-
ziehen von Abstractionen auf neue Abstractionen, und hierin sind
dem Schüler jedenfalls Winke, im Anfang, der Einübung der
Form wegen, auch einige vollständig durchgeführte Beweise zu
geben. So entschieden also Ref. dagegen stimmt, der Heuristik
in der Entwickelung von Theorien in einem Leitfaden zu
viel Raum und Gewicht zu geben, so wichtig scheint cs ihm, die
Lösung der Aufgaben dem Schüler fast ganz zu überlassen und
nur da kurze Andeutungen zuzufügen, wo derselbe ohne Benu-
tzung anderer Werke das gesteckte Ziel wirklich nicht erreichen
kann. Solche Aufgaben kommen z. B. in der zweiten Ablhcilung
der vom Hrn Dr. S. gegebenen vor, welche sich zum Theil direct
auf das Breslauer Terrain beziehen und Anwendungen der Trigo-
nometrie vorführen sollen, z. B. 136, die Wurfweite einer Ge-
schützkugel zu berechnen, 106, die Halbirung eines Dreiecks,
dessen Seiten und Winkel gegeben sind, vermittelst der kleinsten
Liuie zu erreichen.
Zum Beschluss werden die aus dem geometrischen Leitfaden
des Verfassers citirten Sätze mitgetheilt.
Der Druck ist gut, die Druckfehler sind grosscntheils ange-
geben *). Die lithographirten Figurentafcln könnten feiner aus-
geführt sein, besonders die Zeichnungen zu der praktischen Tri-
*) Man verbessere noch p. 8, 4 v. o., 10, 756 ... ; p. 15, 10 v. o.
Kotangente (auf der eisten Zeile derselben Seite ist die Kotangente et-
was auffallend das Umgekehrte der Tangente genannt); p. 100, 7
v. u. ist das Fragezeichen überflüssig. Endlich sehen wir keinen Grund,
warum „Elisabet“ und „Theodolit“ zu schreiben sein sollte. Das letz-
tere Wort hängt offenbar, der früher gewöhnlichen Aufstellung des In-
struments gemäss, mit U9og zusammen. „Stern warthe“ (p. 92) ist je-
denfalls Druckfehler.
t
Bibliographische Berichte o. kurze Anzeigen.
73
fonometrie. So ist in Fig. 30 die Visirlinie nach dem untersten
£ude eines Windmühlflügels gerichtet, ein Object, das sich
gar nicht schwankender und windiger denken lässt.
Rudolstadt. Böttger.
Bibliographische Berichte u. kurze Anzeigen.
Unter dem allgemeinen Titel: Bibliotheca classica Lalina er-
scheint seit dem vorigen Jahre za Brünn im Verlage von Carl Wini-
ker eine lateinische Classikersammlung, von der uns folgende Nummern
vorliegen: I. Cornelii Kepotis Vitae e x c eil c ntium imperato-
rutn ad optima excmplaria. Brunae 1849* Sumptibus et typis Caroli
Winiker. 102 S. 8. II. C. S allustii Crispi Catilina sc u bel-
lum C a tilinar ium ad optima exemplaria recognovit Josephus JF alt.
Brunae 1849, sumptibus et typis Caroli lViniker. 129 8. 8. (Hier ist
der Titel falsch gestellt; denn obschon auf demselben nur der Catilina
oder catilinarische Krieg angegeben ist, ist doch auch Iugurtha scu bel-
lum Iugurthinum 8. 45 — 129 mit in dem Bändchen enthalten.) III. C.
Julii Caes aris Commentarii de bello G allico. Ad optima e x-
emplaria recognovit Josephus Walz. Brunae 1849, sumptibus et ty-
pis Caroli Winikerii. 188 8. 8. IV. C. Julii Caesaris Commen-
tarii de bello cioili. Ad optima excmplaria recognovit II. P. (auf
dem Umschläge recognovit Josephus W als). Brunae 1849, sumptibus
et typis Caroli Winiker. 120 8. 8. VI. Cie eronis opera. Cato
Major de senectute. Laelius de amicitia et paradoxa. Ad optima excm-
plaria recognovit H. P. (auf dem Umschläge blos: M. Tullii Ciceronis
Calo Major seu de senectute ). Brunae 1849 , sumptibus et typis Caroli
Winikerii. 28 und 48 8. 8. VIII. T. Livii Patavini historiarum
libri qui supersun t. Ad optima cxemplaria recognovit II. P. Tom. I.
Brunae 1849, sumptibus et typis Caroli Winikerii. 304 S. 8. X. Pu-
blii Ovidii Nasonis opera. Ad optima excmplaria recognovit 11. P.
Volumen secundum. (Auf dem Umschläge : Vol. II. Metamophorseon (also!
lies : Mctamorphoseon libri oder einfach Metamorphoses). Brnnae 1849,
sumptibus et typis Caroli Winikerii. 312 8. 8. XI. Q. Iloratit
F lac ci opera. Ad praestaniium editionum lectiones recognovit II. P.
Brunae 1850, sumptibus et typis Caroli Winikerii. 250 8. Text u. 2 S.
Metrorum Schemata. Diese Classikersammlung, wenn sie schon von dem
regen litterarischen Leben , was die neuesten Umgestaltungen auch in den
reichen und gesegneten Länderstrichen der österreichischen Monarchie
hervorgerufen, Zeugniss ablegt, ist jedoch keineswegs geeignet, den An-
forderungen , die der gegenwärtige Stand der philologischen Wissen-
schaft an eine solche Sammlung zu machen erlaubt , auch nur einiger-
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y
74
Bibliographische Berichte n. kurze Anzeigen.
niaassen zu entsprechen. Denn abgesehen von der äusseren Ausstattung,
die wir, trotz des weissen, aber seihst in den einzelnen Bändchen ziem-
lich ungleichen, Maschinenpapiers, keineswegs eine gute nennen können,
da der Druck nicht selten unrein ist, besonders die einzelnen Buchsta-
ben häufig sehr unsauher ausgedruckt erscheinen , lassen schon die oben
absichtlich von uns ausführlicher aufgezeichncten Titel das Unternehmen
als eine reine Kabrikarbeit erscheinen, welche schwerlich von eigentlichen
Gelehrten unternommen worden sein kann, wie sich leicht darthun lässt.
Im Interesse der guten Sache sowohl, als des Herrn Unternehmers jener
Sammlung selbst, der auf jeden Kall, sofern er seine Aufgabe nicht bes-
ser löst , nur Schaden von dem Unternehmen haben wird , hielt es daher
Ref. für seine PHicht , in Zeiten auf das Mangelhafte und, fast möchte
er sagen, Abgeschmackte jener Classikersammiung aufmerksam zu machen.
Wir haben behauptet, eigentliche Gelehrte können jene Sammlung nicht
ausgeführt haben, und können davon leicht den Beweis führen. Es geht
diess unumstösslich schon aus dem Umstande hervor, dass bei Cornelius
Nepos die von dem Verf. selbst hinzugefügte Einleitung, gewöhnlich prac
falio überschrieben , weggelassen wordeu ist, wahrscheinlich aus dem
Grunde, weil mau sie für die Vorrede des Herausgebers, dessen Ausgabe
man abdruckte, hielt. Dass diess aber eine wahrhafte Verstümmelung des
Nepos selbst sei, leuchtet ein, um so mehr, da sie mehr denn einen Wink
enthält, in welchemSinne man die Lebensbeschreibungen selbst aufzufassen
habe. Doch diese Verstümmelung steht gar nicht einzeln da. Bei Livius ist
derselbe Kall eingetreten. Auch dort ist die Einleitung des Geschieht
Schreibers, die er seinem Werke vorgesetzt, mit demselben Vandalismus
we gS e ' assen worden, woraus augenscheinlich hervorgeht, duss der Herr
H. P. , welcher jene Ausgabe angeblich nach dem Titel besorgt haben
soll, von dem Inhalte der Schrift, die er herausgab, im Grunde gar nichts
gewusst und verstanden hat. Denn der Beginn des Livianischen Ge-
schichtswerkes mit den Worten: Jam primurn omnium salis constal etc.
wird, reisst man jenes Vorwort ab, selbst der äusseren Redeform nach
unverständlich. Unter solchen Umständen kann man nun gleich gar nicht
erwarten , es werde bei der Herausgabe jener Classiker noch ein beson-
deres Augenmerk auf den Text selbst gerichtet worden sein; denn wer
so abgeschmackt schon beim Beginne der Arbeit zu Werke geht, wie
kann man von dem annehmen, dass er den Text selbst verbessert haben
werde? Es leuchtet ein, dass, wer so wenig von der Sache verstand,
die erste besste Ausgabe werde hergenommen und dieselbe in die Drucke-
rei gegeben haben. Hätte dabei der Zufall — denn von einem solchen
kann hierbei nur die Rede sein — es so gewollt, dass irgend ein guter
neuerer Text zu Grunde gelegt und dieser ohne bedeutendere Druckfehler
wäre wiedergegeben worden, so hätte immer noch eine cinigermaassen
brauchbare Classikersammiung entstehen können. Allein eine auch nur
oberflächliche Durchmusterung der Texte überzeugt uns, dass diess wohl
in den meisten Källen nicht der Kall gewesen sei. Wir können uns hier-
bei zunächst nur an das Einzelne halten. In der Schrift Cicero’s tle sc-
ncctulc, in welcher Ubrigeus mit Unrecht die Paragraphen , nach welchen
loogl
Bibliographische Berichte o. kurze Anzeigen.
75
jetzt so häufig und bisweilen sogar allein citirt wird , nicht angegeben
worden sind, lesen wir Cap. 1 im Texte: Ecquid erit pretii? obschon die
diplomatische Kritik einerseits, andererseits aber auch die Grammatik
selbst lehrt, dass Ennius praemi, nicht pretii geschrieben habe, wie die
neuesten Herausgeber auch sämmtlich geschrieben haben. Auf der fol-
genden Zeile lesen wir: licet enim versibus iisdem milii offari tc, obschon
die diplomatische Kritik, auch d:r Sinn der Stelle selbst, die Wortstel-
lung, welche die neueren Herausgeber einmiithig angenommen haben,
fordert: Licet enim mihi versibus eisdem offari te. Gleich weiter unten
lesen wir: teque non agnomen solum Athenis deportasse etc., obschon
cognomen , was auch alle namhaften Ausgaben mit den Handschriften le-
sen, allein richtig ist, und agnomen vielleicht in jener Zeit noch nicht
einmal im Gebrauche war, s. Klotz Handwörterbuch der latein. Spr.
unter dem Worte zu Ende. Wir wollen nicht darüber sprechen, dass
gleich weiter eisdem rebus statt iisdem rebus zu schreiben , dass ferner
die Wortstellung mihi visum est zu ändern, dass sodann quod mihi com-
mune tecum est statt quod mihi tecum commune est umzustellen , auch uel-
lem aliquid statt aliquid veilem zu lesen war, — diess und ähnliche Dinge
sind bei einer solchen Arbeit offenbar nur als Kleinigkeiten anzusehen — ,
allein auch die gewichtigere Lesart Aristo Ceus, welche in neuerer Zeit
mit Recht statt der früheren Aristo Chius Aufnahme gefunden hat, ist in
dieser Ausgabe natürlich unbeachtet geblieben. Wenn wir nun gleich
auch zu Anfang des folgenden Capitels das solüke tum ceterarum rerum
statt cum ceterarum rerum beibehalten finden, so vergeht uns in der Tliat
alle Lust diesem Texte nur noch einen Schritt weiter zu folgen, und der
Leser wird mit uns die Ueberzeugung gewonnen haben , dass von einem
solchen Herausgeber, der noch im Jahre 1849 solche Lesarten dem Publi-
cum bietet an Stellen, wo das Bessere seit Jahren gefunden und nnum-
atösslich festgestellt ist, nichts zu erwarten sei. Doch wir wollen nicht
vorschnell urtheilen und vergleichen desshalb noch den Anfang der Schrift
de amicitia mit den neueren Texten. Hier kommen zwar so bedeutende
Textänderungen in den neuen Ausgaben nicht vor, allein auch so müssen
wir uns leider überzeugen, dass der Herausgeber der Brünner Ausgabe
sich in Nichts um die neueren Leistungen bekümmert und nur irgend
einen alten Text fortgepflanzt habe. Hier lesen wir Cap. 1 zuvörderst
ohne allen Anstoss : qui tune fere omnibus erat in ore , obschon omnibus,
was Orelli für untergeschoben erklärt hatte , entweder wegzulassen oder
nach der genaueren diplomatischen Kritik in multis, wie von Klotz ge-
schehen ist, zu verändern war. Sodann war quanta esset hominum vcl
admiratio et querela statt quanta hominum esset vel admirntio vel querela
zu schreiben , nicht nur gemäss der besseren handschriftlichen Auctontät,
sondern auch dem lateinischen Sprachgebrauche selbst, den Stüren-
b u rg zur Rede Cicero’s pro Archia poela 1, 1 ins rechte Licht gesetzt
hat. Ferner war mit Orelli und den Neueren arbitratu meo statt meo
arbitralu umzustellen. Vielleicht war auch sodann scripsi de amicitia st.
de amicitia scripsi mit einem der neueren Herausgeber herzustellen. Auch
Hesse sich noch ein Wort über die Interpunction sprechen , doch wollen
76
Bibliographische Berichte u. kurze Anzeigen.
wir hierbei an Kleinigkeiten nicht mäkeln ; aber wenn es Cap. 2 wörtlich
also heisst: Te autem alio ijuodam modo, non solum natura et moribus,
verum etiam Studio et doctrina esse sapientem , nee sicut vulgus , sed ut
eruditi solcnt appellarc sapientem , qualcm in reliqua Graecia neminem.
Nam qui septem nppellantur , eos , qui ista subtilius quaerunt , in numero
sapientium non habent. Athcnis unum accepimus , et cum quidem etiam
Apollinis oraculo sapientissimum iudicatum. Hüne esse etc., so kann man
billig fragen, wie denn der Herausgeber glaubte, dass man diese Worte
verstellen könne, welche die übrigen Herausgeber mit vollem Rechte also
’nterpungirt haben : qualcm in reliqua Graecia neminem — nam qui sep-
tem nppellantur , cos qui ista subtilius quaerunt in numero sapientium non
habent — , Athcnis unum acccpimus ct cum quidem etiam Apollinis ora-
culo sapientissimum iudicatum: hunc esse etc. Doch wir glauben durch
diese Proben genugsam gezeigt zu haben , in welcher Gestalt der Text
in dieser Ausgabe des Cicero erscheine, und wollen unsere Leser nicht
weiter mit Dingen behelligen, an welchen sie keinen Wohlgefallen , ja
nicht einmal ein Interesse haben können. Wir wenden uns zu der Aus-
gabe des Nepos und wollen, um den Beweis zu führen, dass auch hier
wohl nur Zufall, nicht besonnene Wahl den Text bestimmt haben könne,
nur das erste Leben, das des Miltiades, durchmustern. Hier finden wir
Cap. 1 die Wortstellung: ut Miltiadem sibi imperatorem sumerent statt
der von den Handschriften gebotenen und von den neueren Herausgebern
mit Recht angenommenen : ut Miltiadem imperatorem sibi sumerent, ferner
a sejttemtrionibus statt des handschriftlich beglaubigteren ab septemtrioni-
bus, dagegen ab Scythis statt der handschriftlichen Lesart a Scythis. Cp. »
steht: Dein postero die sub montis radicibus, acie regionc instrucla non
apertissima, proclium commiserunt. Namque urbares mullis locis erant
stratae, hoc consilio , ut ct montium tegerenlur altitudine etc., wo die di-
plomat. Kritik zu lesen gebietet: Dein postero die sub montis radicibus, acie
regionc instructa non apertissima proelium commiserunt ( namque arborcs
multis locis erant rarae) hoc consilio , ut ctc. Cap. 6 steht noch populi
nostri statt des bessern populi Romani, sodann qui Athcnas statt quia
Athenas , endlich Cap. 8 das solöke tum summa humanitas statt des allein
richtigen cum summa humanitas. Doch fast noch auffälliger sind im Ne-
pos die Druck- und Satzfehler, wie S. 4. Z. 7 praetor st. praeter. Z. 13
Sctythis statt Scythis. Z. 29 n. 30 res — cisso statt re — scisso. S. 5.
Z. 14 regom statt regem. Z. 16 ciciter statt circiler. Z. 33 mirabili ,
flagrabat statt mirabili flagrabat ohne Comma. S. 6. Z. 34 insulas quac
statt insulas, quae, Z. 44 uppugnatoribus statt oppugnatoribus. S. 7.
Z. 16 alio statt alia. Z. 29 kumilis statt humilis. Z. 30 u. 31 mili-tarirs
statt mili taris. S. 8. Z. 2 generosus statt generosus. Z. 3 Out st. Qui.
Z. 18 redidit statt reddidit u. a. m., so dass schon in dieser Beziehung die
Ausgabe zum Schulgebrauche sich wenig empfehlen würde. Wir brau-
chen wohl kaum noch andere Schriftsteller vorzunchmen , um den Beweis
zu führen, dass die Texte überall weder neu revidirt, noch überhaupt
nur nach den neueren und besseren Ausgaben abgedruckt seien. Um aber
in keinerlei Hinsicht den Schein der Ungerechtigkeit auf uns zu laden,
Bibliographische Berichte u. kurze Anzeigen. 77
wollen wir auch noch einen Dichter in Betracht ziehen und wählen dazu
Nr. X, die Metamorphosen des Ovidius. Hier finden wir zunächst, was
ein ausserordentlicher Uebelstand sowohl beim Gebrauche in der Schule,
als auch sonst ist, die Verszahlen weder am Rande, was jetzt doch all-
gemein üblich ist, noch auch oben über dem Texte, wie diess häufiger
früher der Pall war, angegeben; wir sehen uns also schon in der äusse-
ren Einrichtung, welche übrigens auch in der Ausgabe des Horatius die-
selbe ist, um einige Jahrhunderte zurückversetzt. Gleich lib. I. Vs. 5
stösst uns die Lesart :
Ante mare et tellus, et, quad tegit omnia, coclum etc.
statt der richtigeren und von allen neueren Herausgebern aufgenomme-
nen Lesart :
Ante mare et terras et quod tegit omnia caclum etc.
unangenehm auf. Vs. 38 heisst es :
Addidit et fontes, immens aque stagna, lacusque-,
statt der handschriftlich beglaubigten bessern Lesart:
Addidit et fontes et stagna immensa lacusque.
Vs. 42. IÄberioris aquae , quo ripis litora pulsant.
was gar keinen Sinn giebt , statt des allein richtigen :
IÄberioris aquae pro ripis littora pulsant.,
nach welchen Pröbchen wir nicht weiter Lust fühlen den Text der neuen
Ovid- Ausgabe noch weiter zu verfolgen. Doch wollen wir, um nicht un-
gerecht zu erscheinen, noch ein anderes Buch aufschlageu. Lib. VII.
Vs. 1 stört der Druckfehler Pagassea statt Pagasaea. Vs. 8 der Druck-
fehler horenda statt horrenda. Sodann Vs. 21 sq. die Interpnnctiou :
Quid in hospite , regia virgo,
Ureris? et thalamos alieni concupis orbis ?
da doch diese Satzglieder in dem engsten Zusammenhänge stehen und
kaum durch ein Comma, geschweige denn durch eine doppelte Frage zu
trennen waren. In gleichem Verhältniss steht die Sache auch Vs. 34 u.
35. Vs. 28 ist sodann auffällig die Lesart :
Quam non, ut cetera desint,
Forma movere potest?
statt der weit vorzüglichem der übrigen neueren Ausgaben :
Quem non, ut cetera desint,
Orc movere potest?
Dazu kommt nun schon wieder Vs. 30 der Druckfehler telure statt lellure,
Wesshalb man auch hier bald zu der Ueberzeugung kommt, dass sich
auch diese Ausgabe weder durch Bequemlichkeit der Einrichtung — cs
fehlen ihr nicht nur die Angaben der einzelnen Erzählungen am Rande,
welche in den neueren Ausgaben meist beigesetzt sind, sondern auch, wie
wir gesehen haben, die Verszahlen am Rande — , noch durch Sorgfalt
des Druckes, noch durch einen gut constituirten Text empfehle, folg-
lich dem Unternehmen keine Liebhaber zuführen könne. Noch wollen
wir einen Blick auf die Ausgabe des Livius werfen, wo man nach den
neuesten Leistungen jetzt einen tüchtigen Text gewonnen hat und die-
sen hier gern wenigstens einigermaassen repräsentirt sehen möchte. Aber
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Bibliographische Berichte u. kurze Anzeigen.
auch hier werden wir bald enttäuscht; nicht nur dass, wie wir bereits
früher bemerkt haben, die Vorrede des Geschichtschreibers selbst fehlt,
der Text ist auch hier der alte, der jetzt nicht mehr zu halten ist. Wir
schlagen Lib. 1. c. 22 auf. Hier lesen wir zunächst: Numae * mortc ad
Interregnum res redüt , und sehen keinen Grund ab, wcsshalb das Stern-
chcn zwischen Numae und mortc steht , was wahrscheinlich nur aus Zu-
fall aus der Ausgabe, welche abgedruckt ward, geblieben ist, wo es
wohl einen Nachweis geben sollte. Auch Cap. 23 zu Anfang scheint das-
selbe Verhältniss obzuwalten , wenn ein Sternchen vor Et bellum etc. im
Texte sich findet. Doch das sind Kleinigkeiten , die zwar auf die leicht-
fertige Entstehung der Ausgabe hindeuten, aber doch nicht allzusehr stö-
ren. Allein wir finden Cap. 22 gleich weiter im Texte: Ilic non solum
proximo regi dissimilis, sed ferocior ctiam Romulo fuit, eine Lesart, welche
nicht blos gegen die handschriftliche Auctorität , sondern auch gegen den
Sprachgebrauch selbst verstösst. Es war mit den neuesten Herausgebern
zu schreiben: Sed ferocior eliam quam Romulus fuit, wozu wir noch hin-
zufügen , dass die Stelle ganz so auch Servius ad Virgil. Aen. lib. VI.
Vs. 814 citirt. Sodann war im Folgenden ebenfalls mit den neueren Her-
ausgebern : cum actas viresque tum avita quoque gloria animum stimula-
bat, wo iu der Brunner Ausgabe noch das solöke tum aetas viresque ge-
blieben ist, herzustellcn. Zum Schlüsse des Capitels heisst es in dem
Brunner Texte weiter adspernatus , eben so Cap. 23. Es bedarf jedoch
kaum der Bemerkung, dass diese Schreibweise ganz falsch ist, da asper-
nor aus abs und sperno wie asporto aus abs-porto entstanden ist und
folglich einfach aspernatus zu schreiben war. Im folgenden Capitel steht
noch fossa Cluilia im Texte, obgleich die handschriftliche Auctorität für
fossa Cluilii ist , was die Neueren aufnahmen. Sudann steht noch Met-
tum Fuffctum , wo ein berichtigter Text Mcttium Fufctium gefordert
hätte. Eben so weiter unten Mettum statt Meltium. Sodann postquam
instructi, wo die Neueren nach den Handschriften lesen: postquam structi.
Sodann liest der Brunner Text noch: quo propiores vos, wo die Neueren
nach den Spuren in den Handschriften richtiger: quo propior es Tuscis,
geschrieben haben. Zum Schlüsse des Capitels stört wieder das solöke:
tum indolc animi, tum spe vicloriae etc., statt des allein richtigen: cum
indole animi tum spe victoriae etc. Es lohnt auch hier nicht der Mühe,
den Text weiter zu verfolgen , da auf den ersten Blick es einleuchtet,
dass auch in diesem Bändchen , was die ersten fünf Bücher des Livius
enthält, der Text einfach nach einer gewöhnlichen Ausgabe abgedruckt,
keineswegs nach den neueren Ausgaben revidirt worden ist. — Aus dem
Gesagten wird aber für jeden unbefangenen Leser von selbst hervorge-
hen, dass wir gelehrten Anstalten diese Classikerausgabcn nicht nur nicht
empfehlen können , sondern vielmehr im Interesse der Wissenschaft selbst
vor denselben zu warnen haben. Dabei würde es uns immerhin sehr er-
freulich sein, wenn bei den folgenden Bänden die Mängel der ersten ver-
mieden würden, und so auch diese Classikeransgabe die grosse Concur-
renz, welche auf diesem Felde in neuerer Zeit eröffnet worden ist, wenig-
stens einigermaassen bestehen könnte. So kann sic es nicht. [AT.]
Bibliographische Berichte u. kurze Anzeigen.
79
J)ie Zeiigemässhcit der allen Sprachen. Von dem gegen-
wärtigen Rector Professor Dr. II. Ilauchcnstein. Aarau 1850, [Zugabe
zum Programm der Aargauischen Kantonsschule.] 38 S. in 4. — Wir
haben hier eine schöne , mit reicher Erfahrung, taktvoller Einsicht und
besonnener Mässigung verfasste Verteidigungsschrift pro aris et focis.
Es ist nämlich die Befürchtung vorhanden , dass eine neue Regierung im
Aarauer Kanton die alten Sprachen an ihrer Schule über das gebührende
Maass beschränken werde. Dagegen tritt nun der verdienstvolle Verf.
muthig, aber mit dem ruhigen Selbstgefühl über den Werth der Sache
selbst vertrauungsvoll in die Schranken. Seine Sprache macht auf jeden,
der nicht zu den Sclaven der Parteiung gehört, einen wohlthuenden Ein-
druck. Denn sie hat auf localem Grunde diejenigen Momente hervor-
geboben , die für eine leidenschaftslose Betrachtung der Sache die Halt-
und Zielpunkte bilden müssen. Man müsste die Erörterung selbst ab-
schreiben , wenn man die treffliche Einfachheit, mit welcher die Wahr-
heit des Gegenstandes entwickelt ist, darlegen wollte. Ich will nur den
Gang kurz anführen und ein paar Bemerkungen gelegentlich anschliessen.
Das Ganze zerfällt in drei Abschnitte, deren erster nach einer treff-
lichen Einleitung behandelt :,, W a s ein Gymnasium ist und dass
es milden alten Sprachen als demKern dei Unterrichts-
fächer zeitgemäss ist.“ (S. 7 — 17.) Dass das Euch der alten
Sprachen der Kern der Gymnasien sei , wird erwiesen :
1) durch ihr Herkommen seit Jahrhunderten ;
2) vermöge einer äusseren Nothwendigkeit;
3) aus Gründen des inneren Werthes.
Es wäre mir schwierig, das Beste aus dem Guten hier überall auszu-
wählen, zumal da das wirklich psychologische Moment wie S. 12: „ln
der Anstrengung, die Genuss bringt, und im Genuss, der zur Anstren-
gung stärkt, liegt das Geheimniss des Vorwärtskommens“ in jedem Theile
mit Klarheit und Schärfe hervortritt. Nur, um ein Beispiel der Darstel-
lung zu geben, möge folgende Stelle aus dem dritten Theile S- 14 f. hin-
zugefügt werden: „Die Geschichte ist der Spiegel der Menschheit. Wer
aber Geschichte kennen lernen will, der muss nicht nur die Thaten der
Menschen und ihre äusseren Veränderungen , er muss ihr Denken und
Sinnen kennen. Wer dieses in einem eminenten Theile der Geschichte
erkannt bat, der hat, weil das Wesen der Menschen sich überall gleich
bleibt, in diesem Theile gewissermaasseu das Ganze, und hat damit zu-
gleich die Vorschule und einen Vorsprung zu jedem andern Theile der
Geschichte. Im Tbukydides, wenn ihr ihn recht studirt, habt ihr ein
lebendiges Compendium der praktischen Politik, pflegte mit Recht Frie-
drich Kort üm zu sagen. Im Theile wo möglich das Ganze,
das ist ja bei der Beschränktheit der menschlichen Zeit und Kräfte eine
goldene Regel und eine uralte, da schon Hesiodus spricht: „Die Hälfte
ist besser als das Ganze.“ Dieses Sinnen und Denken der Völker, den
geistigen Commentar zu ihren Thaten und Schicksalen schliessen uns auf
in Zeichnungen von Meisterhand die Werke der allen Litteratur. Nicht
in schwächlichen Schattenrissen der Compendien , nicht im matten Schim-
80
Bibliographische Berichte a. karze Anzeigen.
mer der Lesebücher, nicht im willkürlichen Schulzwang gepresster Theo-
rien muss man ihre Geschichte dort lernen , sondern aus den Quellen, die
heut noch so frisch fliessen als das Leben war. Unmittelbar hört man
dort ihre Stimmen in Gesang und Rede aussprechen, wie sie empfanden,
wie sie dachten, und wunderbar klingen ihre Töne wieder im Herzen.
Da ist ein Sprechsaal reifer Erfahrung, ein Hörsaal praktischer Lebens-
weisheit, wo man Aufschluss vernimmt über das, was sie erstrebten und
erreichten. Da lernt man verstehen den gewaltigen Bau des römischen
Staates, aus dessen Geschichte unerschöpfliche Lehren fliessen und die
ausgeprägten Kernsprüche schlagend und praktisch im Leben. Da schaut
man hinein in das Geheimniss der Geschichte, die in kleinem Raume das
Grösste aufzurichten sich gefreut hat in dem Volke der Griechen , das
bestimmt war alle Anfänge des Wissens und der Künste zu erfinden, das
Meiste auf den hohen Gipfel hinaufzuführcu und der geniale Lehrer der
Völker zu werden. Alle Grundlagen und Wahrheiten der Gesellschaft
und des Staates hat es zuerst erkannt und unter vielem Wechsel mit stets
verjüngter Schöpferkraft in bewundernswürdiger Mannigfaltigkeit ins Le-
ben gestellt, als Zeugnisse seines Muthes, seines Tiefsinnes, seines Ver-
standes und seiner Anmuth.“ Am Schlüsse werden noch geeignete Aus-
sprüche von Johannes Müller, Robert Peel und Thiers zusam-
mengestellt.
Der zweite Abschnitt behandelt : „In welchem Umfange und
Geiste die alten Sprachen auf unserer Schule gelehrt
werden.“ (S. 17 — 23.) Hier wird ein tiefer Blick in die innerste Thä-
tigkeit der Aarauer Kantonsschule eröffnet, vor welcher der Fremdl'ng,
nach solcher Darlegung, alle Achtung zu hegen sich gedrungen fühlt.
Ausser vielem Andern , was unter Pädagogen allgemeinere Beistimmung
erwarten darf, ist auch folgende Stelle S. 19 für Secunda (der übrigen
Länder) zu zählen: „Homer ist das Fundament aller griechischen Bil-
dung, und ohne eine erkleckliche Kenntniss seiner Sprache,
s ein es S t o f f es u nd s ei n er V o r s t e II unge n lässt sich im Weite-
ren, zumal in der poetischen Littcratur der Griechen, zum Theil auch
der Römer, kein fester Schritt thun. Daher wird darauf gesehen, dass
die lliade nahezu ganz gelesen werde, und man erreicht dieses da-
durch, dass etwa auf die ersten fünf Gesänge ein volles Semester ver-
wendet wird und in der fernem nun raschem Lectüre einzelne
Stücke dem Privatfleisse der Schüler zur schriftlichen und mündlichen
Relation übertragen , regelmässig aber auf jede Stunde eine kleine Zahl
Verse memorirt werden. Trefflich kommt jeder spätem Lec-
türe diese Homerische Vorschule zu Statten und ge-
reicht d e m S chü ier z u r Freude.“ Nicht minder bedeutend und
praktische Einsicht in das Bedürfniss der Jugend bekundend ist folgen-
der Satz S. 21: „Noch ist beizufügen, dass beim Drama, wie bei man-
chem andern Lesestücke, statt eine ausführliche Einleitung voraus-
tuschicken , wir es fruchtbarer gefunden haben , vielmehr nur wenige
Puncte zur Richtung vorauszugeben, nach der Lesung aber eines Stückes
die Analyse mit Sammlung der während der Lectüre gefallenen dahin ge-
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Bibliographische Berichte u. kürze Anzeigen. 81
hörigen Bemerkungen vorzunehmen, wo sich z. B. erst bereifen IS.,,
was der Chor in der Tragödie soll.« Ferner werden Viele ihren Beifall
bezeigen, wenn sie lesen , „Nicht Philologen waren zu bilden, die We
«.gen die « werden wollten, die hatten dazu später die Fachschulen
der Universitäten und die philologischen Seminarien zu besuchen. Dort-
hin gehört die Anleitung zur strengen kritischen Duicharbeitung der
Texte dorthin die Untersuchung über Geschichte der Sprache und die
Sprachphilosophie, dorthin auch der wissenschaftliche Ausbau der
Grammatik mit ihren Gründen und Subtilitäten.“ Wahrhaft zeitgemäss
ist es, wenn er den Feinden altclassischer Studien oder den blossen
Philologen unter den Gymnasiallehrern 8. 22 zuruft: „Vergesse man nicht,
dass in der Aufgabe des Gymnasiums die humanistische Bildung liegt.
Dazu bedarf es einerseits nicht der strengen Ausführung des gramma-
tischen Syst««»*-; andererseits bedarf es auch nicht, dass man den
gesunden Leib der Schriftsteller in Floskeln und Phrasen zerpflücke, ob
welcher Arbeit sein Geist oft verloren geht.« Und das psychologische
Moment wird gewahrt durch Worte wie: „Das Selbstgefundene u. Selbst-
errungene ist der beste Besitz, aber der Besitz muss Verwendung finden,
um Werth zu bekommen.« Oder S. 23: „Was haften soll, muss durch
eigene Anschauung erworben werden. Angehörte Urtheile erzeugen oft
Vorurteile und, wo sie nicht durch eigene Anschauung onterstützt sind,
den schädlichen Dunkel des falschen Wissens. Aber grosse Erscheinun-
gen der Litteratur dadurch kennen und lieb gewinnen, dass man sich an-
haltend und eindringend mit ihnen beschäftigt, das ist segensreich.«
Im dritten Abschnitt endlich ist das Thema behandelt: Ueber
das angebliche „Zuviel von alten Sprachen« an unserer
Kantonsschule« (8. 24-38). Um schlagend zu beweisen, dass
das vermeintliche „Zuv.el“ in den alten Sprachen, die mit 7 oder 8 Stun-
den für das Lateinische, mit 6 Standen für das Griechische in den vier
Ulassen angesetzt sind, keineswegs übertrieben werde (was jeder Sach-
verständige zugeben muss), wird hier das Aargauische Gymnasium mit
v, eien anderen Gymnasien in Parallele gestellt. Es werden der Reihe
nach Basel, Bern, Zürich nnd aus anderen Ländern Frankfurt
am Main, Eisenach, Br au n s c h w ei g, Meissen, Halle u. s. w.
aufgeführt, um zu zeigen, dass die wöchentliche Stundenzahl für die
alten Sprachen überall eine grössere sei, wobei manche treffliche Be-
merkung für voraussetzungs volle Neologen mit eingefügt wird. Nachdem
Würtemberg im Allgemeinen charakterisirt worden ist, bemerkt der Verf
aber das Königreich Sachsen S. 33: „Sachsens Gymnasien haben
einen alten und gerechten Ruhm , doch konnte man wohl in der Ferne
nnd auch ohne directe Anschauung der Verhältnisse ans den öffentlichen
Mittheiinngen die Vermuthung schöpfen, dass diejenige Einseitigkeit die
man Philologismus nennt, an me h rem dortigen Anstalten Platz ge’grif
feil haben dürfte. Eine Reaction gegen diese Einseitigkeit war also dort
zu erwarten, nnd sie hat ihr Organ gefunden in Dr. KÖchly’s Schrift
„„Princip des Gymnasialunterrichts der Gegenwart, 1845.«« Einseitig-
keit ruft Einseitigkeit hervor, und so konnte es nicht ausbleiben, dass
.V. Jahrb. f. Phi l. ii. Päd. od Kril. Bibi. Bd LX 11(1. |. 6
8 2 Bibliographische Berichte u. kurze Anzeigen.
Koch ly ’s Schrift, so viel Wahres sie auch enthielt nicht etwa nur Geg-
ner sondern auch viele seinen Grundansichten Zustimmcnde fand, die
dennoch viele seiner Behauptungen und Sätze entschieden bekämpften.
Wir haben unsere Ansicht über seine Schrift umständlich ausgesprochen
in Mager'. Päd. Revue 18*7, Januar- und Februarheft. Aber Herr
Rauchenstein weiss vielleicht selbst nicht, wie viel laute und stille Ur-
theiie der Missbilligung er gerade dadurch im Königreich Sachsen über
sich hervorgerufen hat. Ein Blatt sagte geradezu er „erde die böigen
seiner Theih.al.nie noch zu erleben haben. Diess fiel mir wieder ein, als
ich jetzt S. 34 las: „Es ist höchst lächerlich, wenn man Kochly , wie
schon mehrmal geschehen, gegen uns als Autorität anruft, u,,d ™ re
begreiflich, wenn man nicht wüsste, dass so Viele, die ,„,Kcfo
schreien, einschwatzen und flüstern, weder von der Sache noch von den
Acten Kenntnis* haben. Solche Reformer bilden " ch d “°
jeder der anderswo Reformer heisst, ihre Phantasien und Einfälle the.ic,
und merken nicht, welch ein himmelweiter Unterschied ist zw.schciv ver-
ständiger und unverständiger Reform.« Sehr wahr! Aber das war auch
in Sachsen gleich Anfangs der faule Fleck, dass unreine Elemente, die
nur Opposition bilde» wollten, zur Prüfung und Abklärung der Ideen
hinzutraten. Eine Anzahl solcher Oppositionsleute auf •««« Sorte zu
ziehen , ist jedem Talente etwas Leichtes; das grossere Verdienst
darin, erst die vorzüglichsten Sachkenner lur eine Idee zu g -
„innen (ai S fcsi» h“ ^»ovatv avSä, xoö p«9ovoi 0 und b ?"
sonders durch praktische Früchte von der Wahrheit der_lheor.« , die
Probe zu liefern. So lange diess nicht geschieht, schwebt jede Reform
in der Luft. Ein vorzeitiger Jubel , theoretische Siege durch sogenannte
Majoritäten erfochten zu haben , giebt keine Garantie für bleibende K -
folge in der Praxis, so lange nicht die ruhige Ue b er . e» gu » 5 der
Einflussreichsten, die wahrlich nicht von gestern her ist, allmahg dur C
maass volles Streben erobert wird. Eine m Jahrhunderten fes g
wurzelte Eiche, wie die sächsischen Gymnasien, wird nicht vom ersten
besten Orcane gestürzt, wie sehr auch politischer Radical.smus und maass-
lose Heldenkraft anstürmen mögen. Denn das Maass ose a ,
Zeugnisse der Geschichte, noch nie eine Dauer gehabt und wahrhafte
Reformen, die sich bleibende Bahn in dem Schulleben brachen,
stets an historisch gegebene Verhältnisse «6«*^ ™Vrf c b.l-
Hitze oder Kälte politischer Meinung unberührt geblieben. I®
sehen Lehrerstande nun mögen viele ältere und jüngere Herren an Gym-
„asien bei sich i n der Stille gedacht haben, sie seien es er E e
Sachsens der Ehre des deutschen Vaterlandes schuldig, dass in der
Wiege de’r Reformation der Ruhm der Gründlichkeit altcla»s.scher Stu-
dien noch nicht zu Grunde gehe, zumal wenn sie einen BlickaufdasAus
land warfen. Denn man darf keck behaupten dass viele der
Lehrer in Deutschlands Gymnasien das Mark ihres Lebe * . mittel ba oder
unmittelbar an der Mutterbrust Sachsens gewonnen haben Daher da.f
man nicht unwillig werden, wie vielfach geschieht , wenn besonnene Zö-
gerung stürmisch verfochtene Reformen , die noch im Feuer der Lauter g
Bibliographische Berichte u. kurze Anzeigen. 03
schwebten, im Praktischen fernhielt. Und das redliche, überzcugungs-
volle Pesthalten am verjährten und bewährten Besitze hatte zugleich eine
pietätsvolle Seite, die rücksichtslos zu zertreten nicht Jedermann stark
und kalt genug ist.
Der Gedanke Hesse sich noch sehr weit verfolgen, wenn er nicht
von Hrn. Rauchenstein’s Arbeit allzusehr abführte, ln dem Obigen soll
nur die Andeutung liegen, dass der vom Verfasser genannte „Philo lo-
gisous an Sachsens Gymnasien“ doch auch sein Maass und sein Ziel
hat, was man beides aus parteivollen Schriften nicht kennen lernt.
Was Hr. Rauch, weiter über die Schulverwaltung Preussens für
das Gymnasialwesen, besonders seit 1815, bemerkt: „Es wäre höchst
lehrreich, die Umwandlungen, Erweiterungen, Bestimmungen, welche
seit jener Zeit dieser Zweig des Schulwesens bis auf die letzten Jahre
erfahren hat, in Uebersicbt zusammenzustelien“ , das ist in Neige-
bauer’s Schriften zu finden.
Als besonders beachtenswerth aus dem Folgenden möge noch Herrn
Raucbenstein's Ansicht über Trennung von Gymnasium und
Realschule berührt werden. Er sagt darüber S. 36: „Gewiss ist die
Theiiung in Gymnasien und Realgymnasien ein grosser Fortschritt, der
beiden Theilen zu gute kommt.“ Und zu projectirten Stundenplänen,
die eine Wiedervereinigung erstreben, bemerkt er ohne Redensarten mit
Recht, dass beide Tbeile zu kurz kämen. „Wie mager müssten nicht
alle Fächer für den gemeinsamen Stundenplan zugeschnitten werden? Ist
denn der Geist des jungen Menschen ein Gefäss, das man glaubt füllen
zu sollen, indem man Dinge von möglichst vielen Sorten in kleinen Quan-
titäten hineingiesst? Was müssten für Köpfe, und noch mehr, was für
eine Art Charakterbildung müsste aus solchen Schulen hervorgehen, wel-
che sich die goldene Regel des Seneca ausdrücklich verkehrt multa , sed
non multum über ihr Portal schrieben? Bewahre der Himmel Deutsch-
land vor solcher abflachenden Verkehrtheit; hier zu Lande hat das Leben
darüber entschieden , das solche Allerweltsgymnasien , solche Dinge, die
weder Fisch noch Fleisch, nicht dulden würde.“ Dann wird noch das
Streben von Steffenhagen in Parchim speciell erwähnt, „von dem
wir nicht wissen, ob er ein grösserer Ironiker oder Ireniker ist.“ Die-
ser lässt sich nämlich trotz aller Einwendungen, dergleichen auch diese
■NJahrbb. gebracht haben, in seinen theoretischen Ansichten über das
Zerfallen der Menschheit in Leute von „antiker und moderner Bildung“
nicht stören. Hr. Rauchenstein sagt darüber S. 37 sehr wahr: „Wir
wollen darüber nur ruhig bleiben, da wir sehen , dass der Friede der
Welt nicht durch antike und moderne Bildung, sondern durch ganz an-
dere Dinge, als durch Bildung, getrübt ist. Wir wollen uns durch Ire-
nik und altzugrosse Friedensliebe nicht verleiten lassen pugnantia secum
frontibus adversis componere , um cs allen Leuten recht zu machen; wo
erst die alte Ironie wieder hineinkäme, die ihre Freude hat, alles schein-
bar Festgestellte sofort wieder aufzulösen. Das Mischgymnasium hat
unsere Schule (s. oben S. 6) hinter sich als abgelegtes Kleid, oder, wie
man jetzt zu sagen liebt, überwunden.“ An der citirten Stelle nämlich
6 *
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Schul- und Universitätsnachrichten,
wird genauer erzählt, dass das Gymnasium in Aarau aus einer ursprüng-
lichen Realschule sich abgezweigt habe, weil es durch nothwendiges Be-
dürfnis« hervorgerufen wurde: eine Erscheinung, die für das übrige
Deutschland interessant und beachteuswerth ist, da sonst überall, so viel
mir bekannt, ein umgekehrtes Verhältniss stattgefunden hat.
Zum Schluss hat die geistreiche Apologie den Gedanken: „Lieber
kein Gymnasium als ein Scheingymuasium , das alle Ansprüche eines rech-
ten machen soll und doch keine erfüllen kann , vielmehr nur täuschen
muss.“ Das zeigt den geraden und entschiedenen Mann, den otfenen
Deutschen, der mit jenem rhodischen Piloten denkt: soll mein Schiff wirk-
lich den Untergang finden, so soll es wenigstens gerade, ohne Wanken
und Schwanken untergehen. Doch die Sterne der Hoffnung sind noch
nicht gesunken. Denn es wird fortgefahren : „Wir haben gesehen , dass
in der Welt, wie in andern Dingen, so auch im Gymnasialwesen gewisse
Grundsätze als ausgemacht fest stehen, und es ist uothwendig, dass auch
bei uns die leichtfertigen Ansprünge der Willkür in ernsten Dingen einen
festen Widerstand finden. Wir wissen zwar und haben es schon oft er-
fahren, wie veränderlich die Gesinnungen der Menschen sind. Dessen
ungeachtet zweifeln wir keineswegs an einem guten Ausgang und günsti-
gen Entscheide der Sache. Die Macht der Wahrheit ist gross, wenn sie
offen gezeigt wird, und ein Interesse des Landes überwiegt doch zuletzt
stets allerhand Rücksichten und ungünstige Neigungen.“ Gebe Gott,
dass die gerechtesten Wünsche in Erfüllung gehen, und dass Hr. Rau-
chenstein im nächsten Programm den Sieg unzerstörbarer Wahrheit zu
berichten habe!
Mühlhausen. Ameis.
Schul- und Universitätsnachrichten, Beförderungen
und Ehrenbezeigungen.
Die Studienanstalten Baierns; Lehrkräfte und Veränderungen
in diesen, Programme und Schüler zahl für 1848 — 49 .
[Fortsetzung.]
Aschaffenburg. Das Lyceum bestand aus einem pbilos. Curse
mit allen bisherigen Professoren für 11 Candidaten. Der 2. Cursus ging
in Folge der Anordnung ein, wonach die von den Gymnasien abgehenden
Jünglinge an den Universitäten neben den allgemeinen , philosophischen
Studien Collegien über Berufswissenschaften besuchen und ihre Univer-
sitätsstudien in 4 Jahren beendigen dürfen. Gymnasium und lateinische
Schule behielten ihre Lehrer nach dem bekannten Wechsel für je zwei
Jahre. Auch am Knabenseminar erfolgte keine Aenderung im Personale.
Es zählte 42 Zöglinge, welche die verschiedenen Anstalten besuchten.
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Beförderungen und Ehrenbezeigungen.
85
Bas Programm : „M. A. Lucanus Pharsalia oder der Bürgerkrieg swi-
sehen Pompejus und Cäsar, I. Buch, lat. und deutsch, im Fersmanssc des
Originals übers, von Joh. Merkel, Prof, und Hofbiblioth.“, giebt blos den
Text nach Weise’« Ausgabe und die Ueberselzung ohne besondere Ein-
leitung über die damaligen politischen Zeitverhältnisse, wozu der Inhalt
schon in der Klage des Dichters über den Kampf und dessen verderbliche
Folge und in seinen Angaben wegen der Ursachen selbst viel gehaltreichen
Stoff liefert. Egoistische Zwecke, Verdorbenheit des römischen Volkes
und Abnutzung der bestandenen staatlichen Verhältnisse erweitern jenen.
Die Uebersetzung bildet eine ehrenvolle Probe von dem hoffentlich bald
zu erwartenden Ganzen. Sie verräth ein tüchtiges Eingedrungensein in
den wahren Geist und Charakter des Dichters, eiu völliges Beherrschen
der Sprache nnd gründliche Kenntnis« des Versmaasses, woran subjective
Ansichten nichts Wesentliches zu ändern oder zu verbessern vermögen.
— In metrischer Hinsicht sind dieselben Grundsätze befolgt, welche der
Verf. in seinen Uebersetzungen der Episteln des Horatius 1841 und des
Manilius, Progr. für 1844, sich vorgeschrieben hat. In der Schlussan-
merkung fügt er über die grosse Verschiedenheit der Ansichten wegen
des Werthes des Lucanus als epischen Dichters vom Altcrthume bis jetzt
eine reif beurtheilte Litteratur bei. Die Gegensätze zwischen den An-
sichten von Weise, der den Dichter den besten römischen Dichtern an die
Seite setzt, und Niebuhr, der ihn tief herabwürdigt, fordern zu einer
gründlicheren Beurtheilung auf, welche zwischen dichterischen und histo-
rischen Gesichtspunkten scharf abzuwägen hat , wozu Bähr's Geschichte
der römischen Litteratur leider nur wenig Stoff und Anhalt bietet, wie
der Verf. selbst unfehlbar gefunden hat. Möchte es ihm daher gefallen
haben, über diese Seite unparteiisch sich auszusprechen. Der Beurtheiler
des Dichters und des Gedichtes selbst muss freilich einen andern Stand-
pnnkt gewinnen, als der des Historikers und der geschichtlichen Dar-
stellung ist. Zwischen beiden Standpunkten die Mitte zu finden, ist frei-
lich eine schwierige Aufgabe , deren Lösung aber zuverlässig vom Verf.
zu erwarten ist, wenn er alle Gesänge beendigt und die geschichtlichen
Tbatsachen mit den Dichtungen verglichen hat.
Augsburg. An der katholischen Lehranstalt (Benedictiner) er-
folgten am Anfänge des Schuljahres folgende Veränderungen im Lehrer-
personale: Pater Röslin kehrte in sein Stift Einsiedeln in der Schweiz
zurück ; an seine Stelle rückte Pater Merkl aus der 4. Vorbereitungsclasse
vor. Durch Uebertragnng der Direction des kathol. Studien- Seminars
St. Joseph an den vorjährigen Studienlehrer in III. B, Pater Schur, und
durch Uebernahme einer Präfectenstelle in demselben Seminare durch
Studienlehrer in I. A , Pater Hulller , wurden zwei Lehrstellen erledigt,
in welche die anderen Lehrer vorrückten, denen drei neue Lehrer folgten,
Bold , Müller und Ziereis. Bei Erkrankung von Pater Weber half Pater
Schar ein halbes Jahr aus. Neben dem Seminar besteht noch ein In-
stitut für höhere Bildung. (Erhalten denn die Gymnasiasten und Vorberei-
tnngsschüler, mit welchen die Zöglinge gleichförmigen Unterricht geniessen,
keine höhere Bildung und wie sollen diese 21 Schüler allein auf jene An-
86
Schal- and Universitätsnachrichtcn,
itprnch machen, vielleicht weil sie meistens adelig sind ?) Manche Zöglinge
machten wohl gute, viele aber auch mittelmässige Fortschritte. Das
Ganze scheint mehr eine Soiulertingssache für Reiche und Adelige zu sein.
Die dem Institute anvertrauten Jünglinge nahmen , um eine tief religiös-
sittliche Bildung zu erhalten , nicht blos an den religiösen Uebungen der
Studienanstalt Anthcil, sondern der Instituts-Vorstand, Pater Birkcr, liess
sich aufs Höchste angelegen sein, die tiefen Wahrheiten und Segnungen
des Christenthums in häufigen religiösen Ansprachen klar und deutlich zu
machen und dadurch , so wie durch die täglichen Haus - Andachts-
übungen und den öfteren Empfang der heiligen Sacramente, den frommen
Sinn und die innere Religiosität in den Zöglingen zu erwecken, zu bele-
ben, zu befestigen und sie durch Ordnung, Fleiss, goto Sitte, feine Bil-
dung, Wohlwollen, Verträglichkeit u. s. w. zu einem acht christlichen
Leben anzugewöhnen. Immer und überall , beim Lernen und Spielen, in
der Capelle wie in den Unterhaltungen, bei Körperübungen wie bei der
Lectüre wurden die Zöglinge aufs Sorgfältigste überwacht und beaufsich-
tigt, worin den Berichterstatter die übrigen Lehrer unterstützten. Dieses
die Angaben Jenes, welche die Leser mit den Bestrebungen aller Krzie-
hungs- und Untcrrichtsanstalten , aber auch mit den Anforderungen des
socialen Lebens unserer Staaten und Völker vergleichen mögen. Das
Seminar, in welchem die Zöglinge auf besondere Anordnung des Herrn
Abtes unentgeltlichen Unterricht im Französischen, Zeichnen und Musik
erhielten , hat doch wohl gleichen Zweck ; nur sind in ihm die Zöglinge
bis auf 5 unter 40 keine Söhne von Grafen, Freiherrn, Fürsten, und diese
fünf sind Söhne von Landrichtern, Rcntbeamten und Gutsbesitzern, welche
die Silbe von haben. Die beiden Präfecten leiteten die Zöglinge in ihrer
geistigen und leiblichen Entwickelung mit Liebe und Sorgfnlt, förderten
die Ausbildung für ihren künftigen Beruf durch freundschaftlichen Umgang,
erleichterten ihre Studien durch Nachhülfe und festigten ihr sittliches Be-
tragen auf alle Weise. Wären denn beide Institute zum allgemeinen
Besten der Zöglinge und Lehrer, der Anfsicht und Leitung nicht zweck-
mässiger vereinigt? Programm fertigten die Herren Patres keines.
Die protestantische Anstalt besteht aus dem Gymnasium und
der lateinischen Schule unter Rector und Prof. Dr. Mclsgcr nebst dem
Collegium bei St. Anna mit 50 Zöglingen , welche am Unterrichte jener
Theil nehmen. Auffallend erscheint die Aufführung der Naturlchre und
der Naturgeschichte in dem Unterrichtsplan und der Instruction mehrfach
zuwiderlaufende Anordnung des mathematischen Unterrichtes. Erstere er-
folgte auf Antrag des Rectorats als blosser Versuch in Verbindung mit
dem Unterrichte in der Mathematik und Geographie, was zu der Frage
veranlasst, warum die höchste Ministcrial - Entschliessnng vom 21. Decbr.
v. J. nicht wirksam für alle Anstalten des Königreichs gemacht wurde?
Dass der Unterricht in der Naturgeschichte den vier Classcn der latei-
nischen Schule und der in der Natnrlehre denen des Gymnasiums zuge-
wiesen ist, liegt ganz in der Ansicht, welche am Eingänge dieser Dar-
legungen berührt und als absolut nothwendig für die formelle und mate-
rielle Ausbildung erklärt wurde. Möge der Erfolg dieses Versuches die
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Beförderungen und Ehrenbezeigungen.
87
höchste Studienbehörde zn jener allgemeinen Einführung des naturwissen-
schaftlichen Unterrichtes in die Gelehrtenschuien bestimmen und recht
bald einem grosseu Mangel begegnen. Dann erfolgt die Wiederaufnahme
des Unterrichtes in der mathematischen und physikalischen Geographie
von selbst und wird eine weitere Lücke im Unterrichts- und Bildungs-
systeme beseitigt. Leider scheint die Anordnung des Stoffes der Physik,
welche die mechanischen Erscheinungen in der 1., die chemischen, magne-
tischen und elektrischen in der 2. und die Lehre vom Schalle und Lichte
in der 3. Classe behandeln will, einem sehr günstigen Erfolge nicht zuzu-
arbeiten, weil z. B. für die mechanischen Erscheinungen mathematische
Vorkenntnisse erfordert werden, welche der Unterricht in der Mathematik
noch nicht bieten kann. Doch soll hierüber vorläufig keine Kritik be-
tbätigt werden; Ref. freut sich über die Beachtung der Sache und unter-
lasst jede weitere Bemerkung. Kür den mathematischen Unterricht wird
in der 1. Classe von den analystischen Gleichungen und in der 2. erst
von Potenzen und Wurzeln gehandelt. Nun bieten diese Disciplinen den
reichhaltigsten Stoff zu analystischen Gleichungen dar und entstehen
letztere aus den sechs möglichen Veränderungsarten der Zahlen , mithin
liegt in dieser Anordnung ein derber Verstoss gegen logische Begründung
und Gesetzlichkeit. Die quadratischen Gleichungen gehören in die 2. und
die Trigonometrie im höchsten Kalle in die 4. Classe. Die Verbindung
des Kreises mit der Stereometrie streitet gegen das Wesen der Geometrie.
Solche und andere Willkürlichkeiten versprechen für den Unterricht keine
sehr günstige Erfolge , was jedoch nicht weiter verfolgt werden kann. —
Das Programm : „ Mucellanea quaedam ad grammaticam et lexicogra-
phiam latinam pertinentia“ fertigte Präceptor Förtich , welcher schon im
vorigen Jahre das Programm zu schreiben versprochen hatte, aber sowohl
durch die vermehrte Masse der Geschäfte und die Schülerzahl als
durch zu geschwächte Gesundheit an der Erfüllung des Versprechens
verhindert wurde, dieses jedoch, obgleich seine Gesundheit noch nicht
gänzlich hergestellt sei, nicht länger verschieben wollte (gleich als wenn
nicht ein anderer Lehrer die Kertigung des Schulprograinmes übernehmen
konnte und Jener schreiben musste). Dem berührten Gegenstände liegt
der Antibarbarus von Krebs zum Grunde, worin er manches der Verbes-
serung Würdiges gefunden. Er bedauert, die 3. Ausgabe dieses Buches,
worin verschiedene grammatische Sachen aufgezeichnet sind , nicht zu
besitzen. Das bekannte Buch Düderlein’s: ,, Lateinische Synonymen und
Etymologien“, beachtend , will er durch seine Bemerkungen zu erkennen
geben, dass er beim Lesen der alten Schriftsteller seine Aufmerksamkeit
darauf gerichtet habe, ob dasjenige, was jener scharfsinnige Geist vorge-
schrieben, mit dem Gebrauche der besten Schriftsteller genau überein-
stimme. Nebstdem hat er noch manches die Grammatik und Lexiko-
graphie Betreffende beigefügt. Später hofft er mehr und Besseres bei-
bringen zu können. Er beginnt mit pag. 41 , §. 87 des Krebs’schen Anti-
barbarus und sagt, dass daselbst bemerkt werden konnte, ein Beispiel
seltener Verbindung eines Substantivs mit einem alleinigen Vorworte sei auch
beiCic.de or.I. 36 in demAusdrucke lex in duodecimtabulis permiserat vor-
88
Schal- and Universitätsnachricbten,
handelt (extare) , wozu er beifügt, jeder könne jenes Vorwort aach Ton
permiserat ubhängen lassen. Er führt noch eine Stelle bei Cic. p. Mur.
XV. 33 und Caes. de beilo Gail. VI. 37 an. Pag. 103 gebe Krebs falsch
vor „alii omnes“ dürfe von denen, welche nach Keinlieit der lat. Sprache
strebten, nicht gebraucht werden. Dass diese Worte auch von den be-
währtesten (locupietissimis) lat. Schriftstellern gebraucht werden, belegt
er durch 11 Stellen aus Cic. und Liv. Es folgen Bemerkungen über die
Partikel „an“ p. 106. Pag. 135 bringt Krebs vor, in causa esse, Ursache
sein, für causam esse, sei wohl unlateinisch. Gegen diese Ansicht führt
der Verf. die Stelle des Liv. XL. 26 und den Gebrauch des Ausdruckes
„in culpa esse“ an , welchen er noch durch das Deutsche „in dem Kalle
sein, etwas zu veranlassen“ rechtfertigt. Ais Beleg für die Regel, dass
„in der Bedeutung Jemanden besuchen“ die Ortsbestimmung bei convenire
nach der Regel auf die Krage wo? stehe, führt er zwei Stellen aus Liv.
B. 42, c. 26 und B. 29, c. 24 und Cic. ad Kam. 4, 6 an. Dieses auch
noch in vielen andern Stellen gelesen zu haben, erinnert sich Ref., ohne
die Stellen gerade gegenwärtig zu haben. Dass man viscera statt cssentia
sagt, tedarf keiner besonderen Erwähnung, da der letzte Begriff in der
römischen Sprache kein Bürgerrecht hat. Krebs bemerkt, der Ausdruck
bellum finire komme bei Cic. nicht vor, wogegen der Verf. bemerkt, es
könnte beigefügt sein, dass ihn Liv. nicht einmal, sondern öfters ge-
brauche, wofür er 7 Stellen anführt, um zu beweisen, wie aufmerksam er
wegen des Sprachgebrauches diesen Geschichtschreiber gelesen habe oder
zu lesen pflege. Der Geschichtschreiber kann dieses Ausdruckes sich
gar nicht entschlagen. Wäre Cic. ein solcher gewesen, so hätte er diesen
unfehlbar gebraucht, weswegen der Verf. auf die Qualität der Gegenstände
eines Schriftstellers achten musste. Er wundert sich über Krebs, dass
dieser gänzlich verworfen habe, „ibi“ zu gebrauchen, wenn es sich auf
die Zeit beziehe. Derselbe sei nicht vorsichtig gewesen, da verschiedene
Stellen bei Livius jenen Gebrauch rechtfertigen. Obgleich unser Begriff
„Ideal“ nach Cic. mit „divinitas“ sich geben lässt, so bezweifelt es Ref.
doch, da dieser Begriff auf die Gottähnlichkeit hinzielt und auch ein völlig
schlechter Mensch ein Ideal haben kann. Dieser Begriff geht auf das
Höchste einer Gedankenreihe, auf das die letztere Beherrschende und um-
fasst viele Hauptbegriffe einer Wissenschaft, also dasjenige geistige Ele-
ment, welches durch jene hindurchleuchtet und den Anhaltspunkt für alle
einzelnen Theile eines grossen Ganzen abgiebt. Nach der bisher be-
zeichneten Weise fährt der Verf. fort, die Ansichten von Krebs zu tadeln
oder von ihm unterlassene Bemerkungen zu ergänzen , wofür jedesmalige
Stellen aus Cic. oder Livius angeführt werden, um die eigne Behauptung
zu belegen. Jene Verbesserungen oder Zusätze betreffen die Begriffe in-
clinare , incisus , influxio , inobedientia , obiter, oetodeeim (als spätere latei-
nische Korm für duodeviginti) , res invisibiles , parum, passioncs, pauper,
praeterire (wofür beifügbar wäre, dass nichts hindere, dieses Wort in
gleichem Sinne mit transilire, „überspringen, übergehen, etwas absichtlich
unbeachtet lassen, nicht berücksichtigen“ zu gebrauchen, was Cic. deorat.
III. 40, 160 in „transilire ante pedes posita“ bestätige), proprius , proxi-
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Beförderungen und Ehrenbezeignngen.
89
aus, Bcnsim (was mit dem Deutschen „nach dem Sinne“, mit dem Lat.
„ut sensum est“ zu geben sei), itolidu», teptemdecim , teriut und ubique
(welches Wort Krebs missverstehe, gegen dessen Ansicht, welche sehr
hartnäckig (praefracte) läugne, dass dieses Wort bei den bewährtesten
lat. Schriftstellern gebraucht werde, in derselben Bedeutung, wie das
deutsche „überall, allenthalben“, aus Livius vier Stellen angeführt
werden). Nach diesen Betrachtungen geht der Verf. zu dem Krebs’schen
Buche : „Anleitung zum Lateinschreiben“ über und beurtheilt folgende
Behauptung: „Sonderbar ist die Gewohnheit der Deutschen, bei dem
Verbo „werden“ das Subject bisweilen durch die Präposition „aus“ anzu-
geben, z. B. aus einem schlechten Dichter kann nie ein guter werden , an-
statt: ein schlechter Dichter kann u. s. w. Der Lateiner sage nur „nullus
poeta unquam bonus fiet.“ Dieser Ansicht könnten mit Recht entgegen-
gesetzt werden die Stellen des Liv. B. 40, c. 46, ex infestis hostibus ple-
rumque socii fideles . .. und B. 4, c. 3 ex peregrinone patricius . . fiat.
Auch sei diese Regel nicht ganz wahr, dass diese Verbindung mit ex oder
de bei den besseren Schriftstellern stets das Wort unus in der Zahlbe-
deutung einer, mit dein Genitiv wie im Deutschen, habe, weil Liv. B. 10,
c. 4 sage: „pastorum unus inclamat alios“ und Livius doch gewiss zu den
besseren Schriftstellern za zählen sei. Die weiteren Angaben betreffen
das Wort Ticgare, dessen Gebrauch die Grammatiker anbefehlen, si ger-
manica post verba dicendi inferatur negatio, wogegen ausser anderen
Stellen Liv. B. 3, c. 51 und Cic. de or. I. 17, 76 sprächen, das Wort
„egrediendt 1 , welches man mit dem Accus, verbinde, wenn man einen Ort
bezeichne, den jemand verlasse, was Livius nnd Caes. belegen , das Wort
„eitus“ als nicht allein von Menschen gesagt, wie Döderlein meine, das
Wort „procerus“ , was auf keine Weise etwas anderes als die physische
Grösse bezeichnen könne, wogegen Döderlein zu entgegnen sei, dass ge-
rade bei Cic. de or. III. 48, 135 gefunden werde: procerior quidam nu-
merus, was Wolf mit „eine stolzere Art des Rhythmus“ übersetze nnd
später „a proceris numeris ac liberis“ ; das Wort „laborü“ , welchem die
Idee des Handelns nicht ganz fremd sei, wie man aus Cic. de or. II. 71,
387 „Veilem hoc esset laborare“ ersehe, was Döderlein seinen Erörterungen
beisetzen konnte; das Wort admirandi, worin nicht immer, was Döderlein
lehre, eine lobende Bedeutung liege; den Ausdruck „sin igitur“ statt
„quodsi!“ was nicht ganz zu verwerfen sei, weil es Cic. in seinen Tusc.
III. 38, 66 gebrauche; das Wort incomparabilis , was Krebs selten zu ge-
brauchen mahne und auch durch „deus“ zu ersetzen sei ; das Wort „veri“
seil, libri, wofür die unsrigen zu schlecht „genutm“ sagten, u. s. w.
Wie man febri, morbo , aere alieno earere richtig sage , wie Krebs er-
mahne, so sei auch culpa et peccato earere zu billigen, indem man es bei
Cic. ad fam. V. 21, 5 finde. Für „ ita “ unserem „so“ entsprechend fügt
der Verf. Cic. de or. I. 15, 66 und für „sic'- 1 I. 40, 181 bei. Wegen der
Uebersetzung des Begriffes ,, Anspruchlosigkeit“ ins Lateinische
sagt er: „Qui scire cupiunt, quomodo latine vertere possis . . ., memine-
rint loci Cic. de or. II. 43, 182 „animi non appetentis . . . signa proferrl
perutile est.“ Für das von Allen zu vermeidende Wort „ originale “, unser
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90
Schul- und Universitätsnachrichten,
„originell“, dürfe man integer gebrauchen, was Cic. de or. II. 45, 188 be-
lege, womit wohl nicht alle Sachkenner einverstanden sind, indem der
letzte Begriff auf eine völlige Reinheit hindeutet, was das Wort originalis
und das verdeutschte „originell“ nicht zu enthalten brauchen und auch
nicht können. Für das nicht einmal gehörte oder gelesene „ crimen lacsac
majestatis committere “ möge man kürzer und richtiger sagen „minuere
majestatem“ , wie Cic. de or. II. 49 , 201 sage , erklärt sich der Verf.,
worin ihm nicht beizustimmen ist, weil die angeführte Stelle dem Sinne
jenes Ausdruckes nicht ganz entspricht und jener erst nach lang bestan-
denen politischen Verhältnissen zum Vergehen erhoben wurde, wornach
für den römischen Staat in moralischer Hinsicht eine Epoche begann.
Dem, was Krebs über das Wort „audire“ beibringt, will der Verf.
„ audire in aliqucm“ als dasselbe bedeutend, was wir mit dem deutschen
„Nachtheiliges von einem hören“ bezeichnen, aus Cic. de or. II. 70 , 285
beigefügt haben. Was man für das Wort „dives“ in den Ausdrücken
„reich an Beweisgründen“ gebiauchen müsse, ersehe man aus Cic. de or.
II. 78, 319. Dass man „anne“, wie Krebs mit Recht verwerfe, nicht mit
„oder nicht“ übersetze und hierzu auch „an contra “ gehöre, belegt der
Verf. aus Cic. de or. II. 81, 330. Das Wort „ incidere “ lasse sich ganz
durch das deutsche „abschneiden“ geben und ,, quisquis “ habe nicht immer
die Idee des relativen Fürwortes, wie Cic. de or. II. 83, 339 durch „si
quoquo animi . . . videatur,“ was man „mit irgend einem Makel der Ge-
sinnung“ übersetzen dürfe. Aehnliche Zusätze macht der Verf. für das
Vorwort „in“, unserem „bei“ entsprechend ; für „vivus“, ein „lebhaftes
Bild“ bezeichnend, und wenn Jemand im Zweifel sei, wie man „Aus-
pfändung“ lateinisch zu geben habe, so erinnert er ihn an Cic. de or.
III. 1, 4, wo dieser die Worte ,, pignoribus ablatis“ gebrauche. Das
Wort „ venire “ stehe oft bei dem Ausdrucke „zu Gelde kommen“ und
„n eutralis“ sei durch „integer“, d. h. „unpartheiisch , unbefangen, noch
für keine Ansicht eingenommen“ zu ersetzen, belegt der Verf. eben so wie
die Ansicht über tueri, was oft mit dem Vorworte ,,adversus“ verbunden, und
über proficisci, welches richtig auch da gebraucht werde, wo nicht an das
Reisen, sondern beim Disputiren an das Uebergehen zu einer anderen
Sache gedacht werde. Unser „das heisst“ lässt sich ganz lateinisch
mit „hoc est“ geben und dass „ vitium “ keineswegs auf alleinige Bedin-
gung des Gemüths bezogen werde, belegt der Verf. aus Cic. de oral. III.
11, 41 und 44, 175. Was wir „Sinn, Absicht einer Gewohnheit“ sa-
gen, lässt sich wörtlich geben und für die Begriffe „rechts“, d. h. in
rechtem Verhältnisse zu den Sachen, und scopus fügt er einige Stellen
bei. In dem Begriffe „proportio“, als Beleg für ersteren Ausdruck, scheint
sich jedoch der Verf. etwas zu irren, da derselbe an und für sich die
Gleichheit zweier Verhältnisse, also eine Verhältnissgleiche, bezeichnet.
Den Beschluss macht die Darlegung: Si quis dnbitet, utrum in locutione
„morbo implicari“ sit hoc substantivem pro dativo an pro ablativo ha-
bendum, eximet haue dubitationem locus Livii, qui legilur L. 41, c. 21
„qui superaverant, longinquo, maximc quartanac, implicabantur morbo.“
Ref. glaubt die Gegenstände des Programmes für die Bildung eines
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Beförderungen und Ehrenbezeigungen.
91
eigenen Urtheils von Seiten der Leser hinreichend bezeichnet zu haben
und die Ueberzeugung aussprechen zu dürfen, dass die Sprache und Sache
manchmal gesucht, geschraubt und ungefällig dar gestellt ist, dass viele
Bemerkungen unbedeutend und in einer Art dargelegt sind, als liege in
ihnen grosse Wichtigkeit, was wohl nicht der Fall ist, wie die sachkun-
digen Leser selbst wahrnehmen werden. Jedoch will Ref. seine Ansicht
nicht als absolut maassgebend betrachtet, sondern dem eigenen Urtbeile
der Leser untergeordnet wissen, ohne derselben an ihrer Selbstständigkeit
etwas zu vergeben, da ihn das Lesen der latein. Classiker schon gar viel
beschäftigte und er manche Stelle anders zn interpretiren veranlasst ist.
Bamberg. Auffallend erscheint, dass Prof. Dr. Martinet in dem Pro-
gramm der dasigen Studienanstalten als Verweser seiner Lehrzweige an-
geführt ist, wahrscheinlich noch als Folge der vorjährigen armseligen,
vielleicht gar schlechten Bestrebungen zu seiner Entfernung und Ver-
setzung nach Aschaffenburg , wohin aber ein anderer Lehrer für Aushülfe
in philosoph. Vorträgen projectirt war, was aber zur derben Strafe jener
Imaginationen fehlschlug (s. NJahrbb. LVI. S. 102) , und dass an der lat.
Schule zwei Abtheilungen der 1. Classe einem Lehrer überwiesen wurden.
Die Professur des Kirchenrechts und der Kirchengeschichte erhielt Hof-
caplan Spörlein, an Gengier'» Stelle, dem kund gegeben, S. M. der König
sehe es gerne, wenn dieser seine gründlichen Kenntnisse und seltne Lehr-
gabe der Lycealanstalt noch ferner widme und etwa über theol. Encycl.
und Methodol. unentgeldiich Vorträge halte. Der Lycealrector Rüt-
tinger wurde der Function des Gymnasialrectorats unter Zufriedenheit
mit der Verwaltung enthoben und hierzu der Prof. Gutenäcker als Lehrer
für die IV. CI. berufen, dagegen Prof. Arnold nach Münnerstadt versetzt.
v. Men der trat in temporären Ruhestand , Ruith rückte in die 2. Classe
ein und die 1. Classe wurde dem Studienlehrer Buchert übertragen. Die
durch den Tod des Studienlehrers Stich erledigte Lehrstelle erhielt der
Lehrer der Gewerbschule zu Würzburg, Mayring ; die 4. Classe der lat.
Schule erhielt der Lehrer der 1. Abtheil. A, Leitschuh, und dessen Ab-
theilung ward bis zur Wiederbesetzung mit der Abtheil. B unter Lehrer May-
ring vereinigt. Das Subrectorat behielt Ilabersaek. Das Programm
„ Kurze Darstellung der Geschichte des Emestinischen Clerical-Seminars cu
Bamberg‘ l fertigte Prof. Dr. Schmitt in ziemlicher Ausdehnung von 32
Seiten. Die Studienanstalten der Stadt Bamberg, sagt der Verf. , ver-
danken ihre Entstehung dem Streben der alten Fürstbischöfe von Bam-
berg, sich Cleriker für ihre Diöcese zu bilden. Das Ernestinische Gy-
mnasium, aus dem sich die nachherige ottonianische Akademie und Friede-
Ticianische Universität herausbildete , an deren Stelle das dermalige Ly-
ceum trat, hatte die clerikalische Bildung zu seinem nächsten nnd höchsten
Zwecke. Das Clerikal Seminar wurde daher zur Zeit der Fürstbischöfe
als das höchste und wichtigste Bildungsinstitut in der alroa Imperialis Ec-
clesia Bambergensis angesehen. Und in der That bildet es nach seiner
Bestimmung auch für das dermalige ehrwürdige Erzbisthum das Herz,
aus welchem die Reihe des Clerus und mit ihm das christliche Leben in
den Gemeinden sich ergänzt und erhält. Die Wichtigkeit eines Instituts
92
Schul- und Universitätsnachrichten,
für ein bestimmtes Gebiet theilt sich nnstreitig auch seiner Geschichte
mit und rechtfertigt das mehrjährige Unternehmen des Verf. , die sehr
zerstreuten Quellen zu der Geschichte des Ernestinischen Clerikal- Se-
minars zu sammeln und das in ihnen Gefundene zusammenznstellen. Das
Nachfolgende soll die Hauptresultate des bisher Möglichen den geneigten
Lesern darstellen. Jene grnppirt der Verf. in 7 Abschnitte : l) Die Bil-
dung des Clerus im Gebiete des Bisthums Bamberg vor Errichtung des
Ernestinischen Clerikal-Seminars. Erstere erfolgte durch theologische
Stifts- u. Klosterschulen, letztere durch Bischof Ernst gegen 1584 — 1586,
angeregt und gleichsam verpflichtet durch das Concil von Trient, worin
sich die Väter bekanntlich sehr kräftig für die Nothwendigkeit der Er-
richtung von Seminarien für die Bildung des Clerus aussprachen. Jedem
Bischöfe in seinem Bisthume war ein solches anempfohlen; vom 12. Jahre
an wurden die Knaben für den geistlichen Stand gebildet und stufenweise
in den Kirchendienst eingeführt. 1586 wurden die Schulen des Colle-
giums eröffnet und durch Mandat die Unterthanen aufgefordert, die fähige
Jugend nach Bamberg zu schicken. Diese Eröffnung ist also Stiftungstag
und macht es wahrscheinlich , dass die höheren Schulen allmälig folgten.
Das Ganze nannte die dankbare Nachwelt Seminarium Ernestinum. 2) Der
Ort des Seminars war das Carmelitenkloster, dessen Vorstände mit Ernst
im J. 1589 einen Vertrag schlossen, das ganze Klostergebäude dem Colle-
gium als Eigenthum zu überlassen. Am 16. Dec. 1610 kamen die ersten
Jesuiten nach Bamberg und übernahmen die Anstalten ; aber der 30jährige
Krieg zerstreute das Alumnat und entleerte 1632 das Seminargebäude.
1644 wurde dieses erkauft, 1648 das Gymnasium durch Fürstbischof fFoit
zur Akademie erhoben , .jenes Gebäude ganz für die Schulen verwendet
und das Alumnat in der Abtei St. Michael auf dem höchsten Berge der
Stadt untergebracht. 1653 bezogen die Alumnen das Aegidenspital,
welches 1739 in das jetzige Aufsees’sche Seminar umgewandelt wurde.
1685 wurde dem Clerikal -Seminar der St. Martinspfarrhof angewiesen,
dieser aber abgerissen und 1733 ein grossartiges Seminargebäude errichtet,
in welches 1735 das Alumnat einzog, wo es sich noch befindet. Durch
Vermächtnisse, Zuschüsse und grossen Aufwand erwuchs für jenes der
beste bauliche Zustand und durch die Fürsorge der Oberhirten und des
geistlichen Collegiums ein vortrefflicher Fond. 3) Die Dotationen be-
gannen mit den Renten der Güter des Klosters St. Theodor durch den
Stifter Ernst. Die nachfolgenden Fürstbischöfe und Jesuiten bereicherten
siefortwährend. Vorstände, Canonikcr u. dgl. machten Schenkungen ;
Zehnten wurden überwiesen und VVohltbäter vermehrten die Fonds und
die Bibliothek, welche aus vielen kleinen Bibliotheken und Stiftungen zu
einer der bedeutendsten Bayerns anwuchs. 4) Für die Seminarvorstände
treten sechs Perioden auf, von 1586 — 1613 das Scholarchat, dessen letzter
Dr. Murmann war; von 1613 — 1652 unter den Jesuiten, deren letzter
Regens P. Martin war; von 1652 — 1692 unter Inspectoren, zugleich Mit-
gliedern eines Collegiatstiftes der Stadt, deren letzter Dr. Schubert war;
von 1692- — -1738 unter zwei Vorständen als Directorcn ; von 1738 — 1805
unter den Weihbischöfen als Präsides mit Regenten und Subregenten,
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Beförderungen' und Ehrenbezeigungen.
93
deren letzter, Dr. Schlosser, 1796 Prof. am Gymnasium war und 1848 als
Pfarrer zu Kupferberg starb; von 1805 bis jetzt verschwindet der Weih-
bischof und Präses. Die beiden Seminarvorstände bleiben, sind aber keine
Curaten bei St. Martin mehr, wie bisher. Die Namen Stapf, Brenner,
Brendel sind in der tbeol. Litteratnr berühmt. 5) Das Alumnat bestand
ans solchen Zöglingen, welche, im Seminar zum gemeinschaftlichen Leben
vereinigt, auf Kosten der Anstalt unterhalten und in ihr zum geistlichen
Stande gebildet wurden. Diese Bestimmung hat es noch. Die Anzahl
der Alumnen , ganze und halbe Ereiplätze geniessend , war ursprünglich
36, wurde später bis 14 reducirt und jetzt auf 24 erhöht. Dechant Bau-
fach und Andere errichteten Stipendien zur Belohnung des Fleisses und
der sittlichen Auszeichnung für Nichtalumnen. Zu beiden kommen die
Convictoren, welche im Seminare ihre Verpflegung erhielten und in ver-
schiedene Classcn zerfallen. Aus dem Fonde wurden schon frühe hoff-
nungsvolle Studirende vor ihrem Eintritte in das Seminar unterstützt durch
Geld, Brod, Kleider. Die Verpflegung selbst ist auf alle Bedürfnisse des
Lebens berechnet. Die frühere Naturalbekleidung ist in ein jährliches
Geldaversum umgewandelt. 6) Die clerikalische Bildung und die Lösung
dieser Aufgabe spricht sich in den Statuten aus, welche sich nach obigen
sechs Hauptperioden richten und ihre letzte Umarbeitung am 12. October
1826 unter Erzbischof Fraunberg erhielten. Die Aufgabe fordert die
Heranbildung des Clerus im Geiste der Kirche und bildet den wesent-
lichen Inhalt der Sliftungsurkunde und Statuten, welche den Eintritt in
das Institut auf das vollendete 18. Jahr festsetzten und die wissenschaft-
lichen und anderen Lehrfächer bestimmten. Es soll ein praktisches In-
stitut sein und solche Adspiranten aufnehmen, welche den theoretischen
Theil der Theologie absolvirt haben. Die Alumnen besuchen jetzt die
Elementarschulen der Stadt und in den Sommermonaten das Taubstummen-
Institot, um durch Autopsie die Unterrichtsweise kennen zu lernen. Ei-
nigung der Wissenschaft mit moralischer Vollkommenheit, Anhörung des
Messopfers, Empfang der heil. Sacramente, Einführung in die Aemter des
geistlichen Standes und Einweihung in ihre Ausübung sind Hanptbeslre-
bungen. Einzelne Alumnen halten in benachbarten Orten den Gottes-
dienst und werden zur Aushülfe, wo sie nöthig ist, versendet, bis sie
vom Oberhirten zu Stellen berufen werden. In dem Anhänge theilt der
Verf. einen Abdruck der ältesten Statuten des Stifters mit, welche über
Beschaffenheit und Geist des Seminars unmittelbar nach seinem Entstehen
den besten Aufschluss geben. Sie führen die Ueberschrift: Puncta qnae-
dam generalia ex statutis novi Collegii Ernestini Bambergae nuper erecti
excerpta und sprechen: De ofiicio Regentis et Professorum; juramentum
eornm; de qualitate Alumnorum eorumque sustentatione ; de obligatione
Alumnorum, juramentum; de officio et moribus eorum. Daun folgen
einige Punkte, welche der Regens zur Beobachtung besorgen muss. Sie
betreffen : cultum divinum , conciones et declamationes , lectiones et dis-
patationes und endlich die Ferien. Den Werth des Programmes für die
zunächst Betheiligten und für die Geschichte des Erziehungs- und Unter-
richtswesens beurtbeilt hieraus jeder Leser von selbst.
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94
Schul- und Universitätsnachrichten,
Bayreuth. Am Gymnasium war im Lehrercollegiura keine Verän-
derung eingetreten. Das Programm: ,,Collectancorum ad Acmilium Pro-
bum specimen“ fertigte Dr. Jleerwagen, 20 S. Ueber die Meinung, das
Buch von den berühmten Feldherrn dem Aemilius Probus, statt dem Cor-
nelius Nepos zuzuschreiben , hat sich der Verf. in den Münchner Gelehrten
Anzeigen 1846 bei der Beurtheilung der Ausgabe von Benecke weitläufig
ausgesprochen. Die Mittelmässigkeit und Dürftigkeit , ersichtlich nicht
weniger aus der Entwicklung der Sachen selbst als aus der Redeart und
Auswahl der Worte, haben dem Buche an seinem Werthe für den Schul-
unterricht nichts benommen, obgleich manche Gegner desselben es sehr
.zurückgedrängt und aus den Schulen entfernt haben wollten , weil sie nur
vorzüglichere Classiker gelesen wissen und die Knabenanlagen zu Jüng-
lings-Fähigkeiten erhoben haben wollten. Allein die Sache selbst und
ihre grammatischen Vorzüge brachen wieder durch und verschafften dem
Buche die frühere Geltung, woher es kommt, dass man es wieder sehr em-
pfiehlt und seine Vorzüge als Vorbereitung für das Lesen schwierigerer
Schriftsteller, für Etymologie und Syntax wiederholt hervorhebt. Die
Biographien grosser Feldherrn und die Angabe ihrer Thaten an und für
sich ziehen die Jugend schon an, erregen die Aufmerksamkeit und er-
zeugen eine gewisse Gewandtheit, das klar zu erfassen, was sie gelesen
hat. Der Verfasser erkennt wohl manche Gebrechen in der genaueren
Kcnntniss der lateinischen Sprache, im Gebrauche und der Construction
der Worte an , trägt aber doch kein Bedenken wegen der Anerkennung
jener Vorzüge und theilt dasjenige, was er aus dem anhaltenden Lesen des
Probus mit Schülern Nützliches beobachtet hat, in dem Programme aus-
zugsweise mit, statt die Anzahl der Ausgaben zu vermehren, womit man
so oft die Trägheit und Lässigkeit der Schüler mehr als den Nutzen be-
günstige. Ueber eine solche Behandlung spricht er sich also aus: Me-
niorabile quidem tarn futilis industriae exemplum nuper vidimus, quum vir
quidam doctus Praeparationes, quas vocant tirones, ad Nepotis vitas sese
daturum professus in hac ita est versatus, ut Sincerum patrum memoria
per scholas grassantem ex Acheronte excitatum esse crederes; adeo ille
omnia , quac discipulorum diligentiae committi et possunt et debent, ipse
subministravit neqne quidquam pueris reliqui fecit , in quo mentis soller-
tiam exercere atque ostendere possint. Neben diesem Urtheile befreunden
sich die Leser zugleich mit dem lateinischen Stile des Verf., welcher fort-
fährt: Equidem etiamsi juventutis causa haec a me conscribi haud ab-
nuam, collegis tarnen potissimum meis, qui ut Probo operam dent scho-
lastico munere destringuntur , haecce Collectanea proponenda esse duxi,
non quo illis me nova admodum atque exquisita quaedam expromere con-
fiderem , sed quia , quod ipse saepe expertus sum , aliis quoque accidere
putabam , ut quibuscum muneris vel studiorum coinmunitate juncti simus,
eos haud inviti audiamus, qua pro se quisque via ac ratione in tractanda
eadem arte procedere consuerint disserentes. Quapropter vel ea subinde,
quae non proprie ad usum scholae pertinentia magis mea mihi causa in
schedas retulissen: , huc transribere non dubitavi. Die Absicht des Vor-
habens ist zweifach, der eine Theil der Bemerkungen betrifft die lat.
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Beförderungen and Ehrenbezeigungen.
95
Rede und ihre Gesetze, der andere die von Probus überlieferten Gegen-
stände. Zuerst bezeichnet der Verf. die Natur und das Verhältniss der
lat. Sprache, wie sie von der deutschen sich entweder unterscheidet oder
mit ihr übereinstimmt, durch passende Stellen, ohne die Erklärung selbst
beizuschreiben , damit überall die Eigenheit der deutschen Sprache und
das Abweichende von ihr hervorlenchte. In Betreff der Sache selbst war
der Verf. mit seinen Bemerkungen sparsamer, weil er die geschichtlichen
Widersprüche, deren Anzahl nicht gering sei, nicht berühren wollte und
die Schriften Anderer solche darlegen. Stellen , welche er von früheren
Erklärern vernachlässigt sah oder dem Verständnisse besser und vollstän-
diger als durch andere Erklärungsart zugängig zu machen glaubte, hat er
besonders hervorgehoben. Um einen Beleg für die Behandlungsweise zu
geben, wählen wir den Prolog, aus welchem 14 Stellen berührt werden,
deren erste den Begriff „personis“ in der Bedeutung „Charakter“ be-
trifft. Diese Ansicht erscheint trotz der angeführten Stellen nicht ge-
rechtfertigt, da persona in der ersten Stelle dem „moribus“ entgegensteht
und unfehlbar mit Würde, Ansehen oder Stand wiederzugeben ist, keineswegs
aber mit Charakter, welcher Begriff, wie sein Ursprung besagt, indaslnnere
des Menschen geht und mit dem Wesen der Sache zusammenfällt, weil die
Merkmale diese zu dem machen, was sie ist, wie selbst die angeführte
Stelle aus Cic. p. Cluent. c. 29, 78 und de invent. II. 58, 176 beweisen.
Den Begriff „commode“ giebt er mit „Leichtigkeit“, was nicht haltbar
sein mag, weil jener sowohl hier als in den citirten Stellen auf ein ge-
wisses Bequemsein, Gelegensein hingeht und eine Sache bequem oder ge-
legen sein kann, ohne leicht zu sein. Für saltasse . . . cantasse führt er
aus Seneca eine Stelle au, welche wegbleiben konnte, da sie nichts be-
legt, als den Gebrauch beider Begriffe, und das Tanzen neben dem Sin-
gen gar häufig geschieht; man denke nur an die Kosaken und rohen Völ-
ker überhaupt. Die in §. 2 und 3 angeführten Worte nihil rectum und
mores enthalten einfache Beziehungen. In §. 4 erläutert der Verf. das
Wort germanam durch i^ionätqtov , weil es auf die gleiche Abstammung
von Eitern, hier nur vom Vater und nicht von der Mutter hingeht, daher
nicht so selten in dieser Bedeutung vorkommt. Id quidera scheint unser
„dieses doch“ zu sein, worüber der Verf. sich nicht einfach erklärt, ob-
gleich er es beschreibt mit: quum multa sint, quae Graecis honesta, nobis
turpia esse videantur, id quidem institutum non modo turpe, sed nefas
nostris moribus habetur, woraus jene Bedeutung erhellen mag. Die
Ueseart ad coenam in §. 5 statt scenam will der Verf. als die allein rich-
tige durch eine Stelle aus Lucian. itaiQ. dial. VI. jjv äs jiots u . s. w. be-
gründen und die Begriffe apud nos durch nostra existimatione erläutern,
was sich wohl von selbst versteht. Nach Anführung von Belegsteilen
für neque, sed, et in §. 7 und persequi, festinatio und de vita
in $. 8 geht er zum Miltiades über und hebt aus dem 1. Cap. 13 Stellen
aus, über welche er mehr oder weniger Erhebliches sagt. In §. 1 hat
ihm unus die Bedeutung des Superlativ , was wir in der Muttersprache,
patrio sermone sagt der Verf., auf jene Weise nicht zu verstärken pflegen.
Non jam solum giebt er mit „nicht mehr blos“ gegen die Ansicht Anderer,
96
Schul- und Univcrsltätsnaehrichten,
weiche es mit „nicht eben allein“ geben , aber keine Gründe dafür haben.
Demigratiouis §. 2 hätte Krebs in seinem Antib. beifügen sollen. In $. 3
will er den Ausdruck „Id si fecissent“ mit „daun“ bezeichnet haben, was
nicht völlig haltbar erscheint, weil der Conjunctiv und die Zeit nicht klar
hiermit versinnlicht oder charakterisirt sind. Sua sponte §. 4 übersetzt
er „gutwillig“, was also allen fremden Einfluss, etwa Furcht, Zwang u.
dergl. ausschliesst. Es lässt sich eben so gut mit „freiwillig“ geben.
Dass „facerent“ hier und oft anderwärts sich auf ein Leiden beziehe, er-
scheint insofern gesucht, als ein Thätigsein damit verbunden sein muss.
Sie duldeten nicht blos in die Bothmässigkeit der Athenienser zurückge-
bracht zu werden, sondern sie bestrebten dieses. Dass der Ausdruck
„quo tendebat“ die Ergänzung von pervenire erfordere , ist nicht noth-
wendig, da diese in jenem Ausdrucke liegt, indem der nach einem Ort«
Strebende das Verlangen hat, dahin zu kommen, weswegen alle Parallel-
stellen überflüssig sind. Bei mehreren Stellen hat der Verf. nur Parallel-
steilen angegeben, bei andern eine Erläuterung beigefügt, wo sich die-
selbe leicht von selbst findet, an manchen auch die Conjecturalkritik ge-
übt, auf eine anregende Weise, wenn man auch nicht mit allen vorge-
schlagenen Verbesserungen einverstanden sein kann. Man muss bei der
Beurtheilung immer festhalten, dass der Verf. nur Collectaneen , nicht
ausgeführte Erläuterungen geben wollte, dass man daher Manches, was
man nicht gesucht, finden, Anderes, was man sucht, vermissen wird.
Im Allgemeinen aber werden Viele dem Verf. nur dankbar sein für die
Mittheilung mancher schätzbaren Bemerkung und manchen Fingerzeig.
Am Schlüsse bemerkt derselbe: Continuauti mihi haec collectanea usque
ad Pausaniae caput extr. manum subito inhibet typotheta, plagularum nu-
merura bis scriptionibus concedi solitum jamjam me exccssisse admonens.
Reliquum est igitur, ut illo quoque munere perfungar, quo praefandi ista
mihi data occasio est,
Bergzabern. Von der latein. Schule wurde der Lehrer Weber an
die latein. Schule zu Neustadt und Keim von Edenkoben hierher versetzt,
welcher zugleich den protest. Religionsunterricht ertheilt. — Burg-
HAUSEN erhielt an der latein. Schule keine wesentliche Aenderung. — ■
Cusel. An der mit einem Realcurs verbundenen lat. Schule wurde der
Lehrer Gelbert Pfarrer, u. Bogen erhielt dasSubrectorat. — DlI.LINGEN.
Am Lyc. wurde Kaplan am Julius-Hospital zu Würzburg Dr. Vhrig znm
Prof, der Kirchengesch. u. des Kircheurechts ernannt. An der lat. Schule
wurde Broxner an das Gymn. nach Kempten versetzt. Seine Stelle erhielt
Lehramtscandidat Probst. Auch hier wurde gestattet, den Unterricht in
den Naturwissenschaften von der latein. Schule an bis zur Oberclasse
des Gymnasiums nach einem höchsten Orts genehmigten Entwürfe ver-
suchsweise zu bethätigen, was mit Beginn des 2. Semesters geschah.
Warum nur hier und in Augsburg, uud durch ein Generale nicht in allen
Anstalten des Königreichs? Warum solche halbe nnd keine vollständige
Maassregeln? Das Programm „Der Chiliasmus in den I. christl. Jahr-
hunderten “ fertigte Prof. Wagner nnd fasst 31 SS. 4. Das Interesse an
der Untersuchung und Darstellung der chiliastischen Hoffnungen vieler
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Christen der ersten Jahrhunderte dürfte das Programm rechtfertigen.
Der Verf. hat sich die Aufgabe gestellt, das zu entwickeln, was es mit
den Ansichten und Hoffnungen des besagten Reiches auf sich habe , wer
die Idee gepflegt und verbreitet habe, aus welchen Quellen sie stamme,
wer sie bekämpft und mit welchem Erfolge; welchen Einfluss, günstigen
and ungünstigen, sie ausgeübt; welches Endresultat sich über die Lebre
ergebe und wie dieselbe von der katholischen Kirche nie anerkannt und
von einem Particular-Conciiium in Schutz genommen worden, eine sehr
verbreitete Meinung in der Kirche gewesen , aber immer nur die Hoffnung
.Einzelner geblieben sei. Der Verf. theilt seine Darstellungen in 6 Capp.
und handelt im 1. vom tausendjährigen Reiche überhaupt, ohne den Be-
griff Chiliasmus, als Lehre von der Meinung, Christus komme 1000 Jahre
vor dem Ende der Welt wieder auf die Erde und werde daselbst sicht-
bar, zu entwickeln, obgleich er die Ansichten der Bekenner nach drei
Classen darlegt. Die Hauptgedanken der Lehre sind : Die letzte Ent-
wickelung des Christenthums wird auch auf Erden eine herrliche sein;
Christus wird mit seinen Getreuen, welche tbeils noch lebten, theil von
ihm auferweckt worden , leiblich sichtbar herrschen im wiederbergestell-
ten, erweiterten und prächtigen Jerusalem; 1000 Jahre wird dieses Reich
währen und voll des Glanzes und der Herrlichkeit sein; anfangen wird
es aber sogleich nach Besiegung des Antichrist, noch vor der allgemeinen
Auferstehung. Das Ende wird sein ein neuer Aufruhr der ungläubigen
Völker, welche sich gegen die bl. Stadt versammeln und vom Messias in
einer Vertilgungsschlacht besiegt werden, worauf dann die allgemeine
Auferstehung, das Gericht und die Umgestaltung oder das Ende der
Welt folgt. In diesen Punkten stimmen die Chiliasten wohl überein ;
allein sie weichen in vielen Punkten doch sehr ab , indem die Einen das
Reich Christi als rein irdisches suchen , die Andern es geistiger auffassen,
wornacb der zu Leben und Tbätigkeit erwachte Glaube Gerechtigkeit
erzeugen , diese aber den Frieden , die Einigkeit und die ächte Bruder-
liebe herbeiführen, Sicherheit des Eigenthums und der Person gewähren,
alle Sorge und Furcht verbannen und Gottes sichtbarer Segen über der
Heimath der Gotteskinder walten werde u. s, w. Endlich glauben An-
dere, das Christenthum werde durch die Kraft der Wahrheit und die
friedliche Macht der Ueberzeugung seine Gegensätze — Polytheismus,
falschen Monotheismus und Häresie — überwinden, und alle Völker unter
Einem Hirten, Christus, zu Einer Heerde vereinigen, wodurch alle Fol-
gen der Erlösung bei den Gerechtfertigten und alle Keime der göttlichen
Natur des Christenthums auf Erden sichtbar hervortreten. Diese Ansicht
für eine geistige und würdigere Auffassung der Schriftandeutungen ver-
zichtet auf eine sichtbare Regierung Christi auf Erden , also auch auf
die Oertlichkeit seines Thrones, weswegen gegen sie weder Viel noch
Bedeutendes einzuwenden ist. Nach einigen geschichtlichen Noten be-
zeichnet der Verf. unter den Bekennern und Verbreitern des Chiliasmus
katholischer Seits die Apostelscbüler Ilermas und [tarn nbns, den Bischof
Papias, den Märtyrer Justinus, den Bischof und Schriftsteller Irenaus,
den zum Christenthume bekehrten Heiden Tcrtullian , den ägyptischen
n.Jahrb. f. Phil. u. Päd. od. Krit. Mbl. Bä. LX II ft. I. ^
98
Schul- und Universitätsnachrichten,
Bischof Nepos, den Schüler des Arnohius Lactantius , die Bischöfe Victo-
rin und Sulpitius Severus und endlich die Schüler und Verehrer des Ire-
naus, Hippolylus und Methodius. Für sic weist er genau nach, wo und
inwiefern sie sich zum Chiliasmus bekannten und denselben forderten.
Unter den Chiliasten bei den Häretikern zeichnet er den Zeitgenossen
des Apostel Johannes und Stifter einer nach ihm benannten Secte Cerin-
thus die Ebioniten, als eine in jüdischen Vorstellungen und Ansichten
ganz’ befangene Secte, und Apollinaris aus. Die Quellen des Chiliasmus
findet er schon bei den Israeliten in Palästina, in Juden- und Heiden-
schriften, in verschiedenen apokryphischen Schriften, Offenbarungen,
Evangelien, Sibyllen u. dergl. in der Sehnsucht und Hoffnung auf gott-
liehe Hülfe. Unter den Gegnern zeichnen sich die katholischen Be-
kämpfer aus, weil der reine Katholicismus den Chiliasmus nie fordern
konnte. Die meisten und gefeiertsten Väter der ersten Zeit ubergingen
ihn ganz. Cajus , ein Schüler des Irenäus und Priester zu Rom, be-
kämpfte die Sache zuerst; ihm folgte Apollonius als heftiger und kräfti-
ger Gegner der Montanisten; Origenes bekämpfte den Chiliasmus aus
Grundsätzen und Dionysius von Alexandria erwarb sich grossen Ruhm in
der Bekämpfung. Basilius und Gregor von Nazianz unterdrückten ihn
im Oriente fast ganz, was Hieronymus im Occident bewirkte, welcher
im Geiste und Sinne der Kirche handelte und den Chiliasmus als absolut
ge>ren die Kirche gehend darlegte. Augustinus war ihm wohl anfangs
zugethan, wendete sich aber von ihm ganz ab, weil ihm das sinnliche
Bild nicht zusagte, welches die Chiliasten von der mcssianischen Zukunft
entwarfen. Zu den ausserkirchlichcn Gegnern gehören die Gnostiker,
deren Widerspruch jedoch der Sache keinen grossen Abbruch that, weil
sie selbst mit ihrem ganzen Lehrgebäude in der Kirche als Irrlehrer ver-
rufen waren. Hinsichtlich der Wirkungen bezeichnet der Verf. kurz die
Vortheile ausführlicher aber die Nachtheile für religiösen Sinn, einzelne
Individuen und ganze Familien. Als Endresultat der Darlegungen g.ebt
er an dass die Vorstellung des 1000jährigen Reiches nirgends und nie so
rein war, dass Christus jene als die seinige anerkennen wurde weil er
cekommen ist, nicht das Fleisch zn emancipiren, sondern der Herrschaft
des Geistes es wieder zu unterwerfen; dass der Chiliasmus wohl eine
weite, aber nie allgemein verbreitete Ansicht und Erwartung in der
Kirche war, daher nie von ihr adoptirt wurde, und dass es endlich nicht
als Abfall der Kirche von ihrer Hoffnung zu betrauern sei, dass sie den
Chiliasmus nicht recipirte in der Weise, wie er sich offenbarte, obwohl
man jüngst der Kirche einen Vorwurf daraus machte. Der Verf. schliesst
mit dem Wunsche, Gott möge mehr und immer noch mehr herrschend
auf Erden die Religion seines Sohnes Jesu Christi durch Glaube O- Lmbe
machen und Alle, welche dem Lamme folgten, zur Herrschaft und Selig-
keit des Himmels einführen. Haec est spes nostra , haec sap.ent.a Chn-
SUa " 0 EicHSTADT. Das bischöfliche Lyceum, im vorvorigen Jahre weder
Jahresbericht noch Programm liefernd, hat sich im verflossenen Jahre
vom Gymnasium und latein. Schule insofern isolirt, als es einen eigenen
Dig
i Google
Beförderungen nnd Ehrenbezeigungen. 99
Jahresbericht nnd besonderes Programm veröffentlicht. Unter den Leh-
rern ging keine Veränderung vor. Das Programm: „Offenbarung der
göttlichen Trinität durch die Idee, die Kreatur und das IVort. Verhältnis s
der heidnischen Götterdreiheiten zum christlichen Trinitälsbegriffe il , fertigte
Dr. Kellner. Es fasst 36 Qnartseiten und beginnt mit dem Betrachtungs-
ergebnisse der vorchristlichen Religionen, dass das Christenlhum von
seiner Erkenntnissseite ein Organismus der Wahrheit sei, in welchem
alle einzelnen Momente der Wahrheit in Einheit Zusammengehen. Da
nach dem Herausheben von Parallelen aus der vorchristlichen Zeit durch
den Rationalismus die Neuheit und Ursprünglichkeit dem Christenthume
streitig zu machen gestrebt wurde und dieses seine Trinitätslehre aus
der indischen und verwandten Religionen und aus der griechischen Philo-
sophie geschöpft haben soll, so zeigt der Verf. im Vorworte, in wie fern
die Idee des dreieinigen Gottes bei den Heiden sich wohlthätig erwiesen
hat, sie derselben aber sich nicht bewusst wurden und dasjenige, was im
Heidentbume als Resultat der Idee des dreipersönlichen Gottes, seiner
Abbildlichkeit in der geschöpflichen Welt und jener alten Ueberlicferungs-
reste sich ergeben hat, als ein unbewusstes Suchen und dunkles Ahnen
der göttlichen Trinität sich bezeichnen lässt. Einen Begriff oder eine
Erkenntniss der Trinität des Christenthums konnte das Heidenthum mit
aller Philosophie nicht erreichen, was der Verf. durch historisch-kritische
und speculative Entwickelungen darzothun sucht. 46 Hauptgedanken
leiten jene, welche die christliche Dreieinigkeit in folgendem Ausspruche
geben: „Es ist Ein Gott und das Eine göttliche Wesen subsistirt in den
drei real verschiedenen Personen, deren jede das Eine göttliche Wesen,
ewig und vor aller Schöpfung ist. Wie das Heidenthum diesem Begriffe
sich genähert, zeigt der Verf. von §. 2 — 7 an dem dualistischen Pantheis-
mus und dem Princip der Emanation der Inder und ihrer göttlichen We-
sen. Seine Deductionen führen ihn dabin, bei den Indern über ein Ter-
när des Göttlichen Manches und darin eine Analogie mit der christlichen
Lehre, aber kein Hinauskommen über die Aehnlichkeit zu finden und den
philosophirenden Geist wohl von der Idee der göttlichen Dreieinigkeit
getrieben, aber auf dem Wege zu ihrer Erkenntniss sich nicht nur nicht
fortbewegt , sondern stets weiter davon entfernt zu sehen, indem er, statt
zur Einheit und Persönlichkeit Gottes vorzudringen , in das Gegentheil,
in die personlose Vielheit zurückfällt. Wenn nun die Religion der Hin-
dus die Quelle für die christliche Dreieinigkeitslehre nicht sein kann, so
ist es noch weniger mit den übrigen orientalischen Religionen oder Sy-
stemen der Fall , was der Verf. in §. 8 — 10 an der chinesischen Darstel-
lungsweise beweist. Letztere kommt über die Zweiheit der Gegensätze
nicht hinaus, erfasst die Einheit der Dreiheit überall nur als äusserliche,
mechanische und lässt diese daraus werden, dass zwei entgegengesetzte
Glieder in einem 3., wie in ihrer gemeinsamen Spitze zusammenlaufen,
worin sie vor dem Auseinandergehen unterschiedlos beisammen waren und
in welche sie wieder zusammenstreben. Die ungeraden und geraden Zah-
len bezeichnen und versinnlichen das Ganze. Auch die Buddhisten blei-
ben in der mechanischen Anschauung vom göttlichen Leben hängen mit
7*
100
Schul - und Universitätsnachrichten,
dem Unterschiede, dass der Dualismus der Chinesen eine neue Weise för-
dert Gott zurückdrängt und das Göttliche und Menschliche der Auflo-
sang ’ in das Nichts zustreben lässt. §. 11. Auch der Buddhaismus in
China konnte sich also der Trinitätslehre nicht entschlagen. ln §. 12
geht der Verf. zur Götterlehre des alten Zendvolkes, der Perser, über,
bei welchen der Dualismus sehr streng ausgebildet erscheint. Legt man
den göttlichen Ternär in die Zeruane akerene, Ormuzd und Ahriman, so
erscheint das göttliche Urwesen als blosse Voraussetzung, analog dem
chinesischen Taiki, als die indifferente Mitte der beiden aus ihm hervor-
gehenden Gegensäue des Principe des Lichtes oder Guten und das der
Finsterniss oder Bösen. Ormuzd entspricht dem indischen Brabman,
Ahriman dem Shiwa und Mitbras dem Vishnus , wovon Mithras eine Art
Mittler zwischen dem 1. und 3. Princip ist. In der Götterdreiheit sind
die Glieder an Wesen und Macht ungleich 5 zwischen l. und 2. besteht
der fürchterlichste Kampf; der zu Gunsten des bösen Princips ausschlagen
würde, wenn nicht Mithras auf die Seite des Ormuzd sich stellte, oder
wenn nicht das Schicksal, die Zeruane akerene, als die in den Hinter-
grund getretene oder alle beherrschende Gottheit anders bestimmt hatte.
§. 13 — 19 betrachten die Götterlehrcn der alten Aegypter, wo man fast
alle orientalischen Religionssysteme vertreten und die fremden Ideen auf
eigene Weise ausgebildet findet. Die drei Göttergescblechter der Ae r
gyptier erscheinen als drei sich absondernde Götter , nämlich die kosmi-
schen , die Kabiren, die 12 Götter zweiten und die geschichtlichen dritten
Ranges, die Kroniden. Obwohl der Dualismus überall herrscht, so ver-
drängt er den Ternär doch nicht ganz, wie sich selbst in der Thier- und
Pflanzenwelt zeigt. Die Idee einer Dreiheit im Göttlichen verlasst den
Geist des Aegypters nie, selbst da nicht, wo er in Thieren seine Götter
sucht und in Gärten und auf Feldern sie bauet. Die Religionen der Pho-
niker Phrygier, Syrier und Chaldäer wiederholen dieselben Bestimmun-
gen, bieten also für den Zweck des Verf. nichts Neues dar. Er geht
daher zum Occident über und betrachtet vor dem Hellenismus die nordi-
sche Götter- und Schöpfungssage der Germanen, woraus er folgert, dass,
wie er §. 20 und 21 zeigt, bei diesen der Geist schwer vom Gedanken
eines höchsten, einen Ternär in sich schliessenden, göttlichen Wesen*
sich trennt, der Begriff des Absoluten stets mehr verschwindet und dieses
mit dem Endlichen vertauscht; dass ihre Götter endliche, menschenähn-
liche Wesen und vom Schicksale bestimmt sind, dass die guten im Kample
mildem bösen Loki, den Ungeheuern und Riesen, unterliegen, worauf
in einem allgemeinen Weltbrande alle Wesen, die Menschen und mensch-
lich gewordenen Götter ihren Untergang finden. Das Christenthum
machte diesem Gange der religiös-intellectuellen Entwickelung ein Ende
und pflanzte auf deutschen Boden das wahre Licht. Von §. 22— 2* wen-
det sich der Verf. zur Götterlehre der Griechen, deren Religion anfangs
Vergötterung der Natur war; Weltkörper, Naturkräfte und Elemente,
alles Lebende und sich Bewegende' hielten sie für Götter, gingen aber
bald zu dem Menschen, als höchstem irdischen Wesen über und vermensch-
lichten das Göttliche, wodurch die Götter menschlich und die Reprasen-
Beförderungen und Ehrenbezeigungen.
101
tanten aller menschlichen Vorzüge und Gebrechen, Verhältnisse, Fertig-
keiten und Beschäftigungen, ja der Mensch Ziel und Maass aller Dinge,
selbst des Göttlichen wurde. In <j. 23 und 24 entwickelt der Verf. kurz
den mythologischen Process, den Zeus als nicht absolutes, sondern dem
Schicksale unterworfenes Wesen versinnlicht, woraus die Idee eines drei-
persöniichen Gottes ersichtlich ist. Von $. 25 — 31 erörtert er die Frage,
ob der Philosophie gelungen sei oder gelingen konnte, was der Mytholo-
gie nicht gelungen ist. Er bezeichnet die Principien der alten Philoso-
phen , Thaies, Anaximauder u. dergl., besonders des Pythagoras und sei
ner Schale. Die Eleaten schieden das denkende Subject von der Natur.
Anaxagoras bezeichnete Gott als selbstbewussten Geist, Plato als eino
vernünftige Seele, welche die Welt nach ewigen Ideen gebildet. Neben
den zwei göttlichen Personen erscheint noch eine dritte und hiermit eine
göttliche Trias. Der Vater ist die Idee des Guten als höchster und er-
ster Gott, welchem als zweiter das Princip aller Dinge und als dritter
die Weltseele folgt. Diese platonische Trias hat mit der christlichen
Trinität mehr Aehnlichkeit als jede andere heidnische Götterdreiheit, und
den polytheistischen Götterglauben vernichtet, daher die Erinnerung an
die Uroffenbarung grundsätzlich getilgt. Weiter machte die Philosophie
der Griechen keine Fortschritte ; denn die Neuplatoniker , welche der
Verf. von §. 32 — 34 charakterisirt, suchten bei Plato nnd Aristoteles ihr
Heil. Er beschränkt sich auf Plotin, welcher in Gott drei Substanzen,
das Eins , die Wesenheit und den Geist, erkannte, nnd auf Proklug , wel-
cher in die alte orientalische Emanationslehre znrückfiel und nebst jenen
drei Göttern noch die Lebenskraft, Weltseele, ersten Elemente u. dergl.
lehrte. Die heidnische Specnlation im Abendlande endete da, wo die
orientalische begann, und beide bewiesen ihre eigene Unzulänglichkeit,
die Wahrheit des göttlichen Seins und Lebens zu finden. — Die ge-
schichtlichen Angaben beweisen , dass die Idee des einen dreipersönlichen
Gottes auch den heidnischen Religionen gemein ist , der menschliche Geist
die wahre Idee nicht erfasste und auch nicht erfassen konnte , was von
§. 35 u. d. f. dargethan wird, indem der Verf. behauptet: „das göttliche
Wesen und die wesentliche Einheit, das Leben nnd die Dreipersönlich -
heit Gottes werde dem Menschen nnr durch eine dreifache Gesammtoffen-
barung klar und erfasslich, nämlich durch die Offenbarung Gottes im
Geiste des Menschen, in der sichtbaren Natur und durch belehrendes
Wort, was der Verf. mit der Idee von Gott, mit dem Gebilde und Bilde
und mit dem Worte Gottes bezeichnet. Die drei Wesen ergänzen sich
gegenseitig und bedingen einander. Die ursprüngliche Idee Gottes ist
ihm ein im menschlichen Geiste zum Erkennen Gottes treibendes, über-
natürlich-natürliches (?) Princip, der Grund und erste Anfang alles mensch-
lichen Erkennens, Wollens und Fühlens und der Anknüpfungspunkt für
alle weitere Mittheilung Gottes an den Menschen und zwar in Bezug auf
das Erkenntniss vermögen der Keim der Erkenntniss des Wahren, auf den
Willen der Anfang des Strebens nach dem Guten und auf das Herz die
innere Gottesstimme, das innere moralische Gesetz, welches sich als das
Gewissen ausspriebt; sie ist ihm auch der Grund der Dreipersönlichkoit,
102
Schul- und Universitätsnachrichten,
weil sie der Grund des wahren Gotterkennens und alle Krkenntniss nnr
in soweit wahr ist, in wie weit Erkennen und Erkanntes übereinstimmt,
also auch das menschliche Gotterkennen nur insofern wahr ist, in wiefern
die objective Wahrheit Gottes erkannt wird. Die Wahrheit Gottes ist
aber diese, dass er ein dreipersönlicher ist; folglich ist die Gottesidee
der Grund und Anfang des menschlichen Wissens auch um Gott den drei-
persönlichen. Dieses Argument erläutert er durch §. 38, worauf er §. 39
behauptet und entwickelt, dass die Schöpfung eine Selbstoffenbarung
Gottes im Bilde ist, welche für den Menschen durch die äussere Natur
zur Gotteserkenntniss nothwendig ist, wofür manche Stellen und Urtheile
angeführt werden. In §. 40 zeigt er, dass wie bei der Welterlösung
auch bei der Weltschöpfung die drei göttlichen Personen thätig waren,
und dass in dem trinären Organismus das Sein, Leben und der Geist;
die Natur, der Geist und die Menschheit sich zeigt. Die Natur läuft in
drei Reiche und jeder Körper nach dem Raume in Länge, Breite und
Tiefe, nach der Zeit aber in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft
aus. Ueberall findet der Verf. eine Dreiheit, selbst in Musik u. Sprache.
Allein alle Entwickelungen entbehren der logischen Feststellung der Merk-
male der Begriffe und der Begründung durch allgemein sicher gestellte
Wahrheiten, ln §. 41 will er an jedem Dinge eine Spur der Dreieinig-
keit Gottes erkennen, was er durch Aussprüche von Kirchenvätern zu be-
weisen sucht, womit die wenigsten Philosophen, selbst die strengen Mo-
ralphilosophen nicht , ganz einverstanden sein mögen. Nach §. 42 steht
der Geist unter allen Geschöpfen am Höchsten, mithin trägt er vor allen
Dingen ein Abbild der göttlichen Dreieinigkeit an sich, das Sein, Wissen
und Wollen; das Bewusstsein, die Erkenntniss und die Liebe u. s. w.
Auch im Selbstbewusstsein trägt der Mensch einen Reflex der göttlichen
Trinität. Da das Subject und Object des menschlichen Denkens niemals
mehr als Eine Person ist, so liegt hierin der Hauptgrund, warum der
menschliche Geist durch blosse Reflexion auf sich selbst und auf die Welt
ohne positive Offenbarung zur Erkenntniss der göttlichen Dreipersönlich-
keit in der Einheit des Wesens niemals gelangen kann. Die positive
Offenbarung in Form von Belehrung und Erziehung ist unentbehrlich und
tritt zwischen Gott und Mensch, was auch für das Selbst- und Gottes-
bewusstsein , vor Allem für die Erkenntniss der göttlichen Dreieinigkeit
der Fall ist. Durch Wort und Sprache stehen alle Geister in lebendiger
Verbindung, mithin redete Gott stets durch Zeichen und Symbole der
Natur, durch lebendige Worte und Geist. Neben der Idee Gottes im
menschlichen Geiste und der Abbildlichkeit in der Natur, also in der gan-
zen Schöpfung liegt also die 3. Offenbarungs weise im Worte, in der wis-
senschaftlichen Erkenntniss, wofür der Verf. den Beweis des heil. Augn-
stin angiebt. Nachdem in dem Gesagten die Nothwendigkeit einer tri-
nären Offenbarung zur Erreichung der Erkenntniss der göttlichen Trinität
nachgewiesen und dargethan ist, dass die Heidenvölker des 3. Offenba-
rungsfactors verlustig und nur auf die innere Idee und äussere Natur
beschränkt waren , bemerkt der Verf. in §.44, dass jenen die Wieder-
erhebung zu einer Erkenntniss des persönlichen göttlichen Löbens, wie
Beförderungen und Ehrenbezeigungen.
103
etwa vor dem Heidenthume und durch das Cbristentbum bestehend, un-
möglich war, dass dem Menschen eine dreifache Offenbarungsweise, in
der Idee, in den Kreaturen und im belehrenden Worte, zur Erkenntnis*
der göttlichen Trinität nothwendig ist, und dass in seiner ganzen Dar-
stellung der Hauptgedanke des h. Thomaeius „ohne positive Offenbarung
sei die Erkenntniss der Trinität unmöglich“, io anderer Form und durch
andere Beweise begründet. In §. 45 wird noch bemerkt, dass durch die
positive Offenbarung des alten Testaments die göttliche Trinität zwar an-
gedeutet, aber ausdrücklich nicht gelehrt worden, daher gehörte dem
Christenthume in Absicht auf Bestimmtheit, Klarheit und Gewissheit die
Lehre der Dreipersönlichkeit in einer göttlichen Wesenheit eigenthiimlich
an. Das Judenthum sei positive Einleitung und Vorbereitung auf das
Christenthum, das Heidenthum aber negative, weil der die fortgesetzte
positive Offenbarung entbehrende Geist aus sich und Natur die Wahr-
heit Gottes und die Einheit mit ihm für Erkennen, Wollen und Leben
nicht erreichen könne. Freudig habe den Erlöser ein grosser Tbeil der
Menschheit angenommen ; bei dem andern habe der heidnische Geist des
Hochmuthes sich fortgesetzt. Die Philosophie habe sowohl die Frage
nach einem dreipersönlichen Gotte stets angestrengt betrachtet, aber es
bei grossem Meinnngswechsel zu keinen besseren Bestimmungen gebracht,
als zu den in den orientalischen Speculationen schon dagewesenen (ein
schlechter Trost für die hochgepriesene Philosophie unserer Zeit und für
ihre Beförderer), nämlich dass das Göttliche, welches die Gesammtwelt
sei, in dreifacher Form, in Zeit und Baum sich entwickelt habe, indem
das von Hegel über das Reich des Vaters , des Sohnes und Geistes Ge-
sagte nichts anderes sei. Es scheine der trinären Offenbarung ein tri-
näres Vermögen im Menschen zu ihrer Aufnahme zu entsprechen, nämlich
in der Idee die Vernunft, in der abbildlichen Kreatur der Verstand und in
dem Worte der freie Wille (wo bleibt aber das von so Vielen als Oberstes
betrachtete Gedächtnis» Y). Je weniger der freie Wille dem Offenbarungs-
worte entspricht, desto weniger wird der Geist vom Offenbarungsinhalte
im Glauben erfassen und desto weniger die objective Wahrheit erkennen.
Dieses der wesentliche Inhalt des Programmes. — Ueber Gymnasium u.
latein. Schule berichten wir Folgendes. Die durch Vorrücken der Leh-
rer Enzensberger , Zauner und Mühlberger erledigte 1. Classe der latein.
Schule erhielt Assistent Rott. Das Programm „ Ueber ästhetische Bildung
— mit besonderer Richtung auf deren Pflege in Gelehrtenschulen “ —
fertigte Richter und fasst 10 SS. Der Verf., ein Priester, die bekannten
Worte Cic. orat. pro Arch. poeta cap. VII. Haec studia • • . rusticantur
voransetzend , wurde durch zweierlei Erscheinungen unserer Tage zur
Behandlung des Stoffes veranlasst : die erste ist die grosse Erschütterung
des staatlichen Lebens im vorigen^ Jahre und die zweite das in allen
deutschen Staaten sich kundgebende Streben nach Reformen der Gelehr-
tenschulen und höheren Bildungsanstalten in sehr verschiedenen Ansichten.
Die erstere erklärt er vorzugsweise als eine Folge der unästhetischen
Vorstellungen und des irrigen Geschmackes für das Gewaltsame von Sei-
ten der Führer und der grossen Anzahl des Volkes. Hierin liegt ihm
Digi
104
Schul- und Universitätsnachrichten,
eine drohende Gefahr für die Bildung nnd gedeihliche Gestaltnng unserer
Zustände, um so mehr, da die Aufklärung unserer Verstandeszeit auf
die Gesinnung so wenig veredelnden Einfluss habe, dass sie vielmehr die
Verderbniss durch Maximen befestige und von einer solchen Verkehrtheit
bis zur wahren Cultur eine grössere u. tiefere Kluft sei, als die alte, wel-
che die stampfe Rohheit von ästhetischer (Bildung trennte. Die zweite
entstehe in Folge der Ausschweifungen der Intelligenz und der anmaas-
senden Selbstsucht unseres Zeitalters nnd zeige ihre verderbliche Rich-
tung in der Forderung einer fast ausschliesslichen Verstandesbildung nnd
eines möglichst grossen Maasses von realen und nützlichen Kenntnissen
und hierdurch ihr Verkennen des eigentlichen nnd wahren Zweckes der
an den Gelehrtenschulen zn pflegenden Studien. Er will daher darthun,
dass jene, durch die Allgemeinheit ihres Zweckes von jeder anderen An-
stalt sich unterscheidend, im vorzüglichen Sinne „Schulen der Humanität“
also die „ästhetische Bildung“ die schöne, des Schweisscs und der An-
strengung der Edleren werthe Frucht derselben sein müsse, wie denn die
Alten schon die Schelwissenschaften mit dem Namen „Studien der Huma-
nität“ bezeichnet haben. Ohne dass der Verf. den Begriff, die Bedeu-
tung und die wesentlichen Merkmale seines Gegenstandes klar nnd be-
stimmt bezeichnet, also seinen Ansichten eine leitende Idee zum Grunde
legt , geht er sogleich von der Ansicht aus, dass alle Seelenkräfte des
Menschen in wesentlicher und inniger Wechselverbindung mit einander
sind und die Entwickelung und Ausbildung derselben keine gegenseitige
Ausschliessung gestattete, wohl aber die eine durch die andere geweckt,
gehoben und veredelt werden könne und müsse. Daher will er keine
ausschliessliche Bildung des Verstandes, welche nie das Herz ergreife
und das Leben begeistere, keine ausschliessliche des blos moralischen
Sinnes, -welche nur die Tugend vergöttere und keinen andern Gott als
das Gewissen und die Selbstständigkeit des Tugendhaften anbete; keine
ausschliessliche des Gefühlvermögens und der Einbildungskraft, weil sie
nur Schwärmerei erzeuge und Ideale träume , sondern er betrachtet den
freien Zusammenklang der Neigungen und Triebe mit den gesetzlichen
Forderungen der Vernunft und des Gewissens, die Erscheinung der gött-
lichen Würde in Gestalt des Edlen und Erhabenen als der Menschheit
Vollendung hienieden und als Ziel ihres Strebens eben die Hervorbrin-
gung der Humanität, in welcher der Zwiespalt der streitenden Elemente
der höheren und niederen Sinne geschlichtet erscheine. Bei den Nütz-
lichkeitsbestrebungen unserer ziemlich materiellen Zeit sprach man sich
bekanntlich schon öfters gegen die Studien in alten Sprachen ans, for-
derte die Ersetzung durch neuere, durch Lectüre der Kirchenväter und
der Naturwissenschaften. Obwohl der Verf. die letzteren von den Gym-
nasien nicht ausgeschlossen haben will, so erkennt er ihnen doch keinen
so grossen Einfluss aut die Geistesbildung zu, scheint daher den morali-
schen Werth und das Gewicht für seine Ansicht zu sehr zn übersehen,
weswegen Ref. mit ihm nicht einverstanden ist. Die Sache ist in den
verschiedenen pädagogisch -wissenschaftlichen Zeitschriften hinreichend
besprochen , ihre Würdigung und Beurtheilung ist daher dem Verfasser
Beförderungen und Ehrenbezeigungen.
105
Besonders in empfehlen. Die Mehrzahl der Gegner der altclassischen
Stadien bilden nach seiner Ansicht diejenigen, welche die neuere Litter»-
tar an die Stelle jener gesetzt wissen wollen. In wie fern dieser Ansicht
sowohl gänzliche Verkennung der za erstrebenden höheren Bildung als
des eigenen Interesses zum Grunde liegt, sucht er darzulegen; allein es
gelingt ihm nicht vollkommen. Allerdings ist die Geschichte die einfluss-
reichste Lehrerin; aber die des Alterthnms hat es nur mit Staaten zu thun,
deren Bestehen auf materiellem Gedeihen und nicht aof specnlativer Be-
rechnung und Aufklärung, auf wahrer Cultnr und Geistesentwickelung
beruhete. Die griechische und römische Geschichte ist wohl reich an
einflussreichen Tbatsachen; aber ihrem Gedeihen fehlte die sichere Grund-
lage, darum mussten die Staaten dem Mangel und den Gebrechen unter-
liegen und konnten die Völker den Uebergangsprocess zu neuer Cultnr
nicht bewältigen. Ihre Geschichte ist daher keineswegs so bildend und
gewichtvoll, als man sie darstellen will, was aus vielen Tbatsachen er-
wiesen werden kann, aber hier übergangen werden muss. Von dieser,
der historischen Seite, hat der Verf. seine Aufgabe nicht gelöst. Dass
die Lernenden an der Formbildung, Ableitung nnd Zusammensetzung der
Wörter , an grammatischer Fügnng und am Inhalte der in der Sprache
verkörperten Gedanken den Gebrauch der geistigen Kräfte eines Volkes
für Anschauungen, Gefühle, Gedanken und Entschlüsse kennen lernen,
und dieses die romanischen Sprachen nicht zu bewirken vermögen , kann
Niemand bezweifeln. Eine genaue Bekanntschaft mit den Eigentüm-
lichkeiten der altclassischen Sprachen gewährt allerdings vielseitige An-
regung des Denkens, Urtheilens und Schliessens und ein wirksames Mit-
tel zur Schärfung der höheren Sinne. Allein hierzu gehört ein ganz
anderes Betreiben derselben , als im Durchschnitte an allen Anstalten
bethäügt wird. Mit der bekannten und allgemein beliebten Localge-
dächtnissrichtnng kann jener Zweck nicht erreicht werden. Gegen diese
verfehlte Richtung gehen die meisten Kämpfe; sie musste daher der Verf.
vorzüglich im Auge haben, am zu zeigen, dass er den Gegnern die rechte
Seite ihrer Ankämpfungen abgewonnen habe. Obgleich die Kirchenväter
selbst lehrten und geistreiche Entwickelungen versuchten , auch dieselben
veröffentlichten, so Hessen sie doch die alten Sprachen lehren, worin ein
einfacher Beweis liegt, dass ihre, wenn auch musterhaft gelungenen Dar-
stellungen , doch nicht für hinreichend gehalten wurden , das Studium der
alten Sprachen zu ersetzen. Man irre sich sehr, bemerkt der Verf.,
wenn man glaube , die Jugend werde durch stetes Lesen religiöser Schrif-
ten oder durch deren Erklärung erbaut. Mit Recht bemerkt er, dass
selbst von Freunden und Kennern der alten Litteratur über Mängel und
Gebrechen der Gymnasialbildnng geklagt werde und sich allerwärts mit
Ausnahme von Baiern (doch jüngst hat sich in München ein Verein für das
Unterrichtswesen o. s. w. gebildet) Vereine gebildet haben, um alle in-
neren und äusseren Verhältnisse zu besprechen, die gerügten Mängel zu
beseitigen und die Schulen nach den Bedürfnissen der Zeit zu verbessern.
Ueber Einseitigkeit und Mangel an wahrer Bildung und besonders über
den Umstand, dass unsere Jugend so frühe vom Strome der Zeitrichtungen
106
Schul- und Universitätsnachrichten,
hingerissen wird , klagt man mit Recht und findet der Verf. einen grossen
Theil der Schuld „in einer vorherrschend gepflogenen Ausbildung des
blossen Verstandesvermögens und in der gedächtnissmässigen Richtung
der Sprachstudien“, so wie mehr oder weniger auch der übrigen Studien.
Wer diese Behauptung bedenklich finde, der möge nur die an den meisten
Schulen üblich gewordene Methode des Unterrichtes, an offen daliegende
Missständc und unter andern nur an folgende denken: 1) 6- bis 7jährige
Beschäftigung mit Grammatik in Einexcrcirung ihrer Regeln nebst dem
grossen Gewichte auf die mit fast jeder Regel verbundenen Ausnahmen;
2) blosses Auswendiglernen der Realgegenstände, selbst der Religions-
lehre, und Bestimmung der Fleissnoten nach dem mehr oder weniger ge-
lungenen Hersagen des Gelernten; 3) Pedantismus und Silbenstechcrei,
wodurch gerade dem talentvolleren Jünglinge die Lust zum Studium ge-
schwächt werde ; 4) Talentlosigkeit einer grossen Anzahl von Studiren-
den , denen ein unverdientes Verbleiben in den Musensälen durch keines-
wegs löbliche Rücksichtsnahme von Seiten ihrer Lehrer gestattet ist und
ein tieferes, geistvolleres Eindringen in den wissenschaftlichen Stoff ganz
unmöglich ist. Diese Punkte bezeichnen die Missstände nicht gründlich
und haltbar, weil z. B. nicht die 6- bis 7jährige Beschäftigung mit der
Grammatik, sondern die geringe Frucht der letzteren die Hauptursache
der Klage enthält. Pie Ueberzeugung von dieser verschaffen Beobach-
tungen bei der Aufnahme in das Gymnasium an den deutsch - lateinischen
Aufgaben , bei der geringen geistigen Bewegung des Uebertragens der
deutschen Gedanken in die lateinische oder griechische Sprache während
der Gymnasialstudien und bei der Absolutorial-Prüfnng. An der Methode
für den grammatischen Unterricht fehlt es; die Knaben und Jünglinge
sprechen ihre Regeln und Ausnahmen gedächtnissmässig gut her, verste-
hen aber den Geist des Gesagten nicht, daher die Gesetze nicht richtig
anzuwenden. Hiermit wird ein schrecklicher Unfug, theil weis durch die
Gemächlichkeit der Lehrer, getrieben, weil es wohl ein sehr erleichterter
Unterricht ist, etwa Regeln zu dictiren, dieselben wörtlich und in der-
selben Manier auswendig lernen, als dieselben aus dem Gemüthe der
Lernenden erwachsen, sie sodann in den Verstand und das Gedächtniss
übergehen zu lassen. Die Unterrichtsmethode in den classischen Spra-
chen geht unmittelbar auf das Gedächtniss über, lässt jenen von diesem
local aufnehmen, besser gesagt, diesem einzwingen, beschäftigt in selte-
nen Fällen den Verstand und lässt das Gemüth meistens unberührt. Hierin
liegt das Hauptverderben der sogenannten Verstandesbildung, welcher
eine Verstärkung und Veredlung des Gemüthes ganz fehlt. Das Auf-
zählen von Beispielen einer solchen mechanischen Dressur durch localge-
dächtnissmässiges Betreiben des sprachlichen und geschichtlichen Unter-
richts bei Jünglingen von 15 bis 18 und mehr Jahren würde Schauder er-
regen wegen der geistigen Verkrüppelung und Unfähigkeit jener für alles
richtige Denken , gesetzliche Urtheilcn und consequente Schliessen , für
alles Selbsterfassen der Lehrzweige und für alles Fortschreiten aus eige-
ner Kraft. Sie sind gewöhnt oder abgerichtet, das Stichwort und die
Fügung der Begriffe local ihrem Gedächtnisse cinzupragcn und bei Mangel
Beförderungen und Ehrenbezeigungen.
107
de* Hersagens nur nach dem Anfänge oder jenem Stichworte zu fragen,
worauf sie einer in Federn laufenden Maschine gleich das Erlernte her-
sagen. Lassen Lehrer für Realgegenstände diese auswendig lernen, so
■verfehlen sie den Unterrichtszweck ganz , taugen sie nicht zu Lehrern und
sind zu entfernen. Der Lehrer muss während des Unterrichtes die Ge-
setze dieses aus dem Gemüthe erwachsen und die Lernenden ihre geistige
Kraft fühlen lassen, damit sie mit Selbstbewusstsein in den Lehrzweigen
vorwärts schreiten und aus jenem, diese in ihren Verstand verarbeitend,
mittelst beider vom Gedächtnisse aufbewahren lassen. Pedantismus und
Silbenstecherei gehört zu den Gewissenlosigkeiten und treffen nur die
Lehrer, welche bei dem Verf. sich bedanken mögen. Beide Fehler lie-
gen in der verkehrten Methode und können von jedem tüchtigen Vor-
stände entfernt gehalten werden. Die Tatenlosigkeit vieler Studirenden
ist wohl Thatsache , aber einfach zu beseitigen, wenn nach den aller-
höchsten Verfügungen bei der Aufnahme in das Gymnasium und bei dem
Vorrücken in die nächst höhere Classe ernst verfahren wird. Freilich
begeht man hierbei viele Fehler, will wegen mancherlei Nutznrsachen
starke Classen, lässt sich durch jenes gedächtnissmässige Abgerichtetsein
betrügen oder hält solche fertige Schwätzer oder mechanische Köpfe gar
für talentvoll und begeht an diesen und dem Staate grosse Sünden, weil
solche mechanisch-geschulte Menschen in keinem Amte das leisten, was
dieses verlangt. An solchen Leuten sind alle staatlichen Verhältnisse
leider nur zu reich. Nicht das blosse Wissen kann auf der Studienbahn
gesucht werden, sondern die Bildung und Veredlung des Gcmüthes, das
Umschlungenwerden der Wissenschaft von den Grazien der Anmulh und
Schönheit ; ästhetische Bildung ist Blüthe und Frucht der an gelehrten
Schulen genossenen Studien; wer letztere nicht gewinnt, kann nach des
Verf. Worten ein sehr brauchbarer, achtungswerther Mensch sein, die 2U
seinem Amte benöthigte Befähigung, Ordnung, Gedächtniss, tabellari-
schen Verstand, positives Wissen haben, alldin in seiner Erziehung un-
vollendet sein; es fehle ihm etwas Bedeutendes für die Art seines äusse-
ren Lebens und Wirkens, für sein inneres Leben und Gemessen. Was
von anerkannten Gelehrten über den Einfluss der ästhetischen Bildung,
welche die intellectuelle und moralische nicht ausschliesst , und von ein-
zelnen Alten gesagt ist, theilt der Verf. auszugsweise mit, ohne den ei-
gentlichen Kern desselben , die Art der Gewinnung , der Wirkung und
des moralischen Werthes der Sache kurz, bestimmt und klar herauszu-
beben. Von der Aeslhetik als Wissenschaft kann für den Gymnasial-
unterricht keine Rede sein. Der Verf. will beweisen, dass die ästheti-
sche Bildung weder der intellectnellen noch der moralischen entgegenge-
setzt oder nachtheilig sei, vielmehr beiden die verklärende Weihe gebe,
sie entwickele und vollende, daher in der Erziehung der gebildeten
Stände, daher ihre Pflege in Gelehrtenschulen aus vielen Gründen sehr
wichtig sei, weil die auf den Grund der Wissenschaft und Religiosität
gebaute Geschmacksbildung das jugendliche Alter von dem wirren Trei-
ben des politischen Lebens entfernt halte. Wer seien die jungen 1 ags-
helden, welche sich erkühnen, in alle staatlichen Verhältnisse entscheidend
108
Schul- und Universitätsnachrichten,
bineinzusprechen , den Staat regieren, Bedingungen und Gesetze vor-
schreiben zu wollen? Die hohlen Köpfe sinds, die, mit halben Studien
oder mit einer Alltagsbildung sich begnügend, in ihrem Urtheilen und
ganzen Handeln keine Klarheit des Denkens, keine Besonnenheit und
Charakterfestigkeit besitzen; bedauernswerthe junge Leute, welche, den
tiefen Inhalt der Wissenschaft und Religion nicht erfassend, auch die im
Wesen beider liegende Schönheit nicht kennen, desshalb einem groben
Materialismus sich in die Arme werfen und durch ein paar auswendig ge-
lernte Paragraphen- einer Fachwissenschaft sich schon für befähigt und
tüchtig halten , ein Staats- oder Kirchenamt zu begleiten. Ganz anders,
fährt der Verf. fort, sei es mit dem, der auf der Bahn der Studien sei-
nem Geiste eine kräftige Nahrung zugeführt habe. Die ästhetische Bil-
dung verwahre vor solchen Verirrungen und gewähre noch den Vortheil,
einen reinen und erweiterten Lebensgenuss zu bieten, damit der Geist
später oder niemals altere. Wissenschaft und Kunst seien unversiegbare
Quellen von Lebensfreuden ; ihr Genuss erhebe über die oft so traurige,
so drückende Wirklichkeit. Wo der Sinn für das Wahre, Gute und
Schöne harmonisch gebildet sei , da werde der Geist leicht in das Reich
des Idealen versetzt, wo er sich frei bewege und von Ahnungen eines
höheren Lebens und eines vollkommenen Sinnes ergriffen werde. Die
Wege der wahren Weisheit seien schöne und alle ihre Steige friedsame.
— Oft schöne Worte ohne innere Consequenz.
Erlangen. Ueber das Gymnasium und das an demselben erschie-
nene Programm des Dir. Prof. Dr. Döderlein ist in diesen Jahrbüchern
Bd. LVIII. S. 90fgg. bereits berichtet. — EnENKOBF/pt. An der mit einem
Realcurs verbundenen iatein. Schule bieten die 14 Lehrzweige wohl ein
zu grosses Vielerlei dar, als dass eine gründliche Vorbereitungsbildung
erstrebt werden kann. Der 2. Lehrer Bogen wnrde Subrector in Cnsel,
an seine Stelle trat Oeffner aus Pirmasens. Der 3. Lehrer Keim erhielt
eine Lehrstelle in Bergzabern und der protest. Pfarrer Grübe die 1. CI. —
Frankentbal. An der Iatein. Schule erfolgte im Lehrpersonale keine
Veränderung. — Freisihg. Am Lyceum nahm der von Amberg be-
rufene Dr. Heuchle die Lehrstelle des Kirchenr. und der Kirchengesch.
nicht an ; Jocham und Weichart übernahmen diese Lehrzweige. Die
Lehrsparten des als Abgeordneter zum Landtage gewählten Reet. Freu-
densprung versahen Niederer, Meister und Gotthard. Am Gymnasium
und der Iatein. Schule sind alle ordentlichen Lehrer Geistliche. Prof.
Altmann wurde Pfarrer in Schwabhansen ; seine Stelle erhielt Goldner
in Obergünzburg. Für Mathem. und Geogr. wurde Lehramtscand. Güss-
regen angestellt. Das Programm „Ueber die Ortsnamen in Oberbaiern“
27 SS., fertigte Gotthard, welchen die Resultate der neueren und neue-
sten Forschungen von Jac. Grimm: Deutsche Mythologie, II. Aull. 1844,
und Geschichte der deutschen Sprache, 1. u. 2. B. 1848, veranlassten, die-
sen naheliegenden vaterländischen, die altgermanischen Zustände betref-
fenden Gegenstand zu besprechen , die Früchte jenes Sprachforschers zum
Gemeingute zu machen und gerade die Personen- und Ortsnamen näher
zu berühren. Dass die uns so fremd gewordenen Namen, womit Deutsch-
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Beförderungen und Ehrenbezeigungen.
109
land gleichsam netzartig überbreitet ist, für unsere Urgeschichte nicht
bedeutungslos und Denkmäler der Sinnesart und Gesittung, oft des re-
ligiösen Glaubens und praktischen Waltens unserer Altvordern aus einer
Zeit sind, in der noch keine oder nur wenige Annalen aufgezeichnet
wurden, unterliegt keinem Zweifel, welcher auch dem Zwecke dieser
Arbeit, über Sinn und Bau der Ortsnamen im markomannischen Altbaiern
einige Aufhellung zu verschaffen, um so weniger zu Theil werden kann,
weil die Ortsnamen für die Geschichte oft niaassgebend sind. Ihr Bau
zeigt in der Regel auf Dative mit elliptischem Zu oder Bei und sind ent-
weder Patronymika oder Coiuposila; erstcre bildet die deutsche Sprache
durch die Endsilbe ung oder ing, weswegen sich die Ortsnamen als Da-
tive, seltener Nomina pluralia gestalten, wie der Verf. an Preisingen u.
München nachweist. Die Composita haben den Eigennamen im Genitiv
und das Localwort im Dativ. Die Mehrzahl der Ortsnamen entsprang
aus Eigennamen, was die Thatsache beweist, dass die Baiern an ihren
uralten Hcldennamen mit grosger Innigkeit hingen und die Stamm- und
Heldensagen treu bis in die neuere Zeit erhielten, wofür der Verf. einige
X3elege beifügt. Er beginnt mit Namen von mythologischem Elemente
■ n §. 1, nämlich mit den eine Reihe von 12 Göttern bildenden Äsen,
an deren Spitze Odin, Wodan, VVuotan steht. In J. 2 geht er zu Halb-
göttern, Riesen und Heiden über, welche er in 26 Abschnitten abhandelt,
ln §- 3 führt er aus der deutschen Heldensage noch einige Namen an,
-welche mit baierischen Ortsnamen stammverwandt sind oder wenigstens
anklingen und so die innige Verbindung der Heldenlieder mit dem dama-
ligen Volksleben bezeugen. In §. 4 weist er nach, dass auch die Namen
der deutschen Volksstämme Eigen- und mit diesen zugleich Ortsnamen
bilden, und endlich in §. ö bemerkt er, dass aus Thiernamen eine kaum
übersehbare Menge von Benennungen sich gestaltete. Im Anhänge han-
delt der Verf. von den aus Ortslagen geschöpften Namen und zwar zuerst
vom Gewässer, dann von der sonstigen Lage und Bodenbeschatfenheit,
von Baum- und Waldnamen. Im 4. Abschnitt zeigt er Beispiele von dem
liebe rgange auf die reinen Culturnamen , im 5. solche von Cuitur- und
eigentlichen Urbarialnamen und im 6. von Wohngebäuden und Wohn-
orten, wofür der Name „Lar und Ler“, welcher in den Namen Laren,
Lern uud in mancherlei Coropositis, z. B. Berglern, Niederlern, Scheft-
larn u. dergl. erscheinen , den Beschluss macht.
Germersheim hat latein. Schule mit Realcurs , wurde aber durch
die politischen Verhältnisse hart beimgesucht, welche den Unterricht
störten. — GrÜNSTADT. An der mit Realcurs verbundenen latein.
Schule hat die Schülerzahl seit 1833 um das Vierfache sich vermehrt,
was der Subrector der wohlberechneten Verbindung des humanistischen
und realistischen Prineips zuschreibt, worauf die Schule seit jenem Jahre
begründet ist. Der politische Zustand wirkte sehr störend auf Erziehung
und Unterricht ein, worüber einige Bemerkungen gemacht sind. —
Günzburg. Von der latein. Schule wurde Studienlehrer Goldner Gym-
nasialprof. in Freising und Schaftitzl trat an seine Stelle, ohne Examen
bestanden zu haben, was in der Regel nicht stattfinden sollte. —
110
8chul- und Universitätsnachrichten,
Hammblburg. Die latcin. Schule erlitt keine Veränderung. — Hass-
Fürt. Die latein. Schule besteht aus 2 Classen unter einem geistlichen
Lehrer Gass. Sie bestand bis 1827, wurde dann einstweilen suspendirt
und auf Antrag des Stadtmagistrats von der Regierung im März 1848
wieder erneuert. Sie wird sich allmählig erweitern.
[Fortsetzung folgt.]
Fülda. Auf eine würdige Weise führt sich die neuerrichtete und
den 20. Juni d. J. erö'Tnete israelitische Lehr- und Erziehungs-Pensions-
anstalt Sulamilh in den Kreis der übrigen hüheren Erziehungsanstalten
Deutschlands ein durch folgende wissenschaftliche Abhandlung: Wie der
Begriff des Wortes „ werden “ in den romanischen und germanischen Spra-
chen ausgedrückt wird. Eine etymologisch-vergleichende Abhandlung von
Leo Silberstein, Oberlehrer. [Würzburg. Druck von Fr. Ernst Thein.
1850. 30 SS. gr. 4.], welcher der Director der Anstalt Dr. Müller eine
kurze Ansprache und der Verf. selbst eine entsprechende Einleitung vor-
ausgesandt hat (S. 2 — 6). Die Abhandlung selbst schliesst sich eng an
die gründlichen sprachhistorischen Abhandlungen an, welche der gelehrte
Verfasser in den Supplementbänden zu diesen Jahrbb. bekannt gemacht
hat; und es scheint hier um so weniger nothwendig zu sein, auf das Ma-
terielle der Abhandlung selbst einzugehen, da auf den Wunsch ihres Verf.
dieselbe in dem nächsten Hefte unseres Archivs mit einigen Berichtigun-
gen abgedruckt werden wird. Der Anstalt selbst wünschen wir das be-
ste Gedeihen. [A. JST.]
Hirschberg in Schlesien. Von dem dasigen Gymnasium ist
Ostern 1849 kein Programm ausgegeben worden. Der durch einen Schlag-
anfall am 23. April 1847 gelähmte Director Dr. hinge wurde Ostern 1848
pensionirt [geb. 13. Juni 1782 zu Meissen, 1810 Lehrer am Magdalenen-
gymnasium zu Breslau, 1819 Director in Ratibor, 1827 in gleicher Ei-
genschaft in Hirschberg , gest. am 5. August 1849] und gleichzeitig trat
auch der Conr. Dr. hucas wegen zunehmender Gesichtsschwächc mit
Pension aus dem Lehrercollegium. Da die Pensionen anf die Schulcasse
übernommen werden mussten, so blieb nur für einen Hülfslchrer eine
nothdürftige Besoldung und als solcher wurde der Schulamtscandidat Dr.
W. Freund (der bekannte Lexicograph) angestellt. Im Jahre 1848 — 49
leistete der Schulamtscandidat flanke und der sein Probejahr abhaltende
Candidat Weyrauch Aushülfe, beide schieden aber Ostern 1849, indem
Ersterer an dem Gymnasium zu Liegnitz, Letzterer an dem zu Schweid-
nitz angestellt wurden. Das Lehrercollegium bestand demnach während
des verflossenen Jahres aus dem Rectoratsverweser Pror. Ender, dem
Prof. Dr. Schubarth, dem Oberlehrer Dr. Pclermann, den ordentlichen
Lehrern Krügermann , Dr. Exner, Dr. Mössler und dem Hülfslehrer Dr.
Freund, zu denen noch die evangel. Pastoren Hesse und Trentc, der ka-
tholische Stadtpfarrer Tschuppick, der Cantor Hoppe und der Maler
Troll als ausserordentliche Lehrer hinzukamen. Die Schülerzahl war
llä (12 in L, 12 in II., 22 in III., 28 in IV., 41 in V.). Abiturienten
Ostern 1849 5, Ostern 1850 4. Den Ostern 1850 veröffentlichten Schnl-
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Beförderungen und Ehrenbezeigungen. 111
nachrichtcn ist vorausgestellt ein Fragment über die Reformation vom
Prof. Dr. K. E. Schubarth, Fortsetzung (14 SS. 4.). Ref. freut sich, da
ihm der erste Theii nicht zu Gesicht gekommen, um so aufrichtiger, mit
dieser trefflichen Arbeit bekannt geworden zu sein , welche unsers Lu-
ther';) Werk in seiner ganzen Grösse und Bedeutung in das hellste Licht
stellt, indem sie mit philosophischer Schärfe nachweist, wie es nur auf
dem von dem Reformator eingcschlagenen Wege ein wahrhaftes Segens-
werk für Deutschland und die Menschheit werden konnte und wie es
durch und durch von der tiefsten und erhabensten Auffassung des Chri-
stenthums getragen ward. Mit überzeugender Kraft wird so mancher
ungerechte Tadel gegen Luther abgewiesen und mit Klarheit dargelegt,
wie unser Zeitalter nur durch das treue Festhalten und die gewissenhafte
Bewahrung des durch ihn der Welt Geschenkten wahrhaft glücklich sein
könne, während es allerdings scheine — ein 1847 geschriebenes, durch
die Zeit bestätigtes prophetisches Wort — , als werde die deutsche Na-
tion durch die sich immer mehr verallgemeinende Bildung und durch das
Uineinzieben in das politische Getriebe immer mehr von dem, was allein
wahrhaft frei macht, abgelenkt. [/).]
Recklinghausen. In dem Lebrercollegium des Gymnasiums ist
seit dem letzten in diesen Jahrbb. (Bd. XLV1I. S. 226) gegebenen Be-
richte nur die Veränderung eingetreten, dass bis Michaelis 1849 ein und
ein halbes Jahr lang eine ausserordentliche Hülfslehrerstelle durch Herrn
Fahle besetzt war. Die Schülerzahl war im letztverflossenen Schuljahre
160 (Ia. u. b. 42, Ha. 34, II b. 22, lila. u. b. 24, IV. 16, V. 13, VI. 9).
Ostern 1849 wurden 4, Michaelis dess. Jahres 19 Abiturienten als reif
zur Universität entlassen. Die zum Programme gehörige wissenschaft-
liche Abhandlung ist durch den auf den Wunsch des Hrn.Verf. in unserem
Supplementband XVI, S. 1 — 33 erfolgten vollständigen Abdruck allen
unseren Lesern zugänglich geworden. [ZJ.J
Thors. An dem dasigen königlichen Gymnasium arbeiteten Mi-
chaelis 1849 folgende Lehrer: Der Director Dr. Lauber , die Professoren
Dr. Paul und Dr. Janson , die Gymnasiallehrer Dr. Hirsch, Dr. Prowe,
Dr. Brohm , Dr. Reusch und Müller , als evangelischer Religionslehrer der
Prediger Dr. Güte, als katholischer der Pfarrer Tschiedel , der Zeichnen-
lehrer Maler Völcker und der Turnlehrer Oltmann. Die Schülerzahl be-
trug Ostern 1849 232 und zwar in I. 16, in II. 20, in III. 60, in IV. 66,
in V. 64, in VI. 17. Abiturienten waren Michaelis 1848 4, Michaelis
1849 5. Den Scbulnachrichten beigegeben ist: Das Wirken und Wesen
der Naturkräfte in übersichtlicher und zusammenhängender Darstellung.
Von dem Dir. Dr. L. M. Lauber (30 SS. 4.), ein Leitfaden für den Unter-
richt in der Physik, der sich durch Planmässigkeit, Deutlichkeit und
Kürze auf das Vortheilhafteste empfiehlt. Wenn die Naturlehre auf den
Gymnasien nicht blos ein äusseres interessantes Wissen gewähren, nicht
allein ihrerseits die formelle Bildung des Geistes fördern , sondern auch
auf das Innere, auf die Ansichten des Geistes durch ihren Inhalt einwir-
ken soll , so verdient gerade die Festhaltung dieses so oft gänzlich aus
den Augen gelassenen Gesichtspunktes bei dem Hrn. Verf, rühmende An-
Digil
112 Schul- und Universitätsnachrichten u. s. w.
erkennung und Ref. kann sich nicht versagen, den Rückblick, den der-
selbe am Schlüsse auf die durchlaufenen Lehren thut, vollständig mitzu-
theilen. „Durch die Hinweisung auf eine Kraft als letzte Ursache einer
Erscheinung legen wir zwar das Bekenntniss der Grenze unseres gewis-
sen Wissens ab; nichts desto weniger aber ist das Dasein solcher mit dem
Namen Kräfte bezeichneten geistigen Lebensthätigkeiten der Natur ge-
wiss, weil die Wirkungen, von denen auf jene nach nothwendigen Denk-
gesetzen geschlossen wird, es sind. Die dynamische Naturauffassung,
in ihren tiefsten Voraussetzungen bewahrheitet, erhebt sich sonach zu
dein den nicht versöhnenden Dualismus „Materie und Geist“ aufhebenden
Gedanken-, „in der Natur ist überall Leben, weil überall Thätigkeit,
u. Alles, was ist, ist es durch Thätigkeit“ — Natur hat weder Kern
noch Schale. Alles ist sie mit einem Male. — Allerdings können
wir uns davon nicht iosmachen , Kraft von Materie zu trennen und diese
als den objectiven Träger jener zu betrachten, aber dieses liegt in der
Beschränktheit unseres geistigen Vermögens , das , überall an sinnliche
Concretion gewiesen, es nicht vermag, das geistige Princip eines Daseins
an und für sich oder als Substrat ausser dem Stofflichen zu erfassen —
wie es ja eben so wenig der sinnliche Mensch zur Anschauung des Höch-
sten und Unendlichen blos mittelst der Thätigkeit der Vernunft sich voll-
kommen zu erheben im Stande ist, weil die Vernunft, das Ideal des gei-
stigen Vermögens, von dem Selbstbewusstsein des denkenden und fühlen-
den Individuums stets begleitet wird, in ihm lebt und webt und daher in
ihrem eigenthümlichen Urwesen gebunden, in ihrer Thätigkeit unfrei ist.
Das Verständniss unserer mit dem Namen der dynamischen bezeichneten
Vorstellungsweise des Naturlebens ist daher weder der gemeinen An-
schauung, noch dem sich selbst vergöttlichenden Verstandesmaterialismus
zugänglich, sondern verlangt einen in die Anschauung eines ewigen und
unbedingten Daseins sich hineingelebten Geist, dem es sich dann von
selbst erschliessen wird , dass das Naturlcben , wie das der Menschheit,
und die ganze Weltordnung der verwirklichte nnd fort sich verwirkli-
chende Gedanke aus dem selbstbewussten Willen eines persönlichen Got-
tes ist.“ ' [-Ö-]
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Neue
JAHRlOCHEB
für
Philologie und Pädagogik,
oder
Kritische Bibliothek
für das
Schul- und UnterricMswescn.
In Verbindung mit einem Vereine von Gelehrten
begründet von
M. Joh. Christ. Jahn.
Gegenwärtig herausgegeben
Prof. Reinhold Klotz zu Leipzig
und
Prof. Rudolph Dietsch zu Grimma.
ZWANZIGSTER JAHRGANG.
Sechzigster Band. Zweites Heft.
Leipzig, 1850.
Druck und Verlag von B. G. Teubner.
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i
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;*.• I. i'-j-
I
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Kritische Beurthei Jungen
Lucians Timon , Anacharsis , Piscator, Icaromenippus für den
Gebrauch einer Secunda erklärt von Dr. G. F. Eysell und l)r. C.
Weltmann. Cassel, Druck und Verlag von Theodor Kiteber. 1848.
Erstes Heft: Einleitungen und Text 106 S. Zweites Heft: An-
meikungen und Register VI und 89 S. iu gr. 8.
Das vorstehende Buch ist in einer Zeit erschienen, wo die
Aufmerksamkeit auf ganz andere Dinge als auf Schulausgaben ge-
richtet war. Aber es war nicht fü r jene Zeit geschrieben; daher
wird eine Anzeige desselben noch jetzt an der Zeit sein.
Die Ausgabe schliesst sich als höhere Fortsetzung an die
„Ausgewählten Dialoge Lucian’s“ an, welche die beiden Verfas-
ser für die Tertia bearbeitet haben und von denen, so viel mir
bekannt , bereits eine zweite Auflage erschienen ist. Sie sind in
der gegenwärtigen Bearbeitung den Grundsätzen gefolgt, welche
Hr. YVeismann in dem Programm: Lieber Abfassung von Schul-
ausgaben , Rintein 1841 , genauer entwickelt hat. Diese Grund-
sätze haben sie im Ganzen durchgeführt, und hier namentlich vom
Bedürfnis der Secunda ein klares, durch die Praxis gewonnenes
Bewusstsein gehabt. Die Auswahl ist beifaliswerth, da sie die-
jenigen Dialoge umfasst, welche vorzugsweise zur Lectüre für
Secundaner geeignet sind. Auch der Icaromenippus, den man ge-
wöhnlich unbeachtet lässt, ist hier zweckmässig hinzugekommen.
Der Text ist grösstentheils nach der Ausgabe von Jacobitz ab-
gedruckt, und nur an einigen Stellen hat Dindorfs Uecognition
einen Einfluss geübt. Einige anstössige Stellen sind entfernt wor-
den, doch ohne dass der Zusammenhang in auffälliger Weise ge-
stört wird.
Die Einleitungen, die den einzelnen Dialogen vorangehen,
sind zweckmässig abgefasst und haben das Wesentliche gut her
vorgehoben; mir scheint mir beim Timon und Piscator etwas zu
8 *
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116
Griechische Litteratur.
viel vom Inhalte ciugeflochten, was besser übergangen wird, um
nicht im Voraus das Interesse für die eigentliche Lectüre zu
schwächen. Illos Charakteristik des Ganzen mit bündiger Angabe
der Haoptidee war ausreichend. Die eigentlichen Noten, welche
das zweite Heft umfasseu, sind, wie gesagt, der bestimmten Stufe
der Secunda im Allgemeinen angemessen, wenigstens ist nicht
leicht über diese Classe hiuausgegangen. In grammatischen Din-
gen sind bisweilen die Lehrbücher von Kühner, Buttmann und
Kost citirt, bei allen übrigen Sachen sind Citate auf andere Schrif-
ten, was Billigung verdient, vermieden worden.
in äusserlicher Beziehung aber wird ein besonderes Gewicht
darauf gelegt, dass die Noten vom Texte getreuut sind und be-
sonders gebunden werden können. Und Ilr. Weismann, von wei-
chem die Vorrede herrührt, sagt S. V ausdrücklich, dass er durch
meine Gründe gegen solche Treunung (in diesen NJahrbb. Bd. 41.
S. 133) nicht bewogen worden sei, seine „Ueberzcugung zu än-
dern.“ Ich gestehe offen, dass mir die ganze Frage, ob man An-
merkungen unter oder hin ter den Text setzen solle, keine we-
sentliche scheint, sondern sehr gleichgültig ist. Denn die von
Hm. W. gemachte Bemerkung: „Stehen die Noten unter dem
Texte, so wird gar leicht geschehen, dass der minder eifrige
Schüler es unterlässt, die gegebene Erläuterung sich zu Hause
sicher einzuprägen , weil er darauf rechnet, im Nothfalt sie
aus seinem Buche ablescn zu können“, erledigt sich dadurch,
dass ein „minder eifriger Schüler“ eben so bequem seiu Noten -
lieft mit in die Schule bringen und „im Nothfall“ hinter dem
Kücken eines Mitschülers die betreffende Bemerkung ablescn kann.
Es glaube nur Niemand, durch blos äuss erlich c todte Mittel,
wie die Trennung der Noten vom Texte ist, den Fieiss einer le-
bendigen Classe beherrschen zu können, liier hängt Alles davon
ab , in welchem Kespecte ein Lehrer vermöge seiner Persönlich-
keit, die er einmal nicht ändern kann, bei den Schülern steht;
mein Ideal in der Disciplin (nicht in der Lehre) der Gymnasien ist
das Bild eines Ilgen in der Pforte: Andere mögen nach ihrer Indi-
vidualität immerhin ein anderes Urtheil fällen. Die vorliegende
Frage scheint mir daher sehr gleichgültig zu seiu.
Noch ist zu bemerken, dass die Herausgeber alle Hülfsrnittel
sorgfältig, aber selbstthätig in ihrem pädagogischen Interesse be-
nutzt haben. Namen haben sic nirgends genannt, auch wo sie von
einem Vorgänger eine Note wörtlich entlehnt haben, weil, wie
Ilr. Weismann S. VI sehr richtig bemerkt, „diess zwar für eine
gelehrte Ausgabe durchaus nothwendig, für ein Schulbuch aber,
wo es auf Autoritäten und auf Feststellung der Priorität nicht au-
kommt, mindestens höchst überflüssig“ sei.
Somit wäre diese Bearbeitung im Allgemeinen charakterisirt,
und aus dieser Charakteristik zugleich ersichtlich, dass das Buch
für Secuuda empfehlungswerth sei. Es bleibt nur noch übrig,
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Eysell n. Wcismann: Lncian's Timon, Anacharsis u. s. w. 117
Kiniges von dem zu erwähnen, was in Rücksicht auf die durclige-
fuhrten Grundsätze bei einer neuen Auflage der Aenderung oder
der Verbesserung im Rinzeinen bedürfen möchte. Die Kritik will
Ich weglassen, weil sie nicht zum Wesen der Sache gehört, son-
dern in pädagogischer Rücksicht eine untergeordnete Stellung be-
hauptet, wiewohl ich den Verfassern an mehreren Stellen nicht
beistimmen kann. Ich beschränke mich indess für jetzt auf die
rein pädagogische Anforderung.
Die erste Erinnerung betrifft die Unzweckmüssigkeit, dass
, mehrmals Erklärungen mit den griechischen Worten von Scholia-
sten angeführt werden, wo eine kurze deutsche Erklärung zweck-
dienlicher gewesen wäre. So S. 1. 11. 51. 65. 74 etc. Denn
diese Scholiasten-Gräcität kann nur dazu dienen, den Schüler itn
Yerständniss des Schriftstellers aufzuhalten: ein reeller Mutzen
davon ist nicht abzusehen.
Zweitens ist hier und da über sprachliche oder sachliche Ver-
fiältnisse die Bemerkung zu weitläuftig ausgefallen, wo eine kür-
zere Ausdrucksform das Nothwendige präcis und entsprechend er-
läutert hätte. Hierher gehören unter Andern die Noten zu Ti-
ro on §. 8 über iv rtß fiigsi. §. 22 tpigeav. §. 25 ats. §. 54
über die Optative dyixoito und ögi^tit v. Zum Piscator §. 36 über
vno xölnov. Zu Icaromcnippus §. 33 zu iigofxtjvla — ixtxsi-
glav n. a. Alle diese Noten hätten sich kürzer und erfolgreicher
abfassen lassen.
Dagegen sind wiederum Stellen zu finden, wo man nach Ana-
logie vieler anderen Dinge , die erklärt werden, wohl eine Bemer-
kvmg erwarten konnte, weil der Secnndaner erfahr ungsmäs-
sig anstösst: ein Punkt, auf welchen Hr. W. in seiner Abhand-
lung mit Recht ein entscheidendes Gewicht legt. Stellen dieser
Art sind z. B. Timon §. 7 tt aa&dv. §. 14 llgov. §.15 das be-
kannte iv Qvgaig xai dxovco qpvlärtovrag.^ §. 35 co rav. Im
P/scator §. 10 TE&vij&rcu. ' §. 13 ÖjjAqösi ^rtg ißti. §. 15 uv
öoxy. §. 38 ö deivcc. §. 4*2 iafiov. Im Icaromenippus _§. 2. nen-
dixa. §. 7 Stopvvfiivovg. §. 9 nagrißtjxövag. §. 13 rjv Ö’ iyd.
§ 22 zQircäog. §. 34 xov Ktgantcxov. An solchen Stellen wäre
eine kurze Note für Schüler nothwendig gewesen, zumal da au
mehreren Orten erklärt wird, was für Sccunda entbehrlich ist.
Indess widersprechen sich hier die Erfahrungen, wesshalb
man in derartigen Dingen keine vollkommene Uebereinstimmung
erreichen kann. Im Allgemeinen — das muss man hinzuliigen
haben die Verfasser das Nothwendige passend hervorgehoben Im
Einzelnen kommen freilich, was von jeder Ausgabe gilt,. Erklä-
rungen vor, die ein Anderer entweder nicht richtig oder nicht zu-
länglich findet. Ich will im Interesse der Sache einige dieser
Punkte berühren.
Zu Anfang des Timon wird bemerkt: „Der Mangel an
Ordnung in derAu feinanderfolge der Epitheta verrät!»
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118
Griechische Litteratnr.
die Aufregung, in der sich Timon befindet.“ Das hat der Schrift-
steller schwerlich beabsichtigt. Denn welches sollte denn hier
die „Ordnung in der Aufeinanderfolge“ sein*? Da würde jeder
eine andere veranstalten, weil Verschiedenes gedacht werden
könnte. Mit demselben Rechte könnte man vielen ruhigen
Dichterstellen, wo nach Sitte der Alten Epitheta gehäuft sind,
einen „Mangel an Ordnung“ vorwerfen. Die ganze Note ist zu
tilgen und dafür etwa zu sagen, dass die meisten Epitheta dieser
Stelle mit Beziehung auf die Treulosigkeit gewählt seien, über
welche sich Timon beklagte. — In §. 3 soll ot tSsiOfioi da xoOxi-
vt]S6v sein „comparatio compendiaria, wobei in dem zweiten Gliede
der Vergleichung das tertiuin comparationis ausgelassen ist.“ Das
ist nicht der Fall, sondern es liegt in xoOxivrjöov , die Erdbe-
ben waren siebartig, d h. doch wie wenn ein Sieb ge-
rüttelt wird. Sodann wird auch hier bemerkt, dass Lucian die
Worte vsr ol re gaydaloi, xal ßtcüot xzk „aus einem andern Schrift-
steller wörtlich entlehnt und auch die hier in den Zusammen-
hang gar nicht passende Partikel z's mit herüber genom-
men“ habe. Das lässt sich schwerlich begründen. Es scheint
blos dichterische Färbung zu sein, wie sie Lucian auch anderwärts
hat; daher ist auch das ra nach dichterischer Wortstellung mit
dem folgenden xai zu verbinden. Die Bemerkung über Avxcoqsvs
ist nicht ganz richtig. Die Herren Herausgeber mögen die clas-
sischen Stellen in Forbiger’s alter Geographie oder in den „Be-
richte der Leipziger Gesellsch. der Wissenschaften“ Bd. I. S. 418
vergleichen. — Ungenügend ist die Note §. 4 zu 6 ysvvaiog, dass
bei einer Anrede „sehr häufig ein Nominativ mit dem Artikel als
Apposition hinzugefügt“ werde, nebst dem Zusatze: „der Vocativ
ist indess auch im Griechischen zulässig“, wo doch der formelle
Unterschied beider Sprechweisen kurz hiuzuzufiigen war, ein Un-
terschied, den bekanntlich G. Hermann in der praefat. zu Eur.
Androm. erläutert hat. Statt zu Anfänge zu erklären: „el txtj ng
cp«, sc. noisl toüro“ war einfacher zu setzen: 9vsi rj öztepavoi.
— In §. 9 wird mit Lehmann erklärt: „IjnA sA^ögsvot ist als hy-
pothetischer Vordersatz zu jtoojöo/tav aufzufassen.“ Aber dann
durfte die Partikel ixv nicht fehlen. So aber ist es einfach: in-
dem wir vergessen haben. Die richtige Deutung der Stelle
haben bereits J a co b it z (in der Specialausgabe 1831) u. Schöne
gegeben. — §. 10 erklären die Herausgeber: „xar sayp&vai — xal
ürcsozofiausvat sloi. Man erwartet wegen des folgenden orröra
etc. den Aorist. Der Ausdruck ist prägnant: sie sind zerbrochen,
und zwar ist diess damals geschehen, als u. s. w.“
Dann müsste allerdings der Aorist stehen; aber Lucian lässt den
Zeus liier sagen: sie sind zerbrochen und stumpf geworden, als
ii. s. w., und zwar sind sie bis jetzt zerbrochen und
s tum p f geh li eb en, so dass also die Folgen bis auf die Gegen-
wart des Sprechenden fortdaueru. Das ist die bekannte Bcdeu-
Ejseil u. Weisniann: Lucian's Timuu, Aiiaclmrsis u. s. w. 1X9
tung des Perfect, die hier gehr passend angewandt wird. — §. 13.
Die Erklärung von «pög t o i'Dog ist nicht deutlich genug, und das
beigefügte „durch 11 kann leicht missverstanden werden. Es reichte
hin, einfach zu sagen: zufolge der Gewohnheit des Gcld-
zählens. — Die Ellipse zu §. 14 „eftnccQOivrjöic , sc. 6ol, t ä
TJkovtm^ ist entbehrlich und schwerlich das Rechte. Entweder
erkläre man das Verbum : i n Weine schwelgen, sich güt-
lich t hu n; oder wenn man eine Person hinzuzusetzen für nöthig
findet, so würden die avtolg (peidofitvoig xtA. oder der xaxoöal-
fiovi ötanöty dem Gedanken viel näher liegen. — §. 18 soll in
cjöJiSQ ex xoepivov TBTpvntjfiivov die Vergleichung in dieser
Kürze ungenau sein, da J| ccvtXeZv zu dem xöq>ivog tetQvntjpi-
vog nicht passe; daher müsse man ungefähr vervollständigen:
„CJ0XBQ ixxotplvov TBTQVJttjflBVOV TO htlQQBOV , 7t(JLV üA«g bIö-
Qvijvai , ixpti.“ Aber da würde ja der Gedauke aus seiner per-
sönlichen Beziehung gerückt. Die Vergleichung ist nicht un-
genau [oder, wie Geist sagt, unpassend und selbst widerspre-
chend] , sondern es ist mit acht griechischer Lebendigkeit gleich
das Wesentliche des komisch gehaltenen Gedankens kurz hin-
gestellt; daher ist so wenig Anstoss zu nehmen, als wenn mau im
Deutschen sagt: Wird denn dieser Mensch jemals auf-
hören, mich wie aus einem durchlöcherten Korbe,
bevorich ganz hiuei ngel a u fen bin, absichtlich ans-
z usc li ö p fe u*l Das vermeintliche rö tsripptov bxqü ist um so
weniger nöthig, weil unmittelbar das qpdaCai ßovkö/xEVOg ttjv
ete ippojjv folgt. Auch die zum folgenden otitrog gegebene Er-
gänzung ist entbehrlich und würde, hinzugefiigt, den Gedanken
sehr schleppend machen. — Die Deutung zu §. 27 „dffdAA vvrai,
nämlich vor Verzweiflung 11 ist nach dem Tone der Stelle zu stark ;
darum milder: aus Schmerz, dass sie mich nicht erlan-
gen. — Die Note zu §. 29 lautet: „ffap« jjdjtEvog . . . ägaxsTBVBig,
anakoluthischer Üebergang ius Verbum finitum.“ Genauer
war so zu sprechen: Lucian hat den zweiten Gedanken rotfffsp .-. .
ägaitBTBvsis mit dem ersten ros öe Asiog *7 in concinne Sprachform
gebracht, als wenn statt dAAd ein xal gesetzt wäre. — Statt §. 38
bei xoiTriyoQrföBVTtt ein „allgemeines Subject man zu ergänze n“,
wäre richtiger das Particip aufzulösen durch als einer der, da
es sich auf das bei bIicbiv zu denFtende jue bezieht. Das Ttjg kAA ? jg
TQurprjg Hess sich einfacher erklären : die übrige oder sonstige
Pracht, von der er gleich weiter spricht, ausser der vorher er-
wähnten. — §. 39 ist gesagt: „olog, i. e. rog tfoxpprov.“ Aber
das liegt uicht s p e ci el I darin, sondern olog ijäi j ysyEVTjTcu ist
allgemein gesagt in dem Sinne :wie ersieh um ge ändert,
d. h. gebessert hat. Dann steht „off otav cum Conjunctiv.“
statt Optativ. — §. 48 wird zu toög ln) t^g rpaffs£i?g ovrag mit
allen übrigen Erklärern supplirt: (pikovg ovzag. Mit Unrecht.
Denn dadurch würde das Wortspiel vernichtet, das hier in xoA«xeg
120
Griechische Litteratur.
und xo'pnrxES beabsichtigt Ist. Man darf daher Totr'e nur auf das
unmittelbar vorhergehende xöXaxag (upzag) beziehen.
Zum Anacharsis §. 2 ist nach der auch hier gegebenen
Deutung: „vxoßaXXdfitvoi, von unten herauf, d. h. mit den
Füssen werfen.“ Es kann auch so gedacht werden, dass sie
sich bückten oder unter den Füssen haben (vergl. §. 28).
und dafür liessen sich, so viel ich mich erinnere, zwei Abbildun-’
gen in einem Werke von Gerhard anfiihren, das mir indess jetzt
nicht zur Hand ist. — §.6 hätte die Construction adXsuov noXs-
fislv nicht in dieser Nacktheit ohne nähere Fixiruug erwähnt sein
sollen. Diess gilt auch von der Note zum Piscator §. 37 „pdxv v
/xäjjiö&at.“ — Die §. 9 zur Erklärung von ij öto'n gewählte Be-
zeichnung „in elliptischer Weise“ [wie bei Seyffert] ist ein ver-
fehlter Ausdruck. Denn es ist keine Ellipse, da die Form für den
hier stattfindenden Gedanken vollständig ist. — §. 13 wird JtQog
vßgtv unter Vergleichung von Parallelen als Adverbium erklärt.
Das ist hier nicht nöthig. Denn ngog vßgiv ändysOdai ist ein-
fach: zur Misshandlung oder zur Schmach weggeführt
werden. — §. 15 „olov, es qno ger/ere.“ ist zu gesucht. Warum
nicht einfach: nämlich oder wie z. U. — §. 16 wird zu den
Worten tov yag nlXov | uoi äq>sXs Iv ol'xo&ev eöofev als Eriäute-
rung gesagt: „ofotofftv. Zum Verständniss denke hinzu : dniovzi.“
Aber das ist rein deutsch gedacht und heisst daher nichts anderes
als dem Schüler das Verständniss des Griechischen erschweren.
Man muss solche äuss erliche Ergänzungen ganz vermeiden.
Das hier stehende ol'xo %tv [worüber S cli üne und Sey ffert mit
Unrecht schweigen] kann nur ans dem Wesen des gewöhnli-
chen Dialogs erklärt und mit ’ivdoQtv und fxtoö&ev in §. 20 ver-
glichen werden. Hierzu hat Pa ul y zu dieser Stelle schon Iheil-
weisc den Weg gezeigt. — Zu der Kurze in §. 20: ,,aytiv, vdtt-
eare’* kann man für diese Stelle beifügen: unser leiten, und
xgicpiLV erziehen. Für den „auffallenden Wechsel des Nume-
rus“ in yiyvoLvzo und n&xaxoöpolzo konnte an Ilom. II. ß\ 135
erinnert werden, da Homerische Gräcität auf Lucian nicht selten
bestimmenden Einfluss übt. — §. 21 in Oi öe xal ccxovovzeg dgi-
ßzslag Tiväg xal ngoc&ig aoiÖlfiovg oqfyovrcu xuza fuxgöv xal
»rpris ulfirjoiv tnfydgovxou, soll das erste xal „auf ogiyovzui zu
beziehen“ sein, um auszudrücken, dass „zu dem Qail>codtiv auch
wirklich der beabsichtigte Erfolg“ hinzutrete. Aber dem wi-
derstreitet erstens die Wortstellung und zweitens der Gedanke,
der nicht gestattet die Begriffe ogeyovzai und Imyilgovtai in die
scharfe Distinction von sowohl — als auch zu bringen. Wie
die Worte dastehen, kann man xal nur auf axovovztg beziehen,
vor dem es unmittelbar gesetzt ist: schon oder selbst beim
Anhören u. s. w., so dass etwa ein Gegensatz mit dem Lesen
(IxiXi^ao&ai) vorschwebt. — §. 23 haben die Herausgeber geirrt,
wenn sie ovd avzu . . . axQEla uö^ava xal adXtj^iuza erklären
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Eysell n. Weismann: Lucian's Timon, Anacharsis n. g. w. 121
als „ungenaue Apposition zu avXovvtag“ xrX. Diese Worte
sind vielmehr ein selbstständiger Zusatz, welcher nicht durch
Komma [wie hier nach dem Vorgänge von Schöne und Seyf-
f ert interpungirt ist], sondern mit J acobi tz und Di nd orf durch
stärkere lnterpunction vom Vorigen zu trennen war. Denn der
Sinn ist: aber a u ch di eses sind nicht unnütze Gesänge
und Flötenspiele, so dass also gar nicht anders gesprochen
werden konnte. Dabei ist ausserdem zu bemerken, dass Lucian
mehrmals zu Anfang der Sätze ovd’ avzd gebraucht, wo der stär-
kere Ausdruck ovÖ£ zavta verlangte. — Auffällig ist die Note in
§. 24 jmpot . . . xaQiozavzat , , iX noze xzX. B r e v i I o q u e u z.
Sie werden 1‘pjmpot (und können sich als solche zeigen), wenn
einmal ctc. u Denn xaftiotavrai heisst doch nicht werden, um
eine solche Ergänzung äusserlich hinzufügen zu müssen, sondern
die Stelle bedeutet ohne alle „Breviloquenz“ ganz wörtlich; sie
stehen als Erfahrene (gewandte Leute) da, wenn ein-
mal 11 . 8. w. — ln §. 27 wird, wie bei den Vorgängern, gesagt:
„ lv ßgaxei ist räumlich zu verstehen.“ 1 Aber diess ist bedenk-
lich in Hinsicht des Sprachgebrauchs, der zu erweisen wäre. Da
indesa hier, wie es scheint, der diavXog gemeint ist, so dürfte die
zeitliche Bedeutung nicht unpassend sein, weil es ja beim
öiavXog darauf ankam, den Ilaum hin und zurück in kurzer
Zeit zu durchlaufen. — Die §. 29 bei iv ätpvxttp t'%f69ai in An-
wendung gebrachte Theorie von der absoluten und relativen
Verneinung des« privalivi ist blos deutsche Denkweise, welche
keine Begründung im Geiste des Hellenen hat. Man darf nicht
in den Begriff des Wortes legen, was erst durch den Zusam-
menhang des ganzen Gedankens gewonnen wird. — Statt zu An-
fänge von §. 86 bei tanzt ytxQ ov i idvv avvltjfu eine etwas ge-
suchte Erklärung von yctg zu geben [ähnlich Schöne und Seyf-
fert], hätte ich lieber, zumal in einem Schulbuche, mit Di n-
dorf das einfachere tavti fiev aufgeuommen. Nicht heifalls-
werth, wenigstens nicht nöthig, ist §. 40 die Ergänzung: ,, im zov-
rotff, roig f ipijptvots“ [die auch Schöne und Scyffert haben],
da das int zovzoig bekanntlich schon au und fiir sich bedeutet:
unter diesen Bedingungen, unter diesen Verabre-
dungen. Es wäre zu wünschen, dass man mit diesem uunölhi-
gen Suppliren, Ergänzen, Hin zudenken, scilicet und
dergleichen in Schulbüchern einmal aufhörte.
ImPiscator kann nicht gebilligt werden, was man §.3 zum
Verse des Euripides: ov Öuvä Jtaci%e iv du va rovg tlgyao^ikv ovs
liest, dass man nämlich ituOinv öftrer verbinden solle und dass
„zu flgyaßfiivovs das öftrer noch einmal z uz u denken“ sei.
Es ist nichts „zuzudenken“, sondern man hat, was schon die von
den Herausgebern übersehene Cäsur bezeugt, das «oöjfttr hier
für sich zu nehmen in euphemistischem Sinne statt sterben
und Suva zovg tlgyaO/iivuvs hier eben so mit einander zu ver-
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A
jgle
122
Griechische Litteratur.
binden , als §. 4 sigyaOai ypäg x ä dsiva gesagt ist. Statt der
Bemerkung §. 4 über die Wortstellung in tovg xaXov $ ixeivovg
öov Xoyovg hätte eine blosse Verweisung auf die Grammatik aus-
gereicht. Zu den Worten nagairrjOdptvot ngdg oX lyov xov 'A'i-
SavBa wird als Erklärung hinzugefügt : ,, commeatu brevi a Plu-
tone impetrato‘ l ‘ und ebenso §. 14 zu ftlav "qutQctv xavttjv itagai-
x rjoapsvoi. So übersetzt auch die lateinische Uebersetzung bei
Dindorf und Jacobitz (im Index der Specialausgabe von 1834). Ich
sehe aber nicht ein, aus welchem Worte der Begriff commealus
entlehnt werden solle, meine daher, dass man die Worte gleich
auf den ersten Blick nicht anders verstehen könne als: nach-
dem wir es uns auf kurze Zeit vom Pluto erbeten
hatten, nämlich das ccveqxbO&cu , was in dem unmittelbar vor-
hergehenden ctvBXrjkv&Dcptv inl ös liegt. In der andern Stelle
ist statt des allgemeinen jtgog ÖA lyov noch bestimmter piav f)pz-
gav gesagt. Für diese Deutung spricht offeubar auch die Stelle
im Charon §. 1 cdxrjodpEvog ovv nagd xov "Aiöov . . . filav
ijpfgav dvsXijXv&a ig xö qpdg. — In §. 5 wollen die Verff. das
sööo des homerischen Verses Xaivov eoOo jfircöva xaxcöv eve%\
oaact Vogyccg „als Imperativ fassen“, was auf irrthiimlichem
Scheine beruht. Es ist wie in der Ilias nur Plusquamperfcct. —
Zu §. 18, wo blos Aristoteles gesprochen hat, aber die Philosophie
ihre Antwort zugleich auch an Plato und Chrysippus richtet, wird
bemerkt, es hätten „diese wohl durch Zeichen irgendwie ausge-
di uckt, dass sie dem, was Aristoteles sagte, beistimmten.“ Ein-
facher wird wohl die Annahme sein, dass die Philosophie hier
allgemein oder c o 1 1 e c t i v spreche , daher auch diejenigen mit
anrede , welche neben dem Aristoteles stehend zu denken
sind, ohne dass man erst zu Pantomimen seine Zuflucht nimmt.
Auch flndet diese collect ive Rede der Philosophie eine
Stütze in den Worten der Wahrheit, welche kurz vorher mit
thteöde ndvxsg beginnt. — Die Erläuterung des Relativsatzes in
§ 27 og . . . uJttjfinöXrjöEv kann einfacher so geschehen , dass man
anmerkt, dieses og stehe im Sinne von ovxog ydg. Danu hat
man keine Umwandlung uöthig. — Bemerkungen wie §. 29: „itgö-
xegov ’icp&aöu. Man bemerke den nicht seltenen Pleonas-
mus“ oder §. 45 : „naXiv av , häufiger Pleonasmus“ ver-
langen wenigstens eine andere Fassung. — §. 36 steht wieder ein
unnützes scilicet. Es heisst nämlich von den Affen: rö ovv~
xaypct xijg nvQgixyg öieXeXvxo xa\ xaxeyt Xäxo vito xov dsdxgov.
Dazu wird bemerkt: „xaxEytXäxo, seil, x o öiaXtXvo&cu xd Ovv-
xaypa xijg wußpi'itqs.“ Aber wenn Jemand im Deutschen sagt:
das Waffen ballet war aufgelöst und von den Zuschau-
ern wurde tüchtig gelacht, welcher Leser verlangt da noch
eine Erklärung? Von dieser Art sind die meisten vermeintlichen
Ergäuzuugen und scilicets , die auch in diesem Buche gefun-
den werden. So gleich wieder §. 38, wo gelehrt wird : „sg xovös
Eysell n. Weismann : Lncian’s Timon, Anacharsia n. s. w. 123
Ist elliptisch zu erklären, man kann rsivti (pertinet) e r g ä n -
zen.“ Keineswegs, sondern ig rövSf hängt von itptjgpo^ov ab;
und die Herausgeber haben in den Worten xätprjgpolov ptta£v
roi'g Aiyopivoig tovto piv lg t ovdt ganz mit Unrecht nach Atyo-
pivoig Kolon gesetzt. Es war hier blos zum Folgenden tovto di
6 Stiva jioiti die Veränderung der Construction anzumerken, die
nichts Auffälliges hat. — Ferner wird hier ctTt%v<ög „bei Ver-
gleichungen durch daa Adverbium ei nfach“ n. a. w. erklärt. Aber
dann ist nach der Lehre der alten Grammatiker arixrag zu schrei-
ben , das hier in keiner Handschrift steht. Das beglaubigte ut i-
yrög dagegen ist bekanntlich du rchaus od. ganz eigentlich.
Zur Ausdeutung der vom Schriftsteller berührten Anekdote haben
die Verfasser die Note von Solanus in deutscher Uebersetsung
gegeben. Aber darin ist das „Trojanos tandem aliquando Indi-
ens se dederUes “ und das vom Sänger gebrauchte aut Studio aut
imprudentia (oder hier: „die Trojaner wollten sich wieder
einmal ein Vergnügen machen“ und der Sänger „aus Bos-
heit oder aus Unüberlegtheit etc.) wenigstens nach Lu-
cian’s Worten nicht begründet; denn dieser sagt nur: Tgayadov
xtva xovtov itp rj päg xtXLVtjxapsv. Vorsichtiger ist daher
hier die Bemerkung von Geist. — Ueberflüssig sind Noten wie
§. 40 „xßfr’ ori, 8. Lexicon“ oder zum Icaromcnippus §. 2 „roJ
jiavv z/to'g, cf. Lexicon. a. v. navv .“ Denn von solchen Dingen
gilt auch der Secunda, was G. Hermann Opusc. VI. 1. p. 60 be-
merkt: „Das Lexikon wird ein Schüler wohl auch ungeheissen
nachschlagen , wenn er nicht weise, was ein Wort bedeutet.“ —
ln §. 42 werden die Worte itidavwztQoi ydg ot yörjztg ovzot
nok'ku.Y. ig xcöv c'ikrj&djg tptAoöotpovvzav erklärt : „luftavcSztQOi,
faeilius fuciunl fidem , se esse philosophos.' ,( ‘ Nicht sowohl das
letztere kann speciell gemeint sein, als vielmehr das allgemeine:
denn diese Gleisner finden (mit ihrer Gaukelei) mehr
Glauben oder mehr Beifall als diewahren Philosophen.
— Zu § 48 : „clqnlav — <x<pvi<Szazot, Wortspiel“ wäre ausser-
dem wegen des Accentes von ätpvav ein kurzer Hinweis auf die
Grammatik am Platze gewesen.
Im Icaromcnippus § 3 wird blos gesagt: „änodfl^g.
Man erwartet den Optativ. Der Conjunctiv steht aber, wie in
Finalsätzen, so auch nach verbis timendi, öfters auch bei voraus-
gegangenem historischen Tempus.“ Aber hier musste doch auch
der Grund liinzugefügt oder im Allgemeinen der Umstand, wann
diess der Fall sei, angegeben werden. Sonst ist die Regel ein
blinder Wegweiser. — §. 12 zu IjtsI di anal- tjjv oiluv ig to
ätsvig a’zcqgetöaptjv kehrt von Neuem die Bemerkung zurück, man
habe „zur Vervollständigung von änrjgH6(xpt]v ztjv oipiv zuzu-
deuken: ig zqv yrjv > Das würde aber zu vag und unbestimmt
sein. Denn nicht die Erde im Allgemeinen ist gemeint —
dann hätte Lucian diese Worte hinzugesetzt — , sondern er sagt
ohne alles „Hiuzudcukcu“ blos: uaehdem ich aber meinen
124
Griechische Litteratnr.
Blick einmal scharf fiairt hatte, natürlich auf die bestimm-
ten Punkte, die er bereits angeführt hat. — §. 17 liest man: «A.A.’
iv ttvxä ye noixikca xal noAveiäsi rä 9sctrgtp narret / ilv ysAoia
dijnov&BV yv ytyvöfisva. Dazu wird nach dteirga commentir» :
„sc. ovtt, causal zu fassen.“ Wenn der Schriftsteller rtiess ge-
wollt hätte, würde er wohl geschrieben haben: iv avrä ys rcö
ftearpa an noixtAa xal noAvsiÖti ovti xrA. So aber besagen
die Worte ganz einfach : au f dem bunten und vielgestal-
tigen Schau platze selbst u s w. Die Wortstellung ist von
neueren Grammatikern sattsam erläntert. — §. 23 zu rig nö&sv
Big xrA. [wo das Komma zu tilgen war] sieht man nicht ein, warum
gerade die eine homerische Stelle genannt ist, als wenn dieser
Vers nicht noch öfters vorkäme. — §. 33 wird auf herkömmliche
Weise erklärt: „ imtghpovrai , futurum tnedii passivisch.“
Das ist aber eine Theorie , die, wie ich anderwärts schon öfters
bemerkt habe, gerechten Bedenken unterliegt. Denn da der Grie-
che bei vielen derartigen Verben die mediale und passive Form
im Gebrauche hat, so kann schwerlich bei beiden die gleich'«
Bedeutung ohne alle Nüancirung das Richtige sein. Nun hilft
man sich freilich mit formeller Unterscheidung, indem man die
Euphonie zu Hülfe zieht und bemerkt, wie Rost in der Gr.
Gr. §. 114. A. 1: „Das Futur. 1. Med. steht häufig statt des
Fut. pass., welches, von Verben mit mehrsilbigem Stam-
me gebildet, eine zu gedehnte und ii beiklingende
Form bekommen würde.“ Aber erstens muss man heut zu
Tage, nach Lobeck's Forschungen , im Uriheile über euphoni-
sche Gesetze, selbst in Schulbüchern, vorsichtig sein; und zwei-
tens wird die vorliegende Anshnlfe von der „zu gedehnten und
übelklingenden Form“ durch gar manches Beispiel widerlegt. Sn
hat, um Einiges zu erwähnen, Xenophon bekanntlich fffcOsßOij-
Oopai, intfieArjQrjOouai, ngo&vfirj9tjatrai, und bei Demosth.
liest man Philip. I. §. 50 ävnyxao&ijadfiB^a, Phil. II. §. 5 in a-
vajQ&ndrjtSerai, u. s. w. Das muss bedenklich machen. Nach
meiner Ueberzeugung liegt in jedem derartigen futurum medii
die Beziehung auf das Subject vor, wenn auch uns Deutschen bis-
weilen die Uebersetzung etwas schwer lallt. In der Stelle des
Lucian, von der ausgegangen wurde, werden die Worte: ndvrsg
inirgt^ovrai avry äiaAexuxy nach dem Geiste der Hellenen wohl
nur bedeuten: Alle sollen sich mit sammt ihrer Dialek-
tik die Köpfe zerschmettern, oder allgemeiner: alle wer-
den sich — den Unter gang bereiten.
Somit habe ich eine Reihe von Stellen berührt, die ich mir
beim Durchlesen dieser Ausgabe angemerkt hatte, blos in der Ab-
sicht, um nicht dövfißoAag zu scheiden, sondern ein Scherflein
zur Verbesserung dieses nützlichen Schulbuches heizutragen. Im
Allgemeinen muss man hiuzufiigen, dass, wenn Secundaner vom
Lehrer genöthigt werden, diese Ausgabe ein Semester lang tüchtig
Eysell u. Weismann: Lucian’s Timon, Anacharsis n. 8. w. 125
durchzuarbeiten, dieselben eine solide Kenntniss des Griechischen
erlangen können.
Die Correctnr des Buches — ein bei Schulschriften nicht
gleichmütiger Punkt — ist lobenswert h. Denn ausser fehlenden
oder abgesprungenen Accenten und Spiritus, wie Timon §. 18 akk.
Piscator §. 1 AqiOx. §. 12 rj. §. 16 avral. Icarom. § 9 anicpai-
vov. §. 24 avTtöv und tL §.35 ij, oder Timon §. 41 toaovto t>
statt toOovtov. Anacharsis §. 20 öiurätto vvtts- §■ 22 der zwi-
schen hoyov Qv&ftl&nsv fehlenden Interpunction, ist mir beim Le-
sen des Textes kein Druckfehler aufgefallen.
Es bleibt nur noch eine Frage übrig, die die Herausgeber mit
keiner Silbe berührt haben und die doch in unseren Tagen be-
sondere Beachtung verdient, nämlich die Frage: Gehört Lu-
cia n überhaupt in die Gymnasiallectüre? Die Ansich-
ten darüber sind getheilt und werden wohl immer getheilt bleiben.
Die beiden Herausgeber haben in Hinsicht auf die Wahl des Lu*
cian bereits einen Angriff zu erdulden gehabt. Der Dr. Volck-
roar nämlich hat in der ^eitschr. für die Alterthumsw. 1848.
Nr. 133 ff. einen Aufsatz veröffentlicht unter dem Titel: „Herodot
für Schulen eingerichtet/ 1 *) In der Einleitung nun nennt Herr
Volckmardie Ausgabe der Herren Eysell und Weismann, so
wie die Einführung des Lucian ins Gymnasium S. 1057 „geradezu
einen der grössten Missgriffe, die auf diesem Gebiete be-
gangen werden können.“ Das heisst: den Mund etwas voll neh-
men. Wir wollen uns die Gründe besehen, mit denen dieses Ur-
theil gerechtfertigt wird.
l)a heisst es zuerst: „Lucian stellt das Griechenthum nicht
in seiner Blülhe, sondern in seinem traurigsten Verfall dar; er
vermag daher in keiner Hinsicht in das wirklich Antike und
CI assi sch e einzuführen .“ Dieser Grund würde nur dann gütig
sein, wenn Lucian die einzige griechische Lectüre für Secunda
sein sollte. Aber diess hat noch Niemand gefordert. Homer,
Herodot und Einzelnes aus Xenophon wird jeder für die Haupt-
sache halten. Hier entsteht nur die Frage, ob man ausser den
genannten auch eine Auswahl von Luciau’s Dialogen, etwa ein
Semester hindurch, mit Nutzen gebrauchen könne. Sodann ist
mir der Ausdruck: „in das wirklich Antike und Classische
einführen“ für Secunda eine von den etwas überschwänglichen
Redensarten, dergleichen heut zu Tage viele gebraucht werden,
besonders von den Idealisten. Andere, denke ich, werden sich
damit beguügen, durch umfassende Lectüre alter Classiker eine
strenge Gymnastik des Geistes zu üben, um die Jugend an tüch-
*) lieber diesen Gegenstand selbst habe ich meine Meinung in der
Pädagogisch. Keviie 1849. Bd. XXII. S. 303 ff. umständlich ausein-
ander gesetzt. *
126
Griechische Litteratnr.
tige Arbeii zu gewöhnen tnitl von Trägheit und maassloser Genuss-
sucht, den jugendlichen Erbsünden , abzuhalten. Denn das wird
wohl die Hauptsache sein, weil ohne diese jeder andere
Vorschlag nur nichtige Phrasen enthält.
Kiu zweiter Grund gegen Lucian wird daher genommen,
dass er zu schwer sei, weil er, um „vollständig begriffen zu wer-
den, schon eine vollständige Kenntniss des Allerthums, im
Besonderen seiner Cultur und Litteratur, namentlich aber der
verschiedenen philosophischen Systeme der Griechen voraussetze
— kurz durchweg einen Anhalt und eine Handhabe, die nur ei n
Gelehrter haben kann.“ Für den Schäler wären also ,, end-
lose störende Excurse über alles Mögliche“ nöthig
u. s. w. Daher sei Lucian „jedenfalls nur für einen gereiften
Mann eine passende Lectüre.“ Dagegen lässt sich erinnern, das6
kein alter Schriftsteller eigentlich für Jünglinge geschrieben habe,
sondern dass jeder, um „vollständig begriffen zu werden“, nur
„einen gereiften Mann“ voraussetze*„ desshalb trifft dieser Ein-
wand mehr oder weniger jeden Schriftsteller des Alterthums. Aber
das gerade scheint mir eine Illusion midies Lehrers zu sein, dass
er glaubt, er könne und müsse seine Schüler, sogleich bei
der ersten Lectüre, mit einem Autor so gründlich uud voll-
ständig bekannt machen, wie er auf seiner gegenwärtigen
Bildungsstufe diesen Autor erfasst und begriffen hat. Das ist phi-
lologischer Irrthum, welcher Jahr aus Jahr ein seinen Autor auf
dieselbe Weise erklärt und vom allmäligen Wachsthum der
jugendlichen Geister aus vielfachen Versuchen eigener Methode
kein klares Bewusstsein besitzt. Ja ich fürchte, dass gerade bei
denen, die in den illusorischen Glauben, sie könnten ihren Schü-
lern die „vollständige Kenntniss“ eines Autors gleich bei der aller-
ersten Lectüre beibringen, sich am meisten vertiefen, die Endre-
sultate am dürftigsten sind. Auf diesen Endresultaten aber ruht
der Erfolg der gesammten altclassischen Lectüre. Mir kommt die
Sache so vor, als wenn Jemand beim ersten Besuch einer reizen-
den Gegend sich einbildet, er werde dieselbe gleich Anfangs so
kennen lernen , wie der , welcher Jahre lang in derselben gewohnt
und alle einzelnen Punkte mit aufmerksamem Auge betrachtet hat.
(Jnd gesetzt, der Reisende hätte die Absicht der „vollständigen
Kenutnissnahme“, so würde er doch für den Anfang von den
vielen Schönheiten gar bald übersättigt werden und sich dabei
die gewaltigsten and dauerndsten Eindrücke entgeheu
lassen. Auf diese ersten gewaltigen und dauernden Ein-
drücke aber muss man, wie auf Reisen, so bei altclassischcr
Lectiirc sein Augenmerk richten, wenn man günstige Erfolge
erzielen will. Anfangs sich beschränken, und nur Schritt für
Schritt immer rascher mit consequenter Energie! Das ist mein
Weg; möge Jeder den seinigen gehen! Mir wird daher — ich ge-
stehe es offen — jedesmal uuheimlich , wenn ich so grossartige
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Eyscil n. Weismann: Lucian's Timon, Anacharsis o. s. w. 127
Forderungen lese, wie oben Hr. Volckmar für Luclan mit Hin-
sicht auf Schüler verstä n dnis8 aufgestellt hat. Es wäre
ein Leichtes, für Homer, Ilerodot und jeden andern Griechen
zum „vollständigen Verständnis“ der Alterthumsforschung ganz
ähnliche Forderungen aufzustelleii. Es wird wohl noch lange
dauern , che die Einsicht allgemein wird, dass pädagogische
und philologische Lectüre alter Classiker verschiedene Dinge
seien.
Als ein dritter Grund , warum Lucian für Secundaner nichts
tauge, wird angeführt dieses Schriftstellers „Scurrilität, ja die
selbst bei der sorgfältigsten Auswahl ununterdrückbare ziem-
liche Gemeinheit des Tones (wie auch im Piscator und
Icaromenippus )“, welche abhalten müssten „einen solchen
Spassmacher zum Repräsentanten des hellenischen
WcseoBzu machen.“ Das Letztere, diesen als „Repräsentan-
ten des hellenischen Wesens“, hat, wie schon oben bemerkt wurde,
noch Niemand verlangt. Von dem erstem Ausdrucke wird Jeder,
der die unbefangene Wahrheit liebt, die parteivolle Hyperbel
persönlichen Vorwurfs in Abzug bringen Was aber den „Spass-
macher“ anbetrifft, so hat dieser für die Jugend einen so zaube-
rischen Reiz und eine so eigenthümliche Anziehungskraft, dass
ein Lehrer, der die Jugend versteht, diesen „Spassmacher“ gern
ein paar Monate im Zimmer der Secunda beherbergen wird. Hr.
Volckmar lenkt zwar etwas ein, indem er im Folgenden bemerkt:
„Allerdings predigt Lucian auch Moral, lehrt den Reichthum ver-
achten, — aber auch die Menschen im Ganzen selbst
(wie im Timon), — empfiehlt diese und jene Tugend,
die er zum Thcil selbst nicht hat.“ Wenn der letzte Ge-
danke gütig sein sollte, so dürfte auch Salust und mancher An-
dere nicht gelesen werden. Ferner die Lehre vom „Verachten
der Meuschen im Ganzen“ klingt wirklich , als wenn sie auch hier
der vorangehende „Spassmacher“ angeführt hätte. Man wolle
doch ja nicht die Einbildung hegen , als wenn von der lebenslusti-
gen Jugend auch nur ein einziger Schüler der Secunda durch Legen
des Timon zu misanthropischen Gedanken verleitet werden könnte!
Um endlich das „Predigen der Moral“ zu berühren , so wird
schliesslich vom Samosatenser noch einmal gesagt: sein „ab-
stractes Moralisiren passt nicht für die Jugend.“ Das ver-
stehe ich nicht; ich dächte doch , dass Lucian höchst plasti-
sche B ilder für seine Moral zum concreten Anschauen
vorgeführt hätte. Lucian und — ein abstracter, trockener Mora-
list scheinen mir um ganze Himmelsweiten auseinander zu stehen.
Fasse ich nun zusammen , was bisher andeutungsweise in po-
lemischer Richtung erwähnt wurde , so scheinen mir für die Lec-
türe des Lucian auf Gymnasien besonders zwei Gründe zu sprechen :
l)das stoffliche Interesse des Autors. Diese übt
auf die Jugend eine bedeutende Anziehungskraft. Kein Lehrer,
128
Methodik der Geschichte.
der jugendliche Seelen mit der Fackel psychologischer Wahrheit
zu beleuchten versteht, daher das Element seines Wirkens nicht
in idealistischer Abstraction, sondern in concreter Wirklichkeit
findet, wird dieses Argument gering finden. Denn die geistige
Spannung, die der Inhalt gewährt, stärkt auch die Kraft zur An-
strengung und giebt Ausdauer zur Ueberwindung der Schwierig-
keiten. Wer diese nicht begreifen will, der wiegt sich beim Ge-
danken an die Jugend in den Träumen eines quivis ■praemmitur
bouus und hat von der christlichen Erbsünde noch keiu Bewusst-
sein. Gerade dieser Gedanke führt auf den anderen Grund,
nämlich
2)Lucian giebt ein treues und lebendiges Bild
vom Uebergange aus dem Alterthume in die christ-
liche Zeit. Und diess darf der Jugend nicht vorenthalten wer-
den: cs lässt sich mancher lehrreiche Wink mit anschliessen , der
hier auf dem Grunde concreter Erscheinung beruht. Sehr
wahr sagt K. F. Hermann (Gesammelte Abhandi. 1849. S. 217):
„Lucian streitet mit den Begriffen des gemeinen Lebens und des
gesunden Menschenverstandes gegen alle Ergebnisse einer höhe-
ren Einsicht uud eines tiefgefühlten Glaubens, und beurkundet
dadurch das Bediirfuiss der Zeit nach einer Läuterung des Lebens
und einer Demütigung des Verstandes, wie sie das Christentum
herbeiführte.“ Wie wichtig dieser Gedanke cum grano salis
schon fiir’s Gymnasium sei, diess darzustellen würde eine eigene
Abhandlung fordern. Ausserdem hat die Zeit jener Nachbliithe
des Hellenismus manche Aehnlichkeit mit der Gegenwart, so dass
auch in dieser Beziehung eine nutzreiche Lehre in geeigneten
Fällen gewouneu werden kann. Auch dieser Gedanke soll nur an-
deutungsweise bezeichnet sein, da ich vielleicht bei anderer Ge-
legenheit auf diesen zweiten Grund zurückkomme.
Hier will ich schliessen. Indem ich noch einmal auf die
obige Ausgabe blicke, welche zur ganzen Nachschrift Veranlas-
sung gab, glaube ich zweifeln zu müssen, ob ich im Geiste der
Herren Eysell und Weis mann die Verteidigung geführt habe;
es kann dieselbe nur als meine eigene Meinung gelten. Für Hrn.
E. und. W. aber möge darin der Wunsch liegen, dass sic künftig,
wenn eine neue Ausgabe nöthig wird , die Rechtfertigung des Lu-
cian fiir’s Gymnasium in ihrem Sinne hiuzufügen.
Mühlhausen. Ameis.
I. Der Geschichtsunterricht auf Gymnasien. Ein methodischer
Versuch als Beitrag für die Neugestaltung des deutschen Gymna-
sialwesens. Von Dr. Carl Peter, Grossh. S. Meiningschem Schul-
rath. Halle, 1849. Waisenhaus.
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Peter : Der Geschichtsunterricht anf Gymnasien.
129
II. Grundzüge einer Methodik des geschichtlichen Unterrichts
auf Gymnasien. Sendschreiben an den Consistorial - Director
Seebeck in Hildburghausen , von Dr. J. W. Löbell , ordentl. Prof,
der Geschichte an d. Univers. zu Bonn. Leipzig, 1847. Brockhaus.
Hr. Schulrath Peter sagt zum Schluss seiner Arbeit : „Es ist
unverkennbar, dass unsere Gymnasien gefährdet sind, dass sich
die Missstimmung gegen sie immer mehr verbreitet, weil sie für
die lange Zeit, die sie für sich in Anspruch nehmen, zu wenig
praktische Resultate zu liefern scheinen. Gelingt cs uns nun, der
Geschichte zu ihrem Rechte zu verhelfen und es dahin zu bringen,
dass unsere jungen Leute wohl angelegte und begründete Ge-
schichtskenntuisse und das Bestreben und die Fähigkeit, dieselben
immer mehr zu erweitern und zu vervollkommnen, von den Gym-
nasien mit hinwegnehmen, und kommt es dahin, dass unsere
litterarisch gebildeten Männer ein wahrhaft fruchtbares und ge-
diegenes geschichtliches Wissen — das in Folge der Zeitumstände
immer mehr an Werth gewinnen wird — besitzen und diesen Be-
sitz auf die Gymnasien zurückführen: so werden wir hierin auch
den weniger Einsichtigen gegenüber den Gymnasien einen Vorzug,
dem die Anerkennung nicht wohl versagt werden kann, und damit
einen Schild gegen die Angriffe verschafft haben , sie mögen von
einer Seite kommen, von welcher sie wollen. 11 Diese Bezeichnung
der Sachlage ist etwas äusserlich. Der Begriff „praktischer Re-
sultate des Unterrichts“ ist insofern ein unbestimmter, als dar-
unter ebenso ein objectives Wissen oder Können, wie die Anwend-
barkeit des Gelernten für die Zwecke des Lebens verstanden wer-
den kann. Im ersten Falle ist das Beiwort „praktisch“ ziemlich
muss ig, weil andere Resultate des Unterrichts als die in sol-
chem Sinne praktische gar keine wären, da die sogenannte „for-
male Bildung“ eine leere Redensart ist. Offenbar aber versteht
Hr. Peter unter dem praktischen Resultate des Geschichtsunter-
richts zunächst die objective Wissenserrungenschaft, um dann
nachträglich mit der Bemerkung, dass das geschichtliche Wissen
immer mehr an Werth gewinnen wird, auch dem eigentlichen Be-
griffe des Praktischen näher zu treten und Rechnung zu tragen.
Mit dieser Bemerkung wird indess Hr. Peter einer sehr zahlrei-
chen Classe von Gegnern des Gymnasiums keineswegs Genüge
Ihun; sie werden den Beweis verlangen, den Hr. Peter ihnen
weder geliefert hat, noch liefern kann, da ihren praktischen An-
sprüchen gerade diejenige gediegene Geschichtskcnntniss, die Hr.
Peter im Auge hat, am allerwenigsten entspricht. Weiterhin sind
die Gymnasien damit, dass sic auf irgend eine vorzügliche Lei-
stung hinweisen können, gewiss nicht gerettet, und wenn es der
Fall wäre, wenn es sich nur darum handelte, einen „Schild“ ge-
gen kritische Ausstellungen zu gewinnen , so müsste man fragen,
warum gerade die gediegene Geschichtskcnntuiss dieser Schild
,V. Jahrb. f. Phil. u. Püd. ud. Kril. Dibl. lld. LX. Hfl. 2. 9
Ä
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130
Methodik der Geschichte.
werden soll und nicht irgend ein anderer Lchrgegenstand. Wenn
auch., wie Hr. Peter in der Einleitung bemerkt, die alte Litteratur
ihre vorwiegende Bedeutung verloren hat, so konnte doch z. B.
eine möglichst gründliche und ausgedehnte Sprachenkcuutniss
das Hauptziel des Gyronasialuntcrrichts werden, bei welchem der
praktische“ Gewinn von vorn herein zu Tage läge. Die Schrift
des Hrn. Peter giebt auf die gestellte Frage keine Antwort. Sie
geht auf die Stellung, welche der Geschichtsunterricht zu deu
übrigen Lehrobjecten einnimmt, nicht einmal andeutend ein, son-
dern behandelt ihn als abgesonderte und den andern uebengeord-
netc Disciplin. Dicss ist um so mehr zu verwundern, als Hr. P.
für die in der That gründlichen Geschichlskcnntnisse, die er for-
dert, auch sehr umfassende Anstrengungen in Anspruch nimmt
und sich unmöglich verhehlen kann, dass sein Geschichtsunter-
richt die übrigen Lehrobjecte nicht wenig eineiigen würde.
ln der Sache stimmt Ilec. mit Hrn. Peter vollkommen über-
ein. Die Gymnasien sind gefährdet, oder sic sind vielmehr
gleich den Universitäten und allen übrigen „historischen“ Lehran-
stalten in einer völligen Auflösung begriffen, während die vom
Bedürfniss der Gegenwart neu emporgetriebenen, bis jetzt weder
sicheren Bestaud noch feste Form erlangt haben. Es ist auch
kein biosser „Schein“, dass die Gymnasien — wie unsere Schulen
überhaupt — zu wenig Resultate, oder besser — weil sie zwar
Allerhand, aber uichts Ganzes leisten und eben darin sich ihre Auf-
lösung oiTenbart — zu wenig Resultat, d. h. kein fertiges und ein-
heitliches Ergebniss liefern, ln unserem ganzen Schulwesen, von
der Elementarschule bis zu den Universitäten, ist die ehemalige
Sicherheit des Bewusstseins, der beschränkte, aber streng um-
schriebene Zweck, die feste Bestimmtheit des Stoffes und der
Methode verloren gegangen, und ein zerfahrenes Wesen, ein halt-
loses Experimentiren an dessen Stelle getreten. Dass aber aus
einem so gestalteten oder vielmehr nicht gestalteten Schulwesen,
wie das gegenwärtige, ein zerfahrenes und unbefriedigtes Ge-
schlecht hervorgehen muss und hervorgegangen ist , liegt auf der
Hand. Es handelt sich sonach um eine gründliche Reorganisation
des gesammten Schulwesens , und zwar um eine solche , welche
der herrschenden , obgleich noch nicht zur Herrschaft gekomme-
nen Idee der Gegenwart, dem allgemeinen Bedürfniss, welches
nach Befriedigung ringt, entspricht und entgegenkommt. Dass
wir uns in einer Zeit des Uebergangs befinden, ist oft und mit
Recht gesagt worden; jeder Ucbergang aber ist eine gefahrdro-
hende Krisis, die um so abschwächender wirkt und um so weniger
eine günstige Entscheidung hoffen lässt, je länger sie andauert.
Wenn nun Niemand iäugnen wird, dass das Erzieh ungs wesen der
eigentliche Bodeu der Zukunft ist, so thut auch gerade hier ein
energisches Vorgehen vor allen Dingen Noth. Die Aufgabe, um
die es sich hierbei handelt, ist dahin auszusprechcu , dass alle
Digitize
Peter: Der Geschichtsunterricht anf Gymnasien. 131
unsere Schulen zu einer Volksschule, zu einem einheitlichen
Organismus, in weichem die besonderen Anstalten ihre noth wen-
dige Stelle finden, gestaltet werden müssen. Die Bestrebungen,
den Dualismus unserer Bildung, die kastenartige Abgeschiedenheit
der Interessen, die abstracte Jenseitigkeit der Wissenschaft und
die von Kindesbeinen an beginnende, das Volk schon in seiner Ju-
gend unnatürlich zerspaltende Berufsdressur zu überwinden, datiren
nicht von heute oder gestern. Aber sie haben bisher einen vor-
herrschend negativen, also auflösenden Charakter gehabt, und es
kommt gegenwärtig darauf an, ihnen eine positive Richtung und
ein positives Ziel zu geben. — Alle Angriffe, denen das alte
Schulwesen fortwährend ausgesetzt ist, lassen sich auf die ausge-
sprochene Zeittendenz zurückführen, und so oberflächlich sie
theilweise in ihrer Fassung und Form erscheinen, so wenig lassen
sie sich vornehm ignoriren oder durch den Nachweis ihres nega-
tiven Charakters zurückweisen. In der That haben die naturge-
mäss am ersten und lebhaftesten angegriffenen Institute — die
gelehrten Schulen — sich nicht blos abwehrend verhalten, son-
dern den Versuch gemacht, den am lautesten ausgesprochenen
Forderungen Genüge zu thun. Aber mit „Concessionen“ kommt
man nach keiner Seite hin zu einem befriedigenden Resultat. Die
Gymnasien , denen die Realschulen Concurrenz zu machen anfin-
gen, nahmen mit den „Realien“ ein Allerhand auf, das ihre Kraft
zersplitterte, ohne ihnen in den Äugendes „missgestimmten“ Pu-
blikums eine grössere Berechtigung zu geben. Andererseits wur-
den auch die Realschulen, welche allerdings aus einem unleug-
baren Bedürfnisse hervorgingen, von der Sticht ergriffen, mög-
lichst vielen Bedürfnissen und Ansprüchen zn genügen Indem
also die höheren Bildungsanstalten der Zeitteudenz Rechnung
tragen wollten, geriethen sie aus der schroffen Einseitigkeit in eine
falsche Allseitigkeit. Dasselbe lässt sich von der Volksschule
sagen, deren „Reformatoren“, nachdem sie die Schranken der
alten Nothdürftigkeit, der blos mechanischen Einübung dessen,
was einem „Chrislenmenschen“ zu wissen und einem brauchbaren
„Unterthan“ zu können Notli thut, durchbrochen hatten, den
Fortschritt in der möglichsten Erweiterung des Unterrichts-
stoffes und der möglichsten Ausbildung jenes Fragenspiels, dialek-
tische Methode genannt, sahen, dessen einseitige Anwendung, in-
dem sie die „Selbstthätigkeit“ des Kindes nothwendig zum Schein
macht, dasselbe nicht sowohl an das Denken als an das Sprechen
gewöhnt und jede innige Aneignung, jede wahrhafte geistige An-
schauung von vornherein verhindert. Was die Universität anbe-
trifTt, deren Begriff die Allseitigkeit ist und welche das gesammte
Volksleben in der Sphäre des wissenschaftlichen Bewusstseins
■wiederspiegeln soll, so hat sie verlialtnissmässig dem „Zeitgeist“
die dürftigsten Concessionen gemacht und für diese wieder ein
eigenes, abscheidendes Fachwerk, die sogenannte philosophische
9*
132
Methodik der Geschichte.
Facullät bestimmt. Während sie dem Hcdiirfiiiss der Nation auch
nicht von Weitem genügt und der Entwickelung der Wissenschaft,
der reicligestaltigen Praxis, den Anfängen eines öifentlichen Le-
bens gegenüber verknöchert und engbrüstig erscheint, kann ande-
rerseits ilire Abgeschlossenheit keineswegs für organische Einheit
gelten. Wir sehen demnach überall, in so weit das Alte sich er-
halten hat, Erstarrung, in so weit die Zeittendenz durchgedrun-
gen ist, Auflösung — einen Zustand, der eben so unerquicklich
wie verderblich ist. Die Abhülfe aber liegt hier, wie immer, nicht
in der Kcstauration, sondern im Fortschritt. Es handelt sich aller-
dings darum, die einzelnen Institute der Volksbildung fest gegen
einander abzugrenzen, ihre Aufgabe zu besondern, zu bestimmen
und zu vereinfachen, zugleich aber darum, sie über ihre frühere
Abschcidung hiuauszuliebcn und ihre besondere Bestimmung zu
dem Ganzen der Nationalerziehung, der Einheit des Volkslebens
in ein bestimmtes Verhältnis zu bringen. Fest in der Einheit
gewinnt die Uesonderung ihr ltecht, so wie umgekehrt die wahr-
hafte Einheit eiue feste und sichere Gliederung fordert.
Hr. Peter will, wie er in der Einleitung sagt, nicht seine
Ideen über die Reform der Gymnasien überhaupt darlegen, son-
dern sich auf den Geschichtsunterricht beschränken. YVir haben
aber schon gesagt, dass er eben durch seine Methode des Ge-
schichtsunterrichts diesen zum llauptlehrobject des Gymnasiums
macht, worin zugleich der Versuch liegt, der Aufgabe des Gym-
nasiums die innere Einheit, welche sie verloren hat, wiederzu-
geben. Ilr. Peter stellt also, ohne es ausdrücklich auszusprechen,
die Geschichte in die M i 1 1 e des gesammten Gymnasialunterrichts,
und wir stimmen auch hierin vollkommen mit ihm überein. — Das
nächste Gegenüber des Gymnasiums ist die Realschule, welche
bestimmt ist unmittelbar in das moderne Bewusstsein eiuzuführen
und ihren Zöglingen die theoretische Befähigung zu geben , sich
an der Volksarbeit im engeren Sinne, deren Zweck die Beschaf-
fung der Bedürfnisse ist, als wirkende Intelligenz zu betheiiigen.
Wie nun der Unmittelbarkeit des Bewusstseins die Vermittelung
, < desselben und der Volksarbeit in der angegebenen Beschränkung
' .i die Gestaltung des Lebens aus seiner Idee, d. h. die Formuliruug
J|i*t der Lebensgemeinschaft gegenübersteht, so lässt sich die Aufgabe
des Gymnasiums im Allgemeinen dahin aussprechcn , dass es be-
y fähigen soll, die Gegenwar t als ein Resul tat der Verg angenheit»
als ejna . vielfach vermittelte Existenz und die verschiedenen Le-
benserscheiuungeu in ihrer idealen Einheit zu begreifen. Die
Lebrobjectc der Realschule sind die modernen Sprachen auf der
einen, Mathematik und Naturwissenschaften auf der andern Seite,
und wir dürfen uns wohl den Nachweis, in wiefern diese Lehrob-
jectc der ausgesprochenen Bestimmung der Realschule entspre-
chen, ersparen. Eben so fällt cs in die Augen, dass, wenn wir
die zeiig unäss erweiterte Aufgabe des Gymnasiums richtig be-
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Peter: Der Geschichtsunterricht auf Gymnasien.
133
zeichnet haben, sein hauptsächlichstes Lehrobject die Geschichte £
sein muss. Die Geschichte ist die Darstellung der menschheit-
lichen Entwickelung in der Weise, dass sowohl der Zusammen-
hang der Ereignisse und Begebenheiten, als der Zusammen-
hang der Lebenszustände in jeder Periode und bei jedem Volke
zur Erscheinung kommt. Es versteht sich von selbst, dass der
Geschichtsunterricht die ganze Geschichte zum Gegenstände hat
und desshalb bei dem Reichthume des geschichtlichen Stoffes
nothwendig ein übe rsichtliche r ist. Aber auch jede einzelne ge-
schichtliche Darstellung hat diesen Charakter insofern, als der
Darsteller aus der grösseren oder geringeren Fülle der Thatsacheu,
die ihm zu Gebote stehen , die wesentlichen hervorhebt und an-
knüpft oder das geschichtliche Material zu einem Bilde für die
geistige Anschauung zusammenfasst und verarbeitet. Hierbei
macht es allerdings einen Unterschied, ob der Geschichtschreiber
derZeit und den Begebenheiten, die er darstellt, näher oder
fernersteht, ob er aus der frischen Ueberlieferung, vielleicht der
eigenen Anschauung, oder aus abgeleiteten Quellen schöpft, ob
ihm die Zustände, Verhältnisse und Motive, aus welchen sich die
Begebenheiten entwickeln, au sich gegenwärtig und verständlich
sind, oder ob er sich ihre Kenntniss erst durch Rückschlüsse aus
den Begebenheiten und die Combination vereinzelter Ueberliefe-
rungen schafft. Im ersten Falle ist die Darstellung unmittel-
barer, lebendiger und auch hei absichtlicher Kürze detailreicher,
itn zweiten reflectirter und auch bei beabsichtigter Vollständigkeit
allgemeiner. Ferner kommt dort nur die Wahrheitsliebe, hier
auch das Urtheil des Geschichtschreibers in Frage. Trotz dieses
Unterschiedes aber erhalten wir in jeder geschichtlichen Dar-
stellung — und diess haben wir Hrn. Peter gegenüber fcstzuhalten
— eine subjectiv bestimmte Auffassung der Thatsachen und eine
blosse Uebersicht, oder auch blosse Andeutungen des Zuständ-
lichen. In der letzteren Beziehung kann sogar ein Geschicht-
schreiber, der der beschriebenen Zeit ferner steht, mehr Aus-
beute gewähren als ein zeitgenössischer, weil dieser keine Veran-
lassung hat, seinen Lesern bekannte Zustände eigens darzustellen.
Sonach bleibt die Geschichtskenntniss, die wir aus den Geschicht-
schreibern schöpfen, immer eine vermittelte und , wenn mau will,
oberflächliche. Wollen wir ein der Vergangenheit angehöriges
Leben wieder erobern und aus möglichst unmittelbarer Anschauung
reproduciren, so müssen wir dieSelbstoffenbarungen dieses Lebens,
seine Ablagerungen und Erzeugnisse, in soweit sie sich ganz oder
bruchstückweise erhalten haben, kennen lernen und mit ergän-
zender Phantasie zusammenstellen. Dass diess bei allen Pe-
rioden und allen Völkern weder möglich , noch für den letzten und
höchsten Zweck der Geschichtserkenntniss nothwendig ist, bedarf
keiner weiteren Ausführung. Wir wollen daher nur das bemer-
ken, dass trotz der „Ungunst des Schicksals“, welche zuweilen
auch wichtige Denkmale geschichtlichen Lebens vernichtet, im
134
Methodik der Geschichte.
Allgemeinen die Möglichkeit und die Notwendigkeit einer Alter-
tumsforschung sich entsprechen , das heisst dass die geschieht-
\ gliche Bedeutung eines Volkes sich immer auch in dem Ueichlhume
W; .Lseiner Hinterlassenschaft documentirt. Fassen wir von hieraus
die Aufgabe des Gymnasiums in das Auge, so ist zunächst zu sa-
gen, dass die allgemeine Geschichtskenntniss für dieselbe
»Glicht ausreicht. Auch von der Realschule ist der Geschichtsunter-
richt nicht ausgeschlossen; aber wenu das Gymnasium die Ge-
schichte gründlicher und umfangreicher lehren soll, als diess in
ißer Realschule möglich und nolhwcndig ist, so kann der Unter-
schied nur darin liegen , dass die Realschule sich auf die allge-
meine und übersichtliche Geschichtskenntniss beschränkt, der
Gymnasialunterricht dagegen theils die Schüler selbst aus den ge-
schichtlichen Quellen schöpfen lässt, theils der Geschichtskennt-
niss, welche immer eine schematische bleibt, die schon ange-
deutete Erfüllung giebt. Während also in der Realschule der
Lehrer die Resultate seiner Geschichtsstudien mittheilt, lässt
sie der Gymnasiallehrer die Schüler wenigstens theilweise selbst-
thätig gewinnen. Ausserdem aber erhält der Geschichtsunterricht
seine Erfüllung und Ergänzung durch die unmittelbare Anschau-
ung der Denkmale und Erzeugnisse, in welchen das vergangene
Leben sich selbst dargeslellt und offenbart hat, und diese An-
schauung bildet sich aus der Vertiefung in das Besondere und Ei-
genthümliche allmälig zu objectiver Betrachtung fort, so dass
sie sich zuletzt zur Allgemeinheit des geschichtlichen CJcber-
blickes erhebt, wie umgekehrt in ihr die geschichtliche Darstel-
lung ihren concreten Inhalt hat und findet. Nur auf diese Weise
vermag das Gymnasium in der l'hat die Fähigkeit auszubilden, die
Mannigfaltigkeit der Lebenscrscheiuungen auf ihre Einheit zurück-
zuführen und den Zusammenhang der Zustände in der Idee zu
begreifen. Weiterhin aber ist geltend zu machen, dass die Er-
füllung und Ergänzung des Geschichtsunterrichts durch das, was
wir kurz mit einem allerdings nicht ganz zusagenden Ausdruck
als Altcrlhumswissenschaft bezeichnen, unmöglich eine allge-
; . ! meine sein kann. Abgesehen davon, dass die Zeit und Kraft
' jW ^weder der Schüler noch selbst der Lehrer hinreicht, bei allen
Geschichlsperioden und bei allen Völkern, welche irgendwie in
der Geschichte auftreten, auf die Selbstdarstellung des Volks-
v-V' lebens , die geschichtlichen Quellen und die geretteten Denkmale
der Volksthätigkeit zurückzugehen, so verdient auch — vom Stand-
punkte des geschichtlichen Interesses im engeren Sinne, das von
dem des schlechtsinnigeu Alterthumsforschers unterschieden ist
— nicht jede Zeit und jedes Volk diese Vertiefung. Ferner
kommt es für den Bildungszweck des Gymnasiums sehr wesent-
lich darauf an, ob eine Zeit und eine Volkstümlichkeit mehr oder
minder geeignet ist, durch ihre Betrachtung zur einheitlichen
Auffassung der Lcbeuserscheiuungcn zu gewöhnen und zu befähigeu.
\\V"A
Peter: Der Geschichtsunterricht auf Gymnasien.
135
Man darf nie vergessen , dass diese Fähigkeit keine von vornherein
vorhandene, sondern gerade das letzte und höchste Ziel des Gym-
nasialunterrichtes ist, dass daher die Kraft des Schülers zusara- v
mengchalten werden muss. Sie darf weder dahin verwandt wer-
den, wo schwer zugängliche und vereinzelte Denkmale einen ver- '
hältnissmässig dürftigen Gehalt bergen, noch dahin, wo theils die
Breite und Verwickelung des äusseren Lebens, theils die abstractc
Innerlichkeit der Richtungen und Gegensätze, theils endlich der
mit beiden Erscheinungen häufig zusammenfallende Mangel einer
ausgeformten und geniessbaren Littcratur die Fertigkeit des Hi-
storikers und die Vertrautheit mit der Entwickeliingsgcschichtc
des „Geistes“ zur Bewältigung des Stoffes in Anspruch nehmen.
— Wir dürfen nach dem Gesagten vorläufig aussprechen, dass
die reproductive Anschauung der Vergangenheit, in sofern sie sich
der concreten Fälle der historischen Existenz bemächtigen will,
auf ei n e Geschichtsperiode beschränkt sein muss. Es kann fer- A.
ner — diess zugestanden — keine Frage sein , dass nur das antike 7t
Leben den angedeuteten Anforderungen entspricht, weil es eines-^
theils als die Blüthe der menschlichen Entwickelung betrachtet J 1
werden muss, anderntheils gerade hier die verschiedenartigen Le-ita'hj^/?)
bensgestaltungen und Lebenstendenzen in dem lebendigsten und/ v-J
anschaulichsten Zusammenhänge stehen, so dass die reproductive
Anschauung nicht der mühsamen Reflexion, sondern nur des lie-
bevollen Eingehens bedarf, um sich ihres Objectes zu bemächti-
gen. Die klare Einsicht des antiken Lebens, in welchem Religion
und Staat, Cultus und Kuust sich noch nicht von einander ahge- - 1
Inst iiaken. ohne doch, wie im Orient, verwachsen zu sein.
löst haben, ohne doch, wie im Orient, verwachsen zu sein, in
welchem ferner das Privatleben so von dem öffentlichen umschlos- [r .
sen und zusammcngehalten ist, dass die Offenbarungen des Volks-
geistes unmittelbar aus der Gemeinsamkeit des Bewusstseins und , L.
Streben» hervorgehen, während doch diese Gemeinsamkeit eine
freie, das Hervortreten der Individualität nicht nur zulassende,
sondern bedingende und fordernde ist, die Concentratiou der wir f
keuden Kräfte und die grossartige Einfachheit aller Verhältnisse
machen es dem Schüler möglich, wahrhaft selbstthätig und selbst
ständig — das Bedingte dieser Selbstständigkeit versteht sich voi
selbst — den Inhalt der griechischen und römischen Geschichte
zu verarbeiten, oder aus dem Genuss und <ler Kenntniss des Ein-
zelnen zum Verständnis des Ganzen zu gelangen. Dieses allmä-
lig reifende Verständnis muss sich für den gesammten Ge-
schichtsunterricht fruchtbar erweisen, einestheils weil es für die
Erklärung einzelner geschichtlicher Erscheinungen fertige \nalo-
gien bietet, anderntheils aber, weil das antike Leben die M itte
darstellt, in welcher die Rntwigkelniig de r Mensch heit sich zu-
sammenfasst und sammelt, um den linden und Ansatz für ihre Er-
weiterung und Vertiefung zu gewinnen. Das Griechentlium ist
die höchste uud schönste Gestalt der noch nicht mit der Natur
136
Methodik der Geschichte.
\ und mit eich eeibst entzweiten Menschheit, die griechische Bll—
düng die Bliithe des mcii8chlieitlicheu Selbstbewusstseins. Die
römische Geschichte ist einerseits eine f ortlaufende praktisch e Kri-
~ ^ik d erjnöglichen Gesellscliafts- und Staats t'o r m e n , andererseits
^ die zusammenhängendste Darstellung der menschlichen und poli-
tischen Thatkraft. Das römische Reich umfasst z uletzt a lle histo-
risch be deutenden Völker der alten Welt, den olbis terrarnm, und
wird durch die nirellircnde Energie des römischen Geistes der
ebene Boden für neue, weitreichende und von vornherein der
nationalen Beschränktheit ledige historische Bildung. Die grie-
chische Geschichte beginnt mit der innerlichen L^y y;ältignng orien-
ta lischer .T raditionen und endigt mit der Eroberung und Erschlics-
sTfilg des Orients , dessen materielle Reichthiimer eben so flüssiger
' w erden , wie die Starrheit oder Dumpfheit seiner religiösen Vor-
stellungen gelöst wird, ein Process, d er für di e Ge nesis de s Chri-
s tcntlmms von Bedeutung ist; die rTJTnTscfie Geschichte zeigt
schliesslich den vergeblichen Kampf des abgeschwächten römi-
schen Geistes gegen das Christenthum und der römischen Herr-
schaft gegen die Germanen. Beide — ■ das Christenthum und
Germanenthum — erstarken in diesem Kampfe, beide erwachsen
innerhalb des Reichskörpers zu ihrer späteren geschichtlichen
Rolle. Denn während das Cliristenthum, die Religion der Unter-
drückten, von unten auf unaufhaltsam aufwärts dringend, die
Herrscherkraft und den politischen Formensinn des römischen
Geistes in sich aufuimmt und dadurch zur Gestaltung der Kirche
befähigt wird, bilden germanische Süldnerschaaren immer ent-
schiedener den Kern der römischen Heere, und die Entbindung
dieser disciplinirten Massen bei der Auflösung und dem Zusam-
mensturz des Reiches ist für das Verständniss der sogenannten
Völkerwanderung und der aus ihr hervorgehenden Staateubildun-
. - gen ein sehr wesentliches, obgleich meistens nur flüchtig berück-
sichtigtes Moment. Fassen wir die Sache allgemeiner, so müs-
sen wir sagen, dass sich das Germanenthum als solches an dem
Gegenüber der römischen Weltherrschaft entwickelt hat, das
heisst aus seiner elementarischcn Formlosigkeit herausgetreten
ist. Andererseits reichen die Traditionen des römischen Kaiser-
reichs tief in das Mittelalter hinein und gewinnen wiederholt eine
folgenreiche Bedeutung. — Das Christenthum und Germaneu-
thum sind die Grundfactorcn der mittelalterlichen und modernen
Geschichte; aber wie sic an und in den Gestaltungen des antiken
Lebens ihre nachhaltige Bestimmtheit erhalten, so zieht sich zwi-
schen ihnen die antike Bildung, zunächst in kümmerlichen Ueber-
resten, später von Neuem erschlossen und entdeckt, fortwährend
hin und beweist, Geist weckend und nährend , ihren unverwüst-
lichen Gehalt.
Wie wir uns auf diese Andeutungen beschränken müssen, um
die Kenntuis8 des classisclieu Alterthums als nothwendiges
I
Peter: Der Geschichtsunterricht auf Gymnasien.
137
Lehrobject des Gymnasiums nachzuweisen , so wollen wir uns be-
gnügen auszusprechen ^ dass die Geschichte der christlichen Re-
ligion und Kirche und die Lectüre des altdeutschen Epos, welche
beide bisher theils dürftig, theils willkürlich behandelt wurden,
in dem Organismus der Lehrobjecte eine feste und keineswegs
untergeordnete Stellung erhalten müssen. Wir brauchen nicht
hinzuzufügen, dass der Religionsunterricht und die deutsche Lite-
raturgeschichte die weitere Umschliessung derselben bilden, weil
sich das von selbst versteht, wohl aber, dass für die Aufgabe des
Gymnasiums die Umschliessung o hu e das Umschlossene, wie es
jetzt häufig geboten wird, kern- und werthlos ist. — Sehen wir
nun weiterhin von den untergeordneten Lehrobjecten des Gymna-
siums, die es aus der Mittelschule herübernimmt und in enger
Beschränkung fortsetzt, nach unserer Ansicht aber in der höheren
Abtheilung ganz aufgeben muss, füglich ab, so erscheinen sämint-
liche Lehrobjecte, mit selbstverständlicher Ausnahme des deut-
schen Unterrichts, insofern er es mit der Sprach form und /
mit der freien Reproduclion des gauzen Lehrstoffes zu thun
hat, als die Erfüllungund Ergänzung des Geschichts-
unterrichts. Hiermit aber gelangen wir zu dem Knotenpunkte
der Differenz zwischen unserer Ansicht u. dem P.’schen Stand punkte,
welchen wir nach dem scheinbaren Umwege, den wir gemacht ha-
ben, mit wenigen Worten charakterisiren können. Die Pcter’sche
Schrift stellt weder den Geschichtsunterricht ausdrücklich in die
Mitte der übrigen Lehrobjecte, noch deutet sie irgend eine Be-
ziehung derselben an. Sie will die Erfüllung des Geschichts-
unterrichts und weist mit der Schärfe und Wärme der Ueberzcu-
gung die Unfruchtbarkeit und Ungründlichkeit des blos übersicht-
lichen geschichtlichen Wissens nach, aber sie will diese Erfüllung
Im Geschichtsunterricht selbst, während wir in derselben die
Aufgabe des Gymnasiums überhaupt sehen. Nach unserer An-
sicht kann der Zweck, den Peter im Auge hat, auch bei der Durch-
führung seiner Methode des Geschichtsunterrichts nur theilweise
erreicht werden; weil er ihn aber innerhalb desselben ganz
erreichen möchte, so wird er za einem Aufwand von Mitteln gc-
dräugt, welcher eben so uunöthig wie schwer zu bestreiten ist.
Hr. Peter macht den Geschichtsunterricht vorherrschend zur
Lectüre der historischen Quellen und zwar vorzugsweise der
naiven Geschichtschreiber. Wir müssen hierbei auf das zuriiek-
kommen , was wir früher über die Tragweite des Unterschiedes
zwischen den naiven Geschichtschreibern — denn das sind die-
jenigen, welche im Strome der unmittelbaren Ueberlieferung ste-
hen und diese, von ihrem Geiste beherrscht, fortsetzen — und
denen, welche die Geschichte pragmatisch behandeln, gesagt
haben, wobei indess die Vorbemerkung uöthig ist, dass auch das
Selbsterlebte oder Naheliegende pragmatisch dargestellt werden
kann , während umgekehrt die naive Behandlung entrückter Ge-
schichtsstoffe eutweder auf Willkür oder Beschränktheit beruht,
&
138
Methodik der Geschichte.
jedenfalls aber einen Werth für die Geschichtsforschung hat. Es
ist durchaus nicht zu läugnen, dass die naiven Geschichtschreiber,
abgesehen von dem Heize, den das Einfache und Ursprüngliche
immer hat, wenn die Form nicht gar zu spröde und dürftig ist,
das geschichtliche Leben, insofern es sich im Geschehenden
äussert, am lebendigsten wiedcrspiegeln , weil ihre Darstellungen,
dem unmittelbarsten Bedürfnis und der Freude am Erzählen ent-
sprungen, weit mehr Gehurten der Zeit als Schöpfungen des
Schriftstellers sind. Dennoch reichen sie, wo die Vertiefung in
das Volksleben wünschenswert!! und nothwendig ist, nicht ans,
nicht nur, weil sie durchschnittlich das Geschehene nur spora-
disch zur Anschauung bringen, sondern weil die Geschichtschrei-
bung überhaupt unter den Selbstdarstellungen des Volkslebens
nur diejenige Bedeutung hat, welche wir den Lebenserinnernngen
des Einzelnen im Verhältnis» zu den Leistungen und Schöpfun-
gen, in welchen er sich olFenbart hat, zuschreiben können. Utn
cs kurz auszudrücken: die gründliche Erkeuntniss der Vergangen-
heit verlangt das Eingehen auf die Offenbarungen des Volksgeistes
in Kunst und Litteratur, in den religiösen Anschauungen und Ge-
bräuchen, in den politischen und socialen Institutionen, in Sitte
und Lebensweise. Hiermit sprechen wir die Aufgabe des Ge-
schieht»- und Alterthumsforschers aus, welcher sich der ganzen
geschichtlichen Vergangenheit, so weit wie möglich, zu bemäch-
tigen hat. Wie wesentlich es für den Gymnasialzweck ist, dass
das concrete geschichtliche Dasein aus unmittelbarer Anschau-
ung reconstruirt wird , haben wir oben ausgefülirt, aber ebenso,
dass dieser Zweck eine bestimmte Beschränkung erfordert. Die
Gymnasialschüler sind eben keine Geschieht»- und Alterthums-
forscher. Wenn es aber hei dem Geschichtsunterrichte überall
auf die Erkenntnis» des Zustaudlichcn ankommt, so ergiebt sich
v aus dem Gesagten von seihst, dass weder die Lectiire der naiven
| Geschichtschreiber, noch die der geschichtlichen Quelleuschrift-
T \ steiler überhaupt genügt, um den Zweck des Unterrichts zu er-
füllen, sondern dass der Lehrer die Resultate seines Studiums
und der Wissenschaft zu verarbeiten und mitzutheilen hat , und
zwar nicht blos ausserhalb der Grenzen, innerhalb deren die übri-
gen Lchrobjecte des Gymnasiums die Ausfüllung des Geschichts-
unterrichts sind. Denn auch da, wo der Schüler die concrete
Vergangenheit aus eigener Anschauung gewinnt, kommt es darauf
an, dass diese Anschauung ihren Abschluss und ihre Fassung fin-
! det, was eben dadurch geschieht, dass sie mit dem von dem Ge-
yschichtslehrer Gegebenen Zusammentritt. Wie aber die Lectiire
' Wer Quellengeschichtschreiber nach dieser Seite hin zu wenig lei-
stet, so ist sie eine Vergeudung von Kraft und Zeit überall da,
wo wir entweder blosse Bearbeitungen vor uns haben, die sich
nicht zur Kunstgeschichtschreibung erheben und aus denen wir
das Ursprüngliche und Unverfälschte, was sie enthaltet!, mühsam
Peter: Der Geschichtsunterricht auf Gymnasien. 139
heraussuchen müssen , oder naive Geschichtschreiber, die das in
unbeholfener und reizloser Form geben, was ohne Verlust zu-
sammengefasst uud ansprechender ausgedrückt »erden kann.
Wenn wir also auch der Lectüre im geschichtlichen Unter-
richte eine angemessene Berechtigung einräumcn, so können wir
doch den zusammenhängenden Vortrag des Lehrers nicht in der y
Weise ausschliesseu , wie es Hr, Peter thut. Dieser reducirt
nämlich die Thätigkeit des Lehrers auf die Elementarübungen, die
wir später berühren , auf die L eitung der Lectüre and auf ge-
schichtsph iloBophische Ausf ührungen in der obersten Classe. Er
meint, dass das Talent zum mündlichen Vortrag sehr selten sei,
und dass daher der Erfolg des geschichtlichen Unterrichts nicht
von diesem abhängig gemacht werden dürfe. Vielmehr soll das
Talent, wo es sich findet, nur die Bedeutung einer erfreulichen
Zugabe haben. Wir können ohne Weiteres zugestehen, dass die
Gabe des lebendigen, Gemütli und Phantasie ergreifenden Vor-
trags, wie ihn allerdings der Geschichtsunterricht, besonders auf
den unteren Stufen, fordert, nicht allzuhäufig vorkommt. Wir
glauben aber, dass die Schuld nicht iu dem Mangel der betreffenden
Anlage, sondern eincstheils darin liegt, dass diese bisher zu wenig
ausgebildet wurde, andcrntheils darin, dass, eben weit der Ge-
schichtsunterricht von den Gelehrlenschtilen vernachlässigt und
trocken oder oberflächlich behandelt wurde, den Geschichtsleh-
rern weder der lleichthum eines frühzeitig erworbenen , lebendig
angeeigneten Materials, noch die Kraft der productiven Anschau-
ung, welche zusammen den anziehenden uud ergreifenden Vortrag
bedingen, zu Gebote steht. Unter der Voraussetzung, dass der
Geschichtsunterricht iu sein volles Recht eintritt, dass man also
cinestheils an den Geschichtslehrer die höchsten Anforderungen
stellt und nicht den Ersten Besten gut genug dazu findet, anderu-
theiis die Zöglinge mit einer tüchtigen geschichtlichen Bildung
entlässt, um aus ihnen in wenigen Jahren die jungen Lehrer zu
wählen , unter der Voraussetzung ferner, dass Schule und Leben
das Taleut des freien Vortrags überhaupt mehr entwickeln, als es
bisher der Fall gewesen ist, dürfen wir hoffen, dass die Erfolge
des Unterrichts künftig nicht mehr an der Unbeholfeuheit der
Lehrer scheitern. Auch die gegenwärtigen Lehrer könnten durch-
schnittlich w eit mehr leisten , als sie in der That leisten, weim sie
ihre Pflicht thuu wollten , die vor allen Dingen darin besteht, dass
sie sich mit dem Inhalte dessen, was sie vorzutragen haben, selbst
erfüllen, also gehörig vorbereiten. Der Lehrer muss auf die
ursprünglichen Quellen zurückgehen , er muss sich ein reiches De-
tail vergegenwärtigen, aus dem er die Züge zu dem auszuführeu-
deu Bilde wählen kann, zugleich aber den idealen Hintergrund
dieses Bildes, den leitenden und zeugenden Gedanken gewinnen.
Er muss ferner einzelne Stellen aus den Quclleuscliriftslelleru,
welche die wörtliche Mittheiluug verlangen und verdienen, vor-
140
Methodik der Geschichte.
lesen, und kann diess um so (läufiger tliun, je schwächer er sich
in der Ausführung des Details fühlt. — Der freie Vortrag behält,
wenn er nur einigermaassen gut ist, stets den Vorzug vor der auf-
gegebenen und durchgefragten Lectiire, dass er einerseits die con-
centrirteste Aufmerksamkeit fordert, andererseits sich der je-
desmaligen Auffassungsfähigkeit, den Voraussetzungen des Ver-
ständnisses und der Richtung des Interesses, die der Lehrer
kennen muss, anschmiegen kann und auch stets, freilich je nach
dem Lehrertalente mehr oder minder, anschmiegen wird. Er
setzt das lebendige Verhältnis des Lehrers und Schülers voraus
und begründet es, hierin aber liegt, neben dem oben ausgeführten,
aus der Sache genommenen Grunde, ein im engeren Sinne päda-
gogischer für die Nothwendigkeit des Vortrags. In einer Zeit,
welche die „Mündlichkeit“ wieder in ihr Recht einsetzen will, ist
es jedenfalls unzeitgemäss, das lebendige Wort aus einer Unter-
richtssphäre hinausdrängen zu wollen, wo es gerade am eingrei-
fendsten wirken kann.
Wir haben schon gesagt, dass wir der Lectüre neben dem
fortlaufenden Vortrag eine Stelle eingeräumt wissen wollen, und
)' ^bfiigen hinzu, dass wir die in den Gymnasialbibliotheken hierzu
vorhandenen Bücher im Allgemeinen ebenso unpassend ausgewählt
finden, wie Hr. Peter, und dass wir die dem Zufall überlassene,
ohne Ordnung und Leitung stattfindende Lectüre für nicht weniger
ungenügend und unfruchtbar halten, wie er. Hr. Peter giebt in
seiner Schrift eine sehr dankenswerthe Zusammenstellung dessen,
was nach seiner Ansicht von allen Schülern gelesen werden muss.
Diess sind theils vollständige Geschichtsbücher, theils ausgewählte
Stücke, welche einer umfassenden Sammlung einverleibt werden
sollen. Mit Recht legt Hr. Peter einen Hauptwerth auf die
Schriftsteller, welche Selbsterlebtes oder aus frischer Ueberlic-
ferung Empfangenes in unbefangener Weise, mit gestaltendem
Sinne, aber ohne viel Reflexion und ohne Ansprüche darstellen, auf
die eigentlichen Erzähler unter den Geschichtschreibern. Diese
— wie der von Peter mit besonderer Wärme besprochene Bernard
Diaz, wie Villehardouin, Joinville u. s. w. — sprechen den jugend-
lichen Geist am meisten an und haben nicht nur den Vorzug, dass
sie das lebendigste Detail geben, sondern auch den, dass sie die
Stimmung ihrer Zeit am unmittelbarsten abspiegcln. Da zu dieser
Classe in weiterer Ausdehnung auch diejenigen meistens kunstlosen
Schriftsteller gehören, welche sich zur Schilderung ihrer persön-
lichen Schicksale und ihrer mehr oder weniger untergeordneten
Theilnahme an den Weltbegebenheiten gedrängt fühlten; so bietet
6ich hier ein weites Feld für Entdeckungen und neue Ausgaben in
Vergessenheit gerathener und doch in ihrer Weise werthvoller
Bücher. — Dass Hr. Peter in Bezug auf die modernen Bearbei-
tungen geschichtlicher Stoffe sehr wählerisch ist, finden wir in der
Ordnung, ebenso, dass er Universalgeschichten uud historische
Peter: Der Geschichtsunterricht auf Gymnasien.
141
Uebcrslchten ganz ausschliesst. Am wenigsten zufrieden sind wir
mit der Auswahl für die neueste Zeit. Die französische Revolu-
tion ist durch die Memoiren der de la llochejaquelin jedenfalls zu
beschränkt und einseitig vertreten. Die Memoiren der Madam
Roland und die considerations der Madame de Stael verdienen schon
wegen der Berühmtheit dieser geisteskräftigen Frauen Berück-
sichtigung. Mignet’s Geschichte zeichnet sich zwar nicht durch
lebendige Schilderung, aber durch grosse Klarheit aus, und wenn
einmal eine Bearbeitung der ganzen Revolutionsgeschichte gege-
ben werden soll , so würden wir die des Franzosen der deutschen
von Dahlmann vorziehen. Für den reifen Schüler, der die fran-
zösische Revolution nicht nur kennt, sondern auch eine Ansicht
über sie hat, wird die Lectüre der Girondins von Lamartine ebenso
interessant wie fruchtbar sein. — Für die Periode „der allmäli-
gen Entwickelung des deutschen Nationalbewusstseins der franzö-
sischen Unterdrückung gegenüber 1 ' reichen Nettelbeck’s Leben
und Nahdcn’8 Wanderungen auch nicht von Weitem aus. Die gc-
mülhvollste und kräftigste Darstellung hat das erwachende deut-
sche Selbstgefühl in Arndt gefunden, und wenn seine Schriften
für das Thatsächliche wenig, aber doch auch einige Ausbeute ge-
währen, so sind sie um so mehr geeignet die Stimmung der Zeit
zu charakterisiren. — ln Bezug auf das Mittelalter haben wir
noch zu bemerken, dass uns die Geschichte Spaniens, welche auf
abgeschlossenem und engerem Raume die Entwickelung des Gan-
zen darstellt, den Gegensatz und die fruchtbare Berührung des
christlich-ritterlichen Abendlandes und des Sarazeuenthums in der
concretesten Form zur Anschauung bringt und an tragischen Mo-
menten reich ist, einer besonderen Berücksichtigung, die ihr Ilr.
Peter nicht zu Theil werden lässt, werth scheint.
Von unserem Standpunkte aus müssen wir die Peter’sche Zu-
I sammenstellung , insofern es sich um eine historische Gymnasial-
I bibiiothek handelt, nicht reichhaltig genug, dagegen für die
I dem Unterrichte systematisch eingefügte Lectüre zu umfas-
■ send finden. Wir verlangen nämlich , dass neben der letzteren,
welche vom Lehrer aufgegeben, vom Schüler in irgeud einer Form
reproducirt wird, auch der freien, lediglich durch die Neigung
des Schülers bestimmten Lectüre ihr Recht bleibe, und dass für
sie ein reichhaltiger und passender Stoff vorhanden sei. Die sy-
stematische Lectüre ist die nothwendige Ergänzung des geschicht-
lichen Vortragsund wird von demselben umschlossen; die freie
Lectüre befriedigt das besondere Bedürfniss des einzelnen
Schülers und gewährt ihm den Genuss der selbstthatigen und nicht
controllirten Erweiterung seiner Kenntnisse. — Wir werden spä-
ter, wenn wir die Stufen des Geschichtsunterrichts besprechen,
Gelegenheit haben, den Kreis der vom Unterricht umschlossenen
Lectüre näher zu bestimmen. Die fiir diese bestimmten Bücher
müssen natürlich entweder vom Schüler selbst augeschail’t werden.
142
Methodik der Geschichte.
oder Ricfi in mehreren Exemplaren in der Schulbibliothek befinden,
insofern nicht die einmalige Vorlesung in der Classe, welche in-
des« nur für kleinere Abschnitte zulässig ist, dem Zwecke des
Unterrichts genügt. — Zum Behuf der freien Lectiire ist sowohl
der Kreis derjenigen Schriftsteller, welche in origineller Weise
eigene Schicksale und Anschauungen darstcllen, als der Bearbei-
tungen zu erweitern. ln ersterer Beziehung sind besonders auch
Keisebeschreibungen, welche nicht nur ein geographisches, son-
dern auch ein geschichtliches Interesse darbieten, aufzunehmen,
von den älteren der Marko Polo und des Adam Olearius Gesandt-
schaftsreise; in letzterer dürfen poetische Producte, in welchen
ein dein geschichtlichen Klcinlehcn entnommener, charakteristi-
scher Stoff so einfach und enthaltsam verarbeitet ist, wie in dem
Kohlhaas von Kleist, ferner historische Darstellungen, wie Wash-
ington Irving's Eroberung von Granada, deren Beiz tlieils in der
Sache, tlieils in der Benutzung der ursprünglichen Quellen und
dem poetischen Geiste des Verfassers begründet ist, nicht fehlen.
Ehe wir die Stufen des Unterrichts, wie sie von Peter und
Löbell gezeichnet werden, besprechen, haben wir kurz auf die von
^tTeter \orgeschlagene Behandlung des Elemeutarischen einzugeheu.
I Ir. Peter will das Gedächtniss in sein Recht eingesetzt, er will,
dass die Jahreszahlen in ähnlicher Weise für sich auswendig ge-
lernt und eingeübt werden, wie das Einmaleins, die Declinationen
und Conjugationen. Die Einübung soll durch Zusammenstellun-
gen, welche tlieils gegeben, thcils verlangt werden, geschehen,
zunächst durch Zusammenstellungen geographisch auseinander
liegender Ereignisse, welche dieselbe Jahrzahl haben, dann durch
Reihen von gleichen Zahlen in aufeinander folgenden Jahrhunder-
ten und in aufeinanderfolgenden Jahrzehnten, endlich durch die
Vergleichung der Quersummen von Jahrzahlen, wobei wir
nicht verfehlen die Entdeckung hervorzuheben, dass die Quer-
summe der in der deutschen Geschichte bedeutsamsten Jahre die
Zahl 15 ist , worauf sich jedenfalls Combinationcn für die Zukunft
gründen lassen. — Wir halten diese abstracten Gedächtnisübun-
gen, insofern sie über den Zweck, die Gleichzeitigkeit und die
Distanz der Begebenheiten äusserlich vorstellig zu machen und
diese Vorstellung im Gedächtniss zu befestigen, hinausgehen, für
unnütze und ahstumpfende Spielereien. Das Gedächtniss soll bei
jedem Unterrichte als solches in Anspruch genommen werden und
besonders in den Jahren, in denen es die entschiedenste Energie
zeigt, weil es das Bedürfnis und die entsprechende Fähigkeit des
jugendlichen Geistes ausdrückt, für die werdende, innerliche ()b-
jectivilät, die Welt der Vorstellungen, ein festes Gerüst zu ge-
winnen , oder die vorstellende Thätigkeit überall ein bestimmtes
Resultat als Besitz ablagern zu lassen. Es bedarf keiner weiteren
Ausführung, dass das Gedächtniss diese Bedeutung immer behält,
und dass die Gcdächtnisserrungenschaften den Geist nicht be-
Peter: Der Geschichtsunterricht auf Gymnasien.
143
schweren, sondern erleichtern, unter der Voraussetzung nämlich,
dass es eben Thätigkeitsresultate sind, welche das Gedächtniss
festhält. Dennoch tritt bei jeder gesunden geistigen Organisation
die Bedeutung uud die Energie des Gedächtnisses in demselben
Maasse zurück, als die innerliche Objectivität ihren Zusammenhalt
in der Idee findet. — Es ergiebt sich aus dem Gesagten leicht,
wie das Gedächtniss im Elementarunterrichte iu Anspruch zu neh-
men ist. Es müssen R es ul täte sein, welche dem Gedächtnisse
eingeprägt werden, oder die Thätigkeit der Vorstellung muss
schliesslich immer einen möglichst objectiren, möglichst äusser-
iichen und desshalb feststehenden Ausdruck erhalten, welcher
dem Gedächtnisse anvertraut wird. Weiterhin müssen die ge-
wonnenen Formeln ebenso in Verbindung treten, wie die Vor-
stellungen, aus denen sie abgeleitet sind, und wenn sie auf diese
Weise die zusammenhängende (Jmschliessung eines bestimmten
Ganzen von Vorstellungen bilden , so dienen sie schliesslich dazu,
sowohl die innere Befestigung als die Erweiterung dieses Ganzen
zu unterstützen, indem sie den Anhalt für Wiederholungen und
Zusätze abgeben. Dieser Fortschritt der Gedächtnissbeschäftigung
im Elementarunterrichte ist bei allen Disciplinen derselbe. Wenn
aber der Gegenstand des Unterrichts Formen sind, welche für
sich keinen realen Inhalt, sondern nur abstracte Verhältnisse und
Beziehungen ausdrücken, so fallen die Vorstellung und die äus-
serliche Fassung derselben überall sofort zusammen, und der
Unterricht beginnt daher mit Zusammenstellungen, welche aus-
wendig gelernt werden müssen, um dann zu den Uebungen, iu
welchen die ausgedriiekten Beziehungen an einem bestimmten
realeu Inhalte erscheinen, fortzugehen. Hiermit ist z. B. der
Gang des sprachlichen Elementarunterrichts ausgesprochen, den
Ilr. Peter als Analogon für seine geschichtlichen Eleraentnr-
iibungen heranzieht. Man sieht imless leicht, worin bei der
Gleichheit der wesentliche Unterschied liegt. Bei dem ersten
Sprachunterrichte ist die Vertrautheit mit den Formen der Sprache
Zweck; sie müssen also zunächst für sich zusammengestellt und
dann an wirklichen Sätzen, deren Iulialt ein gleichgültiger ist, zur
Erscheinung gebracht und eingeiibt werden. Bei dem Geschichts-
unterricht ist die Vertrautheit mit den Formeln, welche einen
verarbeiteten Inhalt äusserlich ausdrücken, Mittel, und eben
desshalb ist zu einer willkürlichen und künstlichen Einübung, wenn
sie einmal auswendig gelernt sind , kein Grund vorhanden, da die
reproducirende Wiederholung von selbst und nothwendig auf sie
zurückkoinmt. Uebrigens wollen wir hier sogleich bemerken,
dass die Resultate der geschichtlichen Vorstellungen nicht nur in
Jahreszahlen , Personennamen und Facten , sondern ebenso in geo-
graphischen Angaben zu formuliren sind, und zwar in der Weise,
dass die chronologische und die geographische Formel , welche
letztere als eine mit Punkten — Mittelpunkten und Aussenpuukten
144
Methodik der Geschichte.
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r\
— und mit Linien — Umfang- oder Grenzlinien und Bewegungs-
linicn — construirte Figur erscheint, neben einandergestelit, aber
in ein Verhiltniaa gebracht werden.
Für die Stufen des Geschichtsunterrichts hat Peter das Ana-
w logon der naiven, pragmatischen und Kunstgeschichtschreibung,
Löbcll ein auf Inhalt und Behandlung der Geschichte bezügliches
A und B, indem er die einfache, gläubige Wiedergabe desUeber-
ferten und die kritische Sichtung, die Geschichte der Thaten
und Ereignisse und die Geschichte der Culturentwickelung, die
Darstellung des Thatsächlichen und die ideelle Betrachtungsweise
gegenüberstellt. Er bestimmt hiernach, indem er die biographi-
sche und poetische Behandlung der Geschichte vom eigentli-
chen Geschichtsunterricht ausschliesst, zwei Stufen desselben,
deren erste es hauptsächlich mit dem Zusammenhänge der Er-
eignisse zu thun hat und sich streng auf das Thatsächliche be-
schränkt, deren zweite aber zur Cultnrgeschichte fortgeht und
sich zwar nicht zu geschichtsphilosophischen Ueberblicken und
Betrachtungen erhebt, aber die einzelnen Erscheinungen erklärt
und motivirt. Wir bemerken hierbei vorläufig, dass Löbell die
erste Stufe als den Elementarunterricht ausspricht, als geschichts-
philosophische Betrachtungen aber nicht etwa die Construction des
Zuständlichen und Thatsächlichen aus der Idee, sondern allge-
meine Reflexionen über den Grund und Verlauf der Ereignisse
auffasst. — Peter will natürlich für die erste Stufe die Lectüre
der naiven, für die zweite der pragmatischen und für die dritte
der Kunstgeschichtschreiber. Die Thätigkeit des Lehrers auf
allen Stufen ist die Leitung der Lectüre ; auf der ersten aber hat
er ausserdem die beschriebenen Eicmentarübungen vorzunehmen,
die auf der zweiten zum Abschluss zu bringen sind , und auf der
dritten hat er gcschichtsphilosophische Ausführungen zu geben,
die uach den Beispielen oder vielmehr dem Muster, das er giebt
— denn er theilt eine kurze Geschichtsphilosophie mit — , dem
Begriffe des Geschichtsphilosophischen weit näher stehen, als jene
von Löbell beispielsweise ausgeführten Reflexionen, die nach sei-
ner Ansicht über der Aufgabe des Gymnasiums liegen. — Auch
für seine Elementarübungen hat Peter eine Analogie: die chrono-
logische Behandlung der Geschichte in den Chroniken. Löbell
will den geschichtlichen Stoff io logisch geordnete Ucbersichten
zusammengefasst und diese auswendig gelernt. Ausserdem em-
pfiehlt auch er Aufgaben, die mit den Peter’schen einige Aehu-
lichkeit haben, obgleich er von den Zusammenstellungen nach
äusseren Beziehungen zu denen nach inneren fortgehen will. Nach
den als Beispiele angeführten Fragen und Antworten aber müssen
wir auch hier die Unfruchtbarkeit derartiger Uebungen behaupten.
Wenn der Schüler gefragt wird: „welche Jahrzahl der römischen
Geschichte, die eine wichtige Begebenheit bezeichnet, giebt ver-
doppelt eine andere sehr bedeutende Epoche derselben *1“ so wird
Löbell : Grundzüge einer Methode des geschichtl. Unterr. n. s. w. 145
er die Antwort: 244 d. St. and 488, nur durch Probiren ge-
winnen können, eine Arbeit, die ihn allerdings zwingt, die Reihe
der ihm bekannten Zahlen durchzulaufen, aber als eine Anstren-
gung um Nichts — denn das Resultat wird er bald wieder verges-
sen und mit Recht — peinlich ist. Die allgemeinen Repetitio-
nen, bei welchen nach den Thatsachen in den verschiedenartigsten
Beziehungen, welche mehr oder weniger willkürliche und äusser-
liche sein müssen , gefragt wird, bieten die einzige naturgemässe,
aber vollkommen ausreichende Gelegenheit, die auswendig ge-
lernten Zahlen ausser den gegebenen festen Reihen und Gruppen
angeben zu lassen und sie dadurch geläufig zu machen. — Was
das Auswendiglernen der LöbeH’scheo Uebersichten betrifft, so
spricht sich die Peter’sche Schrift hierüber ganz treffend aus. Es
darf nur zweierlei auswendig gelernt werden: das rein Formelle
und die Ausprägung eines bestimmten Inhalts in einer ihm
völlig und für immer adäquaten Form. Die „Uebersichten“
fallen unter keine dieser beiden Kategorien. Q
i . Während Löbell die Abstufung des Unterrichts vorzugsweise/f«..
Jlbr eine Erweiterung des Stoffes bestimmt, indem zuerst nur der
® ^Zusammenhang der Ereignisse , später der Zusammenhang des Zu-
tPständlichen oder, wie es Löbell bezeichnet, die Culturgeschichte
um Lehrzwecke wird, geht Peter vorherrschend von der Be-
\j *■ liand lung des geschichtlichen Stoffes aus, wobei er auf die Er-
kenntnis des Zuständiichen fast gar keine Rücksicht nimmt, son-
dern ah den Geschichtsstoff die Fülle der Thatsachen betrachtet,
eine Einseitigkeit, in welcher seine Ueberschätzung der Lectüre
ihren eigentlichen Grund hat. Er will auf der ersten Stufe aus
der Lectüre der naiven Geschichtschreiber „Geschichten“ als
kleine, abgerundete Ganze, auf der zweiten aus der Lectüre der
pragmatischen Schriftsteller den Zusammenhang der Begeben-
heiten, wie er sich als Ursache und Folge darstellt, gewinnen.
Auf der letzten Stufe soll der nun vollständig vorhandene ge-
schichtliche Stoff aus höheren Gesichtspunkten znsammengefasst
werden. Auf der ersten Stufe soll vorzugsweise Gcdächtniss und
Phantasie, auf der zweiten neben diesen der Verstand in Anspruch
genommen werden. Auf der letzten Stufe soll der Gedanke als
die Herrschaft der Idee über den Stoff zu seinem Recht kommen.
— Wir verkennen das Richtige, was sowohl der Peter’schen als
der LöbeH’schen Abstufung zu Gruude liegt, keineswegs, wie aus
den folgenden Andeutungen hervorgehen wird, finden aber beide
in Beziehung auf die Aufgabe des Gymnasialunterrichts über-
haupt und für den Aufbau eines zugleich lebendigen und geord-
neten geschichtlichen Wissens ungenügend. Indem wir dem von
Beiden Gegebenen ein Drittes gegenüberstellen wollen, müssen
wir von vornherein auf eine weitere Ausführung verzichten und
die ergänzende Thätigkeit des Lesers in Anspruch nehmen.
Die Aufgabe des Gymnasiums lässt sich,\wie wir oben ausge-
IV. Jahrb. f. Phil. u. Päd. od. Krit. Bibi. Bd. LX. Hfl. 1 . 10
-\
L
146
Methodik der Geschichte.
sprochen haben, nicht für sich bestimmen, sondern muss im
Verhältnis8 zu der gcsammten Volkserziehung aufgefasst werden.
Alle Erziehungs- und Unterrichtsanstalten müssen eine organi-
sche Einheit darstellen, innerhalb deren der allgemeine Erzie-
hungszweck nach verschiedenen Seiten , aber zusammentreffend
verwirklicht wird. Jeder Organismus aber zeigt eine stufenweise
Darstellung seiner Einheit in der Weise, dass er den aus sich selbst
entwickelten Gegensatz nach unten und oben wieder zusammen-
fasst. — Indern wir, um den Zweck des Gymnasialunterrichts
vorläufig festzustellen , den Gegensatz des Gymnasiums und der
Realschule zum Ausgangspunkt genommen haben, haben wir die
entschiedenste Zweiseitigkeit, zu welcher cs der Schulenorgauis-
mus überhaupt bringt, schon ausgesprochen. Die unmittelbarste
Einheit des Volks und der Volksbildung ist in der Volksschule dar-
gestellt. Die Volksschule soll die gesammte Volksjugend umfas-
sen und diejenige Bildung gewähren, welche der Ausdruck des
allgemeinen Cnlturzustandes, zugleich aber oder vielmehr desshalh
die nothwendige Basis für jede weitere Entwickelung und Ver-
mittelung des Wissens und Könnens ist. Der Unterricht der Volks-
schule hat ein für sich abgeschlossenes und vollständiges Resultat:
das Volksbewusst8cin in seiner einfachsten , concentrirtesten Form
als Eigentlium der Einzelnen und die Fähigkeit, an dem Gemein-
lebcn in freier Weise Theil zu nehmen. Der Zweck der Volks-
schule muss sich für die, welche aus ihr unmittelbar in das prak-
tische Leben eintreten , erfüllen, während sie für diejenigen,
welche eine weitere theoretische Vorbildung verlangen, die Be-
deutung der Elementarschule und zwar der bestmöglichen hat. —
Die höchste und vermitteltste Darstellung des einheitlichen Volks-
bewusstseins, die Verwirklichung desselben in der Sphäre des
wissenschaftlichen Gedankens, ist die Universität, welche noch
Schule ist, insofern sie die Resultate der wissenschaftlichen
Arbeit mittheilt, aber über die Schule hinaustritt, insofern die
Mittheilung in sich selbst das Moment der geistigen Production
hat, weil der Schüler sich zu dem Gegebenen nicht nur aufneh-
mend, sondern zugleich kritisch verhält, der Lehrer aber nicht nur
anzuregen und zu ergreifen hat, sondern, indem er diess anstrebt,
selbst angeregt und ergriffen wird. Das Element der Univer-
sität ist die wissenschaftliche Begeisterung, welche sich aus dem
_____ persönlichen Gegenüber des Lehrenden und des selbstständig
Lernenden erzeugt. Wie die Universität aber den Uebergang von
der Schule zu der hezuglosen und insofern abstractcn wissenschaft-
lichen Arbeit darstellt, so vermittelt sie ebenso die Schule und das
zur Selbstgcstaltung gelangte oder strebende Volksleben. —
Zwischen der Universität und der Volksschule stehen zunächst das
Gymnasium und die Realschule, welche den Gegensatz der dop-
pelten Arbeit des Volkes, welche wir kurz als seine ideale und
reale bezeichnen können , verkörpern. In der Universität finden
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Löbell: Grundzüge einer Methode des geschieht!. Unterr. u. s, w. 147
beide ihre Einheit, und wir sind beiläufig der Ansicht, dass die
Realschule nicht weniger als das Gymnasium einen Theil derer,
welche die Universität besuchen , vorbilden muss. Der Gegen«},
satz des Gymnasiums und der Realschule aber kann nicht unmit-}
telbar aus der Volksschule herauswachsen, vielmehr ist ein Mit^
teiglied noth wendig, welches wir mit dem historischen Namen der f ,
„lateinischen Schule“ oder mit dem aus der Sache hergenomme-djPO*
nen der Mittelschule bezeichnen können. Die Aufgabe der latei-*/
nischen Schule ist die En tfal tu ng des in der Volksschule Ge
gebenen aus seiner einfachen , concentrirten Form , und die Aus-
bildung der Ausdrucksfahigkeit. Ihre Methode ist: die strenge
und übersichtliche Ordnung eines möglichst reichen Details, im
Gegensatz gegen das Verweilen bei dem das Allgemeine reprä-
sentirenden Besondern, wie es der Volksschule eigenthiimlich ist,
und im Gegensatz gegen die pers pecti visc h e Behandlung der
Stoffe — wir finden keinen kürzeren Ausdruck — wie sie in
den höheren Lehranstalten zur Geltung kommt. Ueber der latei-
nischen Schule steht, zwischen Realschule und Gymnasium die
Zarückbiegung der entfalteten Volksschule nach sich selbst dar-
stellend , das Seminar.
Wenn wir uns mit diesem flüchtigsten Abriss begnügend den
Geschichtsunterricht als das Hauptlehrobject des Gymnasiums in
das Auge fassen, so schliesst er sich an den Unterricht der Volks-
und lateinischen Schule an und setzt sich in den Geschichtsvor-
trägen der Universität fort, hat also eine doppelte Begrenzung,
die durchaus zu berücksichtigen ist, wenn seine eigenthümliche
Aufgabe erfasst werden soll. Der Universitätsunterricht soll das
selbstständige Studium anregen, unterstützen und regeln, eine
Aufgabe, die als dreiseitige, als Geschichts- und Alterthums for-
schung — die Kritik der Quellen und die Charakteristik der
Alterthümer — , als hypothetische Pragmatik — die den unterbro-
chen erscheinenden oder dunkeln Zusammenhang der Ereignisse
ausfüliende und aufklärende Darstellung — und als geschichts-
phiiosophische Verarbeitung des Stoffes — die von der Geschichts-
Philosophie sich durch grösseren Keichthum des vorgefiihrten
Details und das Absehen von abstracten Kategorien unterscheidet
und bei künstlerischem Talent zum Kunstwerk werden kann — •
sich darstellt. Wir brauchen hierbei nur anzudeuten, dass Pcteri
die Aufgabe der Universität theilweise in das Gymnasium verlegt, V.
während Löbell die Leistungsfähigkeit des Gymnasiums zu nie- T
drig greift. — Was von der andern Seite den Geschichtsunter- i
rieht der Volksschule und der lateinischen Schule betrifft, wel-
chen das Gymnasium vorauszusetzen hat, so ist in der Volksschule
allerdings noch von keinem selbstständigen Geschichtsunter-
richt die Rede. — die Welt künde der Volksschule fasst Ge-
schichte und Geographie unmittelbar zusammen, in der Weise,
dass sie erklärende geschichtliche Rückblicke giebt, der deutsche
10 *
148
Methodik der Geschichte.
Unterricht liefert vereinzelte Erzählungen aus der Geschichte,
der Religionsunterricht hat die biblische Geschichte, das heisst
eine von Anfang bis zu Ende, trotz der verständigen Ausprägung,
mythische Volksgeschichte als einen wesentlichen Beslandtheil
— aber sie bildet, wie aus dem eben Gesagten hervorgeht, die
Fähigkeit der geschichtlichen Auffassung und zwar nach ihren drei
wesentlichen Seiten aus. In der lateinischen Schule aber legt sich
die Weltkunde in Geschichte und Geographie auseinander, und
ihr Geschichtsunterricht giebt, ihrer Aufgabe und Methode ge-
mäss, das universalgeschichtliche Detail in festen Gruppen und
strenger Eintheilung. Wir haben es nun eigentlich nur mit dem
Gymnasium, nicht mit der lateinischen Schule zu thnn, deren
Leistung im Allgemeinen als die Unterlage des geschichtlichen
Gymnasialunterrichts zu charakterisiren wäre. Weil aber sowohl
Peter wie Löbell die lateinische Schule nicht voraussetzen, da-
gegen Gymuasialclassen , welche die Stelle dieser einnehmen, und
weil es darauf ankommt, genauer zu bestimmen, was dem Gvm-
nasialunterrichtc bei unserer Beschränkung seines Zcitumfauges
übrig bleibt, so umzeichnen wir zunächst die beiden Stufen,
durch welche der Geschichtsunterricht der lateinischen Schule ge-
führt wird.
Die erste Stufe nennen wir die bi og rap h isc h - h is t or i -
sehe, eine Bezeichnung, die, wie alle, deren BegrilT noch nicht
durch den Gebrauch bestimmt ist, einer Erläuterung bedarf. „Hi-
storisch“ ist nämlich hier nicht gleichbedeutend mit „geschicht-
lich“, sondern soll gerade, von dem alterthümlichen „Historie“
hergenommen, einen Unterschied gegen das Geschichtliche aus-
driieken. Es handelt sich auf dieser Stufe um jene ,. abgerundete
Ganze“, von welchen Peter spricht , also um Geschichtsbil-
der. Der Meinung P.’s entgegen aber glauben wir, dass die Mehr-
zahl dieser Geschichtsbilder allerdings eine geschichtliche Per-
sönlichkeit zur Mittelgestalt haben kann und muss. Einestheila
haben gerade die Weltbegebenheiten und Weltzustände, welche
dem Verständnis» des hier in Betracht kommenden Alters zugäng-
lich sind, in grossen Persönlichkeiten ihre Träger oder ihre con-
centrirteste Darstellung, und wenn allerdings der geschichtliche
Stoff nicht vollständig um sie gruppirt werden kann, so soll dies»
I eben auch nicht der Fall sein , da jede höhere Stufe nicht nur eine
neue Behandlung des materiell Vorhandenen, sondern auch neuen
Stoff bringen soll. Anderntheils haben die Schüler dieser Stufe
das ihrer Verständnissfähigkeit entsprechende Bedürfnis , Ereig-
nisse und Zustände als das Resultat eines charakteristischen W il-
lens zu wi ssen, ein Bedürfnis», welcfies die Mythendicniung aller
“Völker entschieden bestimmt. Ausserdem sollen neben die Bio-
graphien — die diese keineswegs in dem gewöhnlichen Sinne sind,
dass sie das ganze Leben eines Mannes mit gleichmässiger Aus-
führlichkeit abspinnen, sondern vielmehr an sich schon „Historien 4 '
Löbell: Grundzüge einer Methode des geschieht!. Unterr. u, s. w. 149
sind — die Darstellungen abgeschlossener Begebenheiten und ein-
zelne „Geschichten“, gewissermaassen Anekdoten im höheren
Sinne treten. — Wir müssen cs uns versagen, eine beispielsweise
Zusammenstellung solcher Biographien und Historien wenigstens
für eine Periode zu geben, und bemerken daher nur, dass sie in
der mittelalterlichen und neuen Geschichte viel weitere Massen
nicht heraugezogenen und verarbeiteten Geschichtsstoffes zwischen
sich lassen, als in der alten Geschichte, welche, die Perioden des
Verfalls, sowohl des griechischen als des römischen Lebens, und
bezüglich der griechischen Geschichte die der Lectiire zu über-
lassende, im engereu Sinne mythische Periode, ferner, wie natür-
lich die ostasiatische und auch die ägyptische Geschichte a u sge- |
nomm eu, sich ziemlich vollständig biographisch - historisch be- I
handeln lässt. — Was diese Behandlung anbetrilft, so ist immer!
eine geographisch - ethnographische Einleitung, das heisst eine!
Naturschilderiiiig des Landes und eine lebhaft colorirte Darstel-l
lung der physischen und geistigen Volkseigenthümlichkeit noth- I
wendig, womit die Geographie der Volksschule sporadisch repro-
ducirt und erweitert wird Ueberhaupt darf die Verknüpfung der
Geographie und Geschichte, wie sie in der Volksschule statt hatte,
nicht plötzlich gelöst werden , und die Geographie bleibt durch
alle Stufen des Geschichtsunterrichts hindurch die Basis, auf wel-
che er stets zu seiner Erfüllung und Begrenzung zurückkommen
muss. Dass weder Löbell noch Peter ausführen, in welcher Weise
diess geschehen muss, wenn sie auch die Geographie als Unter-
lage des Geschichtsunterrichts obenhin erwähnen, ist ein wesent-
licher Mangel ihrer Methodik. — Ebenso wenig wie eine Einlei-
tung kann ein Schluss, welcher die Folgezeiten in allgemeinen
Umrissen zeigt, entbehrt werden. Beide, Einleitungen u. Scliluss-
ausführungen , bringen die Geschichtsbilder in einen, bei weiteren
Lücken allerdings nur losen , aber insofern ausreichenden Zusam-
menhang, als die Lücken als solche gewusst werden, und trotz
der Abgeschiedenheit der einzelnen Gruppen, welche sic um so
klarer heraustreten lässt, ein vorläufiger Ueberblick gewonnen
ist. Was die eigentliche Erzählung anbetrilft , so muss sich der
Lehrer so viel wie möglich ist, ohne die vom allgemeinen Unter-
richtszwecke bedingte Gruppirung zu beeinträchtigen, an die »
Quellenschriftsteller halten. Manche Partieeil des flerodot sind C,
schon an sich so fest und anmuthig abgerundete Geschichtsbilder,
dass sie nur geringe Modificationen bedürfen , um dem Zwecke
des Lehrers vollständig zu entsprechen.
Es versteht sich nach dem oben Gesagten von selbst, dass
wir neben dem Unterrichte hinlatifende Elementarübungen nicht
zulassen können. Es kommt nur darauf an, dass jede Gruppe von
Vorstellungen, wie sie in sich zum einheitlichen Bilde verarbeitet
ist, so eine rein äusserliche Darstellung in zwei entsprechenden
Gruppen — einer chronologischen und einer geographischen —
d
150
Methodik der Geschichte.
findet und hiermit ihre Befestigung erhält. Für die Zahlengruppe
ist immer der Zeitumfang und eine Mittelzahl, ausserdem Vor-
und Nachzahlen zu geben. Für die Partie: Soion und die Pisi-
stratiden z. B. würde die Zahlengruppe folgende sein: Zeit: 600
— 500. Athen gelangt aus Wirren und Kämpfen zu einer festen
Verfassung und bildet seine Kraft. Mittelzahl 560. Pisistratus
bemächtigt sich der Tyrannis. Vorzahl : 594. Soion wird zum
Gesetzgeber Athens. Nachzahlen: 527. Tod des Pisistratos.
514. Ermordung des Hipparchos. 510. Vertreibung des llippias.
— Es fällt iu die Augen, dass benachbarte Gruppen in einander
übergreifen und hierdurch von selbst Vergleichungen veranlassen.
So würde für eine vorangehende Partie, Crösus und Cyrus, die
Zeit 610 — 529 sein, die Mittelzahl 559 von der der andern Gruppe
nur um ein Jahr ditferiren, der Tod des Pisistratus und Cyrus um
zwei Jahr. — Für die geographische Gruppe würde der Mittel-
punkt, die Umgebung und die Ausscnpunkte anzugeben sein. Die
chronologischen und geographischen Gruppen müssen immer sofort
auswendig gelernt und bei den monatlichen Repetitionen wieder-
holt und verglichen werden.
Die zweite Stufe ist die uni v er s al pra gm a tische. Auch
hier ist der Name durch die Sache zu erläutern. Unter der prag-
matischen Behandlung der Geschichte verstehen wir überall eine
solche, welche die vorherrschende Tendenz hat, die Begeben-
heiten als nothwendige Aufeinanderfolge zu zeigen. Diese Ten-
denz bedingt einerseits eine die Darstellung, mag sie noch so leb-
haft uud anschaulich sein, überall durchziehende, ihr gewisser-
maassen immanente Reflexion über die Ursachen und Wirkun-
gen des Geschehenden, andererseits die Neigung, den Verlauf der
Dinge so weit wie möglich zu verfolgen, also zu einer continuir-
liclien Entwickelung des Geschehenen. Wenn also die Geschichte
auf der zweiten Stufe pragmatisch behandelt werden soll, so heisst
das, dass der geschichtliche Stoff nicht, wie auf der ersten Stufe,
zu gruppiren, sondern in continuirlicher Darstellung zu entwickeln
ist, dass ferner die Begebenheiten als nothwendige Reihen zum
Bewusstsein gebracht werden. Hierin liegt insofern ein Fort-
schritt über die biographisch - historische Behandlung der Ge-
schichte, als der strenge Begriff derselben das zeitliche Nachein-
ander ist und dieser Begriff in der anreihenden Verknüpfung der
Thatsachen zur klaren und entschiedenen Erscheinung kommt, die
Auffassung des Causalnexus aber die selbstständige Verstan-
desthätigkeit theils voraussetzt, theils bildet. — In der Natur der
pragmatischen Geschichtsbchandlung liegt es aber von vornherein,
dass sie die Universalität anstrebt oder die Tendenz hat, eine
all gern eine Geschichte zu geben. Der Fluss der Begebenhei-
ten ist eben ein stetiger, die Kategorie der „Ursache und Wir-
kung“ treibt über die festgestellten Grenzen der Darstellung fort-
während nach beiden Seiten hinaus, und das Interesse an dem
Löbell : Grundziige einer Methode de* geschieht!. Unterr. u. s. w. 151
Zusammenhänge des Geschehenden hat schon den Charakter
eines wissenschaftlichen Triebes , welcher immer ein Ganzes um-
fassen will. Wir haben allerdings pragmatische Geschichtschrei-
ber , welche einen eng begrenzten Vorwurf haben , aber diese
Selbstbeschränkung ist stets in einem bestimmten praktischen
Zwecke begründet. Je entschiedener Zweck und Interesse des
pragmatischen Geschichtschreibers rein theoretische sind , um so
mehr werden die Weltbegebenheiten als solche das Object seiner
Darstellung. — Ist aber das Streben nach Universalität durch die
pragmatische Behandlung der Geschichte au sich bedingt, so
muss dies* bei dem Unterrichte, welcher einestheils von vornher-
ein deu Zweck der wissenschaftlichen Bildung im Auge hat , an-
derntheils die vorhandenen Leistungen als Material verarbeitetem |Ja
besonderer Weise der Fall sein. Jede Stufe des Unterrichts / |(
giebt für sich die gesammte Geschichte, obgleich selbstverständ- 1 P J
lieh in einer durch den vorherrschenden Gesichtspunkt bestimmten V
Beschränktheit. Hierbei wird aber immer zwischen zwei Stufen ’
das Verhältnis eintreten, dass die eine in der Ausbreitung des
geschichtlichen Gebiets nach festen Funkten oder Stellen sucht,
wo der Zusammenhang des Geschehenen am concretesten
erscheint und ein allseitiger Umblick möglich ist, die andere den
geschichtlichen Process in dem Nacheinander seiner Momente ins
Auge fasst. Es bedarf keiner Auseinandersetzung, dass die er-
stere Stufe als eine sporadische Vertiefung in das geschichtliche
Leben das Verständuiss des einheitlichen Zusammenhanges vor-
bereitet, und dass der universale Charakter des Unterrichts erst
in der zweiten zur vollen Geltung kommt. Hierdurch ist es ge-
rechtfertigt, wenn wir die zweite Stufe des Geschichtsunterrichts
der lateinischen Schule die u n iv e rsa 1 pragmatische nennen. Wir
werden hernach sehen, wie die beiden Stufen des geschichtlichen
G^mnasialunterrichts denen der lateinischen Schule entsprechen
oder als erweiterte und vertiefte Wiederholung derselben gelten
müssen. Wie aber für den Standpunkt der lateinischen Schule
die pragmatische Geschichtsbehandlung die Geschichtskenntniss
zu einer allgemeinen, also relativ vollständigen macht, so hat diese
Vollständigkeit umgekehrt ihre Schranke oder die Aufgabe des
Unterrichts ihre engere Bestimmtheit an dem, was die pragmati-
sche Methode zu leisten vermag. Die pragmatische Methode zeigt
den Zusammenhang der Ereignisse unter sich, ihre Entwicke-
lung auseinander, nicht aber ihre tiefer liegende Vermittelung in
den Lebeiisziistäuden. Ebendesshalb aber muss sich die pragma-
tische Geschichtsbehandlung, um sich nicht in breite Gehaltlosig-
keit zu verlieren, auf die Darstellung derjenigen „Weltbege-
benheit“ beschränken, in denen die Völker wie die Einzelnen
über die Innerlichkeit ihres Daseins, die ruhige Verarbeitung des
vorhandenen Lebensinhaltes hinaustreten, also auf Zeiten, in denen
der Geist der Geschichte sich in rasch und weitwirkeuden Ercig-
152
Methodik der Geschichte.
nissen, im harten Kampfe unversöhnlicher Gegensätze, in grossen
Thaten offenbart. Nur durch diese Beschränkung vermag die
universalpragmatische Behandlung der Geschichte das zu leisten,
was sie allein leisten kann, was aber zugleich ihre höchste Auf-
gabe ist: die menschliche Entwickelung in ihrer dramatischen
Einheit darzustellen. Wenn nämlich das Wesen des Drama’s
darin liegt, dass die Gegensätze, welche in der Breite des Lebens
verborgen und auseinandergehalten das Element der Unruhe in die-
sem Leben sind, zusammengedrängt und verkörpert werden, in
ihrem Conflict aber zugleich die Persönlichkeiten aus ihrer Inner-
lichkeit herausgerissen sich selber unmittelbar uud energisch zur
Erscheinung bringen, so wird die CTeschichtc zum Drama, wenn
die allmälig entwickelten geschichtlichen Gegensätze zum Conflict
kommen und, die Massen in Bewegung setzend, die innerlichste
Kraft in frappanten Wirkungen offenbaren. Insofern aber die Ent-
wickelungsperioden der Menschheit durch solche reale Geschichts-
dramen, d. h. durch revolutionäre Krisen eingeleitet und bestimmt
werden und der Fortschritt der Geschichte in ihnen am anschau-
lichsten zur Erscheinung kommt, ist eine einheitliche Darstellung
der Geschichte als eines sich in verschiedenen Acten fortsetzen-
den Drama’s möglich und, um die einfach- energische Vorstellung
des geschichtlichen Zusammenhanges zu erzeugen, uothweudig.
Hiermit sprechen wir eine solche Darstellung als eine pädago-
gische Forderung und zwar, wie aus der bisherigen Ausführung
von selbst hervorgehen muss, für die Stufe des Geschichtsunter-
richts aus, von der hier die Rede ist. — Die erste Periode der
alten Geschichte würde z. B. in folgenden Abtheilungen zu be-
handeln sein : die Begründung und Ausdehnung des persischen
Reichs (bis Darius) — die Perserkriege — der peloponncsische
Krieg — der Eroberungszug Alexander s d. Gr. — Hieran würde
sich als erste Abtheilung der zweiten Periode anschliessen : der
Krieg der Römer mit Pyrrhus, weiterhin: der erste punische Krieg
und so fort. Wie die biograplijsch-hislorische Stufe ziemlich zu-
sammenhängend die römische Geschichte bis zur Unterwerfung
Mittel- und Unteritaliens, so wird die universalpragmatische Stufe
in ähnlichem Zusammenhänge die Ausdehnung des römischeu
Reichs und die Bürgerkriege behandeln. Ebenso ist die griechi-
sche Geschichte bis zu den Perserkriegen und nach Alexander —
die letztere sehr sporadisch — auf der biographisch- historischen
Stufe behandelt, und innerhalb des eingeschlossenen Zeitraumes
lässt auch die universalpragmatische Stufe einige Lücken. — Es
fällt in die Augen, dass die Abtheilungen dieser Stufe nicht we-
niger wie die der vorigen eine Einleitung und einen Schluss ver-
langen, zugleich aber die fortschreitende Erzählung unterbre-
chende, episodische Rückblicke umschlicssen. Das auf der ersten
Stufe Gegebene wird theilweise recapitnlirt und erscheint in neuer
Beleuchtung, theilweise fallen die biographischen Historien gerade
Löbell: Grundzüge einer Methodik de« geschieht!. Unterr. n. s. w. 153
in die Lücken, welche die univcrsalpragmalische Darstellung las-
sen muss, und geben einen Anhalt für die einleitenden und schlies-
senden Uebersichten, welche jene Lücken nur leicht überbauen.
Wir halten es für unnöthig, besonders auszuführen, wie sich
die auf der zweiten Stufe zu gebenden Zahlreihen zu den Zahlen-
gruppen der ersten verhalten. Was die geographische Formuli-
rung jeder Abtheilung betrifft, so ist sie eine dreifache : eine Orts-
namenreihe für Schlachten und sonstige Ereignisse, die Angabe
der vorkommenden Bewegungsliuien für Züge, Expeditionen, Rei-
sen u. s. w. und die Umgrenzungslinien für den geschichtlichen
Schauplatz. Im Unterrichte selbst , für den Wandkarten ein un-
entbehrliches Bedürfnis sind , muss stets eine genaue Beschrei-
bung des Terrains, auf welchem agirt wird , gegeben werden, eine
gleiche der natürlichen und künstlichen lliilfsmiltel. Hiermit
wird die Geographie der lateinischen Schule sporadisch re-
produeirt und detaillirt, aber nicht, wie auf der vorigen Stufe die
Geographie der Volksschule in der Einleitung, sondern innerhalb
der eigentlichen Darstellung und bei fast allen Momenten derselben.
Die Lcctiire, welche der Lehrer neben seinem Vorträge an-
zuordnen hat , besteht auf der ersten Stufe aus den Bearbeitungen
der religiösen und geschichtlich- mythischen Volkssagen, auf der
zweiten vorzugsweise aus Entdeckungs- und Reisebeschreibungen,
welche einestheils Ausblicke über den engeren Schauplatz des ge-
schichtlichen Lebens gewähren , anderntheils der dramatischen
Spannung, weiche der Unterricht unterhält, gegenüber die Be-
deutung von Erholungspausen und so zu sagen epischen Ruhe-
plätzen haben, während sie zugleich den geweckten geographischen
Sinn in geschichtlicher Form befriedigen und gelegentlich- unmit-
telbare, also vorläufige Schilderungen des Zuständlichcn geben.
Ausserdem sind Darstellungen von Augenzeugen der Begebenhei-
ten oder von Mithandelnden, z. B. der Bernard Diaz, zu lesen,
um da, wo der Unterricht sich mit Ueberblicken begnügen muss,
wenigstens einzelne Partien durch lebhafte Färbung auszeichnen.
Die beiden Stufen des Gymnasialunterrichts, zu denen wir
jetzt übergehen und die wir im Rückblick auf die bisherigen Aus-
führungen kurz behandeln können, sind die ethnographische
und die uuiversalgeschichtliche. Zur Erläuterung der er-
sten Bezeichnung haben wir sogleich zu bemerken , dass nicht der
gesammte geschichtliche Stoff in ethnographischer Form verar-
beitet werden soll, sondern dass es sich nur um die Specialge-
schichte der Griechen, Römer und Deutschen handelt. Die Ein-
wendungen, welche Löbell gegen die abgesonderte Behandlung
der Volksgeschichte macht, scheinen uns von keinem Belang; sie
heben sich grösstentheila von selbst, wenn der Geschichtsunter-
richt der lateinischen Schule, wie wir ihn gezeichnet haben, vor-
ausgesetzt wird , und im Uebrigen können wir auf das oben über
die Aufgabe des Gymnasiums und seines Geschichtsunterrichts
154
Methodik der Geschichte.
Gesagte zurückweisen. — Die Forderung, dass jede Stufe des
Geschichtsunterrichts die gesammte Geschichte umfassen muss,
haben wir selbst geltend gemacht, zugleich aber dahin bestimmt,
dass die Zusammengehörigkeit zweier Stufen für die dem Stand-
punkte einer Lehranstalt entsprechende Bewältigung des ge-
schichtlichen Stoffes vorauszusetzen ist, und dass der universale
Charakter des Unterrichts immer erst auf der zweiten zur vollen
Darstellung kommt. Dennoch hat auch schon die in dem angege-
benen Sinne beschränkte ethnographische Behandlung der Ge-
schichte die Tendenz zur Universalität, weil die genannten Völker
die eigentlichen Mittelvölker der Geschichte sind und ihr Leben
das Gesamintleben thcils wiederspiegeit, theils thatsächlich von
ihr umschlossen in den mannigfachsten Berührungen und Reibun-
gen zur Erscheinung bringt.
Fragen wir, was dem Gymnasialunterrichte nach der Leistung
der lateinischen Schule übrig bleibt, so geht aus dem Bishe-
rigen zunächst hervor, dass bezüglich der Vollständigkeit des ge-
schichtlichen Stoffes, worunter wir das gesammte von der Ge-
schichtswissenschaft gewonnene und abgeklärte Material der That-
sachen verstehen, nicht wenig Lücken, die nur durch Uebcrsichten
leichthin überbrückt sind, so wie die leer gelassenen Räume in
der Umgebung des in der engsten und strengsten Begrenzung ge-
nommenen geschichtlichen Terrains ausgefüllt werden müssen.
Hierbei ist iudess wohl zu beachten, dass der schon gegebene und
sicher geordnete Reichthum des geschichtlichen Details die we-
sentlichsten Thatsachen enthält, weil das, was die lateinische
Schule mitthcilen kann und muss, diejenigen Facta sind, welche
für sich Bedeutung haben oder das geschichtliche Interesse als
solches und im engeren Sinne in Anspruch nehmen. — Fassen
wir weiterhin den geschichtlichen Stoii nicht in seiner Breite, son-
dern in seiner Tiefe in das Auge, so bleibt dem Gymnasialunter-
richte die zusammenhängende Entwickelung des in-
ner e n Völkerlebens, der sittlich -materiellen Zustände und der
geistigen Productivität darzustellen übrig. Es lässt sich darüber
streiten, in wieweit die Cuiturgeschichte in die allgemeine Ge-
schichte aufzunehmen ist. Wenn aber das Gymnasium überhaupt
die Aufgabe hat, den Zusammenhang der Lebenszustände zum Be-
wusstsein zu bringen, und wenn der Geschichtsunterricht dieser
Aufgabe am directesten dient, so kann es keine Frage sein, dass
er die Culturzustände eingehend behandeln muss. Diess ist um
so nothwendiger, als der Gymnasialunterricht nicht nur Resultate
mitzuthcilen , sondern die Fähigkeit selbstständiger geschichtlicher
Forschung auszubilden hat. — Was die Methode des geschicht-
lichen Gymnasialunterrichts anbetrifft, so hat er bei der Verar-
beitung und Anordnung des Stoffes von idealen Gesichtspunkten
ausztigehen, also die Bedeutung und Tragw eite der einzelnen gros-
sen Ereignisse auszusprechen, die Gestaltung der Verhältnisse
Wiener: Wörterbuch zum Pentateuch,
155
und Zustände, wie sie das Geschehende bedingt und durch das-
selbe vermittelt wird , zur Anschauung zu bringen , die Einthei-
lungs- und Anordnungsgriinde des geschichtlichen Stoffes begreif-
lich zu machen und theils von allgemeinen Charakteristiken aus-
zugehen , theils mit solchen zu schliessen. Es handelt sich hier-
bei weder um moralisirende Reflexionen und „Wahrheiten 11 ab-
strahirende Betrachtungen, wie sie Lobeil beibringt und als „zu
hoch“ für den Standpunkt des Gymnasiums bezeichnet, während
wir sie für schlechtweg unnütz und einem untergeordneten Stand-
punkte der Geschichtsauffassung angehörig betrachten, noch um
die Constructiou der Geschichte nach logischen Kategorien, son-
dern darum, dass die Erscheinungen der Geschichte innerlich
verbunden und einheitlich aufgefasst werden, wodurch der Reich-
thufn des Details nicht verloren geht, sondern erst wahrhaft zum
geistigen Eigenthume wird. — Da der geschichtliche Gymnasial-
unterricht nicht nur den der lateinischen Schule zur Voraussetzung
hat, sondern alle Lehrobjecte seine Ausfüllung sind, so kann und
muss er an vielen Stellen auf das, was der Schüler kennt u weiss,
hinweisen, seine Ausführlichkeit wird demnach eine ungleich-
massige seiu. — Die letzte Stufe behandelt die ganze Geschichte
streng periodenweise, innerhalb der Perioden aber t heil weise
ethnographisch.' — Wir schliessen damit , die Lecliire der Peter’-
schen Schrift allen Schulmännern als anregend und gehaltreich
dringend zu empfehlen. Die Löbell’sche ist von weniger Ge-
wicht und man muss sie wenigstens nicht gelesen haben.
Weimar. Heinrich Deinhardt.
mim ■raitj Wörterbuch zum Pentateuch. Als Hülfsmittel für das
r • " : t
Verständniss des Textes und der grammatischen Formen der heil.
Schrift beim Schul- und Privatunterrichte , bearbeitet von t)r. M.
Wiener, Oberlehrer an der Religionsschule der isr. Gemeinde zu
Hannover. Krstes Heft rv’ffltt‘13 “CO — Hannover. Helwing’sche
Hofbuchhandlung. 1850. VI und 92 SS. 8.
Der Hauptzweck , welchen der Verf. des vorliegenden Büch-
leins bei der Herausgabe desselben hatte, ist in dem Titel ausge-
tir tickt. Es sollte nach der Vorrede S. III das Buch ein Hülfsbuch
für die Schüler des Verf. sein, um sich für die Lectionen im Pen-
tateuch gehörig vorzubereiten und bei vorkommenden Versäum-
nissen das unterdessen Durchgenommene nachholeu zu können.
Der Verf. hofTt, dass seine Arbeit auch über die Grenzen seiner
Wirksamkeit hinaus von Nutzen sein werde. Er habe sich bemühl,
die Bildungsgesetze der Sprache beim Nomen durch Angabe des
Nominativs (soll heissen stat. abs.) und beim Verbum der 3. pers.
j
Digitized by Google
156
Hebräische Sprache.
ging, pract. kal dem Schüler zun Bewusstsein zu bringen. Bei
Anführung der Bedeutung sei er der Zunz’schen Bibelübersetzung
nicht sclavisch gefolgt. Er habe auch solche Interpretationen auf-
genommen , die von namhaften Gelehrten an minder bekannten
Orten gegeben werden; dann und wann habe ersieh erlaubt (?),
selbst eine Erklärung zu geben. Aus leicht einzusehenden Grün-
den seien zu Cap. 19, 30 — 38 sämmtliche und im 24. Verse des
38. Cap. einige Wörter nicht übersetzt. Dagegen haben manche
Vocabeln mehrmals eine Erklärung gefunden. Bei Verben sei die
Form und Wurzel angegeben worden und mögen die Verba, bei
deuen diess nicht angegeben ist, den Lehrer veranlassen, sich zu
vergewissern, ob der Schüler sich wenigstens die einzelnen For-
men des bj? gemerkt hat. Für den Fall, dass dem Gedächtnisse
des Schülers ein nicht öfter w iederholtes Wort entrückt sein sollte,
sei ein alphabetisch geordnetes Register beigefügt. Der gramma-
tische Anhang, weit entfernt, die Stelle eines systematisch geord-
neten Lehrbuches ersetzen zu wollen, sei zunächst für seine
Schüler berechnet. Schliesslich versichert der Verf., mit Fleiss
und Eifer an dem Buche gearbeitet zu haben.
Wir haben einige Hauptpunkte aus der Vorrede hervorge-
hoben, damit der eigentliche Standpunkt des Verf. um so klarer
hervortreten möchte. Betrachten wir von diesem Standpunkte
das Buch selbst, so wird sich aus der Beantwortung der Frage, ob
das Buch seinem nächsten Zwecke entspricht, zugleich ergeben,
ob die Hoffnung des Verf., dass es „auch über die Grenzen sei-
ner (des Verf.) Wirksamkeit hinaus von Nutzen sein werde“, Aus-
sicht auf Erfüllung habe.
Es kann überhaupt noch sehr in Frage gestellt werden, ob für
Knaben von 10 Jahren, selbst wenn sic ohne Kenntniss des Grie-
chischen, ohne genügende Vorbildung im Lateinischen sind, für
den im Lebersetzen des A. T. zu machenden Anfang ein Vocabti-
laritim, welches die vorkommeuden Wörter nach der Reihenfolge
enthält, nothwendig sei oder ob dazu ein gewöhnliches Lcxicon
— wie etwa das von Fürst oder Biesenthal — genüge. Allein
wir wollen einmal die überwiegende Nützlichkeit oder selbst die
Nolhwendigkeit eines solchen Vocabulariums statuiren. In diesem
Falle glauben wir aber andere Anforderungen an ein solches Buch
machen zu müssen, als sie der Verf. für nöthig hält.
Ausser der Kenntniss der Laute und einiger Uebung im Le-
sen, ist vor allem die Kunde der Grundformen des Verbums, des
Nomens mit ihren Bildungen, und der Hauptpartikeln erforderlich.
Wie diese zu gewinnen, davon nachher. Diese Vorbildung vor-
ausgesetzt, wird es möglich und räthlich sein, den Knaben sofort
an ein Stück aus dem A. T., insbesondere der Gen., hinanzuführen.
Es kann für einen Knaben in dem Alter von 10 Jahren und auf der
Stufe der grammatischen Bildung, wie wir sie vorausgesetzt ha-
ben, ein Buch, welches ihn mit den in seinem Texte vorkommenden
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Wiener: Wörterbuch zum Pentateuch.
157
Wörtern bekannt macht, von grossem Nutzen sein. Ein solches
Buch muss aber nach der Ansicht des Unterzeichneten mindestens
enthalten: 1) eine genaue Angabe der Grundbedeutung jedes vor-
kommenden Wortes nebst derjenigen aus jener abgeleiteten Be-
deutung, welche an der betreffenden Steile in Betracht kommt;
2) eine genaue Analyse der vorkommenden Verbal- und Nominal-
bildungen, für die Nomina wenigstens der Flexionen und Suffixa.
Wir furchten nicht, dass uns vom Standpuncte der Wissenschaft
oder der Praxis diese Forderungen bestritten werden. Sehen wir,
wie der Verf. ihnen genügt hat.
Was die Bedeutung der Wörter anbetrifft, so finden
wir durch das ganze Buch hindurch nicht etwa die Grundbedeu-
tung angegeben, dann die abgeleitete gerade in Betracht kom-
mende Bedeutung; sondern wir finden neben dem hebr. Worte
entweder eine wörtliche Uebersetzung oder eine mehr umschrei-
bende Ucbertragung. In der mehr oder minder wörtlichen Ueber-
setzung haben wir ein durchgreifendes Princip nicht entdecken
können; wir müssen annehmen, dass die Zunz'sche Uebersetzung
hier maassgebend gewesen ist. Ein solches Auflösen aber der
Uebersetzung eines vorliegenden Textes in ihre einzelnen Ele-
mente ist offenbar von geringerem Nutzen, als wenn man dem
Schäler jene Uebersetzung selbst in die Hände giebt.
Ungleich mangelhafter noch ist das Vocabolariura hinsicht-
lich der Analyse der Verbal - und Nomi n ai forme n. Will
man dem Anfänger, der von dem ganzen Formengebiete der Spra-
che erst einen sehr kleinen Theil übersieht, eine grammatische
Analyse geben, welche geeignet ist, theils ihn in dem ihm bekann-
ten Boden zu befestigen, theils eine Erweiterung dieses Bodens
anzubahnen, so muss für das Verbum mindestens gegeben werden:
1) eine vollständige Analyse der vorliegenden Verbalform; 2) a. die
Formen des perf. und imperf. Qal , in sofern sie Vorkommen (wenn
Qal nicht vorkommt, so ist die nnpunctirte Wurzel anzugeben),
b. das perf. und imperf. des an der Stelle vorkommenden Stam-
mes, und wenn speciellere Formen Vorkommen, successive Ablei-
tung dieser aus den beiden Hauptformen. So z. B. Gen. I. 12
ttsipfl 3 sg. imperf. com. Hi. von sot), imperf. »an, Hi. perf
serrn, imperf. twsT», volunt. starn. Auf diese Weise ist von dem
perf. das perf. cons.; von dem imperf. der einfache volunt.; von
dem einfachen volunt. a) der durch das n— der Richtung ver-
stärkte volunt b) der einfache imperat. und der durch das n- der
Richtung verstärkte imperat ., c) das sog. imperf. cons. abzuleiten.
Es versteht sich von selbst, dass es uns hier nicht auf diese oder
jene Terminologie bei der Analyse, sondern nur auf die strenge
Unterscheidung der Formen an sich und auf deren successive Ab-
leitung ankommt. Bei Angabe der Nominalformen muss unserer
Ansicht nach der sg. abs. mit dem Genus, der sg. comlr., der sg.
mit suff., der pl. abs. und constr ., der pl. mit leichtem und mit
A
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158
Hebräische Sprache.
schwerem sufj. angegeben werden «nd zwar keine fingirte, son-
dern nur wirklich vorkommende Formen. Die Analyse aber, wei-
che der Verf. von den Verbal - sowohl als Notninalformen giebt,
ist nur geeignet den Anfänger in Verwirrung zu bringen.
Es bleibt uns übrig den Beweis von der Mangelhaftigkeit der
Arbeit des Verf. hinsichtlich der Wortbedeutungen und hinsicht-
lich der grammatischen Formen zu liefern. Wir wählen dazu
gleich den ersten Abschnitt Gen. 1 — 11, 3. Neben rwtfttn I, 1 führt
der Verf. cisn auf; wir bemerken das nur desshalb, weil der Verf.
ein solches etymologisches Verfahren sonst keineswegs durchge-
fiihrt hat, wesshalb es hier als eine Inconseqnenz erscheint. —
Vs. 2 sind wvn und via, als ob es adjectiva wären, ohne weiteres
durch „öde“ und „wüst“ übersetzt. Wi „Geist, Wind,
Hauch“, also die ganz abgeleitete Bedeutung vorangestellt. —
In Vs. 5 ist die ordinale Geltung von ins< „ein“ nicht bemerkt.
— Vs. 6 ist S'R’i schlechtweg durch „Ausdehnung“ übersetzt,
für den Anfänger natürlich unverständlich. — Vs. 10 da? „Me e-
re.“ Ueber die Bedeutung des dem Anfänger offenbar auffälli-
gen pl. ist nichts gesagt. — Vs. 11 tttänn „es lasse hervor-
spriessen“, während doch X" 1 ®“!? von das junge Griin
bedeutet Grünes h er vo rb r i ng e n. — Vs. 21 ■’Sft „See-
tliier“ statt grosses Wasserthier, mbo'i „kriechend“
statt sich bewegend, sich regend, da das Kriechen ge-
rade hier nicht passt. — Vs. 26 o*tx „ein Mensch“, während
es hier das Menschengeschlecht bezeichnet, wie besonders
OT}?} zeigt.
Was die Analysis der Verbal- und Nominalfor-
men anlangt, so geht der Verf. hier offenbar von bestimmten
Grundsätzen gar nicht aus. Bei Verbalformen finden wir im-
mer nur prael.^fut., part., injin ., imp. kal(piel, hiph., niphal etc.)
bezeichnet, aber sehr oft fehlt alle Bezeichnung oder sie ist un-
vollständig wie Gen. 2, 6. 7 fi|5utni hiph. von npc, 121?? kal von
12?. Wir begnügen uns hier aus dem obigen Abschnitte Gen.
1 — II, 3 nur einige Beispiele der grössten Nachlässigkeit anzufüh-
ren, da jeder sic auf den ersten Blick das ganze Buch hindurch
fiuden kann. Vs. 3 “10x15 fut. kal von 102 — w von rnn — "*>1
(ohne Bezeichnung). — Vs. 4 so?? von PttH. — Vs. 7 to?? fut. kal
von nbs. — Vs. 9 vtjs? fut. niphal von nip (statt 3 pl. m. volunt.
niphal ), fut. niph. von nso (statt 3 sg. f. volunt. in der
vollen Form des imperf. statt des ungebräuchlichen volunt. mit
dem Pi- der Richtung). — Vs. 22 an? fut. kal von po*\ Wer
sieht nicht ein, dass eine solche Analyse nur geeignet ist, den
Anfänger in die vollkommenste Verwirrung zu bringen 1 — Bei
den Nominalformen fehlt eigentlich alle Analyse, ja die Sub-
stantivs sind oft ohne weiteres durch Adjectiva übersetzt.
Als wesentliche Mängel haben wir noch zu rügen: die Nicht-
bezeichnung des Tones der paeuultima und der ultima, wo letztere
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Wiener: Wörterbuch zum Pentateuch.
159
von den gewöhnlichen Regeln abweicht; das Uebersehen der vor-
kommenden Pausalformen ; das Hinweggehen über Vocale, die
unter praehxis stehen, z. U. das (kurze oder lange) a des Artikels,
das s des Vortons und andere Kleinigkeiten, auf die gerade der
Anfänger nothwendig aufmerksam gemacht werden muss.
Aufgefallen ist uns noch, dass der Verf Vorrede S. V irnah
Gen. 1, 11 und die entsprechenden Formen der Parallelstellen er-
klärt : „von w el c he r Art es auch sei, von jeder Gat-
tung“, was eben so ungenau als unnöthig ist, dessgleichen dass er
„das schwierige' 1 (?) riiasb Gen. 2, 3 durch halten, feiern er-
klären will, da doch das riteb xpa bereits durch Ewald Gr. §. 544
die vollkommen genügende, auch von Tuch anerkannte Erklärung
gefunden hat. — Aber die Berücksichtigung der Ewald’schen
Grammatiken und des Tuch’schen Commentars haben wir an vie-
len Stellen vermisst. Wir sind ungewiss, ob diess der Unkenntniss
dieser Werke oder, was uns nach der Vorrede wahrscheinlicher
dünkt, der Gebundenheit des Verf. an die traditionelle Erklärung
— von der er sich nur selten und gleichsam mit Gewalt ernanci-
pirt — zuzuschreiben ist.
Wir bemerken nur noch, dass das ganze Buch diesem ersten
Abschnitte geuau entspricht.
Wenden wir uns nun zur Reurtheilung des „grammatischen
Anhanges.“ Im Allgemeinen lässt sich nun nicht läugnen, dass
der Verf. in der Auswahl dessen, was er in diesem kurzen An-
hänge giebt, ein richtiges Gefühl für das, was dem Anfänger Noth
thut, an den Tag legt. Der praktische Lehrer ist hier nicht zu
verkennen. Allein in der Fassung der Hegeln vermissen wir nicht
selten Klarheit und Präcision. Der Verf. scheint von der Ansicht
derer auszugehen, welche meinen, bei Anfängern komme es auf
eine präcise Fassung der Regeln nicht an. W'ir sind dagegen der
Meinung, dass hinsichtl. der Grammatik dem Anfänger, ehe man ihn
zur Lectüre überführt, nur möglichst Weniges, aber diess in der mög-
lichst genauen u. namentlich in einer solchen Fassung gegeben wer-
den müsse, welche die unmittelbare Anknüpfung späterer Ergänzun-
gen u. Erweiterungen verstattet, nicht aber in einer solchen, welche
später wieder umgeworfen werden muss. Sehen wir, wie der Verf.
seine Aufgabe im Einzelnen gelöst hat. §. 1 — 10 behandeln die
Laut- und Schrifllehre. — §.2 handelt von den Vocalen. Der
Verf. nimmt deren zehn (5 lange und 5 kurze) an. Diese Ein*
theilung führt zur vollkommensten Confusion, zumal der Verf.
neben der richtigem Aussprache auch die der polnischen und
deutschen Juden festhält. So lesen wir: pap*) lang a oder o,
fnat lang e oder ei, tabiri lang o oder au; ferner bin» p"pn lang i,
"pap pprt kurz i , ppwi lang u , pap kurz u. Auch die Unter-
scheidung des pwan pap vom pap ist ungenügend. In letzterer
*) Wir behalten die Bezeichnung des Verf. bei.
A
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160
Hebräische Sprache,
Hineicht genügt für den Anfänger die einfache Regel: „-ist n in
jeder ei nfachen (mit Ausnahme von DMrrjg und cionffi) und in
jeder zusammengesetzten betonten; dagegen Ö in jeder
cusammengesetz ten unbetonten Silbe.“ im Allgemeinen
ist aber eine genaue Vocalbezeichnuiig allein nach der jetzigen
hebr. Schrift selbst für den Anfänger ganz unmöglich : man muss
jedenfalls die Lehre von der alten unpunctirten und der späteren
puuetirten Schrift vorausschicken. — §.4 ist principalitcr vom
trän (lene) tt. nur en passant vom Fjn (forte) die Rede, wäh-
rend letzteres doch ungleich wichtiger ist. — §. 7 ist die Regel:
„Das Fi!« steht immer nach bx, nx, bs 44 hinsichtlich der beiden
letzten Partikeln auf den Kopf gestellt. — §.8 ist die Erklärung
des ira durchaus ungenügend. — §. 10 ist die Erklärung der bei-
den Hauptarten von Silben in den Worten: ,.jede('?) geschlossene
Silbe hat einen kurzen Vocal; findet sich eine offene Silbe mit
einem kurzen oder eine geschlossene Silbe mit einem langen Vo-
cale, so muss sie den Ton erhalten 41 , theils unrichtig, theils wie-
der auf den Kopf gestellt. Neben dem Begriffe der eng geschlos-
senen Silben muss aber auch der der lose geschlossenen — in
Verbindung mit Shvä medium und Dag. lene — erklärt werden.
— §. 11 ist ausser kleineren Ungenauigkeiten offenbar unrichtig:
„Sollen die Präpositionen a, 3, b vor den Artikel treten, so wird
letzterer we ggcl a ss en 44 (!). — §. 12 sehen wir nicht ein, war-
um „man die Endung o''- u neig entlieh (?) die Dualcndung zu
nennen pflegt, 44 — §, 13 ist die Bezeichnung des suff. („an Zeit-
Wörtern!“) in ‘’xiaa als „Nominativ 44 (als ich kann) gründ-
lich verkehrt und nur geeignet den Anfänger zu verwirren. Sonst
ist die Behandlung der Pronomina §. 13 und 14 (auch als snffixa
nach b , -nx und -nx ) zu loben; dessgleichen die Norainaiflexion
mit Suffixen. Nicht minder §. 16 und 17, wo nur bei der „Yo-
caiverkürzung 44 in nbins die Erklärung durch das Wegfallen
des ä des Vortones fehlt. — Auch die Zahlwörter §. 18 und 19
sind im Ganzen gut behandelt. Nur fehlt die Erklärung der
„merkwürdigen 14 Erscheinung, „dass bei den Zahlwörtern
von 3 bi* 19 gerade die Endung n- dem Masc. angehört. — Die
verhältnissmässig ausführliche Behandlung des regelmässigen (star-
ken) Zeitwortes mit dem Paradigma und für Hitp. zugleich
waRrrt §. 20 — 28 verdient im Allgemeinen Lob. Nur haben wir
S. 80 die Erwähnung des voiiintativns, durchweg die Scheidung
des inf. abs. und constr. vermisst; auch ist im imperf. Ni. S. 81
unrichtig rannen statt nroen angegeben. Manche Erklärungen
hätten wir genauer und bestimmter gewünscht. — Von den unre-
gelmässigen (schwachen) Zeitwörtern bezeichnet der Verf. §. 29
nur im Allgemeinen 7 (Massen (mit Ausschluss der verba guttnra-
lia und der ) und führt dann blos das kal der Verba rrn und
nias durch. — §. 30 behandelt den Ton des Verbums, aber nicht
mit der erwünschten Genauigkeit. Ucberhaupt ist die Nichtbe-
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|' Bomhard : Aufgaben zu lateinischen Stilübungen. 161
Zeichnung des Tones in den Paradigmen sehr zu tadeln. — §. 31
behandelt noch in Anschluss an §. 13 und 14 die Präpositionen a,
bx, ba, ds, -jo, bax, ya, ira, i«, vjnx, nnp, bbja, nasa und
9 mit Suffixen und zwar in tabellarischer Form. Vom praktischen
Standpunkte aus billigen wir das sehr; doch hätten wir etwas
strengere Scheidung der Partikeln (nach den Suffixen: einfache
Suffixa , wirkliche und scheinbare Pluralsuffixa) und eine Erklä-
rung des in sich wiederholten 1*3, des tos und der andern Compo-
sita gewünscht. — §. 32 behandelt schliesslich ziemlich genügend
das icopulativum in seinen verschiedenen Verbindungen u. Formen.
Sollen wir nun unser Urtheil im Allgemeinen aussprechen, so
wird unserer Ansicht nach der „grammatische Anhang “
zur Erwerbung einer grammatischen Vorbildung bei Knaben, wie
sie der Verf. als seine Schüler sich denkt, geeignet sein, wenn die
von uns bemerkten Mängel nebst einigen unbedeutendem, die wir
nicht erwähnt haben, daraus entfernt sind. Was dagegen das
Wörterbuch anlangt, so glauben wir, dass die oben erwähnten
Mängel so bedeutend sind, dass das Buch selbst für seinen näch-
sten Zweck unbrauchbar ist; am wenigsten wird aber von einem
„Nutzen über die Grenze seiner (des Verf.) Wirksamkeit hinaus“
bei der dermaligen Beschaffenheit des Buches die Rede sein kön-
nen. Wir hoffen, dass der Verf. selbst bei genauerer Prüfung
unsere Ausstellungen begründet finden und bei den folgenden
Heften beachten wird, wenn er nicht eine sofortige Umarbeitung
des „Wörterbuches“ vorzieheu sollte.
Celle. C. Schwaros.
Aufgaben zu lateinischen Stilübungen für die mittleren Gymnasial-
classen. Von Dr. Chr. Bomhard, königl. baier. Schulrath u. Prof.
Nürnberg, Verlag von Bauer und Raspe, 1848. XII u. 200 S. 8.
Als theoretisches Ziel lateinischer Stilübungen fiir Ober- und
Mittelclassen wird allgemein hiugestellt: die Beförderung einer
logisch-sprachlichen Gymnastik des Geistes durch
Sprachvergleichendes Denken. Man will damit die blos roulinirte
Fertigkeit des Lateinschreibens, welche die Vorzeit erstrebte und
erstreben musste, als überwundenen Standpunkt bezeichnen und
die einzig haltbare Zweckbestimmung für diese Gymnasialübung
nach der Forderung der Gegenwart anführen. Hierin wird Jeder-
mann beistimmen. Fragt man aber nach der Realisirung des Zie-
les oder nach der praktischen Seite der Ausrührung, so entsteht
unter Andcrm die Frage: sollen rein deutsche Stoffe zum Uebcr-
setzen gewählt werden oder soll man das Deutsche dem lateini-
schen Colorit möglichst aubequemen? Und hierin gehen die An-
, sichten noch mehrfach auseinander.
N. Jahrb.f. Phil ». PäiL od. KrU. Bibi. Bd. LX. Hfl 2. 11
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162
Lateinische Sprache.
Wenn eine neue Idee mit Entschiedenheit Geltung gewinnt,
so kann es nicht fehlen, dass man bisweilen das gehörige Maas«
überschreitet und die vermeintliche Neuheit bis zum Extreme fort-
führt. So scheint es auch hier der Fall zu sein. Viele nämlich
wollen schon für die Secunda nur Stoffe aus deutschen Classikern
gewählt wissen und glauben gerade dadurch das vorgesteckte Ziel
am besten erreichen zu können. Aber dem Praktiker, der nicht
nach Ideen, sondern uur nach der Wirklichkeit urtheilt, werden
wohl folgende Bedenken entstehen:
Erstens ist die ganze Methode nicht so neu, als Manche zu
glauben scheinen. Denn Vergleichungen, Unterschiede und Aehn-
lichkeiten, kurz das Ab wägen der einzelnen Eigenthümlichkeiten
zwischen Deutsch und Lateinisch haben verständige Lehrer von
jeher in Anwendung gebracht, weil ohne solche Uebungen ein
Uebersetzen ins Lateinische überhaupt nicht möglich ist. Die
Neuern haben nur das Verdienst, dass sie die Sache mit grösserer
Entschiedenheit und klarerm Bewusstsein durchgeführt haben.
Zweitens sind diejenigen, welche nur Stoffe aus deutschen Clas-
sikern wählen, genöthigt, durch viele Citate, Verweisungen auf
Grammatik, Umformungen der Sätze, Syuonymbcstimmungeu, Di-
stiuctionen u. s. w. dem Schüler der Mittelclassen zu Hülfe zu
kommen. Dadurch aber wird einerseits der Maassstab für die
Beurtheilung, was ein Schüler aus eigener Kraft zu leisten ver-
möge, ein vielfach schwankender, so dass das eigentliche Kön-
nen des Schülers nicht klar genug hervortritt; andererseits ge-
räth man bei solcher Behandlung nicht selten in rein philologische
Mikrologie, die man jetzt bei Lectüre der Classiker mit Recht auf
die äusserste Nothwendigkeit beschränkt wissen will. Man übt
also an den stilistischen Aufgaben, was bei der Lectüre aus höhe-
rer Rücksicht von einer zeitgemässen Methodik zurückgewiesen
wird. Drittens ist es bedenklich, dass die Verfasser solcher Ue-
bungsbüchcr über die sogenannten freien Arbeiten, auch wenn
dieselben im Kreise des Alterthums sich bewegen und wesentlich
auf Reproduction beruhen, in der Regel den Stab brechen und
nur deutsche Gedanken zum Uebersetzen der Schülerkraft unter-
breiten. Diess heisst aber in der That nichts anderes, als das
Leichtere und für den Schüler Interessantere preisgeben, dagegen
das Schwerere fordern: eine Forderung, die mit praktischer Pä-
dagogik sich schwerlich vereinigen lässt. Denn sieht man vier-
tens auf den Erfolg und die Ausführung der Sache bei Schülern,
so wird die Mehrzahl derselben die gelehrte Erudition der Noten
und das mancherlei Phrasenwerk leicht durchhüpfen und so die
riesenhaft scheinende Arbeit in eine bequeme sich verwandeln,
oder sie wird, wenn die Nöthigung zum Studium der Bemerkungen
unabweisbar ist, an jeder Einzelheit sich mühsam abquälen, um
nur erträglich das Moderne zu latinisiren, aber sie wird nie zu
einem leichten und fliessenden Ausdruck gelangen , an dem man
Bernhard: Aufgaben za lateinischen Stiliibungen. 163
die sprachlichen Früchte der classischen Lectiire wahrnehmen
könnte. Es wird vielmehr von dem eigentlich Stilistischen gelten,
was beim Horaz vom Haupte des dis inimicus senes gesagt ist, cs
sei impexa foedum porrigine.
Diess ist allerdings nur der Ausspruch einer einzelnen Per-
sönlichkeit, die jene Hebungen auch am Modernen mit Vorliebe
trieb; ob aber Andere, die jene Methode mit voller Entschieden-
heit handhaben, günstigere Resultate erzielt haben : darüber schei-
nen zur Zeit noch offene Mittheilungen einer treuen Erfahrung
zu fehlen. Der blosse Glaube, es werde formelle Bildung er-
zeugt, ohne dass materielle Erfolge hervortreteu, ist doch
nicht Jedermanns Sache.
Da nun lateinische Stiiübungen heut zu Tage den einzigen
Zweck haben, Befestigung in der Kenntniss der Spra-
che za erzielen, so müssen sie auch so eingerichtet werden, dass
sie mit altclassischer Lectüre in die engste Verbindung treten.
Nur dadurch werden sie theils eine rasche und umfangreiche Lec-
lüre, was die Hauptsache bleibt, befördern helfen, theils wieder-
um die Früchte einer solchen Lectüre in sprachlicher Hinsicht
erkennen lassen. Dabei aber dürfte das GeratheiiBte sein, mo-
derne Stoffe aus Classikern der Deutschen zum Latinisiren, weil
sie gerade das Schwierigste sind , nur für die oberste Stufe der
Gymuasieo zu wählen, um gelegentlich einmal, aber ohne die
breiteUnterlagcphilologischcrNoten,die Kraft zu er-
proben, wie weit die Schüler durch fleissige Lectiire in die Be-
griffswelt und Gedankenforra des römischen Geistes eingedrungen
sind. Für die Mittelclassen dagegen, mit Einschluss der Secunda,
wird stets, so lange man lateinische Stilübungen treibt, die Mei-
nung eines F. A. Wolf, Reisig u. A. ein praktisches Recht be-
haupten, nach welcher deutsche Vorlagen zum Uebersetzen dem
Lateinischen im Satzbau ähnlich gestaltet werden.
Solcher Ansicht ist auch der Verf. des vorstehenden Buches,
llr. Bomhard, der zu den geistreichsten und verdienstvollsten
Schulmännern Baierns gehört und schon durch andere Schriften
in weiteren Kreisen rühmlich bekannt ist. Seine gegenwärtige
Schrift muss zu den besten in dieser Gattung gerechnet werden;
sic wird daher ohne Zweifel neben ähnlichen Büchern einen wei-
teren Eingang und wohlverdiente Verbreitung finden. Die hier
dargebotenen Materien sind so eingerichtet, dass jede derselben für
sich ein kleines zusammenhängendes Ganze bildet. Sie sind
säramtlich, wie die Vorrede berichtet, vom Verf. zuerst lateinisch
geschrieben und daun so übersetzt worden, dass das Deutsche
nicht undeutsch lautet und doch eine lateinische Färbung nicht
verläugnet. Es sind im Ganzen 109 Aufgaben, von denen einzelne
wieder in mehrere Abschnitte zerfallen. An einigen Orten sind
lateinische Originale benutzt, aber stets, wie der Zweck es er-
heischte, mit freiester Selbstständigkeit. Der Inhalt dieser Auf-
11 *
164
Lateinische Sprache.
gaben ist in der Regel sehr anziehend dargestclit und durchge-
hend« aus dem Kreise jugendlicher Anschauungen und Kenntnisse
entlehnt, so dass die reale Seite mit der formellen sehr gut ver-
einigt ist. Die Stilgattungcn beschränken sich, was ebenfalls
Beifall verdient, auf Abhandlung und llede; und auch in der Ab-
handlung ist der rhetorische Charakter, der einmal im Gepräge
der römischen Sprache liegt, nicht selten in zweckmässiger Weise
hervorgctrelen.
Was die Phraseologie betrifft, so ist dieselbe sehr sparsam
gegeben worden , so dass man au einigen Stellen eher ein Zuwenig
als eiu Zuviel hervorheben könnte. Citate, Verweisungen auf
Grammatik, synonymische Erläuterungen und dergleichen sind
ausgeschlossen, und wenn ja einmal eine leise Andeutung dieser
Art vorkommt, so ist sie auf den kürzesten Ausdruck gebracht.
Denn das Buch hat verständige und umfassende Leetiire zur noth-
weudigen Voraussetzung. Dann aber werden auch diese Aufgaben
für Obertertia und für Secuuda vom nachhaltigsten Nutzen sein.
Auch das classische Latein in den Wörtern und Phrasen ist sorg-
sam gewahrt und uuächtes so wie spätes Latein in der Regel ver-
mieden worden. Endlich sagt der eben so eiusichtsvolle als be-
scheidene Verfasser am Schlüsse der Vorrede: „Ob bei der Menge
der schon vorhandenen Ilülfsbücher dieser Art und bei der aner-
kannten Brauchbarkeit mehrerer derselben diese Arbeit nicht
überflüssig erscheint, weiss ich freilich nicht; “ [Viele werden mit
dem Unterzeichneten urtheilen, dass diese Arbeit zu den brauch-
barsten gehöre.] — „doch wird Abwechslung und Mannigfaltig-
keit gewünscht, und vielleicht dürfte diese Schrift auch
abgesehen von ihrem nächsten Zweck als eine Samm-
lung von Themen zu freien Schularbeiten Manchen
nicht unwillkommen sein.“ Auch diese Hoffnung wird
nicht ohne Erfüllung bleiben. Denn viele dieser Aufgaben eignen
sich sehr gut nicht blos zu einer sogenannten Imitation in Chrien-
form oder anderer Gestaltung, sondern auch zu eiuer rhetorischeil
Erweiterung. Beide Formen aber hat man in neuerer Zeit nicht
selten in zu enge Grenzen zurückgedrängt, oder gar über Bord
geworfen, währeud unsere Vorfahren in beiden mit Recht eiu
bildendes Moment gefunden haben.
Alle diese Umstände, die bisher angeführt worden, sind em-
pfehlungswerthe Eigenschaften, welche einen vielfachen Gebrauch
der vorliegenden Sammlung erwarten lassen. Referent hat den-
selben aus reinster Ucberzeugung seinen Beifall gegeben. Fragt
man nun aber, was Ref. zu etwaiger Acnderung oder Verbesse-
rung bei einer neuen Auflage vorschlagen würde, so möge auch
hierüber noch eine Andeutung folgen.
Zunächst wäre wünschenswert!! , dass einzelne Abschnitte,
die zu sehr ans Abstractc streifen , entfernt und dafür mehr Cha-
rakteristiken und Biographien der in MiUelclasseu gelesenen Au-
Bombard: Aufgaben zu lateinischen Stilübungen.
165
toren gegeben würden. Dadurch würde das Reale mit dem For-
mellen in noch engere Beziehung treten und das Interesse am
Inhalt für die Jugend noch bedeutend gesteigert. Denn Aufgaben
wie Nr. 23 der Zweifel, Nr. 31 Unvorsichtigkeit, Nr. 35
der Aberglaube, Nr. 53 die Liebe, Nr. 68 das Schöne,
Nr. 70 das Gute und einige andere werden das jugendliche In-
teresse weniger erregen, als Stücke, die das Uoncrcte zum
vorherrschenden Mittelpunkte haben.
Zweitens wäre zu wünschen, dass auch Aufgaben hinzukämen,
welche spec ie 1 1 au bestimmte Abschnitte der Autoren sich
anachlössen, so dass nur auf diese Stellen, z. B. aus Nepos, Cäsar,
Cicero, Livius u. A. verwiesen würde, ohne dass weitere Winke
oder Phrasen hinzukämen. Es ist diess eine praktische Forderung,
über die ich bereits in der Pädagog. Revue, Februarheft 184*.
S. 134 gesprochen habe. Natürlich aber müssen diese Aufgaben
so eingerichtet sein , dass der Schüler aus den bezeichneten Stel-
len nicht nur die Wörter, sondern auch Redeweisen , grammati-
sche Constructionen und mancherlei Satzverbindungen zu entleh-
nen habe. Daher sind wiederum gerade in dieser Hinsicht in-
structive Abschnitte aus den Alten mit praktischer Umsicht auszu-
wählen, um darnach deutsche Materien zum Uebersctzen mit
mehrseitigem Nutzen bearbeiten zu können. Wenn ich nicht irre,
so ist bereits in einem der neuesten lliilfsbücher mit derartigen
Aufgaben ein Anfang gemacht; aber die ausgewählten Stellen der
Alten schienen mir, so viel ich mich erinnere, nicht gerade die
instructivsten zu sein.
Was drittens die Phraseologie anlangt, so wurde schon oben
bemerkt, dass eher zu wenig als zu viel gegeben sei. Namentlich
dürfte es zweckdienlich sein, wenn noch hier und da zu deutschen
Ausdrücken, an denen der Tertianer und Secundaner anstösst, das
entsprechende lateinische Wort hinzugefügt würde. So z. B. S. 2
„Enormität des Baues“, S. 4 „Buchdruckerkunst“, S. 6
„Krankenhäuser, Waisen- und Findelhäuser“, S. 8 „auf vertrau-
tem Fusse stehen“, und dergleichen mehr. Diese Forderung
möchte um so nothwendiger sein, thcils weil die erste Hälfte der
Aufsätze, welche der Verfasser (nach der Vorrede S. VIII) für
das Alter von etwa 14 bis 15 Jahren bestimmt hat, für diese Stufe
nicht gerade leicht ist, tlieils weil man die Jugend überhaupt nicht
unnöthig veranlassen darf, die deutsch-lateinischen W'örterbücher
viel zu gebrauchen. Denn die Sprachen der Alten lernt die Jugend
in den Mittel- und Oberclassen rascher und sicherer durch viele
und verständige Lcctüre, mit möglichst beschränktem Gebrauch
der Lexika. Je dicker diese Lexika sind und je mehr man die
Jünglinge zum Lesen der Artikel in denselben nötliigt, statt ihre
Aufmerksamkeit auf Betrachtung des Zusammenhanges alter Texte
au spannen: desto geringer wird in der Praxis der Erfolg sein.
Es köunten nun schliesslich noch manche Einzelnliciten aus
Dia
166
Französische Sprache-
dem vorliegend«! Buche besprochen werden , als da waren deut-
sche Ausdrücke wie S. 2: „Mich wenn du zurücksendest 44 ; S. 5:
„Mache du, dass du — brav spielest 41 statt: spiele ja brav ; Verbin-
dungen wieS.6: „viel Sehens-, Hörens-, Wissenswürdiges“; S. 8:
„cs giebt auch welche, die 44 etc.; oder an vereinzelten Orten die
lat. Bezeichnung, In wiefern sie mit einer besseren vertauscht wer-
den könnte, ein paarmal nicht ausreichen möchte, wie z. B. in dem Auf-
sätze die Eisenbahnen für das moderne „Dampfkunstwerk 44
S. 116 die Angabe: „blos miraculum 44 doch den Zusatz vapore
actum od. Aehnl. verlangt; — diess und manches Andere könnte
berührt werden ; aber es ist nicht die Absicht auf einzelne Minn-
tien einzugehen. Auch beträfen dieselben so wenig, als die obi-
gen Erinnerungen, die nur als Wünsche vorgetragen wurden, das
Wesen dieser Aufgaben im Allgemeinen. Hier sollte nur
das Letztere charakterisirt werden, und dazu ist das schon oben
bezeichnete Resultat zu wiederholen, dass das Buch zu den brauch-
barsten in seiner Gattung gehört und daher für die genannten
Stufen des Gymnasiums Empfehlung verdient.
Mühlhausen. Ameis.
Tratte complet et milhodique de la prononciation frangaise, par
M. A. Lesaint. Hamburg 1850. XI und 301 SS. 8.
Unter den in jüngster Zeit erschienenen Werken, welche die
französische Grammatik ganz oder theilweise behandeln, nimmt
gewiss keines eine wichtigere Stelle ein , als das vorliegende, wel-
ches die gesaramte Lehre von der Aussprache des Französischen
sowohl im Allgemeinen, als auch in allen einzelnen, irgendwie in
Frage kommenden Worterscheinungen behandelt, ob für Franzo-
sen oder für Nichtfranzosen, darüber schweigt freilich die Vor-
rede; jedoch scheint die häufig vorkommende Bezugnahme auf die
Ausländer gerade diese vorzugsweise zu berücksichtigen, obwohl
sich auch manche nützliche, selbst von den gebildeten Franzosen
und namentlich den Nichtparisern oft verletzte Regel darin findet.
In der That möchte es nicht leicht irgend einen die Aussprache
betreffenden Punkt geben , über den man sich bei unserem Verf.
nicht Raths erholen könnte. Ueber Alles erfährt man wenigstens
seine Meinung, von welcher jedoch in mehreren Punkten abzu-
weichen, sich auch die gebildetsten Franzosen und sogar die Pa-
riser erlauben werden. Doch wollen wir gerade darüber mit dem
Verf. nicht rechten; es giebt ja in allen Sprachen Wörter, über
deren Aussprache mau sich, selbst abgesehen von aller Dialekt-
verschiedenheit, in den betreffenden Ländern nicht geeinigt hat
und auch nicht zu einigen braucht. Das Einzige vielmehr, was
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Lesaint: Tratte de ia protionciatiuii fruii(iiise.
167
dem ganzen Buche in der Anlage und Behandlung des Gegen-
standes zum Vorwurf zu machen ist, ist die gewaltige Breite, mit
der die einzelnen Abschnitte durchgefiihrt sind, und vorzugsweise
die Verbindung der Vocale mit den Consonanten, so dass man die-
selben Hegeln und dieselben Wörter zuerst in der Lehre von der
Aussprache der Vocale und daun wiederum in der Aussprache der
Consonanten findet. Den besten Beweis fiir diese unsere Behaup-
tung giebt das dem Buche angehäiigte Register, worin man fast
bei jedem aussprachlich wichtigen Worte zwei Seitenzahlen ange-
geben findet. Diese Breite tritt ferner unangenehm hervor in der
Aufzählung gewisser Keilten von Wörtern, welche nach einer und
derselben Regel aiiszusprechen sind und die dann, statt einfach
diese Regel, dieses Gesetz anzugeben, alle gewissenhaft aufge-
zählt werden; statt z. B. zu sagen, dass ai in allen Formen und Ab-
leitungen von faire, wo es sich vor einem s befindet, wie ein stum-
mes e auszusprechen ist, zählt unser Verf. alle diese Formen des
Verbums faire, so wie der zusammengesetzten Verba und Substan-
tive auf. Ueberhaupt blickt es an vielen Stellen des Baches durch,
wie sehr der Verf. es liebt, bei dem Einzelnen stehen zu bleiben
und alle Einzelheiten aufzuzählcn, statt auf das Allgemeine zu ge-
lten und mit einer in stricten, bündigen Ausdrücken abgefassten
Kegel die Sache abzumachen. So fehlt es denn im Buche nicht
an Wörterlisten und Wörterverzeichnissen, wie sie ohnealle Mühe
aus jedem Lexikon zu entnehmen sind, z. B. bei den Regeln über
die Aussprache des e werden alle Wörter aufgeführt, die mit ex
anfangen, wo bekanntlich das e wie d auszusprechen ist; ferner
die ganze Liste der mit aspirirtera h anfangenden Wörter, und so
viele andere. — Diese unnöthige Breite, diese überflüssigen Ver-
zeichnisse und die oft vorkommenden Wiederholungen sind es, die
unseres Erachtens dem Buche mehr schaden als nützen; denn sie
haben Bogenzahl und Ladenpreis zu einer für einen so speciellen
Gegenstand allzu bedeutenden Höhe getrieben. Ich zweifle daher
sehr, dass, wer erst sieht, wie viele dem Lexikon angehörende
Verzeichnisse er hier mit bezahlen soll, geneigt sein wird, das
nicht Lexikalische so theuer zu erkaufeD.
Gehen wir jetzt auf die Einrichtung des Buches und dann
auf seine der näheren Besprechung würdig erscheinenden Einzel-
heiten über. Nach einigen W'orten über das Alphabet folgt eine
Zusammenstellung der einfachen Laute, welche die französischen
Vocale entweder allein, oder nasal mit n (m) verbunden, haben
können. Dieser Laute giebt es 15. Sie werden sodann durch
alle Vocale und Vocalverbindungcn, so wie durch die nasalen
Laute nachgewiesen. Wenn der Verf. es für angemessen hielt,
schon hier die Aussprache der nasalen Laute zu behandeln, so
war der folgende die nasalen Laute noch einmal zusammcnsteliende
Abschnitt ganz überflüssig. Ich bin aber der Meinung, dass in
seinem ersten Abschnitte über die Vocale jede Verbindung der
A
ogle
168
F ranzüsische Sprache.
Vocale und Consonautcn ausgeschlossen bleiben musste; mit dem-
selben Rechte oder vielmehr Unrechte gehörte dann auch die Ver-
bindung der Vocale mit einem verschmolzenen 1 in jenen ersten
Abschnitt. Die Folge davon ist gewesen, dass der Vorwurf über-
flüssiger Breite und unnützer Wiederholung keinen Abschnitt und
keine Wörterclasse mehr trifft, als die Vocale mit dem nasalen ra
oder n. Ferner scheinen mir alle solche Vocalverbindungen , die
nur gewissen Gonsonanten angehören und eben in diesen Conso-
uauten ihren Grund haben, bei der Lehre von der Aussprache die-
ser Gonsonanten und nicht in der Aussprache der Vocale behandelt
werden zu müssen, z. B. ca, eai: eo, eoi u. s. w., die bekanntlich
fast nur dem g, selten dem c oder j angehören.
Nach der eben erwähnten Zusammenstellung der nasalen
Laute folgen zwei Abschnitte, von denen der erste diejenigen
Vocalverbindungen, qui font entendre deux sons d’e'gale quantite,
z. B. ae, ai, aü, ia, oe, di, oü, ad, ad, da u. s. w., der zweite die
Diphthonge behandelt. Hier ist die Klippe, woran unser Verf.,
wie fast alle Grammatiker, die diesen Gegenstand genauer erörtert
haben, gescheitert ist. So richtig nämlich auch die von ihm und
der Academie aufgestellte Definition eines Diphthongs ist: „une
diphthongue n’est qu’une syllabe qui fait entendre deux sons di-
stincts prononces en une scule emission de voix“, so unrichtig ist
die Liste der aufgezählten Diphthonge, da sich viele darunter be-
finden, welche unmöglich in Einer Silbe stehen können. Der
Unterschied dieser von dem Verf. als Diphthonge aufgeführten
Vocalverbindungen und der im vorigen Abschnitt erwähnten com-
binaisons de voyelles qui font entendre deux sons d’dgale quantitd
beruht also hauptsächlich darauf, zu wissen, welche Vocalverbin-
dungen in Einer Silbe stehen können, und welche nicht. Als
Diphthonge, folglich als Eine Silbe ausmachend, führt nämlich
der Verf. z. B. ien an, wenn es tan ausgesprochen wird (palience,
Science), ferner oua (louage, il joua), ouai (je jouai, je louais),
ouan (louange, jouant), oue oder oue' (bafouer, louer, loud), oui
(jouir, j’enfouis), oueu (joueur, loueur) und andere; zwar sagt
er selbst bald nachher, dass manche der von ihm angeführten
Diphthonge es nur in Prosa sind, aber in Versen zwei Silben bil-
den; welche es aber sein sollen, das verschweigt er. Auch muss
durchaus bestritten werden, dass sie in Prosa Diphthonge sind;
sie scheinen es nur zu sein beim schnellen Sprechen. W'ären sie
nämlich Diphth., so würde z. B. daraus folgen, dass jouer, louer,
jouir und Verba dieser Art im Inf. einsilbig wären, was keines-
wegs der Fall ist; es ist vielmehr durchaus als Grundsatz anzu-
nehmen, dass das, was in Versen kein Diphthong ist, es auch
nicht in Prosa sein kann ; alle Flexions- und Ableitungsendungen
aber bilden mit ihrem etwa vorhergehenden Vocal niemals Eine
Silbe, z. B. se fier zweisilbig, fier (Adj.) einsilbig; tuer zweisilbig,
muet einsilbig. Mit demselben Rechte oder vielmehr Unrechte,
ized by Google
Lcsaint: Traitc de ia prononciation fran^aiee.
169
wie In jouant die Buchstaben ouan für einen Diphthong erklärt
werden, müsste auch ouon in jouons ein Diphthong sein, und die-
ses ouon führt doch der Verf. nicht unter der Diphthongenreihe
auf. Aus den classischen Dichtern lassen sich leicht Verse an-
füliren, welche beweisen, dass gerade die Flexionsendungen und
Anhängungssilben es sind, welche hier einen Unterschied begrün-
den, z. B. ^
Choisir pour votre amant un simple Chevalier!
Une grande princesse ä ce point s’oubli-er! (Corn.)
Und dass ien, wenn es ian ausgesprochen wird, so gut zweisilbig
ist wie ian selber, geht ebenfalls aus Versen hervor:
Vous vous perdrez, monsicur,sur cette confiance
Je ne vous en croirai qu'aprcs 1’expdrience.
Aber nicht allein ien mit der Aussprache ian bildet stets zwei Sil-
ben, also niemals einen Diphthong, sondern auch ien dann, weuu
das en in der Ableitungsendung steht , z. B. le lien:
D'un lien conjugal joindre ces deux amants (Corn.),
weil li die Wurzel des Wortes ist; dagegen tien einsilbig in entre-
tien. Eben so wenig kann die weibliche Substantivendung iou fiir
einen Diphthong erklärt werden, weil sie zweisilbig ist:
De ses aifections est le plus eher objet (Corn.)
Pour son instruction l'histoire de ta vie (Corn.)
und iom zweisilbig in triompher; eben so uel stets zweisilbig iu
cruel , perpdtuel etc. :
O cruel souvenir de ma gloire passde.
Eben so ieux einsilbig in Dieux, mieux, zweisilbig in allen Ad-
jectiven , wo eux Ableitungssilbe ist, z. B.
El toi, de mes exploits glorieux instrument.
Wenn aber jouir zweisilbig ist und ohne Trema geschrieben
wird, so folgt daraus, dass auf oui, als Particip des defcctivon
ouir, nicht desshalb ein Trema gesetzt wird, weil es zweisilbig
ist, sondern höchstens um es von oui, ja, zu unterscheiden. Oui,
ja, ist vielmehr das einzige Wort der französischen Sprache, wo
oui als einsilbig, also als Diphthong auftritt; ferner folgt daraus,
dass auf die Endung ions der Verba auf ouer, z. B. nous avonions,
kein Trema zu setzen ist, weil ions Flexionsendung ist und oui
fast nie Diphthong ist. Anders verhält es sich dagegen bei der
Endung ions der Verba auf ucr, weil ui bekanntlich stets als Diph-
thong erscheint, ausser wenn das i einer Flexions- oder Ableitungs-
endnng angehört. Wie wenig klar sich der Verf. über das Wesen
der Diphthonge geworden ist, erhellt auch daraus, dass er(S.66)
die Vocalverbindung oueu in den Wörtern joueur, loueur u. s. w.
für einen Diphthong hält ; dagegen in loueux, noueux nicht, ein
Unterschied, der also wohl darauf beruhen würde, ob eu ein offe-
ner Laut (wie in joueur) oder ein geschlossener Laut (wie in
noueux) ist. Diese Unterscheidung ist aber rein aus der Luft ge-
griffen ; denn wer möchte wohl joueur und loueur für einsilbig
170
Französische Sprache.
halten 1 Ebenso auf Nichts beruhend ist die vom Verf. in Bezug
auf ui gemachte Unterscheidung, welches ihm zufolge in annuitd,
assiduite', luire einen Diphthong bilden soll, dagegen in conti-
nuite', innocuite' nicht; eben so soll u mit seinem folgenden Vocale
einen Diphthong bilden in contiuuation, conlinuel. Was luire be-
trifft, so bildet allerdings ui einen Diphthong, wie in allen Ver-
bis auf uire; dagegen in anuuite, assiduite ist ui eben so gut zwei-
silbig, wie in continuitd, weil ite in allen drei Wörtern die be-
kannte weibliche Ableitungssilbe ist. Auch'giebt Peschier in
seinem Wörterbuche ganz richtig die Aussprache annu-itd an,
woraus folgt, dass auch er ui für zwei Silben, also für keinen
Diphthong hält. Auch gesteht unser Verf. gleich darauf selbst,
dass es keine allgemeine Regel gebe, woraus man sehen könne,
ob einige der von ihm aufgezählten Vocalverbindungen einen Diph-
thong bilden oder nicht; man müsse den Gebrauch und das Diction-
naire hierüber befragen. Darauf ist indessen zu erwidern, dass
der Gebrauch dergleichen Dinge wahrlich nicht kund tluit und
hörbar macht, und dass die Lexika, selbst die ausführlichsten,
über die Silbeuabtlieilung nur in seltenen Fällen etwas angeben,
und in diesen selteuen Fällen manchmal noch voneinander ab-
weichen.
Nach den sodann folgenden Regeln über die Aussprache der
einzelnen Consonanten (von S. 70 bis S. I7t>) behandelt der Verf.
das sehr schwierige Capitel vom Binden oder Hinüberziehen beim
Lesen und Sprechen, und zwar so ausführlich und in dem Gege-
benen so klar, wie es mir wenigstens bis jetzt in keinem ähnlichen
Werke vorgekommen ist; ob aber in allen gegebenen Regeln rich-
tig, darüber liesse sich noch wohl mit dem Verf. rechten. Auch
hier wird jeder Consonant einzeln behandelt. — Dann folgt ein
Abschnitt über die Prosodie und insbesondere über die Quantität
der Endsilben; ein Verzeichniss der Homonymen oder der Wörter,
die je nach der Länge oder Kürze ihres Vocals verschiedene Be-
deutung haben; ferner eine sehr überflüssige, acht Seiten füllende
Liste der Nuineralia mit Angabe der Aussprache jedes einzelnen
Wortes, sowohl der Cardinalia, als der Ordinatia; um so über-
flüssiger, da die wenigen, für die Aussprache in Frage kommen-
den Zahlwörter schon an anderen Stellen des Buches zur Genüge
besprochen waren, worauf denn auch in dieser Liste verwiesen
wird. Ebenso überflüssig ist nach dem schon oben stehenden
Verzeichnisse aller mit aspirirtem h anfangenden Wörter ein ta-
hleau mnemonique derselben, nach den jedesmaligen drei ersten
Buchstaben zusammeugestellt. Solche Wörter sind doch einmal
nur aus dem Gebrauche, nicht aus Tabellen zu erlernen. — Den
Schluss des Ganzen macht vor dem Register eine kurze Lehre
über die Aussprache des Lateinischen.
Aus den vielen Einzelheiten, in welchen ich mir erlauben
mii8s,von dem Verf. mehr oder weniger abzuweichen, will ich
Lesaint: Traitd de la prononciation franfaise.
171
mir folgende als die erwähnenswerthesten anführen. — Was die
Aussprache des at betrifft, so stellt der Verf. in raison, maison
einerseits und raisonnable, maisonnette andererseits einen Unter-
schied auf, der in der That schwer durchzuführen, noch schwerer
aber in eine Kegel zu fassen sein möchte. Ferner sagt er (S. 12),
dass uie am Ende der Wörter wie £ klingt und in der Mitte der
W’örter wie d, z. B. aunaie — önü; paiement =: pdinent. Gleich
darauf heisst es, dass gaie, gaiement, gaiete' eine Ausnahme von
der Kegel bilden, woraus also folgt, dass gaie nicht wie gue, son-
dern wie gud; gaiement nicht wie gueraent, sondern wie gu&ment;
gaiete nicht wie guetd, sondern wie gnütd klingt. Das ist nun
zwar in Bezug auf gaie ganz der schon S. 9 vom Verf. aufgestell-
ten Regel gemäss, aber nicht in Bezug auf gaiement, von welchem
Worte S. 9 geradezu gesagt wird, dass es gudment auszusprechen
wäre. — Bei Gelegenheit der Lehre von der Aussprache des am
und an (S. 13), welche, wie ich schon bemerkte, mehr dem ra
und n als dem a angehört, erwähnt der Verf. , dass mammaire und
maininifüre ausgesprochen werden maroemere, mame-roifere, statt
einfach zu sagen: alle Ableitungen des lateinischen matnma ; eben-
so hätte er (S. 13) kürzer sagen können: alle Ableitungen und
Coraposita von damner, statt diese alle aufzuzähleu. — So richtig
(S. 18) ein Unterschied in der Aussprache der mit ress anfangen-
den Wörter aufgcstelit wird, so unrichtig ist es doch, die Aus-
sprache von ressusciter durch „rdsucitcr“ zu bezeichnen, statt durch
rd$ncitd. — Ebendaselbst findet sich wieder eine überflüssige
Liste der Wörter, in denen e in der Mitte stumm ist, um so über-
flüssiger und um so mehr zum Irrthum verleitend, da sie durchaus
unvollständig ist und sich aus jedem Dictionnaire noch vermehren
liesse. — Wieder einen Beleg für unsere Behauptung, dass der
Verf. da, wo es die Aufstellung eines Grundsatzes und einer um-
fassenden Kegel gilt , sich in Einzelheiten bewegt , statt auf das
Allgemeine zurückzugehen, erhalten wir auf der folgenden Seite,
wo er sagt, e wäre stumm im Fut. und Cond, der Verba auf ayer ,
»er, ayer, uer. Daraus muss der Leser schliessen, dass die
Verba auf Ser und uyer nicht unter diese Regel fallen. Sie fal-
len aber bekanntlich allerdings darunter; es hätte vielmehr heis-
sen müssen: das e im Fut. und Cond, ist stumm in allen Verbis,
die von der Infinitivendung er einen Vocal haben. Dass aber das
e alsdann völlig stumm ist und pricrais nicht pri-eu-rais, sondern
prirais zu lesen ist, folgt daraug, dass ein stummes e ohne vor-
hergehenden Consonanten keine Silbe bildet. Darin lag der vom
Verf. nicht angeführte Grund.
Bei der überflüssigen, unvollständigen Liste der mit ex an-
fangenden Wörter hätte der Verf. sagen sollen, dass die Ver-
schiedenheit der Anssprache des x in diesen Wörtern, welche aus
der in Buchstaben dargestellten Aussprache, z. B. eg-sacte, zu er-
sehen ist, blos darauf beruht, ob nach ex ein Vocal, oder ein
Digiti
J
jgle
172
Französische Sprache.
Consonant folgt. — S. 21 gtebt der Verf. die spccielle Regel,
dass e vor den Endbuchstaben ge den Accent aigu hat, was der
früher S. 17 aufgestellten Regel widerspricht, nach weicher nicht
ä°e , sondern bge geschrieben werden müsste. Dass man in der
Schreibart dieser Endsilbe zwischen aigu und grave schwankt, ist
bekannt; zn wünschen wäre es, dass diese speciellc Regel der En-
dung ege sich der allgemeinen über das e in der vorletzten Silbe
eines mit einem stummen e endigenden Wortes unterordnetc, d. h.
dass man überall bge und nicht dge schriebe, wie denn auch Pe-
schier in seinem Lexikon in diesen Wörtern bge hat drucken las-
sen. — S. 34 war bei den Wörtern gageure, mangeure, vergeure
entweder chargeure ebenfalls zu erwähnen, oder einfach zu sa-
gen : alle Wörter auf gerne. — S. 37 sagt der Verf.: Le second
i ne s’entend pas dans miniature , et 1’« s’articulc comme gn
mouille: on prononce mignature. Da nun aber, auch nach der
Darstellung unseres Verf., das verschmolzene gn überall durch ni
ausgedrückt wird , so läuft mignature wieder auf miniature hin-
aus; man dreht sich also dabei im Kreise herum und spricht das t
doch aus. Und ganz dasselbe hätte der Verf. dann auch von allen
Wörtern, welche ni vor einem Vocale haben, sagen können. —
Die Academie und Peschier beschränken die Auslassung des i in
der Aussprache auf encoignure und oignon und dessen Ableitun-
gen, von denen Lesaint nur zwei anführt; in moignon, poignant
und dessen Ableitungen dagegen lassen sie ganz richtig das i aus-
sprechen und weichen darin von Lesaint ab, der es auch in die-
sen letzteren Wörtern nicht ausspricht. — Wozu S. 39 wieder
alle mit imm anfangende Wörter aufgezählt werden, ist nicht ab-
zusehen; sie können ja aus jedem Levikou genommen werden. —
Eine sehr gute Unterscheidung in der Aussprache des o inacht
unser Verf. (S. 41) bei den Wörtern tome und Rome, welches
letztere sein o ausspricht, wie die griechischen Wörter auf nome;
und ebenso fein und richtig ist der Unterschied des 6 in röder und
rötir und vielen anderen. — Wenn die Academie automne wie „au-
tonne“ aussprechen lässt, so nieiut sie damit gewiss nicht, dass
zwei n gehört werden sollen, sondern nur, dass autonne nach der
Analogie aller Wörter mit onn auszusprechen sei, d. h. nur Ein n
hören zu lassen. Lesaint dagegen legt (S. 44) der Academie die
falsche Aussprache au-ton-ne unter. — Dass man das englische
Wort toast im Französischen tbste ausspricht, ist gewiss nicht
wahr; wenigstens geschieht es nicht von denen, welche wissen, dass
die Engländer töste aussprechen, wie denn auch Peschier ganz
richtig die Aussprache „töste“ angiebt. — S. 44 legt unser Verf.
einen Beweis ab, dass er des Griechischen gar nicht und, wie
mir scheint, des Lateinischen nur in geringem Grade kundig ist,
wenn er sagt, dass Phocdon (disciple de Socrate) einer der we-
nigen Namen sei, wo oe vorkärae. Was sollte aber die Franzosen
bewegen, den Namen &alöcov in Phoedon und nicht in Phddon
Losaint : Traitc de la prononcialion franfaise.
173
zu verändern? — Grosse Inconsequenz zeigt der Verf. darin, dass
er poeme, poete schreibt, dagegen poetiquc, pne'tereau , Nod.
Viel richtiger verfahrt Peschier, der in seiuem Dictionnairc alle
diese Wörter mit einem Accent, nicht mit einem Trema schreibt.
— Dass podie in der Bedeutung: Leichentuch, Schleier, Balda-
chin, nie poel gelesen werden soll, dagegen po&le, Pfanne und
poöie, Ofen wie poal, ist eine auf Nichts beruhende Unterschei-
dung, von der die Academie auch Nichts zu wissen scheint. —
Ungenau und inconsequent ist es, wenn der Verf. (S. 63) sagt,
dass „dans quelques parties du verbe arguer H das e ein Trema
bekommt; er meint nämlich kurzweg alle Formen damit, in denen
auf das u in der Conjugation ein e folgt, also muss consequ enter
Weise der Infin. auch arguer geschrieben werden, und das ist, ob-
gleich die Academie und Peschier nur arguer schreiben, der Ana-
logie aller derjenigen Wörter gemäss, in denen das u zwischen g
uud e gelesen wird, z. B. ambigue, aigue, cigue. — Warum wird
S. 73 erwähnt, dass in secret, seerdtaire das c wie k und nicht
wie ein hartes g lautet? Das folgt ja von selbst aus der allbe-
kannten Regel über die Aussprache des c vor einem Consonauten.
— S. 79 hätte nothwendig erwähnt werden müssen, dass in fau-
bourg das g stumm ist; mau liest dieses Wort erst S. 82, wohin
es gar nicht gehört, da es unter lauter W'örter gerathen ist, die
sich auf ng endigen. — S. 80 will der Verf. ddsignatif mit nicht
verschmolzenem gn aassprechen, was von der gewöhnlichen Aus-
sprache völlig abweicheu und ganz isolirt dastehen würde, da doch
designateur, de'signation , designer das verschmolzene gn habet).
— Eigentliümlich , aber etwas unklar ist S. 84 die Aussprache des
gu mit folgendem Laute d, e, », eu, in durch ein eingeschobenes
i dargestellt. Der g-Laut soll nämlich, wie Lesaint sagt, dann
etwas weniger hart sein , als ein g unmittelbar vor a , o, u und
„un peu commc s’it e'tait suivi d’un i formant diphthougue avec ie
boh suiiant.“ W'ie hier aber vou einem Diphthong die Rede sein
kann, ist mir unbegreiflich. Der Unterschied in der Aussprache
des g, wenn hier überhaupt von einem Unterschiede die Rede
sein kamt, besteht blos darin, ob die hellen Vocale e, », oder die
dunkleren o, o, u darauf folgen. — Dass man in dem Ausdrucke
vers les une heure bekanntlich nicht ie zune heure spricht, ja dass
man, setze ich hinzu , les vor den Singular setzt, erklärt der Verf.
(S. 99) aus einer Ellipse, die darin stecken soll, etwa folgende:
„vers les moments qui prdc&dent ou qui solvent une heure“, nä-
hert sich also hierin der beliebten, lächerlichen Ellipseutheorie,
die die Verfasser der Grammaire nationale überall befolgen. Ab-
gesehen von der Unrichtigkeit , welche durch vers les une heure
die Augenblicke bezeichnen würde „qui suivent une heure“, ist
meiner Ansicht nach der Plural les aus der blossen Analogie mit
den anderen Zeitbestimmungen vers les deux heitres, les trois
heitres etc. entstanden; uud daraus eben erklärt sich auch die
174
Französische Sprache,
sprachliche Absonderung des Plurals les von dem Singular ttne. —
Ebendaselbst ist die Reihe der Consonantcn, nach denen im Fran-
zösischen das h vorkommt, durch d und n zu vervollständigen,
z. B. adhesion, adlierent, enhardir. — Wenn ich mehrere der
bisher angeführten Listen und Wörterverzeichnisse überilüssig
nennen musste, so kann man dagegen dem fast acht Seiten füllen-
den Verzeichnisse derjenigen Wörter, in denen ch wie k gelesen
wird, den Nutzen nicht absprechen, da gerade diese, natürlich
zürn grössten Theilc Nomina propria, höchst selten mit Angabe
ihrer Aussprache in einein Wörterbuche zu finden sind. — Dass,
wie schon erwähnt, unser Verf. der alten Sprachen, namentlich
des Griechischen durchaus unkundig sein muss, geht nicht nur aus
der Angabe (S. 100) hervor, der zufolge die mit rh anfangenden
Wörter aus dem Griechischen oder Hebräischen stammen,
— denn wo gäbe es wohl im Hebräischen ein rh zu Anfang‘1 —
sondern auch aus seiner unwissenschaftlichen und dabei sehr we-
nig belehrenden Regel hervor, die er denjenigen Personen giebt,
welche geneigt sind, die Orthographie der mit hipp oder hyp an-
fangenden Wörter zu verwechseln. Er sagt nämlich (S. 158), dass,
wo pp steht, « geschrieben werden muss, und wo ein p stellt, y.
Dagegen ist ihm nur das eiiizuwenden , dass solche Personen in
der Regel auch nicht wissen, ob p oder pp zu schreiben ist. Für
inisern Verf. möchten wir dann auch die Regel hinzufügen, dass
die mit poly anfangenden Wörter nicht poli geschrieben werden
dürfen, wie er mehrmals gethan, z. B. 150 ,.polisyllabe.“
In jeder Hinsicht zu billigen ist das von Lesaint über die Aus-
sprache des verschmolzenen l oder U Gesagte; er dringt mit Recht
auf die bekannte Pariser Aussprache, in welcher das l oder U ganz
verschwindet, indem er sagt: La plupart des personnes qui vivent
loin de la capitale, et les etrangers en general, rendent mal ce son
muuilte, en faisant entendre l'a rticn la tion propre de 17, en pro-
non^ant p. e. habiiler, raeilleur, comme si ces mots etaient ecrits
habi-lic, me-lieur; cette prouonciation usitce surtout dans les pe-
tites villes du midi de la France, öte au langage tonte sa douceur
et son agrement. Er stellt sodann folgende Art und Weise der
Aussprache auf: Quant! la lettre /, simple ou double, a le son
niouille, l’articulation propre de cette consonne disparait tout-ä-
fait, et cst remplacc par un son que l’on pourrait representer par
ye (oder vielmehr einfach ie , z. B. bailler, spr. ba'i-ie, taiileur,
spr. tai-ieur). Cette prononciation qui est la seule en usage a
Paris et dans toutes les grandes villes de France oü penetre 1c
bon ton parisien, est aussi la seule qui soit adoptee dans tous les
ouvrages autorises par le conseil de l’instruction publique. Dass
in Deutschland diese Pariser Aussprache des verschmolzenen l noch
nicht so üblich ist, als sie es sein sollte, namentlich auch in den
Schulen nur von wenigen Lehrern beobachtet wird, rührt von der
leider noch immer so sehr verbreiteten falschen Ansicht her, dass
zed by Google
Lesaint : Traite de la prononciation franyaise.
175
das beste Französisch von den gebildeten Bewohnern der franzö-
sischen Schweiz, und nicht etwa von den Parisern gesprochen
wird.
Nicht zu billigen ist meines Erachtens die von Lesaint (S 132)
anempfohlene Aussprache von indomptable, indornpte, nämlich
aindonpetable , aindonpete. Für das Nichthörenlassen des p in
beiden Wörtern stimmen auch die Academie und Pesch ier.
Dasselbe lässt sich von den W'örtern penultieme und antepcnul-
tierae sagen, in denen (S. 161) die Aussprache des ti wie ci ge-
wiss zu verwerfen ist; endlich kann ich meines Theils mich weder
zu der harten, das Ohr unangenehm berührenden Aussprache der
Wörter aspect, circonspect, respect, suspect wie aspek, circon-
spek, respek, suspek, noch umgekehrt zu der allzu weichen Aus-
sprache des Wortes isthme wie isme verstehen.
Die Zahl der überflüssigen Verzeichnisse wird auch noch
durch dasjenige vermehrt, welches alle Wörter aufzählt, in denen
das t als Endbuchstabe stumm ist; war es denn nicht hinreichend,
diejenigen Wörter aufzuzählen , welche von der allgemeinen Ke-
gel, dass das t am Ende stumm ist, ab weichen?
Schliesslich kann ich nicht umhin , an dem so manches Nütz-
liche enthaltenden Abschnitte vom Hinüberziehen oder Binden beim
Lesen und Sprechen den oft gerügten Fehler nachzuweisen, dass
er zu sehr in die Breite geht und manches [Jeherflüssige, schon in
früheren Abschnitten bei den einzelnen Consonanten Dagewesene
enthält, z. B. über die Aussprache des q in ciuq, des t in sept
u. s. w., ein Fehler, der dadurch entstanden ist, dass der Verf.
früher nicht Alles ausschied , was die Aussprache des Endconso-
nanten bei folgendem Vocale betrifft, und hier bei der liaison
des mots nicht Alles ausscheidet, was die Aussprache der Knd-
consonanten bei folgendem Consonanten betrifft. Wie lässt es
sich z. B. wohl rechtfertigen, im Abschnitt vom Binden oder Hin-
iiberziehen noch einmal zu wiederholen, dass im W r orte Christ das
st immer ausgesprochen wird, was uns oben schon längst mitge-
theilt ist? Auch geht, glaube ich, der Verf darin zu weit, wenn
er (S. 213) das Gebot giebt, das meines Wissens bis jetzt von den
wenigsten Franzosen befolgt wird, dass nämlich in dem Worte
tous das s stets auszusprechen ist, wenn nicht das Subst., Zahlwort,
Adjectiv oder Pronomen unmittelbar folgt; also tous (touce) pen-
sent;iissont tous (touce) vivants; ces livres je les ai lus tous
(touce). Abgesehen von der bei folgendem Consonanten daraus
entstehenden Härte, lässt sich die Zweideutigkeit, ob tous sub-
stantivisch oder adverbialisch (ganz) steht, doch nur in der Aus-
sprache des Masc. vermeiden; denn im Femininum eiles sout tou-
tes vivantes wäre diese Zweideutigkeit durch die Aussprache doch
nicht zu umgehen. Es ist also wohl gerathener , in dem substan-
tivischen tous nur dann das s hören zu lassen, wenn es am Ende
stellt, oder wenu ein Vocal darauf folgt. Mit tous pflegt man in
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176
Gymnastik.
dieser Beziehung auch plus zusammenzustelien, worüber der Verf.
(S. 215) die richtigere Vorschrift giebt, dass das s nur am Ende
und vor einem Komma gelesen werden soll, ferner vor que, aber
nicht im Ausdrucke non plus que (also non plu que), noch in au
plus, tont au plus, noch auch im Substantiv le plus vor que. Sehr
richtig, wenn auch wohl nicht für alle Fälle ausreichend, spricht
(S. 217) Lesaint über die Aussprache des s im Subst. sens, worin
der gebildete Pariser bekanntlich häufig das s hören lässt; stumm
ist cs natürlich stets in der Bedeutung Richtung, Seite. —
Endlich möchte auch wohl die Regel (S. 224), dass das s finale
der Verba nie mit dem folgenden Worte verbunden gelesen wird,
wenigstens für die Hülfsverba eine Ausnahme leiden , da doch be-
kanntlich in j’aurais ete, je suis alle und in allen ähnlichen Fällen
das 8 des llülfsverbums hinüberzuziehen ist.
Bremen. Dr. II. A. Müller .
Die deutsche Turnkunst , betrachtet vom rationellen Standpunkte von
Dr. phil. J. G. Frcyer , Collab. am Gymnasiom und Hauptlehrer der
gemeinschaftlichen Turnanstalt der Stadt Merseburg. Merseburg,
gedruckt bei H. W. Herling. 29 S. 4.
Die vorstehende Abhandlung in dem zu Ostern 1850 erschie-
nenen Programme des Domgymnasiums zu Merseburg verdient
die besondere Beachtung der Schulmänner, da sie mit vorzüglicher
Schärfe das Wesen der Turnkunst in ihrer Beziehung zur Pädago-
gik darstellt und fern von jeglichem Vorurtheile namentlich eine
fruchtbringende Betrachtung der pädagogischen Turnkunst in ih-
rer gegenwärtigen Ausbildung und nach den neuesten Er-
scheinungen auf diesem Gebiete anstelit.
Leider ist die fleissige Arbeit der Schwanengesang des bie-
deren Verfassers geworden , der bald nach ihrem Erscheinen ei-
nem hitzigen Fieber erlag.
Auf S. 1 — 6 verbreitet sich der Verf. zunächst über die Be-
griffe „Gymnastik“, „Leibesübungen und Turnen“, begründet mit
Einweisung auf die historische Entwickelung der Sache eine tie-
fere Auffassung derselben und spricht sich schliesslich S. 7 über
den pädagogischen Gesichtspunkt ganz treffend dahin aus: „Er-
zieherisch wird das Turnen getrieben , wenn es methodisch den
Gesetzen des zu bildenden und gesund zu erhaltenden Organismus
gemäss, also auch in Zusammenstimmung mit dem geistigen Leben
des Menschen, insofern cs an den Organismus gebunden, und im
Sinne wahrer Sittlichkeit getrieben wird. “
Der übrige Theil der Abhandlung hat vorwiegend einen kri-
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Freyer: Die deutsche Turnkunst. J77
tischen Charakter und nimmt speciell Bezug auf die wichtigsten
neueren und neuesten Werke über bereiten Gegenstand als:
1) Begründung des Turnens, als einer wesentlichen Seile der
Erziehung, von Albert Bau r, Diakonus in Belzig.
2) Altes und Neues vom Turnen. Freie Hefte, herausgege-
ben von H. F. M assmann. I. und II. Heft, Berlin, Hermann
Schulze 1849.
3) Die Gymnastik nach dem Systeme des schwedischen Gym-
nasiarchen P. H. Ling, dargestellt von Hg. Roth stein
IV Hefte, Berlin 1847—1849. E. H. Schröder.
4) Die rühmlichst bekannten Schriften von Adolph Spiess.
In diesen Schriften wären zugleich die Hauptrichtungen ver-
treten, welche man bis heute in Betreff der Gestaltung des Turn-
unterrichtes eingeschlagen hat. Die Vertreter dieser Richtungen
stehen sich mehr oder weniger schroff gegenüber, und nament-
. lieh ist aus dem II. Hefte des Dr. Massmaim eine Gereiztheit zu
erkennen, die allerdings in dem Auftreten des Lieutn. Rothstcin
und verschiedenen wirklich übertriebenen Behauptungen und Be-
griffen desselben ihren gerechten Grund findet.
Für diejenigen, welche den Verlauf dieser Angelegenheit
nicht verfolgen konnten , erlaubt sich Rcf. in der Kürze Folgendes
darüber nachzuholen.
Nachdem fast durch ganz Deutschland die Jahn-Eiselen’sche
Turnschule Verbreitung gefunden und auf den Turnplätzen die-
jenigen Uebungen mit Nutzen getrieben worden sind, welche zu-
erst in der bekannten (1816 erschienenen) „deutschen Turnkunst
•von Jahu und Eiselen“ nach didaktischen und pädagogischen Grund-
sätzen zusammengestellt waren, trat zuerst im Jahre 1847 der
ehemalige preuss. Artillerieoffizier H. Rothstein mit den ange-
zogenen Schriften des Schweden Ling hervor und meinte mit
diesen eine rationelle Gymnastik an das Tageslicht zu ziehen
welche er als ganz neu und eigenthiimlich über Alles stellte, was
bisher im Gebiete der leiblichen Erziehung und Bildung geleistet
worden. Hr. Rothstein hatte sich nämlich einige Monate in Stock-
holm aufgehalten und sich in dem unter Prof. Uranting fortge-
führlen Ling’schen Centralinstitute mit der schwedischen Gymna-
stik bekannt gemacht. Prof. Ling hat bekanntlich die gymnasti-
schen Uebungen, welche zuerst aus Deutschland besonders durch
Guts Muths nach Dänemark und Schweden gekomraeu waren, vor-
züglich zu medicinischen Zwecken äusserst sinnreich mit grossem
Erfolge angeweudet und auch für die pädagogische Gymnastik
conscquent den Grundsatz verfolgt: jede einzelne Uebung in ge-
naue Verbindung mit dem Meuschenorganismus zu bringen so
dass der Turnlehrer bei einer gründlichen Kenntniss der Anato-
mie und Physiologie keine Uebung treiben lässt, über deren Wir-
kung und Zweck er nicht vollständig im Klaren ist. Während die
Jahn-Eiselen’sche Schule nach der Möglichkeit der Leibesbewe-
IV.JahTb. /. Phil, ii. Päd. od. Kril. Bibi. Bd. LX. Hfl. 2. 12
178
Gymnastik.
gung im Fortschreiten vom Leichten zum Schwereren und nach
den Grundsätzen der Hygiene ihre Uebungen in bekannter Man-
nigfaltigkeit aufstellte, wie sie die deutsche Jugend seit vier De-
ccnnicn auf ihren Turnplätzen mit Lust betrieb und lieb gewann,
hat die Ling'sche Schule die reine Körpcrbildung nach den Ge-
setzen der Anatomie und Physiologie als Hauptsache obenan ge-
stellt, ganz unbekümmert darum, ob die Freudigkeit an der Sache
Seitens der Turnenden verloren geht oder nicht. Der schwedi-
sche Turnlehrer oder Gymnast, um mit Rotlistein zu reden, steht
seinen Turnern hauptsächlich als Arzt gegenüber, während auf
den deutschen Turnplätzen der Turnlehrer vorwiegeud die Rolle
eines Erziehers im umfassendsten Sinne des Wortes über-
nimmt. Aus diesem Grunde haben z. B. Dr. Massmann, Spiess,
Diesterweg u. A. stets und mit Recht darauf hingearbeitet, dass
der Turnunterricht nicht Aerzten oder Ofiizieren und Unteroffi-
zieren, sondern eben den Lehrern der einzelnen Schulen selbst
anvertraut werde. Dem lief, erscheint es nicht blos als zufällig,
dass die schwedische Gymnastik vorzugsweise unter deutschen
Aerzten enthusiastische Freunde, z. B. die DDr. Richter und
Reimer fand, bis endlich auch ein Offizier den Stein der Wei-
sen in Stockholm entdeckte.
Hr. Rothstein zieht nun in seinen Schriften gegen „die deut-
sche Turnkunst“ im Gegensatz zu der rationellen schwedischen
Gymnastik zu Felde, verlangt sogar ihre Unterdrückung, da sie
kein Object in sich habe und der rohe empirische Betrieb der
Leibesübungen die nachtheiligsten Wirkungen, als Willkür, Lei-
denschaft, Renommisterei, Arroganz, Trotz und Widerspenstig-
keit hervorbringe. Als eine Consequenz des Princips, welches
der Turnkunst eingeimpft worden , betrachtet Ilr. Rothstein fer-
ner jene verabscheuungswürdigen Erscheinungen in der Sittenge-
schichte, wie das Attentat Sand’s, den Mord Auerswald’s und
JLichnowsky’s , die Angriffe auf den Turnvater Jahn in Frankfurt
u. dergl. m. Diese sehr gewagten Behauptungen des Hrn. R.
sind bereits an anderen Orten von Dr. Massmann und dem Prof.
Lion in Göttingen gehörig gewürdigt worden. Jeder Einsichtige
wird jene traurigen Ereignisse, bei denen sich in den letzten Jah-
ren leider auch Turner betheiligten, nicht auf Rechnung des
Jahn-Eiselen’schen Turnsystems bringen , sondern den Grund da-
von in ganz anderen Dingen zu suchen wissen.
Abgesehen von den ganz grundlosen Schmähungen und theil-
weise absurden Behauptungen des Hrn. Rothstein darf jedoch ein
Jeder, dem es um die Sache zu thun ist, das Gute uud Wahre
nicht übersehen , das sich in den Rothstein’schen Auslassungen und
in der schwedischen Gymnastik darbietet.
Die Abhandlung des Dr. Freyer würdigt diese Vorzüge von
S. 20 ab in richtigem Maasse. Baur und Massmann halten in den
oben angeführten Schriften mit triftigen Gründen an der Vorzugs-
Freyer: Die deutsche Turnkunst.
179
weise pädagogischen Auffassung der Leibesübungen fest und aller*
dings wusste der Hr. Premierleutnant Kotbstein die Angelegenheit
von dieser Seite aus weder richtig aufzufassen, noch zu behandeln.
Aber eine schwache Seite hat Hr. Kothstein an der deutschen
Turnschule doch richtig herausgefunden, nämlich die, dass sie
mit der pädagogischen Ausbildung und ihrer sonstigen Entwicke-
lung des Turnens als integrireuder Theil des Schul- und Erzie-
hungswesens nicht gleichen Schritt gehalten hat mit ihrer techni-
schen und wissenschaftlichen Ausbildung, worunter wir
jenes Basircn aller Turnübungen auf den Menschenorganismus und
ein strenges Beachten der Gesetze desselben verstehen, worauf
die schwedische Gymnastik mit Recht so grossen Werth legt und
darin ihre Eigenthümlichkcit behauptet. Dr. Massmaun räumt
diess auch in der Uebersetzung von Ling’s Schriften über Leibes-
übungen S. VII mit den Worten ein: „Auch fehlt uns leider noch
eine vollständige wissenschaftliche Begründung der Sache nach
den letzten neuesten anatomisch-physiologischen, oder besser nach
noch allseltigeren, naturwissenschaftlichen und heilkundlichen Er-
fahrungen und Grundsätzen (wollte Gott, alle Aerzte übten schon
mehr eiue active Schutz- und Heilkunst durch Leibesübungen aus!),
darin ist uns der Schwede gerade in unserer fünf und zwanzigjäh-
rigen Ebbezeit vorausgerückt“ etc. »
Bef. will damit keineswegs sagen : als habe die deutsche Turn-»
kirnst in ihren Uehungen die eigentliche Hygiene etwa vernach-
lässigt. Die Schriften von artheilsfähigen Aerztcn, von denen
wir hier nur die DDr. v. Könen , Koch und Schreber anführen,
haben sich umfassend über die Wohlthätigkeit der deutschen Turn-
übungen vom Standpunkte des Arztes ausgesprochen, und nament-
lich dürfte die specielle Analyse der Jahu-Eiselen’schen Turn-
übungen in der Schrift des Kreisphysikus Dr. Plessner: „Das
Turnen. Ein Beitrag zur Hygiene “ jeden Zweifler wegen der
wirklich körperbildenden und die Gesundheit erhaltenden Wir-
kungen des Turnens vollständig beruhigen. Es ist jedoch nicht
hinreichend , wenn die deutsche Turnschule ihre Turnlehrer nur
mit jenen approbirten Lehmigen und deren richtiger Ausführung
und Anordnung bekannt macht, wie diess z. B. in Darmstadt und
in dem Centralinstitute in Berlin in sechs Wochen erreicht wird.
Man wird zugeben müssen , dass in dieser Zeit nur eine höchst
dürftige technische Ausbildung gegeben werden kann, wie sie nur*
unter den beschränktesten Verhältnissen etwa nothgedrungen statt-
haft wäre. Auf eine mit der eigentlichen turnerischen Ausbil-
dung im Zusammenhang stehende Berücksichtigung der
für den Turnlehrer so wichtigen anthropologischen und diäteti-
schen Kenntnisse nach den Grundsätzen Ling’s wird dabei nicht
Bedacht genommen. Man wird darum Hrn. Kothstein beipllichtcn
müssen , wenn er sich in der Einleitung zur Heilgymnastik also
ausspricht: „Sonderbar! Man verlangt von jedem tüchtigen Stal I-
12 *
J
ogle
180
Gymnastik.
mcister — dem man doch nur die Dressur und Pflege von „Pfer-
den“ an vertraut — , dass er Kenntnisse in derThier-Anatomie und
Tinerheilkunde besitze, damit er das Pferd richtig pflege und
durch die Dressur nicht verderbe und entkräfte: und der pädago-
gische Gymnast, der eB mit einer viel höheren Aufgabe, mit der
Ausbildung und Kräftigung des „Menschen “ zu thuu hat, sollte
des Studiums der Menschen - Anatomie und Heilkunde gänzlich
überhoben sein*! er sollte nicht zn wissen brauchen, welche heil-
kräftigen Mittel die Gymnastik selbst darbietet, wie sie anzuwen-
den sind und wie durch fehlerhafte gymnastische Behandlung der
Menschenorganismus entkräftet und seiner Gesundheit beraubt
wird 1“ Hier muss darum die deutsche Turnschule eingestehen,
dass sie von der schwedischen Gymnastik Etwas zu lernen hat, und
Dr. Freyer nimmt auch bis zu S, 27 mit triftigen Gründen in die-
sem Sinne die Ling’sche Gymnastik gegen die Angriffe vom speci-
fisch-erzieherischen Standpunkte aus in Schutz, nachdem er hier
und schon vorher S. 8 überhaupt die Anforderungen Baur’s in Be-
treff des eigentlichen Erziehers auf den Turnplätzen, der häusli-
chen Erziehung und dem gesammten Schulleben gegenüber, als
übertrieben darstellt. Ref. ist mit Dr. P'reyer darin einverstanden,
wenn er S. 26 den Vorschlag zu einer Reform , als einer Vermit-
telung zwischen der deutschen Turnkunst und der schwedischen
Gymnastik macht und die Vertreter der deutschen Turnkunst zu
einer unbefangenen Prüfuug der schwedischen Gymnastik auf-
fordert. Mit Bezug darauf nimmt nun Dr. Freyer auf S. 27 — 29
noch weiter Gelegenheit, auf die Leistungen des Turnlehrers
Adolph Spiess, jetzt Ministcrialassessor für Turnsachen m
Darmstadt, hinzuweisen und die Verdienste desselben für eine
sachgemässe systematische Ausbildung des deutschen Turnens den
Vorwürfen Rothstein’s gegenüber hervorzuheben. In der That
scheint auch Rothstein den Fortschritt der deutschen Turnkunst,
wie er sich doch in Spiess’ Bestrebungen und in seinen Schriften
darbietet , zu wenig gewürdigt zu haben , da z. B. „dag Turnen
in den Freiübungen“ von Dr. Spiess weit über dem steht, was
Rothstein in der pädagogischen Gymnastik nach Läng S. 191 dar-
über vorbringt.
Diese Andeutungen mögen genügen, um auf die Abhandlung
des Dr. Freyer, welche überall eine umfassende Sach- und Litte-
raturkenntniss verräth , aufmerksam zu machen.
Dresden. M. Muss.
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Bibliographische Berichte u. kurze Anzeigen.
181
Bibliographische Berichte u. kurze Anzeigen.
De historiae romanae antiquissimae indole et auctoritate
deqne primis Romae regibus. Scripsit L. Kanten , in Universitate Rhe-
no-Trajectina prof. ord. Trajecti ad Rhenum, apud Kemink et filiura.
MDCCCXL1X. IV und 68 S. 8. — Diese nach bekannter Weise der
Holländer in gutem, fliessendem Latein geschriebene Abhandlang unter-
wirft wiederholt die älteste Geschichte der Stadt Rom und die darüber
in neuester Zeit unter den europäischen Gelehrten obschwebcnden An-
sichten einer Kritik. In Abschnitt I., ausgehend von dem Natürlichen
und Leichterklärlichen der Dunkelheit gerade dieses Theiles der römi-
schen Geschichte, zählt er zuvörderst diejenigen Gelehrten auf, die,
selbst überzeugt hiervon, auch Andere davon zu überzeugen bestrebt ge
wesen sind, nämlich Beaufort, Perizonius, Niebuhr, A. W. v. Schlegel,
Le Clerc (des Journaux chez les Romains, pröedd. d’une mömoire sur
les Annales des Pontifcs, ä Paris 1838). Von diesen hat bekanntlich
Niebuhr vor allen die Meinung aufgestellt, um es mit des Hrn. K. Wor-
ten zu geben : „prima rerum Romanarum secula , praecipue regurn aeta-
tem mythicam esse ejusque res, initio fama, deinde priscorum vatum prae-
conio ceiebratas, ita ad seriora teinpora proditas esse, donec a scripto-
ribus litteris mandari coeptae sint: hinc res illas contraxisse fabulosum
illum colorem et habitum, quem etiam nunc in Livii historiis agnoscimus.
Itaque reges ceterosque illustres homines universe fictas personas, in
quas fama contulerit ea facta et instituta , quorum origo et auctores vetn-
state obscurati vel deformali essent (p. 4). Andres hat Wachsmuth, An-
dres Fr. Schlegel, noch Andres Le Clerc gemeint. Um aufs Reine zu
kommen und dem Schwanken des Wissens in der Beziehung ein Ende zu
machen, hält nun Hr. K. dafür, dass zweierlei Fragen müssten beant-
wortet werden , nämlich: 1) ob das, was über römische Geschichte in
der ältesten Zeit berichtet wird , überhaupt für historisch oder für unhi-
storisch zu halten, und 2) wenn es für unhistorisrh zn nehmen, ob es
alte, im Schoosse des Volkes selbst entstandene Sagen oder grossentheils
später von den Griechen nach Latium überflossene Erdichtungen seien.
Zu dem Ende will er prüfen a) die Meinung Niebuhr’s: „an probabile
sit veterem Romanornm historiam e priscis Latii carminibus fluxisse“;
b) die Ansicht derjenigen Gelehrten, welche glauben, „res Romanas jam
inde ab Urbis origine litteris et monumentis consignatas et ad posteros
traditas fuisse“; endlich c) „utrum in his ipsis narrationibus germana ve-
tustatis effigies an fucata species et Graecae fictionis indicia appareant.“
Dem Ref. dünkt, wie wenn der Verf. , statt unmittelbar auf eine
Widerlegung Niebuhr’s auszugehen, die Sache tiefer hätte erfassen und
sicherer und gründlicher anbahnen können , und zwar so , dass er zuvör-
derst gesprochen 1) von der Kleinheit und Geringfügigkeit Roms als einer
blossen Colonie von Alba Longa, von der man anfangs sehr natürlich nicht
ahnen konnte, dass sie einst die Beherrscherin der Welt werden möchte;
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Bibliographische Berichte u. kurze Anzeigen.
wer wird also anfänglich, bei dem Entstehen der Stadt, darauf Bedacht
genommen haben, die sie betreffenden Ereignisse, wenn auch nur durch
Tradition, der Nachwelt aufzubewahren'# Es mangelte mithin tlieils der
Stoff, theils der Sinn und Trieb zum Anbau der vaterländischen Ge-
schichte, und mittler Weile ging die Erinnerung an die etwanigen vor-
gefallenen Staatsveränderungen etc. verloren. 2) Wie zweifelhaft in
Uom die Herstellung grosser Monumente in Stein in frühester Zeit sei,
an welche sich eine etwaige Nachricht von der ältesten Geschichte ge-
knüpft und erhalten hätte ; 3) dass die Buchstabenschrift erweislich erst
in der Mitte der königlichen Oberherrlichkeit von den nahen griechischen
Colonien her sich nach Uom verbreitet und natürlich anfangs nur einen
sehr spärlichen Gebrauch gefunden habe, zweifelhaft und sehr unglaub-
lich, ob selbst schon und sofort zur Anfertigung von Annalen, da anch
jetzt Uom noch zu keiner grossen historischen Bedeutung gelangt war;
4) dass selbst, wenn Stein- oder litterarische Denkmäler existirt hätten,
die späteren Zerstörungen und Verwüstungen dieselben höchst wahr-
scheinlich vernichtet gehabt; 5) dass die Römer an sich gar kein solches
Volk gewesen sind , das schon von vorn herein historischen Sinn und
Eifer bewährt hätte, eben so wenig sie ein hoch poetisches Volk gewesen,
das namentlich den Stoff zu seinen Poesien aus der vaterländischen Ge-
schichte genommen. Sie waren viel zu kalt, ernst, wortkarg, rauh, viel
zu sehr der Gegenwart und Zukunft zugeneigt, als der Vergangenheit und
deren Kunde. Und als späterhin der Sinn für vaterländische Geschichte
erwachte — erweislich erst seit dem 1. panischen Kriege — , da waren
schon Jahrhunderte seit der Königsherrschaft vergangen; da waren be-
reits die alten litterarischen u. a. Denkmäler meistentheiis vernichtet, die
alten Erinnerungen erloschen, die alten Sagen und Gesänge verklungen.
Und eine historische Kritik hat es im Alterthume überhaupt nur seiten ge-
geben. Blosse Vermnthungen, blosse Sagen, blosse individuelle Mei-
nungen gelten sehr häufig für wirkliches historisches Wissen. Und wenn
der Römer auch vermöge seines Ernstes und seiner kalten intellectuellen
Kraft zu solchen Studien vor Allem geeignet gewesen wäre, so war er
doch schon frühzeitig, namentlich seit der Eroberung Unteritaliens und
seit dem ersten und zweiten punischen Kriege, dergestalt mit dem phan-
tasie- und poesie- und mährchenreichen Griechen in Verkehr gekommen
und von der dessfallsigen griechischen Littcratur und Verfahrungsweise
in althistorischen Sachen angesteckt worden , dass er sich bei Erforschung
der dunkeln Vergangenheit, statt von der nackten historischen Kritik and
von der bescheidenen arte nesciendi, von dem unbesonnenen, sich über-
schlagenden Jagen nach Vermuthungen, nach falschen Etymologien, nach
sclbstgeschaffenen Personen und fingirten Facten n. dergl. leiten liess,
und auf der einen Seite zu sehr einem, wenn auch wohl begründeten Na-
tionalst, olze , auf der andern Seite einem Aufgeben desselben zn Gunsten
der litterarisch-gebildetern Griechen huldigte. Diese Momente, die der
Verf. wohl bin und wieder berührt, auch wohl bespricht, hätten wir ge-
wünscht an die Spitze des Ganzen gestellt zu sehen. So hätte man gleich
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Bibliographische Berichte u. kurze Anzeigen.
183
einen positiven Standpunkt gehabt, statt dass der Leser in der
Schrift erst den Umweg durch Negationen zu machen gezwungen ist.
Was der Verf. beibringt im II. Abschnitte, um die Ansicht Nie-
buhr's zu widerlegen, ist hierzu ganz geeignet und verräth überall den
vorsichtigen, umsichtigen Forscher. Ref. stimmt durchaus bei; er hat
sich nie mit der Niebuhr’schen Hypothese befreunden können, sie ist viel
zu poetisch , man möchte sie phantastisch nennen.
Der III. Abschnitt giebt einige Andeutungen zur Charakteristik der
(unhistorischen) Historiographie der Römer. Nur hätten wir gewünscht,
der Verf. wäre auch hier tiefer in die Sache eingegangen und hätte uns
aus den obwaltenden Verhältnissen die Gründe und Ursachen pragmatisch
dargetban.
Im IV. Abschnitte weist Hr. K. die Meinung derjenigen zurück,
welche annehmen, dass aus der ältesten Zeit der römischen Geschichte in
der späteren noch mancherlei Denkmäler existirt hätten. Nicht nur die
Nachrichten darüber sind mitunter sehr zweifelhaft und unkritisch , son-
dern die Dinge selbst verrathen nach ihrer Beschreibung meistenlheils ein
späteres Zeitalter. Le Clerc hat in seinem oben angeführten Werke be-
sonders die Behauptung aufgestellt, dass die Römer von Anfang an Anna-
len gehabt und aus diesen die nachmaligen Geschichtschreiber von Fabius
und Cato an bis auf Tacitus und Suetonius geschöpft hätten. Sehr rich-
tig entgegnet hierauf Hr. K. (8. 20): „Nullum exstat probabile testimo-
nium vel indicium, unde effici possit, Pontificum illos commentarios jam
sub regibus scriptos esse; si vero fuissent, eos aut incendio Gallico per-
iisse, ut Livius testatur, aut aliis causis obscurntos esse perquam proba-
bile est. Quare quae seniore tempore in Pontificum annalibns legerentur
de Urbis originibus primisque seculis relata, haec postea incerta et aliunde
derivata esse dubitari nequit.“ Aehnlich verhält es sich mit den Ban-
und Bildwerken: auch hier meint der Verf. ganz richtig: „omnibus diligen-
ter perpensis , haud temere inde colligi posse , antiquissimam urbis Ro-
mae notitiam non multo certioribus niti documentis, quam primordia tot
civitatum, quae non nisi fabulosam sui memoriam posteritati reliquerunt.“
Indessen eine Beschiänkung möchten wir doch uns hier gefallen lassen:
sie betrifft den Göttercnlt und seine Denkmale. Ambrosch zum wenig-
sten u. A. haben nicht ohne Erfolg mehrere der letzteren auf die älteste
Zeit zurückgeführt. Doch darauf hat auch Hr. K. S. 25 hingedeutet.
Nach diesen allgemeinen Bemerkungen führt uns nun der V. Ab-
schnitt dem eigentlichen Gegenstände näher, der Unsicherheit der Kö-
nigsgeschichten. Hier fällt schon die Verschiedenheit der späteren Nach-
richten oder Behauptungen auf, sodann die appellativ zu fassenden und zu
erklärenden Namen einzelner Könige. Auch die Zahl sieben ist my-
thisch. „Reminiscamur modo: septem Pleiades in coelo, septem sapien-
tes in Graecia, septem miranda in orbe terrarum opera, septem duces
adversus totidem Thebarnm portas, ne plura addam: quidni urbe septem
collium totidem quoqne reges fuissent?“ (Pag. 28.) So ist denn das Er-
gebnis* der bisherigen Deduction (p. 29): „ut pleraque urbium, sic Ro-
mae quoque obscura fuisse incunabula; oppidum per multas actates igno-
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194 Bibliographische Berichte n. kurze Anzeigen.
bile; regnatnm ibi per plures deinceps reges e diversorum populorum
familiis quae ibi consedissent oriundos, ingeniis atndiisque dissimiles; ho-
rum plerorumque memoriam magna pro parte obsolevisse ; ex eorura vero
nnmero septem cffectos esse, partim veros partim fabulosos, quorum per-
sonae et res gestae paollatim fama consecratae et deinceps in historiam
receptae sint. Horum ut quisque recentior est et a liberae reipublicae
temporibns propius distat, eo plus habet verisimilitudinis.“
Der VI. Abschnitt gewährt uns einen Ueberblick über diejenigen
mythischen Sagen, welche die Römer den Griechen verdankten, welche
diese auf den Boden von Latium verpflanzt, dort heimisch gemacht hat-
ten. „Hioc facile conjicere licet, quae de Urbis ortu primisque seculis
ferunlur, etsi continent aliquas domesticae famae reliquias, magnam tarnen
partem exterorom commentis et Graecorum fictionibus esse contexta“
(pag. 3t). Unter jenen Sagen ist nun die Aeneassage die hauptsäch-
lichste: von ihr handelt der VII. Abschnitt, aber mehr so, dass daraus
der Verlauf der Sage , nicht der Ursprung ins Licht gesetzt ist. Der
Unterzeichnete hat in diesen Blättern früherhin einmal versucht, auch
den nachzuweisen. Denn dass an keine historische Person dabei zu den-
ken , ist wohl leicht zu erkennen. Uebrigens hat unser Verf. nur Nie-
liuhr und Klausen und Rückert benutzt, nicht aber auch die übrigen deut-
schen Gelehrten , welche über den Gegenstand geschrieben und von denen
jeder etwas Wichtiges beigebracht hat zur Aufhellung der Sache. —
Nicht minder sind blosse unhistorische Fictioncn die Sagen , womit man
den Zwischenraum zwischen Aeneas’ Ankunft in Latium und der Gebart
des Romulus und Remos ausgefüllt bat. „Exemplo hoc sit, quantuin I i-
bertatis veteres scriptores sibi sumserint in concinnandis historiis et qnam
facile talia commenta a sequentibus historiis credita et ad posteros pro-
pagata sint“ (pag. 43).
Im VIII, Abschnitte weist der Verf. sehr gut die Erdichtung eines
Romus (Romulus) und Remus nach. Auch sind wir ganz mit ihm einver-
standen, wenn er den Ramnes (den er mit Romus und Remos identificirt,
pag. 45), Tatius und Lucumo auf die drei ursprünglichen Tribus, auf die
Ramnenser, Tatienser und Luceres, zurückführt und zur Erläuternng
hinzufügt: „Simili modo apud Graecos tribuom nomina ab heroibus inco-
vvuoig repeti solita“ (pag. 45). — Sehr annehmbar däucht uns der
Nachweis, woher der Beiname der Rea, Silvia (pag. 47 sq.): „Attentius
consideranti facile apparet, utrumque nomen [Uium et Silviam] idem esse,
variata tantum forma: Silvia onim factum ex Ilia per digamma Aeolicum,
quo vocabulum '/Los gaudet, sicut ex vlrj factum est silva, ex serpo,
ex ‘Elia Feite, ex aioiv aevum: quare eadem quae graece ‘Ilia , latine
Silvia audit: illud nomen poetis Graecos imitantibus, hoc vulgo usurpatnm.“
— „Rea (Gr. 'Pia, 'Petu) a $sfv vocata.“ Das Alles sicher ganz rich-
tig. Allein was das Weitere anbetrifft, so kann der Ref. nicht beistim-
men, wenn Hr. K. sagt: [Rea] „fuit nympha flnvialis, Tiberino patri
nupta. Tiberis olim Rumon appellaius fuissc traditur, nomen cognatum
vocahulo ^cvjuor, derivatum a ruo, quod idem est ac $ia, nimirum ob flu-
minis iinpetum. Ut flumeu Rumon, sic ipsa urbs ut tot aliae urbes
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Bibliographische Berichte u. kurze Anzeigen. 185
de flnmine Rama vocata. A Ruma forma tantnm differt Roma. —
— Itaqne Roma origine et significatione idem est quod Rea (?), unde non
mirum hanc ipsam qnuque Romuli matrem a nonnullis scriptoribus Romam
vocatam esse.“ Die- Sache verhalt sich wohl vielmehr so: Jene Rea ist
sicherlich die Rhea der Griechen, deren Cultos bekanntlich mit der phry-
gischen Ma verschmolzen und deren Name darum in Kleinasien sehr gäng
und gäbe war. Derselbe kam wohl mit der Aeneassnge auch nach Latium,
aber nicht als Naine einer Göttin , sondern abgeschwächt in den einer
Heroine. Sie konnte so die Ilische Rea heissen und als solche in der
Jatinischcn Sage auftreten, und der Lateiner, dem siiva für vXrj geläufig
war, machte nebenbei aus lUa Silvia. — Dagegen billigen wir die Her-
leitung des Namen Tiberis von &vttv i. e. impetu ferri; noch näher dem
lateinischen Namen liegt das aber auch mit dem griechischen Verbo ver-
wandte tuber (schwellend). Sehr gut erklärt der Verf., warum Rea Sil-
via zur Vestalin („qua apud Romanos nihil augustius“ p. 50, und zur
Mutter, Acca zur Amme der beiden Zwillingsbrüder (p. 51 sq.), Mars
zum Vater derselben gestempelt worden ist, warum es gerade Zwillings-
brüder gewesen , ausgesetzt und gerettet worden sein sollten.
Der IX. Abschnitt weist nach, warum die Sage die beiden Zwillings-
brüder, den Romulus und Remus, durch eine Wölfin gesäugt, dann ein
Asyl errichtet und den Raub der Sabinerinnen vollführt werden lässt:
„Tandem Romulus, ut Marte genitus erat, ita Martis equis in coelum
revehitur et e mortalium adspectu stiblatus patrio Quirini cognomine
consecratus est, ut crederes fere, Romuli personam nibil aliud fuisse nisi
ipsum deum Urbis tntelarem, mortalem in formam conversum“ (p. 59).
Der ganze X. Abschnitt beschäftigt sich mit Numa Pompilius und
aucht vor Allem darzuthun , dass auch dieser König eine erdichtete Per-
son sei. Das erkenne man zuvörderst schon aus den beiden Namen, die
.«ich etymologisch auflösen Hessen; denn Numa, gr. Novpäg, käme her
von vs/iio, vöfiog und bedeute den Gesetzgeber, und Pompilius von pompn,
„quod vocabulum indicat solennes incessus, quales a sacerdotibus institui
so/ebant, qoo nomine nulium convenientius ei regi , cui omnium consensu
nofmtäv aal dvoitöv institutio est tributa“ (pag. 60). Weniger glück-
lich leitet nnser Verf. den Namen Egeria von iya’gca her, so dass sie die
Wachsame wäre, „nomen congrunm sane ei deae, qnae noctu effata
dabat (?).“ Freilich „simile numen finxit Empedocles qnum “EytQOiv vo-
cat.“ Allein was hat Rom mit Empedocles zu schaffen? Sicherer ist
es doch Buf jeden Fall, die Egeria als Wassernymphe, als Vorsteherin
einer Weissagungen fördernden Quelle zu fassen und den Namen von
egero abzuleiten. Zur Ausbildung der Sagengeschichte von Numa haben,
nach Allem zu ortheilen , die Römer selbst wie griechische Schriftsteller
das Ihrige redlich beigetragen.
Als Gesammtcrgebniss giebt Hr. K. folgende Schlussfolgerungen:
„Primum , quod plerisque videtur, antiqnissimorum temporum narrationes
et pnmorum certe regum personas fabulosas esse ; deinde , fabulas Ilias
contmere quidem haud pauca prisci aevi vestigia, indicia nominum, loco-
rutn, rituum factorumque, quae ad populi et Urbis primordia ac pristinam
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180 Bibliographische Berichte a. kurze Anzeigen.
conditionem , ad linguam, moros artiumque cultum, ad instituta et facta
illustranda couducunt; ceterum maximam earum partem serius conHatam
et partim a Graecis fabulatoribus, partim a Romanis Graecos aemuiantibus
esse confictam (pae- 68).
Und so kann und möge die Abhandlung dazu beitragen, das mythi-
sche Gewebe, was bis dahin noch immer in nicht wenigen historischen
Büchern als ächte Geschichte figurirt, zu zerstören und für das gelten
zu machen, was es in derThat ist, nämlich Dichtung und keine Geschichte.
Aber auch das Mythische kann und soll rationell aufgefasst und behandelt,
d. b. überall nachgewiesen werden, warum der Mythus so gerade den
Lauf genommen , und auch dazu bietet die Schrift erfreuliche Anleitung.
Dr. Heffter.
Lehrbuch der Geometrie und Trigonometrie nebst ihren aus-
gedehnten Anwendungen auf die Lösung geometrischer Aufgaben; vorzüg-
lich für Militär- und technische Lehranstalten, von R. Unruh, Dr. der
Philos. u. königl. baicr. Prof, der Mathematik im königl, Cadetten-Corps
zu München. 3. verbesserte und vermehrte Auflage. Herausgegebcn v.
C. Kuhn , kön. Prof, der Mathem. u. Physik an jenem ; mit 5 Steindruck-
tafeln. Landshut, Krüll'sche Universit.-Buchh. 1850. gr. 8. 1. u. 2. Tbl.
395 S. 3 Fl. — Des längst verstorbenen Verf, Lehrbuch ist in berühr-
ter Anstalt für den Unterricht in der Mathematik eingeführt. H. Kuhn
überliefert dem Publikum diese 3. Aufl. ohne Vorrede und Angabe des-
sen, was er etwa dabei getban habe. Ref. hat nur die 1. Aufl. zur Hand
und findet wenig wesentliche, wohl aber mancherlei ganz unwesentliche
und nichtssagende Zusätze. Von einer Umarbeitung kann freilich keine
Rede sein, weil sonst das ganze Lehrbuch eine veränderte Gestalt und
einen den wissenschaftlichen und pädagogischen Anforderungen entspre-
chenderen Charakter erhalten müsste. Letztere sind ganz übersehen und
ersteren genügt es in Betreff des Stoffes nicht überall, in Betreff der
Bearbeitung aber nur selten, wofür Refer. den Beweis zu führen schul-
dig ist.
Die Geometrie als Lehre von den ausgedehnten Grössen nach einer,
oder nach zwei , oder nach drei Richtungen muss nach diesen drei Haupt-
ideen behandelt und jede Idee nach den von ihr umfassten Disciplinen
entwickelt, daher jede der letzteren auf gewisse Hauptbegriffe und ihre
Merkmale, auf die aus ihren Erklärungen hervorgehenden Grundsätze und
auf die durch diese bewiesenen Hauptlehrsätze, welche wegen ihrer All-
gemeinheit die ganze Disciplin bewältigen, begründet werden, wenn den
Gesetzen der Logik und ihrer wissenschaftlichen Consequenz entsprochen
werden will. Die Grössen nach einer Ausdehnung bestehen entweder in
reinen Linien und Winkeln nebst Parallelen, oder in allen einzig nur auf
Linien und Winkeln beruhenden Gesetzen und Eigenschaften der Figu-
ren, müssen daher für die Anforderungen der Wissenschaft nach diesem
streng logischen Zusammenhänge zum Bewusstsein der Lernenden gebracht
werden, wenn sie klar und vollständig erfasst werden sollen. Unter die-
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Bibliographische Berichte n. kurze Anzeigen.
187
sem ersten Gesichtspunkte sind daher anch die Gesetze für die Congrnenz
und Aehnlichkeit nebst allen auf ihnen beruhenden, nur die Linien und
Winkel betreffenden Wahrheiten begriffen, dagegen alle eigentlichen Flä-
chengesetze ausgeschlossen.
Znr Betrachtung der eigentlichen Fläche, also ihrer räumlichen
Grösse, gehören stets zwei Ausdehnungen und deren innige Verbindung
mit einander, was entweder durch die Zahl, oder durch räumliche Ver-
gleichung, oder durch Verwandlung, oder durch Theilung der Flächen
mittelst jener Längen- u. Breite- oder Höhe-Ausdehnungen geschieht. Den
gesammten Inbegriff dieser Wahrheiten bezeichnet die Wissenschaft durch
„Flächenlehre“, Planimetrie im reinen Wortsinne. Jede andere Bedeu-
tung, welche man diesem Begriffe beilegt, ist uneigentlich, gezwungen,
willkührlich und jener widersprechend , stört die Consequenz und Deut-
lichkeit des Vortrages und führt zu mancherlei Missständen, die beim Un-
terrichte schwer zu beseitigen sind. Eine Vermengung dieser Discipli-
nen und deren einzelnen Wahrheiten unterbricht den Zusammenhang, er-
schwert die Einsicht in diesen, beeinträchtigt den Erfolg des Unterrichtes
und verstösst gegen den wissenschaftlichen Charakter der Geometrie.
Diesem Missstande unterliegt das vorliegende Lehrbuch sehr häufig , wie
nachfolgende Uebersicht des 1. Theils beweist.
Der 1. Abschnitt handelt von Linien und Winkeln, übergeht aber
die Parallelentheorie ganz, obgleich sie einzig und allein auf den Gesetzen
der Winkel und auf der durch ihre Grösse bestimmten Richtung der Schen-
kel und umgekehrt beruht.
Der 2. bespricht die Figuren überhaupt, dann die Eigenschaften der
Dreiecke nebst den dabei vorkommenden Linien und Winkeln. Nach all-
gemeinen Erklärungen folgen einige Aufgaben , dann Congruenzfälle und
damit zusammenhängende Gesetze. Nun lassen Aufgaben sich erst dann
gründlich behandeln, wenn die dafür erforderlichen Wahrheiten bekannt
sind, und hängt die Congrnenz einzig und allein vom Bestimmtsein des
Wesens des Dreickes (wie jeder anderen Figur) ab, mithin ist den wis-
senschaftlichen Forderungen nicht genügt.
Der 3. Abschnitt enthält die Theorie der Parallelen, aber auch
Dreiecksgesetze, mithin sind Gegenstände vermengt, die wohl durchein-
ander begründet werden , aber weder zusammen gehören , noch etwas an-
deres mit einander gemein haben, als jene Begründung, welche jene Ver-
mengung nicht rechtfertigen kann, sonst müsste die Parallelentheorie selbst
mit der Winkellehre vereinigt werden und könnte keine Selbstständig-
keit erhalten. Warum sind denn die Gesetze der Parallelogramme mit
der Parailelcntheorie vereinigt und jene in dem 4. Abschnitte behandelt,
wobei gar Flächensätze, d. h. räumliche Vergleichungen, entwickelt wer-
den, welche doch die Nachweisung erfordern, in wiefern die Grösse der
Fläche vom Maasse der Grundlinie und Höhe abhängt?
Im 5. Abschnitte findet man die Lage und Grösse der geraden Linien
in Bezug auf den Kreis, im 6. die Verhältnisse der Linien , die Aehnlich-
keit der Figuren und die der Figuren selbst. Hier sind wieder Wahr-
heiten zusammcngestellt, welche mehrfach heterogen sind, indem die Aehn-
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188 Bibliographische Berichte u. kurze Anzeigen.
lichkeit der Figuren rein auf Gesetzen voll proportionalen und parallelen
Linien nebst gleichen Winkeln beruht, mit dem Verhalten der Flächen
also nichts gemein hat. Für alle Betrachtungen der eckigen Figuren ver-
misst man die Bedingungen, unter welchen diese bestimmt sind, was eine
am so empfindlichere Lücke des Buches veranlasst, als auf jenen die Con-
gruenz der Figuren beruht und diese ohne jene gar nicht gründlich zu
behandeln ist.
Im 7. Abschnitte allein finden sich lauter homogene Gegenstände
vereinigt, nämlich das Messen der Linien, Winkel und Flächen betref-
fende, worauf einige Verwandlungen und Theilungen folgen. Das meiste
Interesse gewähren die durch arithmetische Operationen behandelten Auf-
gaben und Coustructionen von Werthen der in Formeln ausgedrückten
Grössen. Sie bilden eine wahre Zierde des Lehrbuches und verwischen
das Nachtheilige mancher wissenschaftlichen Lücke, welche aus den An-
gaben erhellt.
Lässt schon der wissenschaftliche Charakter viel zu wünschen übrig,
so ist den pädagogischen Anforderungen noch weniger, ja fast gar nicht
genügt. Die erste Bedingung für einen erfolgreichen Unterricht ist die
umfassende und gründliche, vollständige und genaue Erklärung der Haupt-
begriffe jeder Disciplin und die streng logische Anreihung der in der Ver-
bindung der Merkmale zu Batzen liegenden Wahrheiten, eigentlichen
Grundsätze, worauf der jedesmalige Hauptlehrsatz, der nur durch jene
Grundsätze bewiesen werden kann, mit seinen verschiedenen Folgerungen
zu begründen und jede der letzteren ihm beizufügen ist. Jeder Lehrsatz
schliesst solche Wahrheiten ein, welche sich aus ihm unmittelbar ergeben,
daher in seinem Beweise mitbegründet und ihm einfach und kurz beizu-
fügen sind. Solche Folgensätze nennt der Verf. häufig Zusätze, begrün-
det er und stellt sie an Orte, wohin sie nicht gehören. 'Diesen Theorien
folgen erst die Aufgaben, d. h. diejenigen Sätze, welche Forderungen ent-
halten, denen genügt werden muss, deren gefundene Grösse aber sodann
durch die Theorie zu begründen ist. Mit diesen Aufgaben sind sowohl
Behauptuugs- als Forderangssätze verbunden, welche im ersten Falle nä-
her begründet und im zweiteu besonders erläutert werden müssen und
eigentliche Zusätze sind. Von dieser unbedingten Nothwcndigkeit der
pädagogischen Anforderungen nimmt das Lehrbuch völlig Umgang, wes-
wegen für die Schule sein Gebrauch nicht sehr zu empfehlen ist.
Ein weiterer Missgriff besteht darin , dass sehr häufig sogenannte
Grundsätze und Lehrsätze zu Zusätzen , beide mit einander verwechselt,
also hierdurch Hauptsätze zu Nebensätzen , oder diese zu jenen gemacht
sind. Selbst Erklärungen finden sich unter der Ueberschrift von Zu-
sätzen, wodurch die Lernenden nie recht klar in das Wesen der einzelnen
Sätze eindringen, wie an sehr vielen Beispielen veranschaulicht werden
könnte, wenn es erforderlich wäre. Ein Beispiel mag für viele hinreichen :
Parallelogramm ist jedes Viereck, dessen je zwei Gegenseiten parallel
sind. Das Merkmal des Parallelseins der jedesmaligen Gegenseiten bil-
det den Begriff „Parallelogramm“. Wie will man also dieses Merkmal
aus einer Eigenschaft des Parallelogrammes beweisen, ohne in groben Wi-
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Bibliographische Berichte n. kürze Anzeigen.
189
dersprnch za gerathen? Aas dieser Parallelität ergeben sich die sechs
bekannten Eigenschaften, die in einer Uebersicht, in einem Lehrsätze, zn
entwickeln sind. Der Verf. zerstreut sie in verschiedene Lehrsätze and
wird dadurch mehrfach unverständlich. Das Annehmen von (Eigenschaf-
ten and daraus Ableiten jener Parallelität widerspricht den Anforderungen
der Pädagogik.
Mit dem Lehrsätze für die Congruenz zweier Dreiecke ans zwei
Seiten and dem eingeschlossenen Winkel verbindet das Lehrbuch den
Satz: „In jedem gleichschenkligen Dreiecke seien die Winkel an der
Grundlinie sich gleich“, als Zusatz ohne weitere Folgen aus diesem. Nun
ist aber diese Wahrheit selbst eine reine und ganz einfache Folgerung aus
dem Lehrsätze: „Durch ein Loth von der Spitze nach der Grundlinie des
gleichschenkeligen Dreiecks entstehen zwei congruente Dreiecke“, mithin
enthält jenes einen Missstand , welcher pädagogisch gewiss nicht zu billi-
gen ist. Wenn vom Aussenwinkel bewiesen ist, dass er den zwei innern
Dreieckswinkeln gleich ist, so folgt doch wohl von selbst, dass er grösser
ist als jeder einzelne von diesen, wohl aber nicht umgekehrt. Es mögen
diese Beispiele genug sein, zu belegen, dass die Pädagogik für die mei-
sten Sätze übersehen ist.
Viele Lehrsätze sind nicht hinreichend bewiesen, z. B. gleich der
erste Lehrsatz: Die Summe der Nebenwinkel ist gleich 2 R. Viele an-
dere enthalten in der Voraussetzung mehr, als erforderlich ist. Z. B. zwei
Dreiecke sind ähnlich, wenn sie einen gleichen Winkel und die ihn ein-
schliessenden Seiten proportional haben. Die Wissenschaft beweist, dass
in zwei Dreiecken homolog proportionalen Seiten gleiche Winkel entspre-
chen und bei Gleichheit zweier Winkelpaare auch das 3. Paar gleich ist,
und die Gleichheit der Winkel ein wissenschaftliches Merkmal für die
Aehnlichkeit der Dreiecke ist, mithin sind zwei Dreiecke ähnlich, wenn
zwei homologe Seitenpaare proportional sind, und die Annahme des von
Ihnen eingeschlossenen gleichen Winkels ganz überflüssig. Aehnlich ver-
hält es sich mit der Annahme von der Proportionalität der drei Seiten-
paare. Höchstens als einfache Folgerung für die Aehnlichkeit aus der
Proportionalität von zwei Seitenpaaren lässt sich der Satz beifügen, aber
gewiss nicht als selbstständiger Lehrsatz aufstellen.
Für die Versinnlichung der Wahrheit, dass die bekannte ludolphi-
s che Zahl eine beständige Grösse ist, erfordert die Gründlichkeit die Be-
rechnung des Umfanges eines gleichnamigen regulären Vieleckes in und
um den Kreis, damit das Zusammenfallen beider Zahlen bei einer gewissen
Anzahl von Decimalen erkannt und daraus derselbe Werth für die zwi-
schen beiden Umfängen liegende Peripherie eingesehen wird. Wenn man
gründlich entwickelt bat, dass zwei Dreiecke von verschiedenen Grundli-
nien und Höhen sich verhalten, wie die Produkte aus den Maassen dieser
Elementarlinien, so folgern die Lernenden wohl von selbst, dass Dreiecke
von gleichen Höhen sich verhalten, wie ihre Grundlinien u. s. w,, dass
dieselben aber auch noch gleich sind , wenn ihre Grundlinien ver-
kehrt sich verhalten wie ihre Höhen, dass also diese Gleichheit der Flä-
chen nicht absolute Gleichheit der Höhen und Grundlinien erfordert.
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190 Bibliographische Berichte o. kürze Anzeigen,
Aehnlich verhält es sich mit den Verhältnissen zwischen zwei Parallelo.
grammen, welche die Grundlage für das Verhalten der Dreiecke bilden,
weil deren Grösse erst aus jenen ermittelt wird.
Der 2. Tbeil behandelt die Geometrie im Raume und beginnt im 1.
Abschnitte mit der Lage gerader Linien gegen Ebenen u. der Ebenen unter
sich, wofür das Lehrbuch gegen die eigentliche Longimetrie und Planimetrie
viel zu umständlich verfährt. Der 2. Abschnitt befasst sich mit den kör-
perlichen Winkeln und der 3. mit den Körpern selbst hinsichtlich ihrer
Eigenschaften und Berechnung der Oberflächen. Der 4. mit der Ver-
gleichung der Prismen, Pyramiden und mit der Aehnlichkeit, und endlich
der 5. mit dem körperlichen Inhalte. Den Beschluss machen stereometri-
sche Aufgaben , welche den Ansichten des Lehrbuches ganz entsprechen.
Dieser 2. Theil verdient fast ungetheilte Anerkennung, entspricht den An-
forderungen der Wissenschaft und wird, in Schulen gebraucht, gründliche
Belehrung fördern. Das Papier dürfte viel besser sein.
Reuter.
Davidis Jacobi van Lennep poematum fasciculus. Amstelo~
dann, apud loannem Mueller. MDCCCL. VIII u. 87 S. 8. — Der
Grund der Herausgabe der vorbemerkten Gedichte war ein doppelter,
einmal wollte Hr. van Lennep diese Gedichte, meistens Zeugnisse seiner
Dankbarkeit gegen Gönner, Freunde, Aelteru u. sein Vaterland selbst, eben
als solche einem langem Dasein erhalten wissen, als jetzt, wo sie in einzelnen
Blättern zerstreut vorhanden waren, anzunehmen war. Sodann wollte
der Herr Verf. zugleich beweisen, dass er auch jetzt noch, obschon durch
vielfache Beschäftigungen davon abgehalten, bisweilen wenigstens der latei-
nischen Muse seine Huldigung darbringe, damit, sofern diess möglich, dadurch
vielleicht auch bei seinen Landsleuten die Liebe zu derselben aufs Neuo
geweckt und neuer Eifer für ein Studium in’s Leben gerufen werde, des-
sen Vernachlässigung nicht ohne Nachtheil für die höhere Bildung über-
haupt eintreten könne. Die Gedichte selbst, zwölf an der Zahl, sind in chro-
nologischer Ordnung gegeben, in welcher noch zum Schlüsse der Vorrede
ein kürzeres, dreizehntes Gedicht nachgetragen und eingereiht wird. Sie
gehören dem weiten Zeiträume von 1803 bis 1848 an und sind, wenn auch
nicht überall die gleiche dichterische Begeisterung in denselben herrscht,
doch treffliche Zeugnisse von der grossen Meisterschaft, mit welcher sich
ihr Verfasser auf jenem Felde bewegt; sie sind ferner, und diess gilt uns
noch mehr, schöne Zeugnisse eines reinen Herzens und edler dankbarer
Gesinnung gegen die, welche ihm wohl wollten und zu seiner Bildung und
höheren Förderung beitrugen. — Manches Hesse sich wohl an dem Baue
einzelner Verse aussetzen, doch eigentlich Falsches bietet sich weniger.
Aufgefallen ist uns zunächst in der Vorrede p.VI, quod sif ortasse statt
quod sif orte, im ersten Gedichte p. I. Addidioi, wofür es dort nur didici
heissen konnte, auch die Quantität BruckhUstique im zweiten Gedichte
p, 9. — Doch diese und andere kleine Flecken werden den Genuss der
Gedichte im Ganzen nicht stören, und so scheiden wir denn von dem Hrn.
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Schul- und Universitätsnachrichten u. s. w,
191
Verf. mit dem Wunsche, dass auch in Deutschland die Früchte seiner
Müsse , welche auch äusserlich in einem ihrem Inhalte entsprechenden
Gewaude erschienen sind, recht zahlreiche Leser finden mögen.
R. K.
Schul- und Universitätsnachrichten, Beförderungen
und Ehrenbezeigungen.
Die Studienanalalten Baierns; Lehrkräfte und Veränderungen
in diesen, Programme und Schiileraahl fiir 1848 — 49 .
[Fortsetzung.]
Hof. An der latein. Schule gab Schorr als Verwes, in I., Schnür-
lein (Prof, am Gjmn.) in III. u. IV. den arith. Unterricht, was eine sehr
zweckmässige Anordnung ist, wenn nur auch dafür das entsprechende
Honorar ertheilt wurde. Der Lehrer der Mathematik bereitet hierdurch
die Schüler zum arithm. Studium gehörig vor und gewinnt für die 1. CI.
des Gymnasiums Zeit für die Anfangsgründe der Geometrie, zugleich aber
auch wesentlichen Vorschub für den höheren arithmetischen Unterricht.
Prof. Gebhardt war Mitglied der Nationalversammlung in Frankfurt bis
November, also seiner eigentlichen Bestimmung entzogen; bis dahin blieb
die 3. CI. mit der 2. vereinigt. Wegen langer Krankheit Schnürleins ver-
sahen die Classenlebrer und endlich Moroff , Lehrer der Mathematik an
der Ge werbschule, den math. Unterricht. Wurm wurde in zeitlichen Ru-
hestand versetzt, später polizeilich eingezogen und vor Kurzem wieder
freigegeben in Folge des Amnestiegesetzes. Den Unterricht in jener
Classe übernahm Gebhardt, und in die Classe des letzteren trat Candidat
Trillhaas ein. Das Programm v. Studienlchrer Riedel enthält auf 12 Seiten
philosophische Aphorismen über Allheit, Persönlichkeit, über Hegel' s Irrthü-
mer, über Schleiermacher’s Standpunkt und über die im Pantheismus vorkom-
menden Widersprüche und Ansichten. Der Verf. beginnt mit dem Satze:
Wie alles nur absolut ist, was aus sich selber ist, so wird auch Gott absolut
nur aus und durch sich selbst bewiesen. Wird die Welt, das menschliche
Ich als etwas absolut gegen Gott Anderes betrachtet, so sind alle Beweise
für Gott aus Welt und Ich selbst nur relativ, Gott nicht adäquat; dann ist
der einzige adäquate Beweis für Gottes Dasein nur Christus selbst , weil
dieser mit Gott eins ist, weil also durch ihn Gott als durch sich selbst
bewiesen ist. In diesem Sinne fährt der Verf. für das Dasein des Göttli-
chen in Welt und Natur in der Form der Allheit, weiche Einheit und
Vielheit, erstere absolut in dieser, also Persönlichkeit, fort in abgerissen
nen Sätzen Vernunftschlüsse zu machen, weiche einem Schelling’scheu ein-
A
t
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192
8chnl- und Universitätsnachiichtei»,
leitenden Vortrage wie ein Ei dem andern ähnlich sehen. Der ganze
Aphorismus, obgleich der Verf. von seinem philosophischen Standpunkte
spricht, ist keine selbstständige Arbeit, sondern ein aus Collegienheften
und mancherlei unverdauten philosophischen Schriften zusammengetrage-
nes Gerede über die verschiedenen Beweise vom Dasein Gottes, wornach
das Göttliche in der Form des Alls, der Welt, der Nothwendigkeit da ist,
letztere Möglichkeit und Wirklichkeit voraussetzt, also das Göttliche in
der Form der Möglichkeit der Substanz, Idee des Guten, Wahren u.s.w.
sein muss. Vom Göttlichen ausgehend und wieder zu Gott kommend nennt
er den verklärten teleologischen Beweis. Mittelst solcher Aphorismen
bespricht er die übrigen Beweise. Hegel erkennt er einen kernhaften
Geist zu, aber auch einen Abfall von den Grundprincipien der positiven
Christusreligion, welcher ihm um so gefährlicher erscheint, je mehr er
sich oft hinter biblischen Ausdrücken versteckt, gleich einer Schlange
unter den Blumen. Indem er die von Schelling gegen Hegel dargelegten
Sätze im Sinne des Ersteren bespricht und Letzterem hier und da einiges
Recht zugesteht, bezüchtigt er ihn des groben Irrthums, dass derselbe die
göttliche Idee erst im Menschen überhaupt zum Bewusstsein kommen lasse,
dass nach ihm in der Religion nicht blos das Göttliche im Menschen zum
Bewusstsein seiner, es überhaupt erst zu diesem kommt, also seine Wissen-
schaft eine Gottesgeschichte ist, in welcher am Ende Gott erst wird, wie
Staudenmeier richtig bemerkt, aber nach seinem abstracten Theismus
darin fehlt, dass er die Religion nur für ein Bewusstsein des Menschen
von Gott fasst und hierin nicht die Selbstbeziehung Gottes auf sich
selbst erkennt. Ein weiterer Irrthum Hegel’s besteht in dem Mangel der
Offenbarung Gottes an den Menschen in jener Religiousgeschichte, in der
Annahme vom Sündenfalle als Erhebung aus der Rohheit, in dem Nicht-
erkennen des ersten Adam , des Gottmenschen und des Nichttilgens der
eigentlichen Sünde. Diese und andere Schattenseiten in der Hegef scheu
Philosophie berührt der Verf. unter dem Versprechen, vielleicht ein An-
dermal von deren Lichtseite zu reden, was er jedoch ersparen, wenigsten«
nicht für ein Programm bestimmen möge, weil die Angaben weder für die
Wissenschaft von Belang, noch für die Leser von Interesse, noch für die
Schüler von einigem Vortheile sind. Die Entwickelung des logischen
Begriffes und Erhebung der Logik zur wahrhaft speculativen , lebendig
sich aus sich selbst bewegenden Wissenschaft durch Hegel hat diesem
Lehrfache mehr geschadet als genützt, weil es aus dem Kreise des ver-
ständlichen Unterrichtes entrückt und in das Gebiet der beliebigen Dun-
kelheit übertragen wurde. Im 3. Absätze spricht der Verf. Scbleierma-
cher einen theilweisen Standpunkt im Reiche des neuen Weltalters zu,
weil dieser zur Idee der Allgemeinheit sich erhoben und die Gewalt des
Universalen gegen das Individuelle erkannt, aber die neue Idee in sofern
noch nicht erreicht habe , als er in der Kirche nur das continuirliche , in
der Identität sich haltende Entwickeln erkenne. Bei ihm trete die ab-
stracto Identität darin hervor, dass er den qualitativen Gegensatz des
Guten nnd Bösen läugne, wodurch er zur Lehre von der Nothwendigkeit
des Bösen gelange. Von Hegel unterscheide er sich, dass er die Kirche
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Beförderungen und Ehrenbezeigungen.
193
abstract zu seiner Substanz und zur Substanz aller sittlichen Individuali-
tät mache, während Hegel dem Staate dieselbe zusebreibe. Indem er in
dem Vergleiche zwischen den Ansichten Schleiermacher’s und Hegel’s zu
der Behauptung gelangt, dass ersterer die Idee der Durchdringung zwi-
schen Religion und Philosophie in absoluter Einheit noch nicht erreicht
hat oder doch nicht im Bewusstsein des Besitzes derselben ist,' nennt er ibu
den gigantischen, sich selbst überwerfenden Geist, weicheres bei aller
innern Kraftäusserung doch zu keiner festen Geburt bringe, welche der
Leser mit Liebe an seine Brust drücken könne. Mittelst verschiedener
aphoristischer Gedanken und Speculationen kommt der Verf. endlich zu
dem Schlüsse, es liege eine gewisse Wahrheit in der Absicht Grundtwig’g,
welcher unsere ganze Zeit, die frühere mit eingeschlossen, als von der
Macht eines Alles bewältigenden Todes beherrscht darstellt. Im 4. Ab-
sätze philosophirt der Verf. aphoristisch über den Pantheismus , oder die
Lehre, wornach das Universum im weitesten Sinne Alles , was ist und da
ist, in seiner Totalität betrachtet, Gott ist, als Religion der Quantität und
Christenthum als qualitative Religion, und gefällt sieb fortwährend in ge-
suchten Kernsätzen, welche gehörig verbunden viel grössere Kürze und
Klarheit dargeboten hätten, wenn sie selbstständig verarbeitet wären. In-
dem der Pantheist an das Ganze sich halten , also dieses zu verehren und
in ihm zu leben glaubt, geräth er in den Widerspruch des Nichterfassens
des Ganzen, zerfallt seine Gottheit in sich selbst zusammen und vermag
er viele andere Widersprüche nicht zu heben. Er nimmt wohl ein höhe-
res Reale an und gelangt hiermit wieder in Widerspruch, weil es eins
mit dem Universo und doch von ihm verschieden sein soll. Soll dieses
höhere Reale die Gottheit sein , so ist es auch das Urbild des Universums
und dieses das Abbild der Gottheit. Wie lässt sich aber von einem Uni-
versum sprechen, wenn man ihm noch etwas Höheres beisetzen will?
Diese und andere Fragen theilt der Verf. bedenklich mit und sucht er zu
beantworten dorch wohlbekannte Darstellnngsweisen, welche bei jedem
Ideengange zu erkennen geben, dass sie in keinem consequenten , selbst-
ständig verarbeiteten Ganzen bestehen. Dieses beweisen recht klar die
Angaben über die Substanz als Idee und Materie, welche letztere ewig
sein müsse, wie es einen ewigen Geist gebe, welcher das Urbild alles ent-
standenen Geistigen sei. Der urbildliche Geist heisse Urgeist und die
urbildliche Materie eigentliche Urmaterie, eine geistliche Materie, und
solche Leiblichkeit, wie wir einstens in der Vollendung des Reiches Got-
tes einen geistlichen, verklärten Leib tragen werden. Die Gottheit,
schliesst der Verf., vollendet sich in der menschlichen Erkenntniss nnr
durch die Idee, durch die Ueberzengung, dass sie als absolutes Wesen die
ewige, unauflösliche Durchdringung des vollkommenen Geistes und der
vollkommenen Materie ist. Dieses seien einige Winke und Andeutungen
einer neuen Gottes- und Weltanschauung, weiche aus dem Cbristenthume
in die geschichtliche Bewegung des speculativ -religiösen Geistes sich zu
erheben bestimmt ist. Bei einem aufmerksamen und vergleichenden Rück-
blicke auf die philosophischen Ansichten des Verf. muss man sogleich
wahrnehmen, dass noch eine gewisse Absicht im Hintergründe zu liegen
Pi. Jahrb. f. Phil. u. Päd. od. KrU. Bibi. Bd. LX . Hfl. t. i3
194 Schul- und Universitätsnachrichten,
scheint, welche ihn zur Mittheilung der abgerissenen Gedanken bestimmt
haben mag.
Ingolstadt. An der latein. Schule wurde Priester Vogel Pfarrer;
Meilinger trat an seine Stelle, aber schon nach einigen Tagen wieder zu-
rück. Hecht wurde Stadtprediger ; Boll wurde von Kaufbeuern zum Leh-
rer für II. und III. und Hierl für I. bestimmt. Die Franziskaner Patres
halfen bis zum Eintreffen beider thätig aus. Der Subrectoratsverweser
Boll giebt einen sehr wortreichen, in manchen Darstellungen wenig ver-
ständlichen Bericht. Er gebraucht ebenfalls den in der Frankfurter Na-
tionalversammlung beliebt gewesenen Ausdruck ,, Rechnung tragen“ in fol-
gendem Gedanken: Um den Zeitverhältnissen Rechnung zu tragen und
die studirende Jugend vor allen verderblichen Einflüssen ferne zu halten,
war es ein Hauptaugenmerk der Studienlehrer, in ihren Schülern Liebe
zum Studium und einen stets regen Eifer zu wecken und zu erhalten.
Hieraus folgt, dass der Verf. jene vornehme Redefloskel entweder nicht
versteht, daher unrichtig an wendete, oder gelehrt sein wollte und sich lä-
cherlich machte. Es könnten noch manche Widersprüche des Berichtes
angeführt werden, doch sie mögen unberührt bleiben. — Kaiserslau-
tern. An der latein. Schule gab Lehrer Klund seine Studienlehrerstelle
auf (wahrscheinlich in Folge politischer Verhältnisse); seine Stelle über-
nahm Geck, und Rechtspraktikant Heber die I. Classe. — Kempten. Am
Gymnasium wurde der Lehrer der Mathematik Dr. liandschue Ende Nov.
1848 pensionirt. Er lehrte 1808 bis 1816 in Kempten, 1817 — 1821 am
Lyceum zu Dilingen und daun von 1821 bis 3. December 1848 wieder in
Kempten. Am 4. Dec. übernahm den mathem. Unterricht am Gymnasium
der Lehrer der Gewerbschule Dr. Fcistle, welcher Ende März zum Prof,
der Mathematik in Amberg ernannt, wogegen Müller von da nach Kempten
versetzt wurde , welcher auch den bisher von den Classenlehrern ertheil-
ten Unterricht in der Geographie übernahm , was gesetzlich ist. Statt
des temporär quiescirten Prof. Dr. Wurm lehrte Studieulehrer Mayer in
der 2. Classe. Am Anfänge des 2. Semesters übernahm Broxner die
Classe. In der 4. Classe der latein. Schule lehrte im 1. Semester Sol-
linger , im 2. Mayer, in der 3. Classe bis Dec. der nach Regensburg ver-
setzte Lehrer Tirfrathshofer. Probst vereinigte die Schüler mit denen der
2. Classe. Körner wurde von Regensburg nach Kempten in die 3. CI.
versetzt und lehrte bis zum 2. Semester, während welches Sollinger Leh-
rer war. In der 2. Classe lehrte während des 1. Semesters Probst, wel-
cher nach Dilingen versetzt und durch Körner ersetzt wurde. In der 1.
Classe lehrte bis Ende Nov. Stegmüler, und während dessen Krankheit
der resign. Pfarrer Kramer. Durch Ministerial- Entschliessung vom 29.
Jan. 1849 muss der griech. Sprachunterricht wieder in der 3. Classe der
latein. Schule beginnen , was um so nothwendiger ist , als bisher bei der
Aufnahme in das Gymnasium für diesen Lehrzweig dieselben Forderungen
gemacht werden sollten, als wie früher, wo für diesen Unterricht zwei
vorbereitende Jahre vorgeschrieben waren. Das Programm: „Geist der
Religion der alten Hellenen, 11 fertigte Reet, und Pr. Nekl. Er behauptet
in der Einleitung, es sei, wenn man die Wesenheit der Götter und den
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Beförderungen und Ehrenbezeigungen. 195
Sinn religiöser Sagen der alten Hellenen erforschen und Zusammenhang
in die Deutungen bringen wolle, am zweckmässigsten, von dem Satze aus-
zugehen: „Der Mensch sei die Welt im Kleinen, Mikrokosmos;“ denn
dieser bestehe nach der alten Ansicht aus Geist, Seele und Körper, w oraus
als Anwendung auf die Welt der Weltgeist, die Weltseele und der Welt-
körper entstehe, als welcher Gott verehrt worden sei: als Weltgeist,
insofern er, erhaben über alles Irdische und von diesem unberührt, das
Weltall, das Erdenrund, jeden Staat, jede Familie und jeden Menschen
beherrscht; als Weltseele durch die in Sonne, Mond, Sternen und Erde
wirkende, Alles hervorbringende Macht, und als Weltkörper, insofern
jene beiden von diesen Körpern bei allem Wirken nicht trennbar sind.
Bei der Kintheilung selbst müsse man auf das Ueberwiegende sehen, und
hiernach als Weltgeist die Hestia, als Weltseele Proteus, Pan, Athene,
Python, Dionysos, Hermes, Apollon, Artemis, Persephone und Demeter und
endlich als Weltkörper und Elemente Zeus, Hera, Ares, Herakles, Aphro-
dite, Hephaistos und Poseidon betrachten. Die ganze Ansicht ist nicht
haltbar und widerspricht der hellenischen Götterlehre, welche ihre Götter
selbst unter die grosse „Ananke“, des Schicksals waltenden Geist, stellte
und nicht sagen konnte: „Gott verehrt als Weltgeist“ u. s. w. , denn jene
höchste Ananke war ebenfalls nur eine Gottheit, und das griechische Volk
hatte gar keinen Begriff von „Gott“ als alleinigem, Alles leitenden We-
sen. Auch ist der Gedanke, den Menschen als Mikrokosmos zu betrach-
ten, für den fraglichen Gegenstand nicht begründet, fehlen die Beweise
für eine Hauptidec und für den inneren Zusammenhang der Nebenideen,
welche für jede wissenschaftliche Durchführung vorhanden sein und den
Grundgedanken repräsentiren müssen. Nach der berührten Kintheilung
bespricht der Verf. die angegebenen Gottheiten. Er halt es für bemer-
kenswerth, dass Gott als Weitgeist nur in der Hestia verehrt wor-
den sei, woraus hervorgehe, dass die alten Hellenen in der höchsten
Potenz nur Eine Gottheit anerkannt hätten, wie dieses in den Myste-
rien geschehen und jene in dieser Beziehung Monotheisten gewesen wä-
ren. Was der Verf. hiermit behauptet, hat keinen Anhaltspunkt, indem
er nirgends einen Beweis, aber noch weniger einen klaren und bestimm-
ten Begriff von „Gott“ oder höchster Potenz findet. Was ist denn „Po-
tenz“ und worin besteht die „höchste Potenz“ ? Sobald man sogenannte
Kraftbegriffe gebraucht, muss man von ihren absoluten Merkmalen, daher
von ihrem ganzen und wahren Wesen völlig überzeugt sein, sie unabän-
derlich festgestellt haben und als maassgebend ansehen können. Der Be-
griff „Potenz“ setzt eine Grösse voraus, woraus sie selbst entstanden,
also sprachlich ein „Mächtiges“ geworden ist. Mithin musste der Verf.
seinerDarslellungswei.se eine andere Wendung, eine zuverlässigere Grund-
lage, eine gehaltvollere Bestimmung geben, um die Ansichten der Griechen
für die Verehrung und vielfache Auszeichnung, für die Idee des Feuers
und seine Reinheit, für das Gewicht dieser Gottheit und für ihr Sinnbild
mehr zu veranschaulichen und zuverlässiger zu begründen. Für die Ver-
ehrung der Gottheit als Weltseele eröffnet der Verf. die Reihe mit Pro-
teus, als Erster für Aofschlussgeben über Verborgenes und Geheimes und
13 *
Dii
196
Schul- und Universitätsnachricbten,
für Wahrsagen. Dieser mache jedoch von dieser Kunst ungern Gebrauch,
suche daher denjenigen, welcher von ihm Aufschluss begehre, dadurch
von seinem Verlangen ab zusch recken, dass er sich in über, Löwen, Tiger,
Panther, Bäume, Wasser, Feuer oder Schlangen verwandle. Nur wenn
er festgehalten werde, gebe er endlich gewünschte Aufschlüsse. Nehme
man nun an, dass Proteus die Seele des Alls oder das Wesen sei, welches
in den sichtbaren Dingen erscheine, oder nach der Sage in dieselben sich
verwandle, so biete sich die Erklärung von selbst dar. Wenn man näm-
lich durch die Erscheinungen, einzelnen Dinge, zahllosen Wellen sich nicht
abwendig machen lasse, den Blick fest auf das Wesen, auf das Urding,
auf den Urgrund zu heften, so erhalte man Aufschluss über das Verbor-
gene und Kunde des geheimen Zusammenhanges der vergangenen , jetzi-
gen und künftigen Dinge; auf diese Art wahrsage Proteus. Aehnlich
stellt der Verf. eine kurze Charakteristik des Pan, der Athene, des Py-
thon, Zagreus, Hermes, Apollon, der Artemis und Persephone voraus,
bezeichnet er die wirkende Kraft jeder Gottheit, die Art ihres Auftre-
tens u. s. w.s woraus er sodann durch ähnliche Wendungen, wie oben hin-
sichtlich des Proteus angeführt wurde, auf die Wirkungsweisen als Welt-
seele hindeutet, wobei er jedoch eben so wenig glücklich ist, als bei der
Beweisführung, Schlussfassung und Folgerung für die genannte Gottheit.
Zur weiteren Beurtheilung sei noch das über Pan Gesagte kurz erwähnt.
Pan, als Gott des Viehes und der Hirten bekannt, könne auffallen, hier als
Weltseele zu gelten. Allein eine orphische Hymne sage: Pan, der Viet-
namige, Mächtige, das All der Welt, der Inbegriff des Himmels, Meeres,
Feuers und der Erde, sei Beisitzer der Horen (Jahreszeiten), Beherrscher
der Welt, Schöpfer aller Dinge, Lebengeber, Förderer des Wachsthumes,
Fruchtspender: durch ihn sei die Erde gegründet, werde sie vom Ocean
umströmt, verleihen Luft und Feuer Leben. Die durch ihn vereinigten
Elemente gehorchten seinen Befehlen, durch ihn verwandelte sich die Na-
tur in alle Gestalten und gingen die Geschlechter der Menschen hervor.
In Olympia habe vor dem Prytaneum ein Altar des Pan gestanden, auf
welchem Tag und Nacht das ewige Feuer gelodert, welches auf das äthe-
rische Feuer hiudeute, das das Weltall beseele. Auch sei seine Pfeife
aus 7 Böhren zusammengefügt, d. h. sein Hauch durchwehe die Sphären
der 7 Planeten und lenke ihre harmonischen Beweguugen, oder er tanze
mit den Nymphen. Selbst begeistert wecke er auch die Seele zur feuri-
gen Begeisterung , welches ihn als die im Menschen lebende und ihn zum
geistigen Leben stärkende und erhebende Seele der Welt bezeichne. Ref.
überlässt jedem unbefangenen Beurtheiler dieser Gedanken das Bemessen
des wissenschaftlichen Werthes und bedauert nur, nicht über alle Gott-
heiten die Entwickelungsweise des Verf. mittheilen zu können. Die Ge-
danken des letzteren sind schon wahrscheinliche Auszüge aus weitläufi-
geren Darstellungen , welche ohne Störung der Deutlichkeit und des inne-
ren Zusammenhanges nicht wieder auszugsweise sich geben lassen. Inter-
essant wäre z. B. eine Skizze des über die Athene Beigebrachten, welche
vou verschiedenen Seiten als Weltseele, z. B. durch das Gespinne oder
feine Gewebe, durch ein grosses Schilf, durch Reinheit einer Jungfrau
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Beförderungen und Ehrenbezeigungen.
197
u. s. w. erscheine. Die verschiedenen Mythen wegen des letzten Cha-
rakters hinsichtlich des Hephaistos, Erichtlionios, Paudrosos, Agraulea,
Prometheus, Wahrsagers Teiresias, weichen sie, weil er sie iin Bude be-
lauschte, erblindete, giebt der Verf. kurz an, um daraus für seine Meinun-
gen Gründe ableiten zu köunen. Charakteristisch wird Hermes behandelt.
Unter andern Gedanken sagt der Verf.: Lüge, Verschmitztheit, Betrug
und Tücke sind Werke der Seele, welche letztere der Mensch bei seinem
Entstehen aus der Weltseele schöpfe, weswegen Hermes von lügenden
Krämern, Dieben, verschmitzten, tückischen Rednern u. dgl. als helfender
Gott verehrt worden. Auch Träume entständen in der nur auf Irdisches
sinnenden Seele, weswegen Hermes auch Führer der Träume genannt
worden. Durch Zusammenstellung von verschiedenen Verehrungsarten
und sinnbildlichen Darstellungen gelangt der Verf. zu seinem vermeintlich
richtigen Gedanken und seiner unzuverlässigen Ansicht über Wirkungs-
weise des Hermes als Weltseele. Rcf. übergeht den Apollon, die Arte-
mis und Persephone. Für die Verehrung Gottes in Weltkörpern und
Elementen beginnt der Verf. mit Zeus, welcher Aether sei, wenn er Blitze
schleudere, und als Vater des Apollo und der Artemis gelte, weil aus der
Verbindung desselben mit der Leto, d. h. des Aethers mit der Nacht,
Apollo, die Sonne, and Artemis, der Mond, beim Aufgange zu entstehen
scheine. Auch bei seiner Begattung mit Hera sei Zeus der Aether, wie
der Verf. bei deren Erklärung angiebt. Hierauf führt der Verf. die ver-
schiedenen Sagen an und überträgt den Sinn derselben auf seine Ansicht,
womit er seinen Erklärungsweisen genügt zu haben glaubt. Allein der
aufmerksame Erklärer jener Sagen, der scharfsinnige Denker und der
speculative Beurtheiler des in Zeus concentrirten Lebens und Wirkens
weicht in vielen Punkten von jenen Ansichten und Krklärungsweisen des
Verf. ab. Derselbe meint zwar, dass aus dem von ihm mitgetheilten We-
nigen von sehr Vielem, welches über die althellenische Religion sich sagen
lasse, als wünschenswerth sich ergebe, die Leiterund Lehrer der ange-
henden Philologen an unseren Hochschulen möchten den Fehler, welchen
die althellenischen Priester dem Volke gegenüber begangen hätten, indem
sie demselben in ihrer Religionslehre keinen Unterricht ertheilten, ihren
Zuhörern gegenüber nicht nachahmen, sondern diesen die sogenannte My-
thologie erklären. Damit wird der Verf. leider manche Betheiligte fin-
den , da an den baierschen Hochschulen - für den berührten Gegenstand
nicht sehr gesorgt ist. Die Symbolik von Crenzer und andere Werke
ähnlicher Art bieten wohl dem fleissigen und denkenden Lehrer zweck-
mässige Mittel zu Privatstudien und zn Ergänzungen des vom Verf. be-
rfigten Mangels in der Ausbildungsweise des künftigen Lehrers dar, allein
nicht jeder ist im Besitze von solchen Geldmitteln für das Anschaffen so
thenerer Werke oder erfreut sich einer hinreichenden Gewandtheit in der
Erklärungs- und Anwendungsweise der mythologischen Gegenstände für
die Beurtheilung von Stellen. — Kirchheimbolanden. An der latein.
Schule wurde der Lehrer Knoll bis aof Weiteres seiner Amtsfnnction ent-
hoben und Becker als Verweser der unteren Schulabtheilung eingewie-
sen. — Landau. Wegen der Thorsperre konnten einige Zeit die
108
Sehn!- und Universitätsnachrichten,
Schüler der nahen Ortschaften und Höfe die lateinische Schule nicht be-
suchen.
Landshut. Am Gymnasium wurde Strohhamcr in Ruhestand ver-
setzt und Buttler erhielt die 1. Classe. Gerlinger wurde nach Neuburg
befördert. Das Programm: „lieber das Studium der neueren Sprachen,
insbesondere der französischen, an den Studienanstalten“ fertigte Luber
und enthält 12 Quartseiten. Dem Verf. fiel die von vielen wissenschaftlich
gebildeten Männern, Geistlichen, Medicincrn und Juristen gethane Acus-
serung auf: „Wenn ich doch nur französisch oder italienisch sprechen
könnte. Man kommt im Leben so mannigfaltig in Lagen, wo die Kennt-
niss dieser Sprachen höchst nothwendig ist und man wirklich in Verlegen-
heit geräth , seine Unkenntniss derselben eingestehen zu müssen. Man
hat zwar auf dem Gymnasium so viel erlernt, um etwas Weniges zu ver-
stehen und zu lesen, aber im Laufe der Jahre ist auch dieses Wenige dem
Gedächtnisse entschwunden.“ Diese Aeusserungen veranlassten den Verf.
zum Nachdenken über die Sache und die Frage, ob es nicht zweckmässig
sei, grösseres Gewicht , namentlich auf die französische Sprache zu legen
und ihren Unterricht obligatorisch zu machen. Gegen diese Forderung
ist nichts zu erinnern; an den meisten Anstalten der deutschen Staaten ist
dieses der Fall. Auch ist der Gegenstand schon so vielfach und breit
behandelt worden, dass vom Verf. nichts Neues oder Gediegneres gesagt
ist. Er stimmt auch in das Klaglied über den Unterricht in den alten
Sprachen, indem er sagt: „Acht volle Jahre widmen sich unsere studiren-
den Jünglinge dem Studium der latein. und grieeb. Sprache, und doch wie
gering sind nach dieser langen Zeit bei manchem derselben die Fort-
schritte, die er hierin gemacht: wie gering die Kenntnisse, welche sich
viele erworben haben, im Verhältnisse zu der langen Zeit, welche sie
auf jene verwenden mussten, während ihnen die Erlernung der neuern
Sprachen ganz freigestellt wurde.“ Die Schule könne wegen der geringen
Fortschritte kein Vorwurf treffen, da gewiss die Lehrer nach Wissen und
Gewissen Alles leisteten , was gefordert werde. Der Verf. wirft fast alle
Schuld auf die Schüler, scheint daher die gedächtnissmässige Richtung
des Sprachunterrichtes überhaupt nicht als einen Hauptfehler zu betrach-
ten und sich daher sehr zu irren. Erführt die Worte Niemeyer’s in sei-
nem Werke über das Studium der alten Sprachen an, geht auf Leut-
becher’s Bemerkungen in seiner Schrift über den Unterricht in den alten
und neuen Sprachen, Erlangen 1837, über, stimmt dessen Ansichten theil-
■weise bei, jedoch gegen das Verwerfen oder Geringschätzen des Studiums
der altciassischen Sprachen sich verwahrend, und fügt nach einigen nichts-
sagenden Gedanken die umgehende Sage bei: „dass Se. Majestät befohlen
haben, bei der Revision des Schulplanes auch auf eine obligatorische Be-
handlungsweise des französischen Unterrichtes das gehörige Augenmerk
zu richten und den Anforderungen der Neuzeit genügende Rechnung zu
tragen.“ Die Gründe wegen der ungenügenden Leistungen in jenem Un-
terrichte liegen vorzüglich in der geringen Zeit und dem wenigen Ernste
der Schüler. Bildet man für die acht Jahre der gelehrten Studien drei
Corse , jeden mit 3 Stunden wöchentlich , und gebt ernstlich zu Werke,
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Beförderungen und Ehrenbezeigungen.
199
so gedeiht der Unterricht um so mehr, je thätiger die Eltern und Anstalt
Biitwirkeu. Das grösste Gewicht muss auf die Lehrer fallen. Hieran
gebricht es leider nur zu oft, wovon man sich leicht durch Vergleiche an
den meisten Anstalten überzeugen kann. Was der Verf. von Hülfsmitteln
sagt, ist zu unbedeutend, als dass es auch nur der Erwähnung werth wäre,
Aehnlich verhält es sich mit dem über die Methode Gesagten. Er führt
die Worte Tafels’, Leutbecher’s, Ahn’s und Anderer an und giebt dadurch
nur zu erkennen, dass er im höchsten Falle die Schriften derselben gele-
sen, aber nicht gründlich durchdacht hat. Er sagt auch Einiges über die
mit Recht (?) sehr gerühmte Jacotot’sche Methode und erklärt sich nach
seinen praktischen Erfahrungen für die Anwendung der Ahn’schen oder
Lohmann'schen Lehrbücher und Lehrmethode, weil nach ihnen auf die
schnellste und sicherste Weise ein sehr guter Fortschritt erzielt werden
kann. Nachdem der Verf. auf mancherlei inconsequenteund oft ganz bezie-
hungslose Weise in verschiedener Sinnesart hin- und hergesprochen, aber
die Sache doch nicht von der richtigen und einflussreichen Seite angegrif-
fen und beurtheilt hat, schiiesst er mit der wünschenden Anrede an den
allcrgnädigstcn König und Landesvater, dem das Blühen und Gedeihen
der Wissenschaften, so wie Alles, was zu des Landes Wohlfahrt und Blü-
the dient, gewiss am Herzen liege, derselbe möge auch diesem Zweige
wissenschaftlichen Strebcns seine landesväterliche Huld und Fürsorge an-
gedeihen lassen. Möchten durch Erhebung des französischen Sprachun-
terrichtes zum obligatorischen Unterrichtsgegenstand , durch Einrechnung
der darin erworbenen Kenntnisse (wohl auch des darauf verwendeten
Fleisses, wenn die ganze Sache nicht als zwecklos in der Behandlungs-
weise wegen der grossen Ungleichheit und Ungesetzlichkeit in der An-
rechnung, wegen der unpädagogischen Beziehungen n. dgl. beseitigt und
durch eine würdigere Anerkennung des Fleisses und der Fortschritte, des
Talentes und der Vorzüge der Schüler ersetzt wird) in den allgemeinen
Fortgang, durch zweckmässige Vermehrung der Lehrstunden, frühzeiti-
ges Beginnen schon in der latein. Schule and durch Anwendung einer
zweck massigeren und praktischen Methode günstigere und erfolgreichere
Resultate erzielt werden, als es bisher der Fall war. Möchten aber
anch die stodirenden Jünglinge, in dankbarer Anerkennung der lan-
desväterlichen Fürsorge für ihre allgemeine und speciclle wissenschaft-
liche Ausbildung, mit dem gewissenhaftesten Fleisse, der regsten, emsig-
sten Lernbegierde den Bemühungen ihrer Lehrer entgegenkommen und
den Erwartungen und Anforderungen ihrer Eltern oder Eltern - Stellver-
treter, ja des ganzen Vaterlandes stets vollkommen entsprechen. Aus dem
früher angeführten Eingänge und diesem Schlüsse entnehmen die Leser
die gewünschten Belege für den wissenschaftlichen Geist des Verfassers
und pädagogischen Werth des Inhaltes des Programms. Der vielen
Worte — Sinn wird Jeder leicht erkennen. — Lindau. Die im vori-
gen Jahre errichtete latein. Schnle setzte unter Aufnahme von drei neuen
in der latein. Sprache schon unterrichteten Knaben die Lehre so fort,
dass jene nicht mehr als 1. und 2., sondern als 2. und 3. Classe erschei-
nen konnte. Den Studienlehrer Priest. Oettinger unterstützten zwei Kna-
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200
Schal- und Universitätsnachrichten
benlehrer für Realien und Gesang, welche sogar mathem. und physikal.
Geographie gelehrt haben wollen, darunter aber die politische Geogra-
phie, nämlich der aassereuropäischen und europäischen Länder, verstehen.
Lohr. Dem Schulbcrichte der jetzt vollständigen latein. Schule ist
ein Programm: ,, Annotationca ad XV Elegias Ovid. in ueum studiosae
juventutis collatae latinaequc scholae, quae e»t Lohrae ad Moenum, tolenni
die anniversario anni 1849 foras datac ohne Angabe des Verf. , wahr-
scheinlich vom 8ubrector Bach. Nach kurzer Angabe über Geburt, Ge-
dichte und Ursache der Verbannung, des Todes und Begräbnissortes des
Ovid beginnt der Verf. mit seinen Bemerkungen, weiche den jedesmaligen
Hauptinhalt der ganzen Elegie , den Sinn einzelner Verse in prosaischer
Rede und mancherlei Begriffserklärungen, Ergänzungen und Erläuterun-
gen betreffen, welche so allgemein und alltäglich sind, dass man den bei
weitem grössten Theil derselben höchstens für lateinische Schüler, ob-
gleich auch von solchen zu erwarten ist, sie werden die meisten Erläute-
rungen selbst treffen, passend findet. Der Lehrer oder das gelehrte Pu-
blicum wird wenig wissenschaftlichen Gehalt in ihnen finden. Ref. hebt
einige Erläuterungen zum Belege des Urtheils über Werth, Gehalt und
Nutzen des Programms und über Ansichten des Verfass, heraus. Die
Ausdrucksweise desselben hat den Vorzug, dass nichts Gesuchtes und Ge-
schraubtes, nichts Verwickeltes und Figürliches vorkommt; die Angaben
lassen sich leicht lesen, enthalten freilich nur gewöhnliche Gedanken, oft
in sogenanntem Küchenlatein, weswegen Ref. die öfteren Sätze des Verf.
im Original anführt. Wegen des Inhaltes der 3. Elegie sagt er: Misera-
biliter exponit poeta consternationem illam , qua affectus sit, postquam
eum Caesar in exilium abire jusserit. Quid ea nocte, quae fuerit in urbe
novissima, egerit, declarat. Lacrimas deinde uxoris et familiarium descri-
bit. Denique dicit, quura navigaret, saevissimam tempestatem esse coor-
tam, qua territi etiam nautae salutem desperaverint. Für Vs. 3 ergänzt
er: Patriam, uxorem, domum, amicos, nrbem etc. Für Vs. 11 sagt er:
Quam qui fulmine tactus stupet etnescit, an vivat: Jupiter Deus toni-
trunm. Für Vs. 30 heist es: Lares et Penates erant dii domestici, qui
etiam in privatorum domibus colebantur, focusque iis sacer erat. Saepe
utraque vox pro domo ipsa ponitnr. Capitolia domo poctae frustra fue-
runt juncta, quod dii inCapitolio habitantes eum vicinum non defenderunt
neque ei opem tulerunt. Für Vs. 33 wird erklärt: Roma in septcm mon-
tibusposita, urbs Quirini vocatur, quia Romulus, urbis conditor, post
mortem sub nomine Quirini inter deos relatus est. Romulus vero Quiri-
nus et Romani Quirites nominati sunt a Curibus, capite Sabinorum. Für
Vs. 67 liest man: Theseus, rex Atheniensis, Aegei filius, in Pirithoum
amore tarn fideli (?) fuit, ut cum illo inferos adiret. Für Vs. 72 wird
erklärt: Stella splendidi nitoris Lucifer, quasi lucem ferens, dicitur, cum
nntegreditur solem , cum subsequitur, Hesperus. In der 4. Elegie liest
man zu Vs. 10 die Erklärung: Ovidio poetae a naso porrccto cognomen
Nasoni erat; zu Vs. 13: Metamorphosin aut opus Metamorphoscos sive
transmutationis. Quod opus non solum homines mutatos, sed etiam alia
mutata describens, exilio autoris inlerruptum absolvi et perfici non potuit.
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Beförderungen und Ehrenbezeigungen.
201
Zn Vs. 21: Poesin a Musis. In der 5. Elegie Vs. 1 ordnet der Verf. :
Est mihi navis, tutela Minervae flavae (et precor, nt semper sit tut ela
Minervae) et habet nomen a picta casside. — Tutela hoc loco stat pro
re, quae in tutela est. — Minerva dea nomiuatur flava sive a flavis capil-
lis sive a glaucis oculis. Für Vs. 9 wird erläutert: Corinthus urbs opu-
lentissima Peloponnesi ad mare sita. — Cenchreae Corinthiorum navaie
ad sinum Saronicum. Für Vs. 39: Fauccs fretum est, quod Pontum Kuxi-
num cum Propontide conjungit et Bosphorus Tbracicus appeliatur. In
ejus littore Occidental! jacet Byzantium urbs, cui postea a Constantino
Magno inditum est nomen Constantinopoli. Für Vs. 47 : Duplex iter et
per terram et per mare. In Elegie VI. Vs. 4 heisst es: Adria erat urbs
in regione Venetorum gentis Italiae, unde mare Adriaticum nomen habet.
Vs. 5: Isthmus, qui Corinthiacus vocari solet, illa est terrae angustia,
quae Peloponnesum Graeciae continenti jungit mareque Ionium et Aegaeum
distendit. Vs. 8: Cyclades (dictae a xöxtos, circulus) sunt duodecim in-
sulae maris Aegaei inter Peloponnesum et Asiam velut in circulum spar-
sae, quarum maxima ferme et media est Naxos. Hierbei ist im Besonderen
zu bemerken, dass sowohl des Verf. als vieler, ja aller Erklärer des Be-
griffes „Cykladen“ Ansicht unhaltbarerscheint, die Benennung auf die
etwas kreisförmige Lage aller cykladischen Inseln und nicht auf den kreis-
förmigen Charakter jeder einzelnen Insel zu beziehen. Dieser ist Eigen-
schaft aller vulkanischen Inseln, welches die Cykladen sind. Die Ent-
stehung derselben durch vulkanische Eruptionen unterliegt nicht dem ge-
ringsten Zweifel. Ob die alten Naturforscher und Geographen diesen
Charakterzug der sämmtlichen Inseln im Gegensätze zu den sogenannten
Längen-, von einem Gebirge der Länge nach durchzogenen Inseln kannten,
kann hier unentschieden bleiben. Diejenigen, welche sie gesehen, beob-
achteten sicher ihre rundliche Gestalt und benannten sie unfehlbar nach
dieser. Solche Erklärungen ans der physikalischen Geographie und ans
mancherlei anderen Gegenständen konnten dem Verf. viel Stoff zu Beleh-
rungen und wissenschaftlichen Bemerkungen geben, wenn er sich in die
sprachliche, logische und ästhetische Interpretation der Elegien nicht ein-
lassen und nur gewöhnliche Sachen berühren wollte , wie die angeführten
Angaben beweisen. Legt man den Maassstab , welchen Döderlein in sei-
nem Programm für die vollständige Interpretation eines Schriftwerkes
einfach, bestimmt und klar feststellt, an des Verf. Mittheilungen an, so
findet man wenig nach ihm Beurtheilenswerthes. Am wenigsten genügt
er, so viel er auch von innerem Zusammenhänge der einzelnen Sätze, von
der Gedankenfolge und von etwa fehlenden Mittelgliedern spricht, in logi-
scher und ästhetischer Hinsicht, weil die poetischen und rhetorischen
Kunstschönheiten, sowohl bei einzelnen Ausdrücken und Stellen, als hin-
sichtlich der Anordnung und Wirksamkeit des Ganzen , fast spurlos vor
seinem Geiste vorübergegangen zu sein scheinen. Den ungeübten oder
flüchtigen Lesern begegnet dieses freilich nur zu oft, womit nicht gesagt
sei, als gehöre der Verf. zu einer der beiden Classen. Bei den einzelnen
Erläuterungen auf die besonderen Mängel hinzuweisen, unterliess Refer.,
welcher durch Anfuhren mancher Stellen seine Pflicht erfüllt zu haben
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Schul- und Universitätsnachrichten,
glaubt. Es will auch den Anschein haben, dem Verf. haben die besseren
Quellen gefehlt, und derselbe habe durch vorbereitende Studien der Phi-
lologie und der damit zusammenhängenden wissenschaftlichen Facher die
Anforderungen einer vollständigen Interpretation irgend eines Schriftstel-
lers nicht hinreichend kennen gelernt, sich also auf ein Feld gewagt, zu
dessen Bebauung ihm sowohl die gehörigen Mittel und Werkzenge, zu
dessen Befruchtung aber der hinreichend gesunde Same fehlten. Die Ab-
sicht ist gut gemeint, und Schüler, welche noch keinen Classiker übersetzt
haben, und von Allem, was der Verf, beifiigt, wenig wissen, dürften mehr-
fache Belehrung aus dem Programm schöpfen. — Memmingen. Von
der mit Realclasse verbundenen lat. Schule wurde der Lehrer der franz.
Sprache Cogniard nach Kempten versetzt. Das Subrectorat hielt Schul-
visitationen, welchen das nutzlose Scholarchat beiwohnte.
Metten. Dem Benedictiner-Stifte ist gestattet, ein Gymnasium zu
unterhalten, wovon iin verflossenen Jahre die 2. Classe bestellt wurde, im
nächsten die 3. errichtet wird. Reet, und Prof, für II. war P. Frey mut-
ier, für I. P. Högl , für Geschichte und Geographie P. Markmüller , für
Mathematik im Gymnasium und der latein. Schule P. Gerz. In der latein.
Schule lehrte in IV. P. Büchner, in III. P. Kramer, in II. P. Haberkorn,
in I. P. Seidenbusch; franz. Sprache P. Deybeck, Zeichnen Schraudolph
und Musik P. Lang und Prasch. Der Vorjahr. Rector u. Prof. P. Sule-
beck wurde Prior und Stiftspfarrer. Lehrer P. Engelhardt trat in sein
Kloster Weltenburg zurück. Aigner wurde Musiklehrcr am Gymnasium
und Schullehrer-Seminar zu Straubing und Prasch erhielt seine Stelle. Das
Programm von 20 Seiten: „ Die bischöflichen Seminarien und ihre Geg-
ner, 11 rührt wahrscheinlich vom Rector her. Die verschiedenen Anfech-
tungen der genannten Anstalten vom pädagogischen , wissenschaftlichen,
moralisch- aszetischen und seelsorg- praktischen Standpunkte in manchen
Schriften und Zeitungen veranlassten den Verf., die Einw ürfe zu prüfen u.
ihren Hauptinhalt zu widerlegen. Er fasst letzteren in folgenden Schluss-
folgen auf: ,,Al!e Erziehung beruht auf Herausbildung des Charakters
und der Gesinnung von Innen. Diess kann aber nicht geschehen, wenn,
wie es in abgeschlossenen Instituten der Fall ist, der Erzieher jeden Tritt
und Schritt, jeden Gedanken und jede Empfindung vorzeichnct und be-
stimmt. Also ist der Stab über unsere bischöflichen und geistlichen Semi-
narien zn brechen.“ Oder man schliesst folgendermaassen : „In der
Erziehung muss vor Allem auf Entwickelung der Selbstständigkeit und
der freien Selbstbestimmung hingearbeitet werden. Das Streben nach
Unabhängigkeit und das Gefühl derselben bildet aber den Grund wahrer,
freier Selbstständigkeit. Da nun dieses Gefühl und Streben in den Semi-
narien missachtet oder in allgemeine Formeln eingezwängt und die Indi-
vidualität in ihrer Eigenthümlichkeit verkannt wird, so kann sich die ächte
Pädagogik mit den geistlichen wie mit allen übrigen Seminarien nicht
befreunden.“ Die Haupt- oder Vordersätze zu entkräftigen, vermisst
sich der Verf. nicht, weil er als wahrer Erzieher und Bildner sie billigen
muss, aber gegen die Untersätze und Schlussfolgerungen glaubt er gegrün-
dete und widerlegende Beweise führen zu können, indem in Knabensemi-
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Beförderungen und Ehrenbezeigungen.
203
nerien nur die Einhaltung einer geregelten, gemeinsamen Haus- und Tags-
ordnung und durch stete Wachsamkeit den Ausbrüchen unbändiger Natu-
ren gewehrt, dagegen dem freithätigen Aufkeimen edler Gefühle, Grund-
sätze und Bestrebungen sichere Bahn gebrochen wird. Das Programm
widerspricht den gerügten Uebelständen und Missbrauchen und erläutert
den Unterschied zwischen einer wahren und falschen Unabhängigkeit und
Selbstständigkeit im Guten und Bösen, indem es behauptet, der ohne Auf-
sicht, Zucht und erfahrnen Freund oder Bildner in der grossen Stadt
lebende Jüngling eigne sich allerdings eine Unabhängigkeit und Selbst-
ständigkeit an , allein allzuhäufig nur letztere im Bösen und erstere von
Eltern und Lehrern, von Zucht und Gesetz, eine vermeintliche Selbststän-
digkeit in Befriedigung der Leidenschaft, eine Unabhängigkeit der Aus-
schweifung, des Trotzes und Ungehorsams. Man verwechsle daher nicht
die unabhängige und selbstständige Willkür und Zuchtlosigkeit dessen,
der im freien Weltleben der zum Bösen geneigten Natur nach Belieben
Lauf lasst, mit der Selbstständigkeit und Unabhängigkeit im Guten, mit
einer selbstständigen Gesinnung und einem unabhängigen Charakter,
welche nur durch weise Pflege und Leitung gebildet werden. W’o finde
sich aber insgemein solche Pflege für die sich selbst überlassenen Schüler?
Wer pflanze, begiesse und beschneide, wer binde , beuge und lenke, dass
der Baum wachse und gedeihe? Welche Wege und Mittel seien dem nur
auf sich angewiesenen Knaben gegeben? Oder erwarte man vielleicht,
dass die wilde Natur sich selbst bezähme, und der nach Ungebundenheit
zielende Trieb von selbst absterbe? Dann mögen wir alle pädagogischen
Lehren und Erfahrungen als unnützen Ballast über Bord werfen. — i
Wenn vielmehr die tägliche Erfahrung bestätigt, dass, wo nicht die mei-
sten, doch viele der ihrer eigenen Erziehung anheimgegebenen , alle ihre
Schritte willkürlich bestimmenden Jünglinge, statt erzogen, verzogen
und bewusst oder unbewusst in den Strudel falscher Selbstständigkeit
gerissen werden; wenn wir den gefahrvollen Zustand bedenken, in wel-
chen ein Landknabe durch seine Wanderung in die Stadt versetzt wird,
da sich Jahre lang oft Niemand mehr um ihn tbätig bekümmert, und er,
ein unschuldiges Lamm, allen Anfällen der Wölfe preisgegeben ist; wenn
wir erwägen, dass selbst so viele Eltern in den Städten, besonders
Beamte, über ihre Unfähigkeit und die Unmöglichkeit klagen , ihre Söhne
und Töchter zu beaufsichtigen, zu regeln und zu leiten, und dass sie des-
halb zu Seminarien und Instituten ihre Zuflucht nehmen, so entdecken wir
unsererseits in Allem dem ein dringendes Bedürfniss nach Seminarien
überhaupt und nach solchen Clerikal - Adspiranten insbesondere, wo erfah-
rene Männer, ausgerüstet mit der Gabe der Geisterunterscheidung (?),
mit Klugheit und Menschenkenntniss es zu ihrer Lebensaufgabe machen,
die Anlagen und Triebe eines jeden Jünglings im täglichen Umgänge und
bei steter Beobachtung zu studiren und treu zu beurtheilen, und dann die
jeder Individualität angemessenen Maassregeln zu ergreifen, die geeig-
nete Einwirkung zu versuchen und die tauglichen Hiilfsmittel darzubieten
und anzuwenden , mitte'st deren die Unabhängigkeit des Charakters und
die Selbstständigkeit der Gesinnung , überhaupt die Festigkeit im Guten
204
Schal- und Universitätsnachrichten,
erzeugt, entwickelt und gefördert, dagegen alle falsche und scheinbare
Selbstständigkeit und Unabhängigkeit im Keime erstickt wird. Nur beim
gemeinsamen Leben und bei steter Aufsicht, nur demjenigen ist dieses
Studium, diese Beurtheilung und Einwirkung möglich, nur von demjenigen
ist dieses Ziel zu erreichen, welcher als Vater in ein Farailienverhältniss
zu den Zöglingen getreten ist. Nicht die Seminarien , am wenigsten die
bischöflichen und ihre wesentliche Einrichtung, hindern die Entwickelung
der wahren Selbstständigkeit und Eigenthüinlichkeit; was sie bisweilen
hindert, mag oft seinen Grund in der theilweisen Unerfahrenheit oder Un-
tauglichkeit der Vorstände und Erzieher oder in anderen Orts- und Zeit-
verhältnissen haben. In diesem Sinne sucht das Programm die Erziehung
und Bildung in Seminarien, namentlich in bischöflichen und geistlichen, zu
rechtfertigen. Allein es geht von nicht ganz haltbaren Principien inso-
fern aus, als es die wesentlichen Merkmale der Begriffe „Selbstständig-
keit und Unabhängigkeit“ nicht klar hervorhebt, jene für seine Beweis-
führung nicht feststellt und sich überall nur in allgemeinen und nicht
gehörig in das Wesen der Sache eingehenden Bemerkungen hält. Es will
nicht zugeben, dass in vielen Fällen alle Selbstständigkeit untergraben
und ein willenloses, gleichsam mechanisches Befolgen des Vorgeschriebe-
nen erzeugt wird. Es muss doch auch zugeben , dass bei vielen Jüng-
iingsnaturen eine gewisse Verheimlichung, Verstellung und darum ver-
fehlte Charakterbildung angebahnt wird , welche später beim Eintritte in
das öffentliche Leben sich verderblich rächet und namentlich für den geist-
lichen Stand nichts weniger als vortheilhaft wirkt. Der Jüngling ist für
das öffentliche Leben bestimmt, muss also dasselbe, vorzüglich als künfti-
ger Geistliche, kennen, um thatkräftig und für die Forderung des eigenen,
staatlichen und kirchlichen Wohles nützlich wirken zu können. Der
offene und gerade Charakter wird alsdann weit entschiedneren Einfluss
haben, als der sogenannte Kopfhänger, der mechanisch wirkende Ascet, der
aus Unkenntniss der verschiedenen Lebensverhältnisse überall verkehrt
eingreift und an letzteren mehr verwirrt als entwirrt. Zugleich tröstet
sich der Verf. mit dem Gedanken, die Bischöfe würden als Vorstände sol-
cher Seminarien wohl Männer aufzufinden wissen, welche im Geiste der
wahren Erziehung zu handeln und allen Missständen zu begegnen verstän-
den. Auch hält es das Programm nicht für nothwendig und geboten, dass
die geistlichen Zöglinge schon in den ersten und frühesten Jahren Ver-
suche anstellen und Proben ihrer im Leben sich bewährenden Grundsätze
ablegen sollen. Dadurch , dass manches Böse durch kluge und massige
Abschliessung in den ersten Jahren der jugendlichen Hitze unmöglich ge-
macht wird, da es der sonstigen Anlässe zur Uebung und zum Kampfe
noch in Menge giebt, soll die Unfreiwilligkeit im Guten wenigstens indi-
rect gefördert, die Gewohnheit im Bösen verhindert und die Hoffnung
auf künftige Standhaftigkeit gesteigert werden. Dieses sind häufig nur
fromme Wünsche, welche hier in Worten, aber nicht in Wirklichkeit be-
thätigt erscheinen. Die Bemerkungen klingen zu viel nach Eigenlob und
verkennen die Erfolge gar sehr, welche keineswegs fordern, dass zur Be-
währung und Bildung des Charakters es nöthig ist, die geistlichen Zög-
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Beförderungen und Ehrenbezeigungen.
205
linge alle nur denkbaren und zugänglichen Gefahren, Versuchungen, An-
lässe, Gelegenheiten und Möglichkeiten des Bösen und der Ausartung
durchmachen und überwinden zu lassen , um ihre geistige Kraft zu stäh-
len. Was gegen die Behauptungen des Programms sine ira et stndio sich
einwenden lasst, kann hier nicht weiter hervorgehoben werden, ohne die
Grenze dieser Gedankenanzeige zu sehr zu überschreiten. Dass die Zög-
linge aus den bischöflichen Seminarien religiös und sittlich besser hervor-
gehen, wird nicht entschieden begründet, vielmehr dahingestellt sein.
Jedoch behauptet man, traurige Resultate selbst von den wenigen im
Geiste und in der Form der tridentiniseben Vorschrift eingerichteten
bischöflichen Seminarien nicht nachweisen zu können, indem Zeugnisse
und Augenschein das Gegentheil erhärten sollen. Von den Paar aus sol-
chen rein kirchlichen Anstalten hervorgegangenen, in die priesterliche
Wirksamkeit versetzten Zöglingen seien nie Klagen zur Oeffentlichkeit
gelangt, sondern vielmehr Zufriedenheitsbeweise lautbar geworden. Dass
das Programm seine vertheidigte Sache nicht im rechten Lichte betrach-
tet, ihr also nicht auf den Grund sieht, mag es daraus entnehmen, dass
man zu mancherlei Bestrebungen seine Zuflucht nimmt, welche im wahren
Geiste des Katholicismus nicht wirken. Es mag nur der Piusverein er-
wähnt werden, welchen wahrhaft religiöse und mit offener Stirn wirkende
Priester nicht begünstigen, wohl aber grösstentheils solche Individuen,
welche entweder anderweitige Vortheile bestreben oder nicht selten gei-
stig schwach sich fühlen, um durch eigene Kraft sich Anerkennung zn
verschaffen und die Religiosität zn befördern. Doch es mag diese Sache
auf sich beruhen und den Ansichten des Programms entgegen gehalten
werden , dass sie die gleichen Verhältnisse unserer Zeit und des 16. Jahr-
hunderts nicht nachweisen können. Der Unterschied ist in politischer und
kirchlicher, geistiger und geschichtlicher Hinsicht zn gross, als dass ein
Vergleich stattfinden sollte. Es mögen nur die Wirkungen und Folgen
der Aufklärung hinsichtlich der religiösen Duldung und Wissenschaft, der
Politik und Staatsinteressen entgegengehalten werden. Im Programm
wird besonders die Schrift: „Kirche und Staat in Baiern unter dem Mi-
nister Abel,“ im Auge gehalten und gegen die darin über die Seminarien
im Allgemeinen und über die von geistlichen Orden geleiteten, daher
bischöflichen Anstalten ausgesprochenen Behauptungen gekämpft. Darin
werden diese Anstalten als heut zu Tage nicht mehr an der Zeit sein
sollende bezeichnet, wogegen das Programm bemerkt, dass der erste
und hauptsächlichste Zweck derselben war und ist , die Jugend sittlich
unbefleckt zu bewahren (wenn nur die sogenannten heimlichen Sünden
unter dieser nicht so herrschend wären) vor den äusseren Einflüssen und
Gefahren und sie vertraut zu machen mit dem, was des heiligen Amtes
ist, eine Ansicht, welche heut zu Tage eine grössere Nothwendigkeit
bezeichnet als je. Dass die häusliche und Familienerziehung der Gegen-
wart viele Gebrechen hat und in fast allen Ständen eine unchristliche
ist, welcher die gute natürliche Grundlage , die Erziehung zur natürlichen
Gerechtigkeit und Sittlichkeit fehlt, kann Niemand läugnen und wird selbst
von den Gegnern der berührten Anstalten zugestanden, woraus das Pro-
Digitized by Google
206 Schul- und Universitätsnachrichten,
grnmm einen Rechtfertigungsgrund für die rein kirchlichen und geistli-
chen Seminarien entnimmt, es als Thatsache angebend, dass aus den höhe-
ren Ständen kaum zuweilen ein Jüngling in ein bischöfliches Seminar tritt,
und allenthalben jene Eltern aus niederen Ständen , deren sittliches und
religiöses Bewusstsein schon ziemlich zersetzt ist, ihre Söhne gleichfalls
nicht in's geistliche Seminar schicken , woraus die tröstliche Erscheinung
sich erklärt, dass hauptsächlich nur gutbegabte und gutgeartete Knaben
und Jünglinge aus Familien, in denen noch Glaube und Gottesfurcht
herrscht , sich im bischöflichen Seminare zusammenfinden. Diese Bemer-
kung klingt um so sonderbarer, als z. B. in Augsburg eine ähnliche An-
stalt besteht, in welcher fast nur Knaben and Jünglinge von vornehmen
und adligen Eltern sich finden, und die letzteren eine Absonderung sehr
suchen, weil sie über den andern Ständen stehen wollen. Dass man dem
Verf. des Programms von einem bischöflichen Seminar erzähle, dessen
Zöglinge durch Talent, Fleiss und Fortschritt so vortheilhaft sich aus-
zeichneten, dass die anderen Schüler fast den Muth verlören, mit den
bischöflichen Zöglingen in Concurrenz zu treten , kann durch schlagende
Gegenbeispiele entkräftet werden, welche so viel sagen, als jene lobende
Bemerkung, diese aber auch noch widerlegen, wenn Zöglinge aus jenen
geprüft werden. Da man gegen die kirchlichen Erziehungsinstitute be-
hauptet, der christliche Cult werde ohne Nutzen geübt, das christliche
Leben durch Gebrauch der Sacramente, durch Andachten und heilige
Uebungen nicht gemehrt und keine' Steigerung der religiösen Erkenntniss
durch häufigen christlichen Unterricht erzielt, und kämen fast nur glau-
bensleere und verdorbene Kinder in die bischöflichen Seminare, so hielt
das Programm diese gerade am rechten Platze, weil sie ja die erforderliche
Aenderung nnd Besserung bringen und sonst kein Mittel, kein Weg, keine
Anstalt vorhanden ist, auf denen die verwahrlosten Jünglinge, welche in
den Priesterstand zu treten bestimmt sind, für diesen vorbereitet und qua-
lificirt werden. Es wäre wohl ein grosses Vergeben gegen die Kirche
und den Staat, morgen solchen Individuen die Hände aufzulegen, welche
kurz zuvor in Unglauben oder Ausschweifung lebten oder als flotte Aka-
demiker einherstolzirten , wobei eine Hinweisung auf die Wiener revolu-
tionären Studenten erfolgt, für welche der regelmässige Besuch der sonn-
täglichen Predigt und Religionsvorträge (freilich eines fanatisch radicalen
Pfaffen) so schlechte Früchte trug. Da in der Regel für gute Erziehung
in der Familie so wenig geschehe, so sei es Aufgabe der Bischöfe, für
frühzeitige Heranziehung zum geistlichen Stande zu sorgen, was sie nicht
besser als durch eigene Seminarien bewirken könnten, weswegen sie die
Knaben und Jünglinge möglichst früh unter zweckmässige Leitung und
Lehre stellen und ergänzen müssten , was das Leben nie zu bewirken ver-
möge. Da gegen dieses Verfahren selbst von Katholiken angekämpft und
es ein ascetischer Kasernendienst, eine Pedanterie und Dressur genannt
wird, so sucht das Programm mit Zugestehen solcher Fehler bei einzelnen,
etwa undisciplinirten Seminarien diese Ansichten zu widerlegen und als
unerlässliche Lebensfrage der Kirche darzustellen, das Erziehungsge-
schäft müsse auf den wahrscheinlichen Beruf des Knaben zum geistlichen
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Beförderungen und Ehrenbezeigungen.
207
Stande, zur Anbahnung der Demuth, Unterwürfigkeit und Selbstverleug-
nung, des Gehorsams, der Gottesliebe und Unschuld den frühesten Be-
dacht nehmen, den Jünglingen rathen und helfen, sie mit sieb einigen und
zufrieden stellen , weil das alte Erfahrungsgesetz : „was man werden
wolle, dazu befähige und schicke man sich frühzeitig an,“ hierzu auffor-
dere. Was gegen dieses Gesetz und manche Beweisgründe des Programms
sich anführen lässt, muss als zu weitfübrend unberührt bleiben. Die blos
sen Worte des Programms lassen sich durch gleichbedeutende entkräftigen
und den angeführten Beispielen von hüpfenden und singenden , mit Be-
gierde und Frende in die bischöflischen Seminarien kommenden Kleinen,
welche am öftersten und liebsten von ihrem Berufe und Geistlichwer-
den reden hören, als Beweis gegen Zwang und verfehlten Beruf, können
durch entgegengesetzte Beispiele paralysirt werden. Bedenke man nur,
was für Subjecte zu jenen Beispielen heranwachsen und wie häufig unter
diesen manche nach erlangter Weihe und Selbstständigkeit im öffentlichen
Leben ihre gemeine Natur kund geben und nichts weniger als Muster von
liebenswürdiger Unschuld, von frommem und kindlichem Sinne geworden
sind. Gar viele Individuen haben weder die Mittel und Energie, noch
die Selbstkraft und Geistesstärke, ein solches Seminar zu verlassen und
einen andern Beruf zu ergreifen. Sie treten in den Priesterstand über
und huldigen einem allgemeinen Grundsätze, den Worten durch Werke
keine Kraft zu verschaffen. Sie wurden nach dem Aussprache des Tri-
dentinum in einem Collegium vom 12. Lebensjahre an ernährt, religiös er-
zogen, mit klerikalischer Kleidung und Tonsur versehen und in kirchli-
cher Zucht und Wissenschaft unterwiesen. Sie fanden sich anfangs in
Folge vieler Entbehrungen wohl und zufrieden, nahmen aber nicht selten
eine verheimlichte Richtung an, die der Kirche und Religion keine Vor-
tbeile brachte. Was das Programm vom wissenschaftlichen Standpunkte
wiederholt sagt, bedarf der Bestätigung durch Beispiele; manche der letz-
teren beweisen gegen jenes, und viele geistliche Oberbehörden sind mit
den Behauptungen des Programms gewiss nicht einverstanden. Da man
behauptet, jetzt seien die Gefahren der Jugend, welche im 16. Jahrh.
mehr auf die Schulen beschränkt gewesen, in’s Leben gedrungen, so em-
pfehlen sich nach der Angabe des Programms die bischöflichen Schulen
und Seminarien in ihrer theiiweisen Absonderung von dem öffentlichen
Leben jetzt mehr als damals, falls nicht etwa die Gegner behaupten, das
Verderben sei gegenwärtig im Leben wie in der Schule — auch in rein
kirchlichen Erziehungsanstalten? gleich gross und unabwendbar, in wel-
chem Falle uns allerdings nichts als Verzweiflung und Aussicht auf gänz-
lichen Untergang übrig bleibe, zumal uns die Tadler der bischöflichen Se-
minarien mit keiner Sylbe die Mittel nnd Anstalten andculen, wodurch
dann für Vorbereitung und Heranbildung des Klerus in sittlicher und wis-
schaftlicher Beziehung, für Erhaltung der Unschuld, für Bewahrung vor
den bösen Einflüssen nachhaltig gesorgt werden kann und soll, wenn der
Pesthauch alle Schulen und Seminarien nicht minder als die ganze Welt
und das Leben ergriffen hat. Obgleich das Programm den nicht geringen
Unterschied der socialen, politischen und religiösen Verhältnisse des 16. u.
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Die
208
Schul - und Universitätsnachrichten,
19. Jahrb. und die dadurch veränderte Wirksamkeit und Kampfesart de«
Klerus zugiebt, so erkennt es den Vergleich der Gegner und den daraus
entnommenen Beweis für die Zwecklosigkeit der bischöflichen Seminare
doch nicht an, lässt es die bis in die niedrigsten Schichten der bürgerli-
chen Gesellschaft dringenden neuesten Bewegungen gleichsam miasmatisch
den Zöglingen rein kirchlicher Institute mittheilen und dieselben in ihren
Kreis hineinziehen. Der bischöfliche Seminarist lebe in Gemeinschaft
von 100 und 200 Zöglingen , trete zwischen dem 13. bis 18. Jahre in’s
geistliche Haus ein, habe sich daher zuvor in der Welt ziemlich umge-
sehen , im elterlichen Hause das Familienleben mitgemacht, die gewöhnli-
chen Beschäftigungen und Lebensweisen der Menschen gesehen, gehe in
jedem Herbste 1 — 2 Monate in Vacanz, oder lebe mit den Uebrigen auf
dem Lande, reise mit Anderen und habe vielfache Gelegenheit sich Men-
schenkenntnis« zu sammeln. Er gehe täglich spazieren, sehe und beob-
achte andere Menschen, besuche in manchen Städten die Staatsgymnasien,
begegne den Stadteinwohnern , müsse da den städtischen Pflastertretern
ausweichen und bleibe nichts weniger als unwissend in den Verhältnis-
sen des geselligen Lebens. Auch werde sich der neugeweihte Priester
ebenso bald in jene linden, als ein Anderer, der 12 Jahre als Stadtstudent
den Studien oblag und sich entweder nur in Schulzimmern und Hörsälen,
oder in Salons und Kneipen einfand; denn einem solchen sei das Leben
und Wesen des eigentlichen Volkes, besonders des Landvolkes, vielleicht
fremder als dem bischöflichen Seminaristen. So nothwendig es daher sei,
dass der Seelsorgspriester für die wirkliche Welt erzogen werde, so we-
nig sieht das Programm ein absolutes Bedürfnis«, dass derselbe in der
Welt, d. h. in Mitte des Gewirres und Tumultes der Welt und ihrer Ver-
kehrtheiten, gebildet werde. Schliesslich wundert es sich, dass so viele
Anfechtungen selbst katholischer Männer sich erheben gegen eine Vor-
schrift, welche die heil. Kirchenversammlung von Trient allen Bischöfen
ertheilt, in deren Vernachlässigung ein Grund des gesunkenen Klerus liege,
wie man in Badeu und Wnrtemberg zur Genüge finde. Die Päpste der
neuesten Zeit erneuerten ihren Mitbrüdern im bischöflichen Amte diese
Vorschrift der abgeschlossenen Bildung künftiger Priester oft und nach-
drücklich. Viele Bischöfe seien ihr bereits gehorsam entgegengekommen,
und manche stehen im Begriffe , der Stimme ihres Oberhauptes Gehör zu
geben. Namentlich sind die Bischöfe in Baiern sehr thätig, in Würzburg
soll im Laufe dieses Jahres ein solches Seminar errichtet werden. Die
Erscheinung der ehemaligen Kloster- und Stadtschulen dürfte sich dem-
nach wiederholen. Möge sie den beabsichtigten Zwecken nur recht ent-
sprechen. — Die gute Sache soll jedem willkommen sein. — Milten-
berg. Die latein. Schule blieb ohne Veränderung.
München. An dem mit dem neuen Gymnasium verbundenen Er-
ziehungsinstitnte waren Präfecte Schwaighart und Anglhuber , welche an
die Stelle der in ihr Mutterkloster Metten zurückgekehrten Präfecten P.
Büchner und Ammer traten. Das Institut zählte 107 Zöglinge , welche
die verschiedenen Classen der Anstalt besuchten, also mit den Stadt-
schülern in stetem Wechsclverkehr waren und keine völlige Abgeschtos-
Beförderungen und Ehrenbezeigungen.
209
senheit hatten. Programme scheinen die Hrn. Patres nicht gefertigt zu
haben, wenigstens bringt der Jahresbericht nichts.
München , altes Gymnasium. Das Rectorat führte Hutter i in
IV. Abth. A. lehrten während des 1. Semesters Schwarz und Hutter , wäh-
rend des 2. statt des ersteren Worlitschek (Priester); in Abth. B. im
I. S. Hutter, im 2. Conrector und Prof. Stanko, in HI. Abth. A. im 1. 8.
W orlitschek , im 2. Cand. Zeheimayer , Abth. B. im I. 8. Stanko , im 3.
Kneuttinger und Pbiloi. Kurz ; in II. Abth. A. Prof. Mühlbauer, in Ab-
theil. B. Kneuttinger und Wolf; in 1. Abth. A. Dr. v. Hefner, in Abth. B.
Steininger. Den kath. u. prol. Religionsunterricht ertheilten Pf. Dr. Fischer
u. Vikar Luthardt; Matbem. und Geogr. in den 4 Abtheil. A. Dr. Mayer
und in den Abth. B. Aushülfslehrer Leonhard . Die hebr. Sprache be-
sorgte Worlitschek, die franz. Häring, die ilal. Carrara, das Zeichnen
Kleiber. Für Musik sind Hofmusici verwendet. Die latein. Schule be-
stand bisher als getrennte, selbstständige Anstalt, was mit dem neuen
Studienjahre geändert wurde, indem das alte Gymnasium in zwei Gym-
nasien ungestaltet und mit jedem ein Theil jener latein. Schule zu einem
Ganzen verbunden wurde. Sowohl im Gymnasium, als besonders in der
latein. Schule bestanden für jede Classe zwei, in dieser oft 3 Abtheilun-
gen von 40 bis 60 Schülern. Es bedurfte daher für die Gestaltung der
beiden Gymnasien blos des Namens und des Uebertragens der Vorstand-
schaft an einen Professor, wie bereits geschehen ist und im nächsten Be-
richte über den Stand der Anstalten für 1849 — 1850 bezeichnet werden
wird. Die Anstalt verlor zwei würdige Lehrer, den seitherigen Vorstand
Fröhlich und Prof. Schwarz *). Im 2. Semester wurden 3 Lehrer in die
*) Fröhlich war 1780 zu Markt-Bisiingen bei Nördlingen gebo-
ren, kam 1790 an das Gymnasium zu Eil wangen , wurde 1791 Chorknabe
der Domkirche, als welcher er Verpflegung, Kleidung und Schreibmaterial
vom Chorregenten erhielt, und zeichnete sich besonders in der latein.
Sprache aus. 1797 — 1799 studirte er zu Dillingen Theologie, trat aber
nicht in den Priesterstand, sondern nahm 1800 in Ellwangen eine Infor-
matorstelle an, ging aber 1802 zum Studium der Jurisprudenz über, ab-
solvirte es 1804 und trat in Aichach als Praktikant ein. Allein dieses
sagte ihm nicht zu: unter Fortseteung der philosophischen Studien nach
Kant, Fichte und Schelling, besonders der Sprachstudien, wünschte er
ein Lehramt, welches er durch einen mit seinen Wünschen und Neigun-
gen bekannten Freund in Kempten erhielt, indem er nach zwei provi-
sorischen Jahren 1806 Professor der classlschen Litteratur wurde. Jetzt
widmete er sich den classischen Studien ausschliessend und machte, 1811
nach Amberg versetzt, von 1812 — 1816 sich an die Emendation des So-
phokles und Theokrit, woneben er des Euripides Cyklops ausarbeitete
und metrisch übersetzte. Allein es fehlte ihm ganz an Hülfsmitteln,
welche ihm die Versetzung nach München 1817 darbot. Der theuere Le-
bensunterhalt bei einer Familie von 8 Kindern nöthigte ihn zu Privat-
instructionen, wodurch er von Morgens 8 bis Abends 8 Uhr beschäftigt
wurde. Nur des Nachts konnte er schriftlichen Arbeiten sich widmen.
Durch Emst und Liebe, Ruhe und Milde gewarnt er die Achtung Aller,
welche seinen Fleiss und sein Talent, seine Besonnenheit und Vorsicht
schätzten. 1823 wurde er als Rector auch äusserlich gut gestellt und
ff. Jahrb.f. Phil.u. Päd. ad. Krit. Bibi. Bd. LX. UfUI. 14
210
Schul- und Universilätsnachrichten,
nächsthöheren Classen versetzt und zwei Aushülfslehrer angestellt. Der
bisherige Prof, der 3. Classe Hutter wurde Rector und Prof, der 4. CI.,
tVorliUckek und Starke rückten in die 3. Ci. vor und letzterer wurde pro-
konnte er seine Thätigkeit mehr den Privatarbeiten zuwenden. Nur
nahmen ihn die Rectorutssachen und die sehr gesunkenen Zustände der
Anstalt zn sehr in Ansprach, ohne dass er viel erwirken konnte. Kr
wurde zur Berathung eines Schulplanes gezogen; der viel besprochene
Lehrplan von 1829 war das Krgebniss. Die Erlebnisse desselben sind
bekannt, wodurch er Schiffbruch erlitt, weiss jeder Betheiligte. Der
Plan wurde in die Schulordnung von 1830 umgewandelt, wobei Fröhlich
nicht betheiligt war. Dieser lebte ganz für seine Anstalt, opferte Leh-
rern und Schülern, was er konnte, beseitigte Missverhältnisse und sprach
sich gegen vielerlei pädagogische Missgriffe, welche seit 1830 bis 1848
gemacht wurden, mehrfach ans; allein es wurde nichts erwirkt. Unter
ungeheuren Arbeiten konnte er nur wenig sich erholen ; 1841 erhielt er
das Ritterkreuz des Verdienstordens vom h. Michael und 1842 wurde er
ordentliches Mitglied der Akademie. Er hatte sich in der ganzen Dis-
ciplin selbst gebildet und widmete den Tragödien des Sophokles seine
vorzügliche Aufmerksamkeit, welche schon 1815 den Philoktet, die Elek-
tra und Trachinierinnen emendirt und erläutert zu Tag förderte. 1823
und 1824 gab er zwei Hefte bei Finsterling in München, kritische Ver-
suche über jenen Dichter enthaltend, heraus. Allein er war nicht sehr
glücklich in der Kritik, die er erst spät kennen lernte. Amtsgeschäfte
verhinderten ihn zwar stets, allein er ruhete doch nicht und theilte in
den Sitzungen der Akademie und Gelehrten Anzeigen vieles Treffliche
mit. Ueber Catullus, welchem er viele Jahre widmete, hat er ein voll-
ständiges Heft ausgearbeitet, welches sich in seinem Nachlasse findet.
Eben so bearbeitete er den Martialis vollständig, gab die Früchte jedoch
nicht in Druck. Schon im Jahre 1828 beschäftigte ihn die latein. An-
thologie, wofür er geistreiche Versuche lieferte, wie diese Jahrbücher
und die Gel. Anzeigen von 1836 belegen. Die Streitfrage über die Aecht-
heit der Fabeln des Phädrus hatte ihn lebhaft ergriffen, worüber in den
genannten Anzeigen 1839 und 1840 Arbeiten sich finden. In Programmen
hat er Stellen des Tacitus und des Horatius Oden und Satiren kritisch be-
handelt und über eine Figurenlehre in einer Sitzung der Akademie 1844
berichtet, aber die Abhandlung selbst nicht für die Denkschriften be-
stimmt; sie sollte wahrscheinlich; eine eigene Ausgabe bilden. Den Veil.
Patcrculus arbeitete er vollständig aus; einige Proben davon theilte er
mit. Kritz, welcher diesen Autor herausgegeben und Fröhlich’s Ver-
dienste wohl erkannte, forderte diesen bekanntlich auf, sich über seine
neueste Bearbeitung öffentlich auszusprechen, was Fröhlich in den Gel.
Anz. 1843, Nr. 25 — 32 that, worin er das Unrichtige und Unmögliche
der bisherigen Versuche nachwies, in Einzelnen selten sich einverstan-
den zeigte und seine eigenen Studien berührte. Der latein. Litteratur
scheint er sich vorzüglich gewidmet zu haben; doch hatte er grosse Zu-
neigung für das Griechenthum, so wenig er auch darüber geschrieben
hat. Ueber Hartung’s Ausgabe von Euripides' Iphigenia in Aulis sprach
er sich in den Gel. Anz. 1838 nur obenhin aus, weil er den Autor selbst
herauszugeben beabsichtigte, ln dieser, wie in anderen Beurtbeilungen
war er streng, hielt sich nur an die Sache, suchte stets nur zu beleh-
ren und neue Gesichtspunkte zu eröffnen, wodurch er sich wesentlich
von den meisten Kritikern unterschied. Auch über die von Hermann
herausgegebenen Tragödien des Euripides hat er nach fleissigen Studien
lehrreiche Bemerkungen niedergeschrieben. In der Sitzung der philos.-
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Beförderungen und Ehrenbezeigungen.
211
visor. Conrector. Da« Programm „lieber C. Cornelius Taeitus 1 Vorrede
tu Agricela “ fertigte Reet, und Prof. Hutter (19 Seiten). Es verbreitet
sich über die drei ersten Capitel , als Proömium der genannten Biogra-
philol. Classe hielt er im Juni 1845 einen Vortrag über die in Demosthe-
nes’ Rede de corona enthaltene Grabschritt auf die Athenäer, worin er
die Gedankenreihe des von Tbemistios missverstandenen Epigramms rich-
tiger zu erklären, manche verfehlte Aenderungen zurückzuweisen und zu
begründen suchte, dass eine gesunde und recht geübte Exegese oft die
Verbesserungen ersetzt. Dem Drucke selbst übergab er die Arbeit je-
doch nicht. Es sollen in seinem Nachlasse noch viele andere Arbeiten
sich linden, worunter gelegentliche Bemerkungen zu RutHius Lupus, Ru-
finianus, Aphthonius, Theon, Alexander u. dergl gehören. Erwägt man
jedoch den Geschäftskreis eines Vorstandes fiir ein zahlreiches Gymna-
sium, welches für jede Classe zwei Abtheilungen hatte, für die vielerlei
Disciplinarfälle , für die grosse Verantwortlichkeit in allen Beziehungen,
für die vielen oft nutzlosen Berichte uud für die geschraubte Lage in
einer Haupt- und Residenzstadt, in welcher die Schulverhältnisse zwi-
schen Eltern, Schüler und Anstalt ausserordentlich sich verwickeln und
die Amtspflichten eines Professors erschweren , so muss man sich übet
die litterarische Thätigkeit Fröhiich’s sehr wundem. Er kann das auf
einsamen Spaziergängen Erfundene und Beurtheilte nur während der Nacht
niedergeschrieben , geordnet und gereinigt haben. Er schrieb Alles mit
eigener Hand ins Reine, konnte daher keinen höheren Wunsch hegen,
als nach längerer Lebensdauer und zurückgelegtem 70. Jahre von seinem
mühevollen Amte befreit zu werden, und sodann einzig und allein dem
Studium der Philologie sich widmen zu können. Erfreulich ist cs für
die philologische Litteratur, dass die philos. -philoi. Classe der Akademie
beschlossen hat , alles aus seinem Nachlasse Geeignete in ihre Denk-
schriften aufzunehmen und hiermit das Andenken eines biederen Mannes
und trefflichen Lehrers zu ehren, der sich nur im Eifer nach Verbesse-
rung vieler Stellen in den verschiedenen Schulclassikern oft zu sehr in
das Einzelne einliess, hier und da für die Schule und die allseitige Bil-
dung des Geistes und Herzens der Schüler nutzlos die Unterrichtsstunde
verwendete , diese aber alsdann in gewissenhaftem Bestreben nach Er-
reichung des eigentlichen Schulzweckes wieder zu ersetzen suchte. Der
gedächtnissmässigen Richtung im Betreiben der Sprachstudien auf Gym-
nasien huldigte er auf keine verderbliche Weise, wodurch seine Trefflich-
keit als Lehrer jedem Vaterlandsfreunde erkenntlich wird. Er verschied
am 31. Januar 1N49 an einem Schl-tgflusse. Möge der Staat für seine
Hioterlasaenen mehr sorgen , als ihm seine Amtsgeschäfte selbst gestatte-
ten. — Kein so günstiges Loos des Dahinscheidens war dem Professor
Schwarz beschieden. Er, Canonikus, mit Fröhlich seit den frühesten
Jahren eng verbundener Freund, wurde am 11. März 1849 von Raub-
mördern in »einer Wohnung überfallen und getödtet. Er war durch Bil-
dung und Charakter gleich ausgezeichnet, hatte sich die Liebe und Ach-
tung Aller erworben und war in gleichem Jahre mit Fröhlich nach Mün-
chen berufen worden, wo er an dem Gymnasium, welches seit Errich-
tung des neuen im Jahre 1824 das alte sich nannte, als Prof, der 3. u.
4. Classe abwechselnd, als Lelirer der Religion und Geschichte in meh-
reren anderen Classen und als Bibliothehar eine eben so gedeihliche als
vielseitige Wirksamkeit entfaltete. Beide Männer wird die Anstalt, wel-
cher sie mit aufopfernder Pflichttreue 25 Jahre ihres Lebens weihten,
durch dankbare Erinnerung feiern uud in die fernste Zukunft nicht
vergessen.
14 *
212
8chnl- und Universitätsnachrichten,
phie, also über die bisher nicht gelöste Krage, in welchem Zusammen-
hänge der Schluss des 1. Cnpitels — at nunc narraturo mihi . . . virtuti-
bus tempora — mit dem übrigen Inhalte desselben, so wie mit dem 2.
und 3. Capitel stebe. Durch das Gesetz der Gedankeneinheit eines Gan-
zen werde dieser Zusammenhang geboten, welchen naclizu weisen bis jetzt
nicht gelungen sei. Der Verf. sagt: Der neue Autor bespreche in seiner
Vorrede zu Ägricola die Hindernisse, womit Domitian's Furcht vor gros-
sen Männern und ihrem Ruhme die solchen Gegenständen zugewandte gei-
stige Thnti* . eit und die Uebung der Rede umgab und niederhiclt. Diess
sei unverkennbare Absicht, vielmehr wörtlicher Inhalt des 2. und 3. Cap.
Aber auch das 1. Cap. verfolge, was mau nicht verkennen dürfe, die-
selbe Absicht. Ausgehend vom positiven Gegensutze Domitianischer
Zeiten , von der Betrachtung des früheren gegen Tugend und ihr Lob so
liberalen Zeitalters, in welchem der Geist, frei und unabhängig, von kei-
nem Hindernisse seiner Thätigkeit, weder äusserem noch innerem, wnsste,
zeigt Tacitus hin auf die Celebrität der alten durch nichts gehinderten
oder befangenen Autoren, mit deren Unbefangenheit und Freiheit er seine
e’geno Verlegenheit und Unmündigkeit vergleiche und dadurch sein schwa-
che Vermögen für Geisteswerke und das Unvollkommene seiner Leistung
den gefeierten Biographen der Vorzeit gegenüber als eine Erscheinung
bezeichne , zu der die Ungunst seines Zeitalters in demselben Verhältnisse
stehe . in welchem die Liberalität des früheren zu dem Selbstgefühle und
Ruhme der Alten stand Ks beschäftigte also den sich ankündigendeu
Biographen nicht der Gedanke, ob er jetzt, nach Domitian unter
Norva und Trajan, Tugend und Tugendhafte loben dürfe (ein Irrthum,
den auch Orelli noch zu schützen suche), sondern ob er sie würdig loben
könne. Hiezu sei er nämlich nach einer Zeit, in welcher der Hass der
Tugend auch auf ihre Bewunderer sich erstreckte und ihr Lob in Schrif-
ten "erstummen musste, übel befähigt, und müsse, obgleich sich bewusst,
dass der Gegenstand ein würdiger sei und sein Werk in sofern bei-
fällige Aufnahme verdiene, andererseits sich bekennen, wie dem Objecte
der Biographie diese nach ihrer subjectiven Seite, die Darstellung
wenig entspreche. Hiermit bezeichnet der Verf. als maassgebende Stim-
mung des Tac. das Missgefiihl seiner Befähigung, und als summarischen
Inhalt seiner Vorrede: Wie bei den früheren Biographen neben und mit
dem hohen Grade ihrer geistigen Unabhängigkeit ein Vollmaass ihrer Ce-
lebrität erscheine, so sei die Beschränkung der Geister unter Domitian
(wobei der Verf. weit entfernt ist, der Ansicht beizustimmen, Tac. be-
gehre und erwarte aus diesem Grunde Nachsicht für die Mängel seiner
Darstellung) Grund und Ursache des Unvermögens , dessen dem Alter-
thume fremdes Gefühl den Tac. bestimme, um Entschuldigung eines Un-
ternehmens zu bitten, das seine Kräfte überstieg. Obgleich von mehre-
ren Erklärern anerkannt werde, es sei an der beregten Stelle die in der
Agricnla-Litteratur viel besprochene venia auf die rudis et incondita vox
des Biographen zu beziehen, so sei doch von Allen ohne Ausnahme der
eben angedeutete Sinn des I. Cap. und darum auch der Zusammenhang
seines Schlusses mit den vorausgehenden Tbeilcn und den zwei folgenden
Beförderungen und Ehrenbezeigungen.
213
Capiteln verkannt worden. Der Verf. sucht durch eine in das Binzeine
eingehende Interpretation seine Ansicht zu begründen und als den eigent-
lichen Gedanken des Tac. nachzuweisen. Vorher wendet er sich zu dem
kritisch controrersen Texte der Stelle „ni cursaturus, incursaturus “ und
berührt zugleich die allgemeinere, das Ansehen der vaticanischen Hand-
schriften betreffende Frage. Hiermit hat Ref. den Gegenstand und die
Behandlungsweise bezeichnet. Durch scharfsinnige Vergleiche und Prü-
fungen gelangt der Verf. zu der Ueberzeugung , das durch die vaticani-
schen Handschriften überlieferte „incusaturus“ sei der genbuie Text der
fraglichen Stelle. Da aber diesen Manuscripten von mehreren Gelehrten
kein grosses Ansehen zugestanden und z. B. v. Nissen der Verfasser
des Manuscriptes, Pomponius Latus, ein leichtsinnig ändernder Kritiker
genannt ist, so beseitigt der Verf. die Gründe für die Annahme des ni
enrsaturus, stellt Lätus als einen mit diplomatischer Gewissenhaftigkeit
▼erfahrenden Kritiker dar und begründet die Discrepanz des Vat. V in
allen eigentlichen Varianten, wozu auch incusaturus gehöre, als diplo-
matische Ueberlieferung , welche auf einem gemeinsamen älteren Stamm-
codex beruhe, nicht aber als Conjectural-Kritik des Lätus. Man finde
keine willkürliche Aenderung; dieser wollte eine diplomatisch genaue Co-
pie des Agricola haben und bezeichnete die wiedergegebenen Fehler durch
darunter gesetzte Punkte oder darüber geschriebene Berichtigungen und
führte die Varianten nur am Rande an, wodurch er bewies, dass ihn der
Grundsatz leitete, die Ueberlieferung der Vorlage unverändert zu erhalten.
Ans Allem zeige dieses Manuscript eine getreue Ueberlieferung der älte-
ren Urschrift, was selbst einige 8te)len, Cap. 10, 15, 19, 27, 32 , 33 und
37 , als Vorzug vor dem Puteolanischen Texte erhärteten. Selbst die
handschriftlichen Corruptionen an anderen Stellen unterstützten die Kri-
tik. — Nach Feststellung der vatic. Handschr. geht der Verf. zur Haupt-
frage über und stellt die Gegenansicht auf, gemäss welcher Tacilus von
Missgunst der Feinde und Gegner Agricola’s spreche, was ihn beunru-
hige; vom Vorwürfe, dass er in einer Zeit, wie die seinige, einen Manu
finden wolle, der der Anerkennung durch Geschichte würdig sei; er
fürchte nach der Ansicht der Erklärer, man werde Misstrauen in seine
Wahrheitsliebe setzen, ihn niedriger Motive, der Gunstbohlerei u. s. w.
beschuldigen; vor Zeiten habe man das eigene oder Anderer Leben be-
schreiben und veröffentlichen können, ohne irgend eine Verunglimpfung
fürchten zu müssen; das sei nun vorüber und daher — Bitte um Nach-
sicht. Das irrthümliche dieses Erklärungsversuchs bezeichnet der Verf.
durch die falsche Beziehung des ganzen Einganges, wonach das im ersten
Capitel Gesagte nur in Absicht auf den Gegenstand, nämlich Agricola,
gesprochen sei; wogegen Tac. hiervon nur darum spreche, um das Ob-
ject dem Subjecte, also den Agricola der Befähigung des Tac. gegenüber
zu stellen; denn schon im ersten Satze sage dieser: ,, selbst das jetzige
Zeitalter habe die Biographie solcher Männer, deren Grösse und Aus-
zeichnung die jetzt herrschende, moralische Gleichgültigkeit und Miss-
gunst gegen fremdes Verdienst überwunden, also von Männern anerkann-
ter Ruhmwürdigkeit noch nicht verschmäht.“ Hiermit könne Tac., wenn
214
8chnl- and Universitätsnacbrichten,
man ihm keinen Widersprach beilegen wolle, nicht gesagt haben) in
jetziger Zeit müsse man sich scheuen , grosse Männer durch Biographien
su ehren, sondern vielmehr deute er an, dass, in sofern seine Biographie
die eines Ruhmwürdigen, er in Betreff ihres Objectes wegen der Auf-
nahme, die sie bei den Zeitgenossen finden werde, ohne Sorge sein
dürfte. Lächerlich und gesucht muss unter andern die Ansicht Walch’s
erscheinen, Agricola sei nicht als grosser Mann von Tac. gezeichnet,
weil sie der ganzen Biographie völlig widerspricht; denn das ganze Zeit-
alter erkannte jenen als grossen Mann an, was die Furcht des Domitian
indirect und direct evident beweist. Obgleich Tac. von der Trefflich-
keit des Agricola fest überzeugt war, so hielt er sich der Befähigung zu
solcher Arbeit nicht für bewusst, worauf der zweite Satz sed . . . dnce-
batur hindeutet, wodurch die Worte „bonae tantum conscientiae pretio“,
welche Walch und Nissen mit „durch den Lohn edlen Bewusstseins be-
wogen“ übersetzen, einen anderen Sinn erhalten. Dem Verf. bedeutet
conscientia , Bewusstsein , das Selbstgefühl der Kräfte, des Vermögens,
der Befähigung oder Nichtbefähigung zu einem Werke, wofür er ver-
schiedene Parallelsteilen anfübrt und näher erläutert, worauf er die ganze
Stelle also interpretirt : Gerade die durch den öffentlichen Beifall ge-
feiertesten Geister wurden zu ihren biographischen Werken, unabhängig
von der Sorge um Beifall und Gunst, bestimmt durch eine Schätzung
ihres Unternehmens, ihrer Leistung, die auf dem lediglich guten
Bewusstsein ihrer Fähigkeit beruhte. Hiermit sagt Tac., den alten Bio-
graphen konnte bei dem Gefühle ihrer Befähigung für das unternommene
Werk das eigene Urtheil über den Werth ihrer Arbeit genügen. Dieser
Gedanke erhalte eine natürliche Ergänzung durch den 3. Satz mittelst
der Partikel ac plerique . . . fuit, wodurch dem Vorausgehenden beige-
fügt werde, dass eben so die Biographen jener Zeit, sogar der Selbst-
biograph, in welchem Falle der historische Zweifel und der Vorwurf des
Eigenlobes nahe genug gelegen, sich nicht durch den Gedanken an eine
ihr Werk oder sie befehdende Kritik beschränkt fühlten und somit in jener
Zeit eine äussere Beschränkung der Biographie eben so wenig vorkam,
als eine innere. Im Ganzen sagt nun der Verf. : Auf die frühem Biogra-
phen wirkte weder als inneres Hinderniss ein Gefühl der Nichtbefähigung,
noch ein äusseres, der Anerkennung und Auszeichnung der Tugend ent-
gegentretendes und geistige Stagnation gebietendes Hinderniss, Missgunst
nämlich, Verkleinerung und Verfolgung der Tugend ein, so dass man in
einer solchen Zeit wegen günstiger Aufnahme seiner 8cbriften unbesorgt
sein konnte und war; wogegen ich, der ich, wie meine Zeitgenossen, in
Domitian’s Gewaltherrschaft und Verfolgung der Tugend das äussere Hin-
derniss erfuhr und in Folge dieser geistigen Beschränkung jetzt mein Un-
vermögen für biographische Arbeiten als ein inneres fühle , Nachsicht be-
gehren muss, weil ich es wage, mit einer solchen Befähigung und nach
solcher Zeit als Biograph zu erscheinen. Der nun so bestimmte Gedanke
des 1. Cap. — wie den Früheren in dem Gefühle ihrer Befähigung und
nachdem nämlich in einer dem Ruhme wie dem Gedeihen der Tugend för-
derlichen Zeit keine der Verkündigung dieses Ruhmes entgegenwirkende
Beförderungen und Ehrenbezeigungen.
215
Missgunst oder Verfolgung die Geister zum Schweigen verurtheilte, die
Sorge, welche eine Aufnahme ihre Schriften finden werden, unbekannt
war — steht dem Verf. in natürlichem Zusammenhänge mit dem sich an-
schliessenden Gegensätze: Dagegen jetzt habe ich als Biograph Nach-
sicht nötbig, muss um günstige Aufnahme meiner Biographie bitten: At
hunc narraturo . . . venia opus est. Wie dieser Inhalt und sein Zusam-
menhang in Tac. eigener Kede sich ausspreebe, will der Verf. an nachfol-
gender Uebersetzung des 1. Cap. veranschaulichen. „Ruhmwürdiger
Männer Thaten und Sitte den Nachkommen zu berichten, altherkömm-
lichen Brauch, hat selbst zu unseren Zeiten ein der Seinen so unacht-
sames Geschlecht nie verschmäht, so oft erhabene und angestannte Man-'
nestugend besiegte und überwand jenes kleinen und grossen Staaten ge-
meinsame Uebel, den Unverstand des Kdeln und die Missgunst. Aber
bei den Alten wurden, gleich wie die That (digna memoratu, als Zusatz
eines späteren Latinisten verdächtig, übersetzte der Verf. nicht) unge-
hindert und ihr Feld ein freieres war, so gerade die gepriesensten Gei-
ster zu Aufzeichnung des Andenkens der Tugend , unabhängig von Gunst
und äusserem Beifall, durch Preis ihres lediglich guten Bewusstseins
bestimmt, und eben so hielten viele Selbstbeschreibung des eigenen
Lebens mehr für Zuversicht in ihrer Handlungsweise, denn für Ei-
genlob, noch erweckte dieses dem Rulilius und Scaurns Unglauben
oder den Unglimpf eines Widersachers. So sehr wird nämlich die Tu-
gend am Besten gewürdigt in eben den Zeiten, in welchen sie am Leich-
testen gedeiht. Jetzt dagegen zu beschreiben gewillt das Leben eines
Hingeschiedenen , bedurfte ich der Entschuldigung , um die ich nicht ge-
beten, wäre mein Vorhaben die Rüge der solchergestalt gegen Tugend
wüthendeu und ergrimmten Zeit.“ Wegen der Interpretation der Worte
incusaturus tarn . . . tempora erklärt sich der Verf. dahin, dass narraturus
vitam . . , und incusaturus tarn . . . antithetisch sich entgegenstehen, Tac.
als Biograph des ruhmreichen Agricola und als Geschichtschreiber der
verruchten Zeit Domitian’s. Während jener im Gefühle seiner Nichtbe-
fäbigung für biographische Werke um nachsichtige Aufnahme seiner Bio-
graphie des Agricola bitten muss, begehrt er dagegen für sein Geschichts-
werk für Domitian’s Zeit diese Nachsicht nicht, traut sich also diese Be-
fähigung zu. Eine so unerfreuliche, sterile Zeit nämlich, deren Ge-
schichte nichts als eine Chronik von Verruchtheiten ist, bedarf keines
geübten und beredten Erzählers. Diese Erklärung findet der Verf. in
den Schlussworten des 3. Cap. non tarnen pigebit . . . hic interim über
u. s. w. bestätigt. Der Unmuth des Tac. hierüber, dass er jetzt nicht
mit dem sich selbst genügenden Gefühle der alten Biographen als solcher
auftreten könne, sondern um Nachsicht und Entschuldigung bitten müsse,
bestimme ihn, in Cap. II und III von jener geistigen Knechtschaft, die
iu Folge seines Hasses gegen grosse Männer und deren Lobredner Domi-
tian zum System seiner Herrschaft gemacht batte , so wie von den Nach-
wirkungen dieses Systems zu sprechen und es anzuklagen; nach welcher
Anklage er wieder auf den Gedanken zurückkomme, wie ihm für das Lob
des Agricola nur die rohe und ungeübte Stimme zu Gebote stehe, er aber
216 Schul- und Universitätsnachrichten,
auch bei solchem Bewusstsein es seiner Pietät gegen den Todten, dessen
Kidam er sei , nicht versagen konnte , das Leben desselben zu beschrei-
ben ; diess der kurzgefasste Gedankenzusammenhang der ganzen Vorrede.
— Ref. gab die Ansichten des Verf. ziemlich genau für jedes beliebige
Sclbstortheil, bedauert aber eine zu häufige Wiederholung der Gedanken,
in welchen jener sich gefiel, wovon sich jeder Leser leicht überzeugen
wird.
Mi'NNERSTADT. Da eine Classe der tatein. Schule nicht besetzt
war, so versah dieselbe Candidat und Alumnus Keller, dann Berk, bis
Lehrer Priest. Mohr von Hammelburg für die 4. CI. nach Männerstadt
versetzt wurde. Während der Krankheit des Studienlehrers P. Dornber-
ger lehrten in I. die Candidaten Albrecht and Keller, welcher letztere im
April 1849 die Stelle erhielt. Im April wurde Gutenärker als Rector u.
Lehrer in III. des Gymn. in Bamberg und Arnold von da nach Münuer-
stadt versetzt. Das mit dem Augustiner-Kloster verbundene Knabense-
minar zählte 29 Schüler, welche theils dem Gymnasium, theils der latein.
Schule angehörten. Die Leitung besorgte P. Wester, Das Programm:
„Darstellung der Gnosis des Clemens von Alexandrien nach seinen Werken “
fertigte P. Merkle. Es fasst 35 Seiten und verbreitet sich bios über das
Verbältniss der Clementinischen Lehre zur griech. Philosophie. Der
Verf. batte die Absicht, das ganze Thema in einem Programme zu voll-
enden, wurde aber von seiner Vorgesetzten Behörde veranlasst, es in
2 Abtheil, zu zerlegen. Die Gnosis selbst will er in einem späteren
Programme entwickeln. Das Ganze sei bereits vollendet. In der Ein-
leitung zeigt er, dass die griech. Philosophie in Plato und Aristoteles
ihren Höhepunkt erreicht hatte , von da allmählig abnahm, später eines
neuen Lebenskeims bedurfte und der Philosophie durch das Christenthum
ein neues, befruchtendes Leben erwuchs, welches bei der völligen Um-
gestaltung aller Verhältnisse an die christliche Lehre anschliessend , that-
sächlich aber einen feindlichen Gegensatz bildend, die Gnosis erzeugte.
Die vielfachen Versuche, in ihre Lehren Einheit zu bringen, wie nament-
lich Bauer mittelst des Heiden-, Juden- und Cbristenthums erstrebte,
führten dadurch, dass man die Philosophie zu Grunde legte und vom
Christenthume beliebig annahm , was man wollte , statt es als ein gegebe-
nes, positives Princip zu nehmen, zu verschiedenen gnostischen Syste-
men, welche der eigentlich christlichen Gnosis gegenüber eine falsche
bildeten und durch ihre philosophischen Abwege eine verkehrte Grund-
lage zur Folge hatten. Es würde den Ref. zu weit führen, wenn er
selbst nur in der verschiedenen Begriffserklärung und in den oft willkür-
lich eingeführten Merkmalen des Begriffes „Gnosis“ die Ursache jener
Abwege bezeichnen und auch dem Verf. naohweisen wollte, dass er sich
auf keinen ganz sicheren Boden gestellt und feste Grundsätze für seine
Darstellungen nicht entwickelt hat. Worin das Wesen der wahren Gno-
sis besteht, hat wohl Clemens , ausgerüstet mit gründlichen Kenntnissen
in der alten Philosophie und den Lehren des Christenthums , mit den
Principien der Gnostiker und mit grossem Scharfsinne, geahnet, aber
nicht umfassend durchgeführt. Der Verf. wählte ihn zum Freunde in
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Beförderungen and Ehrenbezeigungen.
217
Messeständen and will eine vielleicht noch nicht völlig gereifte Fracht
für die Oeffentlichkeit pflücken, daher die Gnosis dieses Mannes theore-
tisch and praktisch begründen und dessen wissenschaftliches und ethisch
höchstes Ideal entwickeln. Weil aus der verkehrten Ansicht über das
Verhältniss zwischen Geist and Materie oder Gott und dieser die meisten
gnostischen Irrthümer sich entwickelten und in dem Gegensätze zwischen
beiden alle Systeme Zusammentreffen , so schickt der Verf. eine kurze
Darstellung desselben voraas und bemüht sich , die Ansicht von Clemens
unter Berücksichtigung der wissenschaftlichen Vorgänger zu entwickeln.
Dieser, keineswegs kurzen, sondern oft weitschweifigen, wahrscheinlich
aus verschiedenen Vorträgen oder Schriften entnommenen Mittheilung der
Ansichten über Gott und Materie folgt sodann in nicht selten diffuserem
Vortrage das Verhältniss zur griechischen Philosophie, wofür der Verf.,
jedoch nicht aas eigenen Entwickelungen, sondern fremden Durchfüh-
rungen , als Resultat ableitet : 1) Die griechische Philosophie sei nicht zu
verwerfen wegen ihres inneren Werthes, da sie wenigstens Theile der
Wahrheit habe; 2) sie sei, wie den Jaden das Gesetz, den Heiden gege-
ben , wodurch sie vor Christus ihr Heil finden sollten ; dieselbe besitze
einen propädeutischen Charakter; 3) auch für das Christenthum selbst
Labe sie hohe, wissenschaftliche Bedeutung, vorzüglich aus zwei Grün-
den, einmal um die subjective Ueberzeugung zu befestigen (als positive
Seite) , dann um den Feinden entgegentreten zu können (als negative
Seite); 4) ihr Werth sei aber nur ein relativer, bedingter; sie müsse zu-
rückgeführt werden auf den Logos, in dem sie den Brennpunkt aller
Wahrheit, ihre Vollendung finde. Hierfür sagte Clemens bekanntlich:
„Die Wissenschaft, welche der Ruhe in Christus vorangeht, übt den
Geist, weckt den Wissenstrieb, schärft den Verstand zum Forschen durch
die wahre Philosophie, die wir erhalten haben von der Wahrheit selbst.“
Stellt man diese Resultate mit dem Entwickelungsgange des Verf. zusam-
men , so passen sie nicht zu den Entwickelungen der Nebenideen des
Hauptgedankens und ersieht man offenbar, dass verschiedene Quellen be-
nutzt sind, wogegen gar nichts einznwenden ist, dass aber diese Quellen
nicht durch Selbststudien gehörig verarbeitet , nach dem Hanptprincipe
nicht geordnet und nach den Nebenideen nicht consequent dargestellt
sind. Wie der Verf. auch sonst bald vorwärts, bald rückwärts geht, die
Nebenideen in Folge der inconsequenten Beziehung der Merkmale der jede
Nebenidee beherrschenden und auf den Hauptgedanken recurrirenden Be-
griffe und ihrer Charaktere zu oft mit einander vermengt und den auf-
merksamen Leser selten in die eigenen Entwickelungen , sondern meistens
in die der Quellen schauen lässt , nach welchen er sich gar oft etwas
steif bewegt, wie er seine Quellen benutzt und versteht, wie er die an-
geführten Stellen des Clemens übersetzt, wie er die Widersprüche, wel-
che in seinem Verhältnisse zur Philosophie sich zu finden scheinen, zu
lösen sucht, davon Belege anzuführen verbietet uns der durch die Natur
dieser Blätter verstaltete Raum.
Neubdrg. Die erledigte Lehrstelle der I. Classe an der latein.
Schule erhielt Cand. Gerlinger ; bis zn seiner Ankunft am 8. Febr. ver-
218
Schul- und Universitätsnachrichten,
sah Präf. Maier die CI. Den wegen geschwächter Gesundheit beurlaub-
ten Gymn.-Prof. v. Lcchncr ersetzte Gerlinger in III., worauf Maier wie-
der die Classc au der iatein. Schule übernahm. Der bisherige Rector u.
Seminardir. Priest. Strobel (1834 — 37 Präfect, von da Director) wurde
in Ruhestand versetzt und an seine Stelle der Stadtpfarrer in Mindclheim
Pr. Thum (früher Prof, am alten Gymn. in München) ernannt. Mit der
Studienanstalt steht, dem Zwecke und Locale nach, das königl. Erzie-
hungsinstitut in engster Verbindung. Ja es wurden am Anfänge des
Schuljahres 90 Zöglinge aufgenommen. Die Musikpräfectenstelle erhielt
Priest. Haas. Aufsicht und Repetitionen der 2 höheren Vorbercitungs-
classen besorgten die Präfecte Maier und Strassmayer. — Das Programm,
21 SS. fassend mit einer Figurentafel: „Die normal enlcckten regulären
Polyeder“ fertigte Prof. Scheidlcr. Da die Darstellung selbst auf der
Betrachtung der Pyramiden von regulären Grundflächen oder regulären
Polyeder beruht, welche der Vf. in einem früheren Progr. v. 1839 behan-
delt hat, so stellt er in den Anfangsparagraphen die nöthigsten Sätze und
Formeln für beide Körperarten voran. Die prismatischen und pyramida-
lischen Körper verlieren bekanntlich häufig ihre Ecken, was in der Mi-
neralogie von Gewicht ist; dieses nennt man „entecken“, welches ent-
weder an allen Ecken gleichmässig oder nur theilweise und ungleichförmig
geschieht, in welchem Falle der Körper „verstümmelt, mutilirt“ heisst,
wofür der Verf. jenes deutsche Wort gebrauchen konnte. Er beschränkt
seine Entwickelung auf die gleichförmige oder normale Enteckung der
■nutilirten regulären Polyeder und spricht ihre mathem. Eigenschaften in
allgemeinen Gesetzen aus, was nicht immer mit Kürze und Eleganz des
Ausdruckes geschehen konnte, wovon der Grund allein in der Natur der
Sache liegt. Gewöhnliche goniometrische Formeln und Rechnungen mit
Wurzelgrössen liegen der Untersuchung zum Grunde. Die gewonnenen
Resultate sind für bequeme, praktische Benutzung in übersichtlicher und
geordneter Zusammenstellung vorgelegt. In §. 2 nennt der Verf. eine
Pyramide mit gleichen Seiten und gleichen Grundkanten regulär, mithin
müsste jede senkrechte Pyramide von regulärer Grundfläche darunter
verstanden sein, was aber in sofern unstatthaft ist, als die Pyramide,
wenn kein Tetraeder, ein unregelmässiger Körper ist und die Regelmäs-
sigkeit nicht in der Unregelmässigkeit liegen kann. Die Congruenz der
Seitenflächen und Gleichheit der Seitenkanten (nicht Seitenhöhen kann
gesagt werden) und Scheitelkanlenwinkcl gehört zu den Merkmalen von
senkrechten Pyramiden , deren Grundflächen reguläre Figuren sind, die
hierfür ausgesprochenen Wahrheiten verstehen sich daher von selbst.
Aehnlich verhält es sich mit der auf der Mitte (dem Schwerpunkte) der
Grundfläche stehenden Höhe. Für solche mseitige Pyramiden theilt der
Verf. für die Seitenhöhe und Seitenkante, für Apothem und Höhe der
Pyramide, für die verschiedenen Winkel, Differenz und Summe der Sei-
tenflächen und der Grundfläche nebst Inhalt derselben die bekannten For-
meln mit , welche jedoch mancher Vereinfachung fähig sind. Statt des
180 180
schleppenden Bruches od. konnte doch eine einfache Bezeich-
m n
Beförderungen und Ehrenbezeigungen.
219
nung oder statt 180° besser x gewählt werden , wodurch die Formeln
schon ein viel bequemeres Aeussere erhalten hätten. In §. 4 nennt
der Verfasser jeden von ebenen Flächen begränzten Körper, an wel-
chem eine prismatische oder pyramidale Gestalt entweder nicht gefunden
oder nicht berücksichtigt werde, ein Polyeder, welches regulär heisse,
wenn die Flächen congruent und regulär und die Flächenwinkel gleich
sind. Im 1. Tbeile dieser Erklärung liegt insofern ein Missstand, als
der Begriff „Polyeder“ (xolvsdpog) jedem vieleckigen Körper zukommt,
wozu alle prismatischen und pyramidalischen Körper natürlich gehören.
Da nun jedes reguläre Polyeder ein von consequenten regulären Figuren
eingeschlossener Körper ist, so versteht sich von selbst, dass, wenn eine
Fläche ein neck, auch jede andere es ist, dass alle Kanten und Kanten-
winkel gleich sind, dass alle Ecken regulär und congruent sind u. dergl.
Besonderer Erwähnung bedürfen daher diese Wahrheiten darum nicht,
weil sie als Merkmale im Wesen des Körpers liegen. In $. 5 theilt er
für Berechnung der vorzüglichsten Grössen (aber nicht deren Verhältnisse,
wie er sagt) eines regulären Polyeders wegen Anzahl der Kanten, Ecken
nnd Flächen, wegen Kanten- und Fläcbenwinkel und anderer entschei-
denden Grössen die entsprechenden Formeln , welche in jedem guten Un-
terrichte entwickelt werden müssen , ziemlich umständlich mit. Manche
derselben lassen sich wieder vereinfachen und bequemer darstellen, wor-
auf der Verf. mehr Aufmerksamkeit verwenden musste. Indem er in
$. 6 für die Anzahl der Flächen des regulären Polyeders die Zahlen 3, 4
und 5 setzt, erhält er die besondere Flächenzahl für das Tetraeder, Ok-
taeder n. s. w. und die in §. 5 allgemein bestimmten Grössen für die fünf
regelmässigen Körper, welche er in einer Tabelle znsammenstellt und für
den bequemeren Gebrauch die Wcrthe der in den Formeln enthaltenen
Wurzelgrössen in sechsstelligen Decimalbrüchen berechnet, die in späte-
ren Formeln Anwendung finden. In §. 7 geht er zum eigentlichen Ge-
genstände über; in §. 8 setzt er die erforderlichen Erklärungen fort und
in §. 9 beginnt die Entwickelung der Formeln für die normal enteckten
regulären Polyeder, wofür die aufgestellten Formeln Anwendung finden,
welche die früher berührten Unbequemlichkeiten enthalten, aber doch
mittelst der besonderen Resultate einiges Auffallende darbieten, welches der
Vf. in $. 19 als Schluss mittheilt und das Interessante enthält, dass die
mathematische Entwickelung die mechanische Behandlung der Grundgestal-
ten rechtfertigt. Die Mittheilung der Formeln und der aus ihnen sich
ergebenden Resultate gestattet der Raum nicht. Das Verdienstliche der
Arbeit ergiebt sich übrigens von selbst, obgleich sie nicht viel Neues und
Kigenthümliches enthält.
Neustadt a. d. Aisch. Im Sept. 1848 wurde die Führung des Sub-
rectorats der latein. Schule dem Pf. Huscher, die Lehrstelle für III. und
IV. dem Cand. Diel übertragen. Der Verweser Meyer ging an das prot.
Coli. St. Anna in Augsburg ab. Auf Anregen des Subrect. ertheilte Leh-
rer Düll in allen Classen den arithmet. (nicht mathem. Unterricht, wie
vornehm gesagt ist), wofür Biel 2 latein. n. Auemhamer 2 deutsche Stun-
den übernahm. Zur Feier des Maifestes hielt Huscher eine, dem Berichte
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220
Schul - and Universitätsnachrichten,
beigedruckte Rede , welche eine „freimüthige Erörterung und Widerle-
gung gewisser , die Volksbildung betreffender Irrthümer unserer Tage “
enthält. AU ersten und weitverbreiteten /rrthum bezeichnet er die An-
sicht, dass zur Volksbildung nur ein bestimmtes Maass nützlicher Kennt-
nisse und Fertigkeiten erforderlich sei, wovon im bürgerlichen Leben
anmittelbarer Gebrauch gemacht werden könne, durch deren Verwendung
man das materielle Wohl befördere, also Geld und Gut für sich und An-
dere gewinne; weswegen man aus den Volks- (und höheren) Schulen alle
Lehrzweige zu verbannen, die diesem Nützlichkeitsprincipe nicht dienten,
sondern Zeit und Kraft nutzlos entzögen, und nur technische Lehrzweige
zu lehren strebe, indem ein Wort aus dem Munde des Polytechnikers
mehr werth sei, als hundert durch den Mund Gottes gehende Worte. Dass
diese Ansicht weit verbreitet und selbst von der Staatsverwaltung unter-
stützt ist, bedarf keines Beweises. Die Vielköpfigkeit der Gewerbschu-
len und ihre Bildungsweisen belegen sie. Letztere fügen zu der vielfa-
chen Verbildung des Volkes sehr viele Bausteine bei , was sich schon aus
dem Mangel eines leitenden Unterrichtsprincips ergiebt. Der Redner
deutet weniger hierauf, als auf die formelle und moralische Seite der
Volksbildung hin, und zeigt in wenigen Sätzen, dass diese bei den Grie-
chen allein durchgrilf und für unsere Volksbildung die Grundlage bilden
muss. Als zweiten Irrthum bezeichnet er die lächerliche Meinung, dass
die Religion, besonders die christliche, einen nachtheiligen Einfluss auf
Volksbildung übe, die das Volk verdüstere, verknechte, statt anfzuklären
und zu befreien. Auch hier weist er wieder auf die Griechen und Römer
hin und entkräftigt die verschiedenen Aeusserungen auf eine würdige
Weise. Er begnügt sich mit der Veranschaulichung, wie wahre Religio-
sität das Glück und Wohl der Einzelnen, des Volkes und Staates begrün-
det und fördert, wie Rohheit, Verwilderung, Sittenlosigkeit , Schwäche,
Ohnmacht und Sclaverei das traurige Loos der Völker sein wird , wenn
sie nach dem Rufe so Vieler vom christlichen Glauben sich lossagen. Als
dritten Irrthum berührt er die jetzt so viel besprochene Meinung, die Volks-
bildung sei ein reiner Ausfluss der sogenannten Volksschule, weswegen
ihr der Vorrang und völlig unabhängige Stellung gebühre. Hier weist
der Redner besonders auf die verfehlte Ansicht über die eigentliche Volks-
schule, als nicht in der sogenannten Elementar-, sondern der gelehrten
Schule bestehend , nach , weil gerade der sogenannte Mittelstand in der
letzteren seine Vor- und Ausbildung durch das Leben erhalte, das wahre
Volk ausmache und der gelehrten Schule neben der Kirche und dem
Staate ewig das Verdienst bleibe, das Meiste zur umfassenden Volksbil-
dung beigetragon, sie an und für sich begründet und gefördert zu haben.
Die Elementarschule mit ihren höchstens 12 bis I4jährigen Schülern könne
doch wohl keine Volksbildung erzielen , ohne dadurch jener auch nur das
Mindeste an ihrem Werthe zu entziehen. Möge nur jeder in seinem Be-
rufe, in seinem Wirkungskreise das Seinige thun, dann werde es mit der
wahren Volksbildung bald besser werden, Ueberhaupt spricht der Red-
ner sehr beherzigenswerthe Worte, welche mehr wiegen als viele ge-
lehrt sein sollende Floskeln und Redensarten. [Schluss folgt.]
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Beförderungen nnd Ehrenbezeigungen.
221
Altona. Am Christianeum werde die einstweilen dnreh die übri-
gen Lehrer nnd Herrn Thum verwaltete Stelle dea verstorbenen Schreib-
und Rechenlehrers Kroymann am 2. Aug. 1849 durch den zum siebenten
Lehrer ernannten Hm. Ci. II. IFic*e besetzt. Ausser dem Director Dr.
J. H. C. Egger» lehrten die Professoren l>r. Bendixen und Or. Frandten
(feierte am 7. Jan. 1850 sein 25jähr. Amtsjubiläum), Dr. Brandt t, Dr.
Feldmann, Dr. Andreren, die ordentlichen Lehrer IFiese und Jahn (inter-
imistisch auch mit dem Unterrichte im Zeichnen und Turnen beauftragt),
Gesanglehrer Cantor Pctcrsen und Lehrer der franz. Sprache Dr. Bally.
Die Frequenz war Ost. 1850: 111 (11 in I., 15 in II., 14 in III., 23inIV.,
19 in V. und 29 in VI.). 2 wurden zur Universität entlassen. Den
Schulnachrichten vorangestellt ist: Da» älteste Drama in Deutschland od.
die Comödien der Sonne Hrotswitha von Gandersheim , übersetzt und er-
läutert vom Prof. J. Bendixen. Erste Hälfte: Gallicanus, Dulcitius, Cal-
limachus (56 SS. 4.). Die Aufmerksamkeit des Publicums auf eine der
ältesten litterarischen Erscheinungen Deutschlands zu lenken, welche, hier
fast vergessen, im Auslande anerkennende Würdigung erfahren hat, muss
unter allen Umständen als ein verdienstvolles Werk gepriesen werden.
Die Nonne Hrotswitha verdiente aber um so mehr eine solche Auffri-
schung ihres Gedächtnisses, als sie, wenn schon lateinisch schreibend,
dennoch von dem das Zeitalter der grossen sächsischen Kaiser belebenden
Geiste ein vollgültiges Zeugniss ablegt und die Anfänge zu den dramati-
schen Erscheinungen des Mittelalters nicht allein , sondern selbst zu dem,
was der grösste Dramatiker des sächsischen Stammes, Shakespeare, ge-
schaffen hat, enthält. Diese Beziehungen hat Hr. Prof. Bendixen eben
sowohl in der Einleitung, wie in den unter den Text gesetzten Anmer-
kungen mit voller Klarheit beleuchtet. Wenn er die auf die entgegen-
gesetzteste Weise beantwortete Frage, ob die Stücke der Gandersbeimer
Sängerin aufgeführt worden oder wenigstens dazu bestimmt gewesen seien,
unentschieden lässt, so zeigt er doch, indem er in den Anmerkungen alle
Stellen, welche für die Bejahung sprechen, sorgfältig bezeichnet, dass
seine Ansicht derselben sich zuneigt, und Ref. glaubt mit Recht. Denn
dem todten Gelehrsamkeit abholden Geiste der Zeit , dem sonst unerklär-
lichen Umstande , warum Hrotswitha nicht lieber zu jeder anderen Form,
als der dramatischen, gegriffen, endlich den aus den Stücken selbst zu
entnehmenden Zeugnissen gegenüber erscheinen die aus dem Mangel sce-
nischen Apparates und dergleichen erhobenen Bedenken und Zweifel als
gering ins Gewicht fallend. Der Hr. Verf. des Programms hat zuerst
drei Stücke in deutscher Uebersetzung wieder gegeben. So lieb es uns
sein würde , das seltene Original vervielfältigt zu sehen, so halten wir
dennoch das eingeschlagene Verfahren für hinlänglich gerechtfertigt, da
nur so das Werk dem grösseren Publicum zugänglich gemacht werden
konnte, und selbst der dasselbe belebende Geist so deutlicher hervortritt.
Glücklich nennen wir die Wahl des Versmaasses von Hans Sachs und
müssen den von dem Hrn. Verf. aufgewandten Fleiss als durchaus mit
glücklichem Erfolge gekrönt anerkennen. [ZI.]
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222
8chnl - and Universitätsnachrichten,
Bautzen. Von dem dasigen Gymnasium berichten wir, dass von
den Primanern und Obersccundunern wöchentlich mit den Untersecunda-
nern , Tertianern und Quartanern eine Stunde Griechisch und eine Stunde
Lateinisch unter Aufsicht der Lehrer gelesen wird, eine Einrichtung,
welche, von ihrem ersten Anfänge an den Fiirstenschulen eigenthümlich,
den sogenunnten freien Gymnasien als höchst wohlthätig und zweckmässig
zu empfehlen ist. Jeden ersten Freitag im Monat werden von 7 — 8 für
je zwei combinirtc Classen Erbauungsstunden gehalten. In dem Lehrer-
collegium sind keine Veränderungen vorgekommen. Die Frequenz sank
von 129 auf 115 (18 in I., 13 in II., 18 in III., 31 in IV., 20 in V., 15 in
VI.). Abiturienten waren Ostern 1849: 11, Michaelis desselben J.: 7,
Ostern 1850: 7. Den Ostern 1850 veröffentlichten Schulnachrichten ist
vorausgeschickt : Disscrtatio de aucluritate Academiae Franco-gallicae in
gram in allein cuulc serjuenda , a Chr • f. Dressier , Ph. D., G. Coli. V.,
enn scripta (19 SS. 4.), eine von tiefen sprachlichen Kenntnissen zeugende
Abhandlung, welche zwar das grosse Verdienst der französischen Akade-
mie gerecht würdigt, aber in gründlicher Weise die Fehler, welche ihr
Dictionnaire namentlich in Bezug auf grammatische Kegeln und etymolo-
gische Forschungen enthält, und die dringende Nothwendigkeit einer dem
Standpunkte der neueren Sprachwissenschaft entsprechenden Revision
nach weist. {"•]
Cottbus. Das Friedrich-Wilhelm’s-Gymnasium hat während des
Schuljahres 1849 — 50 weder in seinem Lehrplane, noch in seinem Leh-
rercollegium eine wesentliche Veränderung erfahren. Die Schülerzahl
betrug 171 (13 in I., 27 in II., 43 in III., 49 in IV., 39 in V.). Zur
Universität wurden 8 entlassen. Die den Schuluachrichten vorausgehende
Abhandlung des Subr. Dr. Affix: Erklärung der mosaischen Schöpfungsge-
schichte für den Standpunkt der Schule. Ein methodologischer V ersuch
(16 SS. 4.) geht von dem Grundsätze aus, dass für den Religionsunter-
richt dem Gymnasialprincip historischer Bildung entsprechend Bekannt-
schaft mit den geschichtlichen Urkunden des Christenthums und der Kirche
das hauptsächlichste Ziel sein müsse , knüpft daran die leider durch und
durch berechtigte Klage, wie namentlich das alte Testament immer mehr
und mehr vernachlässigt und vergessen worden sei, und findet darin eine
Aufforderung, der Erklärung desselben wieder die Aufmerksamkeit zuzu-
wenden. Finden wir auch durch den vorangestellten Grundsatz uns nicht
befriedigt — denn die Gymnasien müssen die göttliche Offenbarung als
in allen seinen Theilen barmonirendes Ganze , als das vollkommenste und
lückenloseste System der Weisheit und Erkenntniss zur Anschauung brin-
gen und neben der Erklärung der einzelnen Bücher des A. und N. T. ist
desshalb ein zusammenhängender Vortrag der Glaubens- und Sittenlebre
ein unabweisbares Bedürfniss — , so erkennen wir doch das Uebrige als
vollkommen berechtigt an. Dass zum Beweise , auf welche Weise und
mit welcher Frucht die Erklärung des A. T. in der Schule betrieben wer-
den könne, der Hr. Verf. die Schöpfungsgeschichte wählte, ist um so
mehr anzuerkennen, als sich gerade an dieser die oberflächliche Abspre-
cherei am meisten versündigt hat, indem sie dieselbe zum Ausgange der
Beförderungen and Ehrenbezeigungen.
223
veischiedenartigsten Angriffe auf die göttliche Auctorität der Bibel miss-
brauchte, weil sie in die Tiefe derselben einzudringen unfähig war. Wir
können nicht anders sagen, als dass die Art nnd Weise, wie der Herr
Verf. die unendliche Tiefe der Scböpfungsnrkunde an das Liebt hervor-
zieht, auf uns einen ganz befriedigenden und erbauenden Eindruck her-
vorgebracht hat und dass wir desshalb seiner Schrift recht viele aufmerk-
same Leser wünschen. Um der Sache willen hätte er nach unserer Mei-
nung auf die Ergebnisse der Naturforschung weiter eingehen sollen , um
die so weit verbreitete Meinung, als widersprächen sie der Schrift, zurück-
zu weisen. Um so wünschenswerther erscheint uns diess, als gerade die ober-
lläcbliche Naturforschung oder die oberflächl. Kenntniss u. Auffassung der
durch die wahre zu Tage geförderten Resultate am meisten sich mit jener
ungereimten Behauptung spreizt und dieselbe leider den Ohren der Schüler
kaum fern bleiben können. Was die Popularität der Darstellung anbetrifft,
so haben wir allerdings nichts gefunden, was sich nicht den Schülern klar
verständlich machen Hesse, wohl aber mancherlei, was erst eine umständliche
Erörterung nöthig macht, wie S. 4 Materie, Hyle, Hylozoismus, Dualismus.
Doch wir sehen davon um so lieber ab, als es ja des Hrn. Verf. Absicht
nur sein konnte zu zeigen, was man aus und an der Schöpfungsurkunde
für den Schüler , nicht wie man es gewinnen solle und könne. Für das
Ganze bringen wir ihm freudig unseren herzlichsten Dank. [ZJ.]
Leipzig. An der Nicolaischule ist versuchsweise vorläufig
nuf zwei Jahre ein französischer Semestralcursus von 6 Stunden in Quinta,
auch ein anderthalbjähriger des Englischen für Primaner und Secundaner
(vergl. das Programm von 1849) eingerichtet worden. Tn dem Progr.
wird feierlich dagegen protestirt, dass die Verbesserungspläne der Neue-
rer und Majoritätsbeschlüsse dabei dem Rector und seinem Collegium
irgendwie imponirt hätten, was wahrscheinlich darauf geht, dass auf der
Gymnasiallehrer-Versammlung zu Meissen die Nothwendigkeit, im Fran-
zösischen den Elementarunterricht mit einer grösseren Stundenzahl an
beginnen, und der facultativen Zulassung des Englischen in den oberen
Classen von der Majorität anerkannt worden war. Freilich aber haben
die im Programme angegebenen Gründe: Anerkennung der wissenschaft-
lichen Bedürfnisse derjenigen Schüler, welche sich über ihren künftigen
Lebensberuf noch nicht entschieden, und der nichtstudirenden für ihr
praktisches Leben, die Majorität in Meissen geleitet und soll demnach
jene Protestation wohl sagen, dass man Weiteres von dem, was dort
besprochen und beschlossen worden sei , nicht annehmen werde. Indess
bleibt doch die Hoffnung , dass man sich auch gegen Anderes , wenn man
eich von dem Nutzen überzeugt, nicht sperren werde. Nach dem Ab*
gange des Gymnasiallehrers Dr. Klee (Rectors an der Krenzschule zu
Dresden) sind der Dr. Kreusaler in die fünfte , der erste Adjunct Dr.
Fritssche in die sechste Gymnasiallehrer-, der bisherige ausserordentliche
Adjunct Dr. Tittmann aber in die erste Adjunctenstelle eingerückt. Da
der Privatdocent an der Universität Dr. Kerndt seinen in den unteren
Classen ertheilten naturwissenschaftl. Unterricht mit Ende März 1850 auf-
gab , so trat an seine Stolle der Katechet zu St. Petri und Observator an
Ä
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224 Schul - und Univcrsitätsnachrichtcn u. *. w.
der Rathsbibliothek Dr. A. Schütz eia. Die Schülerzahl war Ostern
1819: 136, Ostern 1860: 150. 16 Abiturienten wurden zur Universität
entlassen. Die S. 13 der Schulnachrichten ausgesprochene Klage , dass
sieb wieder so Viele von auswärts zum Maturitätsexamen gemeldet hätten,
deren allgemeine Vorbildung nur auf einem abgekürzten Privatstudium be-
ruhe , kann nach des Ref. Dafürhalten am besten beseitigt werden , wenn
die durch das Abiturientengesetz gestellten Forderungen mit aller 8trenge
und Consequenz bei der Zulassung, den Prüfungen und bei Brtheilung
der Zeugnisse aufrecht erhalten werden. Dem Programme ist diessmal
keine wissenschaftliche Abhandlung beigegeben, sondern ein Gedicht,
welches der Rector Prof. Dr. Nobbe bei der in der Schule am 28. Aug.
1849 veranstalteten Goethefeier vorgetragen hat. Wir enthalten ans
über dasselbe jedes Urtheils. [/).]
Zeitz. An dem Stiftsgymnasium wurde an Kiessling's Stelle durch
Patent vom 26. Nov. 1849 der vorherige Prorector Kahnt zum Rector
ernannt und trat am 7. Jan. 1850 dieses Amt an. Das Lebrercollegium
bestand ausser ihm aus dem Oberlehrer Dr. Grebel (Mathem.) , Conrector
Fehmer , Subrector Dr. Hocke , den Oberlehrern Peter, Dr. Feldkigel u.
Dr. Rinne , dem Cantor Klose und dem Candidaten Strobel. Der Rector
starb jedoch kurz nach Ausgabe des Programms am 10. April d. Jahres
(s. Zeitschr. für das Gymnasialwesen 1850, S. 448) und nimmt Ref. hier
Gelegenheit, dem um ihn vielfach verdienten Lehrer wehmütbig seinen
Dank in das Grab nachzurufen. Die Schülerzahl betrag 86 (9 in J„ 17
in II., 16 in III., 8 in IV., 20 in V., 15 in VI.). Michaelis 1849 wurden
7, Ostern 1850 2 als reif zur Universität entlassen. Den Schulnachrich-
ten hat der Oberlehrer Peter das Fragment einos Glossarium iatmum vor-
ausgeschickt, welches er, damit beschäftigt, die seit Müller’s Tode nicht
weiter beachteten handschriftlichen Schätze der Zeitzer Stiftsbibliothek
von Neuem zu mustern und das Werthvolle daraus zu veröffentlichen , zu-
fällig auffand. Die Anfangs gehegte Meinung, dass dasselbe ein Theil
des Codex sei , aus dem Fickert im Pförtner Programm 1843 und Hilde-
brand (Programm Dortmund 1845) Fragmente herausgegeben , erwies
sich bei der Vergleichung mit den Pförtner Fragmenten als unmöglich.
Der Codex ist nach dem Hrn. Verf. aus dem Anfänge des 12. Jahrb.,
zwar deutlich und schön geschrieben, enthält jedoch eine grosse Menge
von Fehlern nicht allein in den Citaten , sondern auch in den Glossen
selbst. Den Nutzen, welchen die Glossarien alle haben, über die Sprach-
studien des angehenden Mittelalters Auskunft zu geben und über ältere
Grammatiker und Schriftsteller Licht zu verbreiten, gewährt indess auch
dieses und der Hr. Herausgeber hat durch die mit bewundernswerther
Sorgfalt und Gelehrsamkeit geschriebenen Anmerkungen diesen Nutzen
nicht allein deutlich gemacht, sondern auch wesentlich erhöht. [/>.]
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Neue
JAHRBÜCHER
für
Philologie und Pädagogik,
oder
Kritische Bibliothek
für das
Schul- und Unterrichtswesen.
In Verbindung mit einem Vereine von Gelehrten
begründet von
M. Job. Christ. Jahn.
Gegenwärtig herausgegeben
von
Prof. Reinhold Klotz zu Leipzig
und
Prof. Rudolph Dietsch zu Grimma.
ZWANZIGSTER JAHRGANG.
Sechzigster Band. Drittes Heft.
Leipzig, 1850.
Druck und Verlag von B. G. Teubner.
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Kritische Beurtheilungen.
Ausgewählte Reden des Isokrates, Panegyricus und Areopagi-
ticus , erklärt von K. Hauchcmlein. Leipzig, VVeidmann’sche Buch-
handlung. 1849. (10 Ngr.)
Diese Bearbeitung der genannten Isokrateischen Beden gehört
zu der von den Hrrn. Sauppe und Haupt redigirten Sammlung von
Schulausgaben griechischer und lateinischer Schriftsteller. Der
Unterzeichnete hat mit der Secuuda seines Gymnasiums erst die
von Hm. Rauchenstein bearbeiteten Beden des Lysias gelesen,
dann die des Isokrates vorgeuommen , kann also die Versicherung
aussprechen , aus Erfahrung zu urtheilen, wenn er behauptet, dass
der Schule durch Hm. Bauchenstein ein höchst daukenswerther
Dienst geleistet worden sei. Sprach- und Sachkenntnis , pädago-
gischer Takt in Auswahl des zu Erklärenden so wie in Fassung
und Form der Anmerkungen ist dem Herausgeber in vorzüglichem
Grade eigen; io der letzteu Beziehung ist namentlich hervorzu-
heben, dass der Schüler durch die Erklärung nicht ohne Weiteres
ohne eigene Thätigkeit zum Verständnisse gebracht, dass ihm
nicht Alles, wie man sagt, mundgerecht gemacht, sondern dass
er zum Denken veranlasst wird. Die sachlichen, namentlich ge-
schichtlichen Bemerkungen sind mehrere Male so gefasst, dass
mit Rücksicht auf einzelne vom Schriftsteller gebrauchte Aus-
drücke der ganze Sachverhalt und das Verständnis der ganzen
Stelle, nicht blos des einzelnen Ausdruckes, dem denkenden Schü-
ler klar werden kanu. Vergl. §. 110, 115, 142, 157, 171, 175,
177. Kurz, solche Schulausgaben sind nach des Unterzeich-
neten Ueberzeugung von grossem Nutzen, unter einer doppelten
Bedingung: 1) dass alle Schüler der Classe dieselbe Ausgabe
haben. Damit aber diess geschehen könne, muss der Preis so ge-
15*
4
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22S
Griechische Litteratnr.
ring als möglich sein*); 2) dass die Schüler die Anmerkungen
hei der Präparation gründlich benutzen **). Diess aber hängt na-
türlich ganz und gar vom Lehrer ab. Dem Unterzeichneten ist
es dadurch bei seinen Schülern gelungen, dass er mit Consequenz
darauf sah, dass sic bei der Uebcrsetzung sowohl als auch bei der
Erläuterung sich nach der Anmerkung richteten und selbst die
dort gebrauchten Ausdrücke des Herausgebers anwendeten, fer-
ner dass er sich den Inhalt wichtigerer Anmerkungen angeben
odcrauch vorlesen liess, um diese oder jene Erklärung hinzuzu-
fügen. Durch diese Beachtung des vom Herausgeber Gege-
benen von Seiten des Lehrers gewinnt der Schüler Achtung
vor dem Bearbeiter und ein sittliches Moment mehr tritt bei der
Lectiirc hervor. Denn in jeder Weise soll die Schule auf Aner-
kennung begründeter Verdienste hinwirken. Unsere Schuljugend
hat in den letzten Jahren noch mehr StofT und Aufforderung ge-
funden, das ihr eigene absprechende Wesen zu nähren, sich
selbst schon für fertig zu halten und für geeignet, ein Wort mit
reden zu können. Die Schule aber kann mit dagegen wirken,
wenn sie jede Gelegenheit benutzt, den jungen Menschen jedes
Verdienst, wo es in der Geschichte und Wissenschaft hervortritt,
würdigen zu lehren. So auch bei Schulbüchern. Ich kann mir
nichts Verkehrteres denken, als wenn ein Lehrer ein Schulbuch
nur dazu benutzt, um dagegen zu polemisiren oder seine grössere
Weisheit und Gelehrsamkeit an den Tag zu legen. Damit soll
natürlich nicht gesagt sein, dass der Lehrer einen Irrthum beste-
hen und bei dem Lernenden Eingang finden lasse; aber achtungs-
volle Schonung muss bei einer solchen Berichtigung vorwalten.
Bei der Benutzung der wissenschaftlichen Arbeiten des Hrn.
Rauchenstein nun ist der Lehrer sehr wohl daran. Sie enthal-
ten des Guten, Belehrenden, Fördernden so viel, dass kleine Män-
gel dagegen in den Hintergrund treten. Was dem Unterzeichne-
ten bei der Lectfire des Panegyricus in der Schule der Verbes-
serung und Berichtigung bedürftig erschien, welche Zusätze er
wünsche, soll in dein Folgenden der freundlichen Prüfung des
*) Diess ist der Fall in dieser Sammlung bei Lysias und Isokrates
von Raucheustcin , bei Cicero’s Brutus von Jahn, Cicero’s ausgewählten
Reden von Halm, Plutarch’s Biographien von Sintenis, Auch bei Sopho-
kles von Schneidewin könnte es so sein, wenn jedes Stück allein zu kau-
fen wäre, und nicht, wie in dem ersten Bändchen, zwei Dramen ver-
bunden wären. Es ist für den ärmeren Schüler nicht einerlei, ob er
nach und nach , etwa alle Halbjahre ein Buch sich anschaffen oder so-
gleich auf einmal eine grössere Ausgabe machen soll.
**) Aus diesem Grunde glaubt auch der Unterzeichnete, dass solche
Schulausgaben nur für höhere Classen, Secunda lind Prima, anwendbar
sind.
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Rauchenslein: Aosgcwahlte Reden des Isokrntes. 229
von ihm hochgeachteten Gelehrten und Schulmannes anheim ge-
geben werden.
ln dem Vorworte spricht der Herausgeber zunächst von den
fiir Gestaltung des Textes und für die Erklärung benutzten Hiilfg-
inilteln, dann über die Bedeutung der beiden Uedcn fiir die Schule,
woran sich einige treflliche Worte über das classische Alterthum
reihen. Hierauf folgt die Einleitung, d. h. die allgemeine zu
Isokrates überhaupt; sie verdient im Allgemeinen Beifall, scheint
mir aber im Verhältnisse zu dem Leserkreise, für den diese Aus
gäbe bestimmt ist, zu viel gelehrten Anstrich zu haben , viel mehr
z. B. als die Einleitung zu Lysias. Ist das, was an und fiir sich
interessant, aber für den nächsten Zweck, streng genommen,
.nicht nöthig ist, in Anmerkungen angebracht, wie S. 2 ff., so mag
diess sein ; dann aber hätte solches gelehrtes Beiwerk auch ander-
wärts unter dem Texte angebracht und im Texte blos das Itesul-
tat gegeben werden sollen, z. B S. 4. Z. 7 v. o., S. 5. Z. 10 v. E.,
S. 14. Z. 2 — 5 v. o., etwa auch S. 6. Z. 7 — 6 v. E. und S. 14.
Z. 5—3 v. E.
Dagegen erscheint mir die Einleitung zum Panegyricus S. 16
bis 20 ganz zweckmässig; nur hätte man nach dem, was S. 17
gesagt wird, erwarten können, dass auch auf des Archiuos Stand-
rede Rücksicht genommen würde. Vergl. van Prinstcrer proso-
pogr. platon. p. 137 und namentlich Krüger historisch-philolog.
Studien S. 242 gegen Westermann Gesell, der Bercds. 1.
S. 70, Aum. 6. Ich gehe nun zur Behandlung des Textes über.
§ 3 heisst es: jroAAoi xeSv ngoßnonjOcifiivcov tlrat Oocpi-
Gxäv. Vergl. § 71: xüv noXtfiluv ävvnoGxaxav olofii vav tl-
vai , und §. 124: totg iksvfrfQOis ü£iovOt.v ilvai. Hätte darüber
nichts gesagt werden sollen ‘l
§. S. intidrj d’ ot köyot xoiavxtjv fyotHfi xtjv tpvCiv, aßd’
olov x’tlvat arspi xüv avxüv ito\ka% c5g il-ijytjßaß&cu xai xd xs
fieyctka xaiteivd noirjßca xai totg (uixyofg (ityidog ntQifttivai
xtA. Diese vielfach behandelte Stelle hätte meiner Ansicht uacli
eine eingehendere Bemerkung erfordert, wobei das von früheren
Erkläreru Gegebene mit Auswahl benutzt werden konnte. Das
Citat aus Plinius hätte eine Vergleichung dargcbolen. Vielleicht
wäre es das beste, Bernhardy’s Worte (Griech Litteraturgcsch.
I S. 331) über „die Ergebnisse der sophistischen Prosa“ milzu-
thcilen. Dass diese Antithese nicht dem IsokratC6 angehöre, hat
Sauppe bemerkt in der Uecension der neuesten Bearbeitungen des
Isokrates in diesen NJahrbb. Bd. Vf. Heft 9. S. 58.
§. 17. xu nolt] x out co. Vergl. §. 73 und §. 75 xoiv jroAt'oiv,
§. 139 t oiv noktoiv dfiqxixfQoiv. Nirgends wird über diese Dual-
forinen des Artikels und Demonstrativum etwas gesagt, und doch
geht, wie der Gnterz. es gesehen, der Schüler leicht über solche
Dinge hinweg. Siehe Hermann Sauppe 1. c. S. 57 fg. und Gust.
Alb. Sauppe zu Xenopli. Commeutar. p. 91.
230
Griechische Litteratnr.
§. 35. l(p Sxatsgag x qg rjntigov. Da ist auf §. 179 ver-
wiesen. Aber auch §. 132 enthält etwas hierher Gehöriges.
Konnte nicht an der ersten Stelle eine altes zusammenfassende Be-
merkung gegeben werden?
§. 43. Wegen des Textes wünschte ich in der Anmerkung
die Worte [sgoprjvla und Ixtxtigia angebracht zu sehen.
§. 44. . . . sxazigovg iq>’ olg (piAoxipri&äeiv. In der
Anmerkung heisst es, iq> olg gehe in die Bedeutung einer Ab-
sichtsconjunction über, wie Iva in avzoig; üblicher sei das Futu-
rum. Letzteres ist unbezweifelt, passt aber das Erstere in den
Zusammenhang? Doch Hesse sich auch Iva ln au’totg hier sagen,
so kommt doch auch ö'g in der Bedeutung der Absicht sehr seiten
mit dem Conjuuctivus vor (s. Matthiä §. 481), go dass in der von
Krüger zu Buttmann’s G riech. Grammatik §. 143, 1 in Klam-
mern gegebenen Bemerkung nur der ludicativ des Futurs in die-
ser Bedeutung für attisch erklärt wird. Matthiä §. 527. S. 1218
hat einige andere mehr hierher gehörende Stellen. Als ich noch
in Leipzig lebte, zeigte ich meinem Lehrer Hermann die Stelle
des isokrates, die mir auffiel, und er gab mir dagegen noch Plu-
tarch. Apophthegm. reg. p. 205, G. und vit. Ciceron. c. 37. —
Ebendaselbst: hn zijv ßzpEzigav Qecoglav. In der Anmer-
kung steht blos: Umschreibung des Objectsgen. Hätte nicht noch
ein oder das andere Beispiel angeführt werden können? S. d.
Unterzeichn, zu Demosth. Androt. §. 50, Poppo zu Thucyd. I. 33,
§ 3 der Gothaischen Atisg. und in Bezug auf das Lateinische Kritz
zu Salust. Catil. c. 51, § 11.
§. 51. anogmv x a ngog noXtpov avztjv inaivtlv. Ueber
den doppelten Accusativ bei inaivtiv wünschte man einen Finger-
zeig für die Schüler. Die neueste Bearbeitung des Passow’schen
Wörterbuches giebt Einiges.
§. 61. rt öv vvv Iv AuxtSaipovi ßuOiAsvövrav. Es wäre
wohl zweckmässig, den anderen Namen der Königsfamilien in Sparta
in der Anmerk, hinzuzufiigen. S. Hermann Griech. Staatsalter-
thümer § 18, 14. vergl. S. 440,
§. 63. . . . xag j;a(ur«s x«l rag imuxslag avtköv tag. Dazu
heisst es: avaigslv vom Wegnehmen eines Steines aus dem Ke-
chenbret, also von Beseitigung eines Postens aus der Rechnung.
Warum so künstlich? warum nicht — tollere?
§. 64. adz e — inizdzzovzeg. Ich will nicht mäkeln an dem
von dem Herausgeber gebrauchten Ausdrucke, dass zpalvovtai
hinzuz u denken (anstatt zu wiederholen) sei, allein über
den Grund dieser Attraction, wie Baiter und Klotz Quaest. critic.
p. 4 sqcj. diese Construction nennen, möchte man etwas hören.
Offenbar soll diess Satzgefüge eine gewisse Einheit und Abrun-
dung der Ausdrucksweise hervorbringen. Dass nur die von Baiter
verglichene Stelle des Isaeus angeführt wird, könnte bei dem
Schüler die Meinung bewirken , diess seien die einzigen Stellen,
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Rauchenstein : Ausgewählle Reden des Isokratcs.
231
da doch Klotz I. c. und Sauppe zu Dcmosth. Olynth. III. §. 1
noch andere besprechen.
§. 71. Zu dätk.tpa könnte aus dem Lateinischen geminas ver-
glichen werden.
§. 76. ov yag cikiyrigovv räv xoivtöv ovd' di tikavav ftiv
dg idiav , tjfjtkouv ö’ dg dkkorgiav, dkka xxk. Der Hr. Her-
ausgeber scheint das rhetorische Geprige dieses Oiijun xijg kt-
|fo>S in der Negation ovdl namentlich zu finden, da er so die An-
merkung gefasst hat: „Auch nicht etwa genossen sie es als wie
Privateigenthum, vernachlässigten es aber wie Fremdes. Diese
Structur, wo die Negation stark hervorzuheben ist, Ihut beson-
ders treffliche Wirkung in der Fortsetzung durch mehrere Glie-
der.“ Dann werden zwei bekannte Stellen aus Demosthenes ange-
führt. Allerdings thul die Häufung der Negationen etwas, aber
nicht blos des ovdi, sondern die auf die durch fit v und dt ver-
bundenen Satzglieder in gleicher Weise zu beziehende Negation.
Der Unterzeichnete erlaubt sich auf das zu verweisen, was er in
der Zeitschr. fiir die Alterthumswissenschaft 1846. S. 702 fgg. ge-
sagt hat. Eine Vergleichung lateinischer Stellen wäre auch wohl
zweckmässig gewesen.
§. Öl. Taig dt avv&yxaig äoatg ävayxcug Ififitvtiv algiovv-
ttg. Warum sollen hier avctyxai Fa in i I ie n band e bedeuten
und nicht im gewöhnlichen Sinne zu nehmen sein 3 Der Plural
des abstractum ist durch Ovvdrjxatg veranlasst.
§. 91. . . . fii] . . . . yivr/tai. Ueber den Conjunctiv nach fii/
in der Erzählung ist hier nichts gesagt. Zu §. 96 in einem glei-
chen Falle wird Krüger's Grammatik, die doch nicht in allen Gym-
nasien eingeführt ist, citirt. Zweckmässiger ist zu §. 156 der
Grund dieser Construction angegeben, wo auch auf §. 159 ver-
wiesen werden konnte. Doch noch etwas möchte ich über die
Note zu §. 156 bemerken. Es heisst im Texte: öio xccl xovg
"lavag a£t,ov htatvüv, oxi xdv iyngyoQivxm’ itgdv Inygaaavxo
tl rtvtg xivr/Otiav ij nakiv tlg xag^aia xazuatyciat ßovktj&titv,
oyx anoQovvTtg noQtv imoxtvdoaoiv , äkk’ ZV vndfivrjfia —
y. Zu dem Conjunctiv y heisst es: „Dieser und die folgenden
Coujunctivi Praes. nach dem Praeter , um das Bleibende anszu-
driieken, dagegen kurz vorher o&tv iitLOxtvuOaOLV , weil nach
dem gefragt wird, was geschehen sol I.“ Ist dadurch der Grund
der Construction erklärt ? Was hilft der deutsche Ausdruck ‘I
Konnte nicht auch nach dem Praeteritum der Optativ gesetzt wer-
den und konnte der Schüler diesen nicht auch durch solle u
übersetzen?
§. 107. tag xkrjQOV%laq. Die Bemerkung darüber, die aus
II ermann Griech. Staatsalterlh. §. 117, 8 entnommen zu sein
scheiut, giebt den Grund nicht an, den doch Hermann hinzufügt,
warum diese Kleruchieu Athen so verhasst machten, wiewohl die-
ser Staat nicht allein ao handelte. Das Land, wohin sic entsendet
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232
Griechische Litteralur.
wurden, war erobertes. Traf ein solches Geschick Barbaren, so
fand man es nicht tadclnswerth; anders verhielt es sich mit Grund
und Boden , der Griechen angehört hatte. Siehe Böckh Staats-
haushalten^ der Athener I. 455 fgg. — Ebendaselbst: Igo ir-
res yug x^QU-v xxk. Hierzu ist Angabe des Flächeninhaltes und
der Bevölkerung Attika’s nothwendig. S. Böckh 1. c. I. 34 fgg.
und Zumpt über den Stand der Bevölkerung und die Volksver-
mehrung im Alterthumc S. 4. Der Lehrer hat es dabei in seiner
Hand , über die Dichtheit der Bevölkerung alter und neuer Zeit
Vergleichung anzustellcn. So etwas scheint mir sehr wünschens-
wert.
§. 111. ygovvxo de x mv Elhärav kvlotg dovksveiv. Die
von Sauppe gebilligte Lesart des Urbinas svl statt ivLoig , so dass
Lysander als fio&al \ verstanden werde, hat etwas für sich,
aber auch die Vulgata, da, wenn auch durch rednerische Ueber-
treihuug, wie sie in dem Panegyrikus öfter vorkommt, das Un-
würdige so mehr hervortritt. Doch stimme ich Hm. Rauchen-
stein's Erklärung nicht bei, dass der Bedner so spreche, w'eil im
Gefolge der Harmosten und Spartaner auch Heloten gewesen seien,
denen die Dekaduchen schmeicheln mussten. Konnten nicht auch
unter den Harmosten Emporkömmlinge sein , die aus niedrigem
Stande sich zu Macht und Einfluss erhoben? Wie war es z. B.
in Frankreich zu Napoleons Zeit? Aber auch wenn nur Lysan-
der gemeint wäre, konnte in rednerischer Exaggeration der Plu-
ral stehen. S. Matthiä §. 293. Dass aber Isokratcs nicht allein
so spreche, lässt sieh beweisen. Bei Xenophon Hellen. 111. c. 5.
§. 12 heisst es in der Rede, welche Abgesandte der Thebaner zu
Athen halten, unter Anderem: KogivQiovg Ö£ xa\ ’Agxccdag xal
’Axaiovg xL cpäytev, o? £v y sv uä ngog vyäg itokiyco f lukoc k inu-
govfisvoi v n ixtlvav itavrav xal itovav xal xivdvvmv xal xäv
Öanavrjyuxrav ysxtlxov, knel d’ %7tga£,uv 8 Ißovk ovto ot Aaxz-
öatfiovioi , nolctg ij agx*js V V ^olcov XQW^ 1 rcöV (*&*udsöa-
xckhv avxolg ] dkka xovg yiv sikaxag ägyLoöxag ä^tovßi xa&E-
ßxdvcu xxk. Vergl. überhaupt Hermann Griech. Staatsalter-
thümer §. 48.
§ 113. eIx ovx alfSxvvovxcu xxk. Ueber diese Satzform,
die dem Unterz, in der Zeitschr. f. die Alterthumsw. 1848. S. 605
ungewöhnlich erschien, wäre wohl auch eine kurze Bemerkung
zweckmässig.
§. 140. Ix xovxcov — e£ mv. Ueber diese Aasdrucksweise,
bei welcher die Wiederholung der Präposition bei dem Relativum
nach einem Demonstrativ durch die Attraction angenommen zu
werden pflegt, hat Friedrich Franke in den Actis socictatis grae-
cae II p. 30 sqq. mit grossem Scharfsinne gesprochen.
§. 144. Nicht Drakon eroberte, wie es in der Anmerkung
heisst, Atarneus, sondern Derkyllidas. Xenoph. Hell. III. 1, 8 ff.
Ferner ist, wiewohl der Text die Sache klar machen kann , die
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Rauclienstein : Ausgewäliltc Reden des Dckrates. 233
Fassung der Anmerkung zweideutig: „Drakon eroberte Atarneua
gegenüber M'tyiene-S wo wenigstens ein Komma nach „Atarncns“
oder „Mitylene gegenüber“ zu wünschen wäre.
_ . °^ S • «■ , <n5d f * 01V ”S ™ d ' s noXtnxcS g ovötnoj-
noT tßiaoav. Man findet hierüber nichts gesagt. Demosth
Androtiou. § 4: ovrog äitkovy fiiv ovöh ötxcuov ovdiv Sv tlativ
j^ ot ‘ ^. cr . ^ n * erz - l'atte in seiner Ausgabe dazu bemerkt: ond#
m enuntiatione negativa copulae xat vice fungi recte raonetSchac-
" < CV P 157 die Stelle 8118 »sokrates verglichen
Richtiger hatte es geheissen, die Hauptnegation des Satzes wiike
zurück auf das erste Wort (bei Isokrates öfiaXcog, bei Demosth
anAovv). Siehe Schäfer ad Demosth. p. 404, 6; 652, 12 und
rmm '‘ *« ä
, . L) f • KovaVK • • . hn\ %aväta avUaßüv hoAunßav. Will
sokrates damit sagen, dass Konon getödtet worden sei? Nolh-
wendighegtes in den Worten nicht, bekanntlich aber gab es im
Alterthume eine solche Ansicht. S. Clinton, fasti Hellen, edit.
Kriiegcr. p. 10.4 und [Nipperdey zu Cornel. JNepos S. 71 der Aus-
gabe in dieser Sammlung.
§. 156 rav syng^ivrav ugc5v . . rf u vtg xtvfaiav. In
der angeführten Recension S. 59 citirt Sauppe Piat. Civit. IV
p. 443, &:ovti yag SynAüovgovxt dg tyytvofitvog xivüohsv
UV rav ct&cav Aoyov vofiuv rijg ncA frag, wo auch einige Hand-
schriften und Herausgeber nret oder xt, einscliieben wollen Da
die platonische Stelle verständlich ist, hätte sie können hier ver-
glichen werden.
§ Das Citat aus dem Epitaphios des Gorgias sollte doch
vollständig sein; so wie es Hr. R. anführt, weiss der Schüler
nicht, woher das Participium komme.
§. 159 über die Würdigung Homer’s von Seiten Athens s
Hermann gottesdienstl. Alterth. §. 54, 22 und 23.
ii if ‘ l° V t v &kde noAefiov slg xrjv rjntiQov diogtovutv.
* ^ klart äiopigsiv ganz richtig und vergleicht diaßuAAt tv,
Oiaßißagfiv. Das letztere versteht der Schüler, das erstere ge-
wiss ohne Zusatz, ohne Beispiel, nicht, er müsste denn bei der
Praparation das Lexikon, z B. das Passow’sche, nachschlagen und
da Redensarten wie öiaßSAAuv viag, ig xyv XsggovJov aus
Herodot und Aehnhches finden. Auf jeden Fall wäre es zweck-
massig, andere Beweise dieser Bedeutung von Öioq^uv zu geben,
vue sie das erwähnte Lexikon darbietet.
f *°' vots tc3v S. Krüger historisch-
fi 0 ;^ e Stud,en s 1-3. Sauppe in der erwähnten Reccn-
I" rf' ^ eco &^- ®' e Erklärung ist hier anders als zu Areo-
’ a f' 1 ? ) ' 3, wu rauf verwiesen ist, während an der letzteren Stelle
aut die erste nicht Bezug genommen wird. Die QtaQicu der ersten
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234
Lateinische Litteratnr.
Art hätten nach meiner Ansicht etwas genauer besprochen werden
können nach Hermann gottesdienstl. Alterth. §. 81, 16.
§. 184. xovg f«? navxän u6iv avdvdgcog Öiaxufisvovg akku
fiETQLCjg xovxtp Tip itgdypaxi xgcafiivovg. Ich halte auch die
Erklärung Koray’s allein für richtig: xovg (lij navxdnaöiv ät uv
dvÖQlag ovxag, dkka (itxglag xovxcp xcp ngdypaxi (rr] ävdQlix)
XQafiepovg, oder wie in der von Baiter besorgten Didot’schen
Ausgabe des Isokrates übersetzt ist: Quibus vero invidere par est
homiues non prorsus effeminatos, sed modica saltem virtute prae-
ditos*? Aber wie Hr. R. fitxglag erklärt „bis znm rechten Maasse,
gehörig“, kann ich nicht billigen. Denn der Gegensatz ist nicht
richtig; den fit] navxdnuöi dvdvög ag diaxsifisvoig stehen
die (vel) mediocriter fortes, aber nicht die „im rechten Maasse“
tapferen entgegen. So heisst es auch in der von Koray angeführ-
ten Stelle aus Archidam. §. 7, die ich der Schüler wegen beibe-
halteu wünschte: xoig pfj klav dvdvdgag ÖiccxtipEvotg, dkka xai
xuxa (uxgov dgtxrjg dvxinoiovfiivmg.
Scheinen dem verdienstvollen Hm. Herausgeber die vorste-
henden, blos für das Bedürfnis der Schule berechneten Bemer-
kungen der Beachtung nicht unwerth, so stehen ihm später etwaige
ähnliche zu dem Areopagiticus auf diesem oder jenem Wege zu
Diensten.
Eiseaach. K. //. Funkhaenel.
T. Mucci Plauti comoediae. Ex recensione ct cum apparata critico
Friricrici Hitschulii. Accedunt prolegoniena de rationibus criticis
grammaticis prosodiacis metricis emeiidationis Plautiune. Tomus 1.
Prolegomena Trinummum Militem gloriosum Bacchides complec-
tens. Bonnae H. B. Koenig sumplus fecit a. 1848. 1849. Londini
Williams et Norgate venumdant. CCCXLV1I und 148, XXXII
u. 224, XIV u. 155 S.
Erster Artikel.
Im Augustheft der allgemeinen Literaturzeitung von 1834,
N. 144 kündigte Kitschi dem philologischen Publicum an, dass
„binnen kurzem der erste Theil einer critischen Gesamtausgabe
des Plautus“ von ihm erscheinen würde. Diesem ersten Theil
der Gesamtausgabe fand er aber für gut vorerst in dem darauf
folgenden Jahre eine Vorarbeit vorauszuschicken, nemlich eine
Specialausgabe der Bacchides (Halle 1835), deren alleiniger Zweck
der war, durch die dem Text beigefügte Variantenzusammen-
stellung einen handgreiflichen Beleg für die Richtigkeit der in der
etwa gleichzeitigen Abhandlung „über die Critik des Plautits“
(Rhein. Museum für Philologie von Welcker und Näke. IV*
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Ritsch! : T. Macci Plaut i comoediae.
235
S. 153 — 216. 485 — 570) entwickelten Resultate über den Werth
oder Unwerth der Handschriften und alten Ausgaben zu liefern.
Jene auf dem Wege rein historischer Forschung gewonnenen Re-
sultate waren im wesentlichen die, dass unter sämtlichen bekann-
ten Handschriften (der Ambrosianische Palimpsest in Mailand war
damals noch unerforscht) allein die beiden Palatini des Camera-
rius (mit denen der später in der Vaticanischen Bibliothek in
Rom wieder aufgefundne Codex Ursinianus auf gleicher Linie steht)
die einzige echte und unverfälschte Quelle des Plautinischen Tex-
tes wären, alle übrigen vorhaudnen Handschriften des ganzen
Plautus dagegen so wie die ältesten Drucke einen vielfach inter-
polierten Text böten und deswegen für die Critik nur eine sehr
untergeordnete Bedeutung hätten. Auf diesen Grundlagen fus-
send, also der Auctorität der Palatini die gebührende Rechnung
tragend halte nun auch Ritsch I bereits ein System der metrisch-
prosodischen Gesetze des Plautinischen Versbaus entworfen und
danach die Emendation des Textes in seiner beabsichtigten Ge-
samtausgabe vorzunehmen gedacht, ein System weiches von der
allgemeinen Ansicht ausgehend „dass die Entwicklung des formel-
len Theils der lateinischen Poesie einen Stufengang aufzeigte von
der Roheit des Saturuischeu Versbaus durch eine mittlere Pe-
riode des Ringens, welche eben die Plautinische wäre, bis zu der
durchgebildeten Reife der graecisiercnden Blütezeit“ im einzelnen
die Licenzcn und Eigenthümlichkeiten der Plautinischen Vers-
kunst innerhalb bestirnter Grenzen festzustellen suchte, und wel-
ches seiner Versicherung zufolge „ohne geradezu unglaubliches
zu vertheidigen, doch nicht in ofnem and feindseligem Wider-
spruch mit den Handschriften stand.“ Dieses auf durchaus ratio-
nellem und methodischem Wege gewonnene System ist indessen
niemals veröffentlicht worden; auch hatte Ritsch! bald Veran-
lassung, es weun auch nicht ganz umzustossen, so doch in we-
sentlichen Punkten zu modificieren. Auf seiner gegen den Herbst
1830 augetretnen Reise nach Italien nemlich verwendete er fast
vier Monate auf Untersuchung und Entzifferung des oben erwähn-
ten Ambrosianischen Palimpsests, einer dem fünften, vielleicht
sogar dem vierten Jahrhundert unsrer Zeitrechnung angehörigen
Handschrift, und als Resultat dieser überaus mühsamen und an-
strengenden Arbeit stellte sich ihm die Gcwisheit heraus, dass
„Plautus auf solcher Höhe rhythmischer Durchbildung stehe, dass
er, weit entfernt der Nothbehelfe und unsrer ^chsicht zu be-
dürfen, die freieste Herschaft über seinen Stof übe und dass,
während dieses unbedingt gelte von allen geläufigem Veranlassen
im Dialog sowol als in den Canticis, es nur eine sehr mässige Summe
von wirklichen Härten und Unvollkommenheiten sei, die für einige
ganz bestimmte Versmasse, wie namentlich etwa anapaestisclie
Tetrameter, übrig bleibe.“ Diese neu gewonnene Ueberzcugung
sprach Ritsch! in dem berühmten, unter dem frischesten Eiu-
Google
Digitiz
236
lateinische Litteratnr.
druck jener folgenreichen Entdeckung niedergeschriebnen und in
der Zeitschrift für die Alterthumswissenschaft 1837. N. 91 — 93
veröffentlichten Briefe an Gottfried Hermann aus, der da-
mit ,,den glänzendsten Triumph feierte, den eine über alle hi-
storischen Bedingungen erhabne, eingeboren -geniale Divinations-
gabc davon tragen konnte“, indem es sich jetzt herausstellte, dass
„Bcntley und er die einzigen gewesen waren, deren durchdrin-
gender Blick unter dem entstellenden Schmutz der Jahrhunderte
die harmonische Gesetzmässigkeit des Plautinischeu Versbaus er-
kannt und in ursprünglicher Reinheit wieder ins Leben zu rufen
gewust hatte.“
l)ie Aufgabe den Text des Plautus zu emendieren war jetzt
eine bedeutend schwierigere geworden, als es vorher den Anschein
gehabt hatte, wo die Palatini als die einzige Basis der Critik <la-
standeu; diese hatten ja gar manche metrische und prosodische
Licenz als gesetzmässig erscheinen lassen, die nun durch die sechs
bis sieben Jahrhunderte ältere Quelle getilgt wurde. (Jnd wenn
denn noch alle Verderbnisse der Palatini durch den Palimpscst ge-
heilt worden wären! Aber zwischen der Abfassung der Platitini-
sehen Comoedien und der Zeit, in der der Palimpsest geschrieben
wurde, liegen noch einmal sieben Jahrhunderte, und sollte sich
in diesem langen Zeiträume der Text ganz unverderbt fortge-
pilanzt haben'! So unwahrscheinlich eine solche Meinung au sieh
wäre, so wird sie durch die schlagendsten Beweise aus dem Pa-
limpsest selbst widerlegt und es kann darum der von llitschl
gemachte ungefähre Ueberschlag nicht befremden, „dass von den
Verderbnissen des Plautinischcn Textes, wie er in den Palatinis
vorliegt, nur etwa die Hälfte durch die Lesarten des Palimpsests
(natürlich so weit er erhalten) gehoben wird , die andere Hälfte
aber noch über seine Zeit hinaufgeht.“ So weit er erhalten:
auf den 236 erhaltnen Pergamentblättern ist aber von sieben Co-
moedien gar nichts oder wenig mehr als nichts übrig und das was
von den vierzehn übrigen (er enthielt nemlich die Vidolaria noch
vollständig) erhalten ist, erstreckt sich nur über die Hälfte der-
selben, und zwar sehr ungleich vertheilt; dazu kommt von dieser
Gesamtzahl noch die grosse Zahl von Blättern in Abzug, auf
deueu im einzelnen nur wenig oder so gut wie gar nichts zu lesen
ist. So sieht sich denn der Critiker bei einem sehr bedeutenden
Theilc des Textes doch auf die Palatini und den Ursinianus als die
einzige Quelle hingewiesen, und da es mehr als Thorheit wäre
annehmen zu wollen, dass diese da wo der Palimpsest fehlt einen
reinem Text bieten sollten, als wo ihnen zufällig die Controle dieser
bessern Quelle zur Seite geht, so ist natürlich für die Critik die-
ses Theils ein Verfahren erforderlich , das den Mangel der bes-
sern Quelle nach Möglichkeit zu ersetzen im Staude sein muss und
das auch da anzuwenden ist, wo die bessere Quelle selbst schon
nicht mehr lauter iliesst. Es ist klar dass dies V erfahren kein
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Ritsch): T. Mnrci Planti comoediae.
237
anderes sein kann als das der Induction. „Wenn die Hälfte
(ich erlaube mir nochmals Ritsch Is eigne Worte zu gebrauchen)
oder mehr als die Ilälftc der Verse, die bisher dazu dienen
musteil Gesetzlosigkeit der Plautinischen Metrik zu beweisen, in
ihrer durch den Palimpsest crhaltneu Gestalt gerade die entgegen-
gesetzte Kraft hat, so wird sich jetzt auch die andre Hälfte, ein-
gedenk ihrer gleichen Schicksale im Mittelalter, nicht mehr zu
solchem Reweise hergeben; und wir werden das Recht und die
Pflicht haben diesen Versen ihre vorauszusetzende ehmalige Con-
ciunität durch Riickanwcndung derselben Veränderungen zuriiek-
zugeben, durch die ihre glücklichem Geschwister zu gleicher Bnt-
stellung in den Palatinischen Handschriften herabgekommen sind,
d. h. vorzugsweise durch Ergänzung des ausgelallnen , Umstellung
des versetzten, Vertauschung des eingeschlichuen und Wegschnei-
deu des hinzugefügten.“ Nun das sind doch wahrlich alles Ope-
rationen, die ein gewissenhafter Critiker, der sich nicht dem be-
gründeten Vorwurf des Leichtsinns aussetzen will, nur mit der
äussersten Behutsamkeit und Vorsicht anwenden darf, zu deren
Vornahme ersieh nur durch die allervertrauteste Bekanntschaft
mit seinem Dichter, durch ein völliges Hineinleben in dessen
ganze Gefühls-, Denk- und Sprechweise, so wie durch eine mög-
lichst genaue und vollständige Kenntnis seiner Zeit, der Quellen
seiner Werke und der spätem Schicksale derselben für berechtigt
halten darf. Kein Wunder darum, dass Kitsch! im vollen Be-
wustsein der Schwierigkeit seiner Aufgabe der critischen Rcsus-
citation der Plautinischen Comoedien erst viele Jahre den Vor-
studien gewidmet hat, um dem Werk seines Lebens den Grad der
Vollendung zu geben, der den Kräften eines einzelnen überhaupt
erreichbar ist, und den Namen eines sospitalor Plaut! in seiner
ganzen Ausdehnung zu verdienen. Proben jener Vorstudien, die
aber mehr als Proben, die selbst schon schöne gezeitigte Früchte
sind, hatten wir schon in grösserer Zahl bekommen: die in dem
ersten Bande der „Parerga zu Plautus und Terentius“ (Leipzig
1845) der Mehrzahl nach gesammelten Monographien „über die
Persönlichkeit des Dichters, die Schicksale welche seine Werke
iin Verlauf der Zeit erfahren haben, und die Wege welche ein-
zuschlagen sind um seine Schöpfungen ihrer Urgestalt näher zu
führen“, welchen Monographien Lad ewig (im Philologe.« II.
S. 358) wahrlich kein übertriebnes Lob spendet, wenn er auf sie
seine Behauptung stützt: „der eine Ritsch! habe bereits mehr
für den Plautus gethan als alle seine frühem Bearbeiter zusam-
men.“ Ohne auf eine nähere Würdigung dieser Abhandlungen,
über die das Urtheil des philologischen Publicums ohnehin fest-
steht, einzugehen, wenden wir uns jetzt vielmehr zu dem Vgyov
selbst, das jene Parerga halten anbahnen sollen, dessen erster
Band gerade fünfzehn Jahre später als er angekündigt war mit
d
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238
Lateinische Lltteratur.
der vor kurzem *) ausgegebnen Diorthose der ßacchides vollstän-
dig der Ödfentlichkeit übergeben worden ist. Kr führt mit gutem
Fug an seiner Stirne die Widmung: ooookrkoo hkrmanso ad
KMKNDANDVM PLAVTVM POST MAGNVM BENTLBIVM DVCI VMICO PRI-
DKRICVS RIT8CHKLIV8 D. D. L. M. VKNRRAHVNDVS.
Die bei weitem grösste Hälfte des ersten Thcils dieses ersten
Bandes umfassen die „Prolegomena de rationibua critieis gramrna-
ticis prosodiacis metricis emendatiouis Plautinae“ in zwanzig Ca-
pitein, eine Erörterung die von Kitschis bewunderungswürdi-
gem Scharfsinn und Combiuationstalent nicht minder als von sei-
ner einfach sichern Methode, in der er unübertroffen dasteht, und
seiner eleganten, wahrhaft classischen Darstellung ein glänzendes
Zeugnis ablegt. Bei der Natur des Gegenstandes jedoch, der
liier zum ersten male im Zusammenhang behandelt wird, kann es
nicht fehlen, dass mitforschende Freunde der Plautinischen Muse,
wenn sie auch im allgemeinen den von Bentiey, Hermann und
Kitsch] gewonnenen Standpunkt als den einzig richtigen und
vernünftigen anerkennen, doch in Einzelheiten hie und da zu an-
dern Resultaten gelangen werden; auch stellt cs Ri tschl selbst gar
nicht in Abrede, dass sein System im einzelnen noch mancher ge-
nauem Bestimmung, mancher Einschränkung und Erweiterung
fähig, vielleicht sogar bedürftig sei. Ich erfülle darum nur einen
von ihm selbst ausgesprochnen Wunsch (s. p. cccxxix), wenn ich
ira folgenden den Bericht, den ich in diesem ersten Artikel über
den reichen Inhalt der Prolegomena erstatten werde, mit meinen
hie und da ergänzenden oder berichtigenden oder Zweifel und
den Wunsch weiterer Belehrung aussprecheiidcn Bemerkungen
begleiten werde.
Das erste Capilel gibt eine kurze Beschreibung des Ain-
brosianischen Paümpsests (A), hauptsächlich in so weit er Theile
des Trinummus enthält. Bei dieser Gelegenheit wird auch eine
kurze, aber für den vorliegenden Zweck genügende Auskunft er-
theilt über die Gestalt der Buchstaben in diesem alten Manuscript
*) Ich halte es für nöthig hier anzumerken, dass diese Recension
der Hauptsache nach schon in den Monaten Januar und Februar d. J. aus-
gearbeitet, ihre Vollendung und Einsendung an die Redaction aber durch
manigfacbe Hindernisse verzögert worden ist, welche Verzögerung ich
dadurch einigermassen wieder gut zu machen gesucht habe, dass ich aus
dem inzwischen erschienenen Stichus noch alles nachgetragen habe, was
aus diesem Stücke bei der Besprechung einzelner Kragpunkte förderlich
sein konnte. Die Verse citiere ich in den von R. bis jetzt herausgegeb-
nen vier Stücken nach dessen Zählung, in Amphitruo C'aptivi und Rudens
nach meiner so eben die Presse verlassenden Textrevision , die einen
Theil der „Bibliotheca scriptorum Graecorum et Latinorum Teubneriana“
ausmacht, in allen übrigen Stücken nach der Gronovschen Vulgata.
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Ritscht : T. Mncci Plauti comoediac.
239
und über die darin vorkommenden Abkürzungen (p. xi). Letztere
beschränken sich fast allein auf ^quk, ausserdem komme nur
noch V. 308 vor n für non „et fortassc (setzt It. hinzu) campanü
v. 545.“ Gegen diese letzte Behauptung muss ich Einspruch er-
heben. In dem angegebnen Verse stellt in den I'alatinis Campas
genus (was R. in den Text aufgenommen hat); Nonius aber citicrt
p. 480 unter dem Lemma „Campans pro Campanum“ diesen
Vers mit der Form Campans ; im Palimpsest war zu lesen campan,
worauf noch e'in unleserlicher Buchstab folgte: dieser nun soll
vielleicht ü gewesen sein? Ich wünschte R. hätte sich bei der
allerdings auch von ihm zu diesem Verse neben jener zugleich
vorgeschlagnen Ergänzung campans beruhigt und diese somit dop-
pelt beglaubigte Form in den Text gesetzt. Ich gestehe dass
ich für die Form Campas als Gentile zu Campania vergebens
nach einem Analogon gesucht habe: die gleich auslautenden Geu-
tilia Ardeas , Alatrinas , Arpinas , Fidenas , Larinas , Priuernas
u. ä. sind doch alle anderer Art. Jene Form Campans ist dage-
gen schon von Niebuhr als die richtige erkannt worden, der in
den Vorträgen über römische Geschichte I. S. 163 bemerkt: „Ge-
nus und gens ist ganz dasselbe Wort, wie man oft solche Wörter
in der alten Sprache findet, z. B. cliens und clientus , Campans
und Canipanu8 , ebenso Itomam und Rumanus; die Genitive Ro-
mantim oder Romanom sind von jenem alten Nominativus.“ Ist
uuter den hier beigcbrachten Beispielen auch das eine oder andere
problematisch, so darf man doch an der Richtigkeit der Form
Campans (neben Campanus) nicht zweifeln, zumal wenn man
noch Picens (neben Picenus) damit zusammcnstellt.
Das zweite Capitel (p. xm ff.) handelt von den Theilen des
Trinummus, welche sich im Palimpsest nicht erhalten haben.
Schon in der Abhandlung „de interpolatione Trinummi Plautinae“
in den Parergis hatte R. mehrere Lücken in diesem Stück nach-
gewiesen (p. 560 ff. 573 f. 576 ff.) und deren Ergänzung, wo sie
nicht der Palimpsest entweder vollständig oder in weiter zu ver-
folgenden Spuren darbot , in sehr gelungner Weise versucht. Das
vorliegende Capitel nun bildet eine Ergänzung zu dem dort be-
handelten, indem R. durch Berechnung der Zahl der Verse, die
auf den untergegangnen Blättern des Palirapsests gestanden ha-
ben müssen , und durch Vergleichung der so gewonnenen Summe
mit der Zahl der in den Palatinis erhabnen Verse noch mehrere
Lücken nachweist und gleichfalls versuchsweise ergänzt, ein Ver-
fahren das allerdings keine unumstösslich sichern Resultate er-
zielen kann , aber doch solche die eine der beglaubigten Gewisheit
sehr nahe kommende Ueberzeugung gewähren können, wenn nem-
lich einmal die Erfahrung ergeben hat, dass die alte Handschrift
mit einer sonst durchweg zutreffenden Regelmässigkeit geschrie-
ben war, und sodann anderweitige aus der Entwicklung des Dia-
logs oder der dramatischen Composition oder sonstwoher enlnom-
oy Google
240
Lateinische Littcratnr.
mene fndicien dazu treten. Dies letztere ist mm bei allen den In
diesem Capitel behandelten Stellen der Fall, so dass wir wenig-
stens keinen begründeten Kinwnrf vorznbringen vermögen. Eine
grössere Lücke aber in dem letzten Theile des Stücks, hinter
V. 1 136 (die jedoch möglicher- oder sogar wahrscheinlicherweise
der Palimpscst schon selbst enthalten haben wird), ist K. noch
entgangen: das Verdienst diese entdeckt und ihr Vorhandensein
überzeugend nachgewiesen zu haben gebührt liergk in der auch
übrigens sehr inhaltreichen Recension des Trinummtis (auf die wir
noch öfter zurückkotnmen werden) in der Zeitschrift für die Alter-
lhumswissenschaft 1848. S. 1147 ff. Ausserdem glauben wir noch
zwei kleinere Lücken von je einem Verse aufgefunden zu haben:
die eine hinter V. 792, worüber wir auf die Epist. crit. ad Fr. Rit-
schelium vor dem ersten Bändchen unsrer Textrevision des Plau-
tus p. xxx verweisen, die andere hinter V. 812, worüber in dem
zweiten Artikel dieser Anzeige, der sich specicll mit dem Tri-
nummus beschäftigen wird, das nähere.
Im dritten Capitel (p. xxvn ff ) werden die übrigen für den
Trinummus verglichnen Handschriften aufgezählt und beschrieben:
zuerst die beiden Palatini: der Vetus Codex (B) aus dem
11. Jahrhundert, ehdem eine Zierde der kurpfälzischen Bibliothek,
seit 1622 in der Vaticanischen Bibliothek in Rom (sämtliche 20
Comoedicn umfassend), und der Decurtatus (C) aus dem 12.
Jahrhundert, jetzt wieder in Heidelberg, der nur die 12 letzten
Comoedicn enthält; sodann der Ursinianus (D), gleichfallsaus
dem 12. Jahrhundert, derselbe der durch Nicolaus von Trier im
Jahre 1429 aus Deutschland an den Cardinal Orsini gekommen ist,
jetzt in der Vaticana wiederaufgefunden, die 12 letzten Comoe-
dien vollständig, die 8 ersten zur kleinern Hälfte enthaltend; fer-
ner ein in Florenz von Ritsch! gekaufter und ihm eigenthiimlich
zugehörender Codex (E), der Lipsiensis (F) und drei Vati-
cani, diese alle aus dem 15. Jahrhundert und mit Ausnahme eines
der Vaticani sämtliche Comoedien enthaltend; dazu endlich die
von Mcrula besorgte und in Venedig 1472 erschienene editio
princeps (Z).
Das vierte Capitel (p. xxxviff.) enthält die sehr wichtige
Untersuchung über die Schicksale des Plantinischen Textes im
Mittelalter oder wol richtiger eine übersichtliche und vervollstän-
digte Darstellung der Resultate, die in Bezug auf die Plautini-
schen Handschriften von 11. schon früher in der oben angeführten
Abhandlung „über die Critik des Plautus“ gewonnen worden waren
und die jetzt nach den in den italienischen Bibliotheken von ihm
angesteliten Nachforschungen (wobei er etwa neunzig Handschrif-
ten cingesehen hat) mehrfache Berichtigungen und Erweiterungen
erfahren haben. Unter den erhaltnen Urkunden weist natürlich
die älteste Gestaltung des Plantinischen Textes der Ambrosiani-
sche Palimpsest auf, der noch die 21 Varronischen Comoedien
Ritsch): T. Macci Platiti comoediac.
241
enthielt. Aber schon er hatte dieselben nicht mehr vollständig:
es fehlten in ihm bereits der Prolog des Pseiidulus bis auf zwei
darin erhaltne Verse und mehrere Scenen des Stichus. Diese
Defecte waren indes unbedeutend im Vergleich mit den Verlusten,
welche der Text in den folgenden Jahrhunderten erfahren sollte:
da giengcn zuerst mehrere Scenen aus dem Amphitruo und der
Schluss der Aulularia zugleich mit dem Anfang der Bacchideg
(denn diese beiden Stücke folgten früher der alphabetischen Ord-
nung gemäss aufeinander) verloren und die Scenen der Mostellaria
geriethen durch eine Blätterversetzung in die Unordnung, in der
sie unsere Handschriften haben; sodann verschwand (nach dem
sechsten Jahrhundert) die ganze Viduiaria und mehrere Scenen
der Ci8tcllaria , welches Stück nebst der Casina dann auch noch
das Unheil traf, dass die Originalhandschrift, aus der die erhalt-
neu (wenn auch noch nicht unmittelbar) geflossen sind , in diesen
beiden Stücken an manchen Steilen unleserlich geworden war, so
dass unsere Handschriften darin jetzt in mehreren Scenen statt
ganzer Verse nur einzelne Worte oder Beste von Worten enthalten.
Nun erfolgte die Veränderung in der Reihenfolge der einzelnen Co-
mocdien, dass die Bacchides (wegen V. 214) hinter den Epidicus
gestellt wurden, nnd darauf ihre Zerspaltung in zwei ungleiche
Hälften, von denen die eine die ersten acht, die andere die letz-
ten zwölf Stücke umfasste. Die Schicksale dieser beiden Hälften
gehn von jetzt an auseinander: von der ersten kleinern Hälfte
lassen sich vier Handschriften scheiden, die alle aus einergemein-
samen Quelle stammen, darunter drei noch vorhandne: der Vetus
und der Ursinianus beide in ihrer ersten Hälfte (der letztere ent-
hält aber nur die vier ersten Stücke und darunter die Captivi nicht
einmal vollständig) und ein im britischen Museum befindlicher des
11. Jahrhunderts, sodann ein verloren gegangner, der als der
Stammvater aller übrigen vorhandnen, im 14. und 15. Jahrhundert
geschriebnen Handschriften dieser ersten acht Comoedien, deren
Zahl Legion ist, gelten muss. Die andere grössere Hälfte war
längere Zeit gänzlich verschollen; erst nach und nach tauchten
davon in Deutschland drei, in Frankreich dine Handschrift auf.
Unter jenen war die erste welche aufgefunden wurde der Ursi-
nianus, der wie oben erwähnt im Jahre 1429 nach Rom gelangte
nnd länger als ein Jahrhundert die einzige Quelle blieb (die von
Albert von Eyb,dem Ucbcrsetzer der Bacchides, berichtete
Nachricht von der Auffindung eines Codex der letzten zwölf Co-
moedien in Basel zur Zeit des dortigen Concils hat sich als trü-
gerisch erwiesen), daher auch sämtliche Plautinische Hand-
schriften, welche die letzten zwölf Stücke enthalten und im
15. Jahrhundert geschrieben worden sind (aus früherer Zeit exi-
stieren ausser den nachher zu nennenden gar keine), unmittelbar
oder mittelbar aus diesem Ursinianus geflossen sind. Man hat
aber unter diesen zwei Ciasscn zu unterscheiden: einmal solche
W. Jahrb. f. Phil. u. Päd. od. Krit. Bibi. Bil.LX. Hfl. 3. 16
242
Lateinische Litteratur.
die ihr Original treu copicrtcn (dahin gehört Ri tschls Codex, der
aber erat durch das Mittelglied eines andern, jetzt gleichfalls noch
und zwar in Florenz erhaltnen Codex aus jenem stammt), und so-
dann eigenmächtig interpolierte, die ihre Interpolationen dem Be-
streben mehrerer italienischen Gelehrten jenes Jahrhunderts (P o g-
gio,Gregorio Corero von Venedig u. a., s. die Vorrede zum
Mil. glor. p. xvi ff.) verdanken, einen dem damaligen Bedürfnis
entsprechenden, bequem lesbaren Text herzurichten. Dergleichen
Handschrifteu , unter denen manche noch durch Fahrlässigkeit der
Abschreiber bis zur Unverständlichkeit corrumpiert worden sind,
sind in grosser Zahl durch ganz Europa verbreitet: unter andern
gehört der von Lindemann ungebührlich überschätzte Lipsicn-
sis dazu, uud zwar bietet dieser die interpolierte Kccension am
correctesten dar; der crilische Werth aller dieser Handschriften
ist aber, wie aus dem gesagten hervorgeht, gleich null, wenn-
gleich nicht zu leugnen ist, dass manche Verderbnisse des Textes
von diesen „Itali correctores“ recht geschickt geheilt worden sind.
Im 16. Jahrhundert wurden nun noch drei alte Handschriften der
in Rede stehenden zweiten Hälfte der Plautinischen Comoedien t
aufgefunden: durch Camera rius die beiden Palatini, und in
Frankreich ein derselben Familie angchörender Codex, der jetzt
leider wieder verschollen ist; er war von Turnebus nnd Lam-
bin benutzt worden, deren freilich nur sparsame Mittheilungen *
auf den hohen Werth desselben schliesscn lassen und den drin-
genden Wunsch erwecken, dass in den dortigen Bibliotheken
Nachforschungen angcstellt werden, um ihn, falls er überhaupt
noch existiert, wieder von neuem aufzuflnden.
Im fünften Capitel (p. uff) gibt R. einen gedrängten
Ueberblick über die Ausgaben der Plautinischen Comoedien und
die Bemühungen der Gelehrten um die Emendation des Textes,
bei welcher Gelegenheit auch über die ungedruckten critischen
Hilfsmittel von Sc a liger, Sa I m asi ns und Dousa, die R. für
seine Bearbeitung von der Leidener Bibliothek zu Gebote standen,
Rechenschaft abgelegt wird. Die Geschichte des gedruckten
Plautinischen Textes zerfällt in drei Perioden, die sich an die
Namen Merula (1472), Pylades von Brescia (1506) und Ca-
merarius (1552) knüpfen, von denen die letzte bis in unsre
Zeit herabreicht. Ausführlicher wird p. lv f. das einander sehr
ähnliche Verfahren des Franzosen Guy et und unseres Lends-
mannes Bothe gewürdigt, die beide durch ihre mit massloser t
Willkür vorgenommenen Aenderungen den Text oft bis zur Un-
kenntlichkeit verunstaltet haben, obgleich auch unter ihren Aen-
derungen manche glückliche Emendation mit unterläuft: beide
liefern ein warnendes Beispiel , wohin das Genie führt , wenu es
nicht in die Schule genommen und gebändigt wird. Ritschls
unmittelbare Vorgänger waren Bentlcy und Hermann, von
denen der letztere beabsichtigt hatte den Plautus hcrauszugebcu :
sei by Google
Ritsclil: T. Macci Plaati comocdiae.
243
er war schon als Jüngling von seinem Lehrer Reiz mit ihm förm-
lich verlobt worden „und die Ausgabe des Trinumraus (1800)
konnte als Aufgebot gelten; später hat er dem jungem Bewerber
seine Ansprüche abgetreten, nachdem er durch die Ausgabe der
Bacchides (1845) [die durch eine herzliche Widmung an Kit sc hl
eingeleitet wird] gezeigt, dass die Jugendliebe noch frisch und
kräftig geblieben sei“ (Worte O. Ja hn s in seiner Gedächtnisrede
auf Hermann). Ja noch die allerletzte von dem verewigten
druckfertig ausgearbeitete Abhandlung (im Philologus III. S. 460
— 468) betraf ihrem bei weitem grössten Theile nach den Piau-
tus; dass gerade diese die letzte gewesen ist, hat wol niemanden
mit tieferer Wehmut erfüllt als den Unterzeichneten. Nachdem
It. p. lvii Hermanns Verdienste um die Plautinische Critik her-
vorgehoben hat (eine theilweise Ergänzung dazu gibt die Vorrede
zu den Bacch. p. ixf.), erklärt er sich über den Zweck seiner
eignen Ausgabe (die demnach nach fast dreihundertjährigem Still-
stände eine vierte Periode in der Textgeschichte begründen wird)
folgendermassen : „Hermanniani Bentleianiquc exempli, quo tam-
diu uti nesciit inertiorum tarditas, vim et virtutem nunc tandem
laetamur ita enitescere et iu dies magis invalescere, ut iam spe-
randum sit fore ut roultorum coniuncta industria sui similior Plau-
tus evadat: quando nec unius aetatis fuit »ec hominis est unius
emendare Plautum, qui persanari quidem vereor ut unquam pos-
sit. Ex illis me esse unum volo, et eum quidem qui
reiiquis emendandi instrumenta parem et tanquam
fundamenta iaciam, quibus maiora aut limatiora su-
perstruere futura aetas possit.“ Die schliesslich ange-
fügte Ankündigung, dass nach Beendigung dieser critischen Aus-
gabe auch „iusti commentarii“ erscheinen würden, wird jeder
Freund des Dichters mit grösster Freude begrüsst haben.
Das sechste Capitel (p. slviii ff.) handelt von dem Werthe
des Ambrosianus (A) im Vergleich mit den Palatinisund dem Ursi-
nianus (BCD). Dass jener durchaus nicht ganz fehlerfrei sei,
wurde schon oben bemerkt ; hier wird nun nachgewiesen, dass von
allen den Verderbnissen, au denen BCD leiden, sich auch Beispiele
in A Buden: gewöhnliche Schreibfehler, Glosseme, Auslassungen,
Umstellungen und zwar nicht nur einzelner Worte sondern auch
ganzer Verse, ja dass er zuweilen eine entschieden schlechtere
Lesart gibt als jene und namentlich in Bewahrung der archaisti-
schen Orthographie wenigstens hinter B zurücksteht. Andrer-
seits fehlt es aber natürlich nicht an den eclatantesten Beweisen für
die Vortreilichkeit dieses Codex. Dass nun BCD trotz ihres um
sieben Jahrhunderte geringer» Alters doch an manchen Stellen die
richtigere Lesart bewahrt haben, hat seinen Grund darin, dass
sie aus einer andern Kecension stammen als A und zwar (eine
Entdeckung die gleichfalls eine Frucht von Kitschis Forschun-
gen in den italienischen Bibliotheken ist, s. p. xtf.) aus der des
16 *
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244
Lateinische Litteratur.
Calliopius, dessolbei» Mannes der uns aus der Textgeschiclite
der Comoedien des Yercntiua schon früher bekannt war. Mit der
ihm eignen Schärfe und Klarheit sucht nun II. p. lxiii ff. das Ver-
hältnis zwischen der Uccension des A und der in BCD repraeseu-
lierteu des Calliopius zu bestimmen. Man muss zugeben, dass
die letztere in ihrer Integrität vielleicht (oder sogar wahrschein-
lich) den Vorzug vor der des A verdient hat; aber in welcher
Entstellung liegt sie in BCD uns vor! die Verderbnisse von sechs
bis acht Jahrhunderten waren über sie hingegangen, eh sie die-
sen Urkunden anvertraut wurde. Einen wie grossen Unterschied
aber in der Güte eines Codex die nur din Jahrhundert betragende
Verschiedenheit des Alters begründe, das weist R. an vielen Stel-
len des Trinummus nach, wo B mit A noch die richtige Lesart
bewahrt hat, während die nur diu Jahrhundert jüngern CD schon
corrumpiert sind. Von iiier aus macht nun R. weiter den sichern
Schluss, dass, möge auch des Calliopius Recension in ihrer
Reinheit vorzüglicher gewesen sein als die des A, doch jetzt im
allgemeinen die Lesarten des A wegen ihres hohem Alters
glaubwürdiger seien als die von BCD und dass sie nur in dem Fall
gegen die letztem zurückstehn müssen, wenn diese aus irgend
welchen i n n e r n Gründen sich als die richtigem erweisen. So
bereitwillig wir die Wahrheit dieses Grundsatzes als solches aner-
kennen, so erlauben wir uns doch gegen einige Einzelheiten, die
denselben sollten begründen helfen, unsere Gegenbemerkungen.
P. lxiv heisst es: „cum per sc nihil profecto intersit, his
aedibus an hisce aedibus legatur v. 177. 29-3. 402, uno A ducc
primis duobus versibus illod , hoc recipiendum fuit terlio, contra
Palatinos utruroque.“ Hier ist zuerst das Versehn zu berichti-
gen , dass in V. 293 die Lesart nicht zwischen bis und hisce aedi-
bus , sondern zwischen his und hisce arlibus schwankt, was in
diesem Falle gar nicht auf eins hinausläuft, da aedes einen sicht-
baren Gegenstand, auf den der redende hiuweisen kann, arles
aber einen abstracten Begrif bezeichnet. Sodann bedarf es noch
einer Untersuchung, ob nicht in dem Plautinischen Sprachgebrauch
wirklich ein Unterschied statt finde zwischen den Formen des
Demonstrativpronomen mit dem paragogischen ce und ohne das-
selbe (natürlich nur in den Fällen, wo beide Formen nebenein-
ander im Gebrauch waren, wie huius und huiusce, his und hisce ,
hae und haece oder haec , herum und horunce oder horunc u. s. w.).
Ich weiss nun freilich nicht, ob R. diese Untersuchung, die er
wegen des ihm zu Gebote stehenden Apparates jetzt allein zu
einem endgiltigen Resultate führen kann, nicht schon wirklich
vorgenommen und dabei gefunden hat, dass in der That kein
Unterschied statt ßnde; ich wollte aber eben mein Bedenken nicht
unterdrücken, ob es nicht rathsamer gewesen wäre, jene meiner
Ansicht uacli noch problematische Eiuzelheit als Beleg bei der
Digitized by Google
Ritschl: T. Macci Plauti comoediae.
245
vorliegenden Untersuchung wegzulassen*). Einige Zeilen weiter
werden als Beispiele von solchen Lesarten der BCD and des A, die
au sich von ganz gleichem Werllie seien, angerührt V. 400 com-
tnode und commodum , V. 659 proinde ac und proinde ut. Beide
Differenzen hätte ich lieber zu den Fällen gezählt gesehn, wo A
die entschieden richtigere Lesart gibt; in Bctref der erster»
führe ich bloss eine beiläufige Bemerkung des feinen Sprach-
beobaclitcrs Wesenberg an (Observ. crit. in Cic. Sestianarn.
Yiborg 1837. p. 25): „Ntim Plautus, qui toties commodum habet,
seine! commodo [vermutlich ist das Fragment aus der Frivolaria
bei Charis p. 174 vcrgl. mit p. 177 gemeint oder vielleicht Mil.
1198, wo aber commodo eine eigenmächtige Aeudcruug des Ga-
rne ra r in s war , da die Handschriften alle commodu/n haben],
idem in Trinuramo II, 3, 9 (in extremo versu) ipse scripserit
commode , dubito.“ Auch in dem andern Falle halte ich proinde
ut , wodurch diese Stelle mit dem sonst constantcn Sprachgebrauch
des Plautus in Einklaug gebracht wird, für eine nothweudige Ver-
besserung des A und habe keinen Anstand genommen die einzige
noch widerstrebende Stelle Amph. 583 gleichfalls zu corrigieren,
nein lieh proinde ut meritus statt proinde ac meritus es; vgl.
Capt. 933.
P. lxvi werden als sehr wahrscheinliche Beispiele von Inter-
polation in A dessen Lesarten in V. 214 und 502: bonisque euor-
tisse omnibus und quin bene uorlat (wie das Versebu quin di
*) In dem ersten der oben angeführten Verse Trin. 177 bin ich im
Widerspruch mit E. nicht dem A , sondern BCD gefolgt und habe hisce
aedibus aufgenomtnen und zwar deshalb, weil an der bei weitem über-
wiegenden Mehrzahl der Stellen, wo aedes mit dem Demonstrativprono-
men verbunden vorkommt, dieses in der durch ce verstärkten Form da-
neben erscheint; diese Majorität ist so bedeutend überwiegend, dass ich
gar kein Bedenken getragen habe, die wenigen mit jener Norm nicht
übereinstimmenden Steilen wie Trin. 124. 1127. Mil. 310. 332 zu emen-
dieren (die Auctorität der Handschriften ist in diesem Falle, wie die drei
oben von R. zusammengestellten Verse des Trinummus und ein sogleich
zu erwähnender der Bacchides beweisen, sehr unbedeutend), und auch
Trin. 3 illaec sunt aedes zu verbessern, da es mit den Pronominen ille und
isie dieselbe Bewandtnis bat (vgl. z. B. Amph. 97. Men. II, 2, 33. Trin.
1080). Dagegen erinnere ich mich nicht jemals haec epistulae tabulae
tabellae literae von einem oder mehrern Briefen , die der redende in der
Hand hält, gefunden zu haben, sondern immer hae, wie Trin. 848. 891.
949. Bacch. 728. 801. 808. 809. 923. 935. 984. 986. 988, Grundes genug
denke ich, um Hermann und R. nicht beizustimmen, die Bacch. 787 die
handschriftliche Lesart hasce tabellas (die aus dem von R. in der \ or-
rede zum Mil. p. xxn beigebrachten Grunde unstatthaft ist) in hascc
tabulas geändert haben , sondern vielmehr Aus tabellas zu corrigieren.
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246
Lateinische Litteratur.
bene uortant zu berichtigen ist) angeführt. Ueber diese beiden
Stellen einige Worte , aber nicht um lt. zu bekämpfen , sondern
Bergk, der über beide eine von R. abweichende Ansicht auf-
stellt. In der erstem versucht er in der Comm. de Plauti Tri-
nummo (vor dem Marburger Wintercatalog 1849/50) p. x die Les-
art des A damit zu rechtfertigen , dass der Wechsel von paratac-
tischer und hypotactischer Construction bei Plautus ziemlich
liäußg sei. Dies im allgemeinen zugegeben (obwol unter be-
stirnten Einschränkungen) kann icli mich doch nicht von der An-
wendbarkeit dieser Beobachtung auf den vorliegenden Fall über-
zeugen, eh nicht schlagendere Parallclstellen beigebracht werden
als Trin. V. 386, in den jener Wechsel obenein erst durch eine,
wie ich anderswo zeigen werde, unnöthige Conjectur Bergks
hineingetragen worden ist, und halte mit R. die Lesart der BCD
bonis qui euortisset suis fiir die einzig richtige. An der andern
Stelle schlägt Bergk in der oben angef. Rcc. S. 1139 vor zu
schreiben: qui bene uortat , das qui ohne Zweifel in der von
Gronovius zu Men III, 1, 6 (vgl. auch Donatus zu Ter. Phorm.
I, 2, 73) mit Beispielen belegten Bedeutung als Wunschpartikel
(anders wenigstens wüste ich es gar nicht zu erklären). Aber
dieses qui kommt nur in Verwünschungen vor, niemals in einem
Segenswunsche, den wir hier haben. Hiervon aberabgesehn wird
Ritschls Verfahren, der die Lesart der BCD di bene uortant
(der Sing, uortat ist ein reines Abschrciberversehn, dergleichen
in den Personalendungen der Verbalformell sehr häufig sind , s.
Ritschls Parerga 1. p. 569 und unsere Plautin. Aualecten im
Philologus II. S. 74) der des A ohne weiteres vorgezogen hat,
durch die Parallelstelle Trin. 572 f. schlagend bestätigt: denn hier
gibt Lesbonicu8 auf Philtos Wunsch quae res bene uortat (der auch
V. 500 vorausgeht) wirklich die Erwiederung di bene uortant :
spondeo , wozu ihn an unserer Stelle Philto vergeblich auffordert.
Auch Aului. II, 1, 53. 2, 79. 3, 5 findet sich bei ganz ähnlichen
Veranlassungen gerade der nemliche Segenswunsch di bene uor-
tant , wodurch wir wol berechtigt werden, ihn für diesen Fall als
stereotyp anzunehraen. — Dagegen kann ich R. nicht beistimmen
in seiner gleich darauf geäusserten Ansicht über V. 328. Dieser
lautet in BCD: „Be'nc uolo ego illi fäcere, si tu non neuis. PII.
Nempc dd tuo“; in A: „Bdne uolo illi fäcere, nisi tu ndn uis . .
Nempe dd tuo.“ Weil nun in einem uralten Plautinischen Glos-
sarium (von R. vor dem Bonner Sommercatalog 1846 herausge-
geben) aus diesem Verse neuis citiert wird, so ist R. geneigt der
Fassung der BCD den Vorzug zu geben und hat nur aus Respect
vor dem Alter des A dessen Fassung in den Text gesetzt. Meiner
Geberzeugung nach ist keine von beiden, so wie sie da sind, die
richtige. Es ist kaum glaublich, dass der Dichter an dieser Stelle
si tu non neuis gesagt habe in dem Sinne, den er sonst durch
nisi tu neuis (Trin. 1156. Most. III, 2, 75) oder nisi neuis
RiUchl; T. Macci Plauti comoediae.
247
(Cure. I, 1, 82) oder nisi non uis (Men. V, 2, 37. Capt. 309) aus-
zudrücken pflegt. Aber auch gegen das nisi tu non uis des A,
das an sich allerdings unverwerflich ist, streitet an unserer Stelle
das Citat des Glossariums, dessen Auctorität nach dem von R.
p. xl darüber bemerkten durchaus nicht zu ubersehu ist. Ich
habe demnach folgende Fassung dieses Verses in den Text ge-
setzt : „llene uolo illi fäcere ego, nisi tu neuis. PH. Nempe de
tuo3 u wodurch der Auctorität sowol des A als des Glossariums ihr
Recht widerfahren ist. Jetzt indessen möchte ich aus metrischen
Gründen folgende Herstellung vorziehn : „Bene uolo ego illi fä-
cere, nisi [si] tu neuis. PI1. Nempe de tuo!“
Was R. gegen Ende dieses Capitols über die Spuren ver-
schieduer aus alter Zeit stammender Reccnsioncn der Piautini-
schen Comoedieu in unsern Handschriften bemerkt, wird nach
den Nachwcisungen von Bergk a. a. O. S. 1134 ff., dass im Tri-
uummus unzweifelhafte Dittographien vorliegen , mancher Erwei-
terung bedürfen, obgleich Bergk selbst wol hie und da über das
richtige Mass hinausgogangen ist und einerseits der behaglichen
Breite Plautinischer Ausführlichkeit nicht genug Rechuung ge-
tragen, andrerseits eutschiednes Abschreiberflickwerk für alte
Dittographien ausgegeben hat. Jedcsfalls wird diese Entdeckung
eine der folgenreichsten für die Plautinische Crilik sein, in ihrer
ganzen Ausdehnung aber erst dann Einfluss auf die Textesge-
staltung selbst gewinnen dürfen, wenn der gesamte critische
Apparat vollständig vorliegen wird.
Nach Feststellung des Verhältnisses zwischen A und BCD
setzt li. im siebenten Capitcl (p. lxi in ff.) die Grundsätze aus-
einander, nach denen er bei der Texlesemcudation verfahren sei.
Es sind im wesentlichen noch dieselben , die er schon in seinem
Mailänder Briefe an Hermann als den belohnendsten Gewinn
dargestellt hatte, der aus der Erforschung des Palimpsestcs her-
vorgegangcu wäre, und es ist darum wol nicht unangemessen, die
betreffende Stelle jenes Briefs hier nochmals in Erinnerung zu
bringen : „Es sieht dürftig und unscheinbar aus, wenn im allge-
meinen als Hauptrcsultat die Gewisheit gegeben wird , dass es
Auslassungen, Umstellungen, Vertauschungen und
Zusätze im kleinen sind, auf denen das gemeinste und durch-
gehendste Verderbnis des Textes beruht: eine Gattung von Ver-
änderungen , deren Grund in der Regel nicht tiefer zu suchen ist
als iu der Natur der Plautinischen Umgangssprache selbst.. Denn
wenn diese einerseits in ihrer legeren, behaglichen, an Füll- und
Flickwörtern reichen Breite Verkürzung und Umstellung nebeu
gleichgiltiger Vertauschung ebenso leicht vcranlasste als ohne we-
sentlichen Eintrag des Sinnes, wie jede Rede des gewöhnlichen
Lebens, vertrug; so war es andrerseits die mit jenen Eigenschaf-
ten nicht iu Widerspruch stehende eigenthiimliche Gemessenheit,
Körnigkeit und (für die Folgezeit) Seltenheit der allrömischcu
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248 Lateinische Litterator.
AusdruckRweise, sowie hie und da die Lebhaftigkeit eines mehr
sprung- als schrittweise durchgeführtcn Dialogs, wodurch neben
Vertauschungen anderer Art frühzeitig erklärende Zusätze her-
vorgerufen wurden.“ Das vorliegende Capitel liefert Beispiele
von allen Arten der Tcxtesvcrderbnissc zugleich mit der wahr-
scheinlichsten Heilung jedes einzelnen in einer besonders für an-
gehende Critiker sehr lehrreichen Zusammenstellung.
Dasachte Capitel (p. Lxxivff) enthält eine übersichtliche
Darstellung der Bereicherungen, die der lateinischen Lexilogie
und Grammatik durch die Becension des Tritiummus (und zwar
allein des Trinumraus, denn nur ausnahmsweise schweift II., wenn
er irgend einen Fragpunkt erschöpfend behandeln will, zu Stellen
aus den andern Stücken hinüber) zu Theil geworden sind, und
liefert damit den Beweis, dass eine wissenschaftliche Behandlung
der lateinischen Grammatik , wenn sie nicht wesentliche Lücken
offen lassen will, vor der Beendigung dieser Ausgabe des Plautus
nicht unternommen werden darf. Einen Auszug gestattet dieser
Abschnitt nicht: ich beschränke mich auf einige Bemerkungen.
P. lxxvi erwähnt R. seine Conjectur coepias (von dem auch
sonst beglaubigten Praesens cnepio ) , die er V. 1052 in den Text
gesetzt habe. Dieser Vers lautet in der Vulgata „Si mage exigere
cupias, duarum rcrum exoritur optio“; statt cupias aber hat A
nach Ritschls Lesung coapias und daraus hat R. coepias ge-
macht. So beifallswürdig diese Conjectur an sich sein würde, so
sehr erregt sie in diesem Verse Bedenken, weil damit auch die
Aendernng des duarum in dnum nothwendig wird. R. sucht
diese freilich p. lxxxix (vgl. p cccxxv) zu rechtfertigen; ich kann
mich aber von ihrer Zulässigkeit aus den von Bergk a. a. O.
S. 1146 beigebrachten Gründen nicht überzeugen. Hierzu kommt
noch, dass der Grund, auf den R. seine Conjectur gebaut hat, als
nicht ganz haltbar erscheint: in einer in meinen Händen befind-
lichen Collation der den Triuummus enthaltenden Membranen des
A (die im Jahre 1835 von Schwarzmann aiigefertigt worden
ist und sonst meistens mit Ritschls Angaben übereinstimmt;
einige erhebliche Abweichungen s. in meiner Epist, crit. p. xxviiii)
ist nicht coapias, sondern occipias als die Lesart des A bemerkt,
gerade so wie Bergk durch Conjectur hersteilen wollte. Indes-
sen auch dies ist noch nicht das richtige, sondern die Lesart von
BCD cupias verglichen mit diesen verschieden gelesenen Spuren
des A führt ganz unzweifelhaft auf occupias , eine Form die ich
unten weiter rechtfertigen w erde. Bergk nun schreibt den Vers
so: „Si dxigere occipias, duarum rdrum exoritur optio“ und stellt
die Vermutung auf, dass dieser Vers nebst dem folgenden einer
Dittographie angehöre, da der in ihnen enthaltne Gedanke sich
schon in der zweiten Hälfte von V. 1050 und in V. 1051 finde; ein
dritter Vers vor 1052, der den Gedanken des ersten Ilemistichiums
1050 variiert habe, sei verloren gegangen, die beiden andern da-
i
j
i
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Ritschl: T. Macci Plauti comoediae.
249
gegen in den Text eingedrungen , und uro sic einigermassen den
übrigen anzupassen, uro eine Steigerung auszudrücken, habe man
mage hinzugefügt. Die Vermutung der Dittographie ist sehr
wahrscheinlich; dagegen kann ich mich mit dem Hinauswerfen des
mage nicht einverstanden erklären. Kann der verloren gegangue
Vers (es können auch zwei gewesen sein) nicht den Gedankeu
enthalten haben: „wenn man jemandem ein Darlehu gegeben hat
lind es zurückfordert, so wird man zuerst durch Ausflüchte hin-
gehalten“? Daran würde sich sehr passend anschliessen : „dringt
inan dann ernstlicher in den Schuldner, so bleibt nur die Wahl
übrig“ u. s. w. Ich habe also den Vers so geschrieben: „Mage
si exigere occiipias, duarum rdrum exoritur öptio.“ *)
Gleich darauf rechtfertigt R. die von ihm in V. 658 ans den
Spuren des A aufgenommene Lesart otio aplus , dies in dem von
Nonius p. 234 (nicht 235) angegebnen Sinne von conexus et colli-
gatus. Bergka. a. 0. S. 1140 sieht darin „eine ganz unge-
wöhnliche Redeweise“; soll sie aber darum unmöglich gewesen
sein ‘i ich denke so wenig wie wenn es jemandem im Deutschen
eiiifiele zu sagen „an den Müssiggang gebunden oder gefesselt.“
Die Vertheidigung der Lesart der übrigen Handschriften otio captus
mit der Synizese von otio „wie V.838“ ist Bergk wol nur in der
Uebereilung entschlüpft, s. R. p. ci.xiund unten S. 262. Warum mag
R. aber wol in demselben Verse statt der handschriftlichen Lesart
ui Feneru uinctus des Aldus Conjectur uictus aufgenommen
haben ‘1 Ich finde uinctus höchst angemessen: vergl. Bacch. 180
„lta me uadatum amdre uinctumque ättines.“ Tibull. I, 1, 55
„Me retinent ninctum formosae uincla puellae.“ I, 2,92. 9, 79.
Prop. III, 15, 10. Mitscherlich zu Ilor. carm. I, 33, 11.
IV, 11, 24.
ln V. 644 hat R. statt des sinnlosen uindex sehr sinnreich tu
obex geschrieben uud vertheidigt diese Conjectur p. lxxx. In
*) Ich will jedoch nicht verhelen , dass ich jetzt sehr stark be-
zweifle, ob ich wol daran gethan habe, mit Bothe und R. die hand-
schriftliche Wortstellung Si mage exigere zu verlassen : denn erstlich ist
es eine nicht zu bezweifelnde Thatsache, dass der Doppelconsonant *
keine Position zu bilden brauchte, vgl. Stich. 716 . eripe ex orc ti-
bias“, ferner Fxercitus Amph. 102. 125. 140. 501; ilxar Rud. 895. Aul.
prol. 32. Merc. II, 1,20. IV, 4, 56; Alexander Bacch. 947. Most. III,
2, 88, und zweitens wird durch mehrere unverdächtige Stellen constatiert,
dass der Auslaut von mage unbedenklich elidiert worden ist, so Men. II,
3, 35 „Äccipedum hoc: iam scibo utrum haec me möge amet an marsiip-
pium.“ Pocn. II, 15 „ Contäntiores mdge erunt atque auidi minus.“
Truc. I, 2, 75 „ Mage amät corde atque animd suo . .“ Aus diesen
beiden Gründen scheint die obige handschriftliche Wortstellung hinläng-
lich gerechtfertigt zu sein.
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250
Lateinische Litteratur.
den Addendis p. cccxxiv aber ist er an ihrer Richtigkeit etwas irre
geworden, weil aus einer Notiz des Grammatikers Phocas her-
vorzogehti scheint, dass jener Nominativ nicht im Gebrauche ge-
wesen sei, und er lässt darum, wenn eben nicht das handschrift-
liche uindex in der alten Latinität eine uns unbekannte hierher
passende Bedeutung gehabt habe, die Frage wegen der richtigen
Lesart unentschieden. Es scheint ihm entgangen zu sein, was
Schneider lat. Formenlehre S. 421 über das Wort obex be-
merkt , dass ncmlich der Nominativ ausserdem dass Servius zu
Verg. Ae». X, 377 ihn aufstclle, auch bei Sidonius Apollinaris
carm. 2, 493 sich finde, wo aber der Vers vielmehr die Form
obiex fordere. Unsrer Ansicht nach fordert auch die ratio für den
Nominativ, wenn er auch in älterer Zeit wirklich gebraucht wor-
den ist, diese Form; in den casibus obliquis war das eine i nur
deswegen ausgestossen , um den Zusammenstoss des doppelten
zu vermeiden; es auch im Nominativ auszustossen lag gar kein
Grund vor; man vergleiche obieci mit obicio (Curtius sprach-
vergleichende Beiträge 1. S. 321).
Dass die p. lxxxiu besprochne Aenderung der Lesart von
BC in V. 338 „toleräre egestatem cius uolo“ in „toleräre ei ege-
statem uolo“ (weil A die Stellung eins egestatem hat) uothwendig
sei, kann ich nicht zngeben. Allerdings hat der Dichter in V. 358
und 371 toleräre alicui aliquid coustruiert; aber die Steilen
Triu. 687 „. . tüa qui toleres modnia“ und Rud. 918 f. „Paupdr-
tatem er i qui et meäm seruitütem Tolerärem . wo auch nicht
tibi ero mihi gesagt ist, scheinen mir hinreichend, um die un-
veränderte Beibehaltung der Lesart von BC zu rechtfertigen. Es
verhält sich gerade so mit der Construclion von leuare; vgl. Epid.
IV, 1, 29 mit Trin. 688.
Das neunte Capitel (p. xci ff.) erörtert die orthogra-
phischen Grundsätze, nach denen It. den Piautiuischen Text
behandelt hat. Er verzichtet von vorn herein darauf, die Schreib-
weise des Dichters selbst oder die seiner Zeit herstellcn zu wol-
len, was er im Gegentheil als ein abenteuerliches Beginnen dar-
stellt; sondern wie eine vernünftige Critik der Homerischen Ge-
dichte nur darauf ausgehn wird, den Text derselben annäherungs-
weise so wiederzugeben, wie ihn die Alexandrinischen Gramma-
tiker constituiert haben, so darf auch unser Bestreben in der
Critik des Plautus nicht weiter gehn als dass wir „missis Saliortim
cruditatibus horridnlaque senatusconsnltorum solennitate columna-
rnmve robigine id potius agamus ut, qualem aliquauto politior aetas
Plautum legisse videatur, quoad eins fieri possit recuperemus.“
Eine methodisch unternommene und durchgeführte critische Tex-
tesconstitution der Piautiuischen Comoedien im Alterthume selbst
wird sich nun schwerlich vor dem ersten Jahrhundert unsrer
Zeitrechnung nachwciseu lassen; dass aber in diesem eine solche
vorgeuommen worden ist, zu der Aunahme berechtigt uns alles
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Hitschi: T. Macci Plauti comoediae.
251
was wir von dem Gang der grammatischen Studien bei den Rö-
mern wissen. Vielleicht befanden sich unter den ,,multa exem-
plaria correcta“, die nach Sueton. de gramm. 24 M. Valerius
Probus (unter Nero und dessen Nachfolgern) „emendare ac di-
stinguere et adnotare curauit“, auch die Comoedien unsere Dich-
ters, wie es von denen des Terentius sicher ist (s. Jahn Proleg.
zu Pers. p. cxl); indessen ein directes Zeugnis hierfür ist nicht
vorhanden. Mag nun dieser Grammatiker (Valerius Probus oder
ein anderer) wirklich noch Exemplare aus der Zeit des Dichters
(der damals bereits seit beiläufig dritthalb Jahrhunderten todt war)
gehabt haben oder nur solche, in denen die alterthümliche
Schreibweise schon vielfach verwischt war: er wird bei seinem
recensiercndcn Verfahren gewis den Zweck hauptsächlich mit im
Auge gehabt haben, die Plautinischen Comoedien für seine Zeit
bequem lesbar zu machen, und daher in orthographischen Dingen
alles, was seinem Lesepublicum Anstoss geben konnte, nach der
in seiner Zeit gebräuchlichen oder doch wenigstens noch ver-
ständlichen Norm zugeschnitten haben. Diese orthographische
Norm (die im wesentlichen ganz dieselbe ist, auf die auch
unsre ältesten und besten Handschriften des Cicero und Vergilius
hinweisen) lässt sich aus unsern Quellen mit ziemlicher Sicherheit
wieder hereteilen; denn wenn sie auch vielfach durch Einführung
der noch später gebräuchlichen Formen verdunkelt worden ist,
so liegen doch noch so viele Spuren davon vor (und zwar auffal-
lenderweise noch mehr in B als in A), dass man von diesen aus
zur Emendation jener berechtigt wird. R. spricht sich nun über
das von ihm eingehaltne Verfahren in folgender Weise aus: „bi-
pertitam esse mcam in hoc genere operam omnem volui: ita qui-
dero ut alia ad certae normae constantiam , qualem fere prohasse
antiquioruro diligentia grammaticorum viderctur, vel praeter libro-
rum auctoritatem redigerem, servatis tarnen 6i quac etiam vetu-
atioris aetatis vestigia resedisse suspicarer [es ist nemlich sehr
glaublich, dass der recensierende Grammatiker hie und da eine
alterthümliche Form übersehn oder absichtlich stehn gelassen
hat, die dann auch den W r eg in unsre Handschriften gefunden
hat]: in aliia inconstantiam scribendi sciens probarem, sive codi-
cum me fidei mancipans [dies ist namentlich bei den Praepositionen
in der Zusammensetzung geschehn, die bald assimiliert erschei-
nen, bald nicht, je nach den handschriftlichen Zeugnissen], quos
ipsitis antiquitatis inconstantiam repraesentare viderem , sive quod
veterum exemplo, ut Quinctiliani, aliquid esse intelligendi com-
moditati tribuendum et coucedendum liodiernae consuetudini arbi-
trärer.“ Einige hierher gehörige Punkte berührt auch die Vor-
rede zum Stichus p. xv ff. Nun einige Einzelheiten.
P. xcv heisst es: „rairum nec a ratione defensionem liabens,
sed idem tarnen testimoniorum multitudine extra dubitationera po-
situm surrupui ct surruptus atque adeo surrupio pro surripui
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252
Lateinische Litteratur.
surreptus surripio Dagegen dass surrnpio der Analogie wider-
spreche hat schon Bergk a. a. O. S. 1127 Einspruch gclhan:
surrnpio verhält sich zu dem später gebräuchlichen surripio ge-
radeso wie aucupium und mancupium zu mancipium und munici-
pium , womit denn auch das Perfectum surrupui gerechtfertigt
Ist. Aber auch surruptus ? Allerdings findet sich diese Form in
den Handschriften z. B. Rud. 1105. Poen. IV, 2, 80. Pers. I, 3, 70
(unter welchen Stellen jedoch an der ersten die syncopierte Form
surpta mit Hermann bei R. Parerga I. p. 379 hergestellt wer-
den muss, an den beiden andern mit Brix Quaest. prosod. p. 21.
23 wahrscheinlich herzustellen sein wird), aber auch z. B. sub-
rupturum in B Asiu. V, 2, 80, in welchem Verse, wenn man nicht
ohne Noth se surpturum corrigieren will, die viersilbige Form
vom Metrum verlangt wird, so wie Poen. prol. 103 ein uothwcndig
dreisilbiges surrupta und ebend. V, 2, 2 surruplicias. Dennoch
trage ich kein Bedenken das u in diesen Participialformen allein
den Abschreibern zur Last zu legen: denn so wenig jemals aucups
oder mancups neben aucupium und mancupium gesagt worden ist,
so wenig lässt sich surruptus (oder subruptus) rechtfertigen, son-
dern cs ist überall wo die volle Form wegen des Metrums noth-
wendig ist, surreptus (oder subreptus) zu schreiben, wie auch
z. B. Poen. V, 4, 77. Pers. III, 1, 52. Aulul. prol. 39 in B, Rud.
argum. acrost. 3 in BC richtig steht (vgl. auch subrepsit und nicht
subrupsit Mil. 313) Uebrigens bin ich überzeugt, dass diese
Ablautung des slammhaften a der Verba primitiva in u in der Com-
position sich nicht auf dies dine Verbum subrupio beschränkt
habe; von ihrer weitern Ausdehnung sind uns noch manche Spu-
ren erhalten. Ausser den schon oben erwähnten aucupium und
mancupium (neben mancipium) erinnere ich an die auch in der
spätem Latinität gebliebnen Verba recupero (neben recipero) und
occupo, alle von der Wurzel cap gebildet, ferner an occulo vom
Stamm cal, der in calim oder callim clam ) und in xalvnvm
offen zu Tage liegt, an percutio u. ä. von quatio , conculco u. ä.
von ca/co, insulsus von salsus (vgl. Rud. 517) , insula (von in
salol Festus Pauli p. 111), sodann an das oben in Trin. 1052
hergestellte occupio, auf welches die Spuren der Handschriften
ganz entschieden führten und das auch noch durch eine andere
sehr gute Quelle bestätigt wird : im Stichus nemlich V. 760 findet
sich bei Nonius, der diesen Vers p. 5 citiert, in dem (von einem
künftigen Herausgeber des Nonius durchaus zu benutzenden) Codex
Bambergensis M. V. 18 saec. X (dessen Varianten ich der freund-
lichen Mittheiiung Halms verdanke) nicht occipito geschrieben,
wie alle übrigen Handschriften des Nonius und alle Plautinischeu
haben, sondern occupito , ohne Zweifel alte Ueberlieferung: nach
welchen zwei schwachen, aber sichern Spuren ich gar keinen An-
stand nehme occupio statt occipio im l'lautus überall hcrzustel-
Ri t sch 1 : T. Maoei Plant! comoediae.
253
len ♦). Ferner haben BCD im Mil. V. 279 die Form insuliamua
erhalten, weiche R. nicht hätte gegen insiliamm vertauschen
dürren: ich habe dieselbe auch Rud. 366, sowie nach ihrer Ana-
logie ebend. V. 75 und 173 desului und Trio. 216 promlui einge-
fiihrt. Andere Belege derselben Ablautung werden sich vielleicht
noch in grösserer Zahl aus dem später zu veröffentlichenden hand-
schriftlichen Apparate zum Plautus sowie zu andern Denkmalen
der altern lateinischen Literatur ergeben; für jetzt genüge es dar-
auf hingewiesen zu haben.
Sehr achön ist p. xeix ff. die Existenz der Negation hau neben
hatid oder haut nachgewiesen ; jedoch ist R. in Herstellung der-
selben im Text des Trinummus wenigstens nicht über die^hand-
schriftliche Beglaubigung hinausgegangen; erst zu Bacch. 864 er-
klärt er vor d und t immer hau schreiben zu wollen. Durch eine
vollständige Zusammenstellung aller der Stellen, in denen diese
vocalisch auslautende Form durch die Handschriften und Zeug-
nisse der Grammatiker beglaubigt wird , wird sich ein Princip er-
geben, vor welchen Consonanten dieselbe consequent herzustellen
ist (die Verbindung hauscio stellt Haasc zu Reisigs Vorles.
S. 280 mit Recht mit den Fällen zusammen, wo das d der Praep.
ad in der Zusammensetzung mit solchen Verben, in denen auf den
Anlaut s noch ein Consoiiant folgt, der Euphonie wegen ausge-
stossen wurde, wie ascribo ascisco). So viel wir bis jetzt ge-
sehn haben, steht hau sicher vor d (Bacch. 506. Mil. 97 in CDa),
vor t (Most. II, 1, 47. Mil. 293 in Ba. Verg. Aen. X, 599. vergl!
p. cccxxv) , vor l (Trin. 233), vor s (Most. Hl, 2, 96. Pseud. 1, 2,
80. Poen. IV, 2, 13), vor b (Trin. 462), vor p (Stich. 59. 297.
488. Most. III, 2, 105. Rud. 222. Verg. Aen. XII, 76 und in der
Inschrift N. 4848 bei Orelli), vor / (Mil. 381), vor m (Stich.
118. Cure. IV, 2, 26 in B au male , d. i. hau male. Verg. Aen.
III, 610. XII, 506). Somit dürfte das Princip nicht verwerflich
sein, dass die Form hau vor allen Lingualen und Labialen (also
ausser den genannten auch noch vor n j und v) herzustellen, vor
allen Gutturalen dagegen (g c q r h) und natürlich auch allen Vo-
calen immer haut zu schreiben sei.
Als Beispiele der euphonischen Einschiebung des p hinter m
vor einem folgenden Consonanten werden p. eil f. aufgeführt
dampnum conlempnit und sogar anlempnae , über welche Formen
*) Vielleicht ist dieselbe alte Form wie in der obigen Stelle des
Trinummus , so noch öfter in nnsern Handschriften in cupio corrumpiert
worden: so ist es mir gar nicht unwahrscheinlich, dass Bacch. 57, wo
die Handschriften haben : Egomet aput me quid Stulle facere cupias pro-
hibeam und R. mit Camcrarius si quid statt quid geschrieben hat, viel-
mehr so herznstcllen sei: „Egomet aput me ndquid stulte fäcere occupias
pröhibeam“ : dass nc nach me leichter ausfallen konnte als si ist klar.
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254
Lateinische Litteratnr.
R. weiter bemerkt : „quae si qni non e vulgär! pronuntiandi con-
suetudine ipsius antiquitatis relicta esse, sed codicibus inbaerescere
c posteriorum saeculorum barbarie opinantur: qui tandem factum
dicent ut, quo qui a barbarie propior codex est, co illarum quidem
aaperitatum minus, eo autem plus teneat, quo ab illa est remotior
et propius ad autiquitatem recedcns'J“ Es ist ihm indessen mit
dieser Behauptung etwas menschliches begegnet, denn um bei
den Piautiuischen Handschriften stehn zu bleiben, so ist unter
den genannten Wörtern conlempnit das eiuzige, das in dieser
Form Trin. 323 und Mil. 1236 in B erscheint; dampuum und an-
tempnae (auch dampnare Trin. 829) sind nur aus C und D aufge-
nommen. Auch erwähnen weder die alten Grammatiker, bei denen
von der Einsetzung des p hinter m vor s und t vielfach die Rede
ist (8. die Zusammenstellung bei Schneider latein. Elemcntarl.
S. 466 fT), irgend ein Beispiel jener Einsetzung vor n noch wird
dieselbe durch inschriftliche Zeuguissc beglaubigt (vgl. Schnei-
ders. 470). Ich habe deswegen in meiner Textrevision immer
damnurn (aber nicht antemnae , sondern anlennae von dvd und
tendere mit D öd erlein Handb. der lat. Etym. S. 10) geschrie-
ben, dagegen contempno beibehalten, und zwar einestheils wegen
der Auctorität des B, anderestheils weil ich die von Curtius
sprach vergl. Beiträge I. S. 79 vorgeschlagne Ilerleitung dieses
Wortes von ran-sivoe für richtig und deswegen das p in demsel-
ben für organisch hielt. Aber gesetzt auch diese Ilerleitung
wäre die richtige (sie wird indessen jetzt von M o m m s e n unter-
ital. Dialekte S. 286 angefochten, der contemno von der Wurzel
tsp- ableitet) , so hätte ich darum immer noch nicht contempno
schreiben dürfen, da sich, wie Curtius selbst bemerkt, temno
zu tap verhält wie somnus zu sop(or) [oder auch zu vn-vo$], das
p der W'urzel also vor n geradezu in m übergegangen ist; so wenig
man also sompnus irgendwo (ausser etwa in jungem Handschriften)
findet, so wenig ist die Schreibart contempno zu billigen, statt
der sich auch contemnam Stich. 305 in sämtlichen Piautiuischen
Handschriften richtig findet; man vgl. noch Wagners Orthogr.
Verg. p. 422, der bemerkt, dass von der Schreibung contempnunt
ausser einer einzigen Stelle sich in den ältesten Handschriften des
Vergilius keine Spur finde. Was die andere von Curtius ange-
führte Analogie „damnum zu d«w(avi;)“ betrift, so ist diese wol
nicht mehr stichhaltig, da da-mnum vielmehr mit Mommsena. a.
O. S. 248 für eine Participialbildung = quod datur anzusehn ist
(eigentlich da-menum , wie uort-u-menus , uortumnus = qui
uortitur; vgl. dazu Ritschl im Museum für Philol. VII. S.314f.
Anra.). Uebrigens hat in Betref der Schreibung dieses Wortes
damnurn R. selbst seine Ansicht bereits reformiert: denn Baccli.
66. 67. 117. 1032. 1103 sehn wir damnis damnurn u. ä. im Text,
obgleich in CD zum Thcil auch hier die Formen mit eingesetztem
p stehn. Gelegentlich bemerke ich hier noch , dass ich den Na-
Ritschl: T. Macci Plaut: comocdiac.
255
men des Gottes, den ich Trin. 820 mit Bergk Comm. de Trin.
p. xiii statt des handschriftlichen nepiuni hergestellt habe, nicht
hätte Portumno schreiben dürfen, sondern Portuno , da diese
Form nicht allein durch Inschriften (N. 1585 und Bd. II. p. 397
der Ore 11 Ischen Samlung; die unter N. 1586 zusammengefassten,
in denen portvmvo steht, sind von Ligorius gefälscht), sondern
auch durch die Handschriften fast überall beglaubigt wird ; s. Varro
de ling. Lat. VI, 19. Cic. de nat. deor. II, 2ö, 66. Ovid. Fast. VI,
547. Verg. Aen. V, 241 und daselbst Servius. Fest. Pauli p. 56, 5.
243, 1. Schol. Veron. Verg. p 95, 12 Keil (auch bei Probus in
Verg. p. 45, 1 hätte Keil aus dem Parisinus Portunum in den
Text setzen sollen).
Die p. civ dem Plautus vindicierten Formen rusum prosus su-
smn finden sich auch sonst in guten Handschriften, so namentlich
bei Cicero: rusus hat der IVIediceus in den Epist. ad Farn. IX, 9,3.
XI, 10, 4; prosus der Gudianns 294 (saec. X) von erster Hand
Tusc. II, 19, 45 ; prossus (d. i. gleichfalls prosus) derselbe cbend.
I, 5, 11; auch de tiu. 111, 10, 34 weist die Corruptcl des Erlangcnsis
risns vielmehr auf rusus als auf rursus. So auch rusum bei Gratius
Cyneg. 244, introsum ebend. 431. In dem Zeitalter der Autoni-
nen scheint die Schreibweise dieser Wörter ohne r auch wieder die
berschende gewesen zu sein, wie Mais Index orthographicus zum
Fronto zeigt. Vgl. auch Schneiders lat. Elementar!. S. 471 f.
Nachträge zu diesem die Orthographie behandelnden Capitel
werden sich aus den übrigen Stücken noch in grösserer Zahl er-
geben. Aus dem Trinummus selbst hat schon Bergk a. a. O.
S. 1127 die in V. 11 aus A herzustellende Form uociuas auris
nachgewiesen, die um so weuiger übersehen werden durfte, als
auch Cas. prol. 29 B aures uociuae bietet *). Ferner ist im Mil.
390. 391. 401. Bacch. 897 aus den Handschriften die durch Fe-
stes Pauli p. 28 M. und durch Priscian. p. 562 P. beglaubigte
Form ausculari statt osculuri , Mil. 852. 856. Bacch. 305 cassare
statt quassare aufgenommen worden. Auf die der Theorie der
altern Grammatiker entsprechende Orthographie des Wortes
maiiores in A Trin. 632 (ebenso aiiebas Trin. 428 in A , wie die
von R. zu diesem Verse angemerkten Scliriftzüge von Schwarz-
mann wirklich gelesen worden sind ; ferner eiia Bacch. 630 in B,
*) Za den beiden von Bergk beigebrachten inschriftlichen Zeug-
nissen fiir vocatio statt uacatio und vocvam (übrigens steht dieses
nicht in N. 4860, sondern in N. 4859 bei Orelli) kann ich noch ein
handschriftliches hinzufügen: bei Nonius p. 436 lautet das Ciceronische
Fragment in dem oben erwähnten Bambergensis so: „M. Tullius ad Cae-
sarem iuniorem lib. II [nicht I]: quo [sehr, quom ) mihi et Filippo uocatio-
nem das, bis gaudeo: nam et practcritis ignoscis ct concedis futura die
übrigen Handschriften und die Ausgaben haben uacationem.
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256
Lateinische Litteratnr.
dies beiläufig ein Beweis dass das i in dieser Interjection wie in
heia cousouantisclier Natur ist) hat gleichfalls schon Bergk S. 1140
hingewiesen (vgl. auch Schneiders lat. Elcmentarl. S. 277 lf.
Wagners Orthogr. Vcrg. p. 442 f.). Ebenso glaube ich in den
Schreibungen des B Bacch. 105 kalet und 309 karissmnus (dies
auch Men. 1, 1, 30) alte Ueberlieferung au erkennen, vgl. Quinc-
til. I, 7, 10 .,quidam eam (literam K), quotiens A sequatur, neces-
sariam credunt“: Wagner a. a O p. 444*). — Als Beitrag zu
der viel besprochnen , aber wo! nie zur Entscheidung kommenden
Frage über arcesso und accerso (die Literatur am vollständigsten
hei Eilend t zu Cic. de Orat. II, 27, 117) hier die Bemerkung,
dass jene Form Mil. 480 (und zwar hier wie Stich. 196. 266. 267.
327 auf die alleinige Auctorität des A), Bacch. 354. 796. Stich.
150. 676, die andere (accerso) Mil. 70. 975. 1185. 1283. 1296.
Bacch. 424 im Text steht. Ich kann mich nicht enthalten hier
auf das von Jahn zu Pers. 2, 45 angeführte Factum aufmerksam
zu machen, dass im Kalend. Praenest. pr. Non. April, steht:
MATER. MAGNA. EX. LIBRIS. SIKVLL1NIS. ARCKSSITA, während die
Florentiner Handschrift des Varro de ling. Lat. VI, 15 von dersel-
ben Begebenheit schreibt: ex libris Sibyllinis accersita. Dies
Verhältnis zusammengehalten mit der oben erwähnten Erschei-
nung, dass in fünf Plautiuischen Versen A allein arcesso erhal-
ten hat, während alle übrigen Handschriften accerso bieten, dürfte
wol geeignet sein das Verfahren desjenigen, der einmal eine con-
sequente Orthographie durchführen will, immer arcesso zu schrei-
ben, zu rechtfertigen, zumal diese Form auch von Seiten der
ratio die einzig richtige zu sein scheint : arcesso ist nemlich zu-
sammengesetzt aus ar, der alten auch sonst hinlänglich beglaubig-
ten Form der Praep. ad, und cesso, welches sich zu cieo oder c/o
verhält wie capesso facesso laccsso zu capio facio lacio.
Mit dem zehnten Capitel (p. cxv ff.) beginnen die Grund-
züge eines Systems der Plautinischen Prosodik und Me-
trik, welches System selbst R. später vollständiger ausgearbeitet
zu veröffentlichen verspricht. Nach einer scharfen aber gerechten
Geisselung der bisherigen uncritischen und unwissenschaftlichen
Behandlung dieses Gegenstandes erörtert R. zunächst die Frage
über den Einfluss der Position. Bekanntlich hatte Bentley
in seinem Schediasma de metris Terentianis für den ersten Fuss
*) Führen nicht auch Mil. 745 die Varianten der Bücher introuxt in
C and introduxi in den übrigen vielmehr auf die Schreibung instrouxi als
auf instruxi , was R. aus A in den Text gesetzt hat, und hätte jenes nach
den von R. befolgten Principien nicht ebenso gut aufgenommen werden
müssen wie anderswo summeis liteis noctcis u. ä. ? Vgl. indessen über
die Geltung des OV in der ältern lateinischen Schrift jetzt Mommsen
untcrital. Dialekte S. 217 f.
Digit;
r Google
Ritsch! : T. Macci Plant! eomoediae.
257
der iambisclien Verse eine grössere Freiheit in Vernachlässigung
der Position in Anspruch genommen: diese leugnet R. für die
Plantinische Verskunst gänzlich und weist zugleich an mehreren
Stellen des Terentius nacli , wie jene Licenz auch dort mit Leich-
tigkeit wegzuschaflen sei. Wirkliche Vernachlässigung der Po-
sition sei bei Plautus nur in sehr wenigen eng begrenzten Fällen
zuzugeben und zwar im Inlaut zunächst in den durch den häufigen
Gebrauch abgeschiifnen Wörtern Ille tsle fase iSccum und (seltner)
ipse (letzteres ausser den angeführten beiden Versen des Tri-
nummus z. B. noch Amph. 415. Capt. 279. 292. Mil. 1145. Cure.
I, 3, 14. Cas. II, 8, 56. Poen. IV, 2, 23). Ausserdem sei die Po-
sition des doppelten l wie in Ille, so in manchen längern Wörtern,
wie sinilllumae sdtiililes supflldctile dxpapllldto und zwar durch
den Einfluss des Accents vernachlässigt worden. Als diesen Ver-
kürzungen analog vertheidigt K. p. cxxm auch die Verkürzung der
Mittelsilbe in Philippi und Philippei , warnt dagegen p. cxxvf.
sehr ernstlich davor, nicht nach Analogie von Iste und tisse auch
die Mittelsilbe in dedisti und dedisse als kurz anzunehmen und
zwar mit vollem Recht, da das i in diesen Formen, wie die erste
Person dedi zeigt, eine Naturlänge ist. Dennoch kann ich die
Aenderungen, die R. in Folge dieser dem Princip nach richtigen
Bemerkung in mehreren Versen vornimmt, nicht gut heissen und
halte einen andern vou Bergk a. a. O. S. 1129 f. vorgezeichneten
Ausweg für richtiger, um den durch dedisti dedisse und dedil in
mehreren Versen bereiteten Schwierigkeiten zu entgehen (dedi
übrigens bleibt hier aus dem Spiele, da die Verkürzung von des-
sen Endsilbe trotz der Naturlänge, wie eich unten ergeben wird,
ganz in der Ordnung ist). Betrachten wir zuerst noch einmal die
Verse, in denen dedil nach der handschriftlichen LJeberlieferung
so steht, dass es, wenn es zweisilbig gesprochen werden sollte,
trotz des folgenden Consonanten die letzte Silbe verkürzen müste:
es ist der von R. p. cxxv angeführte Vers Most. III, 1, 115 (ftir
Asin. IV, 1, 7, welchen Vers R. p. cccxxv nachträglich beibringt,
wird sich unten eine andere Emendation als nothwendig ergeben),
ferner Trin. 902. Rud. 1171:
Set ärraboni has d edi t quadraginta minas.
Ab ipsone istas äccepisti‘1 E roänibus dedit mi ipse in manus.
Et bulla aureäst pater quam dedit mihi natali die.
Aus diesen Versen zusammengehalten mit Trin. 129. Men. IV,
3, 15. Amph. 761. Pseud. IV, 2, 33:
Dedistine hoc facto ei glädium qni se occideret?
Tüte ultro ad me ddtulisti, dedisti eam donö mihi.
Dedisse dono hodid qua te illi dönatum esse dixeras.
Nömen est. Scio iäm tibi me rdete dedisse epistulam.
geht wol zur Genüge hervor, dass Bergk s Ansicht, man habe
das Perfectum dedi so rasch ausgesprochen , dass die Reduplica-
tlon mit der Stammsilbe verschmolzen sei, die unzweifelhaft
ff. Jahrb. f. Phil. u. Päd. od. Krit. Bibi. Dd. LX. Hft. 3. 17
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258
Lateinische Litteratnr.
richtige ist. Absichtlich habe ich aus obiger Reihe die beiden
Verse Trio. 127 und Cure. II, 3, 66 weggelassen , da diese aus
andern Gründen als wegen der metrischen Schwierigkeit des de-
disti von R. emendiert worden sind ; indessen habe ich in meiner
Epist. crit. p. xm für den letztem der beiden genannten Verse
auch eine Fassuug vorgeschlagen , in der Dedistin zweisilbig blei-
ben würde (vgl. dazu Stich. 565 f.). Dagegen trage ich kein Be-
denken ein einsilbiges dedit Bacch. 532 herzustellen: „Sdt ue-
niam mihi quam grauate dedit pater de Chrv^8alo l •' , ; so wird an
der handschriftlichen Ueberlieferung weiter nichts geändert als
dedit pater statt pater dedit, während Hermanns Herstellung
dieses Verses, die auch R. p. clviu angenommen hat, bei weitem
gewaltsamer ist. Ferner ziehe ich hierher Men. HI, 2, 43 „Pal-
lam istanc hodie eämque dedisti Erötio“, in welchem Verse de-
disti uothwendig zweisilbig gesprochen werden muss nach der von
R. selbst in der Vorrede zum Miles p. xxu angedeuteten durch-
aus richtigen Beobachtung, wonach „anapaestum ars vetuit bino-
rum vocabulorum consociationc lieri, quorura prius in media ana-
crusi finiretur.“ Auch in dem baccheischen Tetrameter Poen. 1,
2, 13 „Eae nos lauändo, eluendo operam dederunt“ möchte
ich dederunt lieber als Spondeus denn als Anapaest gemessen
wissen. Zum Schutz des handschriftlichen detulisti in dem obigen
Vers der Menaechmen , welches R. in tetulisti et ändern wollte,
verweise ich auf I, 2, 60. II, 3, 42. IV, 1, 3. 2, 37. 89. V, 2, 56
desselben Stücks und Asin. V, 2, 2. 35. Auch in Trin. 129 wird
die Wahrscheinlichkeit dafür, dass facto Glossem sei, wie R. nach
Bothes Vorgang angenommen bat, geringer, wenn man die
Stelle im Text selbst uaclischlägt und findet, dass Ritschls An-
gabe in den Proleg. „cum facto sit in A , pacto in reliquis“ auf
einem Versehn beruht (durch Verwechslung mit V. 649 entstanden),
indem die guten Bücher alle in facto übereinstimmen, welches die
Itali correctores in pacto geändert haben, aber ohne ausrei-
chenden Grund , vgl. Asin. V, 2, 12. Epid. I, 2, 6. Uebrigens
dürfte diese Eigenthümlichkeit der Aussprache von dedi wo! auf
das Simplex zu beschränken sein: von Compositis, auf die man
dieselbe auszudehnen geneigt sem könnte, wüste ich augen-
blicklich kein anderes Beispiel als perdidi Rud. 222, welcher Vers
nach der schönen Ergänzung Ritschls im Museum f. Philol. V.
(1847) S. 145 so lautet: „Ita res sordent: nitae hau parco: pdr-
didispem qua me dblectabam.“ Hier könnte man allerdings
vermuten , dass perdidi zweisilbig zu sprechen wäre ; aber der
Vers ist ein trochaeischer Octonarius, und dass für diese Vers-
gattung Licenzen gestattet waren, die in den Versmassen des Dia-
logs geradezu unerhört sein würden, ist sicher; wie also z. B. Rud.
961 in einem trochaeischen Octonar censeo , Mil. 1023 in einem
anapaestischen Tetrameter huiuamodi , ebend. 1024 maxume,
1031 impera , 1043 dignior , Pseud. II, 1, 1 prospere (sämtlich
Ritschl: T. Macci Plauti comoediae.
259
eigentlich crctische Wortfüsse) als Dactylen gemessen sind (noch
mehr andere Beispiele unten), so glaube ich dieselbe Freiheit
auch für perdidi in jenem Octonarius in Anspruch nehmen zu
dürfen. Sollte dies aber dennoch als unmöglich erscheinen, so
bliebe immer noch, eh man zur zweisilbigen Aussprache seine
Zuflucht nehmen miiste, der Ausweg offen, „pdrdidi spem qua
öblectaba r“ zu corrigieren.
Als weitere Fälle von Vernachlässigung der Position inner-
halb eines Wortes zählt R. p. cxxvi die Wörter tnde [nebst per-
tnde Stich. 520] ünde intus Inter nämpe omnia auf und belegt die
Verkürzung der ersten Silbe in denselben durch eine reiche Sam-
lung von Beispielen , die zum grössten Theil critisch besprochen
werden. Nach Analogie von inter gibt R. auch für die erste Silbe
von interim und einigen Compositis wie interpellatio (Trin. 709)
die Verkürzung zu und fasst dann das Resultat dieser ganzen Un-
tersuchung in folgenden Worten zusammen: „neglecta in media
voce vis positionia et paucorum vocabulortim bisyllabo-
rura certis exemplis continetur, et iliorum ita comparatorum nt
nec tres unquarn corripiantur sed tantum biuae couso-
nantes, et harum altera, si a st et geminatis discesseris, so-
leat li q u id a esse.“ Zwischen zwei Wörtern findet nach R.
Vernachlässigung der Position nur in zwei Fällen statt, nemlich
bei Apocope der Fragpartikel ne, wie in ilän tandem , hüben tu
id auru/n , und bei den Pronominen hic und hoc vor einem mit qu
anlautenden Worte (nach Analogie von gecum) und zwar auch nur
im Anfang der Verse. Iah beschränke mich hier auf diese ein-
fache Relation über Ritschls Ansichten, da ich in dieser gan-
zen Frage aber die Vernachlässigung der Position in wesentlichen
Punkten zu andern Resultaten gelangt bin, deren Begründung ich
mir, da sie hier einen unverhältnisraässig grossen Raum in An-
spruch nehmen würde, für einen andern Ort Vorbehalte.
Das eilfte Capitel (p. cxl ff.) handelt von der Ecthlipsis
oderSyncope. Eine Reihe zweisilbiger Nomina und Partikeln
von iambischer oder pyrriehischer Messung, die zwischen ihren
beiden Vocalen einen Consonanten und zwar eine Liquida haben.
Ist in der Plautinischen Sprache oft einsilbig gesprochen worden:
so bonus malus manus eenes domtis in allen ihren zweisilbigen
Formen, foree nebst foris und foras, colos amor eoror erum
nebst eri and ero , merum uiro u. a. (ich füge noch parum hinzu,
vgl. Trin. 661. Mil. 695); ferner simul oder in archaistischer
Schreibung semul, tarnen (jedoch möchte diese Partikel jetzt
wol aus der Reihe zu streichen sein , da sich dafür überall , wo das
Metrum die Einsilbigkeit verlangt, die durch A Stich. 44 beglau-
bigte Form tarn herstellen lässt, s. meine Epist. crit. p xv), enim
(«ehr schön wird die einsilbige Aussprache dieser Partikel durch
das Oskische bestätigt, wo sich nach Bergks Bemerkung a. a. O.
17 *
DigitiZ'
M
Google
260
Lateinische Litteratur.
S. 1130 neben 5 nun auch in findet [s. Mommsen unterital. Dia-
lekte S. 264], so dass das Wort im Lateinischen einsilbig wol wie
ein gelautet haben werde), sernel (vgl.Capt. 757 „Satis sum sem cl
dcceptus: speraui miser“: denn so muss accentuiert werden, nicht
„Satis süm semdl dcceptus . .“) und ausserdem noch zwei andere
Partikeln, die freilich keine Liquida, sondern eine Muta als Inlant
haben , deren Einsilbigkeit aber doch durch eine zu grosse Zahl
von Versen ausser Zweifel gesetzt wird: aput und quidem. Die
letztere Partikel kann sogar, wenn ein vocalisch anlautendes Wort
darauf folgt, so gänzlich elidiert werden, dass weiter nichts als
q'd’ davon übrig bleibt, so Trin, 58 „Dum quidem hercle tecum
mipta sit, sand uelim“ (vgl. anch p. cccxxvn). Nun warnt R.
p. cuv davor hierin nicht zu weit zu gehn und z. B. Trin. 559
(nicht 569) die handschriftliche Lesart „Meus quidem hdrcle
numquam fiel . vertheidigen zu wollen. Ich gestehe aber
wirklich zwischen den angeführten beiden Versanfängen keinen so
grossen Unterschied zu finden (der eine ist spondeisch , der an-
dere entweder anapaestisch , wenn von meus der Auslaut abge-
worfen wird, oder gleichfalls spondeisch, wenn meus einsilbig
gesprochen wird), dass ich die Lesart aller Handschriften (A mit
eingeschlossen) darum verwerfen möchte. Es finden sich der
Beispiele von einer für unser Ohr sehr harten Verschluckung des
einsilbigen quidem auch sonst genug. Auf Baccli. 1169 „Non h<>-
mo tu quidem es qui istöc pacto . .“ und 1204 „. . Quam qui-
dem äctutum emoriämur“ will ich als auf anapaestische Verse kein
besonderes Gewicht legen; aber man vgl. z. B. Rud. 322 „Eum
quidem dd carnuficerast adquius . Capt. 866 . Mihi qui-
dem essurio, ndn tibi.“ Cist. I, 1, 45 „Haec quidem e'castor
cotidie . Asin. IV, 2, 8 f. „lam quidem hdrcle ad illam hinc
ibo, quam tu pröpediem [| Nisi quidem lila ante occupässit te,
eefliges scio.“ Poen. 1,2, 103 „Vt tu quidem huius oculös in-
lutis . Epid. I, 1, 89 „Tu qnidem antehac aliis solebas . .“
I, 2, 8 „lam istoc probior es meo quidem animo, quöm in amore
temperes.“ 11,2,18 „Et ego Apoecides sum: Et ego quidem
sum Epidicus . (wo ich gar nicht gewillt bin Et equidem zu
corrigieren). Mil. 158 „Mihi quidem iam arhitri uicini . .“ wo
ich es auch nicht billigen kann , dass R. iam getilgt hat. Stich. 4
„Quorum quidem nos negdtiis . eine Emendation statt des
unmöglichen handschriftlichen Quorumque nos, die R. selbst vor-
geschlagen, aber als „duriusculum“ verworfen hat: ich halte sie
für entschieden richtig.
Mit besonderm Nachdruck wird hervorgehoben , dass diese
Ecthlipse oder Syncope nur auf Norainalformen und Partikeln An-
wendung erleide, durchaus nicht auf Verbalformen: alle die
Stellen , in denen man uelis uoles uolunt u. dgl. früher einsilbig
angenommen hat, werden von R. p. cxLvmff. beseitigt (auf einige
derselben werde ich unten zurückkommen). Dagegen ist jene
Hitachi : T. Macci Plauti comoediae.
261
Freiheit auf mehrsilbige Derivata der oben genannten zweisilbigen
Nomina und Adverbia ausgedehnt worden: so können tnaleficium
beneficiunt domicilium viersilbig, aeneclus zweisilbig gesprochen
werden. Einen ähnlichen Einfluss wie in den genannten Wörtern
die Liquidae übt in andern der Hauchlaut u: wo diesem neralich
ein kurzer Vocal vorausgeht (ausnahmsweise auch ein langer, wie
in nanem and obliuisci , s. Kitschis Anm. zu Mil. 1359), hat
er die Kraft die vorhergehende Silbe mit der folgenden zu diner
zu verschmelzen : so werden bottes louis u. ä. einsilbig, iuuentus
zweisilbig, uuonculus dreisilbig, cauillatio viersilbig (gleichsam
caullalio). Vereinzelt steht die Syncope in minUtremus und ma-
gülralus , deren dreisilbige Aussprache (minstremus , nicht wie
R. meint m'nistremua , und maislratus ) von Bergk a. a. O.
S. 1130 f. gleichfalls aus dem Oskischen gerechtfertigt wird *).
Denselben Einfluss wie u in den oben genannten Wörtern äussert
t in eins cuius buius, die ebenso oft einsilbig wie zweisilbig ge-
braucht werden. Endlich hat die äusserlichc Aehnlichkeit mit
aput auch bei coput einigemal einsilbige Aussprache bewirkt.
Hiermit ist aber auch der Kreis dieser Gattung von Licenzen ge-
schlossen: dass pater und patrem nicht einsilbig gebraucht wor-
den sind, weist R. durch gründliche Critik der dafür beigebrach-
ten scheinbaren Beweisstellen nach , und was sonst noch von der-
gleichen Licenzen angeführt werden könnte, ist entweder unsicher
oder aus freiem Versmassen entlehnt.
Das zwölfte Capitel (p. cuiff.) handelt von der Synize-
sis oder Synaeresia, d. h. der Verschmelzung zweier Vocalc
*) Im Oskischen nemlich ist minslrcis (wofür auch mislreis voi-
kommt) = minoris und maia = magis (vgl. M ommson a. a. O. S. 280.
275). Bergk verweist noch auf die Analogie von feneslra fenstra fe-
stra; ich füge noch hinzu monestrum monstrum mostrum: denn die letzte
Form wird durch m oslellum mostellaria belegt, auch sind die Varianten
in B mostra Trin. 948, praemostro Trin. 342, comtnostras Merc. V, 2, 53
sicherlich keine blossen Abschreibersünden, und dass monstrum aus mo-
nestrum von moneo gebildet sei, ist einerseits an sich sehr wahrschein-
lich, andrerseits wird es durch Fest. p. 138 ausdrücklich überliefert.
Vielleicht thut man also wol , z. B. Stieb. 689 geradezu minstremus, Kpid.
III, 3, 37 adminslraret zu schreiben, wie ich gar kein Bedenken getragen
habe, Mil. 379 und Rud. 88 die Form fenstra in den Text zu setzen, da
1) das Metrum die zweisilbige Form verlangt, 2) die genannte Form nach
Analogie von monstrum durchaus regelrecht gebildet ist und 3) die an
den beiden angeführten Stellen und Cas. I, 1, 44 (ausser welchen das
Wort bei Plautus gar nicht vorkommt) in den Handschriften überlieferte
vulgäre Form fenestra vielmehr auf fenstra als auf das durch Festus Pauli
p. 91 beglaubigte und von Bcntley zu Ter. Heaut, III, 1, 72 cmpfohlne
festra hinweist.
262
Lateinische Litteratur.
in einen Laut innerhalb eines Wortes. Die gewöhnlichsten
und durch den gleichen Gebrauch anderer Dichter bereits con-
statierten Fälle dieser Art, wie dein dehinc deontim praeut
t/uoad coire atilehac u. s. w. werden nur beiläufig erwähnt, ge-
nauer dagegen die derPlautinischen Sprache eigenthiimlichen Fälle
erörtert. Synizese des Vocals i mit einem folgenden findet sich
in den Versmassen des Dialogs nur in dies mit seinen zweisilbigen
Casus, (litt mit diutius und trium , sowie in der einzigen Verbal-
form scio nebst sciam seine geint scies seiet u. s. w. und seinem
Compositum nescio (p. ci . xvii ), mit einem vorausgehenden Vocal
in ais ail und aibam. Die Einsilbigkeit von scio wird schon von
den alten Grammatikern Charisius p. 6. Diomedes p. 430. Marius
Victorinus p 2472 P. berichtet und erwähnt, dass manche dann
hätten seo sprechen wollen (vgl. Dcrgk a. a. O. S. 1130 Anm.).
Ob aber dieses einsilbige scio vor einem Vocal gänzlich habe elidiert
werden können, möchte ich doch bezweifeln; einige Beispiele aus
dem Trinummus werden durch R. p. clxiii beseitigt; Men. IV,
3, 3 ist die handschriftliche Wortstellung „Sein quid est quod ego
äd te uenio? Scio ut tibi ex me sit nolup“ aus einem andern
Grunde zu rechtfertigen (aus demselben hätte auch Mil. 1366
„Scio et perspexi sadpe . . “ nicht angetastet werden dürfen);
Capt. 71 dagegen ist umzustellcn: „Scio dictum apsurde . ln
freiem Metren, wie Octonarien und Anapaesten, kommen auch
noch andere Synizescn vor, wie zweisilbiges olio gatidium filio
filia/n u ä. (ich habe danach auch praemium in dem haccheischcn
Tetrameter Amph. 648 zweisilbig zu messen gewagt); von den
Versmassen des Dialogs aber sind solche Licenzen durchaus fern
zu halten . sowol in Nominal- als auch in Verbalformen, yludi-
batn und scibam können natürlich nicht als Ausnahmen angeführt
werden, da hier das e schon bei der Formhildung mit dem kurzen
Auslaut der Wurzel in i contraliiert worden ist (vergl. Cnrtius
sprachvergl. Beitr. I. S. 290 ff.); das zweisilbige snrriunt Capt. 663
wird durch die sonsther beglaubigte Schreibung särinnt entfernt,
welche sich, was ich hier beiläufig mit bemerke, bei Nonius p. 7,
wo jener Vers der Captivi citiert wird, in dem codex Bambergen-
sis geradezu erhalten hat (auch bei Varro de ling. Lat. V, 134
führt das sarcendo der Handschriften vielmehr auf sariendo als
auf sarriendo , wie in unscrn Texten steht). Alle übrigen schein-
bar entgcgenstchenden Stellen sind corrupt: dahin gehört auch
MH. 69, in welchem Verse R. p. clxiv das zweisilbige ambiunt
zu rechtfertigen gesucht hat, aber jetzt gewis nicht mehr auf-
recht zu erhalten gewillt ist. nachdem Fritzsche in der Vorrede
zum diesjährigen Rostocker Sommercatalog p. 4 ebenso leicht als
sicher emendiert hat ,,. . örant ambae et öpsecrant.“ Ausser
i bilden noch Synizese die Vocale e und «: ersterer in detts mens
und allen hierher gehörigen Formen von is und idetn , so wie vom
Verbum eo (aber nur vom Simplex, das einzige Beispiel von einem
/ Goc
Heiland : Zur Frage über die Reform der Gymnasien.
263
Compositum , ein dreisilbiges transeuntem Mil. 676 ist in der
Ausgabe dieses Stückes beseitigt); letzterer in duellum tnus
Stirn duo quuttuor puer puella und in fui nebst den dazu gehöri-
gen Formen ohne r auser fuere.
(Der Schluss dieses Artikels folgt im nächsten Heft )
Weilburg. Alfred Fleckeisen.
Zur Frage über die Reform der Gymnasien. Von Dr. Carl Gu-
stav Heiland, Oberlehrer am königlichen Doingymuusium zu Halber-
stadt. Halle 1850. 108 SS.
„Die vorliegende Schrift ist vom Standpunkte der Ilcactiou
geschrieben. Sie rcagirt gegen den pädagogischen Radicalismus^
der, von den Stürmen des Jahres 1848 getragen, in der Gymnasial-
pädagogik tabula rasa zu machen und die Anerkennung der Revo-
lution auch im Gebiete des höheren Schulwesens durchzuführeu
bemüht ist.“ „Jetzt, heisst es zu Aufang der Schrift weiter,
nachdem sich die Stürme etwas gelegt und die Dämonen der Re-
volution gebändigt oder zur Besonnenheit zurückgeführt sind,
dürfte der Zeitpunkt gekommen sein, dem Positiven in der Gym-
nasialbildung das Wort zu reden und die ehrwürdigsten Institutio-
nen unserer Vorfahren gegen die von einer irregeleiteten Zeit-
richtung getragenen und Oberflächlichkeit der Bildung, sowie Früh-
reife des Charakters erstrebenden Bewegungen der modernen
Reformatoren in Schutz zu nehmen. Ohne Ahnung der geheim-
nissvollen Kraft und Bedeutung und des positiven Kernes, den
alles geschichtlich Ueberlieferte in sich trägt, beeifert man sich
vom Standpunkte abstracter Theorien und Principien aus das Alte
iu Trümmern zu schlagen, und unbekümmert, ob das neue Expe-
riment gelingen werde , nach trotzigem Bruche mit der Vergan-
genheit ein neues Gebäude auf neuer Grundlage aufzurichten.“
So sehr man auch mit dem Verf. in allen den wichtigen Fragen,
die er in dieser Schrift zur Sprache bringt, einverstanden sein
mag, so sehr man auch den warmen Eifer, das Geschick und die
Sachkenntnis, mit denen er jene Fragen erörtert, anerkennen
muss, so wenig wird sich doch der uubefangeue Leser einer ge-
wissen Missstimmung über den von hohem Selbstgefühl und von
nicht zu billigender Geringschätzung gegen Andersdenkende ge-
tragenen Ton erwehren können, mit dem der Verf. gegen seine
Gegner zu Felde zieht. Will mau eine Versöhnung zwischen den
gegenwärtig auf dem Gebiete der Pädagogik mehr als je ausein-
andergehenden Ansichten — und wer wollte diese nicht? — so
ist es vor Allen die Aufgabe und Pflicht derer, die es unterneh-
men, zur Lösung der obschwebenden Fragen beizutragen, dass sic
den gegnerischen Standpunkt ebenso wie den eigenen möglichst
Diqi
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264
Höhere Pädagogik,
unbefangen auffassen untl der Wahrheit gemäss darsteilen. Ilr,
H hat dies nicht durchweg gctlian. Ohne es stark urgiren zu
wollen, dass es nach den einleitenden Worten seiner Schrift den
Anschein hat, als meine er der Erste und Einzige zu sein, der
„nach den Stürmen des Jahres 1848 dem Positiven in der Gym-
nasialbildung das Wort rede“, was doch in diesem und im vorigen
Jahre in Zeitschriften und Monographien in ebenso energischer
als mannigfaltiger Weise bereits von Anderen geschehen ist; so
zeigt es doch nicht von einer sine ira et Studio gehaltenen und hu-
manen Auffassung des Realismus und verwandter Richtungen,
wenn uns deren Vertreter sammt und sonders in einem Lichte
vorgeführt werden, das unmöglich das richtige und wahreist, wenn
wir sie uns nicht sämmtlich als Leute denken wollen, die mit der
Vergangenheit, weil sie sic nicht kennen, trotzig gebrochen und
nun oberflächlich und blind ins Blaue hinein theoretisiren. Dass
es auch solche giebt und immer gegeben hat , wer wollte es leug-
nen? Doch verlohnte es wohl kaum der Mühe, gegen diese mit
solchem Aufwand von Zeit und Kraft den Kampf zu beginnen;
wogegen diejenigen Männer , die , mit Erfahrung und gediegenen
Kenntnissen ausgestattet, durch langes Nachdenken zu der Lieber-
zeugung gekommen sind , dass es ausser dem Wege, den bisher
die Gymnasien verfolgt haben, noch einen andern giebt, um zu
einer wahrhaft menschlich-edlen Bildung zu gelangen, in anderer
Form und zum Theil auch mit anderen Gründen widerlegt werden
mussten. Das Princip , das dem Realschulweseu zu Grunde liegt,
hat unstreitige — denn es ist Thatsache , wie die zahlreich beste-
henden und stark besuchten Anstalten der Art beweisen — in dem
Zeitbewusstsein, als desseu Vertreter wir nicht etwa die ober-
flächlichen und tabula rasa machenden Köpfe betrachten, tiefe
Wurzel geschlagen, und darum hat es jedes Falls historische Be-
rechtigung. Ob diese Berechtigung auch eine innere und im We-
sen der Sache begründete ist, darüber muss und wird die Zeit
entscheiden. Wer aber in der Gegenwart jenes Princip bekäm-
pfen und als nichtig darlegcn will, an den ergeht die unerlässliche
Forderung, dass er es nicht blos an seinen letzten Spitzen und
Auswüchsen, sondern in seinem Kern und innersten Wesen an-
greife. Dass dieser Forderung Ilr. II. nicht vollständig genügt
hat, ist um so mehr zu bedauern, als der günstige Eindruck, den
die grosse Wärme und die sittliche Energie, mit welcher der Verf.
für eine tüchtige, nicht ohne gründliche classische Studien zu ge-
winnende Bildung streitet, bei dem Leser zurücklässt, durch
jenen Mangel sehr merklich geschwächt wird. Begnügen wir
uns vorläufig mit diesen allgemeinen Bemerkungen, die im Ver-
laufe unserer Beurtheilung ihre speciclle Erörterung finden wer-
den, und wenden wir uns sogleich zur Betrachtung des Inhalts der
XXV Abschnitte, in welche die Schrift zerfällt. Der Verf. er-
klärt zunächst den Standpunkt der einseitigen Humanisten, der
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Heiland : Zur Frage über die Reform der Gymnasien. 265
neueren eben sowohl als der älteren, fiir überwunden. Den Letz-
teren war die Kenntniss des classischen Atterthums das einzige
höhere Bildungsmittel und als solches Selbstzweck; die Ersteren
hielten, indem sie von dem vielfach missverstandenen und einsei-
tig aufgefassten Begriffe formaler Bildung ausgingen, die Alter-
thumsstudien als das beste Mittel für eine allseitigc Ausbildung
der geistigen Kräfte fest. Vielmehr bildeten beide erst , jene
materielle Erkeuntniss des Altcrthums und die aus den classischen
Studien gewonnene formale Bildung in ihrer wahrhaften Vereini-
gung den letzten Zweck des Gymnasiums, dessen Aufgabe gegen-
wärtig darin bestehe, dass es mit einer höheren Menschenbildung
die allgemeine Vorbildung fiir die höheren wissenschaftlichen Stu-
dien auf nationaler christlicher Grundlage zu gewähren habe.
Was dazu nöthig sei , ein solches Ziel zn erreichen , dass die ver-
nünftigen Forderungen der Zeit erfüllt werden, das, sagt der
Verf., hat in Preussen die Umsicht und Weisheit der Behörden
Immer gewährt. Eine gesunde Pädagogik erfordere nämlich, dass
der deutsche Jüngling dieselben Bahnen durchwandele, welche
das deutsche Volk gegangen sei; die Hauptfactoren aber, durch
welche unser Volk auf den gegenwärtigen Standpunkt der Cultur
erhoben sei, wären: das Christenthum, das classische Alterthum,
die eigene Litteratur, die Litteratur der modernen Völker und
die Wissenschaft von der Natur. Die Concentralion aller dieser
Bildungsstoffe bilde die christlichgermanische Weltanschauung,
in der sich der Geist der neuen Zeit ebenso charakteristisch aus-
geprägt habe , wie in der griechisch-römischen der antike. Wenn
sich in dieser Weltanschauung somit alle wahrhaft menschliche
Bildung und das gesammte Resultat der gesellschaftlichen Ent-
wickelung der Menschheit vereinige, so gehöre das gerade zur
Haupteigenthiimlichkeit des deutschen Volksgeistes , dass in ihm
das Allgemein-Humane mit dem Individuell-Nationalen wesentlich
Zusammenfalle. — Hier zunächst dürfte die Deduction des Verf.
von Seiten der Gegner einen wesentlichen Einspruch erfahren.
So sehr sie ihm zugeben werden, dass die genannten Elemente
die Hauptfactoren deutscher Bildung sind , so nachdrücklich wer-
den sie hervorheben, dass die Cultur der übrigen Völker Euro-
pa’s aus denselben Elementen erwachsen ist. Das Christenthum,
das classische Alterthum, die eigene Litteratur, die anderer mo-
dernen Völker und die Naturwissenschaft sind auch die Factorcn
der französischen , der englischen und der holländischen National-
bildung. Das Allgemein- Humane können diese Nationen also mit
gleichem Rechte und in demselben Sinne in Anspruch nehmen
als die deutsche. Darin also kann die „Haupteigenthümlichkeit
des deutschen Volksgeistes“ nicht zu suchen sein; sie liegt viel-
mehr darin, wie unser Volksgeist jene Mächte auf seine Indivi-
dualität hat einwirken lassen, und darin , wie diese Einwirkung im
Laufe der Zeit unsere nationale Eigenthümlicbkeit bestimmt hat.
266
Höhere Pädagogik.
Nun hat zwar allerdings keine Nation das Christenlhum so inner-
lich und so ideell aufgefasst als die deutsche, und kein anderes
Volk hat das classische Altcrthum so tief und so gründlich er-
schlossen und ausgebcutet; daher denn auch aus unserer Mitte,
indem sich jene beiden Bestrebungen die lland reichten, die Re-
formation hervorgehen uud hier den fruchtbarsten Boden finden
sollte; daher denn auch bei uns die Philosophie die höchste Pflege
erfahren uud Wissenschaft, Kunst und Leben mehr als irgendwo
durchdringen uud vergeistigen musste: aber in eben dieser Eigen-
thiimlichkeit, die uns so gelehrig und so geschmeidig sein lasst,
das Fremde uns anzueignen, so strebsam und so ideell, das W'ahre,
Schöne und allgemein Menschliche, wo wir cs auch finden, in uns
aufzunehmen und unserem innersten Wesen zu assimiliren, in ihr
liegtauch der Grund zu unserem Unglück, der Grund, warum
wir bis heute noch nicht selbstständig geworden sind in unserer
Litteratur, in unserem gesellschaftlichen und öirentlichen Leben.
In der Litteratur waren wir stets und sind wir trotz Lessing, Goe-
the , Schiller und Uhland jetzt noch abhängig vom Ausland ; ebenso
in Sitte und Zusammenleben, noch weit mehr und bis zur Schmach
in der Politik. Wären wir weniger receptiv, weniger doctriuär
und complectiv , hätten wir dagegeu mehr Neigung und Werth-
schätzung für das Eigene und mehr Sinn und Fälligkeit für prak-
tische Gestaltung und Beherrschung äusserer Verhältnisse , so
würde die französische Litteratur schwerlich immer noch so reich-
lichen Eingang in unsere Lesezirkel und Theater finden und unser
deutsches Vaterlaud würde unter den europäischen Staaten gewiss
nicht eine so jammervolle Stellung ciunehmen. Von diesem Ge-
sichtspunkte aus bekämpfen die Anhänger des Realismus und die
der national-deutschen Bildung die Gymnasieu und in dieser Po-
sition hätte der Verf. seine Gegner vor Allen aufsuchen und an-
greifen müssen. Diese werden ihm zwar einräumen , was er daun
weiter entwickelt, dass der Jüngling so gebildet werden muss, dass
er alle Vorbedingungen kennen lerne, durch welche der deutsche
Volksgeist seinen gegenwärtigen Gehalt und seine jetzige Ausprä-
gung erhalten hat, um daraus die Aufgabe seines Volkes und sei-
ner Zeit verstehen zu können; sie stellen aber in Abrede, dass
dieses Verständniss , wie es von den Gymnasien erzielt werde,
allein schon die Jugend gründlich befähigen könne, für ihren Theil
daran zu wirken und zu arbeiten , dass die Nation in ihrer organi-
schen Entwickelung weiter geführt werde. Dazu, sagen 6ie, be-
darf es noch anderer Mittel, Mittel, die nicht dem todten Alter-
thumc, sondern der lebensvollen Gegenwart zu entlehnen sind.
An Bildung hat cs uns, nach ihrer Ansicht, bisher nicht gefehlt,
wohl aber an praktischem Sinn uud au Kcuutiiis6eu , durch welche
alle Praxis bedingt wird. Ailcu diesen Eiuwäudcn, die der Verl,
erwarten musste, ist von ihm nicht begeguet worden. Hätte er
dies nicht versäumt, so hätte er der Sache, die er vertheidigt, ge-
Heiland : Zar Frage über die Reform der Gymnasien. 267
wiss eine noch festere Stellung bereitet und seinen Gegnern einen
Rückhalt abgeschnitten, in den es ihnen bei allen Ausfällen, die
er gegen sie unternimmt, stets möglich bleibt sich zurückzuziehen,
hn Ucbrigen stimmen wir ihm bei, wenn er behauptet, dass in
Preussen bereits das Nöthige (wenigstens in der Hauptsache und
so weit das durch eine Regierungsmaassregel , hinter weicher die
Praxis nicht alsbald nachzukommen pflegt, geschehen kann) ge-
than ist, um die Gymnasien mit den vernünftigen Forderungen
der Zeit in Uebereinstimmung zu bringen , und dass , wenn sicht-
bare Erfolge der angeordneten Reformen nicht sogleich hervor-
traten, die Schuld davon zum Theil in der Zähigkeit der alten
Philologen liegt, die die Aufnahme der neuen Disciplinen neben
der classischen Philologie nicht eben begünstigten (so wie z. B.
heute noch in Schulpforte den Naturwissenschaften, ausser einer
einzigen wöchentlichen Stunde Physik in Prima, gar nichts ein-
geräumt ist), zum Theil aber auch in dem Mangel an tüchtigen
Lehrern und an einer zweckmässigen Methode in den neuen Un-
terricht8gegenständen, obwohl sich der Verf. diesen Mangel, wie
wir später sehen werden, doch etwas gar zu gross vorzustcllen
scheint.
Im Folgenden beklagt es der Verf., dass man, anstatt auf dem
gegebenen , naturgemässen Wege der Reform vorwärts zu schrei-
ten, dem Drange materieller Interessen und dem einseitigen Stre-
ben nach nationaler Ausbildung nachgebend einen völligen Bruch
In der höheren Schulbildung herbeigerufen habe, indem man die
höheren Bürger- oder Realschulen ins Leben treten liess. Hier-
durch sei einerseits das Utilitätsprincip zur factischen Anerken-
nung gekommen, andererseits die Epidemie der Frühreife auf eine
die idealen Güter der Menschheit bedrohende Weise genährt und
unterstützt worden. Hiergegen wäre nur zu bemerken, dass die
Stiftung der ersten Realschulen lange vor dem Jahre 1837 geschah,
also zu einer Zeit, wo man von der neuesten Reform der Gymna-
sien, die in das genannte Jahr fallt, noch nichts wissen konnte.
Auch werden die höheren Bürger- und Realschulen mit Recht da-
gegen protestiren, dass ihr Princip lediglich das der Utilität sein
soll, da auch sie eine höhere allgemeine Bildung erzielen, nur auf
moderner Grundlage, wodurch sie der nützlichen Anwendung im
Leben allerdings zugleich mit zu genügen meinen. Wenn man
auch den glücklichen Erfolg bezweifelt, so hat man doch nicht das
Recht, den Unternehmern ein Princip zu insinuiren, gegen wel-
ches sie sich selbst verwahren. — Mit dem dritten Abschnitt sind
wir einverstanden. Es wird hier ausgeführt, wie man sich, auch
uach der Ausscheidung der den Gymnasien widerstrebenden Ele-
mente, dabei nicht beruhigt habe, sondern darauf hinarbeite, den
realistischen und modernen Disciplinen anch in den Gymnasien
weiteres Gebiet zu erkämpfen. In dem Drange dieser Bewegungen
sei nun die Einberufung der Conferenz d«HLehf«r^der höheren
( tJKl
268
Höhere Pädagogik.
Schulen Preossens erfolgt, in der mau, von einem gut gemeinten
Streben nach Versöhnung mit dem sogenannten Zcilbewusstseiii
ausgehend, neue, den Kern der Gymnasialbildung tief beeinträch-
tigende Concessionen gemacht habe.
Indem der Verf. zu den tteformvorschlägen übergeht, räumt
er die Thatsache ein, dass die Mehrzahl der Schüler, ebensowohl
der höheren Bürgerschulen als der Gymnasien, aus den mittleren
Classen abgehe, und findet es darum gerechtfertigt, dass mit Ver-
legung des Griechischen nach Tertia die drei unteren Classen der
'Gymnasien denen der höheren Bürgerschulen conform gemacht
werden, indem man die durch den Wegfall des Griechischen in
Quarta vacant werdenden sechs Stunden dem Französischen uud
der Mathematik zu Gute kommen Hesse. lief, theiit diese An-
sicht und hält auch seinerseits dadurch das wahrhafte Bedürfnis
lür vollkommen befriedigt und das Eingehen auf noch weitere
Concessionen, die dem Gymnasium zugemuthet werden, für ver-
derblich; kann aber seinen Zweifel an der Richtigkeit der Be-
hauptung nicht zurückhalten, mit welcher der Verf. das Zurei-
chende seines Ileformvorschlags zu begründen sucht. Er versichert
nämlich, dass nach seiner Erfahrung die Leistungen eines Prima-
ners einer zur Abiturientenprüfung berechtigten Realschule in der
Kegel dem Tertianerstandpunkte des Gymnasiums entsprächen,
Secunda entspreche der Quarta, Tertia der Quinta und Quarta
der Sexta. Nach den Programmen , sagt der Verf , scheint es
zwar anders, aber es sei so. — Sollten denn aber wirklich die
Angaben in den Programmen der höheren Bürgerschulen — wenn
wir nur die dort verzeichneten Themata zu den deutschen Arbei-
ten ins Auge fassen — mit der Wahrheit so wenig übereinstimmen,
und ist es glaublich, dass, wenn auch die Bildungsraittel der Gym-
nasien weit vorzüglicher sind als die der Realanstalteu , ein Jüng-
ling von 16 bis 18 Jahren schon durch den Unterschied des Alters
einem 13 bis 15jährigen Knaben nicht ein gutes Stück an geistiger
Keife voraus sein sollte? — Die Erfahrung des Verf. stellen wir
nicht in Abrede, wohl aber die allgemeine Gültigkeit dieser Er-
fahrung. Denn sonst wäre das Urtheil Uber diese Auslalten ge-
wiss bereits entschieden und allgemein gesprochen; es wäre iu
der That wunderbar, wie sich dieselben neben den Gymnasien bis
jetzt und bereits mehrere Decennien hindurch halten konuten; cs
wäre endlich ganz unbegreiflich, wie Männer, welche beide Arten
von höheren Schulanstalten aus langjähriger Erfahrung genau ken-
nen, sich der Realschulen mit solcher Wärme annehmen können.
So liegt lief, das neueste Heft der Pädagogischen Revue vor, in
weichem sich ein gehaltvoller Aufsatz des Provinzialschulraths
Wendt iu Stettin befindet, in dem er einigen Beschlüssen der Ber-
liner Confer, gegenüber sich der Aufrechterhaltung des classischen
Priucips in den Gymnasien mit Entschiedenheit annimmt, ln die-
sem Aufsatze lässt er den Realschulen folgende Anerkennung zu
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Heiland : Znr Frage über die Reform der Gymnasien. 269
Theil werden: „Nachdem ich eine lange Reihe von Jahren vier der
frequentesten Gymnasien als Lehrer und Director angehört hatte,
habe ich als Mitglied zweier Provinzialschnlbchörden an der ober*
absichtlichen Leitung und Verwaltung aller Arten von Schul- und
Bildungsanstalten Theil genommen, and unter diesen auch meh-
reren Realschulen die wärmste und eingehendste Theilnahme ge-
widmet. Auf das Entschiedenste trete ich der Ansicht derer ent-
gegen, die alle über die Grenze der Elementar- und Mittelschule
hinausgehende Bildung ausschliesslich den Gymnasien Vorbehalten
und die neben diesen in der Neuzeit entstandenen Realschulen als
innerlich hohle, haltlose und darum verwerfliche Zwitteranstalten
aufgehoben sehen wollen.“ Hr. H. wird zugeben, dass ein sol-
ches Zeugniss schwerer in die Waagschale fällt als seine aus einem
— wie es seineu Worten nach scheint — nur engen Kreise ge-
schöpfte Erfahrung. Steht es also mit der Behauptung, dass die
erste Classe des Untergymnasiums eben so viel leiste als die Se-
cunda der Realschule, sehr misslich, so ist damit zugleich den
Folgerungen , die der Verf. auf seine Erfahrung weiter baut, der
Grund und Boden weggenommen. Er meint nämlich, da man es
in Gymnasialtertia eben so weit bringe als in Realprima, so sei
eigentlich die ganze Realschule überflüssig und von Uebel. Denn
was man von Physik und Chemie in letzterer mehr lehre als im
Gymnasium, das werde von den Schülern wegen Mangels an gei-
stiger Reife doch nicht verstanden; das Englische aber eigneten
sich die Gymnasiasten sehr oft durch Privatunterricht und eigenes
Studium an.
Von Abschnitt V au wendet sich der Verf. gegen die leiten-
den Grundsätze der verschiedenen Gegner. Als den ersten Irr-
thum, der sich bei der Reform des Schulwesens geltend mache,
sieht er den an, dass man meine, es müsse Alles, was lehr- und
lernbar sei, auch in der Schule gelehrt und gelernt werden. Zn
vielerlei lernen sei aber ebenso verderblich für den Geist als ein
Uebermaass von Nahrung für den Körper. Nicht in der Vielsei-
tigkeit des Wissens liege das Geheimniss, wodurch die Gymnasien
Grosses geleistet, sondern in der methodischen Zucht, durch
welche der jugendliche Geist an einer beschränkten Auswahl von
Stoffen geübt, geschmeidigt und gestählt worden sei. Auf das
Können komme es an und dieses erziele man dadurch, dass man
die Selbstthätigkeit wecke und übe und dadurch den Charakter
bilde. Diese Bildung hänge aber weniger von den Bildungsmitteln
ab als von einer strengen, zur Arbeit und Entsagung erziehenden
Methode, die aber bei Disciplinen nicht möglich sei, bei denen
sich der Geist vorherrschend passiv zu verhalten habe und als ein
leeres Gefäss betrachtet werde, das mit allerlei wigsenswerthen
Dingen augefüllt werden müsse. — Gründet der Verf. auch dieses
Urtheil über die Behandlungsfähigkeit der Naturwissenschaften —
denn diese sind doch wohl hier vorzugsweise gemeint — auf seine
270
Höhere Pädagogik.
Erfahrung, so muss diese Erfahrung eigentümlicher und aller-
dings unglücklicher Art sein. Unleugbar kann jeder Unterrichts-
gegenstand so tractirt werden , dass sich der Lernende dabei pas-
siv verhält, und selbst der Unterricht in den alten Sprachen ist
nicht selten so behandelt und wird hier und da heute noch so be-
handelt; aber dass es unter den Unterrichtsgegenständen, die in
den Real- und höheren Bürgerschulen Aufnahme gefunden haben,
einen einzigen giebt, bei dem sich der Geist vorherrschend passiv-
verhalten und als ein Gefäss, das man nur zu füllen habe, be-
trachtet werden müsse, das ist doch eine Behauptung, die man
sich kaum anders als aus gänzlicher Unbekanntschaft mit dem
Wesen der Naturwissenschaften oder einer Verkennung dessen
erklären kann, was in jedem Lehrobject das Thätigkcit erweckende
und übende Moment ist. Bei dem Verf. können wir weder das
eine noch das andere voraussetzen , und doch ist es klar, dass
auch die Naturwissenschaften dieses Momentes nicht entbehren.
Denn, wie die Sprachwissenschaft, beruhen auch sie auf allge-
meinen Vernunftgesetzen. Ist der Schüler in diese zweckmässig
eingcfiihrt, so hat er in der Thätigkeit, mit der er an den einzel-
nen Erscheinungen diese Gesetze, unter verständiger Leitung, auf-
findet und sich zum Bewusstsein bringt, volle Gelegenheit, seinen
Geist mannigfach zu üben und zu bilden. Ref. hat Gelegenheit
sich zu überzeugen, wie eine zeitgeraässc Methode selbst den
Unterricht in der Mineralogie, also in der Wissenschaft, die es
mit den sogenannten todten Naturproducten zu thun hat, dadurch,
dass die Eigenschaften, Wirkungen und Anwendungen der Mine-
ralien in ihren nothwendigen Zusammenhang gebracht werden,
oder dass mau vielmehr den Schüler diesen Zusammenhang selbst
fiudeu und entwickeln lässt, zu einem ebenso das volle Interesse
als die geistige Kraft des Lernenden in Anspruch nehmenden ex-
ercitium machen kann. W'äre die Ansicht des Verf.’s gegründet,
dann könute es gar keinem Zweifel unterliegen , dass die Natur-
wissenschaften und was der Verf. selbst noch für Disciplinen bei
jener Aeusserung im Sinne hatte, aus dem Gymnasium und ge-
wiss auch aus den Realanstaltcn principiell auszuschliessen wären.
Denn reines Gedächtnisswerk gehört weder in diese noch in jenes.
So aber steht es doch nicht. Die bildende Kraft, die auch in den
Naturwissenschaften liegt, wird jetzt wohl nur noch von Wenigen
nicht anerkannt. Darum müssen sie auch in den Gymnasien noch
Eingang finden, wo man sie bis jetzt nicht zugelassen hat; denn
eine höhere Bildung ohne alles wissenschaftliche Verständnis» der
Natur ist unmöglich, und die Erwerbung dieses Verständnisses
ganz dem Privatfleisse und dem Leben zu überlassen, wäre ebenso
wenig motivirt, als wenn mau die Geschichte aus der Schule aus-
schliessen wollte. Darin aber muss man mit dem Verf. einig sein,
dass das Können und die Selbstthätigkeit zu erzielen, die Haupt-
aufgabe des Gymnasiums ist , und dass diesem Zwecke kein Unter-
Heiland: Zur Frage über die Reform der Gymnasien. 271
richtsmittel in so hohem Grade diene als die in rechter Methode
getriebenen alten Sprachen. Darum miisgen diese auch stets das
Hauptbildungsmittel des Gymnasiums bleiben , und neben ihnen
ist den anderen Disciplinen nur so viel Geltung und Platz einzn-
räumen, als ihnen nach Verhältnis der ihnen inwohnenden bil-
denden Kraft eukommt.
Von dem Irrthume des zu viel lehren Wollene geht der Verf.
zur Polemik gegen das utilitarische Princip über und bekämpft
hier diejenigen , die eine Bildung für die unmittelbaren Zwecke
des Lebens fordern. Diese Forderung, dieses Drängen nach dem
Materiell-Praktischen, meint der Verf., greife in neuerer Zeit in
dem Mittelstände immer weiter um sich, während man früher m
eben diesem Stande die classische Bildung als freien Schmuck
eines gebildeten Geistes erstrebt habe. Ja „bis jetzt, sagt er,
haben die höheren Schulen ihren Ruhm darin gesetzt, das jugend-
liche Herz mit Idealen zu erfüllen, die sic aus allen Gebieten der
Wissenschaft und des Lebens ihm entgegen führten, den schwär-
merischen Zug einer begeisterten Hingebung zu nähren und die
Jugend so lange als möglich frei zu erhalten von den Dämonen der
Selbstsucht und der materiellen Nützlichkeit. Dadurch erregten
sie in ihreu Zöglingen eine begeisterte Vertiefung in die Wissen-
schaft, die nicht nach dem Gewinn an Geld und Gnt fragt, da-
durch erzogen sic dieselben zu einer selbst Opfer nicht scheuenden
Hingabe an die Interessen des Vaterlandes , dadurch gaben sie
ihnen einen behütenden Schutzgeist gegen den Schmutz des Le-
bens, dadurch rüsteten sie selbst diejenigen, die früher in das
bürgerliche Leben cintraten, mit jenem idealen Sinne aus, der
ihnen von ihrem Berufe eine höhere Auffassung als die des blossen
Broderwerba gab.“ Das in diesem Ergüsse den Gymnasien ge-
spendete Lob darf man wohl nur cum grano salis verstehen; denn
sonst möchte die Stelle wohl an einiger Uebertreibung leiden.
Haben die Gymnasien je so Sublimes geleistet, und haben sie es
leisten können? Hat es in Deutschland je ein gotdnes Zeitalter
gegeben, wie es uns hier geschildert wird? Dann wäre unser
armes Vaterland nicht seit Jahrhunderten und bis auf diese Stunde
der Gegenstand so schmählicher Beeinträchtigungen tmd so argen
Hohnes gewesen. So ideale Menschen, wie sie der Verf. aus dem
Schoosse deutscher Gymnasien hervorgehen lässt, waren und sind
überhaupt an allen Orten und zu allen Zeiten nur Ausnahmen.
Schon vor 80 Jahren hören wir Herder (Sophron S. 196) klagen :
„Die Welt hat der Wissenschaften, zumal des Wortes Gottes, satt;
sie will amüsirt sein. Man muss sich ihr, durch was es auch
sei, unentbehrlich zu machen wissen.“ In einer anderen Rede
spricht sich derselbe Herder über ein anderes , auch von nnserem
Verf. beklagtes Gebrechen seiner Zeit aus. Sophron S. 192
heisst es nämlich: „Wir wissen alle, dass unseren Zeiten mit
Recht der Vorwurf gemacht wird, dass nicht wie in den alten und
272
Höhere Pädagogik.
ältesten Zeiten unsere Weisheit im Leben ausgedriiekt wird und
von Sitten ausgehend auf die Sitten zurückkehrt. Sie wohnt bei
uns mehr im Kopf als im Herzen und hat meistens mehr unser
Gedächtniss bereichert, als unsere Denkart und Sinnesart gebildet.
Die unermessliche Luxurie in den Wissenschaften , ihre fast un-
absehbare Vermehrung hat uns zu Sclavcn des Wissens gemacht,
oft ohne alle Selbstbildung; wie manche Jugendscele ging im trü-
gerischen Ocean der Vielwissenheit, der Allgelehrsamkeit, au
einer Scylla, bei einer Charybde oder auf glatter Woge unter!“
So war cs zu Herdcr’s und Goethe’s Zeit und noch früher war es
auch nicht anders. Die Welt dient ihren Interessen und dem
„Geldsack“, sie jagt nach dem, was möglichst schnell seine Pro-
cente abwirft, sie strebt nach dem äusseren Glanze der Viciwis-
serei und des „encyktopädischen Dilettantismus.“ Das that sie
leider alles lauge ehe es Realschulen gab und lange bevor Hr.
Mager es keck in die Welt hinausschrieb, dass die Realanstalten
gegenwärtig für Deutschland nothwendig seien, da das Gymnasium
nicht lehre, was der deutsche Bürger suche und brauche — das
Geldmachen. — Nachdem wir nun aber das Outrirte in der Dar-
stellung des Verf.’s in seine Schranken zuriiekgew iesen haben , er-
klären wir uns mit dem , was er hier eigentlich ausführen will,
vollkommen einverstanden. Es sind allerdings alle Hebel anzu-
setzen, um dem materialistischen Streben und dem Drängen nach
vorschnellem und blos äusserlichem Wissen nach Möglichkeit ent-
gegen zu arbeiten. Das geeignetste und bedeutsamste Mittel,
diesen Zweck zu erreichen, ist in der Aufrechterhaltnng des classi-
schen Princips in den Gymnasien zu suchen, und die verschiedenen
Gegner dieses Princips müssen daher mit allen Wallendes Geistes
und der Wissenschaft bekämpft werden. — Nachdem der Vcrf.
mit den Realisten und Utilitätsmännern fertig ist, sucht er im Fol-
genden diejenigen zu widerlegen, die auf dem Gebiete der Päda-
gogik den Gegensatz einer modernen Bildung gegen die antike
geltend machen. Ergeht dabei von dem Satze aus, „dass Bil-
dung nur dadurch erworben werden kann , dass man aus Bich her-
ansgeht, sich in ein fremdes Geistesleben hineinlebt und dasselbe
auf sich zurückwirken lässt“, und sucht dessen Unumstösslichkeit
aus der Natur des Menschen zu beweisen, der sich nicht blos für
das Ferne immer mehr intercssire als für das Nahe, sondern dem
auch erst die Anschauung und Erkenntniss einer fremden Welt
und fremder Zustände durch Vergleichung und Gegenüberstellung
den Blick für die heimathlichen Dinge und Zustände wecke. An-
dererseits 6ei das Alterthum die wichtigste Stufe der Geschichte,
so abgeschlossen und vollendet und desshalb so klar zu über-
schauen, wie keine andere; ja die Anschauungsweise des Alter-
thums liege dem jugendlichen Geiste naher, als die der neueren
Zeit, da die neuere Litteratur in Gedanken und Ausdruck zu ab-
stract sei und auf verwickelteren Verhältnissen des neueren Lebens
Heiland: Zar Frage über die Reform der Gymnasien. 273
und der neuern Staaten beruhe. Das Alterthum sei die geeig-
netste Vermittelung, die Jugend von ihrer natürlichen Unmittel-
barkeit zum Geiste zu führen. Unser ganzes Wissenschaftswescn
könne nur durch die Kenntniss der alten Littcratur genau erkannt
werden; eine moderne Bildung gehe es daher nicht, die die antike
nicht in sich anfgenommen und zersetzt habe. — Da sich der
Verf. mehrfach wiederholt, so hnben wir später Gelegenheit auf
diese Ausführung und auf das, wag man dabei vermiggt, zurückzu-
kommen. Auch das Folgende haben wir nur kurz zu berühren,
indem hier noch einmal der Vorzug besprochen wird, der unter
den Gymnasial- Disciplinen den alten Sprachen gebühre wegen der
ihnen inwohnenden ethischbildendcn Kraft, während die anderen
Unterrichtsgegenslände vorzugsweise die Ueccptionskraft in An-
spruch nähmen und, ohne Selbstlliätigkeit zu erwecken, eher eine
zerstreuende als bildende Kraft hätten. Dann kommt der Verf.
abermals auf die „Klage der Männer aus der alten Schule“ zu-
rück: dass man zu Vielerlei lehre. Er glaubt, dass der darin
liegende Uebelstand durch Aneiuanderlegen gleichartiger Stunden,
durch Festhalten an dem Grundsätze, dass in keiner Classe mehr
als ein neuer Unterrichtsgegenstand beginne, und durch andere
eine grössere Concentration bezweckende Maassregeln, ganz be-
sonders aber dadurch zu beseitigen sei , dass der Lehrer nicht als
Gelehrter, sondern als Pädagog unterrichte, indem er stets im
Auge behalte, dass es nicht auf das Ueberliefern von Kenntnissen,
sondern auf das Wecken der Selbstlliätigkeit ankomme. Zucht,
Methode und nährender Bildungsstoif seien die drei Factoren, die
die Erreichung des Gymnasialzweckes herbeiführen sollten; von
diesen sei aber der letzte, der die wissenschaftlichen Kenntnisse
umfasse, gegenwärtig zu vorherrschend bedacht und es thue noth,
auch die ersteren beiden wieder zu Ehren zu bringen; denn Bil-
dung sei nicht zu gewinnen durch Ueberlieferung der Wahrheit,
sondern dadurch , dass die Wahrheit errungen werden müsse.
Darum sei der Sprachunterricht so unendlich wichtig. Durch ihn
würden Gedanken auf dem Wege der Selbstthätigkeit zugeführt.
Zugleich sei im Sprachunterrichte die Versöhnung zwischen denen
vollzogen , die bisher einseitig einer formalen, und denen, die einer
materiellen Bildung zustrebten, da ja das Studium fremder Spra-
chen die concrete Vermittelung aller Logik bilde und zugleich der
Erwerbung eines ausgcbreilctcn, unentbehrlichen Wissens diene.
Die Wichtigkeit des sprachlichen Unterrichts und der Werth seiner
Methode wird hier auf eine sehr anschauliche und überzeugende
Weise dargelhan; nur wäre zu wünschen, der Verf. wäre zugleich
gerechter gegen die Bedeutung der anderen Disciplinen, denen er
eine zweckmässige Methode und selbst die Fähigkeit, sich eine
solche, wo 6ie noch nicht da ist, noch zu bilden, beinahe ganz
abspricht.
Im XII. Abschnitt kommt der Verf. zu dem Standpunkte derer,
N. Jahrb. f. Phil. u. Päd. od. Krit. Bibi. Bd. LX. Hfl. 3 . 18
274
Höhere Pädagogik.
die der classisch humanistischen eine nationale deutsche Bildung
gegenüber stellen. Die Forderung der letzteren geht nach dem
Verf. dahin, dass mau den deutschen Unterricht auf Kosten des
lateinischen und griechischen erweitere, damit Zeit und Baum
gewonnen werde für eine tüchtige Einführung in die Geschichte
und Litteratur unseres Volkes und für eine gründliche Bildung
zur freicu Herrschaft über die Muttersprache im schriftlichen und
mündlichen Gebrauche, und damit auf diese Weise die Vaterlands-
liebe einen neuen Aufschwung und das Vaterland einen stärkeren
Zuwachs an gewandten und gesinnungstiichtigen Staatsbürgern ge-
winne. Dagegen nun weist der Verf. darauf hin, dass eine natio-
nal deutsche Bildung, die keine andere sein könne als eine Bil-
dung zu deutschem Wissen und deutscher Gesinnung, nur dadurch
gewonnen werden könne, dass man den Jüngling zu den Quellen
der deutschen Cultur führe uud mit allen StofTcn nähre, aus denen
die Resultate unserer gegenwärtigen Bildung hervorgegangen sind,
damit er durch das Vcrständniss der Vergangenheit zur Einsicht
in die Gegenwart gelange. Dazu , fährt er fort, könne unmöglich
die Einführung in die vaterländische Geschichte und Litteratur
ausreichen, denn die deutsche Geschichte sei nur ein Theil der
Geschichte der Menschheit, die hcrausgerissen und isolirt weder
erkannt noch begriffen werden könne, weil ja unsere Litteratur,
so wie unser ganzes Bildungswesen in Kunst, Religion und Wis-
senschaft kein ureigenes, sondern durch Aneignung verschieden-
ster fremder Elemente entstanden und vor Allem aus dem Boden
des classischen Alterthums erwachsen sei. — . Das sind alles Wahr-
heiten, die kein Verständiger, auch nicht unter den Gegnern, be-
streiten wird. Denn wer hat denn wohl behauptet, dass die Kenut-
niss der deutschen Geschichte und Litteratur hinreiche, eine
deutsch-nationale Bildung zu geben'? Die gewichtigsten Vertreter
des hier angefochtenen Standpunktes — und mit diesen hatte es
Hr. H. doch vor Allen zu thuu — wollen die alten Sprachen kei-
neswegs aus dem Gymnasium verdrängen, sie wollen aber aller-
dings, wie das der Vcrf. im Früheren selbst angegeben, ihre Be-
schränkung zu Gunsten des Deutschen, das sie als den Mittelpunkt
uud als die Spitze des gesammteu Unterrichts angesehen wissen
wollen, zu welchem alle anderen Discipliuen, gleichsam wie die
Punkte der Peripherie zum Centrum, eine untergeordnete, aber
ganz nothwendige Beziehung haben sollen. So soll dem Deut-
schen , d. h. der Gesammtbildung, die nur in der Muttersprache
zu ihrem adäquaten Ausdruck komme, auch der Unterricht in den
alten Sprachen nur dienen und ihm seine nährenden und bilden-
den Bestandteile zuführen, so wie sie nach ihrer Ansicht in dem
Urtheile und der Darstellungskunst, die der Schüler im schrift-
lichen deutschen Aufsatze uud im mündlichen deutschen Vortrage
zeige, die Frucht des ganzen Gymnasialunterrichts zusamineufasst.
W enn dagegen der Verf. auseiuauderselzt , wie unsere Litteratur
Google
Heiland : Zur Frage über die Reform der Gymnasien. 275
ans der antiken Litteratur gross geworden und wie deutsche Cul-
tur zum guten Theil aus griechisch-römischem Boden erwachsen
sei, so werden seine Gegner zwar zugebeu, dass es darum uner-
lässlich sei, das Alterthum und seine Litteratur historisch kennen
zu lernen, nicht aber, dass die lernende Jugend den Inhalt der
letzteren immer wieder von Neuem in den Quellen gründlich durch-
forschen müsse, weil das Wahre und Schöne, was die antike Welt
hervorgebracht habe, bereits hinlänglich für unsere Bildung aus-
gebeutet und ein in Fleisch und Blut übergegangener Bestandtheil
derselben geworden sei, und weil es noch andere wichtige Ele-
mente und vor Allen die Erzeugnisse unserer Nationallitteratur
gebe, in denen die deutsche Jugend durchaus heimisch gemacht
werden müsse. Sie werden ihm ferner eiuräuraen, dass „der
deutsche Volksgeist allerdings längst zu einem Sammelplatz aller
anderen Volksgeister geworden ist“, aber auch zugleich entgeg-
nen, dass eben diesem dem Deutschen eigentümlichen Streben
nach idealer Universalität zum grossen Theile die Mängel unseres
Staats- und Privatlebens zur Last zu legen seien, und dass es dar-
um hohe Zeit sei, jenem Streben ein wirksames Gegengewicht zu
geben, indem man der Jitgeudbildung einen mehr das nationale
Bewusstsein und einen tüchtigen Staatsbürgersinn weckenden und
bildenden Inhalt verleihe, damit der Deutsche endlich einmal auf-
höre alles Fremde höher zu schätzen, als das, was ihm seine
eigene Geschichte, seine eigene Litteratur, sein eigenes Leben
biete. Nur auf diesem Wege, sagen sie, könne man der Jugend
die „rechte Gesinnung“ einpflanzen, von der der Verf. hofft, sie
werde „durch den ganzen Geist des Unterrichts und durch eine
zur Arbeit und Entsagung erziehende und gewöhnende Methode“
erzielt werden. Von dieser Methode hoffen die Gegner nicht was
noththut; denn sie hat bisher nicht das Gewünschte gewirkt, so
wie sie auch darüber ungläubig den Kopf schütteln werden, dass,
nach des Verf. ’s Ansicht, „der Geist des Alterthums einer der
Factoren sein müsse, welche die Verjüngung, der das deutsche
Volk entgegensehe , herbeiftihren werden“, da Jahrhunderte lang
das classische Alterthum in den Gymnasien fast ausschliesslich den
Unterrichtsstoff abgegeben hat, während der Charakter, der prak-
tische Sinn und das nationale Bewusstsein der Deutschen um nichts
besser und der Zustand Deutschlands wenigstens in seiner Bezie-
hung nach aussen noch immer ein trübseliger sei. — Hiernach
wird dem Verf. einleuchten, dass seine Angriffe auf die verschie-
denen Widersacher theils nicht an der rechten Steile, tbeils auch
nicht mit den rechten Mitteln gemacht worden shid. Ueberhaupt
müssen wir gestehen, dass wir die ersten zwölf Abschnitte, so
sehr wir auch an manchen grösseren oder kleineren Partien uns
erfreut und erbaut haben , so sehr wir die Begeisterung anerken-
nen, mit der der Verf. sich der gefährdeten Sache der Gymnasien
anninnnt, in mehrfacher und oft wesentlicher Beziehung für ihr
18*
276
Höhsre Pädagogik.
Ziel verfehlend halten, tlieils weil er die Waffen nicht gegen den
wahrhaften Kern der entgegenstehenden Ansichten und Bestre-
bungen richtet, tlieils weil er in mancher Beziehung die eigene
Sache überschätzt und die gegnerische ohne Notli herabsetzt.
In den folgenden Abschnitten — obwohl mau auch hier nicht
selten durch vornehmes oder herausforderndes Absprechen unan-
genehm berührt wird — macht der Inhalt einen um so befriedigen-
deren Eindruck, je weiter der Verf. auf dem praktischen Gebiete
der pädagogischen Frage vorschreitet. Er wendet sich zunächst
zur Besprechung der Methode bei Erklärung der alten Classikcr,
indem er hierin mit Hecht das wesentlichste Moment sieht, von
welchem der belebende Einfluss abhängt, den das Allerthum und
antike Bildung auf unser Culturleben üben soll. Er verwirft und
geisselt zunächst die beiden falschen Extreme, von denen das eine
über dem todten Buchstaben das lebensvolle Wort versäumte, in-
dem man die alten Schriftsteller „mit pedantischer Haarspalterei
zerhackte und zerlederte“ und die bildende Kraft vorzugsweise in
den Anmerkungen dickleibiger Ausgaben suchte, das andere aber
auf Kosten der Gründlichkeit vorherrschend das stoffliche Inter-
esse errege, wenig mit Grammatik zu tliun habe und alles Heil von
einer cursorischcn Lectüre erwarte, für die es die fabelhafteste
Forderung stelle. Dann erörtert er die rechte und wahre Me-
thode, die — weder statarisch noch cursorisch — in einer gründ-
lichen Exegese bestehe, die zwischen dem Zuviel und Zuwenig
die rechte Mitte halte, die Form und Inhalt gleichmässig berück-
sichtige und erst in der Erfassung beider das wahre Verständnis
finde. Es würde zu viel Itauin wegnehmen, wollten wir den In-
halt des sehr lesenswerthen Abschnittes weiter excerpircn, und
wir begnügen uns daher mit der Bemerkung, dass der Vf. auch hier
wieder den grössten Nachdruck darauf legt, dass der Schüler sich
das allseitige Verständnis des Gelesenen so viel als möglich selbst
erringe, wesshalb er von den litterarisch-historischen Einleitungen
nichts hält, die dieses Verständnis dem Schüler von vornherein
entgegenbringen. Im Allgemeinen stimmt er mit den von G. T.
A. Krüger in dem bekannten Programm niedergelegten Ansichten
überein und stellt in lebendiger und übersichtlicher Weise das zu-
sammen, was schon seither von allen mit richtigem pädagogischen
Takte begabten Schulmännern geübt worden ist.
Im nächsten Abschnitt (XIV) wird der schon früher gemachte
und versuchte und in neuester Zeit wieder aufgenommene Vor-
schlag besprochen, den classischeu Sprachunterricht mit dem Grie-
chischen statt mit dem Lateinischen zu beginnen. Der Verf. ver-
wirft die Priorität des Griechischen, weil daun dem Französischen
die sichere Grundlage, die ihm durch das Vorausgehen des Latein
gegeben werden müsse, entzogen würde, weil das Griechische
viel zu flüssig, beweglich und geistreich, viel zu reich an Formen
und dem Deutschen weit näher verwandt sei, als dass es zum An-
Heiland: Zur Frage über die Reform der Gymnasien. 277
fang des Sprachunterrichts fiir zehnjährige Knaben erfolgreich
verwendet werden würde, während es fiir die formale Bildung und
Zucht des jugendlichen Geistes kein besseres Mittel gebe, als die
so feste, bestimmte und mit lapidarischer Strenge und Einfach*
heit ausgestattete lateinische Sprache. Ref. theilt die Ueber-
zeugung des Verfassers, ohne jedoch auf die Verwandtschaft des
Griechischen mit dem Deutschen irgend ein Gewicht legen zu
wollen, da dieses doch von jenem , zumal in den Formen, in der
Beziehung von Subject und Prädicat und in allem dem, womit es
der Anfänger vorzugsweise zu thun hat, Inoch verschieden genug
ist, um dem Sextaner als ein Fremdes entgegeuzutreten. Man
hätte aber erwarten können, dass der Verf. bei dem Einwaude,
den er von dem Formenreichthum der griechischen Sprache her-
nimmt, auf die Entgegnung Rücksicht nehmen würde, die dieser
Einwand bereits gefunden hat. Es werden nämlich in der Ab-
handlung des Dir. Schmidt in Wittenberg, die den fraglichen Ge-
genstand in neuester Zeit am eingehendsten und gründlichsten be-
sprochen hat, zwei aufeinander folgende Curse empfohlen, von
denen der eine die ganz regelmässige, der andere die unregel-
mässige Dcclination , Gradation und Coujugation zu enthalten habe,
welche beide Curse nach besonderen Grammatiken vorgetragen
werden sollen. Ref. zweifelt nicht an der Ausführbarkeit dieses
Vorschlags, wie man ja jetzt schon bei 1- bis 2jährigem Classen-
sitze und halbjähriger Versetzung in Quarta thatsächlich genöthigt
ist, eine solche Theiiung der griechischen Formenlehre wenig-
stens annäherungsweise auch ohne dazu besonders eingerichtete
Grammatiken vorzunehmen, indem von den neu versetzten Schü-
lern die Erlernung der regelmässigen Formen, die wichtigsten
Accentregeln u. s. w. verlangt, die älteren aber, neben einer Re-
petition des früher Gelernten, das Abweichende und die Modifica-
tionen des Regelmässigen hiuzufügeu lässt. Gleichwohl dürfte
auch nach solcher Theiiung, und wenn man auch die von vorn-
herein etwas Abschreckendes habende Zahl der Paradigmen, wie
sie sich in den meisten Schulgrammatiken findet, etwas verringert
— wodurch übrigens fiir die Praxis schwerlich viel gewonnen
würde — , die regelmässige Declination und Coujugation immer
noch ein zu grosses und mannigfaltiges Feld darbieten, als dass es
der noch in keine fremde Sprache eingeführte angehende Sextaner
bewältigen und darauf zu einiger Sicherheit gelangen könnte;
einer weiteren Theiiung des grammatischen Stoffes dürften aber
auch bei grosser Geschicklichkeit des Lehrers — auf die übrigens
bei dem ganzen in Rede stehenden Vorschlag etwas zu sehr ge-
rechnet zu sein scheint — wohl erhebliche praktische Bedenken
entgegenstehen. Dagegen sind wir mit dem Verf überzeugt, dass
es nichts Geeigneteres giebt, den Anfänger in das Wesen und Ge-
triebe einer fremden Sprache einzuführen und seinem Geiste die
erste Gymnastik zu bieten, als die lateinische Sprache. Ist er an
278
Höhere Pädagogik.
dieser und in dieser tüchtig und gründlich cxercirt , dann wird er
«ich das Formelle der griechischen Sprache gewias weit rascher,
als es bis jetzt in Quarta geschehen ist, aneignen und mit um so
sichererem Erfolge in die Lectüre der griechischen Classiker ein-
geführt werden können. Nach allgemeiner Erfahrung gehen die
meisten nicht studiren wollenden Gymnasiasten aus Tertia ab.
Diese werden auch ferner, wenn der Beginn des Griechischen nach
Tertia verlegt wird, einen nicht sehr erheblich geringeren Ge-
winn von dieser Sprache — die Formenlehre und etwa das Ver-
ständnis einer äsopischen Fabel oder einer Partie aus Xenophon's
Anabasis oder wohl auch einer homerischen Rhapsodie — mit fort-
nehmen , als es bisher geschehen ist. Sehr viel mehr würde bis
zum Abgänge aus Tertia — einen zweijährigen Cursus vorausge-
setzt — auch dann nicht gewonnen werden, wenn schon in Sexta
mit dem Griechischen begonnen würde, wenn man in Anschla"
bringt, dass sich der Schüler mit der Erlernung der Formen ge-
wiss bis nach Quarta hinschleppen würde (eine Erfahrung, die
man ja in Betreff des Lateinischen so häufig bei den Schülern
macht, die diese Sprache zu früh begonnen haben), dass dadurch
die Frische und Elasticität des Auffassungsvermögens wenigstens
bei Vielen für den schönen Inhalt einigermaassen abgestumpft sein
würde, und dass überhaupt zur lebensvollen Erfassung dieses
schönen Inhalts eine gewisse Reife erforderlich ist, wie sie vor
Tertia in der Regel nicht einzutreten pflegt. Wenn man aber
auch zugiebt — und das kann allerdings nicht in Abrede gestellt
werden , dass die, im Falle das Griechische mit der untersten
Classe beginnt, aus Tertia Abgehenden, ja selbst die, welche bei
der jetzt bestehenden Einrichtung diese Classe verlassen, eine
grössere Frucht vom Griechischen davontragen, als es nach
Ausführung der vorgeschlagenen Aenderung wird geschehen
können, und wenn es selbst nicht ganz leicht zu verschmerzen ist
dass die aus Quarta Abgehenden künftig gar keine Kenntniss vom
Griechischen nehmen sollen , so sind wir doch mit dem Verf. der
Ansicht, dass die Zeit diese Concession verlangt und dass es
darum zu gewähren ist. Das wohlverstandene Interesse unseres
staatlichen Zusammenlebens fordert eine möglichst gemeinsame
Bildung. Ist es darum nothwendig, allen Anstalten, die eine hö-
here Bildung gewähren wollen, wenigstens einen gemeinsamen
Unterbau zu geben, und folgt daraus von selbst die Verpflichtung,
auch für diejenigen zweckmässig zu sorgen, die aus diesem Unter-
gymnasium in das bürgerliche Leben übergehen wollen, so bleibt
kaum etwas anderes Übrig, als statt des Griechischen , das für den
blos bis Quarta Gehenden gewiss noch am entbehrlichsten ist,
in den unteren Classen einige Stunden der Mathematik und einige
dem Französischen zuzulegen. — Der Verf. erklärt sich aber für
diese Aenderung nur unter gewissen unerlässlichen Bedingungen
Er verlangt nämlich auch ferner für das Latein in den drei unteren
Heiland : Zur Frage über die Reform der Gymnasien. 279
Classen mit vollem Recht die bisher übliche Stundenzahl, für das
Griechische aber acht Stunden in Tertia und Secunda, sieben
in Prima, und ausserdem dringt er darau dass der Cursus in Ter-
tia wie bisher ein zweijähriger bleibe. Man muss dem Verfasser
darin beistimmen, dass nur unter diesen Bedingungen das Gymna-
sium auf eine Einigung mit den höheren Bürger- und Realschulen
eingehen kann, dass aber, wenn man im Conformmachen noch wei-
ter gehen will , das Gymnasium dagegen protestiren muss. Fiir
das Untergymnasium muss das Latein die Bedeutung, die es bis
jetzt gehabt hat, nicht blos behalten, diese muss sogar nach dem
Wegfall des Griechischen intensiv noch gesteigert werden, wenn
das Obergymuasium das Ziel noch erreichen soll, das ihm bisher
gesteckt war und das es ja nach den Confercnz- Beschlüssen auch
ferner erreichen soll. Dasselbe gilt für das Griechische im Ober-
gymnasium. Was dieser Sprache in Quarta genommen wird, das
muss ihr in den folgenden Classen wiedergegeben werden, damit
der Abiturient das bisher und auch für künftig von der Conferenz
Geforderte leisten kann. Es ist unbegreiflich, wie letztere sich
dem Glauben hingeben konnte, dass durch so wesentliche Verkür-
zung der den beiden alten Sprachen zuzuwendenden Zeit das
Maass der classischen Bildung, die das Gymnasium geben soll,
nicht beeinträchtigt werde. Mit schlagenden Argumenten hat
Hr. Schulrath Wendt in dem schon erwähnten Aufsatze die drei
Grüude widerlegt, ans denen eine geringe Majorität der Confercnz
sich für eine Herabsetzung des Lateinischen in den drei unteren
('lassen vou 8 bis 10 auf 0 Stunden entschieden hat. Diese drei
Gründe sind: 1) weil das Deutsche und Französische dem Latein
in die Hand arbeiten werde; 2) wegen der vorausgesetzten Ver-
einigung der sprachlichen Stunden in der Hand Eines Lehrers;
3) wegen zu hoffender Verbesserung der Unterrichtsmethode. Hr.
Wendt macht dagegen geltend, dass die Förderung, welche das
Latein von dem Deutschen und Französischen zu gewärtigen haben
soll , ja schon auf vielen Gymnasien, wo schon bisher in Quinta
und Quarta dem Französischen mit 2 bis 3 Stunden Eingang ver-
stauet worden, erprobt worden ist, aber sicherlich nicht mit dem
Erfolge, dass dem Latein daraus eine Förderung erwachsen wäre,
wenigstens ganz gewiss nicht bezüglich der lateinischen Formen-
lehre, da doch ohne eine vollständige Sicherheit der lateinischen
Nominal- und Verbalforraen ein gedeihlicher Fortschritt zur Syn-
tax unmöglich sei. Was das zweite beregte Mittel anlange, so
sei dies erstens nichts Neues , dann aber werde seine Ausführung
nach wie vor in den individuellen Verhältnissen vieler Gymnasien
auf unbesiegbare Hindernisse stossen. Was endlich die Confe-
renz von einer Verbesserung der Methode erwarte, so bekennt
Hr. W. seinen Unglauben an die geheimnissvolle Kraft neuer oder
wesentlich verbesserter Methoden, zumal auf einem Gebiete, auf
welchem, wie auf dem des lateinischen Elementarunterrichts , Beit
280
Höhere Pädagogik.
Jahrhunderten die scliulmännische Welt die Entdeckung erschöpft
haben durfte. Ref. unterschreibt dieses Alles aus voller Ueber-
zeugung und richtet zugleich die zuletzt ausgesprochene Wahr-
heit gegen diejenigen, die mit sechs griechischen Stunden, welche
für das Obergymnasium bewilligt werden sollen, durch irgend eine
noch zu entdeckende Praxis dieselben Resultate zu erzielen ge-
denken , als sie bisher erreicht worden. Methoden giebt cs so
viele als Lehrer- Individuen. Niemand kann dem Andern seine
Methode übertragen, ebenso wenig als sich Methoden vorschrei-
ben lassen. Wenn sich also auch zugleich mit der allgemeinen
Cultur die Methode im Allgemeinen modificirt und bessert — was
natürlich nicht geleugnet werden soll — , ja wenn selbst eine ganz
neue Methode von wesentlichen Vorzügen erfunden werden
könnte, so würde das nicht die geringste Garantie dafür gehen,
dass die classischen Sprachen allgemein in kürzerer Zeit mit dem-
selben Erfolge als früher getrieben würden. Das Verfahren bei
Erklärung der Classiker — denn um diese handelt es sich hier
doch wesentlich — ist mit der Sache selbst nothwendig gegeben.
Nun wird zwar zu verschiedenen Zeiten von einzelnen Ton ange-
benden Individuen bald die eine, bald die andere Seite dieses noth-
wendigen Verfahrens mehr hervorgehoben und an die Spitze ge-
stellt; doch hat dies, ohne die Sache selbst wesentlich zu ändern,
nur den allerdings dankenswerten und sehr heilsamen Erfolg,
dass keines der der Methode integrirenden Momente im Laufe
der Zeit verloren gehe, dass der Lehrer sie alle in sich frisch und
thätig erhalte, dass er sie immer von Neuem mit seiner Individua-
lität zu lebensvoller Wirksamkeit verarbeite. Kann nun aber Nie-
mand über seine eigenste Na ur hinaus, so ist die Meinung, dass
uns eine allgemein wesentlich verbesserte oder noch ausfindig zu
machende Methode in der Zukunft weiter fördern werde als bis-
her, eine Illusion. Sollte also der Vorschlag der Conferenz wirk-
lich zur Ausführung kommen, so würde die formale Bildungskraft,
die vorzugsweise das Latein bisher geübt hat, bedeutend abge-
sch wacht, und der Gewinn, der dem Geistund Gemiith des Jüng-
lings besonders aus einer gründlichen Kenntniss der Meisterwerke
der Griechen erwachsen soll, würde auf eine oberflächliche Be-
kanntschaft mit der griechischen Litteratur rcducirt werden. Im
folgenden Abschnitte schlägt der Verf. einen Canon derjenigen
Werke aus der griechischen und römischen Litteratur vor, die
jeder Abiturient gelesen haben müsste. Nach seiner Ansicht sind
nämlich die Zeiten vorüber, in denen man ohne Kritik in blinder
Bewunderung Alles lobte, was aus dem Alterthume stammte, und
jeden in griechischer oder lateinischer Sprache behandelten Stoff
für ein vorzügliches Nahrungsmittel des jugendlichen Geistes hielt.
Es komme vielmehr gegenwärtig, wo die Stellung und Bedeutung
der classischen Studien wesentlich dadurch bedingt sei, dass sie
auch wirklich in den humanen und idealen Gehalt des Altertbifros
Heiland: Zur Frage über die Reform der Gymnasien. 281
einführe, vor Allem darauf an, einen wahrhaft classischeu Lehr-
stoff als normal und canonisch festzusetzen. Darum müssten sich
die Philologen und Schulmänner, welche in den oberen Classcn
unterrichten, über einen Canon der Lectüre verständigen, der
genau und streng umfasste, was jeder Abiturient gelesen haben
müsste, neben dem es aber unverwehrt sei, noch eine apokryphi-
sclie Lectüre zu gestatten von Schriften , die gut und nützlich za
lesen seien, auch ohne dass sie in den Canon aufgenommen wären.
— Dieser Vorschlag dürfte, am rechten Orte angebracht, bei
Vielen wohl Anklang finden. Denn wenn es thatsächlich vor-
kommt, dass von Sophokles gar nichts, auch nicht einmal die An-
tigone , gelesen wird, nur darum, weil der betreffende Lehrer
einem anderen Tragiker seine Vorliebe zugewendet hat, so dürfte
dieser und ähnliche Fälle geeignet sein, auch die, welche sonst
unbedingte Freiheit für Lectüre und Methode in Anspruch neh-
men, für eine freie Verständigung über eine obligatorische Aus-
wahl der Lectüre zu gewinnen, zumal wenn sich die Auswahl auf
das als das Vorzüglichste und zugleich Geeignetste allgemein An-
erkannte beschränkt, wie es vielleicht mit wenigen Ausnahmen bei
dem Canon der Fall ist, den der Verf. anfstellt. Dieser umfasst
nämlich: Homer ganz (Ilias und Odyssee); von den Tragikern vor
Allem die Antigone des Sophokles; eine schöne Zugabe sind die
beiden Oedipus und Ajax; von Euripides die Medea, und wegen
der Vergleichung mit Goethe die taurische Iphigenie (eine offene
Frage ist die Lectüre des Aeschylus, von dem vorläufig nur der
Prometheus geeignet ist. In einem Kreise von Auserwählten
würde die Lectüre einzelner Pindarischer Oden am besten geeig-
net sein, recht in das volle Leben des Alterthums einzufübren,
zugleich auch als Gegenbild gegen unsere moderne Lyrik). Von
Herodot wenigstens die Partien über die Perserkriege. Ans Thu-
eydides eine Auswahl, namentlich aus dem I. und II. Buche, jeden-
falls die Perikleische Leichenrede. Aus Plato, der vor Allem ein
Lebensbild des Sokrates schaffen muss, wenigstens das dazu am
meisten geeignete Symposion, Anfang und Ende vom Phädon,
Apologie und Kriton. Endlich eine Auswahl von Demosthenes. —
Gegen Pindar dürfte von verschiedenen Seiten Einspruch gesche-
hen; auch dürfte man mit Recht verlangen, dass anstatt zweier
Bruchstücke von Plato’s Phädon der ganze Dialog gelesen werde,
der in Bezug auf künstlerische Form und Composition dem Sym-
posium nicht nachsteht und wegen seines ideellen und doch
zugleich populären Inhalts vor jenem den Vorzug verdient. Für
das Lateinische hält es der Verf. für schwieriger, mit bestimmter
Begrenzung das festzustellen, was gelesen werden muss. Für
Tertia fordert er den Cäsar und Ovid , und fragt , ob nicht eine in
Secunda fortgesetzte umfassendere Lectüre des Ovid lohnender
und anziehender sein würde als Virgil. Ref. stimmt ihm bei; denn
Virgil hat für Secunda im Verständnis und noch mehr im Findeu
282
Höhere Pädagogik.
eines guten deutschen Ausdrucks seine grossen Schwierigkeiten ;
meint aber, dass dann Virgil, der für die Kenntniss des römischen
Genius, wie er sich charakteristisch im Kunstepos, dem den grie-
chischen Volksgeist repräsentireuden Homer gegenüber, und zwar
in dem einzigen Epos nationalen Inhalts und Interesses darstellt
— von den ohne die Lectüre ihres Vorbildes gar nicht recht zu
würdigenden grossen italienischen Dichtern nicht zu reden — , un-
ersetzlich ist, in Prima neben Horaz gelesen werden muss. Für
Secunda werden Cicero’s Heden in der bekannten Auswahl ge-
fordert, Salust ganz, Livius B. II und XXI ff. und Cicero de arni-
citia und de senectute ; für Prima Horaz als canonisch , als freie
Lectüre eine Auswahl der Satiren , von Tacitits die Germania und
Partien aus den Annalen, von Cicero: de officiis, die Quaestiones
Tiisculanac, Brutus, de oratore und endlich das X. B. des
Quiutilian.
In den folgenden Abschnitten giebt der Verf. sehr Lesens-
werthes über die Schreibübungen im Lateinischen, über den gram-
matischen Unterricht, über Privatlectüre und über Schulausgaben.
Ref. empfiehlt diese Abschnitte zur besonderen Beachtung und er-
laubt sich nur über zwei Punkte dem Verf. etwas zu entgegnen.
So bereitwillig Hr. H. das Lateinsprechen aufgiebt, so nachdrück-
lich dringt er auf das Beibehaltcn der freien lateinischen Auf-
sätze. Er betrachtet sie als anderweit nicht zu ersetzende Denk-
übungen , die zugleich den wirksamsten Einfluss auf das Deutsche
üben, und als kräftiges Corrcctionsmittei gegen die Gebrechen
deutscher Prosa. An ihnen soll der Schüler einfach und ohne
Schwulst schreiben, im Gebrauche der vom Deutschen oft sehr
abweichenden Metaphern das Richtige treffen, im Bau der Perio-
den nicht stecken bleiben und vor Allem die Sätze richtig verbin-
den lernen. Diese Rücksichten lassen sich, meint er, bei den
Exercitien innerhalb der Schranken eines gegebenen Dictats nicht
immer, wie es nöthig ist, verfolgen. Diesen Gründen können wir
das vom Verf. beigelegte Gewicht nicht zuerkennen. Denn er-
stens wird die verlangte Denkübung, die darin besteht, dass ge-
gebene deutsche Gedanken in lateinische Form gebracht werden
(wozu Nägelsbach’s Stilistik ein treffliches Hülfsmittel ist, dessen
Werth vom Vf. vollkommen gewürdigt zu sehen, Ref. wahrhaft er-
freut hat), durch Exercitia, besonders, wenn die Praxis dabei durch
Classen-Extemporalia möglichst oft gefördert wird , weit zweck-
mässiger geboten, weil diese nicht, wie die freien Arbeiten, dem
Schüler gestatten, den Gedanken beliebig hin und her zu drehen,
bis er den ihm gerade bequemsten lateinischen Ausdruck gefun-
den hat; dann aber gewähren sie dem Schüler nicht weniger Ge-
legenheit, sich an den Früchten seiner Lectüre durch Anwendung
zu erfreuen, so wie auch das gewünschte Correctiv für den deut-
schen Stil, soweit das überhaupt dem Lateinischen zugewiesen
werden kann, in derselben Uebung und ebenso in einer darauf
Heiland: Zar Frage über die Reform der Gymnasien. 283
reflectirenden Leitung bei der Lectiire hinlänglich gefunden wird.
Dagegen sind die Nachtheile, die mit dem Beibehalten der freien
lateinischen Arbeiten verbunden sind, bedeutend genug, um die
Vortheile, die die freien Arbeiten vor den Exercitien vielleicht
voraushaben mögen, bei weitem zu iiberwiegen. Eine gründliche
Erörterung aller hierher gehörigen Gesichtspunkte kann und soll
hier nicht gegeben werden, wäre auch überflüssig, nachdem diese
bereits im Wittenberger Programm von 1844 vom Dir. Schmidt in
erschöpfender Weise geschehen ist. — Der zweite Punkt, den
wir berühren wollten, betrifft die Schulausgaben. Nachdem der
Verf. in den früheren Abschnitten wiederholt das grösste Gewicht
auf die Selbstthätigkeit gelegt hat, die ganz besonders und fast
allein durch die Beschäftigung mit den alten Sprachen geweckt und
gefördert werde, und sich auf das Entschiedenste gegen diejenige
Art von Einleitungen ausgesprochen hat, die dem Leser Inhalt,
Plan und Zusammenhang des zu Lesenden von vorn herein gleich
fertig entgegenbringen; nachdem er sich dann über die Grund-
sätze, nach denen dergleichen Ausgaben zu bearbeiten sind, mit
Fr. Jacobs dahin erklärt hat, „dass sie nicht die Trägheit beför-
dern, sondern zum Nachdenken reizen, und den Knoten nicht so-
wohl auflösen als die Stelle zeigen, an der er aufgelöst werden
kann 11 , und dass sie den Schüler veranlassen und in Stand setzen
sollen, schon bei der Vorbereitung an gewissen Punkten, an denen
der Lehrer in der Classe anknüpfen kann, sein eigenes Nachden-
ken zu versuchen, um daun bei der in der Schule stattfindenden
„Prüfung“ orientirt zu sein ; nach allem dem erklärt er die Aus-
gabe des Horaz von Dillenburger für die allein mustergültige und
fügt hinzu, „man sollte doch endlich von der Marotte ablassen,
wegen eines halben Dutzends origineller Erklärungen sogleich eine
neue Ausgabe zu veranstalten, oder von der den Philologen beson-
ders zur Last gelegten Eitelkeit, eine neue Invention lieber im
Schubkasten (zu) behalten, als sie zum allgemeinen Besten einem
Herausgeber zukommen zu lassen, auch auf die Gefahr hin, dass
der Urheber nicht namentlich aufgeführt wird, von der Döderlein
in seinen Reden und Aufsätzen p. 403 ff eine rührende Geschichte
erzählt.“ Ohne diesen jedenfalls in lieblosem Tone gehaltenen
Passus weiter würdigen zu wollen, fragen wir nur Ilm. H., ob er
sich den Dillenburger’schen Horaz etwas nähcrangesehen hat, und
ob er es dann für möglich hält, dass ein Schüler, der diese Aus-
gabe in der Hand hat, Inhalt und Gedankenverbindung selbst der
kleinsten Ode selbstständig und durch eigenes Nachdenken finde
und sich des Gefundenen erfreue? Dillenburger giebt nicht blos
in den Argumenten, sondern auch in den Anmerkungen über Sinn
und Zusammenhang so viel, dass für die vom Verf. mit Recht ge-
forderte Selbstthätigkeit des Schülers gar zu wenig übrig bleibt.
Darum müsste seine Ausgabe, ehe sie als Muster, neben dem an-
dere gar nicht aufkommen können, hingestellt werden darf, be-
284
Höhere Pädagogik.
deutend umgeforrat werden. Im Uebrigeu sind wir mit den au
eine Schulausgabe gestellten Anforderungen, sowie mit dem über
namhafte Bearbeitungen anderer Schul- Autoren ausgesprochenen
Urtheile einverstanden.
Im XXI. Abschnitt wird der Unterricht in der deutschen
Sprache besprochen. Der Verf. würdigt die nationale Seite der
Gymnasialbildung vollkommen. Kr will, dass der deutsche Unter-
richt zu einer gründlichen Kenutniss der Litteratur unseres Vol-
kes verhelfe und zur freien Herrschaft über die Muttersprache im
schriftlichen und mündlichen Gebrauche führe. Gm eine tüchtige
Bekanntschaft mit den deutschen Classikern zu erzielen, schlägt
er auch hier eine ansehnliche Auswahl deutscher Werke vor, die,
theils privatim, theils als Gegenstand der Interpretation, von allen
Gymnasiasten gelesen werden müssten. Ueber die Art der Inter-
pretation lässt er sich näher aus und will sie im Ganzen auf eine
zweckmässige Anregung zur Lectiire und auf eine geschickte
Anleitung zum Verständnis» beschränkt wissen; wenigstens solle
sie nicht anders geschehen, als sie im dritten Theil des Hand-
buchs der poetischen Nationallilteratur von G. Kurz gegeben
werde. Die grammatische Behandlung der Muttersprache, wie
men sie in neuerer Zeit vielfach versucht habe, verweist er ganz
aus dem Gymnasium, weil die grammatische Bildung an anderen
und fruchtbareren Stoffen gewonnen werde. — Für die unteren
und mittleren Classen sind wir derselben Ansicht, halten es aber
für unerlässlich, dass in den oberen Classen , wenigstens in Prima,
ein möglichst klares Bewusstsein über die Eigcnthiimlichkeit des
deutschen Sprachgenies in geordnetem Zusammenhang erzielt
werde. — Freie Vorträge weist der Verf. nicht blos dem Unter-
richt im Deutschen, sondern auch allen anderen Unterrichts-
stunden zu. Für nothwendig hält er es, dass der Unterricht im
Deutschen und in der Geschichte überall in die Hand eines Leh-
rers gelegt werde. — Ganz kurz werden im Folgenden die Ma-
thematik, die Naturwissenschaften, die Geschichte und die Geo-
graphie abgehandelt. Er dringt in allen diesen Disciplinen auf
eine Methode, die den Unterrichtsstoff nicht gleich fertig und
systematisch zugerichtet überliefere, sondern überall nach Mög-
lichkeit die eigene Thäligkcit des Schülers wecke und durch
diese die Lernenden sich selbst erringen lasse, was sie selbst
erringen können. — Den Schluss macht ein Abschnitt über sitt-
liche Zucht und Erziehung, wo auch der Religionsunterricht sei-
nen Platz fiudet. Den ganzen Einfluss der erziehenden Thätig-
keit lässt der Verf. auf der Persönlichkeit des Lehrers beruhen
und die wahre Verbindung von Unterricht und Erziehung sicht
er in der Einrichtung der Ordinariate. Dem Ordinarius vindicirt
er daher den Religionsunterricht; er soll in diesem Unterricht
allen moralischen Einfluss auf die jugendlichen Herzen zu coiir
ceutrireu suchen durch Tiefe und lauigkeit des Glaubens und
Heiland: Zur Frage über die Reform der Gymnasien. 285
durch die Macht der christlichen Wahrheit, die ihre Wirkung
auf den Schüler nicht verfehlen werde, wenn er sie in der Ge-
sinnung und dem Leben seines Lehrers wirksam und ausgeprägt
sehe. Was der Verf. sonst noch hierher Bezügliches vorbringt,
wie, dass es eines besonderen Lehrbuchs für diesen Unterricht
nicht bedürfe, da das beste Lehrbuch die heilige Schrift selber
sei, dass man sich einerseits vor einem zu starken Hervorheben
der wissenschaftlichen Seite eben so sehr zu hüten habe als an-
dererseits vor dem hyperchristlich dogmatischen Standpunkte,
der für das Gymnasium seine besonderen Gefahren habe, — dies
und Anderes übergehen wir und geben zuletzt noch den Lections-
plan, in dem der Verf. schliesslich seine Vorschläge übersichtlich
zusammenfasst:
I
II
III
IV
V
VI
Lateinisch
7
8
8
10
10
1ÖT
Griechisch
7
8
8
—
—
—
Französisch
2
2
2
4
4
Deutsch
3
2
2
3
3
4
Religion
2
2
2
2
2
2
Mathematik
4
4
4
6
—
—
Rechnen
—
—
—
—
4
4
Naturwissenschaft . . .
2
2
2
2
2
2
Geschichte und 1
Geographie ) ” *
2
3
3
3
3
3
Schönschreiben ....
—
—
—
—
2
3
Gesang
1
1
1
2
2
2
Summa
30
32
32
32
32
30
Zu diesen für Alle verbindlichen Stunden kommen noch für
die künftigen Theologen und Philologen in 1. und II. Hebräisch
in 2 Stunden, und fiir die drei unteren Classen Zeichnen in 2
Stunden. Was das Englische anbetrifft, so wünscht der Verf.,
dass für Gelegenheit zu Privatunterricht gesorgt werde.
Wir schliessen unseren Bericht mit der Versicherung, dass
wir die Schrift mit grossem Interesse gelesen, und dass wir im
Einzelnen vielfache Anregung zu erneuter Betrachtung der gegen-
wärtig so überaus wichtigen pädagogischen Fragen gefunden
haben. Dass die Gymnasien, wenn sie noch Gymnasien, d. h.
auf das classische humane Princip gegründete Uebungsschulen
bleiben wollen, nicht auf alle Vorschläge der Berliner Conferenz,
geschweige denn auf andere im Realismus noch weiter vorher
gehende Forderungen eingehen dürfen, hat der Verf. gründlich
nachgewiesen; dass es keine moderne Bildung giebt, die die
antike nicht in sich aufgenommen und zersetzt hat, dafür hat er
den Beweis ebenfalls geliefert; dass aber ohne ein gründliches
4
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286
Höhere Pädagogik.
und grammatisches Studium der alten Quellen , wie es die Gym-
nasieu betreiben, eine wahrhaft wissenschaftliche Bildung für
uns Deutsche nicht denkbar ist, das scheint er uns nicht genügend
dargethan zu haben, und zwar darum nicht, weil er die Behaup-
tung der Gegner nicht widerlegt hat, dass das ewig Wahre und
Schöne des Alterthums bereits ausgebeutet und zersetzt sei,
und dass das Resultat davon in der deutschen und den anderen
modernen Littcraturen sowie in der gesammten Cultur der Gegen-
wart bereits niedergelegt sei, dass es darum genüge, sich eine
historische und allgemeinere Kenntniss der antiken Litteratur und
Geschichte zu erwerben , während es unerlässlich sei , Geschichte
und Cultur der modernen Völker, in deren Zeit und unter deren
Einfluss wir leben, gründlich und aus den Quellen keimen au
lernen. Der Verf. macht zwar geltend, dass cs sich nicht um
Ueberlieferung griechischer und römischer Nationalität handele,
sondern um das in ihnen liegende allgemein menschliche Element,
das deshalb auch eine ewige, für die ganze Menschheit be-
stimmte Bedeutung habe*); er erklärt es für undeukbar, dass
sich unser Bildungsleben jemals von der Cultur des Alterthums
emancipiren könne: aber bewiesen hat er diese Behauptungen
nicht. Auf seine Fragen, ob wir Dichter haben, die die eiufache
Grösse eines Sophokles überholt, ob wir Geschichtschreiber wie
Thucydides und-Tacitus haben, Redner wie Demosthenes, wird
man ihm ohne Bedenken antworten , und man hat es schon ge-
antwortet: allerdings, die haben wir, wenigstens stehen uusere
Classiker den antiken in keiner Beziehung nach und an Tiefe und
Reichthum des Inhalts sind sie ihnen weit überlegen; also sind
die letzteren für die Bildung der Jugend überflüssig gemacht.
(So Freese, das deutsche Gymnasium S. 14.) So stehen sich also
Behauptung und Behauptung einander gegenüber. Hier war also
weiter zu gehen; es musste durch eine eingehende Vergleichung
des Vollendetsten unserer Litteratur mit den antiken Meister-
*) Mit dieser Behauptung (S. 37) und den gleich vorher stehenden
Worten: „Freilich wenn das, was die Griechen und Römer geleistet,
nur specifisch-griechisch und römisch wäre, dann müsste es unnatürlich
scheinen , auf den Stamm des deutschen Volksleben« ein fremdes Pfropf-
reis zu setzen“ steht freilich eine andere Stelle, obwohl in anderem Zu-
sammenhänge , doch in einem auffallenden Widerspruch. S. 32 ist die
Rede von einer „Beschränktheit des nationalen Kastengeistes, über den
die Völker des Alterlhums nicht hinausgekommen“ sein sollen. Das kann
man wohl von Hindus, Chinesen und Aegyptiern sagen, nicht aber von
Griechen und Römern, die mit der ganzen ihnen bekannten Welt in
lebhaftem Verkehr standen und von ihr die mannigfaltigsten Einflüsse
erfuhren, soweit diese bei der Verschiedenheit des griechisch-römischen
von dem barbarischen Cuiturzustand möglich war.
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Heiland : Zur Frage über die Reform der Gymnasien. 287
werken specieil nachgewiesen werden, warum und in wiefern die
bei aller Tiefe doch so einfache Schönheit nicht diesen, sondern
jenen die ewige Geltung giebt, unfehlbare Muster zu sein, wenn
unsere complicirteCultur bald auf deu einen, bald auf den anderen
Abweg getrieben wird. Das ist freilich — wie das Ref. voll-
kommen anerkennt — keine kleine Aufgabe. Wird sie aber in
einer Schrift von solcher Tendenz nicht gelöst, so bleibt es bei
einer Gegenüberstellung von Meinungen, die sich gegenseitig
bekämpfen, ohne dass die eine die andere aus dem Felde schlagt.
Betraf diese mehr den realen Inhalt der alten Litteratur , so ist
ein Gleiches zu sagen von der sogenannten formalen Seite der
alten Sprachen. Obwohl nämlich der Verf. den hohen Werth
der letzteren als pädagogischen Mittels zur allseitigen Entwicke-
lung der jugendlichen Geisteskräfte ausführlich bespricht, so
vermisst man doch eine Widerlegung der Ansicht, dass dieses
pädagogische Mittel, bei richtiger Behandlung, auch in den
modernen fremden Sprachen gefunden werden könne. Zu diesem
Zwecke war es um so nöthiger , die specifischen Unterschiede
zwischen den alten und neueren Sprachen genau zu erörtern , als
von verschiedenen Seiten die Fähigkeit der französischen Sprache,
die lateinische im Unterrichte zu ersetzen, immer von Neuem
geltend gemacht wird. Es müsste gründlich nachgewiesen wer-
den, dass diess die französiche Sprache gar nicht im Stande ist,
weil einerseits ihre Formen, gleichsam der Körper der Sprache,
wegen ihrer Flüchtigkeit und besonders wegen ihres Mangels an
kräftigen Terminationen, viel zu wenig in die Sinne fällt, um dem
Knaben eine Vorstellung von einer normalen, ausgebildeten
Sprache zu geben, weil andererseits ihre Syntax an einer Menge
von Eigenthiimlichkeiten , selbst in der sonst so streng und logisch
geregelten Wortstellung leidet, die auf Willkür beruhen oder
wenigstens dem Anfänger, dem ihre logische Nothwendigkeit noch
nicht begreiflich gemacht werden kann, willkürlich erscheinen
müssen. Alle diese sind nur mit dem Gedächtniss, nicht mit
dem Verstände aufzufassen und eignen sich darum nicht, die
Sprache als einen durchaus nach Deukgesetzen fest geordneten
Organismus erscheinen zu lassen und dem Schüler durch Erkennt-
nis und Anwendung dieser Gesetze eine so zweckmässige Denk-
übung zu bieten, als es bei der latein. Sprache der Fall ist. Nur
auf diesem Wege und zwar nur durch ganz specielle Erörterung
führt man den Kampf der antiken und modernen Sprachen um
das Principal in den höheren Schulen seiner Erledigung entgegen.
Doch dürfte die letzte Entscheidung über diese und alle andere
Fragen, die gegenwärtig die pädagogische Welt in so unge-
wöhnlicher Aufregung erhalten, nicht auf theoretischem, sondern,
wie uns die Culturgeschichte aller Zeiten lehrt, auf praktischem
Gebiete erfolgen. Sind wir also auch der festen Ueberzeugung,
dass es nur eine höhere Bildung giebt, und dass die Gymnasien,
28 S
Höhere Pädagogik.
wie sie gegenwärtig noch bestehen , den geeignetsten Weg ver-
folgen, diese Bildung zu geben, können wir uns gar nicht mit
der Ansicht befreunden, dags es so viele von unten bis oben auf
ein besonderes Ziel gerichtete Berufsschulen geben müsse, als
es Berufs- oder Lebenssphären giebt, wenn wir ein gegundes,
wohl gegliedertes Staatsleben schaffen wollen: so meinen wir doch
nicht, dass der Realisirung eines so vielfach und von so aner-
kannt tüchtigen Männern ausgesprochenen und so energisch und
mit Geist vertretenen Bedürfnisses der Zeit etwas in den Weg
gelegt werden dürfe. Man gebe vielmehr dieser Richtung die
Möglichkeit, ihren wahren Kern kräftig zu entwickeln, und man
lasse ihr Princip , soweit sich cs irgend mit dem Interesse des
Ganzen verträgt, seine letzten Consequenzen ziehen, damit es
sich vielleicht nach Dccennien in der Praxis und ini Leben um
so entschiedener herausstelle , ob es hinreichende Lebensfähigkeit
in sich trägt und ob es im Stande ist, den höchsten Interessen
der Individuen und des Staates zu genügen. Während man aber
diesen Versuch macht — denn als Versuch und zwar als nicht
gefahrloser Versuch kann das Bestehenlassen und die weitere
Gründung von Real- und höheren Bürgerschulen nur betrachtet
werden — , lasse man den Gymnasien ihre Eigenthümlichkeit , da-
mit man für den Fall, dass jener Versuch missglückt oder doch
dicht zu den erwarteten Resultaten führt, nicht auch das verloren
hat, was sich bisher in der Hauptsache bewährt und dem Staat,
um nur das in die Augen Springendste zu nennen, seit Jahr-
hunderten brauchbare und tüchtige Beamte geliefert hat. Ihre
Eigenthümlichkeit und das, wodurch sie bis jetzt vorzugsweise
das auch von ihren Gegnern Anerkannte geleistet, würde be-
deutend geschmälert werden , wollte man die Beschlüsse der Ber-
liner Confcrenz ohne wesentliche Modificationen zum Gesetze
erheben. Nachdem bereits seit 1837 für eine wissenschaftliche
Erkenntuiss der Natur in den Gymnasien hinlänglich gesorgt ist,
nachdem auch der Unterricht im Deutschen und der Geschichte
im letzten Decennium sich neu belebt und das nationale Bediirfniss
berücksichtigt hat, begniige man sich jetzt mit dem Ausbau des
gemeinsamen Untergymnasiums, damit dadurch die Interessen
derer gefördert werden , die den Gymnasialcursus nicht vollenden
wollen. Dem Obergymnasium aber gebe man die Zahl griechi-
scher Unterrichtsstunden wieder, die es bis zum J. 1837 gehabt
hat und die es um so eher wieder in Anspruch nehmen kann,
als der wesentlichste Grund der damals vorgeuommenen Ver-
minderung dieser Stunden, nämlich dem Realismus eine Oon-
cession machen zu wollen, durch die unterdess cingetretene und
nun vom Staate selber in Aussicht gestellte Vermehrung der
höheren Bürgerschulen vollkommen gehoben ist.*) Ausserdem
*) Hr. Wendt entfernt die 2 Stunden Gesang aus dem Lcctiuus-
Peter: Der Geschichtsunterricht auf Gymnasien. 289
muss der Curaus in Tertia durchaus ein zweijähriger bleiben.
Gewährt man das nicht, so verkürzt man dem Gymnasium die
Waffen, mit denen es bisher den Kampf mit seinem Nebenbuhler
bestanden hat, nach deren Verkürzung es ihn aber gewiss nur
mit zweifelhaftem Erfolge wird weiter führen können. Wir
sprechen zum Schluss mit Hrn. H. die zuversichtliche Hoffnung
aus, dass wir auch die gegenwärtige Krisis glücklich bestehen
werden. Ist sie aber bestanden, dann wollen wir auch das Gute
und Fördernde nicht verkennen , das diese Krisis auch für die
Gymnasieu hatte. Die Reformbewegung hat, das müssen wir
dankbar anerkennen, manches Gymnasium aus einer gewissen
Selbstgenügsamkeit aufgerüttelt, in die man durch langen unge-
störten Besitz gewisser — zumal so unschätzbarer — Güter nur
zu leicht verfallt; sie hat uns veranlasst, Ziel und Mittel des
Gymnasiums schärfer als je ins Auge zu fassen; der Rückblick
auf sie wird uns auch ferner nöthigen , alle Kräfte anzustrengeu,
um nicht in der einen oder in der anderen Beziehung hinter den
gerechten Forderungen der fortschreitenden Zeit überholt zu
werden.
Wittenberg. Dr. Breitenbach.
Der Geschichtsunterricht auf Gymnasien. Ein methodischer
Versuch als Beitrag Tür die Neugestaltung des deutschen Gymnasial-
wesens. Von Dr. Carl Peter, Herzogl. Sachsen- Meiningschem
Schulratb. Halle, Verlag der Buchhandlung des Waisenhauses.
1849. X. u. 238 S. 8.*)
Der geehrte Verf., dem die Gymnasialpädagogik schon so viel
verdankt, hat sich durch das vorliegende, meisterhaft gearbeitete
Buch ein grosses Verdienst vonNeuem um dieselbe erworben. Rec.
möchte nichts lieber wünschen , als dass diess treffliche Buch An-
lass u. Vorbild für ähnliche durchgreifende Bearbeitungen anderer
wichtiger Gymnasialdisciplinen werden möchte; er ist mit dem
plan, und mit Recht; denn diese Stunden bieten dem Schüler eher eine
Erholung als eine Anstrengung. Finden sie also ausserhalb des Lectlons-
plans ihren Platz, so wird es möglich, nach Wendt’s Anordnung dem
Deutschen 3 Stunden und ebensoviel der Geschichte und Geographie zu-
zuwenden. Für das Griechische, wie für das Lateinische setzt er 8
Stunden an. Ref. würde 9 für das erste, 7 für das zweite Vorschlägen.
*) Die Red. dies. Jahrbb. trägt kein Bedenken eine zweite Rec. über
die Peter’sche Schrift von einem andern Rec. zu geben, da die Wichtig-
keit der Sache selbst und das Zeitgeraässe ihrer Besprechung dieselbe
hinlänglich rechtfertigen wird.
N.Jahrb. t. Phil. «. Päd. ad. Krit. Bibi. Bd. LX. Hft, i. 19
ß
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290
Methodik der Geschichte.
Verf. überzeugt, dass diese mehr oder weniger alle einer völlig
neuen Durchforschung, Dichtung und methodischen Umarbeitung
bedürfen. Freilich hat unverkennbar eine verwandte Thätigkeit
schon lange manches Nützliche herbeigeschafft; aber es fehlt die
Zurückführung auf einen bewussten Mittelpunkt und eine orga-
nische Einheit, es fehlt zum Theil an einer Umbildung und Neu-
gestaltung des Gymuasialzwccks selber, ohne welche hier kein
nachhaltiger Gewinn im Einzelnen erreicht werden kann. Es ge-
hört eine Zeit wie die zuletzt durchlebte dazu, um einmal einen
Haufen von Vorurtheilen und verkehrten oder unzcitigenLieblings-
ideen abzuschütteln, sich frei zu machen für eine auf dem ge-
gebenen Grunde neu und unbefangen aufzubauende Constructiou
des ganzen Gebäudes. Diese auf einer kräftigen und gesunden
Erfahrung ruhende Unbefangenheit zeichnet den Verf. und sein
Buch aus; er durchschaut die Aenderungcn, welche die Zeit von
selbst mit sich geführt hat, mit klarem und scharfem Blicke und
erkennt richtig alle die luconsequenzen , die man beging, indem
man Neues einfiihrtc, aber das Alte festhielt, den Geist einer
fortgeschrittenen Wissenschaft und Weltentwickelung auf die
Schule einwirken liess , aber Maass und Form des Unterrichts
darnach zu modificiren nicht beflissen war. Man führte neue
Unterrichtsgegenstände in die Gymnasien ein und entzog dem
classischen Studium immer mehr Lebenskraft, obgleich man sie
in dem Mittelpunkte des Ganzen stehen bleiben liess und keine
Ahnung davon zu haben schien, dass dieselben das Fundament
nicht mehr haben können, das sie früher hatten. Daher „müssen
wesentliche, tiefeingreifende Veränderungen geschehen, wenn
den Gymnasien volle Kraft und Gesundheit zurückkehren soll.“
Rec. erwartet diese Veränderungen freilich nicht blos in den neu
eingefuhrten Lehrgegenständen, deren methodische Durchbildung
für den Gymnasialzweck allerdings wohl noch eine grosse Zukunft
vor sich hat, sondern auch in der Behandlung der classischen
Studien auf Gymnasien selbst, die in methodischer Beziehung ge-
wiss sehr vereinfacht und verbessert werden kann. Der Verf.
hebt für diese durchgreifenden Verbesserungen drei wesent-
liche G es i cli t s p u n k t e hervor, die wir grösstentheils mit
Ueberzeugung unterstützen zu können glauben. Das Erste ist,
dass möglich gemacht werde, dass die Schüler auf den Gymnasien
nicht blos einzelne Stücke aus der griechischen und römischen
Litteratur lesen, sondern dass sie diese Litteraturen, be-
sonders die griecliische,8clbst kennen lernen, dass sie ein
deutliches Bild von ihrer Eigenthiimlichkcit, wie von dem Gang
ihrer Entwickelung gewinnen. Das Zweite ist, dass, nicht
zwar die 1 at eini 8 ch en Schreibübungen, welche lediglich
die Befestigung in der Grammatik zum Zwecke haben, wohl aber
die lateinischen S ti (Übungen beseitigt werden müssen. DasDritte
endlich, dass auf dem Gebiete der übrigen Unterrichtsgegenstände
W1 .C.l'W /.I ,1.*» .'..,11 .'i,A .1« .» V...", .> jiif.uKX
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Peter: Der Geschichtsunterricht auf Gymnasien. 291
durch richtigere Methoden Gedächtniss und Phantasie in
ihr Recht eingesetzt werden. Wir würden diesen insgesammt
ungesäumt unsere Zustimmung geben, wenn nicht der Ausdruck
an ein paar Stellen eine wenigstens scheinbare Unsicherheit ent-
hielte, die in der Sache zu sehr verschiedenen Ansichten noch
führen könnte. Um es kurz zu sagen, scheint uns der Gang der
Entwickelung der Litteratur theils kein so wesentliches, theils ein
höher hinaus liegendes Ziel zu sein; die Uebung im lat. Stil
aber kann eben so wohl eine Befestigung in der Grammatik wie
jede andere Uebung im Schreiben einer fremden Sprache sein,
ja, da es sich hier nicht sowohl um Formenkenntniss, als viel-
mehr um die Einsicht in den ganzen Satzbau und damit in das
Wesen der Sprache handelt, so halten wir den lat. Stil fort und
fort — und ich denke, in diesem Sinne mit des Verf. Zu-
stimmung — für ein wesentliches Moment der Gymnasialbildung,
nur dass nimmermehr die praktische Reproductionsfertigkeit, son-
dern die bewusste Kenntniss und Einsicht in den Geist derSprache
das Ziel sei. In allem Uebrigen treten wir gern bei und erkennen
das als vollkommen wahr an, was gleich darauf im Besonderen
nur von dem Geschichtsunterrichte und seinem Erfolge ausge-
sprochen wird. Es fehlt demselben gewöhnlich „eine lebendige
Veranschaulichung des ThatsächJichen , ein systematisches, streng
geordnetes Ineiuandergreifen seiner einzelnen Theiie, eine feste,
methodische Einprägung des Materials.“ Aus diesem Grunde will
der Verf. in vorliegendem Buche „der Anschauung ihr Recht
verschaffen wobei er hauptsächlich eine passend gewählte
Lectiire im Auge hat, weil das Talent eines geeigneten , wirklich
anschaulich darstellenden Vortrags mit Recht als ein sehr seltenes
bezeichnet werden kann, „eine feste, geordnete Gliederung des
gesammten geschichtlichen Unterrichts h erstellen wodurch die-
ser in einer eben so zweckmässigen und wahrhaft fördernden
Weise mit allem übrigen Unterrichte in Verbindung gesetzt wird,
wie durch jenes erste, höchst glückliche Bemühen des Verf. der
Cla8senunterricht mit der häuslichen Beschäftigung des Schülers,
und endlich „das Elementarische des Geschichtsunterrichts, wel-
ches bisher fast ganz dem Zufall überlassen gewesen , methodisch
einrichten.“
Es sind zwei Factoren, die zu einem gedeihlichen Unter-
richte in der Geschichte unentbehrlich sind; der eine liegt in dem
Wesen der geschichtlichen Wissenschaft gelber, der andere in
der Natur der jugendlichen Geisteswelt , in die der reiche Stoff
jener übertragen werden soll. Der Vf. hat darum, mit Recht diess
als die Grundlage aller weiteren Besprechung des Gegenstandes
erkennend , die Arten der Historiographie gründlich behandelt.
Indem er von dem Verdienst der Niebuhr’schen Kritik auggeht und
auf die bei allem Mangel derselben gewonnene objective Folge
hinweist, die in L. Hanke und seinen Schülern lebendig hervor-
19*
292
Methodik der Geschichte.
getreten ist, charakterisirt er als die vier historiographischen
Formen die Kuustgeschiclitschreibung , die oaive , die pragma-
tische und die rhetorische Geschichtschreibung. Ob der Verf.
iu streng wissenschaftlicher Beziehung damit die Sache erschöpft
habe, darf mau eigentlich um so weniger fragen, als es sich hier
um reiu didaktische Zwecke zunächst handelt; eine strengere
Gliederung des ganzen Umfangs der hier in Rede stehenden Dis-
ciplin würde eben so wenig etwas mehr dafür austragen als die er-
schöpfende Verfolgung bis auf diejenige wirkliche oder scheinbare
Höhe, die doch mindestens über den Gesichtskreis der Jugend
hinausliegt. Was aber hier zur näheren Darlegung des Charak-
ters der Einzelnen beigebracht ist, behauptet allerdings auch noch
einen weitern Werth als für den zunächst beabsichtigten didak-
tischen Zweck. Man fühlt sich so sicher auf dem Wege durch
das weite Gebiet dieser ungeheuren Litteratur unter der überaus
kundigen Leittung des Verfs., der eine bewundernswürdige Be-
lesenheit auf diesem Gebiete mit der feinsten Schärfe des Urtheifs
und der Beobachtungsgabe verbindet. Um so mehr steht ihm
auch die volle persönliche Berechtigung zur Seite, die er schon
durch eine vieljährige Schulmannserfahrung in Anspruch nimmt,
die Auswahl der auf den Gymnasien zu lesenden Geschichts werke
zu treffen und nach Maassgabe der voraufgeschickten Musterung
der historischen Schriftsteller zu ordnen. Allerdings ist diese
ein schwieriger, nach mehreren, wesentlich von einander ver-
schiedenen Gesichtspunkten za beurteilender Gegenstand, und
vielleicht möchten hier die Urtheile der Schulmänner 6ehr von
einander abweichen. Auch Rec. stimmt nicht in allen Fällen dem
Verf. unbedingt bei. Eine Gefahr kann hier sowohl in Bezug auf
den Umfang als auch auf die Beschaffenheit der Auswahl aus der
Einseitigkeit erwachsen, mit der die gesammte Gymnasialthätig-
keit von dem Standpunkte einer einzigen Disciplin aus beurteilt
werden boII; um so mehr müssen wir jedoch der sinnigen Maass-
haltung des Verfs. uns freuen. Was hier für die Geschichts-
litteratur geschehen ist, sollte längst für alle Fächer des Gymna-
sialunterrichts geschehen sein. Freilich kann man die Auswahl
z. B. aus demHerodot und Livius noch strenger getroffen zu sehen
wünschen, weil, wenn selbslverständlicherweise nicht Alles im
Unterrichte selbst Vorkommen kann, die Gründe für die Wahl
der Interpretation- und der übrigen Lectüre verschieden sind.
Rec. würde in dieser Beziehung den letzten Theil des Herodot
(7. — 9. Buch) und vom Livins die Geschichte der Kämpfe mit
den italischen Völkern (7. — 10. Buch) ganz besonders hervor-
heben, um so mehr, als der Inhalt der ersten Bücher beider Ge-
schichtswerke so viel leichter durch das unentbehrliche Mittel
der geschichtlichen Privat-Lectüre in einer passenden Bearbeitung
der Jugend augeführt wird. Auch könnte Rec. von der Lesung
>m Originale den Plutarch auf keinen Fall ausschliessen , da be-
Peter: Der Geschichteunterricht auf Gymnasien.
293
sonders die Schwierigkeit des sprachlichen Verständnisses bei ihm
nicht so gross ist, dass sie nicht leicht lind gern von der Jugend
überwunden würde, von einer Befürchtung aber, dass dadurch
der reine Atticismus getrübt werde, im Ernste wohl nirgend mehr
die Uede ist.
Dass die griechisch-römische und die deutsche Ge-
schichte in den Vordergrund gestellt wird, muss natürlich un-
sere vollkommenste Billigung finden; was der Verf. mit unge-
meinem Fleisse hierfür durchforscht und mit grosser Selbst-
ständigkeit (wir erinnern nur an das vom gewöhnlichen abwei-
chende strenge Urtheil über den Saxo Gramms ticus) für den Schul-
sweck Busgebeutet hat , dafür kann ihm nicht Dank genug gesagt
werden, inswischen möchte Rec. doch gern in zweierlei Be-
ziehung die sorgsame Umschau des Verfs. noch erweitert gesehen
haben. Während wir die biblische Geschichte gänzlich dem
Religionsunterrichte überweisen würden, als wohin doch offenbar
auch die Geschichte des alten Israel ihrem wesentlichen Gehalte
nach durchaus gehört, können wir die „Vorhalle 41 der orientali-
schen Geschichte auf keinen Fall von der Bildungssphäre der
Gymnasialjugend ausschliessen. Freilich sind es mehr Zustande
als Begebenheiten, mehr subsidiäre als eigentlich historische
Kenntnisse , um die es sich dabei handelt , aber auch diese schon
sind wichtig genug, ja in mehrfacher Beziehung unerlässlich, weil
sie die klare und breite Grundlage der allgemeinen Staats- und
Leben8verhältnisse bilden, die sich in den nachmaligen Perioden
der Weltgeschichte entwickeln. Der Verf. zieht ausdrücklich
nach einer von ihm in der Vorrede gegebenen, im Buche selbst
nicht weiter ausgeführten Erklärung die Geographie in die engste
Gemeinschaft mit der Geschichte hinein, auch hat er ein paar
Male derartige Partien in die zu lesenden Aufgaben aufge-
nommen; allein gerade hierfür ist aus dem Alterthum wie aus der
neueren Zeit gar Manches und entschieden Classisches beizu-
bringen. Die andere Bemerkung, die Rec. machen wollte, gilt
dem Umfange der neueren Geschichte. Zwar hat mit Recht der
Verf. die europäische Staatengeschichte im Allgemeinen von dem
Plane ausgeschlossen , doch glaubt Rec., dass die Geschichte des
französischen und des englischen Volks sowohl um ihres inneren
Gehalts als auch ihrer Beziehung zu uns willen nicht gänzlich
beseitigt oder auf die allgemeinsten und weitwirkendsten Er-
scheinungen, wie etwa die französische Revolution, beschränkt
werden dürfe. Mit gleicher Sorgfalt auch hier alle Quellen-
Schriftsteller wie späteren beachtungswürdigen Historiker zu
durchmustern, ist freilich eine Aufgabe, die die Kraft des Ein-
zelnen übersteigt; je mangelhafter aber dieser Punkt im Gymna-
sialorganismus ist und je wichtiger doch wiederum für den Ge-
schichtsunterricht wie für die classische Lcctüre der betreffenden
Sprachen , um so verdienstlicher und erfreulicher würde auch
ß
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294
Methodik der Geschichte.
hier eine so vortreffliche Lese des Gediegenen und Brauch-
baren sein.
Indem somit die objective Grundlage des Lehrstoffs ge-
wonnen ist, treten wir dem eigentlich Methodischen und damit
der Ausführung desjenigen, wovon die Grundlegung bis daliiu ver-
sucht ist, näher. Der Verf. schickt einen kurzen Abschnitt über
das Wesen des Elementarunterrichts in der Geschichte vorauf, der
eine, gewiss nicht genug beherzigte, Wahrheit betont, nämlich
die gedächtnissmässige und bis zu einem gewissen Grade un-
bewusste, mechanische Ei nprägung des geschichtlichen
Lernstoffs. Wir können zwar die Richtigkeit der Parallele, die
mit dem sprachlichen Elementarunterrichte hierbei gezogen wird,
nicht gelten lassen, desgleichen mit dem elementaren Rechnen-
unterrichte nicht — wie denn ja überhaupt die wesentlich oder
zunächst formalen Disciplinen , in welchen dem Verstände durch
diese Elemente die geistigen Mittel und Handhaben zu jeder
weiteren Entwickelung selbst geboten werden, gerade dadurch
im entschiedenen Gegensätze gegen die realen Fächer stehen, in
welchen dem Gedächtnisse und der inneren Anschauung der ex-
tensive Rahmen unterbreitet wird , der späterhin mit der Fülle des
Einzelstoffs zu nähren und zu beleben ist, — nichts desto weniger
freuen wir uns sehr, dass der Verf. mit ernstem Nachdruck gerade
dieser, so oft und so stark aus falscher Philanthropie vernach-
lässigten Einübung das Wort geredet hat. Der Anfang einer
Wissenschaft darf keine Spielerei sein , er muss den ganzen Ernst
und Adel ihrer Natur zu heiliger Scheu auch dem kindlicheu Gc-
miilhe schon Vorhalten, und wo der weniger entwickelte Verstand
den Blick in die Tiefe noch nicht zu werfen vermag, da soll
wenigstens das Gedächtniss immer weiter und weiter sich mit dem
anzubauenden Boden befreunden.
Ueber Methode des Geschichtsunterrichts ist viel ge-
schrieben worden , aber selten mit besonders nachhaltigem Er-
folge; der Verf. hat nur wenige dieser Arbeiten berücksichtigt,
und mit Recht , da die Ausbeute derselben sicherlich nicht gross
sein würde; auch die etwas ältere Schrift von Mencke bietet des
methodisch Instructiveu nur sehr wenig. Die beliebte Eintheilung
des Geschichtsunterrichts nach den drei Gymnasialstufen in bio-
graphischen , ethnographischen und univcrsalhistorischen will der
Verf. nicht gelten lassen, so viel Wahres sonst auch zu Grunde
liege, aber das Fliessende zwischen den beiden zuletzt genannten
Standpunkten hat er richtig gezeigt. Von der neueren, wesent-
lich universalhistorischen Geschichte tritt schon früher nach den
Ansichten des Verfs. die deutsche Geschichte so wesentlich und
überragend in den Vordergrund, dass, auch wenn dazu, wie oben
bemerkt, noch die englische und französische hinzugenommen
würde, doch der Standpunkt ein ethnographischer bleiben dürfte.
Die Anordnung und Vei theilung des Verfs. stimmt im Wesent-
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Peter : Der Geschichtsunterricht auf Gymnasien.
295
liehen mit seiner Unterscheidung der verschiedenen historio-
graphischen Methoden überein. Die untere Stufe hat es mit
den Elementen der Geschichte und mit Geschichten zu thun;
jene werden erlernt und eingeübt, daneben die geeigneten Par-
tien der Geschichte als kleine selbstständige Ganze zur möglichst
lebendigen Anschauung gebracht. Die mittlere Stufe hat auf
eine relative Vollständigkeit des Stoffs (denn nur eine solche soll
auf dem Gymnasium erstrebt werden) Rücksicht zu nehmen und
zugleich für das Verständnis» so viel zu thun als hier möglich ist,
indem der Schüler unter der Leitung des Lehrers Stoff partien-
weise zusammenfassen und namentlich die Verknüpfung von Ur-
sache und Folge zu erkennen suchen soll. Der Elementarunter-
richt wird durch besondere Uebungen abgeschlossen und die
Selbstthätigkeit des Schülers angeregt. Die obere Stufe nimmt
diesen Stoff als einen zwar geistig schon eiuigerniassen belebten,
aber im Ganzen doch noch nicht bewältigten, weil noch nicht in
die Idee aufgenommenen, wieder auf und sucht eben damit den
im Gymnasium überall uur möglichen Anfang zu machen; der
Lehrer hat die Aufgabe, den Schülern die Ideen, in welchen die
Stufen der Entwickelung der Geschichte erkennbar werden, dar-
zulegen und zu entwickeln und ihre eigene geistige Thätigkeit
für die Auffindung dieser Ideen anzuregen und zu leiten. Die
untere Stufe entspricht daher der Chronik und der naiven Ge-
schichtschreibung, also den ersten Anfängen aller geschichtlichen
Production, die mittlere der den Uebergang von der niedrigsten
zur höchsten Stufe bildenden pragmatischen und die obere der
vollendetsten Gattung, der Kunstgeschichtschreibung , so dass
der Schüler die Geschichte sich in derselben Stufenfolge aneignen
soll , wie die Menschheit sie producirt — also auch sich ange-
eignet hat. Auf der unteren Stufe wird des Schülers Thätigkeit
vorherrschend eine aufnehmende sein , auf der mittleren wird die
Selbstthätigkeit, aber als untergeordnetes Moment, hinzutreten,
während diese letztere auf der oberen Stufe entschieden über-
wiegen soll. Bei den Elementen kommt es auf eine weise und
sparsame Auswahl, auf eine kurze, möglichst klare und deut-
liche Fassung in einem, nur nicht übertriebenen, Lapidarstil,
auf eine leichte und bequeme Uebersichtlichkcit des Materials
vorzugsweise an. Was die Vertheilung des Stoffs betrifft, so
wird in der Sexta ein erster Anfang mit der Erlernung der Haupt-
periodeu und mit der jüdischen Geschichte (die sich an die hier
zu behandelnde biblische Geschichte passend anschliesst), in
Quinta die alte Geschichte, in Quarta die mittlere und neue Ge-
schichte zu erlernen sein ; in Tertia würden die Uebungen in den
Elementen regelmässig zu treiben , in den höheren Classen nur
gelegentlich dazu zurückzukchreu sein. Mit diesen Gedächtnis-
übungen sind freilich unmittelbar andere Uebungen zu verbinden,
die sich aus jenen wie von selbst ergeben, indem sich einmal die
296
Methodik der Geachichte.
mannigfaltigsten Zusammenstellungen der Formen anf Grund der
Aehnlichkeit oder des Gegensatzes vornehmen und auf diese Art
eine Menge neuer Associationen begründen , dann aber auch ebe»
solche künstliche Anwendungen machen lassen, wie sie der
sprachliche Unterricht in Bezug auf die Formen bei dem mannig-
faltigen Hin- und fierübersetzen darbietet. Der Vcrf. hat diess
durch Beispiele erläutert, bei denen wir mit Vergnügen an ähn-
liche, wenn auch weniger elementare, Vorschläge in der treff-
lichen Schrift von Löbell (derselbe ist wohl auch S. 93. Z. 2 y. u.
gemeint, wo, wahrscheinlich durch einen Druckfehler, Cabell
steht) erinnert werden. Das Zusammentreffen ähnlicher Begeben-
heiten bei verschiedenen Völkern io demselben Jahre, die wich-
tigen Ereignisse gleicher Jahre in den verschiedenen Jahrhunder-
ten, die Aneinanderreihung bedeutender Thatsachen aus solchen
Jahrzahlen , deren Quersumme 15 giebt, die Ortschaften, an de-
nen zu verschiedenen Zeiten Schlachten oder andere einflussreiche
Begebenheiten sich ereignet haben , und andere , vielfach noch zu
vermehrende Gesichtspunkte dienen hier als die zunächst vom
Verf. angedeuteten Anknüpfungen für eine solche Uebung, die
gewiss von gutem Erfolge begleitet sein muss. Freilich will es
Rec. bedünken, als wenn das Logische in Verbindung mit dem rein
Mnemonischen dadurch etwas stark hervorgehoben würde, was
allerdings nur dann als ein Mangel erscheinen kann, wenn die von
dem Verf. mit Recht verlangte Anschaulichkeit darüber vernach-
lässigt würde. Ist diese auch wesentlich eine Sache des freien
Vortrags von Seiten der Lehrer, besonders auf den untern und
mittleren Lehrstufen, so glauben wir die Forderung derselben
doch auch schon bei diesen Uebungen berücksichtigt sehen zu
müssen, um bo mehr, als der Verf. später die lebensvolle, Ge-
müt li und Phantasie ergreifende Darstellung nicht verlangt, viel-
mehr sie auf die „wenigen Fälle, wo sich bei dem Lehrer das
Talent dazu findet“, beschränkt.
Es folgen drei höchst lehrreiche Abschnitte, welche die Ver-
theilung und Behandlung der Lectüre, den freien Vortrag des
Lehrers und die selbsttätige Theilnahmc der Schüler an dem
Geschichtsunterrichte behandeln; darauf der einen allgemeinen
Ueberblick über das Ganze von einem etwas höheren Standpunkte
aus gebende Schluss. Vortrefflich ist zunächst, was der Verf.
über den Werth und die Bedeutung der lutherischen Bibel als
Mittel allgemeiner, nationaler Bildung sagt, indem er es mit vol-
lem Recht beklagt, dasg sie nicht mehr wie früher Gemeingut des
deutschen Volkes ist. „Nachdem wir uns unserer Nationaldich-
tung cntschlagen hatten, war für eine Zeit lang die Bibel an deren
Stelle getreten. Mit ihr wuchs damals Alles auf. Jetzt haben
wir auch dieses Nationaleigcnthum und mit ihm für Sittlichkeit
und Nationalität unendlich viel verloren. Denn auch in der Bibel
ist, abgesehen von ihrem religiösen Werth, unendlich viel Poesie,
Peter: Der Geschichtsunterricht aof Gymnasien,
297
also unendlich viel Geist in künstlerischer, anch dem Ungebildeten
fasslicher Form enthalten, und von Allen gekannt und innerlich
verarbeitet, gewährte sie für den geistigen Verkehr zugleich einen
gemeinsamen Boden, auf dem Alle sich leicht fanden und daher
auch der sogenannte Gebildete sich dem geringen Manne leicht
nähern, der Geringe leicht den Zugang zu dem Herzen des Vor-
nehmen gewinnen konnte.“ Mit Nachdruck dringt daher der
Verf. darauf, dass die biblische Geschichte in ihr Recht wieder
eingesetzt werde, ln sofern ist hier von Seiten der Lectüre wohl
noch viel nachzuarbeiten; zu Grunde muss freilich immer der lu-
therische Text liegen, aber dennoch liessen sich auf solchem Fun-
damente vortrefflich ausgeführte Erzählungen entwerfen, die den
thatsächlichen Inhalt anschaulicher und lebendiger darstellen könn-
ten. Genannt werden in dieser Beziehung nur Kohlrausch und
Fiedler; wir würden doch noch Anderes hinzufügen, z. B. Zahn’s
biblische Geschichten. Die übrige Vertheilung erscheint im Gan-
zen sehr zweckmässig, und besonders erfreulich ist es, dass dabei
auch die in der Litteratur vorhandenen Lücken bezeichnet worden
sind, die für diesen Zweck zum Frommen der Jugend auszufiillen
ein schönes Verdienst begründen würde. Manches sonst gute
Buch findet man, vielleicht mit Absicht, nicht genannt, wie z. B.
Mancher an passender Stelle Mcurer’s Leben Luthcr’s, E. v.
Brunnow's U. v. Hutten und Anderes der Art erwarten wird , wor-
über der erfahrene Verf. indessen vielleicht andere Gedanken hat.
Bei dem freien Vortrage des Lehrers legt der Verf.
auf die „dialektische Entwickelung“ besonderes Gewicht. Es ist
wahr, dass das die bei weitem leichtere Aufgabe ist, aber auch
die, welche eine nahe Gefahr des Missbrauchs darbictet. Die an-
dere Aufgabe der belebten, anschaulichen, Phantasie und Gemüth
ergreifenden Darstellung darf nicht aus den Augen gesetzt wer-
den; ein eifriges Streben nach ihr wird immer gute Früchte tra-
gen und in der Litteratur liegen einige, auch vom Verf. empfoh-
lene Proben dafür vor. Allerdings muss das erklärende, die Auf-
merksamkeit weckende, hier und da ergänzende Wort des Lehrers
überall vorausgesetzt werden: auf der obersten Stufe indessen
soll der Lehrer den Schüler anleiten, den Inhalt der Geschichte
in die Idee aufzunehmen. Für diesen Zweck hat der Verf. eine
treffliche Grundlage in seinem Buche bereitet; denn der nun fol-
gende Abschnitt ist nicht sowohl streng methodologisch, als viel-
mehr eine für diesen Standpunkt fassliche Philosophie der Ge-
schichte in kürzestem Abriss, die uns freilich am besten zeigen
kann, wie das Verfahren des Geschichtslehrers beschaffen sein
muss. Wir wollen auch diesen Theil des überaus lehrreichen
Buches der Beachtung dringendst empfohlen haben.
Die selbstthätige Theilnahme des Schülers soll
freilich nirgend ganz fehlen, auf der obersten Stufe aber ganz be-
sonders hervortreten. Im Vergleich mit dem freien Vorträge des
i
298
Schul- und Universitätsnachrichten
Lehrers, dem auf eine nicht ganz verständliche oder zu rechtfer-
tigende Weise die Zumuthung gestellt wird, sich auf dem Gebiete
der Kunstgeschichtsclireibnng zu bewegen, müssen die Aufgaben
dafür mehr untergeordneter Art sein und sich auf das Gebiet der
pragmatischen Geschichtschreibung beschränken ; sie werden
theiis sofort in der Lehrstunde (?), theils zu Hause bear-
beitet. Es sind vorzüglich brauchbare Themata, die der Verf.
hierfür beibringt, und die auch anderweitig, namentlich im deut-
schen Unterrichte, mit Nutzen werden gebraucht werden können,
wie denn hier überhaupt der Knotenpunkt zu finden ist, wo dieser
Unterrichtszwcig mit allen übrigen auf das Unmittelbarste und
Dichteste zusammenläuft und daher die genaueste Berücksichti-
gung des Zusammenhangs und des jedem Theile zukomraenden
Maasses stattfinden muss.
Zum Schlüsse sind noch einige Rechtfertigungen über das
Zuviel und Zuwenig, über das Lesen der Schriftsteller in Uebcr-
setzungen u. dgl. m. gegeben. Wir müssen bekennen, dass nach
unserem Dafürhalten so etwas theoretisch gar nicht zu entschei-
den, vielmehr durch die Meisterin in diesem ganzen Gebiete, die
Erfahrung, zu bestimmen ist. Der Verf. hat in Wahrheit nach
einem Ganzen gestrebt, hat die Hauptbedingungen eines gedeih-
lichen Unterrichts in dieser Wissenschaft, Festigkeit der Einprä-
gung und Anschaulichkeit der Auffassung, scharf hervorgehoben
und durch alle Instanzen verfolgt, hat auf die ferner erforder-
liche gemeinsame Arbeit des deutschen Lehrerstandes klar und
bestimmt hingewiesen, hat aufs Neue auch von diesem Unter-
richtszweige aus auf den organischen Zusammenhang des ganzen
Gymnasialunterrichts gedrnugen und sich durch dieses Alles wie
durch die im Anhang für den Gebrauch im Elementarunterrichte
versuchten , im Ganzen sehr zweckmässigen Gescliichtstabellcn ein
grosses und unbestreitbares Verdienst erworben. Wir griissen
ihn mit herzlichem Danke dafür und freuen uns innig dieser neuen
Begegnung, wie jener ersten, da wir im schönen Kreise der
Freunde einander in Schwerin gegenüber sassen.
Plön. Friedr . Lübkcr.
Schul- und Universitätsnachrichten, Beförderungen
und Ehrenbezeigungen.
KlIRHESSEN. Unser vorjähriger Bericht über das kurhessische
Gymnasialwesen verfolgte die Aufgabe, die Bestrebungen des Ministe-
riums Kberhard für die Interessen der Schule, in spec. der Gymnasien
Beförderungen und Ehrenbezeigungen.
299
und ihrer Lehrer, aufzuzeichnen. Wir berichteten über die Einsetzung
einer Oberschulcommission für das Erzichungs - und Unterrichtswesen,
dass dieselbe aus einem engern Ausschüsse von 4 bis 5 Mitgliedern und
einem durch den Zutritt ausserordentlicher Mitglieder gebildeten Plenum
habe bestehen sollen, wir berichteten über die Thätigkeit derselben nach
verschiedenen Seiten hin, namentlich über die Beratbungen, welche die
zum Plenum für Gymnasialangelegenheitcn erweiterte O berschu Icommis-
sion gepflogen hatte, und konnten manch schönen Beweis für die Be-
hauptung aufführen, dass die Extravaganzen der neuen Zeit innerhalb
dieses Plenums keine Stätte gefunden hätten, dass dagegen überall der
praktische Sinn für wahrhafte Verbesserungen und überall das Streben er-
kennbar gewesen, an der Hand der Erfahrung stufengemäss das Vorhan-
dene auszubessern , statt auf den Grund überschwenglicher Theorien das
bisherige Gebäude bis auf den Grund niederzureissen. Alles dies ist
nun freilich durch den Rücktritt des Ministeriums Eberhard, den Eintritt
Hassenpflug’s und die allgemein bekannten politischen Vorgänge im Knr-
fürstenthum Hessen wieder in Frage gestellt worden. Gab es bisher,
wie wir in unserm vorigen Berichte gezeigt haben, einen technischen
Referenten für das gesammte Schulwesen nicht, so ist non als solcher der
vorherige Gymiiasialdirector Dr. Vilmar in Marburg eingetreten. Als
erste Aeusserung der Thätigkeit desselben haben wir zunächst die Wie-
deraufhebung der Oberschulcommission zu verzeichnen.
Sie ist durch Allerhöchsten Beschluss, wie es in dem Rescripte heisst,
aufgehoben und ihre Mitglieder sind ihren anderweitigen dienstlichen Ge-
schäften zurückgegeben worden.
Wenn man die Wirksamkeit derselben der Beurtheilong unterziehen
will, so darf man nicht übersehen, dass sie nur 14 Monate bestanden,
dass ihre Mitglieder durch anderweite dienstlichen Geschäfte ihres Haupt-
berufs bedeutend in Anspruch genommen , dass sie ferner zu allen bedeu-
tendem Reformen im Schulwesen an die Mitwirkung und Genehmigung
der Landstände gebunden waren, dass also eine durchgreifende Besser-
stellung des Schulwesens zu vollenden ganz ausser ihrer Macht lag, die
sich im Gegentheil nur darauf beschränken musste , eine solche vorznbe-
reiten. In letzterer Beziehung ist sie so thätig gewesen , wie es durch
die Umstände gestattet war. Denn abgesehen von den laufenden Ge-
schäften der Schulverwaltung, hat sie ein Volksschulgesetz mit allen dazu
nöthigen Verordnungen , einen Organisationsplan für das gesammte höhere
städtische Schulwesen , für die höhere Gewerbschule, die Lchrersemina-
rien u, s. w. so Weit vorbereitet, dass Alles, was zur Competenz der
Landstände gehörte, denselben bei ihrem nächsten Zusammentreten hätte
unterbreitet werden können. Vor Allem aber hat sie sich um die Gym-
nasien ein bleibendes Verdienst erworben, was allen übrigen Zweigen des
Schulorganismus ein Fingerzeig dafür sein dürfte, wessen sie sich auch
in ihrer Sphäre von der Wirksamkeit der Oberschulcommission hätten
versehen können. Die Organisation der Gymnasien hatte bereits früher
einen solchen Unterbau erhallen, dass es genügte, diejenigen Zugänge
für Licht und Wärme, welche bisher noch verschlossen gewesen, dem
300
8chol- Dnd Universitätsnachrichten,
Gebinde zn eröffnen. Hier konnte sich desshalb die Thitigkeit der
Obersehulcommission gleich geltend machen nnd die Einberufung des Ple-
nums für Gymnasialangelegenheiten zeigte das aufrichtige Streben , thätig
zn sein , mehr noch die Verordnungen , welche auf den Grund der Be-
schlüsse, die aus den Beratbungen jenes Plenums hervorgegangen , er-
lassen worden sind. Ihre Mittheilung und Beurtheilung wird unten er-
folgen , sie werden, wie gesagt, ein bleibendes Denkmal der Thitigkeit
des Oberschulcollegiums sein , auch wenn sie wieder aufgehoben werden
sollten. Wir werden unten freilich sehen, dass die Wünsche des Ple-
nums, welche auf Besserstellung der Gehalte der Lehrer, anf Creirung
neuer Stellen, auf Erhöhung des Budgets für die Gymnasien im Allgemei-
nen gerichtet waren , bisher nicht in Erfüllung gegangen sind : doch kann
dafür die Obersehulcommission nicht verantwortlich gemacht werden, da
die Erfüllung derselben über die Grenzen ihrer Macht binausging. Was
sie in dieser Hinsicht zu tbun vermochte, hat sie gethan: in den an die
Landstände gebrachten Vorschlag für den Staatshaushalt der nächsten
Finanzperiode ist ein jährlicher Mehrbetrag von nahe sieben Tausend
Thalern zur Erhöhung der Gehalte und Fundirung neuer Stellen der Gym-
nasiallehrer aufgenommen. So würde auch in dieser Beziehung den Wün-
schen des Plenums vollständig Genüge geschehen sein, wenn die Land-
stände darauf einzugehen bisher die Zeit gefunden hätten. Mit dem
Minist. Hassenpflug ist allerdings diess Alles wieder in Frage gestellt ond
wahrscheinlich die Erfüllung der Wünsche nicht allein durch die Verta-
gung und Auflösung der Landstände und durch deren offen ausgespro-
chene Streitverkündigung gegen das Ministerium aufgehoben , sondern in
die weiteste Ferne gerückt. Einstweilen bleibt es in dieser Beziehung
beim Alten , und auch die Verordnungen über das Prüfongswesen des ge-
sammten höheren Lehrstandes und die Einsetzung einer permanenten Prü-
fungscommission, welche zunächst in Angriff zu nehmen beschlossen war,
erscheinen in weile Ferne gerückt.
Die Aufhebung der Obersehulcommission ist also der erste sichtbare
Beweis der Thätigkeit des Hrn. Vilmar, ein zweiter die Veränderung der
Stellung der Schullehrer-Seminarien , welche bisher zu dem Ressort der
liezirksdirectionen gehörten und jetzt unmittelbar unter das Ministerium
des Innern gestellt sind. Es ist das eine Fortsetzung der Hassenpflug’-
sehen Verwaltung aus den dreisaiger Jahren, durch welche damals die
Gymnasien sämmtlich unmittelbar unter dasselbe Ministerium gestellt
wurden. Wir enthalten uns über diese weitgreifende Maassregel hier zu
reden. In anderer Hinsicht hat die Ernennung des Pfarrers Dr. Mat-
thias vom Gymnasium zu Cassel zum Director des Hanauer Gymnasiums
unter dem gesummten Gymnasiallehrstande Sensation machen müssen. Wir
gehören nicht zu denjenigen, welche bei der Besetzung von Gymnasial-
directoraten die Anciennitätsliste der Lehrer allein maassgebend sein
lassen wollen. Es kann der beste Lehrer deijenigen Eigenschaften er-
mangeln, welche ein Director haben muss. Wer das nicht einaehen will,
darf bei der Verwaltung der Schule kein Wort mitsprechen wollen. In-
dess das sieht in Kurhessen Jeder ein; es ist ohnehin schon die bisherige
Beförderungen und Ehrenbezeigungen.
301
Praxis gewesen. Aber etwas Anderes ist es, bei der Besetzung ron
Directoraten die Anciennitätsliste ganz ausser Acht zu lassen und nach
Willkür auch Befähigte zu überspringen, oder die Befähigten den minder
Befähigten nachzusetzen. Man bat geschwiegen, als der Hanauer Gym-
nasiallehrer Dr. Friedr. Münscher von dem Minist. Eberhard mit Ueber-
gebung mehrerer altern Collegen des Landes zum Director in Hanau er-
nannt warde: die allgemeine Meinung sprach sich dafür aus, dass er mit
den sechs Uebergangenen , mochten dieselben zum Tbeil auch noch so
tüchtig sein, zusammengehalten wirklich einen Vorrang beanspruchen
könne. Ausserdem machte sich bei jener Ernennung kein Parteiinteresse
geltend. Das aber lässt sich bei der Beförderung des Pfarr. Dr. Matthias
nicht sagen. Wir wollen dessen allgemeine Qualification zum Director
nicht bestreiten, weil uns darüber bis jetzt noch kein Urtheil zusteht,
wir wollen auch nicht im Entferntesten ihm 8chuld geben , dass er sieb
um die Stelle beworben, also die Zurücksetzung der sieben übergangnen
Lehrer indirect mitgesucht habe, wir bezeugen seiner Persönlichkeit aus-
drücklich hier alle Achtung, nur halten wir seine Bevorzugung für unge-
rechtfertigt. Wie weit das Misstrauen in dieser Hinsicht gesteigert ist,
kann man auch daraus sehen , dass man selbst in der Berufung des Dr.
Piderit von Hersfeld in die Stelle des Pfarrers Matthias nach Cassel hat
die Vilmar’scbe Richtung erkennen wollen, ja! dieselbe mit dem merk-
würdigen Schlosse der Abhandlung über Soph. Ajax in Verbindung ge-
bracht bat, welche Hr. Dr. Piderit dem diesjährigen Osterprogramme des
Hersfelder Gymnasiums beigegeben.
Doch weg von diesen Odiosis! Wir haben nach Anleitung der
diesjährigen Osterprogramme und anderer Quellen, die uns zugänglich
gewesen, zunächst die Verordnungen zu registriren, welche als Resultat
der Verhandlungen des mehrerwähnten Plenums noch von dem Minist.
Eberhard ausgegangen sind. Sie mögen ein Denkmal sein der Tbätig-
keit der Oberschulcommission, ein Denkmal der Bereitwilligkeit, mit wel-
cher das Ministerium Eberhard den Wünschen der gewählten Vertreter
der Gymnas. und den Bedürfnissen der neuen Zeit sein Ohr geliehen hat.
Das Casseler Programm, welches wie gewöhnlich in der Mittheilung
von Schulnachrichten am ausführlichsten ist, während das Marborger sich
durch grosse Magerkeit auszeiebnet, stellt an die Spitze des Abschnittes,
der von der Lehrverfassong handelt, die Worte: Die vom 11. bis 14. April
(1849) dahier stattgefundenen Berathungen der Commission von Directo-
ren der Gymnasien und Mitgliedern der Lehrercollegien (NB. es waren
darin nur zwei gewählte Directoren, während Vilmar und Weber als
Mitglieder der vormärzlichen Gymn. -Commission einberufen waren; ihnen
standen sieben Gymn.-I.ehrer zur Seite, um nicht gegenüber zu sagen)
über Reformen des kurhessischen Gymnasialwesens haben zu folgenden
Resultaten geführt:
Ministerialbeschluss vom 29. October 1849:
Auf den Grund der vor der Ober-Schulcommission in dem erweiter-
ten Plenum für Gymnasial-Angelegenheiten abgegebenen Gutachten und
Anträge wird für sämmtliche Gymnasien Nachfolgendes verfügt: 1) Die
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302 Schul- und Universitätsnachrichten,
Dauer des vollständigen Gymnasialunterrichts ist auf 9 Jahre zu bemes-
sen , und diese sind über 6 Classen so zu vertheilen , dass auf jede der 3
unteren ein Jahr, auf jede der 3 oberen zwei Jahre kommen. An den-
jenigen Gymnasien , welche nicht auf einen vollständigen sechsclassigen
Cursus berechnet sind, ist die Zeitdauer ihrer einzelnen Classen mit dem
vorstehenden Maassstabe in Uebereinstimmüng zu bringen. — 2) Es
sind künftighin an allen Gymnasien jährige Curse einzuhalten , wonach
die Aufnahme neuer Schüler und die Versetzung in höhere Ordnungen und
Classen nur einmal jährlich, zu Ostern, und nur ausnahmsweise ausser
dieser Zeit stattzufinden hat. — 3) Wer in die 6. Classe eines Gym-
nasiums eintreten will, muss in der Regel das 9. Lebensjahr zurückgelegt
haben. Die Vorkenntuisse, welche für diese Classe verlangt werden,
sind: a) Fertigkeit im deutlichen und nach Verhältniss dieser Altersstufe
ausdrucksvollen Lesen und im Schreiben deutscher und lateinischer Schrift;
b) Fähigkeit, eine kurze Geschichte schriftlich und mündlich ohne allzu
grobe Fehler nachzuerzählen ; c) Fertigkeit im Rechnen der vier Species
mit ganzen Zahlen; d) Kenntniss biblischer Geschichten. — 4) Als
Lehrziel des deutschen, lateinischen, griechischen und mathematischen
Unterrichts gilt inskünftige: a) im Deutschen, dass der Schüler die Ge-
schichte der deutschen Litteratur und die wichtigsten Momente in der
Entwickelung der deutschen Sprache kenne und mit den bedeutendsten
Erscheinungen der mittel- und neuhochdeutschen Litteratur durch Lec-
türe bekannt sei; dass er im Stande sei, über einen Gegenstand aus dem
Kreise der Schulwissenschaften einen wohlgeordneten, sprachlich richti-
gen und in der Darstellung angemessenen Aufsatz abzufassen, sowie sich
mündlich über einen ihm bekannten Gegenstand klar und fliessend im Zu-
sammenhänge auszndrücken ; b) der lateinischen Sprache soll er soweit
mächtig werden , dass er einen Prosaiker der guten Zeit mit Ausschluss
schwieriger Stellen ohne Vorbereitung, einen Dichter dieser Zeit mit
Vorbereitung richtig ins Deutsche und ein dem lateinischen Ausdrucke
nicht widerstrebendes Dictat grammatisch richtig in das Lateinische über-
tragen könne. Zugleich soll er über die grammatischen Erscheinungen
der lateinischen Sprache Rechenschaft geben können ; c) in der griechi-
schen Sprache soll er dahin geführt werden, dass er die Musterwerke
der griechischen Litteratur versteht , also wenigstens die homerischen
Gedichte und einen leichten Prosaiker ohne Vorbereitung richtig über-
setzen kann. Auch soll er im Stande sein , über die wichtigsten gram-
matischen Erscheinungen dieser Sprache Auskunft zu geben; d) in der
Mathematik soll der Schüler die Lehre von den 7 Zahlenoperationen
nebst ihren Anhängen , die Lehre von der Auflösung der bestimmten Glei-
chungen des 1. und 2. Grades, die ebene Geometrie und die ebene Tri-
gonometrie soweit inne haben , dass er eine klare Einsicht in den Zu-
sammenhang der sämmtlichen Sätze und Sicherheit in deren Anwendung
besitzt. Die Stereometrie ist fernerhin nicht mehr vorgeschriebener
Lehrgegenstand*). — 5) Die Uebersetzungen aus dem Deutschen in das
■ . . . ' ■ i
*) Das Marburger Programm fügt hier folgende Bemerkung bei:
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Beförderungen und Ehrenbezeigungen. 303
Lateinische bleiben ungeschmälert fortbcstchen ; die Uebungen im freien
Lateinschreiben sind dagegen nicht mehr auf grössere Aufsätze zu er-
strecken, sondern auf kürzere, den doppelten Umfang eines gewöhnlichen
Exercitiums nicht überschreitende einzuschränken, weiche von Zeit zu
Zeit anstatt der regelmässigen Kxercitien oder ausser denselben zur Auf-
gabe gestellt werden. Das Disputiren in lateinischer Sprache und das
lateinische Interpretiren der Schriftsteller ist, wo es noch besteht, abzu-
schaffen. Doch bleibt es zulässig und empfehlenswert!», die Wieder-
holung des Inhaltes der gelesenen Schriftsteller oder die Darstellung an-
derer geeigneten, aus dem Alterthume entnommenen Stoffe zu Uebungen
im Lateinsprechen zu benutzen. Besondere Lehrcurse für antike Pros-
odik nnd Metrik, Antiquitäten, Mythologie, lateinische Stillehre etc.
sind unzulässig; die für die Gymnasialbildung wesentlichen Theile dieser
Wissenschaft sind auf geeignete Weise in anderen verwandten Unter-
richtsstunden zu berücksichtigen. — 6) Auf die Bildung der Schüler im
freien Vortrage deutscher Rede ist eine besondere und unausgesetzte
Sorgfalt zu verwenden. Zu diesem Zwecke genügt es nicht, dass blos
in den deutschen Lehrstunden dahin zielende Uebungen angestellt werden,
sondern es muss auch im ganzen Unterrichte darauf gesehen werden, dass
sich die Schüler bestimmt und fliessend ausdrücken und an Klarheit und
Zusammenhang in ihren mündlichen Darstellungen gewöhnen. — Für den
lateinischen Unterricht in den zwei oberen Classen ist nicht über 8, in den
vier übrigen Classen nicht über 9 Lectionen wöchentlich hinauszngeben.
Der griechische Unterricht ist in der Quarta zu beginnen , und es sind
demselben in keiner Classe mehr als 6 Stunden zuzuwenden. Für den
mathematischen Unterricht sind in allen Classen vier wöchentliche Lec-
tionen aozusetzen. Der Anfang der Physik ist nach Secunda zu verlegen.
— 8) In Uebereinstimmung mit den vorstehenden Bestimmungen ist in
dem schriftlichen Theile der Maturitätsprüfung von der Forderung eines
freien lateinischen Aufsatzes und eines griech. Exercit. abzustehen. Des-
gleichen sind die in der Mathematik zu stellenden Anforderungen nach
den unter Ziffer 4) d) gegebenen Vorschriften zu bemessen.
Mit diesen Worten schliesst die Mittheilung; doch wird später noch
einer weitern Bestimmung dieser Verordnung gedacht, welche das Mar-
burger Programm unter Nr. 9 in folgender Fassung auffährt: Die körper-
lichen Uebungen sind auf das Exerciren und Schwimmen auszndehnen.
Zur Theilnahme am Turnen und Exerciren sind alle Schüler verpflichtet,
sofern nicht ein körperlicher Fehler oder der begründete Wunsch der
Eltern entgegensteht.
Das Rescript fährt dann wörtlich also fort , was kein Programm für
mittheilcnswerth erachtet hat:
„Durch diese Verfügung sind die Einrichtungen des hiesigen Gymnasiums,
wie dieselben seit 17 Jahren bestehen und allmälig vervollkommnet wor-
den sind, bestätigt worden; einen Zusatz zu denselben aber enthält 3, b
und eine wesentliche Abänderung 4, d.“ Diese Bemerkung ist in vieler
Hinäicht von Interesse.
Digi
A
ogle
304
Schul- und Universitätsnachrichtcn,
10) Die im Vorstehenden unter 6 enthaltene Vorschrift tritt sogleich,
die übrigen Vorschriften treten mit dem Beginn des Sommersemc.-ters
1850 in Gültigkeit; doch ist es gestattet, die unter 4, 5 und 7 enthalte-
nen Bestimmungen, soweit es ohne nachtheilige Störung des gegenwär-
tigen Lehrganges möglich ist, schon jetzt zur Anwendung zu bringen.
11) Sämmtliche Gymnasial-Directoren haben darüber zu berichten :
a) ob die körperlichen Uebungen an den betreffenden Gymnasien
einer Revision und verbesserten Einrichtung durch einen geeig-
neten Turnlehrer bedürfen?
b) ob das betreffende Gymnasium im Besitze eines für das Turnen
während des Winters passenden Locals sei, oder ob ein solches
daselbst leicht und ohne grosse Kosten beschafft werden könne;
Die Programme erwähnen sodann noch einer vom kurfürsti. Ministerium
unter dem 22. Nov. gegebenen neuen Dienstanweisung für die Directoren,
beziehungsweise für die Verwaltungscommissäre der kurhess. Gymnasien,
sowie einer neuen Dienstanweisung für die Lehrer der kurhess. Gymn.
und eines Regulativs für die Abhaltung der Lehrer-Conferenzen an den
kurhess. Gymnasien, ohne die benannten Verfügungen mitzutheilen, end-
lich eines Ministerial-Beschlusses , durch welchen das an die ordentlichen
und Hülfslehrer 1836 erlassene Verbot, Schüler der Anstalt als Pensio-
näre in ihr Haus aufzunehmen, wieder aufgehoben wird. Sämmtliche
hier erwähnte Verfügungen sind von dem Ministerium Eberhard erlassen
worden. Wir werden dieselben mit Ausnahme der ersten, die wir uns
nicht haben verschaffen können , unten ihrem Wortlaute nach mittheilen.
Eine Vergleichung der Bestimmungen des oben wörtlich mitgetheil-
ten Rescripts mit den von uns im vorigen Jahre mitgetheilten Resultaten
der erwähuten Beratbungen ergiebt, dass die letzteren im Allgemeinen
bei den ersteren zum Grunde gtlegt sind. Neu binzugekommen sind zum
Theil die Bestimmungen in 4 d, die sich aber von selbst ergeben mussten;
abweichend von den gefassten Beschlüssen ist ferner §. 5, in soweit der-
selbe die schroffen Beschlüsse über Abschaffung des Lateinsprechens , der
freien latein. Aufsätze, der besonderen Lebrcurse für antike Prosodik
und Metrik etc, in heilsamer Weise ermässigt, und §. 6, indem er die
Mittel zur Erreichung der gewünschten Fertigkeit im freien Vortrage
deutscher Rede näher angiebt; neu ist ferner §. 7, da die Conferenz nur
für den mathematischen und physikalischen Unterricht eine bestimmte
Stundenzahl festgesetzt hatte , sich dagegen über das Maass der auf den
classischen Sprachunterricht zu verwendenden Zeit nicht hatte einigen
können. Vgl. Jahrbb. LV1I, I. p. 105. Die jetzt für diese Fächer verord-
nete Stundenzahl entspricht dem bisherigen Gebrauche keineswegs. Nach
den Mittheilungeu in den Programmen, deren Uebersicht und Verglei-
chung dem Leser diessmal noch mehr als das letzte Mal erschwert wird,
sind im verwichenen Jahre auf das Latein a) in 1. in Fulda und Mar-
burg 10, Hanau 9/10, Rinteln 9, Hersfeld 8, Cassel 7; b) in II. in
Fulda und Marburg 10, Hanau 9, Rinteln 8, Hersfeld und Cassel 7;
c) in 1U. in Fulda 10, Hersfeld und Marburg 9, Rinteln, Cassel, Hanau 8;
d) in IV. in Cassel und Fulda 9, an den übrigen Anstalten 8; e) in V. in
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Beförderungen nnd Ehrenbezeigungen.
305
Cassel nnd Fulda 9, Rinteln 8, Hanan 7, Marburg 6 (?); f) in VI 9 Stun-
den wöchentlich verwendet; im G riech, haben in I. alle Gymnasien 6
bis auf Hanau mit 5, in II. alle 6 bis auf Marburg mit 5, in III. alle 6
bis auf Hanau mit 5, in IV. Cassel 6, Hanau und Hersfeld 5, Rinteln und
Fulda 4, Marburg 2 (?) ; in V. wurde nur in drei Anstalten griechischer
Unterricht erlheilt, in Hanau in 1 bis 2, Fulda in 2, Marburg in 3 wö-
chentlichen Stunden. Hier wird also für die Zukunft Vieles zu ändern
sein; von der Erlaubniss, welche $. 10 der Verordnung ertheilt, konnte
offenbar dessbalb bisher kein Gebrauch gemacht werden, weil die Ver-
ordnung erst eintraf, als das Wintersemester bereits seinen Anfang ge-
nommen hatte. Der 8 §. giebt eine Ermässigung der Forderungen für
die Maturität , „wie sich eine solche aus dem veränderten Lehrziele er-
geben.“ Wir bedauern es unsern Theiles, dass die bisher gebotene
Uebersetzung aus dem Deutschen oder Lateinischen ins Griechische für
die Zukunft beseitigt ist, können auch nicht zugeben, dass die bisherige
Forderung in Folge des oben gestellten Lehrziels absolut gefallen sei.
Indess wir hoffen , dass auch nach der Beseitigung der Oberschulcom-
mission die Nothwendigkeit werde eingesehen werden, die ganze Frage
über die Maturitätsprüfungen einer baldigen sorgsamen Prüfung zu unter-
ziehen. Nachdem die „Dienstanweisung die Einrichtung der Prüfungen
der Reife für die akademischen Studien betreffend“ vom 30. April 1838
so manche Aenderung erfahren, nachdem sie so manchen Streit in den
Collegien über die richtige Auslegung derselben und so manche Einzel-
entscheidung der verschiedenen Ministerien hervorgerufen , nachdem sie
sodann durch die „Vollzugsverordnung die Maturitätsprüfungen betref-
fend“ vom 7. Aug. 1844 in so vielen Punkten verändert worden ist, ohne
dass die Lehrercollegien die eigentliche Absicht dieser neuen Umgestal-
tungen hätten errathen können, möchte es wohl Zeit sein, die ganze
Frage einer neuen Behandlung und Bearbeitung auf den Grund der ein-
zuziehenden Gutachten der Prüfungscommissionen zu unterwerfen. Vor
den vielen Einzeländerungcn ist kaum noch der -Text der ursprünglichen
Verordnung wieder zu erkennen. Die Forderungen der schriftlichen
Prüfung ermässigen sich jetzt auf einen deutschen Aufsatz, auf ein latei-
nisches Exercilium , eine mathem. Arbeit und die Beantwortung einiger
geschichtlichen Fragen; znr Ausarbeitung dieser Aufgaben werden 5, 5,
3, 2, im Ganzen also 15 Stunden gewährt. In der Verordnung von
1838 war noch ein griechisches und ein französisches Exercitium sowie
die Beantwortung einiger geographischen Fragen verlangt. — Der neunte
Paragraph hat den vom Plenum ausgesprochenen Wunsch , die Körper-
Übungen auch auf das Fechten auszudehnen und die Veranstaltung von
Turnfesten etc. innerhalb der Schule zu empfehlen , unberücksichtigt ge-
lassen. Aus welchem Grunde, lässt sich leicht erklären. An derartigen
Zugeständnissen hätte die ganze Emanirung der Verordnung scheitern
können. Dass das jetzt gebotene Exerciren wirklich in AngrilT genom-
men worden, bezeugt eine Notiz im Casseler Programm, nach welcher
für das Casseler Gymnasium bereits 20 Stück leichte Percussionsgewehre
angeschafft worden sind. Wir stellen diesen Gewehren das Prognosti-
N. Jahrb. f. Phil. u. Päd. od. Krit. Bibi. Dd. LX. Hfl. 3. 20
306
Schul- und Universitätsnachrichten,
con , dass sie baldigst in die Rüstkammer des Gymnasiums gestellt wer-
den werden , wäre auch erst eine besondere Rüstkammer zu dem Zwecke
einzorichten. In wieweit dem weitern Wunsche, die verschiedenen An-
stalten einstweilen durch einen ausgezeichneten Turnlehrer von Zeit zu
Zeit besuchen und die (Jebungen einrichten und beaufsichtigen zu lassen,
entsprochen worden, lässt sich nicht erkennen. An dem Geldpunkte ist
gar Vieles gescheitert und muss in den kleinen Staaten Vielerlei scheitern.
Wir lassen jetzt das Regulativ für die Abhaltung der
Leh r e r . Co nf er e nz e n an den K u r h e ssi s ch e n Gymnasien
folgen. Es ist vom 22. November 1849 datirt und ist ebenfalls für eine
Frucht der Berathungen des Plenums anzusehen. Unberücksichtigt ist
darin der Antrag geblieben , dass die Schulnachrichten der Jahrespro-
gramme vor dem Abdruck der Conferenz nachrichtlich mitgetheilt, dass
die Berathungsgegenstände in der Regel Tags zuvor bekannt gemacht, die
Verwendung des Verlags für Bibliothek und die übrigen Lehrmittel zur
Entscheidung der Conferenz gebracht werden. Dagegen sind die
andern Anträge, welche dahin gingen, der Conferenz eine höhere Be-
deutung beizutegen , angenommen , ja! in §.2 Absatz 2 sind die Befog-
hisse der Conferenz sogar noch mehr erweitert, als die Commission be-
antragt hatte. Es ist diess Regulativ als ein wahrer Fortschritt anzn-
sehen. Die erneuerte ausdrückliche Forderung, über die in den Con-
ferenzen vorkommenden Gegenstände Verschwiegenheit zu beobachten,
ist nach den bisherigen Erfahrungen noch immer gut zu heissen; die Con-
ferenz ist generis feminin!!
Regulativ für die Abhaltung der Lehrer-Conferenzen an den kurhess.
Gymnasien.
$. I. Stimmfnhrende Mitglieder der Lehrer-Conferpnz eines Gym-
nasiums sind der Director, die ordentlichen und die Hülfslehrer, Beauf-
tragte Lehrer haben nnr über diejenigen Classen und Schüler, denen sie
Unterricht erthcilen, geltende, über andere Angelegenheiten berathende
8timme. Ausserordentliche Lehrer und Prakticanten werden nach dem
Ermessen des Directors zu den Conferenzen hinzugezogen, nehmen jedoch
keinen Theil an der Abstimmung.
(Durch diesen Paragraph erhalten also die Hülfslehrer volle Bcreeh-
tSgnng, der sie durch die Verordnung vom 10. Febr. 1838 entbehrten.
Sie hatten damals die Befugnisse, welche jetzt den beauftragten Lehrern
eingeränmt werden, eine Spezies von Lehrern , die damals noch nicht er-
funden war, deren eigentliches Wesen auch schwer zu definiren sein
würde. Es ist dermalen die Stellung des beanftr. Lehrers diejenige
zwischen dem Gymn. -Prakticanten , d. h. dem Probecandidaten, und dem
Hülfslehrer, der auf der Scala der festbesoldeten Lehrerstellen die unter-
ste Sprosse einnimmt. Dass die ausserordentl. Lehrer, als Welche die
Schreib-, Zeichen- nnd Gesanglehrer gelten, auch in der Beurtheilung
der Fortschritte in den Lehrgegenständen, welche sie vertreten, ein
Stimmrecht in Anspruch nehmen können, soll gewiss durch den obigen
Paragraphen nicht ausgeschlossen sein.)
S- 2. Der B e s c h I us s n a h me in der Conferenz unterliegt 1) .die
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Beförderungen and Ehrenbezeigungen.
807
Feststellung des Lehrplans auf den Grund der von der Vorgesetzten Be-
hörde gegebenen Normen , die Auswahl des Lehrstoffes, die Bestimmun-
gen über die Methode, die Einführung und Abschaffung von Lehrbüchern.
2) Die Erlassung allgemeiner disciplinariscber Anordnungen, die Zuer-
kennung der Carcerstrafe und der stillen oder öffentlichen Ausweisung.
3) Die Aufstellung der Censurtabellen und die Versetzung der Schüler.
4) Die Einrichtung der Schul- und Aufnahme-Prüfungen und der Schul-
feierlicbkeiten. 5) Die Beurtheilung der Würdigkeit zu Beneficien , be-
ziehungsweise die Verleihung derselben.
Ausserdem ist die Conferenz einestheils bestimmt, einen Beirath
des Directers zu bilden, und es ist ihr Gutachten bei allen bedeutendem,
das Gymnasium betreffenden Angelegenheiten einzuholen. Insbesondere
hat sie wenigstens jährlich einmal ein vorgängiges Gutachten über die
Verwendung der für die Bibliothek und die übrigen Sammlungeu bestimm-
ten Beiträge ahzugeben; auch ist dieselbe bei dem Abgauge des Gymn.-
Dieners vor Wiederbesetzung dieser Stelle zu hören. Anderntheils hat
sie den Zweck , durch gemeinsame Besprechung der Schulangelegenbeiten
eine genauere Verständigung der Lehrer unter einander und ein über-
einstimmendes Zusammenwirken derselben zu vermitteln.
(Hierdurch ist die früherhin gesetzmässige Omnipotenz des Direc-
tors bedeutend geschmälert. Er hatte früherhin allein den Lehrstoff
auszuwählen, die Lehrpläne aufzustellen, die Einführung und Abschaffung
von Lehrbüchern zu verfügen, die Beneficien zu vertheilen, den Pedellen
anznstellen, allein die Verwendung des Budgets für die Bibliothek zu
bestimmen. Seine Befugnisse werden jetzt in der Dienstanweisung, die
wir unten folgen lassen, §. 1 näher begrenzt. Auch die frühere Befug-
niss desselben, einzelnen Lehrern Berichterstattungen über bedentende,
in den Kreis des Gymnasiallebens praktisch eingreifende litterarische Er-
scheinungen zur Bearbeitung und zum Vortrage in der Conferenz zuzu-
weisen , ist jetzt , wie §, 5 zeigt, beschränkt, ohne dass zu befürchten
stände, es werde daraus ein Nachtheil erwachsen. Gewiss wird sich in
jedem Collegium für solche Fälle ein geeignetes Mitglied ßnden , das aut
den Wunsch der Conferenz einer solchen Arbeit sich bereitwilligst unter-
ziehen wird. Bisher hatte jene Befugniss ab und an auch für ein disci-
plinarisches Mittel gegen missliebige Lehrer und deren ausserdienstliche
Beschäftigung angesehen werden können. Wir würden seihst die nach
§. 5 gestattete (Jeberweisung umfassenderer und wichtigerer Gegenstände
zur Bearbeitung lieber von dem Wunsche der Confereuz abhängig ge-
macht haben.)'
§. 3. Für die Abhaltung der Aufnahme-Prüfungen, Aufstellung der
Censuren und Zuerkennung einer nicht über 4 Stunden hinausgehenden
Carcerstrafe bedarf es nicht der Berufung des gesammten Lehrercolle-
giums. Es kann in diesen Fällen eine engere, aus dem Director und
den Lehrern der betreffenden Classe gebildete Conferenz gültige Be-
schlüsse fassen.
(Auch diese Bestimmung ist neu und im verständigen Interesse der
dem Lehrer so kostbaren Zeit gegeben. An einzelnen Gymnasien be-
20 *
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308
Schul- and Universitätsnachrichten,
stand sie bereits in Wirksamkeit. Ob za der Znerkennang des angege-
benen Maasses einer Carcerstrafe alle Lehrer der betreffenden Classe
nöthig seien , lassen wir dahingestellt. Die Befugniss, in dringenden
Fällen, ohne erst den Beschloss der engeren Conferenz abzuwarten, eine
Carcerstrafe sofort eintreten zu lassen , wird übrigens durch diese Be-
stimmung gewiss weder dem Director, noch dem Ordin., noch dem ein-
zelnen Lehrer entzogen , wenn auch §. 10 der Dienstanweisung (s. unten)
das beinahe vermuthen lässt. Dem Director diese Befugniss entziehen za
wollen, würde jedenfalls vollständig ungeeignet sein.)
§. 4. Die Conferenzen sind theils regelmässige, welche monatlich
wenigstens einmal zur festgesetzten Zeit ausserhalb der Lehrstunden ge-
halten werden, theils ausserordentliche, welche der Director nach seinem
Ermessen oder auf den Antrag von wenigstens zwei stimmfuhrenden Mit-
gliedern beruft.
(Eine ganz neue Bestimmung; dass dieselbe auf den ausdrücklichen
Wunsch des Plenums im Wege der Verordnung erst erlassen werden
musste, obwohl sie doch so ganz selbstverständlich ist, mag einen Beweis
dafür geben, mit welchem Eigensinne zuweilen früher die Directorial-
verwaltung geführt worden. Sobald sieh freilich der Director auf den
Standpunkt stellt, dass er zu nichts verpflichtet zu sein glaubt, als was
in der schriftlichen Verordnung steht, so wird auch in der gegenwärtigen
Verordnung manche Lücke wahrgenommen werden.)
§. 5. In allen Conferenzen kommt dem Director oder dem Stellver-
treter desselben der Vorsitz und die Geschäftsleitung zu. Besondere
Propositionen eines Lehrers sind ihm zuvor schriftlich mitzutheilen. Ein-
zelne umfassendere oder wichtigere Gegenstände können von demselben
einem der Lehrer zur Bearbeitung und zum Vortrage in der Conferenz
zugewiesen werden. Ebenso kann er Berichterstattungen über bedeu-
tendere in den Kreis des Gymnasiallebens praktisch eingreifende littera-
rische Erscheinungen auf den Wunsch des Lehrercollegiums
einzelnen Lehrern übertragen.
Die Abstimmung erfolgt in der Weise n ac h dem Dienstalter,
dass der jüngste Lehrer zuerst, der Director zuletzt seine Stimme ab-
giebt. Bei Stimmengleichheit entscheidet der Director.
§. 6. Das Protokoll wird von demjenigen Lehrer geführt, wel-
chen die Conferenz dazu bestimmt. Abweichende Meinungen Einzelner
finden darin ihre Stelle; jedoch sind dieselben nur von dem Protokoll-
führer einzutragen. Ausführliche abweichende Abstimmungen können,
von den Votanten abgefasst, dem Protokolle als Anlage beigegeben wer-
den, welches jedesmal in dem Protokolle zu bemerken ist; jedoch müssen
solche Separatvota binnen drei Tagen nach Abhaltung der betreffenden
Conferenz eingereicht werden. Am Schlüsse jeder Sitzung ist das Pro-
tokoll vorzulesen und von sämmtlichen anwesenden Lehrern zu unter-
zeichnen.
§. 7. Der Director bringt die Beschlüsse der Conferenz zur Aus-
führung und fertigt die in Folge eines Conferenzbeschlusses abgefassten
Schriftstücke mit seiner Unterschrift aus.
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Beförderungen und Ehrenbezeigungen.
309
§. 8. Dem Director steht das Recht zu , einen durch Majorität des
Lehrer-Collegiums erwirkten Beschloss, welcher seiner gewissenhaften
Ueberzeugung widerspricht, bis zu der sofort einzuholenden höheren
Entscheidung unausgeführt zu lassen. In diesem Falle hat er sei-
nem an die Vorgesetzte Behörde darüber zu erstatten-
den Bericht eine schriftliche Begründung des bean-
standeten Beschlusses beizufügen, w elc h e ei n Mi t g li ed
der Majorität verfasst hat.
§. 9. lieber die in den Conferenzen vorkommenden Gegenstände
ist von sämratlichen Tbeilnehmern Verschwiegenheit zu beobachten. Cas-
sel am 22. Novbr. 1849.
Die letzten Paragraphen enthalten mit Ausnahme des durch den
Druck Hervorgehobenen die alten Bestimmungen. Ausgelassen hat man
von den alten Vorschriften diesmal diejenige, dass „die Verhandlungen
niemals auf Gegenstände des gemeinen Lebens, d. h. Tagesneuigkeiten,
abirren , auch nicht den Charakter einer blos wissenschaftlichen Disputa-
tion annehmen , noch weniger aber in persönlichen Streit ausarten soll-
ten.“ Welch eine misöre lag in dieser Vorschrift! Es ist gut, dass sie
zu den Todten geworfen ist.
Wir lassen nun die unter dem 22. Novemb. 1849 ergangene Dienst-
anweisungfür die Lehrerder kurhess. Gymnasien folgen,
durch weiche die unter dem Ministerium Hassenpflug ergangene Instruc-
tion vom 20. Januar 1837 und die unter dem Ministerium Hanstein er-
lassene Dienstanweisung vom 10. Febr. 1838 ersetzt sind. Viel Neues
enthält sie nicht, die neue Redaction war nur, sowie sie von dem Plenum
gewünscht war, so durch die beiden vorher mitgetbeilten Verordnungen
geboten. Zur Vergleichung lassen wir in einzelnen Stellen die frühere
Recension unter dem Texte oder in Klammern folgen.
§. 1. Die Amtsführung der Gymnasiallehrer soll im Allgemeinen
bestimmt werden durch wissenschaftlichen Eifer, durch sittliche*) Ge-
sinnung und durch die liebevolle Unverdrossenheit, die anvertraute Ja-
gend durch Lehre und eigenes Vorbild zu wissenschaftlicher Gediegen-
heit, zu reger Empfänglichkeit für alles Wahre, Schöne und Gute, vor-
züglich aber zu einem christlichen Sinne und Leben zu erziehen.
(*) sittlich ernste Gesinnung, durch Liebe zu ihrem Lehrfach etc.)
§. 2. Da dem Director unter der obern Aufsicht des Ministeriums
d. I. die ganze Leitung des Gymnasiums obliegt, nach welcher Stellung
er insbesondere die Classen-Ordinnriate und die Lehrgegenstände unter
die Lehrer zu vertheilen, die Handhabung der Disciplin zu beaufsichti-
gen, die Prüfungen und Schulfeierlichkeiten zu leiten, die Lehrstunden
von Zeit zu Zeit zu besuchen und überhaupt darauf zu achten hat, dass
die Lehrer ihren Verpflichtungen gewissenhaft nachkommen, auch befugt
ist, nöthigenfalls Ermahnungen und Erinnerungen sowohl mündlich als
schriftlich an sie gelangen zu lassen ; so sind die Lehrer ihm als ihrem
nächsten Vorgesetzten in allen diesen Beziehungen Folgsamkeit schuldig.
(Hier ist der Begriff „ganze Leitung“ jetzt näher begrenzt. Frü-
her stand dem Director auch die Befugniss zu , die Stundenpläne aufzu-
s
>gle
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810
Schal- und Unirersitätsnachrichten,
«teilen, welche ganz richtig neben den Lehrplanen angeführt waren.
Jetzt sind die Stundenpläne auch neben den Lehrplanen der Befugnisi
des Directors entzogen , was wir für einen entschiedenen Missgriff halten.
Wir denken, es ist das blos eine Nachlässigkeit der Redaction, haben
darüber aber schon in unseriu vorigen Berichte genug geredet. Am
^Schlüsse dieses Paragraphen stand früher s wogegen er ihnen Achtung und
selbst bei etwa nöthigem Tadel Anstand und Würde des Tons und der
Behandlung schuldig ist. Diese Verpflichtung soll hoffentlich aber für
die Zukunft nicht beseitigt sein l)
J. 3. Der Gymnasiallehrer ist vermöge seines Berufs zu einer ste-
ten wissenschaftlichen and pädagogischen *) Vervollkommnung, so wie zu
einem vorsichtigen **) Benehmen ira äussem Leben ***) verpflichtet. In
den Verhältnissen za seinen Amtsgenossen *♦**) wird er sich die' Erhal-
tung eines einträchtigen Zusammenwirkens und eines lebendigen wissen-
schaftlichen Verkehrs, wozu auch ein wechselseitiger Idoen-Auatauscb
über die Lehrmethode gehört, angelegen sein lassen.
( *) didaktischen **) durchaus vorsichtigem ***) und nament-
lich zur Verträglichkeit mit seinen Amtsgenossen ****) insonderheit
denjenigen, welche in eben denselben Fächern unterrichten, wird ersieh
die Erhaltung eines lebendigen etc.)
§. 4. Die Zahl der regelmässigen wöchentlichen Lehrstunden be-
trägt für -den Director als ersten Lehrer ungefähr 12, für die übrigen,
mit Ausnahme der ausserordentlichen Lehrer, 16 — 22, nach Maassgabe
der damit verbundenen Correcturen schriftlicher Aufgaben und der lan-
gem Vorbereitung , welche der Unterricht in den obern dessen erfordert.
)n Krankbeils- und Sterbefäilen oder bei sonstigen unabweisbaren Ver-
hinderungen und ordnungsmässig gestatteten Abwesenheiten einzelner
Lehrer haben die U.ebrigen nach Anweisung des Directors deren Vertre-
tung zu übernahmen, * <i .1 ,
> (Früher galt die Regel, dass die Lehrer der Obereiassen 16—20,
die übrigen 18 — -22 St. zu geben hatten. Im Ganzen ist das - hier ge-
blieben. Gestrichen ist der Zusatz, „dass in geeigneten Fällen der
Lehrer auch die Uebernahme einer grossem Anzahl von Stunden nicht
verweigern dürfe“, sowie dass „höhere Verfügungen einem Lehrer wegen
anderweitdr, mit dem Gymnasial- Unterrichte io engster Verbindung ste-
hender dienstlicher Verrichtungen eine geringere Stundenzahl Zu weisen“
können. Gestrichen ist ferner am Schlüsse des obigen §. der Zusatz:
„wobei derselbe stets eine billige und gieichmässige Vertheilung der
Lehrkräfte eintreten lassen wird“, hoffentlich nur dersbalh, weil man so
etwas verordnung8mässig auszusprechen nicht mehr für nöthig hält. Möge
man sich auch ia dieser Hoffnung nicht täuschen ! ) . >
§. 5. Die Lehrer haben den allgemeinen Lebrplän des betreffenden
Gymnasiums und die besonder« Lectionspiäne für die einzelnen Semester
genau einzuhalten , sich an die eingeführten Lehrbücher möglichst anzu-
schliessen und ihre Lehrstunden stets pünktlich anzuiängen und zu schiies-
sen. Zur Vertauschung oder Aussetzung einer ihnen zugetlieiiten Stunde
bedürfen sie der Genehmigung des Direetdrs, ■■ ■!» !-:•
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Beförderungen and Ehrenbezeigungen. 311
$. 6. lu dem Unterrichte soll dis Streben de« Lehrer« nicht allein
darauf gerichtet «ein, den Schülern ein bestimmtes Maas« van Kennt,
liissen und Fertigkeiten beizubringen , sondern er soll es als seine wich-
tigste Aufgabe ansehen, die Seibsttbätigkeit derselben zu wecken und
ihre geistigen Kräfte auf harmonische Weise zu bilden und zu üben. Er
wird sich daher auch stets bemühen , seinen Lecliouen durch gewissen-
hafte Vorbereitung einen inneren, für die Weckung geistiger Thätigkeit
fruchtbaren Gebalt zu geben. [
in den Lehrstunden soll er jedesmal den Zweck unverrückt im Auge
hebalten , die Aufmerksamkeit unausgesetzt auf die Theilnahme der Schü-
Jer richten und streng auf deutliche« Verständnis und zweckmässige
Wiederholung des Vorgekommenen halten. Die an bestimmten Tagen
pünktlich einzuliefernden schriftlichen Arbeiten hat er zu Hause plan-
■nissig durchzusehen und zu verbessern. Wie bei den mündlichen Lei-
stungen der Schüler auf richtigen und verständlichen Ausdruck , so soll
bei den schriftlichen Aufgaben ausser der dem Gegenstände zu widmenden
Sorgfalt, auf eine reine und deutliche Handschrift gesehen werden.
(Früberhin lantete der §.: Der Gymnasiallehrer hat sich zu bemühen,
in jeder Hinsicht den Schülern zum Vorbilde zu dienen. lusbestjndere
hat er alles Franken mit eigener Gelehrsamkeit zu vermeiden und nie eine
Geringschätzung anderer, ihm ferner liegenden Lehrfächer dnrchblickeit
zu lassen. Kr hat vielmehr bei. den Schülern ihre geistige Thätigkeit
überhaupt zu fördern , die Verwandtschaft und Gemeinschaft aller Wissen-
schaften und Künste, welche zur Humanität führen, gebührend hervor-
zuheben und die Schüler dadurch mit warmer Liebe für Kunst und Wis-
senschaft zu erfüllen. Wenn also sein Streben nicht so sehr darauf ge-j
richtet sein kann , den Schülern eine Menge von Kenntnissen beizubrin-
gen, als vielmehr sie bei einer harmonischen Geistesbildung für ihre künf-
tigen Derufsstndien im Allgemeinen vorzubereiten , so wird er sich stets
bemühen, seinen Lectioneu durch eine fortwährende gewissenhafte Vor r
bereitung etc.“ Wir sind der Ansicht, dass durch die neue Fassung der
§. nicht gewonnen habe.)
7. Neben der sorgfältigen Beobachtung, einer frnchtbringenden
Lehrart hat er die Schüler auch in jedem Fache zu der besten Lernme-
thode anzuweisen, mit den für sie geeigneten Hülfsmitteln bekannt zu
machen , von Benutzung unerlaubter Hülfe bei ihren Arbeiten *) möglichst
abzubalten, endlich zu zweckmässigen Privatstudien und überhaupt zu
■einer weisen Anwendung ihrer Zeit anzulciteßt , , . , . ,. . ,)
..:(*) add. durch genaues Nachforschen sowie durch Extemporalien)
. t §. 8. Die S ch u 1 disci p I in soll eine durch Liebe geleitete Er;
Ziehung zu religiös-sittlicher Gesinnung sein , für deren Handhabung die
Gymnasiallehrer wie vor Gott und ihrem Gewissen, ebenso vor ihrer
Obrigkeit verantwortlich sind. Sie dürfen vor ihren Schülern, wie El-
tern vor ihren Kindern, unbedingten Gehorsam in Anspruch nehmen;- sie
sollen ermahnen und Strafen ohne Leidenschaft, zwar mit dem Ernste und
der Strenge, welche dem Vergehen des Schülers angemessen ist, aber
auch mit der Liebe, welche vergiebt und durch das Vergehen bessert.
Digi
312
8chul- and Universitätsnachricbten,
Ueberall haben sie die strengste Unparteilichkeit in der Art zn üben,
dass sie, fern von jedem Einflüsse, welchen zufällige Eigenschaften und
besondere Verhältnisse veranlassen können, den Vorzug des einen Schü-
lers vor dem andern nur auf die grössere wissenschaftliche und sittliche
Tüchtigkeit gründen.
(Der Anfang lautete sonst: die Schuldisciplin ist lediglich als eine
christliche Zucht aufzufassen, für deren gewissenhafte Handhabung etc.)
§. 9. Die Disciplin ist mit Rücksicht auf die besondern Schulge-
setze und die weitern Conferenzbeschlüsse, sowie die speciellen Anord-
nungen des Directors, insbesondere aber mit Rücksicht auf die Discipli-
narmittel, welche gegen einen und denselben Schüler bereits zur An-
wendung gekommen sind , folgerichtig und nachdrücklich zu handhaben,
wesshalb nicht nur jeder Lehrer ein eigenes Tagebuch über die Leistun-
gen und das Betragen der Schüler führen , sondern sich auch , namentlich
der betreffende Ordinarius, in fortwährender genauer Bekanntschaft mit
dem Inhalte der Censurbücher halten soll.
§. 10. Kleinere Vergehen und Unarten eines Schülers hat der
Lehrer sofort durch angemessene Verweise und Strafe zu rügen , jede
bedeutendere Unregelmässigkeit und Gesetzwidrigkeit aber dem Director
zu weiterer Behandlung anzuzeigen. Ueberall, wo der Director ein-
schreitet , hört die Disciplinargewalt des einzelnen Lehrers auf. Car-
cerstrafe, sowie stille oder öffentliche Ausweisung kann nur durch einen
Beschluss der Conferenz verfügt werden. Körperliche Züchti-
gung ist nur bei gröbern sittlichen Vergehen und zwar lediglich in den
beiden unteren Classen zulässig; sie soll stets als ausnahmsweises Straf-
mittel angesehen und in jedem einzelnen Falle dem Director alsbald zur
Anzeige gebracht werden.
(Diefrühere Fassung des Schlusses war : „und zwar lediglich in den vier
unteren Classen, als äusserstes Strafmittel zulässig, darf aber nie ohne
Vorwissen und ausdrückliche Genehmigung des Directors in Ausführung
gebracht werden.“ Wenn wir auch die Beschränkung des Stocks auf
die beiden untersten Classen vollständigst billigen, so müssen wir doch
andererseits bedauern , dass die Anwendung dieses Zuchtmittels für die
Zukunft blos dem Director zur Anzeige zu bringen sei. Die frühere Fas-
sung war gewiss viel besser.)
§. 11. Demjenigen Lehrer , welchem ein Classen - Ordinariat über-
tragen ist, liegt die Sorge und Aufsicht über die betreffende Classe im
Ganzen und über die einzelnen Schüler derselben ob. Er hat daher in
der ihm zugewiesenen Classe sowohl über die Aufrechthaltung der äussern
Ordnung, die Regelmässigkeit des Schulbesuches, die Führung der Clas-
sen- und Versäumnissbücher zu wachen, als auch vorzugsweise auf den
wissenschaftlichen und sittlichen Zustand derselben zu achten , die Mittel
zu dessen thunlichstcr Förderung wahrzunehmen und deren Anwendung
herbeizuführen. Zu diesem Zwecke wird er bemüht sein, mit den Schü-
lern in ein näheres Verhäitniss zu treten, sich mit ihren Kigenthümiich-
keiten und ihrem gesammten Verhalten bekannt zu machen, auf jede pä-
dagogisch zulässige Weise ihre Zuneigung und ihr Vertrauen zu erwerben
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Beförderungen und Ehrenbezeigungen, 313
und ihnen überall , wo eie dessen bedürfen , mit Rath und Anleitung zur
Hand zu gehen. Eine besondere Aufmerksamkeit wird er denjenigen
Schülern widmen, welche nicht bei ihren Eitern oder Anverwandten woh-
nen. Er wird sich auch von ihrem häuslichen Verhalten zu unterrichten
suchen nnd sie von Zeit zu Zeit in ihren Wohnungen besuchen,
$. 12. Die Lehrer haben an den Conferenzen nach Vorschrift des
darüber erlassenen Regulativs Antbeil zu nehmen. Die ordentlichen oder
Hülfslehrer sowie die beauftragten Lehrer und Prakticanten sind ver-
pflichtet, allen im Namen der Schule veranstalteten Prüfungen und Feier,
licbkeiten mit Aufmerksamkeit und TheitnShme beizuwobnen.
5- 13. Die Lehrer dürfen niemals einem noch anwesenden oder von
der Anstalt abgegangenen Schüler für ihre Person und unter ihrer Unter-
schrift ein Zeugniss über Betragen, Fleiss oder Kenntnisse während des
Besuchs des Gymnasiums überhaupt oder auch nur rücksichtlich der von
ihnen ertbeilten Lectionen ausstellen , indem jede Ausstellung von Schul-
zeugnissen lediglich Namens der Anstalt und mit der Unterschrift des Di-
rectors erfolgt.
$. 14. Das Recht der Urlaubsertheilung an Schüler steht im All-
gemeinen dem Director zu. Einzelnen Schülern kann der Ordinarius
Urlaub bis zur Dauer eines Tags bewilligen, doch hat derselbe den Dir.
unverzüglich davon zu benachrichtigen.
(Die hier zugestandene Befugniss des Ordinarius ist ganz neu.)
$. 15. Besondere Aufträge, welche der Director hinsichtlich der
Einrichtung oder Verwaltung des Gymnasiums einzelnen Lehrern zu er-
theilen veranlasst ist, sind von denselben stets pünktlich und gewissen-
haft auszuführen.
§. 16. Die Ertheilung von Privatunterricht gegen Remuneration
an Schüler über Gegenstände, welche in den Bereich des Gymnasial-
Unterrichts gehören, ist den ordentlichen und Hölfslehrern nicht gestattet.
(Wir bedauern, diesen §. aus der alten Verordnung hier wieder zu
linden, der von dem entschiedensten Misstrauen gegen die redliche Pflicht-
erfüllung der Lehrer dictirt ist. Im Jahre 1838 mochte der §. noch zu-
lässig sein, weil damals die Neu-Organisation der Gymnasien noch viele
Lehrer aus der alten Zeit hatte beibehalten müssen. Aber jetzt, wo an
allen Gymnasien im Lehrerpersonale aufgeräumt ist, hätte diess Verbot,
das nur einem frühem Missbrauche sein Dasein verdankt, nicht mehr,
oder wenigstens nicht in der alten Fassung repetirt werden sollen. Zum
Segen der Schüler ist er nicht gegeben. Der sich früher an diesen §.
anschliessende Passus: „ebendenselben ist es untersagt, Schüler des Gym-
nasiums , insofern die letztem nicht durch Verwandtschaft in näheren Ver-
hältnissen zu ihnen stehen , als Pensionäre in ihr Haus aufzunehmen“, ist
mit vollem Rechte gestrichen, wie wir schon oben bemerkt haben.)
$. 17. Nach §. 24 des Staatsdienstgesetzes ist den Lehrern die Be-
nutzung der gesetzmässigen Ferien zu Reisen unter Genehmigung des
Directors freigegeben. Während der Schulzeit kann ihnen derselbe einen
Urlaub auf drei Tage ertheilen , wobei jedoch die Nachweisung einer
nicht zu vermeidenden Abhaltung vorangehen muss. Ueber Beurlaubun-
314
Schul- and Universitätsnachrichten,
gen auf längere Zeit hat der Director an das Ministerium d. L zo be-
richten. Den ausserordentlichen Lehrern jedoch und den Prakticanten
auch auf längere Zeit Urlaub zu ertheilen , bleibt dem pHichtmässigen Er-
messen des Director« überlassen. Cassel am 22. Novemb. 1849.
(Dem Anträge des Plenums, die Befugniss der Uriaubsertbeilung auf
acht Tage dem Director zuzugestehen, so wie dem Wunsche, dass es za
den Reisen in den Ferien nicht mehr der Genehmigung des Dir. bedürfen
solle, ist also nicht Folge gegeben worden. Die Instructionen anderer
Staaten sind in dem Punkte weit liberaler.)
Aus den Programmen theTlen wir nun noch da« Folgende mit, was
auch für weitere Kreise von Interesse «ein dürfte.
Es sind im Schuljahre 1849 — 50 von sämmtl. Gymnasien 61 Schüler
cur Universität entlassen , 2 weniger als im vorigen Jahre. Marburg
stellte dazu das grösste Contingent, nämlich Mich. 8 und Ostern 14=22
(im vorigen Jahre 4 und 9 = 13), dann Fulda mit 4 und 9 = 13 (im
vor. J. 2 und 2 sas 4) , dann Hersfeld mit 4 und 6 = 10 (im vor. J. 8 u.
5 = 13), dann Cassel mit 5 und 2 = 7 (im vor. J. 7 und 11 = 18),
dann Hanau mit 0 und 5 = 5 (im vor. J. 3 und 1), endlich Rinteln mit
2 o. 2 = 4 (im vor. J. 5 u. 6 = 11). In Bezug auf das Lebensalterder
Abiturienten bemerken wir, dass innerhalb der beiden letzten Schuljahre
vor dem 18. Lebensjahre 7 abgingen, 18jäbr. u. bis zum 19. Lebensjahre
22, 19/20 37 , 20/21 36, 21/22 16 , 22jäbrig und darüber 6, dass also als
mittlerer Durchschnitt etwa das zwanzigste Lebensjahr für den Abgang
zur Universität anzusohen ist. Die Frequenz der Gymnasien war: Cas-
sel in 10 Classen (I., Ha. u. b., lila. b. c., IV a. u. b^ V., VI.) 293/303,
Marburg in 6 CI. 204, Rinteln in 7 CI. (I., II., III gymnas. u. real., IV
gymn. u. real., V.) 106, Hersfeld in 4 CL (1. bis IV. Dar Director hat
bisher vergeblich die Binriohtwng einer Vorbereitungsclasse beim Mini-
sterium beantragt, doch hofft er, das vorhandene Bedürfnis« endlich be-
friedigt zu sehen) 101/85, Fnlda in 6 CI. 186/171 , Hanau in 5 CI. (f. bis
V.) 58 Schüler, welche sich also auf die einzelnen Classen vertheilen:
I. Ha. Ilb. lila. Illb. IIIc. IVa. IVb. V. VI.
Cassel 18/i 6 33/25 24/28 48/55 28/29 28/23 25/32 30/40 46/35 23/20=293/303
Marbg. 33 39 33 32 40 27 =204
gymn. real. gymn. rpai.
Riuteln 11/15 13/9 12/10 6/l l 16/20 15/15 33/28 =106
.Hersf.
29
23
19
14
; , ■■ i =85 <
Fnlda
20
25
34
33
33 26=171
Hanau
8/7
7/11
12/9
15/21
16/10 =58.: . ;
An dem Cassi.er Gymnasium wirkten nenn ordentliche Lehret (Dn.
Weber, Director, Dr. Grebe, Pfarrer Pr .Matthias , Dr. Flügel, Dr.
Riess, Dr. Sippell, Dr. Sthimmelpfeng , l)r. Sehwaak, Dr. Fürstenau),
zwei Hiitfslebrer (Matthei [seit Kurzem zum ordentk Lehrer, avancirtj
und Casselmann) , drei beauftragte Lehrer (Sciorre, Dr. Gross und Dr.
Ostermanti) , drei ausserordentl. Lehrer (Geyer .für Schreib- und Rechen-
Unterricht, Dr. Wiegand für Gesang, Rohda für Zeichenunterricht), drei
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Beförderungen und Ehrenbezeigungen.
815
Frakticanten (Dr. Heraeus , Petri u. Becker). Im Laufe des Jahres traten
aus der ausserordl. Lehrer Kock (durch Ministerielbeschluss von dein
Aufträge des Zeichenunterrichts entbunden), Dr. Stevenson , der seine
SteMe als Lehrer des Französischen «riederlegte. Dem Praklicanten
Petri wurde behufs fortxusateender Studien io der franz. Sprache Urlaub
and Unterstützung zu einem Aufenthalte in Genf durch Ministerialbe-
Schluss gewährt. Der Verwaltungscommissarius des Gymnasiums Geh.
Reg.-Ralb Ciesler starb im Januar d. J.; an seine Stelle trat Reg.-R.
Schwarzenberg. Mit Ostern d. J. trat der ansserordentl. Lehrer Dr.
Wiegand aus, auf seinen Wunsch von seiner Steile enthoben, Dr. Mat-
thias, als Director nach Hanau, und Scborre, als Lehrer an das Schulleh-
rer Seminar nach Homberg versetzt. Neu eintrat als ordenll. Lehrer Dr.
Piderit vom Gymnasium zu Hersfeld. U . i
In Marburg waren am Gymnasium beschäftigt 11 ordentl. Lehrer :
Dr. Vilmar, Director, Dr. Fuldner, Dr. Soldan, seit Juni von Hanau hier-
her versetzt, Dr. Bitter, Fenner, Dr. Hehl, »eit Oct. von der hö-
heren Gewerbschule zu Cassel hierher versetzt, wo er schon von 1835
bis 1838 gewirkt hatte; Dr. Coltmann, Dithmar , Dr. Hupfeid, Dr.
Hartmann, seit Octbr. nach Rinteln versetzt, Dr. Hasselbach, seit Juni
nach Hanau versetzt, ein beauftragter Lehrer Weber, neuerdings zum
Hfilfsiehrer avancirt, zwei ansserordentl. Lehrer, Conrector Kutsch für
Schönschreiben, Peter für Gesang; vier Frakticanten, Dr. Suchier , Heu-
ser, Krause (zu Anfang des Schuljahres dem Hersfelder Gymnasium an-
gewiesen), Grein (seit Juni). Den Religionsunterricht für die Katholiken
«rtheilte Pfarrer Will. Nach dem Sturze des Ministeriums Eberhard
wurde der Director Vilmar von Hassenpfiug als Referent ins Ministerium
des Innern berufen mit dem Prädikate eines Consistorialraths und seine
Stelle durch den Hanauer Director Dr. Friedr. Münscher wieder besetzt.
.In Risteljt waren beschäftigt neun ordentl. Lehrers Dr. Schiek,
Director , Dr. Boclo, Dr. Lobe, Dr. Kohlrausch, seit Octbr. an die hö-
here Gewerbschule zu Cassel versetzt, Dr. Blackert , Dr. Eyscll, Pfarr.
Meurer , Dr. Hartman n, seit Oct. von Marburg hierher versetzt, doch
^bisher durch Krankheit verhindert, nach Rinteln zu kommen, Dr. Klin-
gender, seit Nov. von der Realschule, resp. Progymnasium zu Schmal-
kalden hierher versetzt, ein beauftragter Lehrer, Dr. Bunte, drei ausser-
ordentl. Lehrer, Storck für Schreib- und Zeichenunterricht, Volckmar und
Kapmeier für Gesang, drei Prakticanten, Heermann, Herwig, v. Dalwigk.
In Fm.DA waren beschäftigt sechs ordentl. Lehrer: Dr. Dronke, Di-
rector, Dr. Volckmar, Schwartz, Dr. Weismann, Dr. Gies, Hahn; drei
Hülfslehrer, Bormann, Schmitt und Gegenbaur (seit Juni 1849); drei ans-
serordeatl. Lehrer, Henkel für Gesang, Jessler für Schreiben, Lange für
Zeichnen (seit Juni beurlaubt) , ein Prakticant Dr. Buchenau seit Novbr.
Am 10. Dec. starb der Director Dr. E. F. J. Dronke (geb. 28. Juni 1797
zu Faikenberg in Oberschlesieft , 1819 Lehrer ih Coblenz, 1825 Ober-
lehrer, 1837 königl. Professor, 1841 nach Fulda als Director berufen.
Ueber seine Schriften vergl. das Fuldaer Programm von 1842 und die
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316
Schal- and Universitätsnachrichten,
Nachträge ln dem Programm von 1850. Er starb an Auszehrung). An
seine Stelle ist seit 5. Januar der Gymnasiallehrer Schwarte aufgerückt.
In HersfEI.D wirkten am Gymnasium acht ordentliche Lehrer: Dr.
Wilhelm Münscher, Director, Dr. Deichmann, Dr. Creuzer, Pfarr. Wie-
gand, Pfarrer Jacobi, Lichtenberg, Dr. Wiskemann , Dr. Piderit, drei
ausaerordentl. Lehrer, Rundnagel für Gesang, Mutzbauer für Zeichnen,
Benecke für Turnen , zwei Prakticanten, Fuhrmann und Krause, letzterer
mit der Bestimmung, die Lehrstunden des erkrankten Mathem. Lichten-
berg zu übernehmen. Dr. Piderit wurde am Schlüsse des Jahres nach
Cassel versetzt, um den zum Dir. beförderten Dr. Matthias zu ersetzen.
Hanaü. Sieben ordentl. Lehrer: Dr. Friedr. Münscher (seitjani zom
Director befördert), Dr. Feusner, Dr. Dommerich, Jung, Dr. Theod.
Cies, Dr. Hasselbach (seit Juni hierher von Marburg versetzt, während
Dr. Soldan nach Marburg versetzt wurde), Dr. Lotz , drei ausserordentl.
Lehrer, Zimmermann für Schreiben, Wcickert bis Nov., seit Januar Lu-
can für Gesang, drei Prakticanten, Dr. Reinh. Suchier, Spangenberg ,
Rossbach (seit October). Am Schlüsse des Schuljahres wurde Director
Münscher nach Marburg versetzt. An seine Stelle trat Pfarrer Dr.
Matthias vom Casseler Gymnasium.
Bemerkenswerth dürfte sein, dass als Geschworne Münscher in
Hanau und Wiskcmann in Hersfeld , als Deputirter der Frankfurter Na-
tional versamml. Jacobi in Hersfeld, als Deputirter des karh. Hauptvereins
der G.-A.-Stiftung nach Breslau Münscher in Hersfeld thätig gewesen sind.
Als begangene Schulfeste werden erwähnt ausser der gewöhn-
lichen Feier des Geburtstages des Landesherrn, welche meistens durch
eine Festrede eines Lehrers, nur in Hersfeld durch einen ausgedehnteren
Redeact begangen wurde (ob in Hanau und Marburg diess Jahr eine sol-
che Feier vorgekommen, darüber besagen die betreffenden Programme
nichts. Eine bindende Vorschrift darüber existirt nicht), in Hanau die
Feier des 18. Octobers, durch einen Spaziergang begangen, in Fulda
das Andenken an Hrabanus Maurus als den Vorsteher der Fuldaer Klo-
sterschule und Begründer des deutschen Schulwesens, in Hersfeld die
Säcularfeier Goethe’s [auch dreimalige „Tanzvergnügungen im grossen
Hörsaale des Gymnasiums für einen Theil der Schüler“ werden erwähnt],
in Rinteln die „herkömmliche Sylvesterfeier“, in Cassel eine musikalische
Abendunterhaltung und eine Vorfeier zu Goethe’s Säcularfest. Ueber
die Art der letzteren berichtet das Programm: „Auf dem Altar eines aus
Blumen sich erhebenden Tempels in der Aula stand mit einem Lorbeer-
kranze geschmückt und mit Symbolen seines Schaffens in Kunst, Poesie
und Naturwissenschaften umgeben Goethe’s Brustbild , welches nach er-
haltener Weihe, wie die am Altar befindlichen vasa sacra nebst einem
Musenrelief anzeigten , auf den Schwingen eines goldenen Adlers empor-
gehoben und zu den Sternen getragen wurde. Die Ausführung dieser
Vorstellung verdankten wir dem gefälligen Beistände des Hr. Maschinisten
Hoffmann. Neun Schüler aus VI. bis II. trugen Gedichte von Goethe
vor, drei Primaner eigne Arbeiten. Zwischen diesen Vorträgen wech-
selten Gesänge Goothe’scher Lieder und Beethoven’sche Musik für Piano
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Beförderungen und Ehrenbezeigungen. 317
mit einander ab. Die Feier wurde unter lebhafter Theilnahme eines
zahlreichen Publicums begangen.“ — Eine gemeinsame Abendmahlsfeier
der Lehrer und Schüler wird nur in den Programmen von Hanau u. Rin-
teln erwähnt.
Schliesslich noch der Titel der den Programmen beigegebenen wis-
senschaftlichen Abhandlungen: Cassel: Dissertationis de latine scriptis ,
quae Graeci veteres in linguam suam transtulerunt , part. 1 II. vom Dir.
Weber*). — HANAU: Quaestionum de re sacerdotali Graecorum part. I.
▼on Dr. Gries. — Rinteln: De Demetrio Phalereo »er. Herwig. — Hf.rs-
FELD: Scenische Analyse des sophokl. Dramas Aias Mastigophorus von Dr.
Piderit. — Fulda : König Conrad i. der Franke vom Dir. Schwartz.
Marburg: Quaesliones Protagoreae scr. Dr. Weber.
[~r.)
Die Studienanstalten Baierns; Lehrkräfte und Veränderungen
in diesen , Programme und Schülerzahl für 1848 — 49.
[Schluss.]
Neustadt an der Haard. Einen inconsequenten Unterricht im
Realcurse der latein. Schule ertheilte Koby in der Geometrie, indem er
die Berechnung regelmässiger Körper und Flächen lehrte ; nein beruht die
Körper- auf der Flächenlehre und kann den Techniker die Lehre von den
fünf regelmässigen Körpern nicht viel, wohl aber die der prismatischen,
pyramidalischen und sphärischen Körper ganz vorzüglich berühren, mit-
hin weiss der sachkundige Leser nicht, was er von einer solchen Ankün-
digung halten soll, wenn er sie nimmt, wie sie gegeben ist. An die
Stelle des nach Frankfurt zum Director für die Musterschule berufenen
Subrectors Brückner trat Kuby , vorher Subrector in Germersheiin ; Res-
ser kam als Subr. dahin; Weber von Bergzabern wurde hierher versetzt;
Weissbecker wurde wegen Betheiligung an der Erhebung in der Pfalz
seines Dienstes enthoben. Dem franz. Unterrichte widmete man mehr
Zeit, Dasselbe führte man für das Rechnen aus. — Nördlingen. Von
der latein. Schule von "4 CI., in deren 4. ein Schüler sich befand, daher
der Preisträger , wurde der Lehrer der franz. Sprache Lacontrie nach
Augsburg versetzt.
Nürnberg. An dem Gymnasium und der latein. Schule machten
Erkrankungen Aushülfe durch die anderen Lehrer nöthig. Den mathem.
Unterricht für den erkrankten Prof. Wöckel ertheilte Cand. Marx. Das
Programm: „ Vom Nürmberger Rayss“: Erzählendes Gedicht des Hans Ro-
senplüt genannt Schnepperer, nach der Nürnberger Handschr. abgedr. mit
Erläuterungen, 26SS., fertigte Reet, Pr. Dr. Lochner. Zuerst theilt der Vf.
das 484 Verse enthaltende Gedicht nach der bezeichneten Handschr. mit ;
alsdann folgt seine Arbeit in 4 Ueberschriften : 1) Geschichtl. Bedeutung
des Gedichtes selbst; 2) die Verhältnisse des Textes; 3) Inhalt des Ge-
*) Dieser 3. Theil, dieselben Eigenschaften bewährend, welche in
diesen Jahrbüchern an den beiden ersten rühmend anerkannt worden
sind, umfasst den Zeitraum von Thaldaeus bis zum 10. Jahrh. D.
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318
Schul - und Universitätsnachrichten,
dichtes und endlich 4) Erläuterungen, Das Gedicht wurde zwar schon
einigemal, aber nicht mit Berücksichtigung der früheren Ausgaben und
der anderen Teste abgedruckt und in seiner geschichtlichen Bedeutung
gewürdigt. Dieses ist der Hauptrechtfertigungsgrund vor dem gelehrten
Publicum wegen der vorliegenden Behandlung. Das ungünstige, ja harte
Urtheil von Gervinus über dasselbe liesse keine besondere Bedeutung
erwarten, wenn es völlig gegründet wäre, allein die Unrichtigkeit des-
selben sucht der Verf. zu erweisen. Dass die Nürnberger ihren Feinden
eine Schlappe beibringen, nennt Gervinus anspruchsvoll, meinend, es sei
doch etwas ganz anderes, wie Suter den Stier von Uri mit dem feindlichen
Löwen in Kampf bringt und wie Rosenplüt seiner eingepferchten Schafe
Sieg über die 22 belagernden Wölfe darstellt; ganz anders, wenn dort
der Winkelried die Spiesse der Ritter in seine Brust gräbt und hier der
Sieg mit den „bleiernen Schlehen“ über die Ritterschwerter erfochten
wird ; ganz anders die innige Begeisterung, dort, die der entscheidende
Schlag in einer grossen Yolkssache jedem Mitkämpfer einSösste, als hier
die küustliche Lebendigkeit in der Beschreibung in dem Gedichte des
Reichsbürgers; ganz anders der Wechsel von Andacht, Erzählung, Satire
und Spott dort, als hier das episch-kleinliche Herzählen von allen trock-
nen und dürren Gleichgültigkeiten, was das historische Lied in Deutsch-
land im Allgemeinen ganz werthlos gelassen hat. Dieses Urtbeil nennt
der Verf. ein ungerechtes und sucht es zu widerlegen, wiewohl er Man-
ches in jenem zugiebt. Erwägt man die grosse Verschiedenheit der
Verhältnisse, unter welchen die von Gervinus gerühmten Gedichte ge-
schaffen wurden, im Vergleiche zu der weniger stattlichen und glänzen-
den Grundlage des herabgewürdigten Gedichtes, so erhält man in dem
besonderen Umstande, dass der in der Milte des 15. Jahrh. gefochtene
Kampf eine Periode der Städtekriege beendigt, in welchen die Vernich-
tung des in den deutschen Städten vertretenen republikanischen Elemen-
tes und die Dienstbarkeit jener von den Fürsten angestrebt wurde.
Grande für die Wichtigkeit des Gedichtes. Die Städte vertheidigteu
ihre Rechte gegen die Fürsten oder Grafen, die Adeligen überhaupt.
Locale und persönliche Beziehungen kannten wohl am Ende des 14. Jahr-
hunderts noch keinen Principienkampf, wie er in der Gegenwart besteht;
allein die Städte fühlten Hass gegen den räuberischen Landadel u. die ver-
schiedenen Grafen sahen die Blüthe der Städte mit schielenden Augen an.
Markgraf Albrecht wollte bekanntlich die ihm entgegenstellenden Städte,
vor Allem Nürnberg, welches seine Burg und Gerechtsame um 120000 B.
angekauft hatte , demüthigen und vielleicht sich ganz unterwerfen oder
auch nur jenen Kauf rückgängig machen. Der Verf. geht in geschicht-
licher Conseqnenz die Sache genau durch, verschafft damit seinen An-
gaben eine gewisse Gründlichkeit und dem Gedichte selbst einen politi-
schen Werth, welchen Gervinus und Alle, welche auf den geschichtlichen
Boden und die Charaktere der damaligen Politik sich nicht zu versetzen,
auch nicht za beurtheilen vermögen, oder aus zu vornehmer Gleichgültig-
keit übersehen. Wenn es überhaupt historische Thatsache ist, dass in
Republiken die Persönlichkeiten weniger scharf als in Monarchien hervor-
Digitlze
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Beförderungen and Ehrenbezeigungen.
319
treten (weil dort der entscheidenden Personen zn viele, hier derselben
viel weniger, Monarch und seine nächsten Rathgeber, sind), so findet
man es leicht erklärbar, dass in dem Gedichte nar drei ruhmreiche oder
vortbeilhafte Kriegsthaten der Nürnberger hervorgehoben und die Zwi-
schengefechte nicht angeführt werden. Dem Verf. giebt der Dichter ein
sehr genaues Gemälde der erfolgreichen Schlacht, weil sie das letzte
grosse Zusammentreffen der Kräfte des Markgrafen und der Nürnberger war
und ersteren belehrte, dass er auf diesem Wege sein Ziel nicht erreichen
werde. Nur ein Hauptgesichtspunkt, der im Gedichte dunkel liegt
und noch dunkler berührt ist, nämlich die Lage Nürnbergs und die vou
der Natur eigenthümlich charakterisirten Ankämpfer, deren manche weit
entlegen und daher in der Kampflust selbst geschwächt waren 4 ist nicht
gehörig gewürdigt. Und doch bildet derselbe ein entscheidendes Ele-
ment für die innere und äussere Kraft eines Landes, einer Gegend oder
auch nur einer einflussreichen Stadt, welche Nürnberg gerade durch
seine Lage und durch die aus dieser in die Bevölkerung eingelebte Eigen-
tümlichkeit, Festigkeit und Charakterstärke geworden war, als welche
es sieh noch lange erhalten hat und seine Kraft selbst nach langer Ver-
nachlässigung in der Gegenwart allmälig wieder erlangen wird. Es
kann hier nicht näher entwickelt werden, wie der Zug der natürlichen
Elemente der baierschen Hochebene nach ihrem Mittelpunkte, den ge-
rade Nürnberg bildet, in die Bevölkerung eine centrale Kraft einlebte,
welche sich in dem besungenen Städtekriego deutlich zn erkennen gab
und gerade in dem Hanptgefechte bei Rednitzembach eine moralische Be-
deutung übte. Mittelst dieses Gesichtspunktes für die geographisch-
physische Lage und Beschaffenheit der Bodengestaltung konnte der Verf.
dem Abdrucke und der Bedeutung des Gedichtes eine von allen Ausgaben
vernachlässigte Seite abgewinnen und dasselbe für die Geschichte der
damaligen Zeit um so wichtiger machen , als der beregte Gesichtspunkt
selbst für das Geschick und Wohl, für die Politik und Fortschritte der
Bevölkerung vorzüglich maassgebend ist und der Geschichte und ihrem
Studium eine weit interessantere und lehrreichere Seite abgewinnt, als
man nach einer oberflächlichen Betrachtung glaubt. Durch einzelne
Nachweise diese Behauptungen speciell zu begründen , muss Ref. unter-
lassen , weil er mehr referirend als beurtheilend und verbessernd zu ver-
fahren die Pflicht oder Aufgabe haben kann. — Dass das Wiedererwa-
chen der Studien in altdeutschen Gedichten und Sagen in dem 18. Jahrh.
zu snehen ist , weist der Verf. im 2. Abschnitte an dem fraglichen Ge-
dichte nach, indem 1720 in der sogenannten Mnsengesellschaft von Späth
ein Aufsatz über Hans Rosenplüt und seine Beschreibung eines Zuges wi-
der die Hussiten veröffentlicht ist. Dass Sprache und Sitte recht in
Nürnberg zn Hanse sind und die vorhandenen Handschriften und Ab-
drücke in zwei Classen zerfallen , zu deren erster die Nürnberger Hand-
schrift nebst einem Abdrucke bei Reinhard , welcher als Lehrer der Alter-
thümer, Beredsamkeit und Dichtkunst zn Erlangen in seinen Beiträgen
znr Historie Frankenlands , Baireuth bei Lübeck 1760, Rosenplüt’s poeti-
sche Beschreibung des Gefechtes bei Hcrapach im J. 1450 abdrucken liess,
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320
Schal- and Universitatsnachrichten,
zur zweiten aber die Dresdner and Leipziger Handschrift nebst den Ab-
drücken von Meissner, Waldau und Wolff gehören, indem nach des Verf.
Darlegung Waldau im vierten, 1789 erschienenen Bande seiner'verraiscbten
Beiträge zur Geschichte der Stadt Nürnberg das Gedicht als ungedruck-
tes roittheilt, die Herkunft des Dichters als eines Nürnbergers feststellt
und Meissner mit ihm sprachliche Erläuterungen der einzelnen veralteten
und blos provinziellen Ausdrücke beifügt, entwickelt der Verf. ausführ-
lich, wobei er die Verschiedenheit der Verszahl, welche in dem Nürnr
berger Abdrucke 481, im Dresd. 482 und im Leipz. 485 Verse beträgt, an-
giebt und die erste und letzte Handschrift als die vollständigste erklärt.
Er rechtfertigt den Abdruck der Nürnberger Handschrift, weil sie weder
mehr noch weniger Verse habe und für die abweichenden Lesearten gleich
jeder anderen einstehe, und ändert nirgends etwas, wenn er nicht von
Schreibfehlern bestimmt überzeugt war. Vergleicht man übrigens das
im 2. Abschnitte vom Verf. Gesagte mit der Ueberschrift , so findet man
sie nicht passend , weil jenes den eigentlichen Charakter der Zeit und die
Litteratur , diese aber das Verhalten der einen Handschrift und des einen
Abdruckes zu den anderen bezeichnet. Nun tritt ersterer wesentlich her-
vor und behandelt das Gesagte den Vorzug der Handschriften und Ab-
drücke, mithin erscheint die Ueberschrift als eine solche, welche streng
nicht charakterisirt, was die Darstellungen unter ihr enthalten. Im
3. Abschnitt legt der Verf. den Inhalt des Gedichtes dar. Im Eingänge
Vs. 1 — 20 ruft der Dichter die Gnade und Barmherzigkeit Gottes und
um Schutz des Rechten an; Vs. 21 — 36 bezeichnet er den Adel als Zucht-
ruthe für den niederen Bürgerstand , welcher an den höheren haltend und
fromm Beiend doch Recht erhalte; Vs. 37 — 44 die Nürnberger mögen an
das Recht halten , wiewohl ihre Stadt wie ein Pferch (die Burgen) von
Wölfen (den Pürsten) umlauert sei; Vs. 45 — 90 zählt er die 22 Fürsten
mit besonderen Bezeichnungen auf; Vs. 91 — 104 schildert er die Bundes-
genossen der Nürnberger, die Schweizer; Vs. 105 — 140 die Kundgabe
der Gnade Gottes bei dem Fischfänge und Siege bei Pillenreut; Vs. 141
bis 192 schildert er den Auszug der Nürnberger Wagenburg, mit einem
Thiere verglichen, welches an die Streiter Steine, Waffen und Pfeile
austheilte und vom Feinde nicht zu bewältigen war; Vs. 193 — 400
zieht das Thier wieder aus, zuerst gegen Spalt; dann folgen alle Kämpfe,
bis der Markgraf den Seinen zu entweichen räth, um wenigstens das Le-
ben zu retten, worauf die eilige Flucht, Noth und das Gedränge, gleich
als wenn Mäuse über die Katzen siegten , der Verlust der Feinde und die
Heimkehr der Nürnberger mit Verlust von zwei folgt. Vs. 401 — 425
jubelt der Dichter, dass Gott ihnen seine Gnade verliehen und der Wolf
vor den Schafen hat flüchten müssen. Mau hat gegen die Nürnberger
die Forderung immer höher gesteigert, aus Nürnberg ein Raubhaus ge-
macht und später geboten, dass ihnen nichts mehr zugeführt wurde, was
diesen gerade recht war, indem sie auszogen und es ohne Entgeld holten,
wie der Dichter Vs. 426 — 471 besingt. Dadurch konnten sie ihre Söld-
ner bezahlen, ihre Diener zum gerne Wiederkommen gut ablohnen und
viele Schlösser, Märkte u. s. w. gewinnen. Vs. 472 — 484 schliesst er
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Beförderungen und Ehrenbezeigungen.
321
mit dem Wunsche, Gott möge die Herzen der Fürsten belehren und ihnen
süssen Frieden schenken. Endlich wolle Gott allen im Kriege Gebliebe-
nen seine Gnade mittheilen, dass sie nicht aus dem Buche der Lebendi-
gen ausgetilgt werden, uns allen aber Leib und Seele behüten und seinen
Frieden zuwenden. Hinsichtlich der Erläuterungen lässt sich kein Aus-
zug zur Begründung der Trefflichkeit der Arbeit des Verf. mittheilen,
wesswegen lief, mit der Bemerkung schliesst, dass der Verf. durch seine
Angaben über Verständlichung , sprachliche und logische, historische und
ästhetische Interpretation sich Anerkennung verschafft und eine verdienst-
liche Arbeit geliefert hat.
Oettingeiv. An der latein. Schule erfolgte keine wesentliche
Aenderung.
Passae. Im Personale des Lyceums erfolgte keine Veränderung.
Am Gymnasium und der latein. Schule folgende: Durch den Tod des Prof.
Dr. Munnhart wurde die 3. CI. erledigt. Tauscheck und Fertig rückten
in III. und II. vor, die 1. CI. erhielt Studienl. Beutlhauser. Die übrigen
Studien), rückten vor und die 1. CI. erhielt der Lehrer der Gewerbsch.
Fällt. Gangengigl übernahm den franz. Unterricht. Dem Jahresbe-
richte ist noch Einiges über Mitglieder, Unterricht, Leistungen, Abrech-
nung und Verzeicbniss der Mitglieder des Musikvereins beigedruckt.
Den Beschluss machen zwei Gedichte an die Königin und den König zur
Feier des Aufenthaltes beider am 12. bis 14. Juli 1849. Sie sind Arbei-
ten von zwei Schülern der 4. Gymn.-Classe. Das Programm: „Bemer-
kungen zu Act. XFII, 32, nämlich wegen Auferstehung der Todten, 12 8.,
fertigte Dr. Anzcnberger. Der Verf. bezeichnet die Vergänglichkeit alles
Physischen und das Fortleben des geistigen Wesens, der Seele, des
Menschen mittelst Auferstehung. In Folge der Auflösung des Menschen
in Seele und Leib und der scharfen Trennung beider in der heidnischen
Philosophie erhielt die Speculation eine falsche Richtung und verlor der
Leib seine Würde. Das Dasein des Menschen vollendete die Weltschö-
pfung; Leib und Seele bilden eine persönliche Einheit, in welcher beide
unsterblich sind. So wie der Mensch durch seine freie Entscheidung für
den Gegensatz des göttlichen Willens sich aussprach , führte er den phy-
sischen Tod des Leibes herbei und setzte Gott in die Noth wendigkeit
einer zweiten Schöpfung. Die Menschwerdung, das Lehren, Leiden und
Sterben , die Auferstehung und das Zurückkehren des Leibes Christi in
das Leben überwand den Tod im Tode und zog die Erlösten mit. Die
Bestandtheile gingen wieder in die verlorne Einheit zusammen. Hier-
durch habe die Auferstehungslehre volles Licht erhalten. Hat durch
Christus die Erlösung stattgefunden, so ist die Seele nicht ohne den Leib
und dieser nicht ohne die Seele erlöst, d. h. es ist das Ganze erlöst; ist
aber in diesem der Leib erlöst, so muss er auferstehen. Und giebt es
eine Auferstehung der Todten , so hat des Menschen und im Menschen
des Leibes Erlösung stattgefunden. Der Mensch als eine aus Leib und
Seele bestehende Einheit beseitigt den Zweifel, dass die Erlösung allein
auf die Seele sich beschränken könne. Die Thatsache, dass Gott von
Anbeginn vorhergesehen, der Mensch werde sich von ihm wegwenden
(V. Jahrb. f. Phil. ». Päil. od. Krit. Bibi. Bd. LX. Hfl. 3. 21
322
Schul- und Universitätsnachrichten,
und dadurch in die Verhältnisse des Todes gerathen, und dass er ihn doch
für die Ewigkeit geschaffen, beweist, dass er ihn von der Schuld und
Strafe der stattfindenden und sofort vorhergesehenen Wegwendung wie-
der erlösen wollte, damit der Leib wieder zum Leben erstehe. Es kann
nach den ewigen Gesetzen der Logik nicht ein wesentliches Merkmal „der
Menschcn-Bestimmung“ durch ein anderes aufgehoben werden. Ist also
ein Theil für die Ewigkeit bestimmt, so muss es auch der andere sein,
ohne den Begriff „Mensch“ als Einheit aufzuheben. Die Lehre von der
Auferstehung der Todten bildet einen Grundglaubensartikel des Chri-
stenthums , wird aber von der Philosophie verschiedenartig behandelt.
Ihre Speculationen rissen Alles aus seiner Natürlichkeit und hatten die
verschiedenen Ansichten zur Eolge. Die heidnischen Philosophen be-
schäftigten sich zuerst mit ihrem eigenen Sein in den Fragen: Woher bin
ich? wozu bin ich da? und wohin soll ich? Sie konnten die Vereinigung
des Leibes mit der Seele zur Einheit nicht feststellen , richteten daher in
Folge der Abhängigkeit des Leibes von der Seele ihre Betrachtungen
nur auf diese und suchten in Bezug auf jene Fragen ein Ursein aufzufin-
den. Der Verf. berührt die von Pythagoras vorgetragene Seelen-
wanderung, welcher Plato beistimmte; die Ansichten des Stoikers Ze-
no n und seiner Schüler, der Epikureer, welche das unveränderliche,
unsterbliche Sein auf die Atomen zurückführten, woraus Seele und Leib
gebildet seien, welche das höchste Ziel in die schmerzlose Ruhe setzten
und die daraus hervorgehenden Gegensätze der christlichen Lehre von der
Auferstehung der Todten nicht kannten. Diese Philosopheme beraubten
den Leib der von Gott ihm zuerkannten Ansprüche und setzten ihn der
Seele feindlich gegenüber. Nur die Vernichtung jener und die Kraft
Gottes konnten ihn wieder zu seiner Würde bringen. Es musste die der
Auferstehung von Grund aus widerstrebenden Begriffe und Lehrsysteme
vernichten. Paulus predigte in Athen, dem Sitze der griechischen Philo-
sophie, die Auferstehungslehre, musste daher von den Lehrern jener an-
gefeindet werden. Diese Anfeindungen berührt der Verf., worauf er das
Bekenntniss und die erschütternden Wahrheiten des Apostels anführt:
„Als ich umherging und eure Götter beschaute, sprach jener, fand ich
auch einen Altar, auf dem geschrieben steht: ,dem unbekannten Gotte.*
Diesen nun, den ihr ehret , ohne ihn zu kennen, diesen verkündige ich
euch; den Gott der Christen, den einzigen, den Schöpfer aus Nichts, den
Herrn des Himmels und der Erde, in dem wir leben, schweben und sind.
Die Zeiten der Unwissenheit zwar hat Gott nachgesehen; jetzt aber lässt
er allen Menschen verkündigen , dass sie sollen Busse thun allzumal.
Denn Er hat festgesetzt einen Tag, an welchem Er richten wird den
Erdkreis in Gerechtigkeit, durch einen Mann, den Er dazu bestimmt und
Allen glaubwürdig gemacht hat, indem Er ihn auferweckte von den
Todten.“ Dieses erzeugte Gespötte der hochweisen Philosophen. In
dem griechischen Texte zeigt das Imperf. ^Istiafov , dass sie der aufge-
regten Leidenschaft so ganz widerstrebender Meinungen und der ihnen
nun gewordenen Ueberzeugung von der Thorheit des also spechenden
Apostels nicht geringen Spielraum gelassen haben. Der christliche Glau-
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323
Beförderungen und Ehrenbezeigungen.
bensbote entfernte sich aus dem Areopage — mit welchen Gefühlen, lässt
sich denken. Doch gaben ihm Einige den Trost mit, sie wollten ihn
noch ein Andermal hierüber hören. An die Auferstehung reiht sich das
Gericht für die Vergeltung der Verdienste, welches im Herzen grosse
Unruhe erregen und die Philosophen gegen die Auferstehungxiehre stim-
men musste. Im Gegensätze zum Glauben an die Seelenwanderung und
die von Epikur gepredigte Ruhe wirkt das Wort der christlichen Lehre
auf die Sinnlichkeit. Nach ihr heisst es: ,,lhr werdet auferstehen in
euren vorigen Leibern zum Gerichte des einzigen wahren Gottes, um
ewige Belohnung oder ewige Strafe nach Gerechtigkeit zu empfangen,
wie es ein jeder vormals im Leben verdient hat. Ihr müsst also jetzt
entsagen dem Dienste der Leidenschaften eures Herzens ohne Ausnahme
und zu den Werken der Busse euch schicken, wenn ihr wollet, dass von
jenem grossen Gerichte eine gute Ewigkeit euch werde.“ Diese Worte
mussten bei der Versunkenheit der Gemüther einen grossen Kampf her-
vorrufen, der nicht immer heilsame Wirkung oder solches Nachdenken
zur Eolge hatte, wie der Verf. au Tertullian’s Klage und Juvenal’s
Ausspruch beweist. Der Glaube konnte sich an die Lehre der Philoso-
phen nicht halten gegen die Macht der Leidenschaften, deren Sturm zu-
letzt alle Schranken in Trümmer legte. Irrthum und Sinnlichkeit, so
schrecklich auch ihr Bund war, wurden überwunden durch die Wunder-
kraft der göttlichen Lehre. Das Wort der Offenbarung hat gesiegt —
zur Verherrlichung dessen, der es gesprochen. Die Auferstehung der
Todten ist zum Mittelpunkte alles Glaubens und Höffens der Völker
geworden.
Pirmasens. Von der Jatein. Schule wurde Lehrer Oeffner nach
Edenkoben versetzt und Luckner rückte von der 2. in die 3. Lehrstelle
vor. Der Lehramlscandidat Daum erhielt die 1. Classe.
Regensburg, Heigl, Prof, am Lyceum, erhielt den Titel u. Rang
eines geistl. Rathes; Schmitz erhielt Urlaub, wesswegen Nielter die Ge-
schichte, Seits die Philol. und Hannauer allgein. Geschichte lehrten.
Wegen Abtheilung der 1. Gymn. -Classe rückte Studienlehrer Heger in
diese Classe vor, erhielt Mehler die 4. Classe der latein. Schule und As-
sistent Harrer die andere Abtheilung. Schmidt wurde in Ruhe versetzt,
und Oberndorfer rückte in III A. und Rothhammtr in B. vor. Körner
wurde nach Kempten versetzt und seine Stelle erhielt Tafrathshofer von
dort. Das Programm: Religion, Kirche, Staat, Liberalismus und Revo-
lution in ihren Beziehungen zu einander. Aus der Geschichte unserer
Tage; fertigte Dr. Schmitz. Das Vorwort dient zur Entschuldigung we-
gen etwaiger Lücken. Denn in gedrängter Eile, eben auf dem Punkte,
eine grössere Reise zur Herstellung seiner sehr angestrengten Gesundheit,
durch äussere und innere Einwirkungen vielfach behindert, habe er das
Programm geschrieben, wesswegen er unter solchen Umständen um nach-
sichtsvolle Beurtheilung desselben bitte. Der besprochene Gegenstand
sei nicht ohne Interesse ; vielleicht veranlasse der Verf. durch seine kur-
zen Andeutungen irgend Jemand , näher auf (wohl in) die Sache einzu-
gehen und das Thema zu erschöpfen. Es würde wohl der Mühe lohnen,
21 *
Digiti;
324
Schul - und Universitätsnachrichten,
den Versuch zn machen, ob nicht auf solche Weise etwas dazu beigetra-
gen werden könnte, um eine der wichtigsten Streit- und Principienfragen
der neueren Zeit ihrer Entscheidung näher zu bringen. Der Verf. führt
in seinen meistens oberflächlich hingeworfenen Sätzen die Behauptung
durch, ohne sie jedoch klar auszusprechen, zu begründen und in ihrer
grossen Wichtigkeit zu erläutern: die Religion und die mit ihr absolut
verbundene Kirche muss die Grundlage des gesammten Staatswesens, der
inneren und äusseren Politik der Völker ausmachen , welche sich auch in
dem während der neuesten Zeit so vielfach besprochenen Princip aus-
spricht: der Staat muss eine Staatsreligion haben. Der Verf. hätte
gern für Spanien, Italien, Irland und die wichtigsten Staaten Deutsch-
lands kurze Beziehungen zwischen Religion, Kirche, Staat, Liberalismus
und Revolution nachgewiesen, allein der Raum, die Zeit und Gesundheit
gestatteten es ihm für jetzt nicht, wesswegen er Andere dazu bestimmen
möchte. Würde dieses nach der Weise des Verf. geschehen, so hätten
Leser und Wissenschaft keinen besonderen Gewinn zu erwarten. Weder
verarbeitet noch consequent geordnet erscheinen die Gedanken, wodurch
das Programm sehr verliert.
Rothenburg. An der latein. Schule mit einer Realclasse will der
Lehrer der Realclasse Viel in der sogenannten Algebra und Geometrie ge-
lehrt haben. Ref. hält für diese Lehrfächer und für die Naturlehre man-
ches für einen papiernen Spass, der mit den Begriffen prahlet, die jenen
Unterricht bezeichnen sollen , dar aber nicht ertheilt werden kann.
Schwabach. Die halbe Lateinschule erfuhr keine Veränderung.
Schweinfurt. Gymnasium und latein. Schule. Am Schlüsse des
1. Sem. wurde Pfarr. Dr. Himmclslcin als Domprediger nach Würzburg
berufen ; den geschichtl. Unterricht übernahm Pfarr. Düring. Während
der Krankheit Jan'a half Cand. Ilartmann aus. Der mathem. Unterricht
wurde wegen Erkrankung Hcnnig's von Mitte Juli an ganz ansgesetzt.
Das Programm von 12 SS. „Lectiones Euripideae “ fertigte Oclschläger.
Es enthält nachstehende 26 Stellen der verschiedenen Stücke des Euri-
pides: 1) Orest. 902 — 906, betreffend die Persönlichkeit des Cleophon
und das dem Valkenär anstössige i’ivayHaoptvos , was der Verf. für billig
erkennt, weil Alles bezeichne, jener Redner habe nicht gezwungen ge-
sprochen , sondern sehr geläufig den Orestes und Pylades als Schuldige
angeklagt. Der Verf. sagt, wenn er sich nicht irre, könne man einen
derben Kehler beseitigen, wenn man icxivaapevog , d. h. von den Geg-
uern der Schuldigen geziert, lese, indem der Dichter das einfache Wort
gebrauche. Die 2. Stelle, Alcest. Vs. 400 — 403, wird nach den Codices
mitgetheilt: Lascaris schaltete vvv ys zur Vervollständigung des Maasses
ein, das aus der Antistrophe erkannt wird, wesswegen sie der Verf. ver-
bessert angiebt. Auch Vs. 406 u. d. f. hält er für schadhaft und lücken-
haft, wesswegen er nach lyco Ipyor noch rldpav setzen möchte u. s. w.
In der 3. Stelle, Troad. Vs. 869, wird das statt Xdxaivav in anderen Aus-
gaben vorkommende zdlaivctv , i. e. improbam, besprochen, indem der
Verf. fragt, ob es nicht glaublich sei, dass der Dichter habe sagen wollen,
die einzige Lacäna aus griechischen Weibern habe bei den Trojanern
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Beförderungen und Ehrenbezeigungen.
325
gewohnt und werde jetzt gefangen geführt? Diese Gründe bestimmten
ihn, die letzte Lesart zurückzuführen, wofür noch andere Stelleu spra-
chen. Die 4. Stelle betrifft Bacch. Vs. 135 — 140, indem der Verf. ver-
muthet, Euripides habe AtvSvpa , welches ein sehr berühmter Name eines
Phrygischen Berges sei, ein Interpret vielleicht cpgvyi'a geschrieben.
Dieses sei von den Abschreibern um so leichter aufgenommen worden,
weil der Name des Phrygischen Landes mit dem Worte Aväia richtiger
übereinzustimmen (concinere) schien. In der 5. Stelle, Helen. Vs. 1590,
will der Verf. lieber schreiben: n kecoptv, co |tV* dys xeAcve av , quuni in
codd. scriptura glossam ava£, i. e. Menelae! latere minime dubitem.
Jam antea Vs. 1579 gubernalorem navis eum appellaverunt co £ivs , avcc-
xza vero non potuerunt, quippe qui esset, apud Tbeoclymenum dissimu-
lasset. Die 6. Stelle betrifft Ulect. Vs. 22 — 24, wo in der Mitte des
2. Verses Pierson noivrjuaz , Rixins noivdpax’ muthmaasste, der Verf.
aber bemerkt, wenn dieses Euripides geschrieben hätte, so könnte der
Interpret, welcher nondtogag beisetzte, lieber zi/imgovg, wie Hesychius
jenes interpretirt habe, erklärt haben. Es scheint ihm sehr wahrschein-
lich, der Dichter habe noivacogag xov «arges tlys v tv dopoig geschrieben,
bemerkend : Articulum adjectum puta, ut non Electrae liberorum pater,
Agamemno iutelligatur, cujus supra aliquoties mentio est facta. Hoc ipsum,
ne patres confundereutur, fortasse in causa fuit, cur interpres adscriberet
’Ayapspvovog. Dass in dem zov naegög grössere Kraft liege als in dem
Namen Agamemnon, könne aus der Stelle des Aeschyl. Agam. Vs. 1253
ersehen werden. Die 7. Stelle, Elect. Vs. 162 — 166, gebt auf die Inter-
pretation der letzteren Verse. Die Clytämnestra habe nach Ermordung
des Gatten den Aegisthus geschmäht. Diese Meinung würde, sagt der
Verf., nicht anstossen, wenn Aegisthus die Hände rein erhalten hätte;
aber der Dichter erwähne öfters, Agamemnon sei von Clytämnestra und
Aegisthus erdrosselt worden. Er scheine daher den Euripides selbst zu
verbessern, wenn er den Namen Atyioftov übel in den Vers eingebracht
findet und zur Ausfüllung einer Lücke das noaiv £o'v entfernt zu haben
vermuthet. Der Dichter beweine, dass dem Agamemnon von der Gattin
Schmach angethan worden, wofür der Verf. einige Beweise beibringt.
Auch citirt er noch drei Stellen aus Aeschylus, Prom. Vs. 186, Sept. Vs.
814 und Suppl. Vs. 66, und erläutert dieselben nach seiner Ansicht, was
aufmerksam, nachdenkend und gründlich geschieht, worauf die allgemeine
Bemerkung folgt, dass derjenige, welcher die Vulgata nach griech. Sitte
wegen des Klaggeschreies erklären wollte, doch wohl sehen möge, ob die
Meinung nach jener „teneram genam lacero carminis contextui magis cou-
veniat, quanquam non ignoro, chorum per totam tragoediara studiose id
agere, ut omni modo Argivorum regi graecum suum genus probet. Die
8. Stelle, Helen. 385 — '386, betrifft die Verbesserung Hermann’s, den für
das Pronomen a geschriebenen Artikel d und die Begriffe op paxi Xdßggj,
welche nach des Verf. Ansicht nichts anderes als „oculo rapaci“ oder
nach Bixins’ Uebersetzung „truci“ bedeuten können. Die 9. Stelle, Helen.
1089, betrifft die Worte cpoviov ygoög, welche die Interpreten verbinden,
ut sit unguem corpus lacerantem , was der Verf. zugeben würde, wenn
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326 Schal- and Universitätsnachrichten.
qtovtos von cpivm and nicht van epovog abgeleitet ist. Entweder muss
man nugfj Si XQ°°S vereinigen, was kaum Jemand billigen könne, od. %got
lesen. Der doppelte Dativ sei eine bekannte Redeart, was der Verf.
durch Stellen belegt. In der 10. Stelle wild in den Fragmenten Nr. 26
nach Wagner der Begriff evvctfcfiv, i. e. in matrimonio collocare, und so-
dann üyvcov, als nicht mit coinperi, sondern mit intellexi oder cognovi zu
geben , besprochen. Der Chor scheint mit der Frage den parodum zu
beginnen, nachdem die Nutrix den prologum gesagt, und weil Aeolus
selbst den Entschluss, die Söhne und Töchter unter sich zu verheiralhen,
noch nicht eröffnet hat, so scheint dem Verf. die Frage über ihn als Ab-
wesenden sieb richtig zu verhallen und der Accusativ mit dem Infinitiv be-
stätigt zu werden. Die 11. Stelle betrifft das von Stobäus Flor, erhal-
tene Fragment Nr. 37 hinsichtlich des Sinnes. Der Gedanke ist unklar.
Der Verf. will übersetzen: Vae! quis haec mala dolere nescit ? Quis vel
andilis iis non fundat lacrimas. In der 12. Stelle behandelt der Verf.
den Sinn von Nr. 41 hinsichtlich des fxirsqp rjvev, bemerkend, der Sinn
sei nicht: facinora non edunt, sondern roanifesto nihil sunt, was Hesy-
chius, dessen Note Schweighäuser und Bähr angenommen, unterstütze,
ohne die Gründe anzugeben, wegen welcher das Perfect ixnttpijvtv , i. e.
statim apparent, hier weniger passend sei, als der Aorist. Die 13. Steile
behandelt das von Wagner mit Nr. 60 bezeichnete Fragment. Die Verse,
welche hierauf folgen, lehren, dass durch das Gesetz das gute und
schlechte Herkommen unterschieden werde, und die Klugheit esse verain
nobilitatem dei non divitiaruin munus. Der Verf. schreibt: rö yäp näXai
— xal ngiorov cog {ycvo(it& , ovx txQivfv — a x ixovau yä ßgotovg
u. s. w. Die übrigen Stellen beziehen sich auf die Fragmente Nr. 72,
Nr. 124, Nr. 129, Nr. 171, Nr. 192, Nr. 220, Nr. 408, Nr. 489, Nr. 548,
Nr. 692, Nr. 737 and Nr. 766. Das letzte Fragment theilt die Wagner'-
sche Ausgabe unter Nr. 233 mit. Dieses bespricht der Verf. in Betreff
mancher Lesearten , Conjecturen und Uebersetzungen. Aus den früher
angeführten Bemerkungen des Verf. mögen die Leser den weiteren Cha-
rakter des Programms ermessen. Der Gewinn für die Schule und Wis-
senschaft dürfte sich von selbst ergeben. Die Schreibart des Verf. ist
keine fliessende, sondern häufig gesucht, dunkel und weniger elegant.
Speyer. Lyceum, Gymnasium, latein. Schale. Studienlehrer
Hollerieth wanderte nach Amerika aus; die Lehrer der 2. und 1. Classe
rückten vor und Cand. Lehmann erhielt I. Im Wintersemester verlief
die Entwickelung des Unterrichts günstig. Nach den Osterferien be-
gannen die Unruhen. Die Lehrer unter ihrem Vorstande unterbrachen
den Unterricht nicht, so lange nichts Pflichtwidriges gefordert wurde.
Allein die Schwierigkeiten vermehrten sich und einzelne Classen wurden
wegen des Aufrufes unter die Waffen vom 18. Jahre an sehr gemindert.
Die revolutionäre Regierung forderte den Eid auf Reichs Verfassung, An-
erkennung und Gehorsam , allein die Mehrzahl der Lehrer weigerte sich
und wurde am 3. Juni durch Decret entsetzt *). Die Anstalt war dem-
*) „Nachdem der Rector der hiesigen Studienanstalt, Georg Jäger,
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Beförderungen und Ehrenbezeigungen.
327
nach aufgelöst, obgleich Vorstand und Lehrer stets hofften, die revolu-
tionären Gewalthaber würden, wie die Verhältnisse der Kirche, so auch
die der Schule wenigstens vor der Hand unangetastet lassen. Die ein-
rückende Waffengewalt stellte die Gesetzlichkeit wieder her und die
königl. Regierung rief am 23. Juni die abgesetzten Lehrer wieder an ihre
Stellen. An der latein. Schule begann der geregelte Unterricht am
25. Juni, am Gymnasium wegen Zurückbescheidung weit entfernter Schü-
ler am 3. Juli. Anfangs halfen die Präfecten Zeller und Nardini ans;
Fischer und Pleitner besorgten den classischen Unterricht, Borscht, Ost-
helder und Macht waren gleichfalls thätig. Der Geschichtsunterricht
wurde von Prof. Hup. Jäger besorgt, da der Rector fast das ganze
Jahr krank war. Besondere Auszeichnung erwarb sich der Pedell der
Anstalt, Erasmus Eisenmann , welcher offen erklärte: „Die sogenannte
provisorische Regierung und ihr Civilcommissär habe nicht Geld genng,
ihn zu einem Meineide zu vermögen.“ Der Berichterstatter schliesst mit
den Worten: „Wir sehen mit fester Zuversicht der Zukunft entgegen,
nicht, als ob uns die drohenden Wolken entgingen, welche nach dem
schweren Gewitter sich noch sträuben , der entzückenden Bläue den Sieg
einzuräumen. Möglich , dass noch dann und wann ein donnernder Hall
die Lüfte durchzittert, aber die Blitze, welche über unsern Häuptern
eine furchtbare Helle auf den Abgrund hinwarfen, in den zu stürzen mit
uns die kostbarsten Güter der Meuschhcit Gefahr liefen, haben die Ne-
und die Professoren und Lehrer Rau, Rupert Jäger, Fischer, Pleitner,
Osthelder und Lehmann durch ihre unter dem 31. v. M. an den Unter-
zeichneten eingereichte Erklärung gezeigt haben, dass ihnen dynasti-
sche Interessen und die Ansichten und Zwecke einer volksfeindlichen
Partei höher stehen, als das Wohl der ihnen anvertrauten Jugend und
der damit verbundenen heiligen Amtspflichten, und daher von ihnen nur
Unheil für die künftige Volkserzieliung zu erwarten steht, so erkläre ich
hiermit die Obengenannten, kraft der mir durch die beiden Decrete der
provisorischen Regierung vom 23. Mai, Amtsblatt Nr. 2 und 4, auferleg-
ten Pflicht, von heute an ihres Amtes enthoben. Sie haben daher dem
dnreh mich unter dem heutigen mit der provisorischen Leitung der Stu-
dienanstalt beauftragten Professor Milster (derselbe erhielt mit seiner
Bestallung zugleich die Weisung und Vollmacht, die abgegangenen Lehr-
kräfte zu ersetzen und zu ergänzen, wurde aber nach wiederhergestellter
Gesetzlichkeit und Ordnung suspendirO sämmtliche zur Anstalt gehörige
Immobilien, Räume, Mobilien incl. Bücher und Akten auf erste Auffor-
derung desselben zn übergeben. Die Lehrer Macht und Zach, welche
zwar freiwillig von der Eingangs erwähnten Erklärung der Mehrzahl
des Lehrercollegiums sich zurückgezogen , jedoch keine weitere definitive
Erklärung abgegeben haben (sie glaubten mit einem Vermittelungs- und
Abfindungswege sich durchhelfen zu können, hatten daher nur einen be-
dingten Revers unterzeichnet, und wurden nach ob'ger Herstellung bis
auf nähere Untersuchung zum Unterrichte nicht zugelassen), sind vorläufig
bis dahin suspendirt. (Beide weige-ten sich jedoch standhaft, sowohl den
Eid zu leisten, als auch den ausweichenden Revers zu unterzeichnen, und
erhielten desswegen ihre Absetzung.) Sie wollen die Betheiligten hier-
von in Kenntniss setzen. Speyer, am 3. Juni J849. Der Civilcommissär
Dr. Hilgard.“
Digitlz
3*28
Schul - und Universitätsnachrichten,
beidünste der Verblendung und des Wahns — wir hoffen es zu Gott
gründlich zerstört, und der Einsicht und Thatkraft der Edelsten und
Tüchtigsten auf den Thronen, wie in den bescheidensten Stellungen wird
es gelingen, das „Banner der deutschen Ehre und Herrlichkeit unbe-
fleckt“ aufzurichten und zu verhüten, dass nicht neues und grösseres Un-
glück heranbreche, und selbst das kostbare Gut der Freiheit daran ge-
setzt und in den Kauf gegeben werden müsse, um die bedrohte Gesittung
die Frucht tausendjähriger Anstrengungen, vordem Untergange zu ret-
ten.“ Das Programm „ DesValer . Catullus Gedichte an und über C. Julia s
Casar und Mamurra kritisch behandelt ‘ rührt von Prof. Pleitner her und
fasst 2o Seiten. Der Verf. hatte eine in lateinischer Sprache abgefasste
grossere Abhandlung über mehrere Gedichte des Catull vorbereitet; allein
die allgemein herrschende Aufregung und der peinliche Zustand der mei-
sten Einwohner der Pfalz gestattete ihm die Ruhe und Stimmung einer
nothwendigen Ueberarbeitung nicht, wesswegen er jene einstweilen ruhen
liess, um die vorliegende, in kürzester Zeit ausgearbeitete Abhandlung
derselben gleichsam vorauszuschicken und das Unheil der Sachverstän-
digen ober den Werth des Dargebotenen in etwas zu sondiren. Damit
letzteres ein Ganzes bilde, hat der Verf. alle an C. J. Cäsar gerichteten
Gedichte des Catull einer kritischen Behandlung unterworfen und die an
den Mamurra darum nngescblossen, weil Catull in den bedeutendsten der-
selben, nämlich im 29. und 57., beide Männer derb geisselt. Er verfährt
ganz selbstständig und versucht eine Widerlegung der Ansichten früherer
Bearbeiter nur dann, wenn nach seiner Ansicht die richtige Auffassung
einer Stelle ihm festgestellt erscheint. Die geringere Beachtung fremder
Meinungen möge man jedoch nicht als Geringschätzung ansehen weil er
nur solche Stellen prüfe, an welchen er mit den Ansichten Anderer
nach sorgfältiger Prüfung nicht einverstanden sein könne Er legte
Lachmann'. Ansgabe, Berlin 1829, zu Grunde, weil diese^ zuerst „ach
Ausscheidung der stark interpolirten Handschriften eine Textrecen.ion
nach den minder interpolirten, der Datanischen und Santenianiscben mit
gehöriger Berücksichtigung aller früheren Leistungen hergestellt habe.
Dass ,n den Gedichten des Catull (Tibull und Properz) viele Corruptl, ei-
ten staufinden und für dieselben noch ausserordentlich viel zu thun übrig
m, braucht nicht erst bewiesen zu werden. Um das Verfahrendes
verf. zu charakterisiren, wählen wir das von Fröhlich Münchner Gel.
Anz. 1846. Nr. 131—33 behandelte 29. Gedicht. Der Vs. 20 des ge-
nannten Gedichtes, dessen offenbare Verderbnis, alle Bearbeiter des Ca-
’ m ZD erb ® ss erungs Vorschlägen veranlasste, wird vom Verf. in „Nunc
Galliae voretur et Bntanniae?“ geändert, weil die passive Form, die
durch das ganze Gedicht gehenden Fragesätze und die in Allem liegende
Kraf wegen Aufzählung der Sünden des Mamurra dafür sprächen Da
K rohhch „Nunc Galliae timetur et Britanniae“ schreibt, also in der Haupt-
sache mit der Ansicht des Verf. übereinstimmt, so führt erdessen Gründe
kurz an und bemerkt, dass sein Vorschlag durch Gleichförmigkeit, Ein-
fachheit und Deutlichkeit der Rede sich empfehle und der Dichter, wenn
er „timetur“ geschrieben hätte, die Stelle ohne timetur als Parenthese
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Beförderungen und Ehrenbezeigungen,
329
zu fassen sich gedacht hätte, in diesem Falle aber eben wegen der durch
die Gleichförmigkeit der Rede herbeigcfiihrten Deutlichkeit der Vers un-
beschadet des Metrums nunc Galliae timetur et Britanniae gelautet haben
würde. Ob der Verf. mit seinen Gründen gegen Fröhlich bei allen
Sachverständigen durchdringt, bezweifelt Ref. , dem die erstere mehr
Vorzüge zu haben scheint, als ihr der Verf. zuerkennen will. Da für
Vs. 23 „Eone nomine urbis opulentissime“ die Lesart der Handschriften
unhaltbar ist und die Vorschläge von Lachmann , Haupt und Hermann
dem Verf. nicht genügen, so hält dieser eine entsprechende Aenderung
für unentbehrlich, wobei es ihm nicht um ein dem verdorbenen Worte
in den einzelnen Buchstaben möglichst gleichkommendes, sondern darum
zu thun ist, was der Dichter nach seiner Denk- und Darstellungsweise am
Wahrscheinlichsten gesetzt haben möchte. Nach Bezeichnung der zwei
scharf abgegrenzten Theile des Gedichtes, von Vs. 1 — 10 und von da bis
zum Schlüsse, und Angabe des Umstandes, dass Anfangs- und Schluss-
verse jedes Theiles in gegenseitiger Beziehung zu einander stehen, indem
der Dichter am Schlüsse auf das Anfangs Gesagte als durch die inzwi-
schen erfolgte nähere Auseinandersetzung gerechtfertigt und bestätigt
wieder zurückweise, daher gewöhnlich der Schlussvcrs durch Zusatz
eines eine solche Bestätigung anzeigenden W’ortes seine eigentliche Be-
deutung und Kraft gewinne, hält der Verf. sich für berechtigt, statt des
verdorbenen Wortes, opulentissime, das sowohl dem Sinne als dem Me-
trum nach genügende inclitissimei zu setzen, wodurch ,, urbis“ allen An-
fechtungen enthoben sei und der angezogene nebst folgende Vers frei
übersetzt laute: Und jetzt soll auch noch die Gallische und Britanni-
sche Beute verschlungen werden? Warum denn begünstigt ihr diesen
Nichtsnutzigen so sehr? oder ist er zu etwas anderem nütze, als reiches
Erbgut zu verschlemmen ? So, desswegen also habt ihr ruhmreichste
Männer Roms, Schwiegervater und Schwiegersohn, Alles zu Grunde ge-
richtet? Nach einzelnen Bemerkungen und Erläuterungen des Sinnes der
ganzen Darstellung sucht der Verf. das vorgeschlagene inclitissimei durch
billigende Gründe zu rechtfertigen, durch Beispiele zu erhärten und
seine Behauptung wegen der den Text des Catull noch vielfach entstel-
lenden Glossen zu begründen. Das letztere ist nicht gerade nothwendig,
weil allgemein anerkannt. Der 2. Abschnitt behandelt das 57. Gedicht,
in welchem Haupt in seinen observ. crit. S. 39 das dem Charakter des
Gedichtes angemessenste und das Verhältniss zwischen Cäsar und Ma-
murra am meisten bezeichnende Wort verdrängt und in dem also lauten-
den Verse: Morbosi pariter gemclli utriqiie für gemelli den Begriff tenelli
vorgeschlagen habe. Der Verf. schlägt vor Morbo si pariter gemelli
utrique zu lesen, indem sic pariter als Hauptworte der 2. Hälfte des Ge-
dichtes begründet würden und das Gedicht in allen seinen Theilen die
richtige Färbung gewinne, das Ebenmaass in der Satzgliederung gewahrt
und die Gleichförmigkeit in der Darstellongsweisc versinnlicht werde.
Hierauf sucht er das durch alle Handschriften geschützte et in Vs. 9 durch
etiam zu erläutern und festzustellen gegen die Herausgeber, welche es
wegschaffen wollen, indem dieser Gebrauch des ct bei Catull fremd sei.
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330
Schul- und Universitätsnachrichten.
Zur Beseitigung dieses Einwurfs führt er noch eine Stelle iin Ged. 10. 12
an und folgert aus seinen Erörterungen, dass jene Herausgeher sich geirrt
haben. Aehnlich beweist er aus drei Beispielen, dass Catull nur vor
einem anlautenden s das auslautende des vorhergehenden Wortes auszu-
stossen sich erlaubt habe, um so das von Cic. orator §. 161 gerügte An-
stössige dieser Abwerfung des s zu vermeiden. — Im 3. Abschn. geht
der Verf. zu den an Cäsar gerichteten Gedichten, nämlich zum dritten u.
letzten 93. Kpigr. über: Nil nintium studeo, Caesar, tibi veile placere,
— Nec scire utrura sis albus an ater homo. Nach der gewöhnlichen
Erklärung ist dem Verf. der Sinn: Ich habe durchaus keine besondere
Neigung, o Cäsar, mir deine Gunst zu erwerben, und will auch nicht das
Geringste von dir wissen. Hiervon geht der Verf. ab, indem er einen
ähnlichen Sinn der Art angiebt: „Denn es gelüstet mich durchaus nicht,
mit dir gar zu vertraut zu werden, da ich weiss, wie du es mit deinen
Vertrauten hältst.“ Man hält die Stelle für verderbt; allein Quintilian
führt sie an, worüber der Verf. Einiges sagt. Im 4. Abschnitt geht die-
ser zu den ausschliesslich an den Mamurra gerichteten Gedichten und.
zwar zunächst zu denen über, in welchen er unter dem Namen Mentula
auftritt. Daher beginnt er mit dem 94., worin die beiden „mentula“ das
Anstössige bilden, und stellt den Vers also: Mentula moechatur; moecha-
tur mentula certe, unter dem Sinne: Mentula buhlt gerne, das ist aller-
dings seiner Natur ganz angemessen ; da gilt eben auch das Sprichwort :
Jeder sucht, wornach ihn gelüstet. Hierdurch will der Verf. die Frage
der Vereinigung dieses Gedichtes mit dem vorstehenden entscheiden, ln
dem 115. Gedicht hält er die Lesarten der Handschriften aufrecht, näm-
lich habet, wofür Lachmann habes, dann ipse est, wofür dieser ipse es
liest. Das 114. Gedicht hat hinsichtlich der Erklärung und Feststellung
des Textes bedeutende Schwierigkeiten. Nachdem er einige Stellen be-
richtigt, die Begriffe suinptus und dives näher beleuchtet und letzteres
nicht auf Mentula, sondern nur auf das Gut bezogen hat, stellt er die
Verse also :
Firmanus saltus non falso , Mentula, dives,
Sattem laudemus, dum modo te ipse egeat
und erklärt sie: Dein Firmanisches Gut wird, o Mentula, nicht unwahr
als reich gepriesen , denn es begreift so vielerlei Vorzügliches in sich, als
Saatfelder, Wiesengründe, alle Sorten Fische, Feld- und Waldjagd.
Aber was nützt diess? Es kostet dich mehr als es einträgt u. s. w. Er
hält das an der Spitze des Epigramms stehende Subject fest und reihet
den nächsten Gedanken an den vorhergehenden logisch an, wodurch er
manchen Missständen zu entweichen sucht. Im 7. Abschnitt behandelt
er das 41. und 43. Gedicht; dieses geisselt den schlechten Geschmack, je-
nes die unsinnige Verschwendung, die aus den Forderungen hervorgeht,
an die er seine Freundin gewöhnt. Das 43. übergeht er; das 41. aber
beleuchtet er hinsichtlich des letzten Verses „Qualis sit: solet et imagino-
sum“, welchen er also um wandelt: Qualis sit; stolida atque imaginosa est.
Kr leitet diesen Vorschlag aus der Betrachtung des Zusammenhanges ab,
findet für die verdorbenen Worte äusserlich ähnliche und dem vermeint-
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Befördernngen and Ehrenbezeigungen.
33 t
liehen Sinne ganz entsprechende auf nnd verschafft seiner Auffassnngs-
weise sehr viel Haltbarkeit. Der Grund zur Verderbni.-s lag ihm wahr-
scheinlich darin, dass wegen des vorhergehenden sit die beiden Anfangs-
buchstaben von stolido ausfielen, wofür er ein Beispiel aus 17, 24 anführt.
Obgleich imaginosus nur an dieser Stelle sich findet, so lässt es der Verf.
doch nicht verdächtigen. Im 8. Abschn. zieht er noch das 54. , wie ihm
scheint, heillos verdorbene Epigramm in nähere Untersuchung. Er über-
geht alle Ansichten der früheren Erklärer und will durch Feststellung
einiger Hauptgedanken alles Unsichere und Schwankende vermeiden, da-
für aber festen Boden gewinnen. Er fasst die beiden letzten Verse nicht
als Drohung, sondern als fragend auf, verbindet den 1. Vers mit dem 'S.
und beseitigt die Schwierigkeiten des 2. Verses, indem er also liest:
Si non, optime, displicere veilem — Tibi, si officio seni irrecocto :
Irascere iterum meis iambis — Immerentibus, unice imperator?
Er lässt das Epigramm von Catull in der Absicht schreiben , um den Cä-
sar, den er durch das 29. Gedicht so sehr beleidigt und erzürnt hatte,
auf eine anständige Art um Verzeihung zu bitten und wieder zu besänf-
tigen , was ihm auch gelang. Hierauf wendet sich der Verf. zur Recht-
fertigung seiner einzelnen Abänderungen, was auf eine sehr weitschweifige
Weise geschieht. Der Vordersatz enthält ihm eine Entschuldigung im
Allgemeinen, der Abbitte eine mildere Form gebend; der Nachsatz be-
zeichnet ihm die Veranlassung zu dieser Entschuldigung. Die Abbitte
selbst geschah ihm am Füglichsten durch ein Gedicht, wie er den Cäsar
durch ein solches beleidigt hatte. Endlich liefert er den Beweis, dass
Catull das 29. Gedicht in reinen lamben abgefasst habe. Im 9. Abschn.
spricht der Verf. noch von einem Gedichte, welches von Cäsar und Ma-
murra handle, wofür er den Gedanken, dasselbe sei in dem Sinne zu er-
klären und zu verbessern, dass Catull sich über die reissend zunehmende
Zahl der adulter! beschwere, als ganz unstatthaft abweist. Am Schlüsse
untersucht er noch eine Stelle im Ged. 37, 18, worin er manchem Beden-
ken abhilft, indem er liest: Adulter orae Celtiberiae fili, und seine Les-
art dem verdorbenen Worte celtiberosae Zug für Zug entsprechend findet.
Eine Randbemerkung habe die ursprüngliche Lesart wahrscheinlich ver-
drängt. In wie weit der Verf. überall selbstständig verfuhr, dürfte aus
diesen Angaben folgen.
Straubing. Gymnasium und latein. Schule. Der Lehrer der
franz. Sprache Chevigny kam in Ruhe; der Unterricht wurde Unfbaucr
übertragen. Bei Erkrankung des Prof. Mayer halfen die übrigen Pro-
fessoren ans. Ein Programm ist dem Jahresberichte nicht beigegeben.
Wi'rzbdrg. In dem Lehrerpersonale trat keine Veränderung ein.
Der Studienrector bemerkt im Vorberichte, dass die Studienschüler, wie
im ganzen Königreiche die schulpflichtige Jugend, unter der allgemeinen
polizeilichen Aufsicht und noch unter der ganz besonderen in Bezug auf
den satzungswidrigen Schenkenbesuch stehen , was hiermit einigen ano-
nymen Zuschriften zur Antwort und Erklärung dienen möge. Uebrigens
hätten die in Miethe wohnenden Schüler an den von den Eltern gewähl-
ten Miethleuten die satzungsmässigen Stellvertreter der Eltern, und wenn
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332
Schul- und Universitätsnachrichten.
diese unvorsichtig oder unglücklich wählten und jene die übernommene
Klternpflicht gewissenlos vernachlässigten, so könne die Schule die trau-
rigen Folgen solcher Wahl und Vernachlässigung nur bedauern. Dem
Vorstande scheinen mancherlei Gerede zugekommen zu sein. Er mag
sich wegen des unerlaubten Schenkenbesuches mit anderen Vorständen
trösten, denen es nicht besser geht. Jener Besuch von Schenken ist ein
Hauptübel der studirenden Jünglinge, der Jugend überhaupt. Ein Pro-
gramm „Ueber Person und Sache in der latein. Syntax “ fertigte fVeigand.
Kr geht von dem Hauptsatze aus: Die der latein. Litteratur bereits ge-
widmeten vielseitigen Forschungen und hieraus gefolgerten Unterschei-
dungen an der Sprachform selbst hätten auf einen Gegensatz zwischen
Person und Sache hingeführt und auf den Grund desselben wieder neue
Untersuchungen veranlasst, welche für die Bildung, Gliederung und Beu-
gung der Redetheile selbst, zugleich aber auch für die Entwickelung der
Wortbedeutungen, der syntaktischen und stilistischen Seite der Rede und
für die ganze Denk- und Handlungsweise des römischen Volkes, fügt Ref.
hinzu, von höchster Wichtigkeit sind. Nach des Letzteren Ansicht sollte
der Grundcharakter der Begriffe „Person und Sache“, ihr gegenseitiges
Wechselverbältniss, ihre Bedeutung für die Sprachweise und ihr Einfluss
auf den Volksgeist in allgemeinen Sätzen festgestellt und daran die wei-
tere Betrachtung angeschlossen sein. Vor Allem sind viele einzelne Er-
scheinungen , welche einen Typus gemein haben und von gleichförmigen
Merkmalen beherrscht werden, unter Hauptbegriffe zu vereinigen und aas
diesen sodann die verschiedenen Gesichtspunkte, Gesetze und leitende
Gedanken festzustellen und nach ihrem inneren Zusammenhänge zu ver-
anschaulichen. J. Grimm, welcher für die deutsche Sprachforschung und
Grammatik Ausserordentliches geleistet hat, ist wohl, wie der Verf. an-
merkungsweise bemerkt, allgemein logischen Begriffen in der Grammatik
feind, weil sic nach seiner, freilich nicht begründeten, daher nicht halt-
baren Ansicht scheinbare Strenge und Geschlossenheit der Bestimmungen
mit sich führten , aber die Beobachtung hemmten, welche er als die Seele
der Sprachforschung betrachte. Wer nichts auf Wahrnehmungen halte,
welche mit ihrer factischen Gewissheit Anfangs aller Theorie spotten,
werde dem unergründlichen Sprachgeiste nie näher treten. Gerade die
in der Individualität liegenden allgemeinen Begriffe führen mittelst ihrer
näheren und entfernteren, wesentlichen oder zufälligen Merkmale zu den
von Grimm so hoch angerechneten Wahrnehmungen, fordern die Beobach-
tung und erzeugen jene allgemeinen in dem ganzen Wesen der Sprache
liegenden, daher von jedem erkannten und jedem verständlichen Wahr-
heiten, weiche als leitende Principien in der ganzen Sprache und ihren
Eigentümlichkeiten hindurchwehen und die vorhandenen und fortge-
setzten Beobachtungen beherrschen , aber auch zugleich in ein Ganzer
vereinigen helfen. Gerade die beiden Begriffe „Person und Sache“, ihs
wörtlicher und geistiger Gegensatz bei anscheinend gleichen Verhält-
nissen und ihr grosser Einfluss auf die Sprachbildung, Sprachforschung
und Spracherlernung bilden einen Gegenstand, der einer aufmerksamen
und gründlichen Behandlung bedarf, um diejenigen Fügungen, durch
Beförderungen und Ehrenbezeigungen.
333
welche die Denkfunction de* einzelnen Urtheil* und der Verbindung der
Urlbeiie unter sich versinnlicht werden, in Worten klar durchschauen
und beurtheilen zu können. Der Verf. sucht in §. 2 das Gebiet der ver-
schiedenen Erscheinungen zu vergegenwärtigen, lässt den ganzen Sprach-
bau eines besonderen Volkes von der Eigenthümiichkeit des letzteren
durchdrungen sein und hält sich überzeugt, dass die Art, die Urtheile
an sich auszusprechen und unter sich zu verbinden oder die ausserwe-
sentüchen Salzbestimmurigen zu bezeichnen , das Besondere in den Satz-
verhältnissen zu den Eigentümlichkeiten des römischen Volkes führe,
wofür ihm v. Humboldt in der Schrift: „Ueber die Verschiedenheiten des
menschlichen Sprachbaues und ihren Einfluss auf die geistige Entwicke-
lung des Menschengeschlechtes“ ein Gewährsmann ist. Bedenkt man
übrigens, welchen Einfluss das lange Zusammenleben, die verschiedenen
Religionen, die Vermischung von Volksstämmen, die Unterjochungen und
mächtigeren und gebildeteren Einwanderer bei einem grossen Volke , wio
das römische, hervorrufen mussten, so erhält man Aufforderung zur Vor-
sicht für eine richtige und gründliche Erkenntniss der Wahrheit, dass die
Sprachen als geistige Schöpfungen der Menschheit, als tief in ihre gei-
stige Entwickelung verschlungen, eine nationale Form kund geben und
eben darum für den gesammten Volkscharakter höchst wichtig sind, ln
wiefern der Gegensatz zwischen Person und Sache auf eine Erörterung
dieser Begriffe selbst führt und sie der Darstellung der Börner ihrem
Sprachschätze entsprechend inne gewohnt haben, berührt der Verf. zu
kurz, um den Charakter des Gegenstandes zur lebendigen Erkenntniss
zu bringen. Er sucht zwar in $.3 beide Begriffe zu deflniren, das
„persona“ dem „res“ entgegenzustellen und durch Citate seine Bemer-
kungen zu belegen, allein gerade wegen der vielen Citationen geht er
nicht recht in das Wesen der beiderseitigen Definitionen und ihrer Grund-
charaktere ein und bereitet er die Entwickelungen in §. 4 nicht durch-
greifend vor, obgleich dieselben einen der wichtigeren Theile des Pro-
grammes bilden; denn hiernach ist Person zunächst der Mensch als Trä-
ger der sämmtlicben Seelenkräfte, und wird er nur dann Sache, wenn
er nicht vernunftgemäss handelt und zu Folge dieses göttlichen Ele-
mentes über alles ausser ihm Befindliche, nicht selbstbestimmbar Han-
delnde sich nicht erbebt, also in die Classe der vernunftlosen Thiere und
des Anorgamsmus herabsinkt. In wieweit des Römers Persönlichkeit
auch im socialen Leben eine wichtige Rolle spielte, hat der Verf. leider
zu oberflächlich berührt. Die Identificirung jener in diesem war der Be-
ginn der Stärke und die Grundlage der Erweiterung; der Verlust der
Persönlichkeit im öffentlichen Leben war der erste Schritt zur Schwäche
und ein stets nagender Krebs bis zom Untergange der Römerherrschaft.
Den Gegensatz zwischen Person und Sache in der römischen Rechtskunde
bezeichnet er eben so kurz, als jenen für das sociale Leben. Ausführ-
licher geht er in die göttlichen Personen ein, ohne die Sache zu er-
schöpfen und für §. 5 die Wahrheit vollständig begründet zu haben, dass
die römische Vorstellungsweise den berührten Gegensatz einerseits wis-
senschaftlich und praktisch, andererseits religiös und künstlich aufgefasst
habe und die Sprache demselben gegenüber , wie in anderen Beziehungen,
334
Schul- und Universitätsnachrichten,
!
ao in ihrer Syntax, nicht unempfindlich geblieben sei. Diese allgemeine,
das ganze Programm nicht blos vorbereitende, sondern beherrschende und
begründende Wahrheit sollte zureichender begründet und in absoluten
Principien und einzelnen Nebenideen festgestellt sein, um durch Unter-
suchungen in der Sprache selbst stets neue Belege für das eine oder an-
dere Princip zu gewinnen. Am Snbjecte lassen sich allerdings häufige
Unterscheidungen zwischen Person und Sache entdecken , nur treten sie
am Prädikate öfter und häufiger hervor, wofür der Verf. in §. 5 nur
einige kurze Bemerkungen beifügt, die den Gegenstand nur wenig auf-
hellen. Zahl und Geschlecht gehen auf die beregte Unterscheidung viel-
fach ein, wofür §. 6 die einseitige und mehrseitige Beziehung erörtert
wird. Der Verf. urtheilt nicht immer gleich richtig für die einzelnen
Behauptungen und bedient sich einer Sprechweise , welche keine allge-
meine Billigung verdient. Er häuft einfache Worte zusammen und bildet
nicht selten Sätze, welche keine Gesetzlichkeit enthalten. Bei mehrsei-
tiger Beziehung gilt der Plural der Bestimmung, sagt er, als häufiger,
sobald diese auf zwei oder mehrere Personen gemeinsam sich richtet, bei
Sachen aber sowohl Singular wie Plural als gleich üblich, doch jener bei
Cicero vorzugsweise ideellen Vorstellungen gegenüber. Bei Vermischung
von Personen und Sachen wird der Plural für das bestimmende Wort
vorgezogeu , wenn nicht die einzelne Person oder Sache vorher geschätzt
wird. Was er rücksichtlich des Geschlechtes für einseitige Beziehung
zu beachten fordert, hat keine allgemeine Haltbarkeit und lässt sich ver-
schiedenartig deuten. Für das Bereich der Casus, sagt er $. 8, finde
sich am Subjecte und nächsten Objecte kein Unterscheiden nach Person
und Sache. Nur für die Verba des Erinnerns und Vergessens werde an-
genommen , dass der Genitiv, welcher ihrem Objecte eigenthümlich sei,
zunächst bei Sachen durch den Accusativ ersetzt werde , memini aber mit
einem persönlichen Accusativ anders zu fassen sei, als mit dem persön-
lichen Genitiv, wofür verschiedene Belege angeführt werden, die der
Verf. nicht immer nach ihrem Wesen zu durchschauen scheint. In wie
weit das entfernte Object häufiger als das nächste auf den beregten Un-
terschied führt , bespricht der Verf. in §. 9 ausführlicher als jede sndere
Rücksicht, wesswegen man diese Angaben für die gehaltvolleren des Pro-
grammes halten darf. Er berührt manche Eigenthümlichkeiten hinsicht-
lich der Casus und referirt aus den verschiedenen Citaten , welche sich
hier besonders häufen. Dass manche Verhältnisse des Ablativs auf jenen
Unterschied in so fern eingehen, dass Sachen bald mit, bald ohne Prä-
position, Personen aber mit dieser dargestellt zu werden pflegen, berührt
er in §. 10, wofür er besonders einige causale Beziehungen , namentlich
des Urhebers und der Ursache bei Passiven oder passivisch gedachten
Ausdrücken, der verschiedenartigen Gründe, des Mittels und der Werk-
zeuge beibringt, welche mehr Haltbarkeit haben als die räumlichen Orts-
verhältnisse, über welche sich eine Bewegung erstreckt, nnd die eine
Trennung ausdrückenden Verba und Adjectiva. Der Verf. gebt über
diese Gegenstände gleich oberflächlich hinweg wie über viele andere, was
sich nur dann entschuldigen Hesse, wenn eine solche Oberflächlichkeit
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Beförderungen und Ehrenbezeigungen.
335
durch den Raum geboten wäre. Dieses ist jedoch nicht der Fall, da die
wenigsten Programme nur 12 Seiten fassen. Vielleicht giebt er hier nur
kurze Andeutungen und beglückt er das philologische Publicum mit einer
vollständigeren Erörterung des Gegenstandes , wozq es ihm weder an
Zeit noch Gelegenheit zu fehlen scheint. In §. II lässt er die betrach-
teten Fügungen als solche gelten , welche ohne wesentliche Aenderung
des Sinnes zunächst die Person gegenüber der Sache auszeichnen; stützt
er den Ueberblick derselben einerseits auf den Vergleich betreffender
Stellen und nennt er denselben einen Beitrag zur aufmerksamen Betrach-
tung des lateinischen Sprachgebrauches, zu dessen Uebung Sichtung und
Ergänzung. Er deutet auf eine Verschiedenheit der Redefiigung, der
Formen, stärkeren Bezeichnung für die Person und schwächeren für
die Sache und dergl. hin und bemerkt , dass die Unterscheidung bei viel-
facher Regelmässigkeit im Ganzen nicht ohne gewisse Freiheit im Ein-
zelnen und im Organismus der Sprache überhaupt, in der Syntax insbe-
sondere neben einander besteht, wodurch überall eine gewisse Vermitte-
lung zu Stande kommt. Dass hinsichtlich der berührten Erscheinungen
noch vieles besser zu erörtern ist, verkennt der Verf. nicht, wesswegen
er sich begnügt, den Gegenstand wenigstens angeregt und vielleicht Ver-
anlassung zu weiteren Untersuchungen und Entwickelungen gegeben zu
haben. Hierin ein Verdienst des Programmes , welches die Sache con-
sequenter behandeln und auf zuverlässigere Thatsacben zurückführen
konnte.
Zweibrx'cken. Gymnasium und latein. Schule. Statt des Pro-
grammes liest man einige Worte zum Andenken an Prof. Dr. Fogel *),
*) Er wurde am 31. Januar 1803 zu Schwarzenbach an der Saale
geboren; sein Vater war k. preuss. Justizamtmann, der 1806 starb.
Seine Mutter verheirathete sich an den k. baier. Re.tamtmann Wein-
rich. Nach der Elementarschule seines Geburtsortes kam er in die lat.
Schule zu Bayreuth, Diinkelsbühl und in die Gymnasien zu Erlangen u.
Neuburg, wo er Guldner zum Lehrer hatte, von dem er stets mit be-
sonderer Anerkennung und Dankbarkeit sprach. Am Lyccum in München
studirte er Philologie unter Thier sch und Kopp, verliess aber 1820
München, um in Erlangen Theologie zu studiren, was er bald aufgab,
weil ihm der damalige Standpunkt der protestantischen Theologie nicht
gefiel, indem die zwei Parteien, die pietistische und rationalistische, sich
bekämpften. Er lernte D öderlein und Heller kennen, bestand im
Juli 1822 die Concursprüfung für das höhere Lehramt und wurde 1823
als Obervorbereitungslehrer in Zweibrücken angestellt. 1829 wurde er
Oberlehrer, 1831 Subrector, 1835 Professor der 1. und 1837 der 2.
Classe des Gymnasiums und Bibliothekar. 1830 heirathete er die älteste
Tochter des Oberconsistorialrathes Heinz, welche 1812 starb und ihm
noch 4 lebende Kinder hinterliess. Er schrieb nur einige Programme;
das erste, vom Jahre 1830, bespricht 15 Stellen aus Cicero als cicero-
nianisch, welche andere Gelehrte für unciceronianisch erklärten. Das
zweite, von 1839, enthält eine Vergleichung dreier noch unverglichener
Codices der Münchner Bibliothek über Cic. Lälius mit der Ausgabe von
Nobbe. Das dritte, von 1847, handelt von 13 Stellen des PJutarch, in
diesen NJahrbb. kurz angezeigt. Ueber die Ungunst der classischen Stu-
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336 Schal - and Universitätsnachrichten,
welcher seit Marx 1823 an der Anstalt wirkte und am 24. Juni 1849 nach
langem Leiden starb, also 26 Jahre lang an jener tliätig war. Diese
kurze Lebensbeschreibung macht zugleich den Beschluss sowohl der sta-
tistischen Uebersicht der Anstalten und ihrer Lehrkräfte, welche nebst
der Schülerzahl in der nachfolgenden Tabelle durch die Zahl bezeichnet
sind, als der litterarischen Leistungen der einzelnen Lehrer durch die
verschiedenen Programme, woraus jedoch kein maassgebendes Urtheil
über die theoretische und praktische, wissenschaftliche und einfluss-
reiche Leistung der sämmtlichen Lehrkräfte abgeleitet werden möge.
Ueber den Kenntnissumfang der einzelnen Verfasser der Programme mö-
gen unparteiische und sachkundige Leser aus den Gegenständen jener und
aus der Behandlung dieser, welche die mitgetheilten Haupt- und Neben-
ideen zu veranschaulichen hinreichend erscheinen dürften, sich ein Urtheil
bilden. — Nach der am Schlüsse beigefügten Uebersicht der Lehrkräfte
dien bei vielen Bejahrten und Schülern sprach er sich wohl öfters aus,
aber sein stiller Kampf hatte keinen Erfolg für das öffentliche Leben,
wohl für seine eigene Studien, welche ihn immer tiefer in die Alter-
thumsforschung einführten und zu gesteigerter Thätigkeit für den Unter-
richt der Jugend anfeuerten. Von dem Charakter der Gelehrtenschule
hatte er eine gediegene Vorstellung, welche ihn mit dem öffentlichen Le-
ben vielfach entzweite und zu de/ ben Missbilligungen der angewendelen
Al lassregeln, ja selbst zur Veränderung seiner äusseren Stellung führte,
was jedoch nicht werkthätig wurde. 1845 wurde er zum Rector für das
Gymnasium, welches in Kaiserslautern errichtet werden sollte, bestimmt,
was jedoch nicht zu Staude kam. Er fühlte sich weder als Franke noch
als Baier, sondern als Deutscher, wesewegen er stets bemüht war, deut-
sches Wesen zum Bewusstsein und zur Anerkennung zu bringen und
deutschen Patriotismus zu beleben, weswegen er, obgleich schwer zu-
gänglich und zurückhaltend, bei Berührung deutscher Nationalität freu-
digst aufgeregt, an Gleichgesinnte sich anschloss und die Gegner ent-
schieden bekämpfte. Die Erhebung des deutschen Volkes im Frühlinge
1848 schien seine Jugendträume zu verwirklichen, seine Ideale zu ver-
körpern und der politische Zustand den schönsten Zeiten der alten Völ-
ker gleich werden zu wollen, was ihn zu den Worten verleitet haben
soll: „Der Michel scheine ein Erzengel Michael zu werden.“ — Er be-
theiligte sich nach Kräften an der Einführung der öffentlichen Versamm-
lungen, freien Presse, Vereinigung zu öffentlichen Zwecke« und der
Volksbewaffnung, war in Studirstube und im Lehrsaale, auf Uebungs-
plätzen der Bürgerwehr als rüstiger Führer und auf Rednerbühnen der
Volksversammlungen ein wohlmeinender Leiter der öffentlichen Meinung
und schien in seinem ganzen Wesen erhoben, in seinen Kräften erfrischt,
in seinem Geiste gestärkt, zu neuem, freudigem und erfolgreichem Leben
erwacht zu sein. Allein im Februar 1849 überfiel ihn ein Lungenleiden,
welches ihn nur vegetiren liess. Die Zeitereignisse, woran er den leb-
haftesten Antheil selbst während seiner Krankheit nahm, erschütterten
sein Inneres noch mehr. Der Bürgerkrieg in Deutschland, das Anneh-
men polnischer Flüchtlinge als Führer von Deutschen, das Anrufen fran-
zösischer Hülfe gegen Deutsche, der Untergang der nebelartigen Natio-
nalversammlung und die Auflösung des Rumpfparlaments in Stuttgart be-
gleiteten ihn am 24. Juni zum Grabe. Nach den Mittheilungen in dem
Vorworte war er ein tüchtiger Lehrer, den die Anstalt stets im Anden-
ken erhalten wird.
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Beförderungen und Ehrenbezeigungen.
337
und Schiilerzahl für die gelehrten Anstalten Baierns ist die Zahl der Leh-
rer an letzteren in dem verflossenen Studienjahre bemerkbar gewachsen.
Mit Ausschluss der technischen Anstalten, nämlich Gewerb-, polytechni-
sche Schulen und der Forstschule, vermehrte sich die Zahl der Lehrer an
Universitäten und Lycecn um 18, die der Gymnasien um 60 und die der
latein. Schulen um 100, also die Gesammtzahl der Lehrkräfte um 178 In-
dividuen gegen das Jahr 1847—48. Die Zahl der Studenten an Univer-
sitäten vermehrte sich in Folge der am Eingänge erwähnten Anordnung
der allgemeinen Studien, wesswegen die Zahl der Lycealschüler sich an-
sehnlich verminderte, indem selten ein zweiter Cursus vorhanden ist.
Die Zahl der Gymnasialschüler blieb sich fast ganz gleich, indem sie für
1847 — 48 auf 3583, fiir 1848—49 aber auf 3581 sich belief. Die Zahl
der lateinischen Schüler nahm um 283 ab, wovon der Grund in dem Be-
stehen der Gcwerbschulen liegt, in welche die Schüler direct aus der
Volksschule übergehen können, was für die Ausbildung zu den gelehrten
Studien von grossem Vortheile ist. Für die ganze Bevölkerung von
4% Millionen kommen auf ein Individuum der gelehrten Studien 319—320
Köpfe. Auf einen Lehrer der Universitäten nnd Lyceen kommen 16, auf
einen an Gymnasien 15, auf einen an lateinischen Schulen 20, also auf
einen überhaupt 17 — 18 Schüler. Dass sich dieses Verhältniss gegen die
früheren Jahre zu Gunsten der geistigen Entwickelung in sofern gestaltet
hat, als wenigere Individuen auf eine Lehrkraft kommen , diese also in-
tensiver auf jene wirken kann, leuchtet von selbst ein. Es wäre aller-
dings von besonderem Interesse, die Anstalten, ihre Lehrkräfte und Schü-
ler nach den einzelnen Kreisen zu ordnen , dieselben stets mit dem Flä-
chenraume und der Seelenzahl zu vergleichen und daraus einzelne Ver-
hältnisse abzulciten, welche zu Resultaten führen könnten, die für sta-
tistische Entwickelung und Begründung der einzelnen Umstände maass-
gebende Grundsätze liefern und den Betheiligten an der Sache für die
Erscheinungen der Gegenwart gewisse Anhaltspunkte für ihre Ansichten
verschaffen würden. Es ist dieses früher schon einmal geschehen, soll
aber jetzt unterbleiben.
Uebersicht der Lehrer und Schüler der höheren Lehran-
stalten Bayerns für das Studienjahr 1848— 49.
Städte.
Lyceum. |
Gymnasium. I
| Lat. Schule.
Gesammtz.
Lhr.
Sch.
Lehr.
Sch. J
Lehr.
Sch.
Lehr.
Sch.
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Aschaffenburg .
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Bayreuth .
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14
379
Bergzabern i. d. Pf.
5
54
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54
Burghausen .
4
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4
56
Cusel in d. pf.
—
—
—
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71
1657
154 |
i 2777
/V. Jahrb. f. Phil. u. Päd. ad. Krit. Bi bL Bd. LX. Hfl. 3. 22
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338
Schul- und Univerritütsnachrichten,
Uebertrag.
Dilingen ....
Edeukohcn in d. Pf.
Eichstädt ...
Erlangen .. ..
Krankenthal i. d. Pf.
Ereysing .
Germersheim i. d. PI.
Grünstadt „
Giinzbitrg . . .
Hammellmrg . . .
Hassfnrt ....
Hcrsbriick . . .
Hof
Ingolstadt . • ■
Kaiserslautern i. d Pf.
Kaufbeuern . . .
Kempten . . . . _
Kirchheimbolanden in
der Pfalz . .
Kitzingen . . .
Landau in der Pf.
Landshut ....
Lindan ....
Lohr
Memmingen . . .
Metten ....
Miltenberg . . .
München neu. Gymn.
_« dt. „
Miinnerstadt . . .
Neuburg ....
Neustadt a. d. Aisch
„ „ Hardt
Nördlingen . . .
Nürnberg . . ,
Oettingen . . .
Passau ....
Pirmasens in d. Pf.
Regensburg mit *
Aula scholastica
Rosenheim . . .
Rothenburg . . .
Schwabach . . .
Schweinfurt . . .
Speyer ....
Straubing . . .
Wallerstein . . .
Wunsiedel . . .
Wfirzhnrg . . .
Zweibrücken . .
Lyconm.
Gymnasium.
Lat. Schule.
Gesammtz.
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Lehr.
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Lehr.
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Lehr. |
Sch.
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14072
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Beförderungen und Ehrenbezeigungen.
339
Brau> schweig. Das dasige Ohergymnasium erfuhr iiu Laufe des
Schuljahres Ostern 1849 — 50 zwar keine Veränderung im Lehrercolle-
giuin, ausser dass der durch den Tud des Prof. Griepenkerl erledigte Ge-
sangunterricht dem Chordirector Mühlbrccht übertragen ward, aber inan
cherlei Störungen durch längere Krankheiten einzelner Lehrer, während
welcher die Lehrer Hermann Günther (früher an der Bezirksschule zu
Liestal) und Schulamtscandidat Sack Aushülfe leisteten. Die Schü-
lerzahl war am Schlüsse des Schuljahrs 81 (4 mehr als am Schlüsse des
ersten Semesters) und zwar in I. 15, in II. 16, in III. 24, in IV. 26. Zur
Universität gingen Michaelis 1849 3, Ostern 1850 7. Das Englische
wurde in CI. 1 — 111. zum obligatorischen Lebrgegenslande erhoben, so
dass nur noch der Gesangunterricht und das Hebräische ausserhalb der
regelmässigen Schulstunden fallen. Das Programm enthält von dem Dir.
Prof. Dr. G. T. A. Krüger: Drei Satiren de» Uoraz, I, 4; I, 10; II, I,
für den Schulzweck erklärt (23 SS. 4.). Jeder freund des classischen
Alterlhums und seiner zweckmässigen Behandlung in den Gymnasien wird
diese Commentare gewiss mit der lebhaftesten Freude begriissen , weil
sie nicht nur die Veranschaulichung der von dem Hrn. Verf. aufgesteilten
Grundsätze geben, sondern zugleich an und für sich so trcftlich sind,
dass man sie in den Händen der Schüler je eher je lieber wünschen muss.
Vergleichen wir sie mit der im Osterprogramm 1849 gegebenen Erklä-
rung von Ep. I. 14, so müssen wir sofort anerkennen, dass hier noch ein
Fortschritt geschehen sei, und dürfen wohl die einsichtsvolle Berücksich-
tigung mancher in Beurteilungen (z. B. NJahrbb. Bd. LVII. S. 157 IT.)
gemachten Bemerkungen rühmen. Legen wir den Maassstab an, welcher
nach des Hrn. Verf. Erklärung und nach dem Begriffe einer Schulaus-
gabe der einzig mögliche ist, das Bedürfniss des Schülers bei seiner Vor-
bereitung und Wiederholung so wie bei der von dem Lehrer geleiteten
Lectüre in der Schule , so wird allerdings über das Maass des Zuviel und
Zuwenig und über die Zweckmässigkeit dieser und jener Bemerkung
einige Meinungsverschiedenheit bleiben — Allen aus objectiven Verhält-
nissen und subjectiven Ansichten fliessenden Forderungen zu entspre-
chen, gehört ja in das Reich des Unmöglichen — im Allgemeinen aber
gewiss Niemand verkennen, dass der treffliche Hr. Verf. neben so vielen
Anderen, die höchst Ehrenwerthes und Tüchtiges geleistet, der Voll-
kommenheit am nächsten gekommen ist, zumal wenn man, wie in der Na-
tur der Sache begründet liegt, nicht vergisst, dass er nicht allein den
befähigten und tüchtigen, sondern auch den minder begabten und im Kön-
nen und Wissen noch unsichrern Schüler im Auge haben musste. Mit
Recht hält er für das Allerwichtigste die Nachweisung des Gedanken-
ganges oder wenigstens die Anleitung des Schülers zur Auffindung des-
selben durch angemessene Andeutungen. Nun wird Mancher der Ansicht
sein , es sei am zweckmässigsten, nach vollständiger Lectüre des Ganzen
und Erklärung des Einzelnen den Schüler die Hauptidee und den Gang ihrer
Durchführung selbst finden zu lassen und desshalb nur durch Fragen bei
jedem Abschnitte u. am Ende daraufhinzuleiten; allein es ist dabei zu berück-
sichtigen, dass die Frage immer nicht die Nothweudigkeil ihrer richtigeu
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340
Schal- and Universitätsnachrichten,
Beantwortung enthält, häufig aber davon das Verständniss des Einzelnen
abhängt , und desshalb in einer Schulausgabe die kurze bestimmte Angabe
der Andeutung vorzuziehen ist, zumal ja dem die Lectiire leitenden Leh-
rer noch immer übrig bleibt, durch Fragen sich eben so von der richtigen
Auffassung des Gegebenen, wie davon, ob der Schüler dasselbe zum eige-
nen Resultate gemacht habe, zu überzeugen. Es ist nach der Beschaffenheit
der verschiedenen Stücke zu unterscheiden. So hält Ref. für Sat. I. 4 und
10 das von dem Hrn. Vf. beobachtete Verfahren für durchaus zweckdienlich,
dagegen scheint es ihm, als wenn bei II. I, wo ein vollkommen durebgeführ-
ter Dialog u. demnach grössere Ueberschaulichkeit sich findet, dem Schüler
die Auffindung ganz zu überlassen sein möchte. Manche werden vielleicht
häufiger ästhetische Bemerkungen oder Anleitung zu tiefererästh. Würdigung
verlangen, allein dem Ref. scheint der Hr. Vf. hierin mit feinem Tacte das
richtige Maass getroffen zu haben. Das ästhetische Wohlgefallen lässt
sich nicht durch Demonstriren hineinbringen und die Anwendung von
Kunsttheorien auf das Gelesene liegt über die Schule hinaus; die richtige
Vorstellung von dem Ganzen und der Beziehung der einzelnen Theile zu
demselben ist das Rinzige, was erstrebt werden darf, dann aber auch
sicherer als alles Andere die ästhetische Bildung fördert. Ref. kann es
ferner blos gut heissen, dass der Hr. Verf. einmal auf Wolfs Analecten,
dann in Bezug auf die vor Sat. I. 10 vorbefindlichen 8 Verse auf Jacobs’
Lectiones Venusinae verwiesen hat; denn die Prima ist doch wahrlich der
Ort, wo der Schüler an einigen hervorleuchtenden Mustern das Wesen
und den Gang ächt wissenschaftlicher Untersuchung kennen lernen muss.
Eben so wenig wird man mit Recht die Berührung kritischer Streitfragen
und die Anführung abweichender Ansichten bei solchen Stellen, wo zu
einer sicheren Erklärung nicht zu gelangen ist, tadeln, zumal der Hr.
Verf. die äusserste Sparsamkeit mit voller Klarheit und anregender Dar-
stellungsweise vereinigt. In Betreff der Citale scheint derselbe in den
beiden hier vorliegenden Erklärungen sparsamer geworden, zu sein , als in
der früheren von Ep. I. 14. Alle derartige Citate verbannen zu wollen,
wird Niemandem in den Sinn kommen, allein es sind dabei folgende For-
derungen streng festzuhalten : entweder 1) dass die angeführte Stelle zur
Erklärung der vorliegenden wirklich beilrage, oder 2) dass sie eine
Uebereinstimmung des Schriftstellers in Inhalt und Form mit Anderen
nachweise, wodurch die Verbreitung gewisser Ideen im Alterlhume ver-
anschaulicht wird ; oder 3) dass durch sie ein Sprachgebrauch als ein
nicht allein stehender gezeigt oder die Verschiedenheit zwischen den ein-
zelnen Redegattungen dargelegt wird. Von selbst versteht sich die Hin-
weisung auf schon gelesene Stellen als Antrieb zur Erinnerung an bereits
Gelerntes. In den anfgestellten Forderungen liegt zugleich die Beschrän-
kung, denn es wird bei 2) Jeder nur für das Alterthum charakteristische
Ideen, bei 3) nur seltenere nnd dem Geiste der Sprache scheinbar oder
wirklich ferner liegenden Formen verstehen. Es ist höchst nöthig, den
Ballast todter Gelehrsamkeit von unseren Schulen fern zu halten ; aber
man vergesse ja nicht, dass es auch eine bildende Gelehrsamkeit giebt
und dass die aus Beispielen geschöpfte Anschauung besser ist, als allgu-
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Beförderungen und Ehrenbezeigungen.
341
meine Abstractionen und sich schnell verflüchtigende Ueberlieferungen.
Die Citate haben viele osores, die es nur darum sind, weil sie die nütz-
liche Anwendbarkeit nicht durchschauen. Hr. Krüger hat nach des Ref.
Dafürhalten auch hierin durchaus das Richtige und Zweckmässige getrof-
fen. Was endlich die rein sprachliche Erklärung anlangt, so sind wir
auch darüber mit dem Hrn. Verf. einverstanden, dass, wo die Gramma-
tik das Nöthige giebt, eine Anführung derselben vor einer Auseinander-
setzung der Regel den Vorzug verdient. Seine grammatischen Bemerkungen
wird Niemand, welcher weiss, dass Auffassung der sprachlichen Form
unerlässliches Bedingniss ist, ohne welches das Studium der altclassischen
Litteratur keine bleibende Frucht bringen kann, überhäuft und zu weit
gehend finden, ja bei mancher Stelle könnte man mehr erwarten, wie
z. ß. bei der Bemerkung I, 4, 87 : quavis] = quavis ratione, quocunque
modo. Dagegen scheint er uns in Betreff der Worterklärung zuweilen
zu weit gegangen zu sein. So glauben wir in derselben Stelle die Be-
merkung : „post fiunc] nachher auch diesen “ für Schüler, welche ans Den-
ken gewöhnt und im Lateinischen Sprachgebrauch nicht ganz unerfahren
sind, überflüssig. Eben so erscheinen uns die zu urbanus und Uber ge-
gebenen Uebersetzungen unnöthig , zumal da der BegrifT urbanitas den
Schülern aus anderen Schriftstellern schon geläufig sein muss; dagegen
fehlt bei lividus und mordax jede Andeutung davon , dass das erstere dem
comis et urbanus, das letztere dem liberque entgegengesetzt ist. Kurz,
hier wären nach unserer Ansicht Andeutungen, welche den Schüler an-
trfeben, mit Hülfe des Lexicon und des ihm Bekannten die Bedeutungen
und zweckmässigsten Uebersetzungen zu finden, mehr am Orte gewesen.
Diese Beispiele Hessen sich leicht noch um einige vermehren. Um noch
einzelne Bemerkungen zu machen, so befriedigt uns die zu I. 4, 2 gege-
bene Erklärung: „durch die ungewöhnliche Stellung (von virorum, wie
auch f. 10, 16) wird der Begriff mehr hervor gehoben. Sie zeigten sich
eben als Männer in dieser Freimüthigkcit des Tadels “ nicht, weil nir-
gends sonst eine Rücksichtnahme auf die Freimiithigkeit als einen Beweis
der Männlichkeit im ganzen Gedichte sich findet, vielmehr scheint uns
darin eine Andeutung der Anerkennung, welche jene Dichter gefunden —
man denke an die Bedeutung von vir im Gegensätze gegen homo — zu
liegen : „jener von Euch doch gewiss geachteten Männer.“ Bei I. 10,
66 ff. billigen wir C. Fr. Hermann’s Erklärung, wenn schon Paldamus in
seinen Horatianis p. 14 manches nicht Unerhebliche dagegen vorbringt;
allein wir würden doch vor Allem hervorheben, wie das angeschlossene:
quamque poetarum seniorum turba geradezu uns zu zwingen scheint, unter
auctor einen anderen, als den Lucilius zu verstehen. Wir unterlassen
Weiteres zu besprechen und erlauben uns nur noch darauf aufmerksam zu
machen, wie an den von ihm hervorgezogenen Stellen I. 4, 46 und 48 in
der 4., der neuen Teubner’schen Bibliothek eingeschlossenen Jahn’schen
Ausgabe die von ihm für richtig erkannte Interpunction bereits hergeslellt
ist. Sollen wir den Hrn. Verf. noch unserer innigsten Verehrung u. Liebe
versichern? Möge er noch recht lange im Segen wirken! [/J.]
Breslau (eingesaudt v. d. Geheimenrathe Ritter Neigebaur). Der
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342
Schul- und Universitütsnachrichten,
eben erschienene amtliche Bericht des Magistrats zu Breslau über die
Kämmerei-Verwaltung der letzten 3 Jahre giebt über das Schulwesen
dieser Stadt, der fünften Stadt Deutschlands, beachtenswertbe Nachrich-
ten , aus denen wir Folgendes mittheilen.
Breslau hatte im Jahre 1849 eine Einwohnerzahl von 104,222 See-
len, davon gehörten 64,875 dem evangelischen, 30,239 dem katholischen
Bekenntnisse an, 7355 der jüdischen Religion, 1697 waren Cbristkatho-
liken und 2Mennoniten, welche 40 religiöse Versammlungshäuser besassen;
für deu öffentlichen Unterricht waren 39 Gebäude bestimmt, welche von
14,363 Kindern besucht wurden, nämlich 7862 Knaben und 6501 Mäd-
chen. Schulpflichtige Kinder waren 15,337, so dass nur 974 derselben
die Schule nicht besuchten, was grösstentheiis auf Rechnung von Krank-
heiten kam. Von den die Schulen besuchenden Kindern waren 8699 evan-
gelischer, 4219 katholischer, 267 dissidentisch und 1178 jüdischer Reli-
gion. Den Unterricht genossen in Schulen, welche unter städtischem
Patronat stehen , 7954 Schüler, unter anderweitem Patronat, besonders
in katholischen Schulen 4373 und in Privatlehranstalten 2036 Schüler
beider Geschlechter. In christlichen Privatunterrichts-Anstalten wurden
erzogen 1898 Schüler, nämlich 567 Knaben, 1331 Mädchen. Von diesen
Schülern überhaupt waren nur 260 katholisch uud 327 jüdischer Religion,
ln den jüdischen Privaterziehungs-Anstalten aber wurden nur erzogen 22
Knaben und 116 Mädchen, iiu Ganzen 135,
Breslau besitzt 4 vollständige Gymnasien, auf welchen im Jahre
1849 im Ganzen 1997 Schüler wissenschaftlichen Unterricht erhielten:
von diesep waren 978 evangelisch, 598 katholisch, 4 Dissidenten und
417 jüdischer Religion. Auf den Realschulen befanden sich 566 Zöglinge,
nämlich 424 evangelische , 68 katholische , 6 Dissidenten und 68 Juden.
Auf der höheren Bürgerschule 353, unter denen nur 10 nicht evangelisch
waren. Auf der höheren Töchterschule erhielten 312 Mädchen Unter-
richt, worunter ebenfalls nur 4 Katholiken und 67 Jüdinnen waren.
ln den evangelischen Elementar- und Freischulen erhielten 5344
Kinder Unterricht, nämlich 2581 Knaben, 2763 Mädchen; unter der Ge-
sammtzahl befanden sich 24 katholische, 18 Dissidenten- und 156 jüdische
Kinder. In den katholischeu Elementar- und Freischulen befanden sich
3154 Kinder, 1442 Knaben, 1712 Mädcheu, uud darunter 46 evangeli-
sche Schulkinder. In den Simultan - Schulen 369 Kinder, 207 Knaben,
162 Mädchen, 213 evangelische und 156 katholische Kinder. Die christ-
katholische Schule besuchten 232 Kinder, 127 Knaben, 105 Mädchen.
Die Zahl der Schüler hat sich seit den letzten 7 Jahren dergestalt
vermehrt, dass im Jahre 1842 nur 12,334 Schüler vorhanden waren, jetzt
aber über 14,000. Damals waren nur 738 evangelische Gymnasiasten,
jetzt 978; weniger vermehrt haben sich die Privatschüler, von 487 auf
567 Knaben, dagegen die Zahl der damals Privatunterricht erhaltenden
Mädchen von 892 sich auf 1331 erhöht hat.
Die unter städtischer Verwaltung stehenden höheren Unterrichts-
Anstalten wareu besetzt mit 3 Directoren, jeder mit 1200 Thlr. Besoldung,
mit 4 Lehrern zu 845 bis 850 Thlr., 4 mit 800 Thlr., 4 mit 700 bis 745
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Beförderungen nnd Ehrenbezeigungen.
343
Thlr., 5 mit 650 Thlr., 4 mit 600 Thlr., 17 mit 500 bis 550 Thlr. , 9 mit
300 bis 450 Thlr. u. s. w. Iin Ganzen waren angestellt 63 Lehrer mit
den Lehrerinnen an der höheren Töchterschule; im Jahre 1849 waren
ihre Gehälter im Ganzen auf 2934 Thlr. erhöht, und andere 2274 Thlr.
an Remunerationen bewilligt worden.
Diese höheren Unterrichtsanstalten hatten im Jahre 1849 eine Ein-
nahme aus eignem Vermögen und Stiftungen von 8329 Thlr. Das Schul-
geld brachte auf 30,376 Thlr. und hatte sich ohnerachtet der Revolution
schon seit 1842 um 8078 Thlr. vermehrt. Die Kämmerei gab einen re-
gelmässigen Zuschuss von 8991 Thlr. und noch zu ausserordentlichen Aus-
gaben von 8622 Thlr.
Der Elementar-Schulen, welche von der Stadtgemeinde unterhalten
werden, befanden sich im Jahre 1849 in Breslau 21 evangelische, 3 ka-
tholische nnd 1 Simultanschule. Diese Schulen haben nur ein eigenes
Vermögen von 921Thlr. Einkünften, dasSchulgeld bringt 11,627 Thlr. Die
Kämmerei giebt einen jährlichen Zuschuss von 17,132 Thlr. und zahlt
noch 7036 Thlr. Schulgeld für die Armen. Die Gesamrotausgaben für das
Elementar- Schulwesen betrugen im Jahre 1842 nur 21,316 Thlr., jetzt
39,853 Thlr. Die Zuschüsse der Kämmerei betrugen damals nur 10,673
Thlr., jetzt 24,168 Thlr. Die Kosten des gesammten Schulwesens in
Breslau hatten im Jahre 1843 betragen 58,695 Thlr., im letzten Jahre
aber 97,582 Thlr. Im Ganzen waren 1842 angestellt 104 ordentliche
Lehrer und Lehrerinnen mit 47 Hiilfslehrern , jetzt hat sich die Zahl der
ordentl. Lehrer auf 151 vermehrt, wobei noch 30 Hälfst, angestellt sind.
Erfreulich ist das Wachsthum der meisten hiesigen Anstalten seit
den letzten Jahren. Im Jahre 1842 betrug das Schulgeld bei dem Elisa-
beth-Gymnasium nur 3559 Thlr., im Jahre 1849 aber noch einmal so viel,
7460 Thlr. Das eigentümliche Vermögen dieser Anstalt hatte damals
nur 2582 Thaler eingebracht, jetzt über 2800 Thaler. Das Schulgeld
der höhern Töchterschule hatte damals nur betragen 3042 Tblr., jetzt 3429
Thlr., in der höheren Bürgerschule sonst 7428 Thlr., jetzt 8490 Thlr.
Die Turnanstalt hatte 1938 Thlr. an Schulgeld eingebracht. Die Sonn-
tagsschule allein hatte die Hälfte des Schulgeldes verloren , wozu die
Stadt 60 Thlr. zuschiesst, so wie zur Bau- und Handwerksschule 280
Thlr. Das Schulgeld an Elementar-Schulen hatte im Jahre 1843 nur
7050 Thlr. betragen, im Jahre 1849 aber 11,627 Thlr. Nach diesen
Zahlen sollte man anuehmen, dass die Klagen über die durch die letzte
Revolution sehr eingerissene Verwilderung des Volkes übertrieben sind,
im Gegenlheil hat sich das Bedürfniss, sich grössere Bildung zu verschaf-
fen, immer mehr herausgestellt.
Eutin. Wir berichten nachträglich über das uns erst später einge-
sandte Programm der dasigen vereinigten Gelehrten- nnd Bürgerschule v.
Ostern 1848, in welchem der Conrector Dr. I’amch die Geschichte der
Eutinischcn Schule bis zum Jahre 1804 (32 SS. 4.) mitgetheilt hat. Ab-
gesehen von dem sorgfältigen Studium nnd der geschickten Benutzung der
allerdings oft spärlich tliessenden Quellen und der auch bei grösserer
Trockenheit des Stoffes immer lebendigen und ansprechenden Darstellung
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344
Schul - und Universitätsnachrichten n. *. w.
de« Hr. Verf., erregt diese Geschichte ein bedeutendes Interesse, indem
sie für die Geschichte der Pädagogik nicht zn verachtende, theils aufklä-
rcnde, theils bestätigende Beiträge liefert nnd über die Wirksamkeit eini-
ger bedeutender Männer, der Rectoren Lackmann (1721 — 27), ff. Cleffel
(1727 — 31), Eckermann (1775 — 82), besonders Joh. Heinrich V öss's (1782
bis 1802) nebst dessen Schwager Boje , und G. G. Bredow (1796 — 1804)
höchst belehrende und anziehende Aufschlüsse giebt. — Das Programm
von Ostern 1850 enthält, wahrscheinlich von dem Rector J. F. E. Meyer:
Pestalozzi als Mensch , Staatsbürger und Erzieher mit seinen eigenen Wor-
ten geschildert , Lesefrüchte aus seinen Werken (22 SS. 4.). Eine Arbeit,
wie die vorliegende , muss als eine höchst nützliche bezeichnet werden,
da in unseren Tagen so Viel über Pestalozzi gesprochen wird, während
nur Wenige ihn wirklich kennen und nur Wenigen die Müsse und Gele-
genheit gewährt ist, ihn aus seinen Schriften gelbst kennen zu lernen. Und
gleichwohl verdient gerade dieser Mann von Allen, die sich mit Jugender-
ziehung und Unterricht beschäftigen, wenn sie auch nur an höheren Lehr-
anstalten arbeiten, recht genau gekannt und beachtet zu werden, da, mag
man auch seine theoretischen Ansichten nicht allenthalben unterschreiben
können, in seinem Herzen ein so lebendiger Quell der Erquickung, Stär-
kung und Ermunterung liegt und wir überall so tiefen Blicken in die
menschliche Seele und den Zustand des Volkes begegnen, die von jedem
Lehrer verfolgt und zum Nutzen angewandt zu werden verdienen. Die
Auswahl des Hrn. Verf. empfiehlt sich zu diesem Zwecke dadurch , dass
lauter die ganze Persönlichkeit des grossen Pädagogen klar vor die Augen
legende Stellen aufgenommen nnd in übersichtlicher Ordnung vorgeführt
sind. Wir sagen demselben fiir die schöne Ergänzung, die er dadurch zu
seinem im vorigen Jahre erschienenen Programme uns geliefert hat, herz-
lichen Dank. — Die Schulnachrichten enthalten mit klarer Anschauung
und warmem Herzen geschriebene Nekrologe des am 16. Sept. 1849 ver-
storbenen Director und Schulrath Dr. König*) und des am 15. Pebruar
1850 hingeschiedenen zweiten Oberlehrers an der Bürgerschule J. G. Pe-
tersen. Die Gelehrtenschule hatte Ostern 1850 62 Schüler (9 in I., 13
in II., 16 in III., 24 in IV.). Zur Universität wurde mit dem Zeugnisse
der Reife einer entlassen.
*) Georg Ludwig König, am 4. Aug. 1766 in Celle geboren,
studirte seit 17 H 6 in Güttingen unter Heyne, ward 1790 Hauslehrer in
Oldenburg , 1792 am dasigen Gymnasium Collaborator, 1804 nach Bre-
dow’s Abgang Rector der Entmischen Stadtschule, um deren verbes-
serte Einrichtung er sich wesentliche Verdienste erwarb , seit 1834 vom
Unterrichte entbunden, aber noch fort und fort an der oberen Leitung
der Schule betheiligt. D.
\
t
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Neue
JAHKIÜCHER
für
Philologie und Pädagogik,
oder
Kritische Bibliothek
für das
Schul- und Unterrichtswesen.
In Verbindung mit einem Vereine von Gelehrten
begründet von
M. Job. Christ. Jahn.
Gegenwärtig lierausgegeben
%
von
Prof. Reinhold Klotz zu Leipzig
und
Prof. Rudolph Dietsch zu Grimma.
XBtKZEnXTER J1HRGAXG.
Sechzigster Band. Viertes Heft.
Leipzig, 1850.
Druck und Verlag von B. G. Teubner.
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Kritische Beurtheilnngen.
Studien über allitalisches und römisches Staats- und Rechts-
leben als Vorschule der röm. Staats- und Keuhtsgeschichte. Von
I)r. Max. Naegeli, Privatdocenten an d. Universität zu Heidelberg,
Schaflhausen 1849. 8.
Wenn man an der bis jetzt wohl nur selten angezweifelten
histor. Thatsache festhält, dass die röm. Nation aus der Ver-
bindung mehrerer, von einander verschiedener Volksstämme her-
vorgegangen ist, wird man von selbst zu der Ansicht geführt wer-
den , dass ohne eine genaue Kenntniss der Institutionen derjeni-
gen Völkerschaften, welche zu Rom's frühester Bevölkerung die
Elemente hergegeben haben , die ursprüngliche Gestalt des röm.
Staats- und Rechtslebens nicht richtig und vollständig erkannt
werden könne. Es ist daher auch von neueren Gelehrten wieder-
holt der Versuch gemacht worden, aus dem eben angegebenen
Gesichtspunkte ober die so dunkeln Anfänge des weltbeherrschen-
den Volkes ein helleres Licht zu verbreiten. Doch lässt sich
nicht in Abrede stellen, dass diese Versuche, wenn auch nicht
Immer völlig misslungen sind, doch keineswegs zu erheblichen Re-
sultaten, die man zugleich, als völlig sicher gestellt betrachten
könnte, sondern vielfach nur zu schwankenden Voraussetzungen
und kühnen Hypothesen geführt haben. Was bei so manchen an-
dern streitigen Punkten die befriedigende Lösung erschwert und
zuweilen ganz unmöglich macht, der Mangel an positiven Nach-
richten , welche für die Untersuchung das erforderliche Material
liefern könnten, stellt sich auch der Beantwortung der hieran-
gedeuteten Frage hemmend entgegen. Die Nachrichten , welche
uns über die Geschichte und die Verfassung der vorröm. italischen
Völkerschaften vorliegen, sind überaus dürftig, und überdem so
vereinzelt nnd abgerissen, dass sich nach ihnen ein irgend voil-
23 *
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34 $
Römische Staats- und Rechtsalterthümer.
/
ständiges und deutliches Bild nicht entwerfen lässt. Man sieht
sich daher nicht selten genöthigt, zu ihrer Ergänzung aus den
vcrhältnissmässig weil reicheren Berichten über die Beschaffenheit
und Entwickelung der rötn. Institutionen gewagte Rückschlüsse za
machen, um so, was zur Aufhellung der letzteren dienen soll, mit
Hülfe des dunkeln Objects erst selbst einigermaassen zu verdeut-
lichen. Es begreift sich, wie unter solchen Umständen die Unter-
suchung, selbst wenn sie mit der äussersten Vor- nnd Umsicht
geführt wird, was leider nicht immer der Fall ist, nur sehr all-
mälig zu probehaltigen Ergebnissen führen kann. Es ist desshalb
schon zu wünschen, dass sich fort und fort tüchtige Kräfte an ihr
betheiligen und wird es immer erfreulich sein, wenn Schriften ans
Licht tceten , welche den Zweck haben , zu ihrer Förderung einen
wenn auch nur geringen Beitrag zu liefern , mögen sie nun einen
einzelnen der vielen in Frage stehenden Paukte für sich behan-
deln oder den Gegenstand seinem ganzen Umfange nach zu ihrem
Vorwurf nehmen. Die Arbeit, mit welcher wir uns hier beschäf-
tigen werden, gehört, wie diess schon der mitgetheiltc Titel an-
deutet, zu der zweiten der bezeichneten Gattungen. Sie will,
wie der Verf. in der Vorrede näher angiebt, „ein Versuch sein,
die vorröin. Geschichte der Völker- und Staatseinrichtungen Ita-
liens in ihren Beziehungen zu den Anfängen des röm. Volkes und
Staates zum Verständnisse und zur gründlichen Einführung in das
Studium des röm. Staats- und Rechtslcbens für den Anfänger dar-
zustellen“’ (S. III). Die Schlussworte der eben angeführten Stelle
verrathen indess schon, dass wir es hier nicht mit einem Werke
von rein wissenschaftlichem, d. h. nur theoretischem Charakter zu
thun haben. Und in der Thal hat dasselbe zunächst und unmit-
telbar einen praktischen Zweck, welcher in der Stellung des
Verf. als akadein. Lehrer seine Erklärung und Begtündung findet.
Von diesem Standpunkte aus hat er sich die Aufgabe gestellt, in
der Bearbeitung des vorhin bestimmten Gegenstandes „dem Ler-
nenden zur Vervollständigung des akadem. Vortrags oder seines
Lehrbuchs, dem Lehrer aber, um sich darauf beziehen und weit
ausholeudc mündliche Erörterungen sich ersparen zu können, eine
feste Basis zu bieten“ (S. IV). Mithin sind , was sich auch bei
näherer Betrachtung ihres Inhaltes bestätigt, bei Abfassung unse-
rer Schrift zwei verschiedene Gesichtspunkte maassgebend gewe-
sen, wenn auch in der Weise, dass nach der Absicht des Verf.
sich der eine dem andern unterordnen sollte. Dieser hat nämlich
einmal die Resultate eigner Studien und Forschungen der wissen-
schaftlichen Welt mittheilen, sie aber andererseits in einer Form
vortragen wollen, die ihre Bestimmtheit von einem besondern, der
Wissenschaft). Untersuchung als solcher fremden Zwecke entneh-
men muss. Es leuchtet ein, wie er sich damit eine Aufgabe
stellte, deren Lösung ausserordentlich schwierig ist, wenn sie die
beiden Seiten derselben gleichmässig treffen soll, und in der
aogle
ized b)
Naegcle : Stadien üb. altita). a. rom. Staats- n. Rechtslcbcn. 349
Regel nicht gelingen wird, weil die von diesen ausgehenden An-
forderungen so wesentlich von einander verschieden sind, dass sie
sich kaum zu gleicher Zeit erfüllen lassen. Auch der Verf. ist
unserer Uebcrzeugung nach an dieser Klippe gescheitert: indem
er zwei weit auseinanderliegende Zielpunkte zugleich erreichen
wollte, hat er sie beide verfehlt. Wir werden diess im Folgen-
den näher nachzuweisen suchen, indem wir zunächst die Frage
beantworten, inwiefern die vorliegende Schrift ihren Zweck, ein
„Lehrbuch“ des in ihr behandelten Gegenstandes abzugeben, er-
füllt, sodann aber den Inhalt derselben einer genauem Prüfung
unterwerfen, um danach die Bedeutung und den Werth, welchen
sie für die Wissenschaft als solche hat, zu bestimmen.
Es wird keines Beweises bedürfen, dass man von einem
„Lehrbuche“, welches seinem Zwecke Genüge leisten will, vor
Allem, was den dargestellten Gegenstand im Ganzen betrifft, Voll-
ständigkeit in den Hauptpunkten mit Beseitigung des Unwesent-
lichen, Ucbersichtlichkeit und Strenge des Zusammenhanges, in
Bezug aber auf die Behandlung des Einzelnen Klarheit, Präcision
und scharfe Bestimmtheit der Angaben zu fordern hat. Wir müs-
sen gestehen, dass uns die Darstellung des Verf. in keinem der
angegebenen Punkte befriedigte Es wird zwar unten in der Ue-
bersicht des Inhaltes, auf welche wir uns hier mehrfach beziehen
müssen, wiederholt auf einzelne Partieeu der Schrift hingewiesen
werden, welche nicht in dieselbe hätten aufgenommen werden
sollen. Aber man folgere aus diesem Ueherflusse nicht, dass sie
nun doch das Nölhige in der erforderlichen Vollständigkeit ent-
halten werde. Es wird sich ebendort zeigen, dass Manches fehlt,
was dem Plane des Werkes gemäss nicht fehlen durfte. Ferner
hat sich der Verf. in der den Juristen eigenen löblichen Weise
allerdings sehr bemüht, seiner umfangreichen Arbeit durch eine
möglichst reiche Gliederung die für den Anfänger so unentbehr-
liche Uebersichtlichkeit zu geben; es fehlt nicht an Theilen, Ab-
teilungen, Unterabtheilungen, Abschnitten, Capitcln u. s. w,
welche die in ungehemmter Folge fortlaufende Reihe der §§. in
ihrem stetigen Flusse hemmen und dadurch die Möglichkeit bie-
ten, sich ihren Inhalt einigermaassen zum Bewusstsein zu bringen.
Auch ist er namentlich an den Stellen, wo eine ausgedehntere
oder verwickelterc Exposition oder Beweisführung das Object der-
selben aus dem Gesichtskreise zu entfernen droht, bestrebt ge-
wesen durch Zerlegung und bestimmte Hervorhebung ihrer we-
sentlichen Momente das Verständniss des Zusammenhanges zu er-
leichtern. Aber es ist dabei in der Hegel auch nur die Absicht
anzuerkennen; erreicht wird sie nur selten, wofür der Grund in
dem Umstande liegt, dass die Theilung und Sonderung meist eine
rein insserliche und darum zufällige ist, nicht aus der Sache selbst
mit Nolhwendigkeit hervorgeht. Sie erscheint zuweilen sogar als
eine solche , wie man sie wohl vorzuuehmen pflegt, wenn mau
850
Römische Staats- und Rcchtsalterthümcr.
einen nicht gerade einfachen Gegenstand zum ersten Maie näher
untersuchen will, als eine vorläufige Notiruug der hervorragend-
sten Punkte, welche sich der Betrachtung zunächst darbieten.
Die so entstehende zwanglose und nachlässige Reihenfolge mag
nun wohl für „Studien“, zumal so lange sie nicht gedruckt werden,
natürlich und verzeihlich sein, in einem Lehrbuche für Anfänger
darf sie aber keine Stelle finden. Wir werden später, wo wir
die eine oder andere Argumentation des Verf. genauer durchgehen
wollen, Gelegenheit haben, das Gesagte zu erweisen, und be-
schränken uns hier auf die Bemerkung, dass schon die erste und
oberste Eintheilung des Werkes des zureichenden inneren Grun-
des entbehrt. Dasselbe zerfällt nämlich in drei Haupttheile, was
der Verf. in folgender Weise rechtfertigt (s. die Vorr. S. III) :
„Sollte dieser (oben angegebene) Zweck einigermaassen erreicht
werden, so musste diese Propädeutik drei Momente, nämlich eine
Uebersicht der Schicksale der altital. Völker und ihrer Staatsein-
richtungen vor Rom’s Erbauung, dann die politische Entwickelung
Alt-Latiums (als des Schauplatzes, worauf Rom sich bewegen
sollte) und endlich Rom's Anfänge selbst (gewissermaassen die
praktische Anwendung der in den vorhergehenden Abtheilungen
gewonnenen Resultate) umfassen.“ Nun ergiebt sich aber, wenn
man die Tendenz der Schrift, die Geschichte und Verfassung der
vorröm. Völker in Beziehung auf Kom's älteste Institutionen darzu-
stellen, im Auge behält, sogleich, dass eine Zwei- u. nicht eine Drei-
theilung an die Spitze gestellt werden musste. Es war durch die
Sache selbst durchaus kein Anlass gegeben, die Reihe der altital.
Völkerschaften an irgend einem Punkte zu durchschneiden, und so
hat sich denn auch für die Absonderung der Latiner nur das ganz
gleichgültige Motiv auffinden lassen, dass in ihrem Gebiete Rom
gegründet worden ist. Hätten sie die Ehre, eine vor der der
übrigen ital. Nationen hervorragende Stelle einzunehmen, noch
etwa desshalb erlangt, weil ihre Beziehung zu Rom eine weit
innigere gewesen, so könnte mau sich die Bevorzugung schon
eher gefallen lassen, wiewohl sie auch dann noch nicht vollkom-
men gerechtfertigt wäre. Wie aber jetzt die Dinge wenigstens
nach der Ansicht des Verf. stehen, haben sie auf dieselbe gar
keinen gegründeten Anspruch. Inwieweit der dritte Theii seinem
Zwecke, eine „praktische Anwendung“ — weicher sehr schiefe
Ausdruck wohl hätte vermieden werden köunen — die beiden
ersten zu sein, entspricht, wird sich bei der Betrachtung seines
Inhaltes zeigen; soviel sei indess auch hier schon bemerkt, dass
es nicht blos dem Anfänger schwer werden dürfte, den innern
Zusammenhang zwischen ihm und den vorhergehenden Theilen
aufztifindcn. Wie aber dieser , sofern er die Hauptpartieen mit
einander verbindet, im Allgemeinen ein nur äusserlicher und
durchaus loser ist, so fehlt auch dem Inhalte der einzelnen Abschnitte
und selbst dem der §§ die auf den Grund und nach Maassgabe
Naegelc: Studien üb. aitital. u. röm. Staats- u. Rechtsleben. 851
der im Gegenstände selbst liegenden wesentlichen Momente ge-
radlinig und consequent fortschreitende Entwickelung. Man fin-
det sehr oft statt einer folgerechten und bündigen Erörterung der
Sache, ein breites, verwirrtes, von mannigfachen Abschweifungen
unterbrochenes Gerede über dieselbe. Man merkt es deutlich,
wie der Verf. über gar manche Punkte die erforderliche Klarheit
selbst noch nicht gewonnen hat and sie daher auch dem Leser
nicht mittheilen kann, und wird sehr lebhaft daran erinnert, dass
man nicht blos ein Lehrbuch, sondern vor Allem „Studien“ vor
sich hat. Die Folge davon , dass die behandelten Materien keines-
wegs ihrem ganzen Umfange und Inhalte nach begriffen und deut-
lich geworden sind, giebt sich natürlich auch bei der Bestimmung
des Einzelnen und zwar darin zu erkennen, dass dieser meist die
■» wünschenswerthe Schärfe und Präcision abgeht. Diess ist iudess
nicht sowohl bei der Feststellung der dem Verf. als solche er-
scheinenden Hauptpunkte der Fall, denn hier finden sich oft sehr
genaue Bestimmungen und scharf umrissene Definitionen, so dass
man es unwillkürlich bedauert, für die entwickelten Begriffe in
der Wirklichkeit nicht immer die entsprechenden Objecte finden
zu können. Vielmehr tritt das Uebel vorzugsweise in den Aus-
führungen, welche die an die Spitze gestellten Sätze begründen
und verdeutlichen sollen, sowie da zu Tage, wo sich der Verf.
referirend verhält. An diesen Stellen ist der sprachliche Aus-
druck nicht selten in hohem Grade ungenau und ganz undeutlich,
so dass es Mühe kostet zu erkennen, was denn der Verf. eigent-
lich sagen wolle, und man nicht immer umhin kann, Widersprüche
von solcher Art zu statuiren, wie sie im ursprüngl. Gedanken nicht
füglich vorausgesetzt werden können. — Wir haben bis jetzt fast
nur von dem gesprochen, was der rein formellen Seite der Dar-
stellung angehört, müssen aber nun in Betreff der allgemeinen
Beschaffenheit des Inhaltes noch einige Bemerkungen hinznfügen,
die zeigen werden, dass auch diese in manchen Punkten dem
Zwecke der Schrift nicht angemessen ist. Es unterliegt wohl kei-
nem Zweifel, dass in einem „Lehrbuche“ eingehende Untersu-
chungen und polemische Ausführungen keine Stelle finden dürfen,
am Wenigsten in solcher Ausdehnung, dass sie, wie bei onserm
Verf., einen beträchtlichen Theil des ganzen Werkes in Anspruch
nehmen. Das Lehrbuch hat lediglich die Resultate der Unter-
suchungen, nicht diese selbst mitzutheilen. Sollen sic dennoch,
etwa um neue wichtige Aufschlüsse zu erweisen, vorgelegt wer-
den, so mag das in angehängten Excursen geschehen. Es liegt
alles daran, dass die wesentlichen Momente des behandelten Ge-
genstandes in möglichster Bestimmtheit dem Leser vorgefiihrt
werden. Darum kann man es auch nicht billigen, wenn, wie das
in unserer Schrift nur zu häufig geschieht, bei manchen Punkten
eine Mehrheit von eignen oder fremden Vermuthungen nach —
oder auch durcheinander angegeben .werden , was nur dazu dienen
352
Römische Staats- u. Rcchtsalterthümcr.
kann, den Anfänger zu verwirren statt ihm eine deutliche Ein-
sicht zu vermitteln. Ein buntes Gewirre von Hypothesen und
schwankenden, nur mit Zögern und allerlei Hintergedanken aus-
gesprochenen Behauptungen ist hier durchaus nicht am Orte, wenn
auch nicht geleugnet werden soll, dass cs auch dem Anfänger zum
Bewusstsein gebracht werden muss, wie er sich hier auf einem
Gebiete befinde, wo die meisten und wesentlichsten ^Punkte noch
streitig sind und über sie unter den competenten Bcurtheilern
grosse Meinungsverschiedenheit herrscht. Dicss ist aber dadurch
zu erreichen, dass mau die streitigen Punkte in scharfer Sonde-
rung von dem bereits vollkommen Sichergestellten als solche ge-
nau bezeichnet und die abweichenden Ansichten eutweder in den
beigefügten Anmerkungen, je nach ihrer Wichtigkeit mehr oder
minder ausführlich andeutet oder auch, falls sie sehr wichtige*
Momente betreffen und es nicht möglich ist, sich für die eine oder
andere in bestimmter Weise zu erklären, im Texte unter Beifü-
gung der entscheidenden Argumente einfach und ohne allen Zu-
satz nebeneinander stellt, nicht aber in der Weise des Verf., wel-
cher die sich entgegenstehenden Meinungen theils ganz übergeht,
wo ihre Anführung nicht füglich unterbleiben konnte, theils in
den Text aufnimmt, um hier eine weitläufige Polemik gegen sie
zu eröffnen. l)ie Polemik darf unseres Erachtens in einein Lchr-
buche nur insoweit Platz greifen, als sie eine indirecte sein kann;
die dirccte ist, von allem Anderen abgesehen , schon desshalb fern
zu halten, weil sie doch nicht mit der erforderlichen Sorgfalt und
in erschöpfender Weise durchgeführt werden kann. Dagegen ist
eine möglichst vollständige Angabe der diiferenten Ansich-
ten sehr wiinschenswerth. Unser Verf. hat sic indess, wie schon
bemerkt wurde, nicht für nöthig gehalten. Er hat es ebenso
unterlassen, den Leser mit der reichen Littcratur, welche sich
über den von ihm behandelten Gegenstand bereits angesaromelt
hat, in einiger Vollständigkeit bekannt zu machen. Er beschränkt
sich darauf, das eine oder andere Hauptwerk bei Gelegenheit zu
nennen ; vollständig sind auch diese nicht, von den zum Theil vor-
trefflichen Monographien über einzelne Momente der hier erör-
terten umfassenden Frage aber fast keine angeführt. Ganz un*
gleichmässig ist endlich die Art und Weise, in welcher sich der
Verf. auf die von ihm benutzten Quellen .bezieht: zuweilen giebt
er sie vollständig an, meist aber begnügt er sich damit, auf einige
wenige der in Betracht kommenden Stellen hinzuweisen; manch-
mal fehlen diese auch ganz oder werden durch Bezugnahme auf
irgend ein älteres Sammelwerk wie das von Cluverius u. A., die
dem „Anfänger“ nur sehr selten zur Verfügung stehen werden,
ersetzt. Es wird ferner die betreffende Stelle bald eben nur ci-
tirt, bald vollständig im Originale oder in einer wörtlichen Ucber-
setzung, bald im Anszuge mitgetheilt, ohne dass, wenn man von
der zuletzt erwähnten Weise^absieht, die meist durch die grosse
zed by CjOO
Naegelä: Stadien üb. altital. u. röm. Staats u. Rechtsleben. 353
Ausdehnung des ursprünglichen Textes gerechtfertigt erscheint,
für diesen Wechsel ein zureichender Grund bemerkbar wäre.
Das richtige Verfahren liegt sehr nahe; es fordert, dass diejenigen
Stellen, in welchen die Schwerkraft des Beweises gelegen ist,
ihrem ganzen Umfange nach und zwar mit den Worten des Origi-
nals mittheilt, die übrigen aber einfach, jedoch möglichst voll-
ständig citirt werden, ln diesem wie in den meisten übrigen von
uns hervorgehobenen Punkten würde sich der Verf. die vortreffli-
chen Lehrbücher von C. F. Herrmann zu Vorbildern nehmen köu-
nen und auch nehmen müssen, wenn es ihm darum zu thun ist,
dass seine Arbeit den ihr Vorgesetzten Zweck erreiche. Wie sic
jetzt vorliegt, glauben wir nicht, dass sie das sein und leisten kann,
was sie nach dem Wunsche des Verf. leisten soll (s. den Schluss
der Vorrede). Zwar ist sie allerdings geeignet, „den Lernenden
zu fördern 1 ' 1 , aber doch nur darum, weil dieser ein solches Hiilfs-
naittel nicht wohl entbehren kann und ihm ein anderes, passende-
res nicht zu Gebote steht. Insofern muss dann auch die Leistung
des Verf. trotz aller Mängel mit Dank aufgenommen werden; sie
ist ein erster Versuch, denn man zwar nicht als gelungen bezeich-
nen darf, der aber doch, eben weil er gewagt worden ist, eine
gewisse Anerkennung mit Recht in Anspruch nimmt.
“ Wir wenden uns nunmehr zum zweiten Theile unserer Auf-
gabe, zur Betrachtung des Inhaltes der vorliegenden Schrift. Wir
werden diesen in der Weise durchgehen, dass wir die Ansichten
des Verf. wenigstens über die irgend bedeutenderen Punkte in
der Regel summarisch andeuten, bei manchen aber auch etwas
länger verweilen, um die Stichhaltigkeit der sie stützenden Be-
weise im Einzelnen zu prüfen. — Von der ersten und allgemein-
sten Einthciiung des Werkes ist bereits die Rede gewesen; wir
können daher ohne Weiteres zum ersten Theile übergehn. Dieser
zerfallt, abgesehen von zwei einleitenden §. in drei Abtheilungen,
von denen jede wieder in mehrere Absch. zerlegt wird. Der Grund
dieser Eintheilung ist die Ansicht des Verf., dass die ältesten Be-
wohner Italiens sich in drei grosse Volksstämmc schieden, den
iberischen, pelasgischcn und etruskischen, indem jedem von die-
sen eine der erwähnten Abtheilungen gewidmet wird. Das Nähere
hierüber findet sich im 2. §.; im ersten ist zunächst von den Na-
men die Rede, welche das jetzt Italien genannte Land in alter Zeit
führte. Wir sehen uns gleich diese am Eingänge unserer Schrift
stehende Erörterung etwas genauer an, weil sie sehr geeignet ist,
die zusammenhangslose, verwirrte, hin und her schwankende Be-
handlungsweise des Verf. zu verdeutlichen. Er geht davon aus,
dass man „gewöhnlich behaupte“, es habe Italien „in den ältesten
Zeiten einen das ganze Land umfassenden Namen getragen, näm-
lich Saturnia terra“; wofür indess nur Micali als Gewährsmann
angeführt wird. Wir glauben auch nicht, dass sich deren andere
in irgend grosser Anzahl nennen lasain würden ; jedenfalls kann
354
Römische Staats- und Rechtsalterthümer.
di« gedachte Ansicht nicht die „gewöhnliche“ genannt werden,
wenigstens nicht in unserer Zeit, wo man weiss, dass die sagen-
haften Berichte über die Herrschaft des Saturnua in Italien und
die daran sich knüpfende Benennung dieses Landes noch keine
historischen Thatsachcn aussprechen und es, selbst wenn die eh-
malige Geltung des Namens zugegeben werden müsste, doch nö-
tliig sein würde, sie auf die Orte und dasjenige Volk zu beschrän-
ken, welchen die zum Beweise dienende Sage eigenthömlich an-
gehört. Vielleicht hat der Verf. nur sagen wollen, dass man die
erwähnte Ansicht im Altert hu me vielfach gehegt habe, woge-
gen nichts einzu wenden wäre, denn die angeführten Stellen be-
weisen das zur Genüge. Inzwischen sagt er es in der That
nicht; dagegen fährt er mit einer eigentümlichen Wendung fort:
„Ja! nicht allein das ganze Land, sondern auch einzelne, insbe-
sondere hochgelegene Gegenden desselben wurden nach dieser
alten Schutzgottheit benannt“ (S. I). Als ob in dem, was er hier
hinzufügt, eine Steigerung des früher Bemerkten enthalten wäre!
Man sollte denken, das Gegentheil finde statt, und muss es jeden-
falls ungehörig finden , dass die Benennungen von Anhöhen etc.,
die ganz andere Bedeutung und eine weit sichrere Gewähr wie
die des Landes haben, mit dieser — man sieht überdem nicht recht,
zu welchem Zwecke — zusammengestellt werden. Uebrigens,
wenn es bis jetzt schien, als schenke der Verf. dem Inhalte der
Sage einigen Glauben , so stellt sich doch im Folgenden heraus,
dass er ihre Angabe nur für eine „zweifelhafte Vermuthung“ hält,
in welcher Bezeichnung Niemand die richtige Erklärung angedeu-
tet linden wird. Doch hören wir den Verf weiter, er sagt: „Ge-
wiss ist es nun, dass seit Polybius (hist. II. cap. 16 ovötvos ekar-
tov tcöv xaxä 'IiuXiav arora/iou» .... die ganze Halbinsel den
Namen Italia getragen hat“ (S. 2), was aus der angeführten Stelle
noch keineswegs mit Nothwendigkeit folgt. W'enn aber in der
dem mitgetheilten Passus beigefügten Note bemerkt wird: „Ais
Veranlassung dazu, dass man dem ganzen Lande den Namen ifa-
lia gab, nimmt man gewöhnlich den Einfluss der pythagoreischen
Schule in Italien an, da diese letztere vorzugsweise die italische
hiess“, so hat es mit diesem „gewöhnlich“ eine ähnliche Be-
wandtniss wie mit dem vorhin besprochenen; man wird sich nicht
leicht entschlossen , den angegebenen Grund für die Ausdehnung
des Namens Italien als den zutreffenden auzuerkennen und zwar
schon desshalb nicht, weil, wäre er wirklich der richtige, der
Gebrauch der gemeinsamen Benennung schon in eine viel frühere
Zeit zu setzen sein würde, was indess nicht thunlich ist, da die
uns erhaltenen Nachrichten eine solche Annahme nicht zulassen.
Der Verf. scheint jedoch jene hin und wiederaufgestellte Meinung
zu adoptiren, ohne dass er irgend etwas hinzufügt, was geeignet
wäre, ihre Wahrscheinlichkeit zu motiviren. Er durfte sich aber
unseres Erachtens mit diegp einfachen Anführung nicht begnügen,
Naegcle: Stadien üb. altital. u. röm. Staats n. Rechtsleben. 355
weil cs namentlich dem Anfänger unmöglich sein wird , sich von
dem Hergange eine befriedigende Vorstellung zu bilden. Dazu
wird er um so weniger im Stande sein , da er von der ursprüng-
lichen Geltung des Wortes Italia noch nichts erfahren hat. Zu
dieser kommt nämlich der Verf. erst jetzt, indem er bemerkt:
„vor Polybius scheint allerdings keine gemeinsame Benennung im
Gebrauche gewesen zu sein, vielmehr wurden blos einzelne Ge-
biete und Gegenden mit den ihnen zukommenden Localnamen be-
zeichnet. So hiess z. B. in den ältesten Zeiten die (bekannte)
Strecke .... Italia n. s. w.“ Offenbar drückt sich der Verf.
hier wieder sehr ungenau aus, denn wollte man seine Worte scharf
nehmen, so würde aus ihnen folgen, dass die umfassende Geltung
des Namens erst durch Polybius in Uebung gekommen sei, was er
doch gewiss nicht eigentlich sagen will. Uebrigens ist klar, dass
es zweckmässiger gewesen wäre, weun der Verf. mit der so eben
ausgehobenen richtigen Notiz den in Rede stehenden §. eröffnet
hätte, um sodann an die ursprüngliche Geltung des Namens Italien
anknüpfend die Erweiterung derselben, soweit diese thunlich ist,
in ihrem allmäligen Fortschritte zu verfolgen. Jetzt erscheint
sic, indem ihr Inhalt zu einem Beispiele verwandt wird, an einer
ihr nicht angemessenen untergeordneten Stelle. Ueberdem macht
ihre Mittheilung, die im Grunde doch um ihrer selbst willen er-
folgt, den Eindruck des Gezwungenen, nicht anders wie die ihr
auf dem Fusse folgende, welche den Namen Japygia betrifft und,
wenn man näher zusieht, nicht sowohl des Beispiels wegen als zu
dem Zwecke hinzugefügt wird, zur Erläuterung der griechischen
Gesammtnamen Italiens einen freilich künstlichen Uebergaug zu
gewinnen. Doch scheint uns dieses zweite Beispiel nicht gerade
gut gewählt zu sein, denn da der Verf. nur von wirklich gebräuch-
lichen, also auch einheimischen Localnamen sprechen wollte,
durfte er keinen solchen anführen, der nach seiner Ansicht eine
griechische Erfindung ist. Er erwähnt sodann die griechischen
Benennungen Italiens, Hesperia, Ausonia und Tyrrhenia, und be-
merkt über die zweite, dass die bei Festus sich findende Ablei-
tung derselben von einem Heros Eponymos Auson „schwankend 11
sei. Wir heben diese hervor, weil sich hier wie auch später noch
öfter zeigt, dass Verf. die tautologischen Ableitungen der Völker-
iind Städtenamen von gleichlautenden Eponymen, denen wir bei
den Schriftstellern des Alterthums so häufig begegnen, zu den be-
achtungswerthen Etymologien rechnet und sie daher in der Regel
unter diesen ihrer ganzen Aasdehnung nach mit aufführt. Offen-
bar geschieht damit etwas sehr Ueberfiiissiges ; will man sie nicht
ganz übergehen , so wird es vollkommen genügen, auf die sie ent-
haltenden Stellen in aller Kürze hiuzuweisen; ihre ausführlichere
Mittheilung hat für den Anfänger gar keinen, für den genauer
Orientirten nur dann Werth, wenn sie etwa zur Stütze einer neuen
Ansicht verwandt werden. Uebrigens stimmt Verf. denen bei,
356
Römische Staats - u. Rcchtsaherlbihner.
welche Ausonia für die gricch. Form von Anriincia hallen, be-
merkt aber nicht mit Unrecht, dass dieser wie die beiden übrigen
Manien — auf Hespcria möchte das Folgende iudess keine Anwen-
dung finden — nicht eigentlich ganz Italien, sondern nur den den
Griechen jedesmal bekannten Theil desselben bezcichneteo. Er
. würde die hier augedeutete Wahrheit genauer ausgedrückt haben,
wenn er gesagt hätte, dass die Namen bestimmter einzelner Theile
Italiens von den Griechen auf das Ganze des Landes oder doch
auf solche Gebiete, die nicht zu jenen Theilen gehörten, über-
tragen worden seien. Freilich durfte ersieh bei dieser allgemei-
nen Bemerkung nicht beruhigen ; es war nöthig, ihre Richtigkeit
für jeden einzelnen der genannten Namen speciell zu erweisen,
wobei der dichterische Sprachgebrauch eine besondere Berück-
sichtigung in Anspruch zu nehmen hatte. Denn ohne Beweis
kann allerdings die Behauptung, dass die Griechen, von den Dich-
tern abgesehen, zu irgend einer Zeit auch das südliche Italien
Tyrrhenia genannt haben, so wie die andere, dass sie, als ihnen
der nördliche Theil jenes Landes bekannt wurde, auch diesen
unter dem Namen Ausonia begriffen, nicht als stichhaltig angese-
hen werden. Auch scheint der Vetf selbst der umfassenden An-
wendung dieser Namen auf ganz Italien nicht vollkommen sicher
zu sein; wenigstens sagt er S. 23, nachdem er das Gebiet der Au-
runci näher bestimmt hat: „in dieser Ausdehnung nannten die
Griechen das Gebiet dieses Volks AvOovla “, welche wahr-
scheinlich richtigere Ansicht mit der in §. 2 ausgesprochenen nicht
gerade im vollsten Einklänge stellt. Gegründet ist die in dein
letztem sich anschliessende Bemerkung: „Leider sind uns aber
durch diese Sucht der Griechen, überall griechische Eigennamen
einzuführen, die einheimischen altital. Namen zum Theil ganz
verloren gegangen, zum Theil ganz entstellt und ganz verstüm-
melt auf uns gekommen .... Erhielt 6ich aber neben dem grie-
chischen Namen auch der einheimische, so entstand eben hieraus
eine endlose Verwirrung, indem man am Ende behauptete, es he-
zeiclineten die verschiedenen Namen auch verschiedene Länder
und Völker u. s. w.“ (S. 3), wenn auch das in der Parenthese Ge-
sagte (. . . . „Optcus, Opsens, Obscus, Oscus sind nur verschie-
dene Formen desselben Namens ....“) zwar für die Identität der
Opiker und Osken, nicht aber, wie der Verf. meint, für die der
Osken und Ausoner beweist. Iudess gehörte die Erwähnung die-
ser Benennungen einzelner Gegenden Italiens genau genommen
nicht hierher, wo von den Namen des ganzen Landes gehandelt
werden sollte. Auf diese kommt denn auch der Verf. schliess-
lich wieder zurück, indem er von der Etymologie des Wortes
Italia spricht, die offenbar besser dort ihre Stelle gefunden hatte,
wo von dem Gebrauche desselben die Rede war. Es werden hier
zunächst wieder die Ableitungen der Alten aufgezählt und sodann
auf den Grund neuer Entdeckungen, welche ergeben haben, „dass
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Naogcl«: Studien üb. aitital. u. röm. Staats- u. Rechtsleben. 357
in der umbrischen und oskischen Sprache vilelliu, vitlu, itaiin,
itlu theils die Bedeutung von vitulus hat, theils aber auch geradezu
das Land bezeichnet“ (S. 4), die Vcrmulhung „ziemlich gerecht-
fertigt“ gefunden, „dass Italia ein einheimisches Wort ist und
sich auf den lleerdenreichthum des Landes bezieht, Italia also so
viel wie Vitalia ist.“ Wir müssen gestehen, dass wir uns diese
Ableitung nur so lange gefallen lassen können, bis sich eine bes-
sere gefuuden hat. Genügend ist sie nicht; es mag allerdings
zwischen vitulus und Italia ein Zusammenhang stattiinden, aber
nur insofern , als beide Wörter auf denselben Stamm, dem daun
eine allgemeinere Bedeutung, welche vielleicht in vita einen ent-
sprechenderen Ausdruck gefunden hat, vindicirt werden müsste,
zurückzuführen sind. Doch ist darauf hier nicht näher einzuge-
Jien; wir wollten nur an einem Beispiele zeigen, wie der Verf. we-
der im Einzelnen die nölhige Schärfe und Präcision des Ausdrucks
au wendet, noch in der Behandlung des Ganzen folgerecht fort-
schreitet. Wir haben zu diesem Nachweise den ersten §. nur
desshalb gewählt, weil er eben der erste ist; sonst hätten sich
sehr leicht andere finden lassen, in denen jene Mängel noch weit
augenfälliger hervortreten. — "Wir gehen über den Inhalt der
folgenden §§. rasch hinweg. Im zweiten ist zunächst von den
ältesten Bewohnern Italiens die Rede, über deren Ursprung be-
kanntlich sehr abweichende Ansichten aufgestellt worden sind.
Der Verf. will auf „die berühmte (?) Streitfrage, ob Italien von
cingcbornen oder von eingewanderten Volksslärnmen bewohnt und
bevölkert worden ist“ (S. 5), nicht näher eingehen, glaubt aber
„aus der Beschaffenheit des italischen Bodens nur den Sparen
mächtiger Veränderungen seiner Oberfläche“ schliessen zu müssen,
dass von Anfang an eine nur sehr kleine , Anzahl von Menschen
jenes Land und zwar die gebirgigen Theile desselben , also das
Binnenland, bewohnt haben könne“, welche Ansicht auch „durch
die wenigen, jedoch zweifelsohne geschichtlichen Notizen vom
Ursprünge der Umbrer und Osken, welche" diesen beiden ältesten
Volksstämmen ihre Wohnsitze auf den Höhen der Central-Apen-
ninen anweisen“ (S. 6), bestätigt werden. Später haben dann
„Einwanderungen theils von seefahrenden Stämmen des Ostens
(Pelasgern), theils von Alpenvölkern (Tuskern) stattgefunden.“
Darnach sollte mau meinen, der Verf. halte die oben genannten
im Binnenlande wohnenden Volksstämmc doch f’iir autochthonische ;
wenigstens wolle er über deren Herkuuft keine weiteren Ver-
mnthungen wagen. Dem ist aber nicht so; wir werden alsbald
erfahren, dass dieselben zum grossen Stamme der Iberer gehören,
von denen „ein Theil seine ursprünglichen Wohnsitze im Kauka-
sus verliess“, um sich im Westen anzusiedeln (s. §. 3, S. 7), fer-
ner wird S. 8 ausdrücklich bemerkt: „in Italien mögen die Iberer
als die älteste Bevölkerung des Landes angesehen werden.“ Eg
wird mithin vom Verf. im Widerspruche mit seiner vorhin ge-
aogle
Digitized b\
358
Römische Staats- und Rechtsalterthümer.
äiisscrlen Absicht die angeregte Streitfrage dennoch entschieden,
indem er die primitiven Bewohner Italiens in sehr bestimmter
Weise für advenac erklärt, von denen freilich nicht recht klar
wird , auf welchem Wege sie in das von ihnen bewohnte Gebirgs-
land gekommen sind. — Der Verf. behandelt nun die von ihm an-
genommenen drei grossen Völkerstämme „Italiens in der Reihen-
folge, in welcher sie sich der Zeit nach in Italien angesiedelt ha-
ben“ (S. 7). Es ist demnach in der ersten Abtheilung von den
Iberern die Rede, die, wie schon bemerkt wurde, nach dem Verf.
aus Asien eingewandert sind. Beweise für den hier vorausgesetz-
ten Zusammenhang der westi. und östl. Iberer, welcher lediglich
auf der sehr trügerischen Identität der Namen beruht, da „sich
schon im Alterthume weder in ihren Sitten, noch in ihrer Sprache
irgend eine Verwandtschaft mehr nachweisen Hess“ (S. 8), wer-
den nicht beigebracht; der Verf. begnügt sich mit der Verwei-
sung auf Iloffmann (die Iberer im Westen und Osten) und be-
merkt dann: „die italischen Iberer schieden sich iu drei grosse
Stämme, die Ligures, Umbri und Osci, die zwar auf den ersten
Bück in scharf von einander abstechender Nationalität . . . erschei-
nen, doch aber bei näherer Prüfung in Sprache und Sitten die
Stammverwandtscliaft nicht verleugnen- 1 (‘I). Wir fügen hinzu,
dass auch für diese Abstammung der Umbrer und Osken von den
Iberern der Verf. keine neuen Argumente beibringt, sondern sich
lediglich auf Kortüm (Rom. Gesch.) beruft; man weiss daher, was
oder wie wenig von dieser Hypothese zu halten ist. — • Der erste
Abschnitt beschäftigt sich mit den Ligurern. Wir bemerkten im
Allgemeinen über die Weise, in welcher der Verf. die Erörterung
der einzelnen , von ihm zur Sprache gebrachten Völkerschaften
anordnet, dass er zunächst ihre Namen sammt den verschiedenen
Ableitungen derselben, dann die Ansichten der Alten und Neuern
über ihren Ursprung, diese aber gewöhnlich weder vollständig,
noch in einer z weckmässigen Auswahl, endlich die ursprüng-
lichen Wohnsitze angiebt und deren allraälige Erweiterung oder
Verengerung ziemlich genau verfolgt. Was die Ligurer betrifft,
so neigt sich der Verf. zu der Ansicht hin, dass dieselben bis nach
Latium hinein gelohnt haben , wo er in den bekannten Siculi (das
Nähere findet s. §. 2t>. S. 74 — 77) Angehörige ihres Stammes fin-
den will. Später sind sie dann von den Umbrern auf die Höhen der
Apenninen Nord- Etruriens beschränkt worden, bis sie durch Mes-
salioten und Gallier bedrängt, in noch späterer Zeit die Wohn-
sitze einnahmen, „welche sie bis auf die Periode des Augustus
behaupteten“ (S. 11). Zum Schluss ist dann noch von der Sitte
und Lebensweise des Volks die Rede, jedoch nur ganz im Allge-
meinen; in Betreff des Details wird auf andere Schriften (Cluver,
Micali u. 8. w.) verwiesen. Wir sehen indess nicht ein, warum
von diesem Volksstarame überhaupt in solcher Ausdehnung ge-
sprochen wird, denn eiue Beziehung desselben auf die Anfänge
NaegeU: Stadien üb. altital. a. röm. Staats- u. Rechtsleben. 359
Roms, durch die es sich allein rechtfertigen würde, ist nicht wahr-
zunehmen, wenn man sie nicht etwa in dem Umstande finden will,
dass die Ligurer vor Kom’s Erbauung in Italien und vielleicht auch
in Latium gewohnt haben. Genügte aber ein so entfernter Zu-
sammenhang, so hätte auch mit ziemlich gleichem Rechte die Ge-
schichte des gesammten kaukasischen Stammes und selbst die des
ganzen genus humanum in den Kreis der Betrachtung gezogen
werden können. Doch derartige Bedenken werden wir noch bei
manchen andern Abschnitten zu äussern haben : es ist der Ge-
sichtspunkt, aus welchem der Verf. seinen Gegenstand betrachten
will (s, noch S. 7), im Einzelnen so wenig festgehalten worden,
dass man schwerlich an ihn denken würde, hätte der Verf. ihn
nicht ausdrücklich hervorgehoben.
Zweiter Abschnitt: Die Umbri. „Der Name dieses Volkes
ist acht italisch und es war blos griech. Spielerei, Umbri — “0(1-
ßgioi, — für solche, die die Wasserfluth überlebt haben, zu erklären“
(S. 12). Jedenfalls eine sonderbare Ausdrucksweise, denn der
Verf. will offenbar nur sagen , dass die Ableitung des Namens Um-
bri vom griech. öpßQo g falsch ist, worin man ihm leicht beistimmt,
wenn auch ein gewisser Zusammenhang mit diesem Worte (man
vergl. das latein. urabra), eine Identität des Namens nicht zu leug-
nen sein dürfte. Wichtiger ist das Folgende: „Alle Zeugnisse
der Alten stimmen darin überein , dass die Umbrer seit den älte-
sten Zeiten in Italien wohnten ; sie trugen daher auch den Namen
Casci, Prise! , d. h. die Alten — , ferner wurden sie Aborigines ge-
nannt. Ueber die von uns hier anticipirte Identität dieser Namen
wird die nöthige Beweisführung im 2. Theile folgen.“ Wir wol-
len die wesentlichsten Momente dieser Argumentation, welche im
45. §. gegeben oder doch beabsichtigt wird, gleich hier mittheiien.
Sie fasst sich dort (S. 144) in den beiden Schlusssätzen zusammen,
dass ein eigenes, Aborigines genanntes Volk in Italien nie existirt
habe, mit diesem Namen vielmehr die ältesten Bewohner Latiums
zwischen Reate und dem lacus fucinus, d. h. die Umbrer, bezeich-
net worden seien. Wir wollen zugeben, dass die erste negative
Behauptung durch die vorhergehende Ausführung (S. 139—43)
erwiesen sei, wiewohl diese Beweisführung unleugbar an manchen
Schwächen leidet. Von der Richtigkeit der zweiten positiven,
können wir uns aber um so weniger überzeugen, da für diese all
und jeder ausdrückliche Beweis fehlt. Der Verf. scheint — denn
bestimmt erklärt er sich nicht darüber — sich dabei besonders auf
die Angabe der Sage gestützt zu haben, welche erzählt (s. S. 139),
die Aborigines hätten die Umbrer aus ihren alten Stammsitzen um
Cutilia und den heiligen See verdrängt; da es nun kein besonderes
Volk der Abor. gab, diese aber doch in die Stammsitze der Unt-
brer versetzt werden, so — schliesst der Verf. — bleibt nur die
Annahme übrig, dass eben die Letztem mit jenem Namen genannt
worden siud. Es ist gewiss eine seltsame, auf keine Weise zu
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Römische Staats- and Rechtsalterthümer.
rechtfertigende Deutnng der Sage, welche das, was diese in einen
feindlichen Gegensatz stellt, mit einander identificirt. Ohne
Frage wäre es weit natürlicher gewesen, unter den Abor., wenn
sie denn kein eigentliüraliches Volk sein können, dasjenige zu ver-
stehen, welches ihnen in der Sage verbunden und befreundet er-
scheint, d. h. die Pelasger. Oer Verf. hätte diese Ansicht uin so
eher adoptiren können , da nach ihm die vorhin genannten Uro-
brer durch die cinwandernden Pelasger wenn auch nicht verdrängt,
so doch unterworfen werden, vergl. S. 136, wo es zwar heisst,
die in die Stammsitze der Umbrer eindringenden Pelasger hätten
„mit diesen verbündet“ die Ligurer und was sonst noch da wohnte,
in der Ebene bekämpft, aber doch aus den gleich folgenden Wor-
ten ...... während die Pelasger von ihren festen Städten herab
die von den Umbrern bewohnte Ebene beherrschten . . . . “ er-
hellt, dass der Verf. sich die Pelasger als Herren, die Umbrer
als Unterworfene denkt. Auch scheint es ihm entgangen zu sein,
dass er, indem er den Namen Abor. auf die Umbrer beschränkt,
diesen doch wieder als den eines besonderen Volksstammes, was
er nicht sein sollte, hinstellt. Offenbar hat er das Richtige ge-
sehen, wenn er S. 140 sagt: „Im Allgemeinen dachte man sich
unter den Aborig, das Stammvolk der Latiner.“ Wenn es aber
wahr ist, dass die Latiner und mit und nach ihnen auch die Rö-
mer unter den Aborig, die ältesten Bewohuer des latin. Landes
verstanden, so konnte der Verf. in ihnen nicht blos die Umbrer
wiederfindeu wollen , denn nach seiner Meinung sind nicht diese
allein, sondern entweder Uinbro-Pelasger oder eine noch bun-
tere Mischung aus Umbrern, Pelasgern, Sabinern, Volskern etc.
als die ältesten Latini anzusehen (S. 137 — 3Sj. Es .ist hier
nicht der Ort, die eben erwähnten schwankenden Hypothesen ge-
nauer zu würdigen; es kam nur darauf an zu zeigen, dass der Be-
weis für die im §. 5 enthaltene Behauptung, der Name Abor. sei
den Umbrern eigenthiimlich, nicht genügt und überdem sein
Inhalt mit den sonstigen Annahmen des Verf. nicht einmal io Ue-
bereinstimmung zu bringen ist. Ganz ebenso verhält es sich mit
den beiden andern Namen Casci und Prisci; ist es auch richtig,
dass durch sie keine besonderen Völkerschaften bezeichnet wer-
den, sondern ähnlich wie mit dem Worte Abor. nur die Vorfahren
der Latiner und Römer oder, wenn man lieber will, die ältesten
Bewohuer der latin. Ebene, so gehörten diese doch nicht lediglich
dem urnbrischcn Stamme an , dem daher auch die erwähnten Na-
men nicht ausschliesslich vindicirt werden können. — Wir kehren
zum §. 5 zurück, ohne uns indess bei den dort gegebenen Notizen
über Ursprung und Ausbreitung des umbrischen Stammes, wie
über seine spätem Schicksale und Institutionen länger aufzuhalten.
Ebenso übergehen wir den ganzen 3. Abschnitt, der von den Osci
und zwar im §. 7 von den Osci- Aurunci , in den §. 8 — 13 von den
Osci Sabelli in der schon im Allgemeinen näher bestimmten Weise
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Naege!<5: Studien üb. allital. n. rüm. Staats u. Rechtsleben. 361
handelt Nur müssen wir namentlich in Bezug auf den sabini-
schen Volksstamm unsere Verwunderung darüber aussprechen
dass gerade bei diesem von der Eigentümlichkeit der Staats- und
Rechtsverhältnisse mit keiner Silbe die Rede ist, wiewohi es an
Angaben darüber keineswegs fehlt und auch, wie wir später sehen
werden, der Verf. die gewöhnliche Ansicht theilt, dass der sabin
Stamm em wesentliches Element zu der ältesten Bevölkerung
Rom s hergegebeu hat und gar manche seiner Institutionen dort-
hin übertragen worden sind.
Zweite Abtheilnng: Die Pelasgcr (S 41—78) Wir
übergehen, was in den §. 15-16 von den Pel. Griechenlands und
Klein-Asiens bemerkt wird, und wenden uns sogleich zum 8 17
der von den Pel. in Italien spricht. Es wird hier — freilich ist
nicht abzusehen, warum gerade an dieser Stelle und nicht gleich
iin Eingänge des Abschnitts — zunächst wieder wie gewöhnlich
von der Etymologie des Wortes mXaoyoi gehandelt, welcl.es, wie
der Verf. glaubt, stets der Gesammtname der in viele kleine
Stämme zerfallenden grossen Nation war (?) und blieb Es scheint
ihm übrigens, dass man den Namen „wohl am richtigsten von einem
m der Sage gefeierten Stammfielden Pelasgus ableitet“ ( S • 45)
was natürlich so gut, wie keine Ableitung ist, da auch der Verf
wohl schwerlich gemeint sein dürfte, den Pelasgus für eine histo-
rische Persönlichkeit zu halten, in den Namen der die betreffen-
den Stimme personificirenden Eponymen aber die der Stämme
selbst mir einfach wiederholt werden. Bekanntlich sind sehr viele
Erklärungen des Wortes Peiasgi versucht worden ; die wenigstens
nach unserer Ansicht wahrscheinlichste von ihnen, nach weicher
Pel. die „Bewohner der Ebene“ bedeutet (s. u. A. Wachsmuth
Griech. Alterthumskunde I. S. 53), scheint dem Verf. nicht be-
kannt geworden zu sein, da er sie nicht mittheilt. Dagegen spricht
er die Ansicht aus, „dass die Pel. noch einen andern, ihre ganze
Nation allgemein Umfassenden Namen, nämlich den der Tvöun-
vol oder TvqOtjvoL geführt zu haben scheinen“, und sucht diese
Annahme, welche bereits von Varro (bei Serv. ad Aen. VI II, 600)
aufgestellt worden, durch fünf hier näher zu prüfende Gründe zu
beweisen (S. 47 fgg ). Zunächst beruft er sich auf die Steile des
Thuc. I. 109 — der Verf. citlrt die Anführung bei Dionys 1
P 20 — , in welcher dieser, von den Bewohnern der Akte spre-
chend, sagt; rö äh jrMörot- JTfAotöj/txöv, täv xcd Atjftvöv noz&
xai Afrr,vag TvgötjväV olxr/auvrcov , indem aus diesen Worten
folge, dass der genannte Historiker Pelasger und Tyrsener durch-
aus für ein und dasselbe Volk halte. Diess ist insofern richtig
als Ihuc. allerdings die Tyrrhener und zwar, was nicht zu über-
sehen ist, die Tyrrh., welche einst Lemnos und Athen bewohn-
ten, zu den Pelasgern rechnet; keineswegs aber ergiebt sich aus
den angeführten Worten, dass er keine andern Pelasger als die
Tyrrhener gekannt , d. h. in dem Worte Tyrrh. nur einen andern
IV. Jahrb. f. Phil. «, Päd. od. Krit. Bibi. Bd. LX. Hfl. 4. 24
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362
Komische Staats- und Rechtsalterthümer.
Namen für Pel. über hau pt gesehen habe. Die Uebersetzung,
welche der Verf. giebt: „die Mehrzahl der Einwohner bildeten
aber doch Pelasger und zwar solche Tyrrhener, die u. s. w.“ ist
offenbar unzulässig, da sie den Sinn der Stelle ganz verfehlt; die-
ser kann, mag man nun räv mit TvgO. verbinden oder, was we-
niger passend ist, auf IltX. zurückbeziehen und TvqO. als Appo-
sition fassen, kein anderer sein wie: die Mehrzahl der Bewohner
bildeten Pelasger und zwar gehörten diese zu den 'l'yrrh., wel-
che u. s. w. Demnach kann die mitgelheilte Stelle recht wohl
zur Stütze der Ansicht, nicht sämmtliche Pelasger hätten den
Namen Tyrrh. geführt, keineswegs aber zum Beweise für die ent-
gegengesetze Meinung des Verf. verwandt w erden (vergl. Waclism.
I. S. 779). Wäre aber auch die durchaus willkürliche Interpre-
tation des Verf. die richtige, so wurden wir in der Ansicht des
Thuc. eben nur die eines einzelnen classischen Schriftstellers
und noch gar nicht ein irgend entscheidendes Argument besitzen.
Diese letztere Bemerkung trifft noch entschiedener den nufer b)
aufgeführten , eine Stelle des Sophokles im liiachus anziehenden
Beweisgrund. Allerdings bezeichnet dort jener Tragiker den Ina-
chus als den Beherrscher der in Argos wohnenden Tyrseuo -Pe-
lasger (psya nQtoßevav .... x«t Tvgßqvcjv Usiaßytäv). Doch
könnte man auch hier entwenden , dass Soph., indem er von tyr-
senischen Pelasgern spreche, auch uoclt andere gekannt haben
könne und werde, von denen er ebeu die argitischen durch jenes
Epitheton habe unterscheiden wollen. Indess wollen wir darauf
kein Gewicht legen, könpen aber die Autorität des Soph. in die-
ser Sache nicht hoch anschlageu, da er als Dichter keinen Beruf
halte, genauere Untersuchungen über sie anzustellen, als Attiker
dagegen sehr leicht in den Fall kommen konnte, die dort früher
ansässigen und ohne Frage allgemein bekannten tyrseu. Pelasger
mit dem ganzen Stamme zu verwechseln. Noch weit geringer ist
die Bedeutung, welche der dritte Gewährsmann des Verf., der
Scliol. ad lliad.16,233 sq., welcher die bekannten Priester des do-
donäischeu Zeus, die Seiloi, Nachkommen der Tyrrhener nennt, in
Anspruch nehmen kann. Es wäre höchst auffallend, wenn die
so oft vorkommenden Namen der Seiloi und Tyrrheni, falls die
Träger derselben wirklich in einer so nahen Beziehung zu einan-
der standen, bei den namhaften Schriftstellern des Alterthums
niemals zusammen genannt würden, und ist daher kaum zweifel-
haft, dass die Angabe des spätem Schol. auf ciuer aus ungenauer
Kenntuiss der Sachlage hervorgegangenen Verwechslung beruht.
— Das vierte höchst unklar entwickelte Argument gründet sich auf
eine Prolepsis, nämlich auf die erst im Folgenden zu beweisende
Annahme, dass in alter Zeit Pelasger aus Kidin-Asien das später
von den Etruskern besetzte Land an der Westküste Italiens be-
wohnt hätten. Nun werden bekanntlich die Etrusker von den
Griechen Tyrrhener , ihr Land Tyrrhenien genannt, eine Denen-
Naegete: Studien üb, aliital. n. röm. Staats- u. Rechtsieben. 863
ming, die nach dar Ansicht des Verf. von den frühem pelasgischen
Bewohnern auf sie übertragen wurde; hiessen die letztem aber
Tyrrhener, da sie doch Pelasger waren, so — dies» scheint die
kaum erkennbare Schlussfolge des Verf. zu sein — ist Tyrrh. eben
nur ein anderer Name für Pelasger. Wollten wir auch zugeben,
dass die erwähnten Voraussetzungen später hinlänglich begründet
werden, was in der That nicht der Fall ist, so könnten sie doch
nur zu dem Schlüsse berechtigen, dass die ältesten Bewohner
Etruriens tyrrhen. Pelasger, nicht aber za dem andern, wesent-
lich verschiedenen , dass die Pel. überhaupt Tyrrhen, waren
oder geuannt wurden. Mithin ist auch dieser vierte Beweisgrund
äusserst schwach. Dasselbe gilt auch von dem noch folgenden
fünften, denn dass „die etymol. Erklärung des Namens Tvggtjvol
unlösbaren Zweifeln unterliegt“, spricht weder für noch gegen die
umfassende Bedeutung, welche ihm vindicirt wird. Im Grunde
enthält also dieser letzte Passus — seltsam genug! — keinen neuen
Beweis für die aufgesteiite Ansicht, sondern nur einen beiläufigen
Excurs über die Etymologie des Wortes Tyrrheni, auf welche der Vf.
später (S. 60 Anm.) nochmals zurückkommt. Demnach unterliegt
es wohi keinem Zweifel, dass es dem Verf. nicht gelungen ist zu
zeigen, dass Tyrrh. ein Gesammtname des pelasgischen Volks-
stammes gewesen sei. Es wird desshaib vorläufig die gangbare
Ansicht, dass die tyrrhen. Pelasger nur ein einzelner Zweig dieser
grossen Nation waren, ihre bisherige Geltung behaupten können.
— Im §. 18 geht der Verf. dann zu den italischen Niederlassun-
gen der Pelasger über und gedenkt zunächst derjenigen, welche
sie in den südlichen Theilen des Landes gegründet iiaben sollen.
Dort werden als ihre frühesten Abkömmlinge die Oenotrer und
Petikelier genannt; ihnen folgten die Mcssapier und Daunier. Der
Verf. ist — mit welchem Erfolge, müssen wir dahingestellt sein
lassen — bemüht, die Wohnsitze dieser verschiedenen Volks-
stämrne möglichst genau festzustellen. Er handelt dann auch
n. A. von ihrem Verhältnis zur oskischen Urbevölkerung und wird
dadurch zn einer — streng genommen — nicht hierhin gehörigen
Erörterung über die in späterer Zeit an der italischen Küste ge-
gründeten griecli. Colonicn und deren Beziehungen za den Be-
wohnern des inneren Landes veranlasst. — §. 20 fgg. haben die
Einwanderungen der Pel. in Ober- und Mittel-Italien zum Gegen-
stände. Wir bemerken hier nur, dass die schon früher erwähnte
Annahme, die der Sage nach im spätem Etrurien sich niederlas-
senden Mäonier oder Lydier seien kleinasiat. Pelasger gewesen,
an dieser Steile nicht bewiesen, sondern eben nur als Hypothese
wiederholt wird (S, 62; vergl. S. 80, wo ebenfalls kein Beweis ge-
führt wird) und S. 64—76 der Verf. die ital. Städte einzeln nam-
haft macht , deren pelasg. Ursprung seiner Ansicht nach gewiss
oder doch wahrscheinlich ist.
Die dritte Abtheilung; Die Etrusker (S. 78 — 130), zerfällt in
24 *
364
Römische Staats- und Rcchtsalterthümcr.
2 Abschnitte, von denen der erste, §. 28 — 35, den Ursprung und
die äussere Geschichte, der zweite, §. 36—42, das innere Staats-
und Privatleben des genannten Volks behandelt. Es ist aber,
damit die angegebene Ueberschrift des 2. Abschnitts nicht zu Irr-
thiimern in Betreff des Inhaltes Anlass gebe, nöthig, denselben
noch näher zu speeißeiren. Es ist dort der Reihe nach die Rede :
1) von der Bundesverfassung; 2) von der Verfassung der einzel-
nen Städte; 3) vom templum (S. 118 — 27); 4) vom Privatrecht
(dem etwa 2^ S. gewidmet sind). — Eine Angabe und Prüfung
des Einzelnen kann hier nicht unternommen werden; jedoch wol-
len wir wenigstens die Ansichten des Verf. über einige Haupt-
punkte in Kürze mittheilen. In Betreff der Abstammung der Etr.
sucht er mit zum Theil neuen Gründen den Beweis zu führen,
„dass sich die Vermuthung rechtfertigen lasse, es seien die unter
dem Namen der Raeti, Lepontii und Camuni bekannten Alpen-
völker die Stammeltern der Etr. gewesen“ (86). Diese Volks-
stämme setzten sich zunächst in dem Lande zwischen den Alpen
und Apenninen fest, überschritten dann die letzteren und breiteten
sich im eigentlichen Etrurien aus (S. 90). Ueber das Verhältnis»,
in welches sie zu den dort Vorgefundenen, altern Bewohnern tra-
ten, wird hinzugefügt: „Wir nehmen an, dass die Etr. sich das
Land unterwarfen , die Städte eroberten und mit deren Einwoh-
nern, d. Ii. soweit diese dem pelasg. Stamme angehörten, allmälig
zu einem Volke verschmolzen, dass dagegen die Umbrer, ihre
Selbstständigkeit hartnäckig vertheidigeud , sich über die Tiber
zurückgezogen haben.“ — Was die dritte Hauptniederlassung der
Etrusker, die in Campanien angcht, so lässt diese der Verf. (mit
Niebuhr gegen Müller) durch die Besetzung Vulturnuras, etwa
283 u. c., ihren Anfang nehmen. — Aus dem 2. Abschnitt heben
wir, um doch wenigstens einen Punkt zu erwähnen, der zudem
eine directe Beziehung zu Rom hat, die Ansicht des Verf. von
dem Verhältnis» der röm. Clientei (wie sie von Dionys, dargestellt
wird) zu den etrusk. Penesten hervor. Sie geht dahin, „dass das
Wesen der röm. Clienlcl dem etrusk. Verhältnisse, welches die
(vorhin besprochene, von Dion, Jtsviarui genannten) Hörigen als
Halbfrcie erscheinen lässt, entlehnt ist“ (S. 114); doch muss in
sofern ein Unterschied statuirt werden, als „jene national-etrusk.
Clientei, auf fremden, d. h. lateinischen Boden verpflanzt, sich
anders, d. h. humaner, freier und würdiger als in Etrurien ent-
wickeln konnte“ (S. 115).
Wir wenden uns zum II. Ilaupttheile: Latium und seine Be-
wohner vor Rom’s Erbauung, dessen erste Abtheilung (S. 133
— 65) die Geschichte der Volksstämme, welche vor und zur Zeit
der Gründung Rom’s das Land bewohnten, enthält. §. 43 giebt
einige Notizen über die physische Beschaffenheit des alten La-
tiums, die unserer Ansicht nach wohl etwas reichhaltiger hätten
sein können , zumal der Verf. sich laut der Vorrede längere Zeit
Naegelä: Studien üb. ailitai. u. röm. Staats- u. Rechtslubcn. 365
in Rom aufgehalten und die Umgebung der Stadt aus einiger An-
schauung kennen gelernt hat. Ueberhaupt sind die Schilderun-
gen des Terrains, welche er hie und da entflicht, weder anschau-
lich genug, noch hinlänglich ausgeführt, so dass sie keineswegs
geeignet erscheinen, genaue und deutliche Vorstellungen zu ver-
mitteln. — Der Name Latium wurde, wie der Verf. nach dem
Vorgänge Anderer anuimmt, dem Lande gegeben, weil es eine
Ebene bildet; er stellt daher das Wort mit campus latus s. latior
zusammen, indem es „das Flachland im Gegensätze zu den ira N.
und O. aufsteigenden Bergen, deren Bewohner daher auch Hernici,
d. h. Felsenbcwohner, genannt wurden“ (S. 135), bezeichne. Diese
Ableitung hat allerdings manches für sich, doch möchte zu bemer-
ken sein, dass latus nicht das Ebene oder Flache im Gegensätze
zum Erhabenen, sondern das Weite und Ausgedehnte im Gegen-
sätze zum Engen und Schmalen bezeichnet; die Latini durften
daher nicht den Hernici gegenübergestellt und auch ihr Name nicht
mit dem der Aequi (die ebenfalls „Flachländer“ gewesen sein sol-
len) gleichbedeutend gesetzt werden (s. die Anin. S. 136). Auch
fuhrt die Bezugnahme auf campus latior zu der irrigen Vorstel-
lung, Latium sei eine Comparalivform; passender war es, au lati-
tudo, latifuudus, laticlavus u. s. w. zu erinnern, wo es ersichtlich
ist, dass der Stamm des W'ortes lati lautete. — Wann der Name
zuerst gebraucht wurde, ist nach dem Verf. ungewiss; wir be-
merkten schon, wie er weder über die Zeit, noch über die Völker-
schaften, welche zuerst die geinciusame Benennung Latiui annah-
men, mit sich einig werden kann, vergl. §. 44, wo von den älte-
sten Bew ohnern Latiums die llede ist. Als solche werden aufge-
lührt Umbrer, Ligurer, Aequer, Ilernikcr, Volsker; in das Land
der Umbrer dringen später Pelasger ein und unterwerfen mit die-
sen (oder an ihrer Spitze) die übrigen in der Ebene wohnenden
Völkerschaften; sie werden aber in Folge einer zweiten grossen
Völkerbewegung durch Umbrer und Volsker vertrieben oder unter-
worfen und die von ihnen gegründeten Städte von Uinbreru, Sa-
binern, Volskern, sowie theilweise von den erst später vorrückeu-
den Etruskern besetzt. „Gerade aber aus dieser Mischung der
Bevölkerung Alt-Latiums bildete sich vielleicht eine von den um-
wohnenden Umbrern, Sabinern u. s. w. verschiedene Nation, die
nun den Namen der Latini als einen gesonderten Volksnaracn
fiilirt “(S. 138). Wir wollen die Möglichkeit zugeben, dass in
der That jetzt erst der Name Latini aufkam, da sich annehmeii
lässt, dass er den Bewohnern der latin. Ebene zunächst von Aus-
sen her gegeben und daun von ihnen selbst recipirt wurde, finden
cs auch nicht unwahrscheinlich, wenn der Verf. „aus dem Ge-
mische der verschiedensten Nationalitäten, welche die Einwohner-
schaft der latin. Städte bildeten, die Selbstständigkeit und Ab-
geschlossenheit derselben dem (spätem) Bunde gegenüber“ ablcilet,
scheu dagegen nicht ein, wie die erwähnte Mischung unter den
366
Römische Staats- und Rechtsalterthümer.
vom Yerf. gegebenen nähern Bestimmungen eine eigentümliche
Nation begründen konnte , denn offenbar ist sie nicht so zu ver-
stehen, als seien in der Bevölkerung aller oder auch nur der mei-
sten iatin. Städte jene verschiedenen Volksstämmc sämmttich
repräsentirt gewesen, vielmehr ist klar, dass, da jeder von ihnen
seine Eroberungen auf eigene Hand unternahm und somit in den
einzelnen unterworfenen Städten immer nur ein einziger die Herr-
schaft erlangte, die Bevölkerung derselben in der Kegel nur aus
zwei Bestandteilen, den Angehörigen des siegenden Stammes und
den besiegten ursprünglichen Einwohnern, falls diese nicht etwa
vollständig ausgetrieben wurden, zusammengesetzt sein konnte.
Die auf solche Weise entstandenen latin. Gemeinden kouuten sich
auch zunächst gar nicht veranlasst sehen , „in ein Bundesverhält-
niss zum Zwecke gemeinschaftlicher Abwehr und Verteidigung
gegen die Angriffe der umwohnenden Volksstämme “ zu treten,
weil von diesen, zu denen ihre Mitglieder ursprünglich selbst ge-
hörten, eine gemeinsame Gefahr für sie nicht zu befürchten
war. Hatte auch das Zusammenwohnen auf einem durch seine
natürliche Beschaffenheit zu einem einigen Ganzen prädisponirteu
Gebiete die notwendige Folge, dass sie mit der Zeit näher an-
einander rückten, so konnte doch, eben weil ihnen die ursprüng-
liche Einheit der gemeinsamen Abstammung fehlte, der engere
politische Verband, zu welchem wir sie später vereint sehen, sich
nur ganz allmälig und unter besonderen , begünstigenden Umstän-
den ausbilden. Diesen aiimäligen Fortschritt der Ehtwickelung
hat der Verf. nicht nachgewiesen; er setzt vielmehr die Entste-
hung des latin. Bundes, so wie dieser in späterer Zeit hervor-
tritt, ohne Weiteres in den Anfang der latin. Geschichte, also in
eine Periode, wo derselbe, falls die Ansicht des Verf. vom Ur-
sprünge der Latini die richtige ist, aller Wahrscheinlichkeit nach
auch noch nicht im Keime vorhanden war. Nur unter der Vor-
aussetzung, welche die Sage festhält, dass nämlich die frühesten
Vorfahren der Latini einem einzigen Volke, den Aborig. Peiasgern
angehörteu, ist es denkbar, dass sie von Anfang an in jener reli-
giös- polit. Verbindung standen, welche sie nach dem Verf. zu
allen Zeiten vereint haben soll. Zu dieser Stammsage der Latini
kommt der Verf. in §. 46 fgg.; wir miisseu es dem Leser über-
lassen, zu beurtheiien, inwiefern es ihm gelungen ist, sie in ihrer
ursprünglichen Form zu reproduciren und seine , wie uns scheint,
im Allgemeinen ganz richtige Ansicht, dass sie in ihren einzelnen
Abschnitten, wenn auch auf ihre Ausbildung die griech. Mytho-
graphie und Poesie grossen Einfluss geübt habe , „zu einem ge-
wissen Theile ihres Inhaltes ächt , d. h. einheimisch - italisch sei“
(S. 156), zu begründen. Wir heben nur die Resultate hervor: in
der Evandersage findet der Verf. die geschichtlich feststehende
Einwanderung der Pelasger angedeutet, die vom Hercules glaubt
er dagegen als einen iutegrirenden Theil der griech. Fabel vou
iogle
NacgeJc : Studien üb, altital. u. röm, Staats- u. Rcclitslcbcii. 3(i7
diesem Heros betrachten zu müssen ; in Betreff der Aeneassago
endlich kommt er zu dem Schlussurtheile, „dass sic zwar aus
Griechenland nach Italien gekommen ist, aber sieh bereits in den
frühesten Zeiten mit dm Localsagen der damals blühenden Städte
Alt- Latiums um so leichter verknüpfte, da ja Pelasger und Tro-
janer aus Klein- Asien nach Westitalien gekommen waren, sie also
den Vortheil gewährte, dass die dunkeln und halbvcrwischten Ge-
stalten der Peiasgersageu wieder aufgefrischt wurden, neues Le-
ben und neue Namen erhielten“ (S. 159 fg.). Es werden nun
auch folgerecht die wirklich historischen Thatsachen, welche, wie
der Verf. glaubt, der Erzählung zu Grunde liegen, in die Zeit
der (umbro-) pelasgischen Herrschaft gesetzt (das Einzelne s. S.
160 61). Hierbei tritt indess die grosse Unwahrscheinlichkeit
hervor, dass die späteren Eroberer des Landes die Stammsagen
der von ihnen unterworfenen oder verjagten Pelasger nicht allein
recipirt, sondern darüber ihre eigenen völlig vergessen haben sol-
len. Der Verf. hatte schon früher, wo von dem Verhältnisse der
rhätischeu Etrusker zu der ursprünglich pelasgischen Bevölke-
rung Mittel-Etruriens die Rede war (s. S. S1 fgg.), etwas Aehn-
liches behauptet. Er nahm dort an, in der Mischung der erobern-
den Etrusker mit den unterworfenen Urbewohnern hätten die letz-
tem das entschieden vorwiegende Element gebildet, so dass grade
ihre Geschichte und Sage von dein neuen, aus jener Verbindung
hervorgegangenen Volke als die seinige anerkannt worden sei.
Aber schon hier ist cs dem Verf. nicht gelungen, dieses Verhält-
nis wahrscheinlich zu machen, wiewohl cs weniger auffallend ist,
weil in der ausgebildeten Nationalsage des spätem Etruriens das
specifisch-etruskische Element wenigstens noch in einzelnen Zü-
gen erkennbar ist, während sich in der latin. von den liistor. Er-
innerungen der zur Herrschaft gelangten Volksstämme auch keine
einzige, deutliche Sage mehr auffinden lässt. Es kommt hinzu,
dass es in Etrurien nur ein einzelner Stamm war, der seine eigeu-
thümliche Sage aufgab, was schon leichter geschehen konnte; für
Latium aber wäre das weit weniger Denkbare anzunehmen, dass
die zahlreichen, verschiedenen Stämme, welche sich dort eine
Herrschaft gründeten, gleichmässig die sagenhaften Traditionen
der von ihnen gewaltsam unterjochten Pelasger zu den ihrigen ge-
macht hätten. S. 166, 4 bemerkt der Verf, „dass die sich unter-
werfende pelasgische Bevölkerung Latiums fortan das flache Land
bewohnte und den Ackerbau und Viehzucht treibenden Theil des
latin. Volkes bildete.“ Es leuchtet ein, dass die kriegerischen
Stämme, welche sich der Herrschaft bemächtigten, schwerlich
geneigt und bereit waren, ihre Geschichte zu Gunsten der Ueber-
lieferungen dieser unterworfenen Classe, welche sie auch in spä-
terer Zeit, wie diess der Verl', selbst weiter unten ausführt, von
jeder Theiluahmc au den staatlichen Rechten cousequcnt ferne
hielten , aufzugeben. Um diess zu glauben, müsste uns der vom
? le
368
Römische Staats- und Rechtsaltcrthiimer.
Verf. vorausgesetzte historische Verlauf durch stichhaltigere Be-
weise, wie er, der sich im Grunde lediglich auf seiue willkürliche
Auslegung der Sage berufen kann, beibringt, erwiesen sein.
Die zweite Abtheilung: Das Nationalrecht der Lalini, zerfällt
in 2 Unterabtheilungen. Die erste derselben: die Bundesverfas-
sung in Alt-Latium, behandelt diese in zwei Perioden, von denen
die erste (S. 168 — 98) die ältesten Zeiten bis auf Rom's Eintritt
in den Bund (zwischen 176 und 120 u. c.), die zweite (S. 198 — ■
228) die folgende Zeit bis zur Vernichtung des latin. Bundes (u.
q. 417) umfasst. — - Die 2. Untcrabtheilung: die Verfassung der
einzelnen latin. Städte (S. 228 — 47), handelt vom latin. Könige und
Dictator, vom Senat der altlatin. Städte, vom latin. Prätor, von
den Ständen in den altlatin. Städten und von den altlatin. Land-
städten oder Colonien.
Der einleitende §. 54 fasst die Ergebnisse der in der ersten
Abtheilung geführten Untersuchung über den Ursprung und die
Bildung der latin. Nation in 5 Sätzen zusammen. Diese hier ge-
nauer zu prüfen, halten wir um so weniger für nöthig, da wir
überzeugt sind, dass man cs auf diesem Gebiete der Forschung
überhaupt schwerlich zu mehr als unsichern Hypothesen bringen
wird, so lange die Grundfragen der Untersuchung keine definitive
und zweifellose Lösung gefunden haben. Es kommt unserer An-
sicht nach zunächst darauf an zu ermitteln, welchem Theile des
später so genannten Latiums dieser Name ursprünglich eigen war,
und wie und in welchen Zeiträumen derselbe seine erweiterte Be-
deutung erhielt (den schwankenden Umfang des latin. Gebietes
hebt auch der Verf. fS. 174, e] hervor). Dann aber ist bei den
in unsern Quellen sich findenden Notizen über Latium, Latini,
latin. Bund etc. für jede derartige Angabe, bevor von ihr ein wei-
terer Gebrauch gemacht wird , festzuseilen , auf welche Periode
der latin. Geschichte und auf welchen Theil des latin. Gebietes sie
sich bezieht. So lange die sagenhaften und historischen Berichte
ohne diese Berücksichtigung der Zeit und des Ortes, für weiche
sie Geltung haben, benutzt werden, kann das Resultat immer nur
ein ideelles Latium sein, dessen wirkliche Existenz nicht nachzu-
weisen und dessen Bestimmtheit mit Widersprüchen behaftet sein
wfrd. Ist man aber der Meinung, dass eine solche Sonderung' sich
nicht durchführen lasse, so thut man am Besten, die Sagen, wie
sie sich eben finden, einfach zusammenznstellen; man entgeht dann
wenigstens der doppelten Gefahr, im Einzelnen eine Reihe von
überflüssigen, weil zu nichts führenden Vermuthungen aufzustel-
len, und im Ganzen eine lediglich auf der subjectiven Vorstellung
des Erfinders beruhende künstliche Geschichte vorzutragen. Y 7 on
unserm Verf. lässt sich nicht sagen, dass er den einzig zum Ziele
führenden streng historischen Weg eingeschlagen habe; er wirft
ebenfalls durchgängig die mannigfaltigen Angaben der alten
Schriftsteller durcheinander und benutzt sie ganz oder theilwcisc,
Naegele : Stadien üb altital. a. röm. Staats- o. Rechtsleben. 369
je nachdem das eine oder andere seinem subjectiven Belieben pas-
send erscheint. — §. 55 untersucht die Frage nach der Zahl der
zum foedus latiuum gehörigen populi oder „souveraincu Stadtgc-
meinden 1 , wie der Verf. hier und an vielen andern Stellen das ge-
nannte Wort übersetzt (a. bes. S. 229). Wir bemerken beiläufig,
dass, um den Begriff eines populus zu erfüllen, keineswegs eine
S t a d t gemeinde erforderlich ist; populus ist jeder Bestandteil
einer natio oder gens, welcher ein selbstständiges politisches Ge-
meinwesen bildet. Das, wie uns scheint, keineswegs zweifellose
Resultat der Untersuchung ist, „dass die Zahl 30 als eine sta-
bile und geweihte sich nicht erweisen lässt, und dass diese Zahl
in Latium ebenso zufällig wie die Zahl 12 in Etrurien ohne allen
Zweifel stabil und heilig war“ (S. 173). — §. 56 fgg. erörtern
den Inhalt des latin. Bundesrechts in seinen Ilauptmomenten, dem
conuubium, commercium, der reenperatio und den concilia. In Be-
zug auf die letzteren wird über den Ort, die Zeit, die Weise der
Beschickung, die Competenz u. s. w. das Notlüge mitgetheilt. —
§. 61 erzählt die Feier der feriae latinac, die folgenden handeln
von den Magistraten des Bandes (dem rex oder dictator latin us
und den praetores).
Wir kommen zur 2. Periode, welche mit dem Eintritte Roms
in den Bund beginnt. Dieser Eintritt war es, welcher, wie der
Verf. glaubt, indem er von Rom gefordert und von den latin.
Städten verweigert wurde, den vicljährigen Kampf des jungen
kriegerischen Staates mit dem lat. Bund veraulasste (S. 202). Lei-
der erfahren wir nicht, was denn Rom, welches der Ansicht des
Verf. zufolge in keinem innern Verhältnisse zum latin. Bundesland
und dessen anfängliche Schwäche er wiederholt der grossen Macht
der latin. Bundesstädte gegcnubcrstellt, bestimmte, die Erfüllung
einer ganz ungerechtfertigten Forderung, von der es sich über-
dem keine erheblichen Vortheile versprechen konnte, durch wie-
derholte Kriege zu erzwingen. Der Verf. behauptet zwar, Rom
sei damals noch zu schwach und unbedeutend gewesen, um, wie
in den Quellen berichtet wird, die Suprematie über Latium in Aus-
sicht nehmen zu können; aber wenn es sich zum Zwecke des Ein-
tritts in den Bund mit den umliegenden mächtigen Städten in einen
Kampf einlassen durfte, so konnte cs diesen auch in der von un-
sern Gewährsmännern angegebenen Absicht eröffnen. In dem
einen wie in dem andern Falle stellte es sich dem ganzen Bunde
feindlich entgegen und in beiden wurde ihm der schwere Kampf
glcichmässig durch den Umstand erleichtert, dass nicht sämmt-
liche Bundesstädte, sondern nur die „Rom zunächst liegenden deu
Krieg führten“ (S. 203). Will man einmal die Erzählung nicht
gelten lassen, dass Rom, weil es nach der Zerstörung Alba’s die
von diesem früher bekleidete Vorstandschaft des Bundes auf sich
übergegangen glaubte, den Krieg mit den widerstrebenden Lati-
nern begonnen habe, glaubt man aunehmen zu müssen, dass Rom
370
Römische Staats- und Rechtsaiterthiimer.
ihrem Bunde ursprünglich völlig fremd gegenüber gestanden sei,
so wird es am Gerathensten sein, die kriegerischen Unterneh-
mungen, welche die röm. Gemeinde gegen ihre latin. Nachbarn
ausführte, auf die Herrschsucht ihrer Mitglieder zurückzuführen,
die um so uugescheutcr hervortrat, da sie wussten, dass sie es
eben nur mit den einzelnen Städten zn thun haben würden. Ue-
brigens erreichte Rom nach dem Verf. seinen Zweck erst durch
die friedlichen Bemühungen des altern Tarquinius und seines Nach-
folgers Serv. Tullius: unter und durch den letztgenannten König
war es, dass Rom „Bundesstadt wurde, die 3 Bundesrechte er-
hielt u. s. w.“ (S. 2U7). Auch zur Zeit des 2. Tarquin, der be-
kanntlich ganz Latium mit List und Gewalt „unterworfen“ haben
soll, war und blieb Rom Bundesstadt wie jede andere; eine
Herrschaft über den Bund übte es in keiner Weise aus (S.
210). Nach Vertreibung der Könige trat daun Rom fiir einige
Zeit aus dem Bunde aus (über die Gründe s. S. 213 fgg.) und
stellte sich in ein feindliches Verhältniss zu demselben, schloss
sich ihm aber, von äussern Feinden und iuuern Bewegungen in An-
spruch genommen, durch den Vertrag des Cassius bald von Neuem
au. „Auch bei dieser Gelegenheit wurde die Bundesverfassung
im Wesentlichen nicht verändert, sondern nur in Einzelnheiten
verbessert“ (S. 217); Rom wurde wieder Bundesstadt, wie es frü-
her gewesen war, und hatte nicht mehr Rechte wie die übrigen
latin. Gemeinden; sein t hatsächlich er Vorrang vor diesen re-
sultirte lediglich aus dem grösseren Eifer, mit dem es seiner Ver-
pachtung, im Falle von Angriffen die bundesgesetzliche Hülfe zu
leisten, nachkam. Dicss ist der wesentliche Kern der Ansicht des
Verf. vom Verhältnisse Roin’s zum latin. Bunde. Sie weicht, wie
man sieht, von den Angaben der Quellen entschieden ab und
könnte nur durch sehr triftige Gründe gerechtfertigt werden, die
wir wenigstens in der sehr weitläufigen, wie gewöhnlich wenig
präcisen Ausführung des Verf. nicht gefunden haben. — Den wei-
teren Verlauf der Kämpfe Rom’s mit den Latinern nach dem gal-
lischen Einfalle stellt §. 72 dar; wir übergehen diese Partie, wel-
che uns übrigens durchaus nicht hierhin zu gehören scheint, wie
die ganze 2. Uuterabtheilung, um für die Besprechung des dritten
Thcilcs einigen Raum zu gewinnen.
Auch dieser dritte und letzte Theil unseres Werkes: Die
Gründung und Erbauung Roin’s (§. 83 — 155), hat 2 Ablheiluugen,
deren erste „die Sagen von der Gründung Rom’s“ behandelt (S.
251 — 458), während die zweite (— S. 536) „die Kritik“ dersel-
ben enthält.
Die Aufgabe, welche der Verf. in der ersten Abtheilung zu
lösen unternimmt, ist „die einheimisch -römische Nationalsage,
soweit sie die Gründung Rom’s schildert, zu entwickeln“ (S. 254).
Da aber die ächte uud reine Sage im Laufe der Zeit durch Grie-
chen und Römer vielfach erweitert und entstellt worden ist, hält
Naegele : Studien üb. altital. u. röm. Staats- u. Rechtsleben. 371
er es für nöthig, sich nach einem Wege nmzusehen, auf welchem
ihre ursprüngliche Form aus den uns vorliegenden Berichten her-
gestellt werden könne. Er findet, „das einzige Mittel, der ver-
wirrten Masse Herr zu werden , ist, durch eine genaue und sorg-
fältige Kritik den Werth der Quellen , in denen jene Sagen auf uns
gekommen gind , zu prüfen und , indem man den Inhalt der bes-
sern Quellen aneinander reiht, so allmäiig das Beste in einer run-
den und geordneten Erzählung vereinigt zu haben“ (S. 254 fgg ).
Demnach untersucht er im ersten Abschnitte „die Quellen der
Sage“ und zwar im ersten Capitel „die römischen Quellen.“
Ueberblickt man die Reihe der in diesem Abschnitte zur
Sprache gebrachten Gegenstände, so stellt sich heraus, dass man-
che von ihnen hier überhaupt nicht hingehören, andere an unpas-
sender Stelle, die meisten endlich in einer Weise besprochen
werden , welche dem Vorgesetzten Zwecke nicht angemessen ist.
Der Grund von alle dem liegt unseres Erachtens in dem Umstande,
dass sich der Verf. über die in diesem 3. Theile zu lösende Auf-
gabe nicht ganz klar geworden ist, dass er die Bedeutung und die
Reihenfolge der in Betracht kommenden Fragen nicht geuau ge-
nug erwogen, namentlich auch die Urgeschichte Rorn’s mit der
Nationalsage der Römer vom Ursprünge ihres Staates ver-
wechselt hat. Wir wollen die Gliederung der Abhandlung, wie sie
auf dem Standpunkte des Verf. sich hatte ergeben sollen, in Kürze
skizziren, weil nur so das eben ausgesprochene Urtheil begründet
und verständlich wird. Nachdem der Verf. die Ansicht adoptirt
hatte, dass die Geschichte der ersten Jahrhunderte Rom’s eine
sagenhafte sei, war zunächst die streitige Frage zu entscheiden,
ob die Römer über die Gründung und ersten Anfänge ihrer Stadt
eine eigene nationale Sage gehabt haben oder nicht. Der Verf.
setzt zwar im Eingänge dieses 3. Theiles das Dasein einer solchen
voraus und konnte sich auch, wie wir glauben, mit dieser ein-
fachen Anerkennung begnügen; da er indess selbst anderer An-
sicht ist, indem er später wiederholt darauf ausgeht, Beweise für
jene Annahme beizubringen und die geätissertcn Zweifel und Be-
denken zu widerlegen , so musste er diese Argumentation nicht
da , wo sie jetzt zu-fiuden ist, sondern eben im Eingänge seiner
Untersuchung .ausführen. Hier war der Ort, die Existenz einer
acht- röm. Nationalsage namentlich gegen die Einwendungen, wel-
che sich auf deu Charakter und die geistige Eigcnthümlichkeit des
röm. Volkes, auf die Weise seiner Entstehung u. s. w. stützen, in
Schutz zu nehmen. An dieser Stelle musste auf die vielen, in Rom
dem Andenken von Personen und Begebenheiten , die in die Zeit
der Entstehung der Stadt gesetzt werdeu , geweihten Locale und
Feste aufmerksam gemacht werden, sofern diese, in welchen sich
die Sage gewissermaassen zu verkörpern pflegt , auf das Dasein
einer solchen entschieden hinweiseu. Es konnte ferner daran er-
innert werden, wie derartige Traditionen auch sonst dem röm.
372
Römische Staats- und Rechtsaltertbiiracr.
Volke nicht fremd waren, wie diess aus den üblichen Tischge-
säogeu, den Naenien, den Ueberliefernngen der einzelnen Fami-
lien u. s. w., deren Erörterung sich hier anzuschliessen hatte, her-
vorgeht. War diese Vorfrage erledigt, so musste zunächst unter-
sucht werden, ob und inwieweit die anzunehmende Nationalsage
in den uns vorliegenden Erzählungen wiedergegeben werde. Zu
dem Ende war es nöthig, auf die Quellen unserer Quellen, d. h.
auf die röm. Annalisten zurückzugehen, um deren Verhältnis» zur
bestehenden Nationalsage festzustellen. Hier war der Ort , die
Behauptung, dass die ältesten unter ihnen die röm. Griindungs-
sage nach griech. Bearbeitungen derselben wiedererzählt hätten,
zu prüfen; es musste ferner aus der allgemeinen Lage der Zeit, in
welcher sie schrieben, aus ihrem persönlichen Charakter und ihrer
amtlichen Stellung, aus der Art und Weise, wie sie anderweitige
vaterländische Quellen bei ihren Darstellungen benutzten , aus der
ThaUache, dass sie die Familienüberlieferungen zu Käthe zogen,
daraus endlich, dass in ihren Erzählungen eben die Namen und
Begebenheiten sich wiederfiuden, denen im Cultus Orte und Fe-
ste geweiht waren, der Beweis geführt werden, dass jedenfalls
die von ihnen mitgetheilte Sage die einheimische, im Munde des
röm. Volks selbst fortlebende Sage war. Hier war dann auch
über die Form, in welcher die Sage sich bis auf die Zeit, in der
jene ältesten Geschichtschreiber auftraten, fortgepflanzt habe, das
Nötbige beizubriugen, vor Allem die Niebuhr’sche Ansicht, dass
sie in grossen epischen Gedichten fixirt gewesen sei, genauer zu
würdigeu. Was von den Annalisten, gilt natürlich ebenso von den
sonstigen Quellen der Schriftsteller, auf deren Berichten unsere
Kenntnis» dieser Dinge beruht. Auch ihre Beziehung zur natio-
nalen Sage musste bestimmt werden, wobei es sich von selbst ver-
steht, dass die auf sie sich beziehenden Notizen nur insoweit zu
benutzen waren, als sie zur Erläuterung jenes Verhältnisses die-
nen köunen. Der Verf. hat in diesem Punkte durchaus nicht
Maas» zu halten gewusst; er theilt sehr Vieles mit, was zwar recht
gut zu wissen, für die hier erörterte Frage aber ganz gleichgültig
ist. — Auf der Basis der vorhin erwähnten Untersuchung konnte
dann aus den uns erhaltenen Berichten die Sage in ihrer ächten
Gestalt reconstruirt und somit zur zweiten Hauptfrage, welches
der ihm zu Grunde liegende historische Kern sei , übergegangen
werden; die Ermittelung desselben ist natürlich nur mit Hülfe von
ausser der Sage liegenden, acht-historischen Nachrichten möglich,
daher die Vorfrage zu lösen war, ob und wo sich solche finden.
Die Beantwortung führte nothwendig zur Erörterung der officiel-
len Aufzeichnungen, die es in Korn gab, der annales ponlißcum,
der libri lintei u. s. w., welche eben so wenig wie die gleich zu
nenuenden schriftlichen Denkmale als Quellen der Sage aufge-
führt werden durften. Es musste untersucht werden, ob und in
wiefern in ihnen Nachrichten über die altestcu Zeiten Uom’s ent-
aogle
ized bj
Naegele : Studien Sb. altital. u. rüm. Staats- n. Rcchtslebeu. 373
halten waren. Ferner war auf die sonstigen Documcnte aus der
Periode der Könige, die leges regiae, die Verträge u. s. w. Be-
zug zu nehmen ; auch die commentarii der pontifices und Magi-
strate mussten genannt und darauf angesehen werden, ob und in
welchem Umfange sie als histor. Quellen benutzt werden konnten.
Es fragte sich sodann , ob die uns erhaltenen röm. und griech.
Schriftsteller oder deren Gewährsmänner von jenen authentischen
Nachrichten Gebrauch machen konnten und wollten, ferner in
welchem Sinne und in welcher Ausdehnung sie dieselben bei Ab-
fassung ihrer Werke wirklich zu Käthe gezogen haben. Alles
diess festgeatellt , konnte dann endlich von den überlieferten Nach-
richten zur Feststellung der röm. Urgeschichte, bei welcher na-
türlich auf die Lage und die Verhältnisse des damaligen Italiens
und namentlich Latiums die erforderliche Rücksicht zu nehmen
war, die entsprechende Anwendung gemacht werden. — In dieser
Ordnung und Folge hätte, scheint uns , die vom Verf. angeregte
Untersuchung fortschreiten müssen ; wie sie jetzt geführt wird,
erscheinen die verschiedenen, im Laufe derselben zur Sprache
gebrachten Momente in einer völlig unpassenden, jedenfalls nur
ganz äusserlichen Verbindung, was freilich nicht ausschliesst, dass
sich in Bezug auf das Einzelne manche vortreffliche, von dem ge-
sunden Urtheile des Verf. Zeugniss gebende Bemerkungen vor-
finden. Wir lassen nunmehr eine meist summarische Ucbersicht
des Inhaltes der betreffenden §§. folgen. — §. 85 handelt von
den geweihten Orten und sonstigen Reliquien, welche in Rom au
die Gründungs- und Uomulussage erinnerten. §. 86 zählt die
röm. Feste auf, welche Personen und Begebenheiten geweiht wa-
ren, welche in jenen Sagen genannt oder erzählt werden. Der
folgende beschäftigt sich mit der Ansicht Beaufort's, Schlegels
etc., dass die ächten öffentlichen Denkmale der röm. Vorzeit, Sta-
tuen, Inschriften u. s. w. im gallischen Brande untergegangen, die
später vorhandenen Gegenstände der Art aber untreue Nachbil-
dungen der älteren Originale oder der Ueberlieferungen von die-
sen gewesen seien und desshalb keinen historischen Werth in
Anspruch nehmen dürften. Es wird recht gut gezeigt, dass der
erwähnte Unfall nicht sämmtliche Denkmale, welche in Rom an
den Inhalt der nationalen Sage erinnerten, habe treffen können,
auch mit Grund bemerkt, dass manche von ihnen auf das Capitol
gerettet worden, dass die Erneuerung und treue Herstellung des
Verlorenen recht wohl möglich war u. s. w. — In §. 88 geht der
Verf. zu den schriftlichen Aufzeichnungen über. Zunächst
werden sehr dürftige, unzusammenhängende Notizen über das
Schreibmaterial, überdas Alter der Schreibekunst in Rom, über
die Verfasser der ältesten schriftlichen Denkmale gegeben. Von
diesen selbst wird zuerst der Inschriften gedacht, von denen „un-
mittelbar auf die Gründung der Stadt sich beziehende wohl nur
weuige überhaupt von Anfang au existirt haben möchten“ (S. 268).
374
Römische Staats- und Rechtsalterthömer.
Die Urkunden über Friedensschlüsse und Bündnisse aus den Zei-
ten der Könige werden übergangen, „weil die Herzählung und Be-
schreibung derselben ausser dem Kreise unserer Untersuchungen
liegt“ (’J). — „Eine bei Weitem wichtigere Quelle für die Auf-
bewahrung, die Ueberlieferung und spätere Bearbeitung der Sage
von den Ereignissen jenes frühesten Zeitraumes bietet sich in den
Annalen der pontificcs dar“ (S. 269). Was uns über diese be-
richtet wird , berechtigt allerdings zu der Behauptung, dass sie
„für die Geschichtschreibung, besonders der ersten 5 Jahr-
hunderte llom’s, von grossem Werthe sein mu86teu“ (S. 273);
als Quellen der Sage können sie nicht gelten, denn mit dieser
stehen sie nur insofern in Verbindung, als die spätem Annalisten
die Mittheilung derselben an die in ihnen gegebenen histori-
schen Daten ankuiipfen mochten. Nicht ohne Grund sagt der
Verf. (S. 271): „diese Jahrestafel stellte dann der pontifex max.
in seinem Hause aiif, damit die Palricier davon Einsicht nehmen
konnten, wesshalb sie auch annaleB ptiblici hiessen“; nur durfte
er sich zu dem Ende nicht auf die Steile des Cicero (de oral. II.
12, 52: potestas ut fieret populo cognoscendi) berufen, denn unter
pop. können hier schon um desswillcn nicht die Patrieier allein
verstanden werden, weil Cicero von der ganzen Zeit, während
welcher diese annales geführt wurden (d. h. bis 624 u. c.), spricht,
also auch die Periode mit im Sinne hat, in welcher der Unter-
schied zwischen Patricicrn und Plebejern keine Bedeutung mehr
hatte. — §. 90 untersucht die Frage nach der Aechtheit der an-
nales, sofern sie die ältere Geschichte Uom’s enthalten haben
sollen. Sie ist bekanntlich und zwar aus dem Grunde verneint
worden, weil die Jahrbücher der früheren Zeit bei der Zerstö-
rung Rom's durch die Gallier vernichtet worden seien. Der Verf.
glaubt sie dagegen entschieden bejahen zu müssen und geht dess-
halb hier auf eine genauere Widerlegung der schon vorher im
Allgemeinen bestrittenen Ansicht ein, dass die ursprünglichen
Denkmale des ältern Rom's im gallischen Brande ihren Untergang
gefunden hätten. Namentlich sucht er sie, unter Hinweisung auf
die Berichte des Livius und Plutarch über die Eroberung der Stadt,
durch die Behauptung zu widerlegen, dass die Römer nach der
Niederlage an der Allia noch Zeit genug gehabt hätten, fortzu-
schatfeu, was ihnen der Erhaltung werth geschienen, indem die
Gallier noch am Abende desSchlachttagcs oder, nach einer andern
Erzählung, gar erst 3 Tage später in die Stadt eingerückt seien.
Gegen dieses Argument möchte indess zu bemerken sein, dass,
wenn sich auch die Ankunft der Gallier verzögerte , man dicss in
Rom doch keineswegs vorhersah, vielmehr dieselbe, nachdem die
Nachricht von ihrem Siege eingetroffen war, in jedem Augenblicke
erwarten zu müssen glaubte und sich ebendesshalb unter Mitnahme
dessen , was man nicht entbehren zu köunen meinte, sogleich in
wilder Flucht auf das Capitol oder in die umliegenden Städte zu
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Naegel6: Studien üb. altital. h. röm. Staats - n. Recbtslcben. 375
reiten suchte. Was nun die auf Ilolztafeln verzeichncten Annalen
betrifft, so wird man diese, deren Forlschaffung überdem nicht
so leicht sein konnte, wohl nicht für wichtig genug gehalten ha-
ben, um ihre Erhaltung mit persönlicher Gefahr zu sichern.
Anders stand es mit dem, was zum religiösen Cultns gehörte, wor-
unter aber nicht „alle mit dem Sacralrechte überhaupt in Ver-
bindung stehende Schriften und Bücher gemeint sind “ (S. 275),
sondern nur die eigentlichen Ileiligthüraer, gewisse heilige Ge-
lasse ti. dergi. verstanden werden können. Diese zu reiten, wird
man allerdings Alles aofgeboten haben, wenn auch aus Liv. V. 50
noch keineswegs folgt, dass sie wirklich gerettet worden sind. Die
noch folgenden Beweisgründe, gegen die sich ebenfalls noch man-
ches erinnern liessc, wollen wir hier um so weniger genauer
durchgehen, da wir mit dem S. 284 gegebenen Resultate dieser
weitläufigen Erörterung: „es lasse sich die Vermuthung nicht recht-
fertigen, dass gerade die wichtigsten Quellen für die Erforschung
der Geschichte der 3 ersten Jahrhunderte und insbesondere die
annalcs pontificura im Brande vernichtet und später durch unter-
geschobene ersetzt worden“, insofern übereinstimmen, als auch
unserer Ansicht nach nur ein Theii von ihnen untergegangen ist.
Wir sehen keinen genügenden Grund, die Angabe des Liv. VI. 1
(. . . et quod, etiamsi quae in commcntariis pontificum aliisqoe
. . . monumentis crant, inccnsa urbe pleraeque intericre) in Zwei-
fel zu ziehen oder ihren Inhalt nicht dem Wortlaute gemäss auf-
zufassen. Denn „beiläufig“ ist sie keineswegs, und wenn es auch
wahr sein sollte, dass dieser Historiker die öffentlichen Denkmale
der röm. Geschichte niemals gelber cingcsehen hat (S. 276), seine
Versicherung mithin nicht als das Resultat eigner Prüfung ange-
sehen werden kann, so wird dieselbe darum doch nicht alsein
willkürlicher subjectivcr Einfall betrachtet werden dürfen; viel-
mehr liegt danu die Annahme nahe, dass sie entweder die allge-
mein herrschende Ansicht oder gar die von bewährten Kennern
der Antiquitäten wiedergebe. — Nachdem die Aechtheit der
pontific. Annalen auerkannt ist, wird sodann in §. öl ihre Glaub-
würdigkeit vertheidigt. Wir bemerken, dass sie, wenigstens was
die ältere Zeit betrifft, doch wohl im Interesse und zum Vortheile
der Patricicr geschrieben waren (s. dagegen deu Verf. S. 285),
deun wenn sic sich auch „auf Schilderung und Entwickelung staats-
rechtlicher Verhältnisse nicht eingelassen haben“, so erzählten
sie doch, „was sich in - und ausserhalb Rom’s Bemcrkeuswerthes
zugetragen hatte“, wobei sich immer Gelegenheit fand , das Par-
teiinteresse wahrzunehmen, geschah es auch nur durch Auslas-
sung des dem Patriciate Nachtheiligen oder durch erweiternde und
ausschmückende Zusätze zu dem, was die Macht und das Ansehen
jenes Standes vermehren konnte. Geberdem denkt sich der Verf.
selbst die Angaben dieser Annalen nicht so kurz und beschränkt,
wie die oben angeführten W'orte vermuthen lassen, denn er findet
376
Römische Staats- und Recbtsaiterthiimer.
es wahrscheinlich , „dass sie von Uebergabe der Stadt an Por-
scnna und von schwerem, den Galliern bezahlten Golde, um da-
mit deren Abzug zu erkaufen, erzählt haben“ (“? S. 28G). Er be-
merkt bei dieser Gelegenheit, v*ie zu vermuthen stehe, dass die
Annalisten bei dieseu und andern Vorgängen die Autorität der An-
nalen verlassen und sich aus Patriotismus der poetischeren Sage
augeschlossen hätten, was wohl richtig sein mag, aber mit der
kurz vorher anfgcstclltcn Behauptung, dass wenigstens die älte-
ren von ihnen jene alte Quelle „sorgfältig“ benutzt haben, nicht
recht in Uebereinstimmung zu bringen ist. — §. 92 — 95 sprechen
von den libri lintei, den „von diesen verschiedenen“ libri magistra-
tuiiin, den tabulae und commcutarii censorum , den übrigen com-
ment. (consulum, quaestorura etc ) und den libri pontificii. ln
der Note 115 (S. 292) finden sich sehr gute Bemerkungen über
den Unterschied der leges regiae und commentarii regura. — Im
§. 96 kommt der Verf. zu den Quellen der Annalisten, aus wel-
chen diese den Inhalt der von ihnen mitgetheilten Sagen schö-
pfen konnten. Es wird der Reihe nach von den carmina conviva-
lia, den Naenien (97), den aus diesen (doch nicht allein 1 ?) hervor-
gegangenen Familienchroniken (98), deren Verfälschung der Verf.
zwar zugiebt, aber erst in eine verhältnisgmässig späte Zeit setzt
(S. 309), gehandelt. Um Missverständnissen vorzubeugen, fügen
wir hinzu, dass der Verf. unter Verfälschung die absichtliche, be-
wusste Entstellung versteht, also den sagenhaften Charakter
dieser Traditionen auch für die ältere Zeit nicht in Abrede stellt.
Wenn er dabei fortwährend gegen Beaufort u. A., die dessen An-
sichten folgen, polemisirt, so ist das offenbar überflüssig und un-
nütz; Beaufort und seine Anhänger bestreiten mit Recht, dass die
erwähnten Chroniken zuverlässige, liistor. Wahrheiten enthalten;
ihre Vorstellung aber, dass sie nichts als Fabeln und Erdich-
tungen bieten, beruht auf ihrer Unkenntniss vom Wesen der Sage,
die im Eingänge der Untersuchung ein für alle Mal hätte nachge-
wiesen werden sollen. — Nachdem in §. 99 noch von den carmina
triumphal, gesprochen worden, wird im Folgenden „der Werth und
die Bedeutung der röm. Volkspoesie im Allgemeinen als Quelle der
Geschichte und insbesondere der ältesten röm. Geschichte beur-
theilt“ (S. 315). Der Verf. widerlegt an dieser Steile Niebuhr’s
Ansicht von den grösseren Epen und deutet S. 321 das richtige
Verhältniss sehr gut an: „die Annalisten haben (ebenso Ennius)
den an sich schon an poetischen und selbst tragischen Momenten
reichen Stoff der ältesten Geschichte, was die einfache Entwicke-
lung der Begebenheiten betrifft, aus den obengenannten officiellen
und öffentlichen Quellen , was die Ausschmückung im Einzelnen
angeht, theils aus den damals noch nicht von griech. Hand ver-
stümmelten (*?) Familien -Memoiren, theils aus der im Volke in
Liedern und mündlicher Ueberlieferung lebenden Sage entnom-
men. 1 ' — Das zunächst Folgende übergehen wir, wenden uns
Naegclö: Stadien ub. altital. u. röm. Staats- u. Rechtlichen. 377
vielmehr sogleich zum §. 103, wo der älteste der Annalisten , die
nunmehr, sofern sie die Entstehungsgeschichte Rora’s in ihre
Schriften aufgenommen haben, der Reihe nach aufgeführt und be-
urtheiit werden, Qu. Fab. Pictor, zur Sprache kommt. Der Verf.
stellt hier wie in den folgenden Abschn. so ziemlich Alles zusam-
men , was wir über diese ältesten röm. Historiker wissen, giebt
also weit mehr wie der Zweck seiner Schrift erforderte. Was
den Fab. Pictor betrifft, so zielt die ganze Darstellung darauf ab,
den Charakter seiner Annalen in ein möglichst günstiges Licht zu
stellen. Der Verf. versichert daher auch, dass sie die Gründungs-
gage aus den besten Quellen und in ihrer ächten Gestalt mitge-
theilt haben, womit freilich die Angabe des Plutarch (Romul. c.3),
Fabius sei in ihr dem Peparethier Diocles gefolgt, in Widerspruch
zu stehen scheint. Es ist daher begreiflich , dass sich der Verf.
bemüht, jener Notiz eine andere Deutung zu geben. Wir wollen
diese gleich hier näher prüfen, wiewohl sich die betreffende Aus-
führung erst an einer spätem Stelle findet (S.407, 2). Die Worte
des Piut. a. a. 0. lauten: tov ds nloxiv fjortog Xöyov fiäXiOra
xal nXdßrovg pciQTvgag tu filv xvgicoxaxa ngäxog dgxovg "EX-
Xrjvag ilgiöwxB dioxXijg 6 TlBnagiföiog , a xal @oißto g TUxtag
lv tofg ittelßioig inrjxoXovdrjßB. Ihr Inhalt ist, diiukt uns, voll-
kommen klar; sie sagen aus, dass Fab. Pictor dem Diocles, der zu-
erst die richtige Erzählung der Gründung Rom's in den Haupt-
punkten den Griechen vorgetragen habe, meist gefolgt sei, d. h.
dessen Erzählung sich zu eigen gemacht, wiederholt habe. Der
Verf. meint zwar, das Verbum htuxoX. bedeute an dieser Stelle
„im Sinne oder Gedaukengange mit Einem übereinstimmend und
Plut. habe nur sagen wollen , „dass die Sage des Fab. mit der
des Diocles übereinstimme.“ Allein trotz der entschiedenen Be-
hauptung: „dass aber inax. gleich wie das Simplex äx. jene abge-
leitete Bedeutung haben kann, sagt jedes gewöhnliche Lexikon“,
müssen wir gegen die hier gegebene Erklärung des Wortes einen
ebenso entschiedenen Protest einlcgen. äxuX. hat allerdings zu-
weilen den vom Verf. angenommenen Sinn (von inax. steht diess
nicht ebenso fest), aber keineswegs in der behaupteten Allgemein-
heit; es giebt nämlich den Begriff des „sich Anschliessens“ auch
da nicht auf, wo es eine übertragene Bedeutung hat, und heisst
demnach, wo diese eintritt : übereinstimmen mit Jemandem in sol-
chen Gedanken udü Ansichten , die man von ihm erfahren und an-
genommen hat. Wenn aber der Verf. die mitgetheilte Angabe
des Plut um desswillen nicht gelten lassen will, weil sic den
Worten desselben Schriftstellers im Rom. c. 8 fin. ( <av xä nXüöTa.
xal (Paßiov Xiyov zog xal xov Ilenag. sdioxXiovg, og Öoxsi ngä-
rog ’PoTftrjg xxißiv ixdovvai xxX.) widerspreche, so ist dieser
Grund nichtig, weil der vorausgesetzte Widerspruch in der That
nicht stattfindet. Dass an dieser Stelle „Fabius vor Diocles ge-
nannt“ und „beide Schriftsteller coordinirt werden“, kann einen
i\. Jahrbb. f. Phi l. u. Piid. Oil. Krit. Bibi . Bd. LX, Hfl. 4. 23
378
Römische Staats- und Rechtsalterthümer.
solchen natürlich nicht begründen , ebenso wenig der Umstand,
dass „dort von einem ixaxokovdüv nicht mehr die Rede ist“,
(indirect wird indes« dieses Verhältnis« in den Worten aparrog
ixöovvai angedeutet). Nur insofern könnte die Uebereinstim-
rnuug in Zweifel gezogen werden , als Plut. in der ersten Stelle
sagt: jrpcärog i£töax$, in der zweiten dagegen doxel ng. «cd.,
wenn nämlich der Verf. Recht hat, dass auch an dieser letztem
tlg Tovg"Ekkrjvug zu ergänzen ist. Aber der Grund, den er für
diese seine Ansicht auführt: „wollten wir die Stelle wörtlich neh-
men , so müsste Diocles älter als Hetlanicos und Dionys. Chalci-
(lens, sein, die ja bereits von Rom’s Gründung gesprochen hatten“,
ist nicht stichhaltig ; auch hebt er die Bedeutung desselben selbst
wieder auf, indem er hinzufügt: „Plutarch meint hier die Grün-
dungssage von Romulus und Rcmns , wie sie die Römer kannten“,
wiewohl uns diese Erklärung nicht die richtige zu sein scheint.
Wir sind vielmehr der Ansicht, dass Plut. allerdings sagen wollte,
Diocles habe zuerst die röm. Gründungssage überhaupt ver-
öffentlicht, wogegen der eben angeführte Einwand, dieselbe sei
schon vou den griech. Logographen behandelt worden, nichts ver-
fängt , weil Plutarch entweder davon keine Kenntnis« oder selbst-
s t an di ge Schriften über die Gründung Rom's im Sfitfie hatte,
als welche die beiläufigen Angaben jener Historiker, wie sich von
selbst versteht, nicht gelten können. Ist aber die gedachte Er-
gänzung nicht nölhig, so kann auch die in Zweifel gezogene Ue-
bereiustimmung gewahrt werden, was, wenn es geschehen kann,
auch geschehen muss, ln onserm Falle scheiut die erforder-
liche Ausgleichung ziemlich nahe zu liegen. Nachdem Plut. im
cap. 3 gesagt hat, Diocles habe zuerst den Griechen das Richtige
über die Gründung Rom’s mitgctheilt , fügt er im cap. 8 hinzu, er
scheine überhaupt zuerst eine xr lOig 'Päfiyg herausgegeben zu
haben, durch welche streng den Worten des Schriftstellers sich
anschliessende Interpretation unsere obige Vermuthung, Plut.
habe keiue ältere xr. P. im eigentlichen Sinne des Wortes gekannt,
bestätigt wird. Demnach widersprechen sich die beiden Steilen
durchaus nicht, vielmehr fügt die zweite zum Inhalte der ersten
nur etwas hinzu. Darum muss auch die in dieser letztem gege-
bene Notiz , dass Fabius dem Diocles gefolgt sei, so lange als
richtig gelten, bis nachgewiesen worden ist, dass Plut. hier keinen
Glauben verdiene. Wir unsererseits sind sehr geneigt anzuneh-
men, dass es mit dem Berichte desselben seine Richtigkeit habe;
den Umstand, dass er vom Diocles nicht mit grösserer Bestimmt-
heit spricht, erklären wir uns daraus, dass er dessen Schrift nicht
mehr vor sich hatte; seine Nachricht aber über das Verliältniss
des Fabius zu den Griechen scheint er uns aus den Annalen des
letztem selbst geschöpft zu haben. Uebrigens folgt aus dieser
Angabe noch keineswegs, was Andere daraus geschlossen haben,
dass die röm. Gründungssage ein griech. Machwerk sei. Diocles
NaegeU: Studien üb. altital. u. röm. Staate- u. Rechtsleben. 379
kann sie recht wohl in Rom selbst aus dem, was er dort hörte,
zusammengesetzt haben , wobei cs dann freilich an Ausschmückun-
gen nicht gefehlt haben wird. Diese aber müssen ja doch zuge-
geben werden und werden auch von unserm Verf. selbst für die
Zeit der altern Annalisten nicht in Abrede gestellt; ein Mehr oder
Weniger begründet hier natürlich keinen wesentlichen Unter-
schied. Nimmt man nun an, dass Fabius wirklich dem Griechen
naebgearbeitet habe, so erklärt sich auch die auffallende Erschei-
nung , dass dieser sowohl wie die nächstfolgenden Aunalisteu sich
der griech. Sprache bedienten, wenigstens weit leichter. Auch der
Vf. hat sich diese eigentluimliche Thatsache nicht recht zu deuten
gewusst; jedenfalls weist sie auf eine Kenntniss und Geltung des
Griechischen hin, w ie mau sie für die Zeit der ersten puuischcn Krie-
ge auzunehmen im Allgemeinen bisher wenig geneigt gewesen ist.
§. 104 spricht von den ältesten epischen Dichtern der Körner:
Naevius und Enuius; im §. 105 sqq. folgen die übrigen älteren An-
nalisten: Ciucius Alimentus, Acil. Glabrio, Cato, Postum. Albinus,
Servius Fab. Pictor. Alle diese bisher genannten Annalisten sind
nach der Ansicht des Verf. in ihren Erzählungen der röm. Anfänge
itn Wesentlichen der ächt-röin. Nationalsage gefolgt. „Dagegen
haben dig noch übrigen Annalisten des 7. Jahrh. das Studium der
raterländiMhen Lilteratur entweder vernachlässigt oder fremde
Dichluugen ifv^ie eingeführt oder gar in der Absicht, die Sage
zur Geschichte zu machen, d. h. aus der Sage das mährchcnhaft
Unmögliche in historisch Mögliches umzudeuten , die Sage völlig
vernichtet und Sclbstersonncnes an ihre Stelle gesetzt“ (S. 343).
Was den zuletzt erwähnten Vorwurf betrifft, so möchten wir auch
bei d en älteren Annalisten keinen so unbefangenen, kindlich-nai-
ven Sinn voraussetzen, um zu glauben, dass sie nicht versucht
haben sollten, sich den Inhalt der Sage irgendwie verständlich zu
machen. Will man auch zugeben, dass den Römern in der äitern
Zeit ein .nicht minder treuherziger Glaube an die Gebilde der
dichtenden Phantasie eigen war wie den Griechen, und kann man
auch ferner einräumen, dass dieser Glaube in den mittleren und
unteren Schichten des Volkes auch noch im Zeitalter der put-
schen 'Kriege zu finden sein mochte, so wird er dagegen in den
gebildeteren Classen damals schwerlich itoih lebendig gewesen
sein. Staatsmänner wie Fabius und Cineiqs, deren amtliche Stel-
lung schon, wenn man die damals bereits schon vorgeschrittene
Ausdehnung der röm. Herrschaft in Erwägung zieht, reife, im
Denken geübte Geister voraussetzt, die iiberdem ohne Frage schon
mit griech. Philosophie und mit griech. Bilduug überhaupt ver-
traut geworden waren, werden sich einer rationalen Auslegung der
Sage kaum haben enthalten können, haben sich gewiss den Inhalt
derselben, wenn auch noch mit einer gewissen Schüchternheit und
keineswegs durchgreifend, plausibel zu machen gesucht. Uebrigens
werden von deu spätem Annalisten genannt: Culpurn. Piso (§.110),
25 *
V ENIYERSITY
380
Römische Staats und Rechtsalterthümer.
Sempron. Tuditanus, Cass. llemina, Cu. Gellius, Licinins Maccr,
Valerius Antias u. a. weniger bedeutende. Es folgen nun die
Historiker (§. 114) Sallust, Corn. Nepos, dann Varro (§.115 —
18; der Inhalt seiner antiquitates rerum diviuar. et hnmanar. wird
sehr genau angegeben), Livius (§. 119); Virgil und Ovid (§. 120)
sehliessen die Reihe der röm. Quellen.
Mit §. 121 beginnt das 2. Capitel: die griechischen Quellen.
Der Verf. theilt die bei den griech. Schriftstellern sich findenden
Sagen in zwei Classen , deren erste „solche Erzählungen von den
Anfängen der Stadt Rom enthält, die, rein griechische Erfindung,
noch keine oder doch nur sehr geringe Spuren von Einmischung
einheimisch-röm. Sagen an sich tragen, deren zweite dagegen sol-
che Sagen aufweist, die entweder geradezu röm. oder röm. und
griech. Erzählung gemischt enthalten“ (S. 382). Von jener Gat-
tung und den Autoren, auf welche sie zuriiekgeht, ist im §. 122
die Rede; von dieser in den folgenden. Wir übergehen, was
über die der altern Zeit angehörigen Quellen bemerkt wird, sehen
uns aber veranlasst, auf die höchst besonnenen und nicht ungün-
stigen Urtheile aufmerksam zu machen, welche der Verf. über
die hierhin gehörigen Werke des Dionys. Halic. (§. 125), Strabo
(§. 126) und Plutarch (§. 127) fällt. — Im §. 128 werden die Ar-
gumente, welche Schlegel u. A. zum Beweise des griech. Ur-
sprungs der Romulussage geltend gemacht habe»;' zusammenge-
stellt und mit widerlegenden Bemerkungen , die nicht immer zu-
treffen , begleitet, während der folgende §. die Gründe entwickelt,
welche gegen den griech. Ursprung sprechen.
Zweiter Abschnitt: Die Natioualsage der Römer von der
Gründung ihrer Stadt. — Diese wird hier einfach in der Gestalt,
welche der Verf. für die ächte und ursprünglich -röm. hält, er-
zählt, so jedoch, dass in den Anmerkungen die Varianten ziemlich
vollständig und nicht selten mit Angabe ihrer Quelle und Veran-
lassung hinzugefügt werden. Wir müssen gestehen, dass (der
Verf. im Allgemeinen mit richtigem Takte das Ursprüngliche her-
ausgefunden hat, wenn man auch, was sich von selbst versteht,
im Einzelnen nicht immer beistimmeu kann. Die Erzählung, wel-
che bis zur Apotheose des Romulus geht, zerfällt in 3 Abschnitte,
die durch zwei räsonnirende § auseinander gehalten werden, von
welchen der erste eine Zusammenstellung und Prüfung der Nach-
richten über den Namen und die Schutzgottheit der Stadt Rom,
sowie über Jahr und Tag ihrer Gründung giebt (§. 131), der
zweite einige Ausschmückungen , welche die Sage vom Raube der
Sabinerinnen nach der Ansicht des Verf. in späterer Zeit erfah-
ren hat (die Benennung der Curien nach den 30 geraubten Mäd-
chen, die Privilegien der röm. Frauen), behandelt.
Die zweite Abtheilung: Kritik der Sage von der Gründung
Rom’s, beginnt mit einer abermaligen topograph. Schilderung der
latin. Ebene, welche besonders die Lage der Ilügel, auf denen
»gle
Naegete: Studien üb. allitai. u. röm. Staats- u. Rechtslebeu. 381
sich die Weltstadt erhob, verdeutlichen soll, ihren Zweck aber
keineswegs erreicht. Die nächsten §§. 136 — 40 besprechen die
Niederlassungen, welche schon vor Rom’s Erbauung auf einigen
dieser Hügel bestanden haben sollen. Wir verweilen einen Au-
genblick beim §. 138 , wo vom mons Aventinus die Ilede ist. Nach
der gewöhnlichen Erzählung hat bekanntlich Remus, als die bei-
den Brüder die Entscheidung ihres Zwistes über den Ort der neu
zu gründenden Stadt von einem Gottesurtheile abhängig gemacht
hatten, vom aventin. Hügel aus den Himmel beobachtet, während
Komulus auf dem palatiu. Berge die Auspicien nahm. Von die-
sem Ereignisse sollte, wie Festus und Paul. Diac. s. v. Remurinus
ager berichten , ein auf der Spitze des Aventin liegender Ort Re-
moria seinen Namen tragen. Nun aber gab es nach denselben
Autoren noch einen zweiten Ort Remoria oder Remona, der in
Verbindung mit dem Remurin. ager als die possessio oder habita-
tio Remi bezeichnet wird und nach Dionys. I. p. 73, welcher ihn
als die von Remus für die zu gründende Stadt bestimmte Localität
auffasst, 30 Stadien von Rom entfernt an der Tiber lag. Niebuhr
nimmt demnach (und mit ihm, wenn auch in den näheren Bestim-
mungen abweichend, W. Gell und O. Müller) zwei Orte desselben
Namens an, von denen der eine auf dem Aventin, der andere
4 Miglien unterhalb Rom gelegen habe. Nur der letztere aber
scheint ihm mit Remus in einem gewissen Zusammenhänge zu ste-
hen, wenigstens stellt er die Beziehung desselben auf den Aventin
in Abrede, wobei er sich auf die Angabe des Ennius stützt, dass
Romulus auf dem Aventin die Auspicien genommen habe. Der
Verf. kann sich indess, wie es scheint, mit dieser Ansicht nicht
befreunden; er meint, die beiden Stellen des Festus und Dionys,
seien lückenhaft und verdorben, was richtig ist, und unterstützten
sich nicht, was doch der Fall sein möchte, da aller Wahrschein-
lichkeit nach der von Dionys, seiner Lage nach bestimmte Ort mit
der einfach als solche bezeichncten habitatio Remi des Festus der-
selbe ist, „und werden ausserdem bedeutungslos , wenn man den
Ennius richtig versteht, wo sich dann zeigt, dass Remus auf dem
Aventin den Himmel beobachtete und Romulus zu ihm eilend erst
von dort aus die 12 Geier erblickte“ (S. 464). Diese Erklärung
des Ennius, welche schon S. 429 Anm. 168 mit einem „vielleicht“
aufgestellt wurde, ist offenbar unzulässig, weil gewaltsam. Ue-
brigens findet die Variante der Sage , auf welche sie Bezug nimmt,
ihr Gegenstück in einer andern , die sich bei Plutarch. Rom. 9 fin-
det; hier wird nämlich erzählt, dass Remus zum Romulus ge-
kommen und diesem erst daun das günstige Auspicium zu Theil
geworden sei. — Müller’s Erklärung des Namens Remuria, nach
welcher er den „Ort des Unglücks“ bezeichnen würde, hat, wie
uns scheint, manches für sich, wenn auch die Zusammenstellung
mit remores aves noch keine Ableitung ist. Gewöhnlich bringt
man das Adjectiv remores mit dem Verbum remoror („die auf-
382
Römische Staats- und Rechtsalterthumer.
oder zurückhaltenden“) in Verbindung, was wenig angemessen er-
scheint. Vielleicht möchte das Wort auf den Namen mor (m mo-
rior, mors, Mord etc.) zurückztifiihren sein und mit eben diesem
der alte Name des Aventin, Murcns (s. Paul. Diac. s. v.), im Zu-
sammenhänge stehen. Dass dann auch der Name Re-mus eine
verwandte Bedeutung habe, wollen wir wenigstens als eine nicht
fern liegende Möglichkeit andeuten. Von dem alten Namen des
Aventin haben wir so eben gesprochen; dem Verf. scheint die An-
gabe des Paul. Diac , die er doch selber anführt, entgangen zu
sein; er meint: „wenn der Berg vor Rora’s Erbauung überhaupt
einen Namen getragen hat, so wird man am Besten mit Varro an-
nehmen, er sei von dem altlatin. Könige Aventinus benannt wor-
den“ (S. 455). Wir glauben, dass der Berg bis zur Ankunft der
Latiner, denen er bekanntlich als Wohnstätte angewiesen wurde,
seinen ursprünglichen Namen Murcus fortgeführt hat, dann aber,
wie diess Varro ebenfalls andeutet, von diesen advenis Aventinus
genannt wurde, welchen Namen die latin Bewohner später auf
einen ihrer sagenhaften Könige, der diesem Umstande erst seine
Entstehung verdankte, zurückführten.
Wir kommen nun endlich zur Hauptsache, zur Ansicht des
Verf. von der Entstehung und ersten Entwickelung desröm. Staa-
tes. Er spricht dieselbe in einer Reihe von sogenannten „Grund-
sätzen“ aus, von denen wir wenigstens einige sammt den für sie
beigebrachten Gründen etwas schärfer ins Auge fassen wollen.
Der erste geht aus von der, wie der Verf. glaubt, schon im zwei-
ten Theile erwiesenen Thatsachc (s. §. 76. S. 232 sqq , wo man
aber genügende Beweise vergeblich suchen wird), dass „zur
Zeit der Gründung Rom’s in den latin. Städten der Tiberebene
und vou da sich über ganz Latium verbreitend eine mächtige
Staatsumwandlung und Verfassungsveränderung stattfand, in Folge
deren die bis dabin bestandenen monarchischen Verfassungen ge-
stürzt und an ihre Stelle eine republikanisch aristokratische Be-
herrschungsform trat“ (S. 474), und behauptet nun, dass „das
vertriebene albanische Königsgeschlecht sich , begleitet und ver-
stärkt von einer Anzahl ihm treu gebliebener adliger Geschlech-
ter sammt deren Clienten und Angehörigen, auf dem nur von we-
nigen Hirten bewohnten palatinischen Berge ansiedelte.“ Die
Argument«, durch welche diese Annahme gestützt wird, sind die
folgenden. Zunächst soll nur durch sie die höchst auffallende
Erscheinung erklärlich werden , dass wir von den ferneren Schick-
salen der gens Silvia, , jenes mächtigen u. Jahrhunderte lang in Alba
herrschenden Geschlechtes,“ in unsern Quellen keine zuverlässigen
Nachrichten mehr finden. Hier wird zuvörderst die Existenz der
alban. Königsfamilie als historisch sicher vorausgesetzt, während
wir sie doch lediglich aus der Sage kennen; cs wird ferner ihre
Vertreibung als eine ausgemachte Thatsache angenommen, was
sie nicht ist, und endlich die Nothwendigkeit, gerade von ihrem
Naegele: Studien üb. altital. u. rinn. Staats- u. Rechtsleben.
ferneren Geschicke zu erfahren, postulirt, da diese doch — dünkt
uns — ebenso gilt für die herrschenden Familien der übrigen
latin. Städte hätte gelten sollen , über welche die Quellen ein noch
tieferes Schweigen beobachten. Denn dass sie uns von dem Schick-
sale des alban. Königshauses gar nichts berichten, kann man nur
dann behaupten, wenn man, wie unser Verf, die betreffenden
Angaben willkürlich für später erfundene Liickenbüsser erklärt
oder ebenfalls wie der Verf. Nachrichten erwartet, die zur Be-
stätigung von Ereignissen dienen sollen, für die es keine andere
Gewähr giebt, als die willkürliche subjective Ansicht. Wir fin-
den, dass die Sage, indem sie von dem, was sich nach dem Aus-
züge seiner beiden letzten Sprösslinge mit dem königl. Geschleehte
von Alba zugetragen, im Wesentlichen nur das Eine erzählt, dass
dasselbe mit Numitor ausgestorben sei, mit sich in vollster Ue-
bereinstiinmung blieb und eben das berichtete, was sie berichten
konnte und musste. Von ihr zu fordern, dass sie von den Schick-
salen der ver tri c b e u en Königsfamiiie erzähle, ist ganz unge-
hörig, da sie von einer solchen Vertreibung nichts weiss; sie
lässt auch nach dem Aufbau ltom’s das Königthum in Alba Fort-
bestehen, wie es ja auch in andern latin. Städten noch später Kö-
nige giebt. Will man sie zur Basis einer historischen Anschau-
ung machen, so wird man nicht umhin können anzunehmen, dass
nur eiu Zweig des alban. Königsgeschlcchtes Ilom gegründet habe
und zwar nicht in Folge einer gewaltsamen Vertreibung, sondern
nach friedlicher Uebereinkunft mit den zurückbleibenden Glie-
dern. Demnach ist die Beweiskraft dieses ersten Arguments eine
äusserst geringe; es gründet sich auf eine Reihe von willkürlichen
Annahmen, die säinmtlich das zu Beweisende bereits voraussetzen.
— Die folgenden Beweisgründe haben sämmtlich einen negativen
Charakter, denn durch sie wird nicht die Ansicht des Verf. ver-
theidigt, sondern eine andere, die nämlich, dass Rom eine Co-
lonie von Alba sei, bekämpft. Es wird mit Recht bemerkt (S.
477), dass von einer „solennen“ Colonie die Nationalsage nichts
wisse, wobei es indess in hohem Grade auffällt, dass der Verf. auf ,
das Schweigen derselben an dieser Stelle Gewicht legt, während
es ihm in Bezug auf den vorhin besprochenen Punkt gleichgültig
gewesen ist. Uebrigens ist es nicht recht klar, gegen wen der
Verf. eigentlich poiemisirt; er sagt zwar (S. 476): „die meisten
griech. und röm. Schriftsteller gehen von dejn Gedanken einer
geordneten, von Alba nach den Tiberhügeln gesendeten Colonie
aus“ und beruft sich zu dem Ende auf Livius, Cicero, Dionys.,
Plutarch u. s w. Aber alle diese Schriftsteller haben, wenn sic
Rom direct oder indirect als eine alban. Colonie bezeichnen, nicht
jene eigentliche, geordnete, solenne Colonie, sondern nur den
Umstand im Sinne, dass die Gründer der Stadt von Alba ausge-
gangen waren. Sic sprechen also gar nicht eine kritische Ansicht
aus, sondern theiieu lediglich den Inhalt der Sage mit. Auch
384
Römische Staats und Rechtsalterthümer.
darin, dass einige der genannten Autoren eine Theilnahme der
Albaner an der Unternehmung de» Romulus aunehmcn, sofern sie
einen Theil des niedern Volks sich diesem auschliessen lassen,
wird Niemand die Ansicht ausgesprochen finden , dass llom eine
alban. Colonie im eigentlichen Sinue des Wortes gewesen sei,
denn es enthält dieser Zusatz nichts, was nicht auch in der ge-
wöhnlichen Sage berichtet wurde. Allerdings aber setzt diese,
wie wir schon oben bemerkten, das vollste Einverständniss der
zur Gründung Roms ausziehenden Albaner mit den zurückblei-
benden voraus, und sie verfährt dalief auch wieder ganz conse-
quent, wenn sie nach der Gründung ein freundschaftliches Ver-
hältnis der Städte fortdaueru lässt, mit welchem der viele Jahre
später ausbrechende Krieg keineswegs, wie der Vcrf. meint, im
Widerspruche steht. Uebrigens vergesse man nicht, dass wir hier
immer nur die Untersuchung des Verf. im Auge haben und den
Inhalt der Sage lediglich gegen seine Angriffe in Schutz nehmen,
wobei es dahingestcHt bleiben muss, ob die Wahrscheinlichkeit
desselben nicht aus gewichtigeren Gründen io Zweifel gezogen
werden kann. — Unter 3. schliesst der Verf., dass, weil Rom
In der ältesten Zeit nicht zum iatin. Bunde gehört, sondern den
latin. Städten wie eine fremde Macht gegenüber gestanden habe,
es unmöglich eine Colonie Aiba’s sein könne. Wir halten diese
Folgerung schon desshalb für unzulässig, weil es an und für sich
durchaus nicht unmöglich ist, dass Rom alban. Colonie und doch
nicht latin. Bundesstadt war. Freilich wissen wir von dem Ver-
hältnisse, in weichem die sogenannten alban. Colonien zur Metro-
polis Btanden, so gut wie nichts, aber soviel möchte sich doch
immer behaupten lassen, dass eine Colonie einer altlatin. Bundes-
stadt als solche noch nicht gleichberechtigtes Mitglied des Bundes
war. Es ist vielmehr nicht unwahrscheinlich, dass solche Pflanz-
städte, ähnlich wie die spätem röm. Colonien, iu ein durchaus ab-
hängiges Verhältniss zur Mutterstadt traten, woraus von selbst
folgt, dass, wenu sie, wie diess von Rom anzuuehmen sein würde,
sich später unabhängig machten, sie dadurch zunächst wie der
Mutterstadt selbst, so auch den mit dieser im Bunde stehenden
Gemeinden als eine fremde Macht gegenübertreten mussten. In-
zwischen ist es nach dem Verf. noch gar nicht so gewiss, dass
Rom ursprünglich in keiner Beziehung zum latin. Bunde staud;
er sagt: „es scheint so“ und beruft sich zu dem Ende auf Strabo,
„der bemerke, dass die latin. Städte sich so wenig um Rom wie
um Alba lange bekümmerten.“ Hieraus musste aber, wenn man
consequeut verfahren wollte, gefolgert werden, dass auch Alba
in keinem derartigen Verhältnisse zum latin. Bunde gestanden habe,
zu welcher Annahme der Verf. indess am Allerwenigsten geneigt
sein dürfte. Ueberhaupt ist die Autorität des Strabo, auf welche
der Verf. mit Recht so viel giebt, seiner Ansicht vom frühen Be-
stände des latin. Bundes nicht sehr günstig, denn dieser Schrift-
Naegele : Stadien üb. altital. □. röm. Staats- u. Rcclitsleben. 385
steiler stellt für die Zeit der Entstehung Rom’s eine die Gcsammt-
heit der latin. Städte umfassende Verbindung ausdrücklich in Ab-
rede, indem er berichtet, dass die Bewohner Latiums sich damals
in eine grosse Zahl von oft sehr kleinen, ganz auf sich selbst be-
schränkten Gemeinwesen isolirt hätten. Auch kann natürlich der
Umstand, dass Rom später mit dem latin. Bunde oder mit einzel-
nen Gliedern desselben Krieg führte, nicht zum Beweise gegen
die Ursprünglichkeit des Zusammenhanges angeführt werden; die
Beweiskraft desselben fallt durch die Annahme, dass Rom die
Ausdehnung seiner Herrschaft im Auge hatte und sich dcsshalb
die einzelnen latin. Städte zu unterwerfen suchte. — Ein ferneres
Argument gegen die albati. Colonisation liefert dem Vcrf. die phy-
sische Beschaffenheit des palatin. (und capitolin ) Hügels, welche
diesen zu einer Ansiedlung so wenig geeignet mache, dass mau
ihn nur gezwungen und von der höchsten Noth gedrängt, zu einer
solchen habe wählen können. Es wird hier namentlich die be-
schränkte Oberfläche dieser Anhöhen, welche zum Baue der Woh-
nungen wie zur Gewinnung des fruchttragenden Bodens nicht den
erforderlichen Raum gewähre, ferner die sumpfige Beschaffen-
heit des Erdreichs in der am Fusse dieser Hügel gelegenen Ebene
und endlich die pestartige Luft, welche in diesen Niederungen
herrsche, hervorgehoben. Was die zuerst erwähnte Schwierig-
keit betrifft, so möchte der Nachdruck , welchen der Verf. auf
dieselbe legt, doch etwas zu stark sein; bemerkt er doch selbst
an einer früheren Stelle, dass die Localität des palatin. Berges
diesen vor allen andern Hügeln der Gegend zu einer Niederlas-
sung tauglich erscheinen lassen konnte, sofern die auf dem Gipfel
desselben sich ausdehnende Fläche hinlänglichen Raum zum An-
bau gewährte und seine steilen , abschüssigen Seitenflächen schon
durch ihre natürliche Beschaffenheit gegen etwaige Angriffe sicher-
steilen (vergl. §. 139). Doch solche Widersprüche kehren nur
zu häufig wieder; sie finden sich sogar auf einer und derselben
Seite, wie wenn der Verf. hier dem Cicero, welcher (de republ.
11. 3 sqq.) aus dem eben erwähnten Gesichtspunkte die Zweck-
mässigkeit der Romulischen Anlage ins Licht stellt, vorrückt, er
habe die „natürliche“ Festigkeit des Ortes, von welcher er aller-
dings spricht (s. die Worte: ex omni parte arduis praeruptisque
montibus etc.) , nicht berührt und auch nicht nachweisen können,
doch aber gleich nachher bemerkt: „den Palatinos konnten die
Gallier allerdings nicht erstürmen und wir bemerkten ja auch oben,
dass er der festeste der Tiberhügel war“ (S. 480), da gerade
dieser Hügel wenigstens für die Zeit des Romulus allein in Be-
tracht kommt. Dass der durch ihn gebotene Raum nicht eben be-
deutend war, muss zugegeben werden; es wird aber auch Nie-
mand behaupten wollen, dass die Zahl der Colonisten sehr gross
gewesen sei, und jedenfalls konnte die Menge der Ankömmlinge,
wie diese vom Verf. bestimmt werden , auch nicht gerade gering
386
RSniisrhe Staats- und Rechtsalterthümer.
sein, da zu diesen nicht blos das mächtige Geschlecht der albnn.
Könige mit den ihm befreundeten Familien, sondern auch die
Gcsatnmtheit derer, welche sich ihnen aus den untern Volksclas-
scn anschlossen, sowie die auf und in der Nähe des Palatins ver-
einzelt wohnenden Hirten gehört haben sollen. Freilich be-
durften diese keines Acker- und Baulandes, denn sie pflegten da
zu erndten, wo Andere gesät hatten; sie lebten, wenn man deni
Verf. glauben will, lediglich vom Raube. Nichts destoweniger
scheinen sie sich doch nicht mit der obern Bergfläche begnügt zu
haben, denn wie der Verf. selbst später nachweist, schloss das
ursprüngliche pomoerium der Stadt wenigstens einen Theil der
am Fusse des Berges liegenden Ebene ein, woraus sich zugleich
crgiebt, dass die vorhin erwähnte Sumpfluft doch wohl nicht so
gefährlich war, wie der Verf. voraussetzt. Eben diess möchte
auch daraus zu schliessen sein, dass Sabiner und Etrusker sich
schon bald nach Gründung der Stadt den Albanern anschlossen,
was sie, war die Localität wirklich so wenig einladend, schwer-
lich gcthan haben würden, da für sie, auch wie der Verf. jenes
Hinzutreten auffasst, eine Nöthigung dazu nicht vorlag. Ausser-
dem spricht die, wie es scheint, begründete Meinung des Verf.,
dass schon vor der Gründung Rom’s auf dem palatin. Hügel meh-
rere Niederlassungen bestanden, seh| entschieden dafür, dass der
Ort den Anforderungen, welche man damals in dieser Beziehung
machte, wirklich Genüge leistete. War er aber auch nicht ge-
rade der geeignetste, so mochte man eben keinen bessern zu fin-
den wissen; jedenfalls dürfte der von der natürlichen Bestimmt-
heit des Locals hergenommene Einwand in der angeregten Frage
keine sonderliche Bedeutung in Anspruch nehmen. — Der fünfte
und letzte Grund, weichender Verf. geltend macht, stützt sich
auf die Eigcnthümlichkeit der röm. Verfassung. Diese, meint
Hr. N., hätte mit der alban. übereinstimmen müssen, wäre Rom
von dort aus gegründet worden; nun aber weiche sie von dieser
entschieden ab, denn sie kenne — und diess ist der einzige, nam-
haft gemachte Unterschied — einen anf Lebenszeit gewählten
König, während in den iatin. Städten ein vom röra. rex sehr ver-
schiedener Dictator au der Spitze stehe. W'ir bemerkten schon
oben, dass die wesentliche Aenderung der Verfassung, welche um
die Zeit der Gründung llom’s in den Iatin. Städten stattgefunden
haben soll, nur eine zur Erklärung jener Gründung erdachte Hy-
pothese ist. Auch ist das Wesen der Iatin. Dictatur zu wenig be-
kannt, als dass sich entscheiden liesge, in wiefern sie dem röm.
Königthume ähnlich oder unähnlich war, denn dasg der Iatin.
Dictator in späterer Zeit manche Functionen ausübt, die mit denen
der röm.Consuln übereinstimmen, entscheidet noch nicht über die
eigenthiimliche Bedeutung seines Amtes und beweist namentlich
für die ältere Zeit gar nichts. Wir erinnern hier an die Würde
des röm. Dictators, dessen Einsetzung doch wohl schwerlich, wie
Naegelä: Stadien fib. altital. d. röm. Staats- n. Rechtsleben. 387
der Verf ., welcher schlechthin jeden Zusammenhang desselben
mit dem latin. in Abrede stellt, zu glauben scheint, ein nur röm.
Gedanke ist. Wird ja doch auch der Dictator Cluiiius von Alba
ebenso wie der von Caenina in den Quellen rex genannt, was doch
jedenfalls, wenn wir auch dem Verf. einräumen wollen, wofür
indess die Beweise fehlen, dass der einzig ^richtige Name dieser
Heerführer Dictator sei, darauf hinweist, dass ihre Macht und
Würde der des röm. rex nicht unähnlich war. Es ist desshalb
noch gar nicht so ausgemacht, dass der aufgestellte Unterschied
wirklich vorhanden war, wobei wir die sich leicht aufdrängende
Frage, ob das alban. Königthum, auch wie es vor Itora's Grün-
dung bestand, mit dem spätem röm. nicht vielleicht von gleicher
Art und Bedeutung gewesen , nicht näher untersuchen, auch die
Möglichkeit nicht urgiren wollen, dass die Absendung der Colonie
nach Rom slaltfinden konnte, bevor der Sturz des Königthums in
Alba erfolgte. Im Wesentlichen war nach dem Verf. die ver-
misste Uebcreinstimmung doch vorhanden: in Rom wie in Alba
„war die adelige Geschlechtergemeinde der Träger der Souverä-
netätsrechte“ (S. 483) und zwar von Anfang an. Diess ist nun ge-
wiss höchst auffallend: in Alba stürzen die Geschlechter das Kö-
nigthum, um selbst die Herrschaft an sich zu nehmen; die königl.
Familie flieht und mit ihr apjlere, die, — sollte man denken — mit
jenem Sturze nicht einverstanden, das Königthum in seiner ur-
sprünglichen Macht und Geltung erhalten wollten. So war es
aber nicht; sie nehmen vielmehr auch in Rom die oberste Gewalt
für sich in Anspruch und das Königthum ist es zufrieden, womit
im Grunde für beide Seiten die Nöthigung zur Flucht und zu
einem ihnen doch schwerlich zusagenden Banditenleben (s. S.
481, b) wegfiel. Auch verträgt es sich mit der zugegebenen Ue-
bertragung der Souveränetät an den Adel sehr schlecht, wenn die-
ser „die einheimischen Verfassungsformen nur in soweit in der
neuen Heimath einführte, als diese mit den alten ererbten An-
sprüchen des Königsgeschlechtes vereinbar erschienen“, also die
Souveränetät n ich t in Anspruch nahm, da unter die ererbten
Ansprüche jedenfalls der auf Erhaltung der königl. Würde in ihrer
früheren Form und Geltung gehörte. Indirect giebt der Verf.
hier zu , dass das röm. Königthum mit dem alban. übereinstimmte,
während doch „Rom von Anfang an eine Königswürde besass, wie
sie Alba longa niemals gekannt hatte“ (ebend.). Man sieht, auch
dieses Argument ist nicht entscheidend , und so bliebe die Mög-
lichkeit immer noch bestehen, dnss Rom eine Colonie von Alba
war, und diess um So mehr, da die vom Verf. angenommene Ur-
sache der Gründung gar keine Beweise gefunden hat. Ueber die
vielen und starken Unwahrscheinlichkeiten, an welchen diese Hy-
pothese sonst noch leidet, wie dass von ähnlichen Vorkommnissen,
wie in Alba, will man die betreffende Auslegung der Sage einmal
gelten lassen, stattfanden, in den übrigen latin. Städten gar nicht
388
Römische Staats- und Reclitsalterthümcr.
die Rede ist, wiewohl hier dieselbe Ursache dieselbe Wirkung
hätte haben müssen, dass die edelsten Geschlechter Alba’s, wel-
che jedenfalls auf einer nicht niedrigen Stufe der Bildung
standen, ein wüstes Uäuberleben begonnen haben sollen, dass sie,
die sich doch wohl von denen der andern latin. Städte nicht we-
sentlich unterschieden, plötzlich von einem ausserordentlichen
Kriegs- und Kampfesmuthc erfüllt wurden, während in den übri-
gen latin. Städten die Bewohner, also auch namentlich die herr-
schende Aristokratie, in Folge der fortgeschrittenen Cultur einer
weichlichen Schwäche anheim gefallen waren — wir wiederholen
übrigens in diesen Gegenbemerkungen immer nur Aeusscrungen
des Verf. selbst — , dass jenes auf Raub und Plünderung gestellte
Treiben sich mit einem geordneten Staats wesen, wie es vom Verf.
auch schon für die Zeit des Uomnlus anerkannt wird, sich nicht
verträgt u. s. w , wollen wir nicht ausführlicher sprechen. Ebenso
können wir den Inhalt der nächsten Grundsätze nur summarisch
andeuten, müssen indess vorher noch auf die Bemerkung über das
röm. Königthum, welche der Verf. S. 483 in der Anm. 196 ans-
fiilirt, aufmerksam machen. (Wir heben besonders die, wie uns
scheint, sehr richtige Ansicht hervor: „die königliche Gewalt
scheint je nach der Persönlichkeit ihres jeweiligen Trägers eine
ganz verschiedene zu sein“). — Der zweite Grundsatz (§. 144) be-
hauptet, dass die auf dem palatin. Hügel gegründete Stadt „auf
den Grund und nach dem Plane des etruskischen Stadt-Templum
erbaut worden sei“; der dritte hat die Erweiterung derselben
durch Bevölkerung des Intermontium, d. h. der Waldschlucht
zwischen den beiden Höhen des capitolin. Hügels, zum Gegen-
stände. Der genannte Ort ist der des Romulischen Asyls, „wel-
ches, will man es nämlich durchaus nur als Dichtung gelten lassen,
dann den röm. Grundsatz: in novo populo ubi omnis repentina
atque ex virtute nobilitas sit futurum locum forti ac strenuo viro
vertreten mag“ (S. 489). Die Hinzutretenden waren übrigens
„vor dem Gesetze fliehende Verbrecher, ihrem Herrn entlaufene
Sclaven und flüchtige Schuldner“ (!). Sodann ist von den ersten
ernsthaften Kriegen Rom’s mit seinen Nachbarn, zu denen Frauen-
raub den Anlass gab, die Rede; die wichtigste Folge derselben
ist die staatliche Vereinigung der Sabiner mit den Albanern. Wir
verweilen bei dem Einzelnen nicht und bemerken nur, dass der
Verf. an der bekannten Erzählung festhält, nach welcher Titus
Tatius, der König von Cures, mit einem Heere zur Bekämpfung
der Römer ausgesandt, seine Ileimath aufgegeben und sich den
bisherigen Feinden angeschlossen hat und zwar im Grunde nur
dcsshalb , weil ihm und seinen Gefalteten die Gesellschaft der Al-
baner zusagte. Wie sich mit solchem Beginnen ein geordnetes
Staatswesen, wie es doch für jene sabinische Stadt vorausgesetzt
wird, vertrage, sehen wir freilich nicht ab. Dann ist doch die
Nachricht des Dionys., welcher berichtet (s. den Verf. S. 491
Naegeli : Studien üb. altital. n. röm. Staats- u. Rechtsleben. 389
•
Anm. 203), es seien bei dieser Gelegenheit nur einige sabin. Ge-
schlechter in Rom zurückgeblieben, bei Weitem wahrscheinlicher,
zumal für sic auch der Umstand spricht, dass noch später einzelne
sabin. gentes (wie die des App. Clausus) ihren W'ohnsitz nach
ltoin verlegten. Wir heben diesen Punkt besonders der allge-
meinen Bemerkung wegen hervor, dass es uns nöthig scheint, bei
der Untersuchung über die älteste italische und namentlich röm.
Geschielte einmal die gentes und deren Wesen zur Grundlage
der Betrachtung zu machen.
Der vierte Grundsatz (§. 146) handelt vom dritten Volksele-
mente der röm. Nation, dem etruskischen. Als Resultat der Un-
tersuchung ergiebt sich hier, „dass nach der in Rom verbreitet-
sten (3) Sage schon unter Romulus eine bedeutende etruskische
Einwanderung in Rom stattfand und zwar so, dass ein grosses
Kriegsheer unter Anführung eines Lukumonen Coelius Vibenua
aus Solonium sich auf dem mons Querquetulanus (dem spät. Coc-
lius) ansiedelte dass daneben nun aber noch eine andere,
abweichende Erzählung in Rom existirt zu haben scheint, nach
welcher C. Vibenna erst unter Tarquinius Priscus nach Rom kam
u. s. w.“ (S. 499 fgg.). — §. 147 giebt die Grundzüge der auf
der Eintheilung in drei Volksstämme (Ramnes, Tities, Luceres)
beruhenden ältesten röm. Staatsverfassung“ und beantwortet dem-
nach drei Fragen. Die erste derselben: „wurde die Eintheilung
des röm. populus in drei tribus mit der Gründung der Stadt ins
Leben gerufen?“ wird bejaht, ebenso die zweite: „beruhte die-
selbe auf den im röm. Volke enthaltenen drei verschiedenen Volks-
elementen, dem latin. , sabin. und etruskischen?“ (§. 148); die
dritte: „wie ist der Widerspruch zu heben, dass a) nach der
etruskischen Sage (nur nach dieser?) der dritte oder tuskische
Stamm in der ältesten Volkseinthcilung bereits mitbegriffen ist und
dieser Stamm dennoch erst 138 Jahre nach Erbauung Roms dort
einwandert; b) nach der röm. Sage der etrusk. Stamm zwar von
Anfang an Rom bewohnt, jedoch minder berechtigt als die zwei
andern Volksstämme erscheint?“ giebt Anlass zu einer weitläufi-
gen Erörterung , die wir uns zum Schlüsse noch etwas näher an-
sehen wollen (sie fiudet sich im §. 149 fgg.). — Der Verf. spricht
hier die Ansicht aus, dass, wenn auch Caeles Vibenna erst unter
dem ältern Tarquin nach Rom gekommen sein möge, jener andern
Erzählung, nach welcher er an der Spitze eines etrusk. Heerhau-
fens dem Romulus gegen die Sabiner Hülfe leistete, doch insofern
eine gewisse Wahrheit zukomme, als sie auf eine schon unter Ro-
mulus stattfindende etrusk. Einwanderung schliessen lasse. Wir
sehen zu dieser Annahme keinen genügenden Grund, glauben viel-
mehr, dass jene Variante der Sage, welche die Etrusker schon
zur Zeit des Romulus einwandern lässt, dem Umstande ihre Ent-
stehung verdankt, dass die allgemein angenommene Erzählung die
Bildung sämmtlicher drei Stämme auf Romulus zurückführte. Da
390
Römische Staat«- und Rechlaalterthümer.
man nämlich den Namen des dritten Stammes von Lucumo herlei-
ten zu müssen glaubte, lag es uahe und musste sogar, wenn man
über die Consequeuzen dieser Ableitung genauer mit sich zu Ualhe
ging, notli wendig erscheinen, schon in der romulischen Zeit
Etrusker in Rom auftreten zu lassen ; wer daher jene Erklärung
des Namens Luceres billigte und sich der spätem etrusk. Einwan-
derung erinnerte, setzte diese in eine frühere Periode hinauf.
Wir halten die Erklärung wie der übrigen Stammnamen so be-
sonders die der Luceres für unrichtig, die letztere schon desshalb,
weil sie nicht eiumal leistet , was sie offenbar leisten sollte, denn
Lucumo ist bekanntlich keiu Eigen-, sondern ein Gattungsname,
oder wenn man lieber will, ein Titel, und konnte daher nicht der
persönliche Name des Anführers der Luceres sein, wie er doch
nach der Voraussetzung, dass sämmtliche Stämme von ihreu Füh-
rern benannt seien , hätte sein müssen. Daher scheint uns auch
die Annahme, dass die drei Stämme schon in der Romulischen Pe-
riode augeordnet wurden, nicht durch die andere bedingt zu sein,
dass die Etrusker schon damals ein wesentliches Element der röm.
Bevölkerung bildeten. Der Verf. ist, wie wir schon sahen, ande-
rer Meinung; er nimmt allerdings mit uns an, dass der Ursprung
der Luceres in die Zeit des Roinulus fällt, hält aber dieselben für
eingewanderte Etrusker. Weil diese der Sage nach dem Romulus
zu Hülfe zogen, als er uoch den Sabinern feindlich gegenüber
stand, ist ihm „dieser tuskische Stamm in seiner Vereinigung mit
den latin. Albanern (Ramues) älter als der sabinische und so eine
geraume Zeit hindurch mit den Ramues allein“ (S. 518). Er wird
sich also wohl, da die Albaner sich gleich uach Gründung der
Stadt politisch und militärisch organisirten (S. 51ü) und die bei-
den hinzutretenden Stämme die Verfassung des ältesten annalmten
(S. 517), noch bevor die Sabiner aufgenoinmen wurden, mit den
Albanern zu Einem populus vereinigt haben. Es gab demnach in
Rom ursprünglich eine alban., dann eine albau. -etruskische Volks-
gemeinde. Unsere Quellen wissen bekanntlich von alledem nichts;
sie erkennen, wenn sic auch die Entstehung der drei Stämme in
die älteste Zeit setzen, für diese doch nur zwei völkerschaftliche
Bestandthcile des populus an, die erst nach der Aufnahme der
Sabiner von Romulus in Gemeinschaft mit Titus Tatius die be-
kannte einheitliche Organisation erhalten. Den Zeitpunkt, in
welchen diese letztere und damit der eigentliche Anfang des röm.
Staates uach der gewöhnlichen Erzählung fällt, nimmt auch der
Verf. als den richtigen an, womit denn allerdings die eben er-
wähnte früher fallende Vereinigung der Luceres mit den Ramues,
eine Vereinigung, die schon desshalb eine innige genannt werden
muss , weil diese Etrusker eine Anzahl etrusk. Institutionen —
u. a. auch die ebenfalls von Romulus begründete Clientei — In den
röm. Staat eingeführt haben sollen, wieder sehr zweifelhaft wird.
Doch wollte man auch zugeben, dass dieser Verband nur ein aus-
Naegeld: Studien üb. alütal. u. rom. Staats- u. Rechtsleben. 391
serlicher gewesen sei, der das Moment der staatlichen Einheit
noch nicht in sich atifgenommen iiatte, so muss es doch gewiss
sehr auffallend erscheinen, dass die Luceres bei der Constituirung
des Staates in der Reibe der zu demselben zusammentretenden
Stämme die dritte und nicht die zweite Stelle einnehmen , da ihre
Unterordnung unter die beiden andern Stämme erst in eine spä-
tere Zeit fällt. „Von Anfang an scheinen die drei Stämme einan-
der im Wesentlichen gleichberechtigt gewesen zu sein“ (S. 518).
Diese Gleichheit nahm nämlich nach dem Verf. ein Ende, als die
auf dem cölischen Berge wohnenden Luceres den beideu übrigen
Stämmeu gefährlich zu werden drohten-, man zwang sie, ihre bis-
herigen Wohnsitze aufzugeben und sich im sogen. Tuscus vicus
(einem Thaie zwischen dem capitoiin. und palatin. Hügel) nieder-
zulassen (S. 519). Varro und A. erzählen diess bekanntlich von
den etrusk. Schaaren, die unter Caelcs Vibenna den cölischen
Berg besetzt hatten. Hier begreift sich die Sache, denn cs war
sehr natürlich , dass die röm. Gemeinde einen Haufen bewaffneter
Fremdlinge sich nicht in ihrer unmittelbaren Nähe wollte fest-
setzen lassen. Wie ihr aber von einem iutegrirenden Bestnnd-
theile , als welcher ja der tuskische Stamm anzusehen ist, Gefahr
drohen konnte, das bedarf wenigstens einer besondern Erklärung;
gross konnte dieselbe für die beiden andern Stämme keinen Falls
sein, da diese bei Weitem festere Wohusitze hatten wie die Lu-
ceres uud die letzteren „den in seiner numerischen Grösse über-
haupt geringeren Stamm bildeten“ (S. 520). Die Folge des aus-
gebrochenen Zwistes aber war, dass dem Stamme der Luceres „die
unmittelbare Theilnahmc an der Repräsentation in der Köuigs-
wiirde, im Senate und in den Priesterämtern entzogen wurde“,
wiewohl er „der Inauguration wegen“ nicht ganz unterdrückt wer-
den konnto. „Von nun au werden wohl iatin. und sabiu Könige
gewählt, aber keine luskischen, 200 Senatoren, 100 ramnit. und
100 titiensische gab es, der Luceres geschieht keine Erwähnung“
(S. 520). Demnach fällt diese Unterdrückung uoch in die Regie-
rungszeit des Roraulus, sie fällt ferner in denselben Zeitpunkt, in
welchen die polit. Organisation des röm. Volkes (auch vom Verf.
S. 503 fgg.), also auch die Theilung in drei Stämme gesetzt wird;
das Verhältniss der Gleichberechtigung hört mithin für die Luce-
res in demselben Augenblicke wieder auf, in welchem es seinen
Anfang genommen hat'.! — Die Frage, wie dieser dritte Stamm
aller Rechte beraubt werden und doch immer „ein Grundmoment
rler röm. Verfassung bleiben konnte, indem die Zahlen 3 und 30
durchweg unaugetastet bleiben mussten“ (S. 521), und noch man-
che andere, die nicht füglich umgangen werden konnten, werden
vom Verf. gar nicht aufgeworfen und uoch weniger beantwortet.
Uebrigens bleiben auch jene Zahlen nacli seiner Darstellung kei-
neswegs unangetastet, weder bei der Bildung des Senats (s. oben),
noch auch da, wo es am Ersten zu erwarten war, beiden Priester-
392 Römische Staats- and Rechtsalterthümer.
thümern, deren Organisation vielmehr die Zahl 2 (d. h die der
noch übrigen beiden Stämme) zur Basis hatte (S. 520, a). Dass
die letztere, freilich nicht neue Annahme haltbar sei, möchten
wir sehr bezweifeln, weil, wenn die Priestercollegien in der Zahl
ihrer Mitglieder die Grundbestandtbeilc des röm. Volks repräsen-
tiren sollten, diese doch jedenfalls später, wo die Luceres als
gleichberechtigter dritter Stamm (nach dem Verf. : von Neuem)
hinzutraten, eine entsprechende Vermehrung erfahren musste. —
Indess verlor dieser dritte ursprüngliche Stamm nicht blos seine
politische Bedeutung, er starb auch allmälig aus, wie sich schon
daraus ergiebt , dass auf dem von ihnen bewohnten mons Coelius
später die latin. Albaner angesicdelt wurden (S. 523), wobei der
Verf. nur vergisst, dass die Etrusker diesen Hügel zum grössten
Theile hatten verlassen müssen, um im vicus Tuscus ihre Wohn-
sitze zu nehmen, ferner auch aus dem Umstande erhellt, dass „in
den durch das Aussterbeu des dritten Stammes zusamraenge-
schmolzenen populus von Tullns Hostilius alban. Bürger aufge-
noinmcn wurden“ (a. a. O ), wobei ausser Acht gelassen wird, dass
die Luc. schon lange nicht mehr zum populus, d. h. zur herrschen-
den Gemeinde, gehörten. — Das Gesagte wird, denken wir, ge-
nügen, um darzuthun, dass es dem Verf. nicht gelungen ist, die
Existenz eines dritten, aus Etruskern bestehenden Stammes für
die Zeit des Romulus nachzuweisen. Wir fügen hinzu, dass nach
seiner Ansicht unter Tarquin dem Aeltern eine neue Einwande-
rung von Etruskern stattfand, die in den dritten schon bestehenden
Stamm der Luceres, welcher jetzt seine alten Rechte wiederer-
hielt, eintraten (S. 522; vergl. 532). Diese Aenderung der Ver-
fassung ist ihm neben den übrigen in die Zeit der drei letzten Kö-
nige fallenden Um Wandlungen derselben eines der Momente,
welche deren Regicrungszeit charakterisiren. Die übrigen sind
die grossen in jene Periode fallenden Bauwerke (S. 522 — 25), die
grosse durch den Vertrag mit Carthago erwiesene (3) Seemacht
llom's und gewisse Aenderungen im Cuitns, welche nachweislich
durch etruskischen Einfluss herbeigeführt worden sind. Indess
ist der Verf. doch der Ansicht, „dass das etruskische Element sich
niemals in dauernder Weise geltend zu machen wusste“ (s. den
Schluss §. 155). Auch glaubt er nicht, wie wohl manche Neuere,
dass Rom „sein schnelles Aufblühen seiner auf der Verschmelzung
so verschiedener Volksstämme beruhenden Nationalität zu danken
hat“, erblickt vielmehr den wahren Grund „in der wahrhaft ver-
zweifelten Lage der ersten Ansiedler und der hieraus entsprin-
genden Thatkraft und Einheit in ihrem ersten und entscheidenden
Zusammentreffen mit den Nachbarn, endlich aber in dem kraft-
und haltlosen , uneinigen Wesen der latin. und etrusk. Bundes-
städte“ (S. 535).
So haben wir denn den Inhalt der vorliegenden Schrift, so-
weit es au diesem Orte geschehen konnte, möglichst vollständig
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Naegelä : Stadien üb. altital. u. röm. Staats- u. Rechtsleben' 393
und treu mügetheilt. Sollen wir nun zum Schlüsse unseres Be-
richtes ein Gesammturtheil über denselben abgeben, so wird die-
ses dahin lauten müssen , dass er unsere Erwartungen nicht be-
friedigt hat. Wir hatten gehofft und glauben zu dieser Hoffnung
durch den Titel der Schrift, so wie durch einzelne in der Vorrede
und an anderen Orten gegebene Andeutungen berechtigt gewe-
sen zu sein, der Verf. werde in seinem Werke die Geschichte und
Institutionen der vorröm. italischen Völkerschaften zu dein Zwe-
cke untersuchen und darstellen, um den Ursprung und die An-
fänge des röm. Staats- und Rechtslebens zu verdeutlichen. Wir
erwarteten daher, es werde von den staatlichen und rechtlichen
Einrichtungen der altital. Völker nur in so weit, aber in dieser
Beschränkung zugleich vollständig und erschöpfend die Rede sein,
als sie auf die Gestaltung des röm Staates nach der Ansicht des
Verf. einen bestimmten, nachweisbaren Einfluss ausgeübt ha-
ben, von dieser Gestaltung des röm. Gemeinwesens aber in der
Weise gehandelt werden, dass sich deutlich und bestimmt heraus-
stelle, in welchen Punkten gie den vorhin erwähnten Einfluss er-
fahren habe. Nun werden zwar die Geschichte und Institutio-
nen der vorröm. Völker Italiens ausführlich erörtert, doch ist
diese Ausführlichkeit leider so gross, dass jener beschrankende,
der Sache selbst aber wesentliche Gesichtspunkt völlig ausser Acht
gelassen zu sein scheint Hat nun auch die ganz unabhängige Be-
trachtung des genannten Gegenstandes ohne Frage ihren nicht
geringen Werth, so gehörte sie jedoch einmal nicht hierhin und
hat zudem, da die Beziehung anf Rotn dem Verf. doch wenigstens
in allgemeiner Vorstellung vorschwebte und jedenfalls den freien
Lauf der Untersuchung hemmte, nicht mit der Schärfe und um-
fassenden Genauigkeit geführt werden können, die erforderlich
war, wenn irgend bedeutende und stichhaltige Resultate gewon-
nen werden sollten Von solchen sind daher auch nur wenige an-
zntreffen; was in den Abschnitten des Werks, welche wir hier im
Auge haben, die Probe bestehen kann, ist zum allergrössten
Theile längst bekannt; das Neue, was der Verf. hinzufügt, ist
meist von derselben Art, wie die Ansichten und Behauptungen,
deren Beweisführung wir im Obigen näher untersucht haben. —
Was aber die Erörterung der röm. Staats und Rechtsverhältnisse
betrifft, so enthält diese, wie wir gesehen haben, im Wesentlichen
nichts als eine Wiederholung der schon oft vertheidigten Ansicht,
dass die röm. Nation aus drei verschiedenen Volksstämmen er-
wachsen sei , mit einigen näheren Bestimmungen und Modificatio-
nen, die unserer Ueberzengnng nach auf allgemeine Anerkennung
nicht rechnen dürfen. Die Hauptsache ist eigentlich gar nicht
zur Sprache gebracht worden, denn wir erfahren von der Einwir-
kung, welche jeder dieser drei Stämme vermöge seiner völker-
schaftlichen Eigentümlichkeit auf die Ausbildung des röm. Staats-
und Rechtslebens ausgeübt hat , wenig oder nichts , während doch
&. Jahrb. f. PkU. u. Päd. od. Krit. Bibi. Bd. LX. Hft. 4 . 26
394 Römische Staats- und Rechtsaltcrikiimer.
diese Einwirkung, und zwar auf Grund der Untersuchungen, wel-
che in den vorhergehenden Theilen des Werkes in Betreff der In-
stitutionen jener Völkerstärame gerührt werden mussten, gerade
im Einzelnen nachzu weisen war. Natürlich konnte dieser
Nachweis erst daun gegeben werden, nachdem eine klare und voll-
ständige Darstellung der ältesten röm. Verfassung, in welcher
sämmtliche irgend wesentliche Punkte derselben erörtert und be-
stimmt werden mussten , vorausgeschickt war. Aber auch diese
ist in unserer Schrift nicht versucht worden; man kann vielmehr
behaupten, dass sie die röm. Institutionen als solche im Grunde
gar nicht bespricht. Sie beschränkt sich darauf, die eine oder
andere von ihnen im Text oder auch gar nur in einer Anmerkung
kurz und beiläufig zu berühren; auf die vielen uud schwierigen
Streitfragen , welche auf diesem Gebiete ihrer Lösung noch eut-
gegenaehen, geht sie nicht weiter ein. Was aber den Einfluss
der verschiedenen Stämme betrifft, so begnügt sic sich in der Re-
gel mit der ganz allgemeinen Bemerkung, dass diese oder jene
Einrichtung auf den einen oder andern von ihnen zurückzuführen
sei, ohne dass darüber irgend genauer und in dem erforderlichen
wetieren Zusammenhänge gesprochen wird. — Demnach können wir
unser (Jrtheil nicht anders als dahin abgeben , dass die Untersu-
chung über Roms älteste Geschichte durch die Arbeit des Herrn
N. nicht sonderlich gefördert worden ist; muss auch der zu Grunde
liegende Gedanke, wenn er auch nicht gerade neu ist, als richtig
anerkannt werden, so ist dagegen die Anwendung und Ausführung,
welche er hier erfahren hat, bedeutungslos und höchst mangel-
haft. Nehmen wir hinzu , was im Eingänge dieses Berichtes be-
merkt wurde, dass das Werk auch seinem nächsten Zwecke, als
Lehrbuch zu dienen, uicht entspricht, so möchte es allerdings
nicht zweifelhaft sein, dass die Veröffentlichung desselben ein ver-
fehltes Unternehmen genannt werden muss. Damit können und
wollen wir freilich nicht gesagt habeu, dass dieselbe ohne allen
Nutzen sein werde, denn es versteht sich bei Schriften dieser Art
fast von selbst, dass sie für den, der es zu finden weiss, immer
manches Brauchbare und Interessante enthalten. Nur diess wol-
len wir behaupten, dass sie nicht das ist, was sie der Absicht und
dem Plane des Verf. nach sein sollte und auch wohl hätte sein
können, wenn sich derselbe die zur schärferen Durchdringung und
passendem Anordnung des ungemein reichen und sehr zerstreuten
Materials erforderliche Zeit genommen und das ihm ohne Frage
zu Gebote stehende gesunde und besonnene Urtheil mit grösserer
Consequenz geltend gemacht hätte.
F. Brockerhoff.
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/
Verzeichnt*!*
der wichtigsten im Jahre 1850 bis 1. Oct ob er*) in den
deutschen Buchhandel gekommenen Bücher.
I.
W erke über mehrere oder alle Wissenschaften, Sammelwerke,
Bibliographie, Bibliothekswissenschaft, Allgemeine Literatur-
geschichte , Gelehrtengeschichte.
Abhandlgen d. k. Akad. d. Wissensch. zu Berlin. A. d. J. 1848. 4.
Bert. 10%. Daraus: — philolog. u. bistor. 4. 4%; — physikal. 5%. —
Anzeigen, gelehrte. Herausg. v. Mitglied, d. k. bayer. Akad. d. Wis-
sensch. 16.' Jhrg. 30. u. 31. Bd. 4. München. 6. Göttingische, gel.
unt. Aufs, d, k. Gesellseh d. VVissensch. Jhrg. 18. >0. 3 Bde. 8. Gotting.
7, %. — Anzeiger f. Bildiogr. u. Bibliotheksv*. Hrsg. Dr. J. Pelzhuld.
Jhrg. 1850. 8. Halle. 2.; Jhrg. 1848-49, 1%. — Bericht ü. d. z. Be-
kanntm. gecign. Verhandl. d. k. pr. Akad. d. Wissenseh. zu Berl. A. d.
J. 1850 (Monataber.). 8. Berl. 12 Hfte. h %. — Berichte über d. Verh.
d, k, sächs. Gesellsch. d. VVissensch. zu Leipz. 8. Leipz. Mathem. pbys.
CI. Jhrg. 49 II. Phlilol.-hist. CI. Jhrg. 49 IV. V. Jhrg. 1850. II. ä %.
— Bibliographie, allgem. f. Deutschi. Jahrg. 1850. 52 Nr. 8. Leipz.
1%. — — de la Belgique. P. C. Muquardt Ann. 1850. 12. Nrs. 8.
Brüssel. %. — dansk f. 1850. Af Fr. Host. 12 Nr. Kopenhagen. J. —
Bibliotheca philol. V. C. J. Fr. IV. Ruprecht. Jbrg. 1849. 2. u. 50, l.
8. Göttg. ü — Routerweck, Frdr,, Gesch. d. Poes. u. Bereds. s. d.
Ende d. 13. Jhrh. Fortg. v. Dr. E. Rrinckmeier. III, 2. 8. Göttg. 1%
(1—12. 22£).' — Bulletin du bibliophile Beige. P. J. M. Heberli et de
Reiffenberg. T. VII. 12 Nrs. 8. Cöln. 3£. — Catalogue mensuel d.
*) Um das Erscheinen des 12. Heftes von jedem Jahrgang nicht zu
sehr zu verspätigen, werden wir jedesmal die bibliographische Uebersicht
vom 1. Oct, des vergangenen bis zum 1. Oct. des laufenden Jahres geben.
D. Red. i
26*
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396 Handschriftenkunde u. Diplom. Religionsunterr. Erbauung.
nouveautös de la librairie Paris. Ann. 1850. 12 Nrs. 8. Lpz. %. —
Codex nundinarius Germaniae literatae bisecularis. Messjahrbb. v. 1564
— 1765. V. G. Schwetachke. Fol. Halle. 9. — Denkschriften d. Kais.
Akad. d. W. Fol. Wien. Malhem.-Phys. CI. I. Bd. 20. Philos.-hist. CI.
1. Bd. 13%. — Encyklopädie, neue d. Wisscnsch. Redd. Frdr. Grieb u.
J. Scherr. 8. Stuttg. I , 4. -f s . 111 } 1. 1, 1. 1,1c. 1. — Fuas, P. H.,
Compte rendu de l’ac. imp. d. scienc. de 8t. Petersb. Ann. 1849. 8.
Petersb. (Lpz. Voss). T 4 S . — Geiaalcr, Chrn. Ant., bibliogr. Hdb. d. phil. '
Lit. d. Deutschen v. d. Mitte d. 18. Jhrh. — a. d. neueste Zeit. 3. Aufl.
8. Lpz. 1. — Grosse, J. G. Th., Hdb. d. allg. Lit.-Gesch. 1—3. Bd. 8.
Lpz. 4%. — Jahrbücher, Heidelb., d. Litt. 43. Jhrg. 1850. 8. Heidelb. 6 %. —
Mömoires de l’ac. imp. d. sc. d. St. Petersbourg. 4. Petersb. (Lpz., Voss).
VI. Sör. Sc. math. etc. V, 3. u. 4. VH, 1. (6%). — — presentes a l’ac.
— . Ebd. T. VI, 4. (6-^). — Mersdorf, J. F. L. Th., bibliothekar. Unter-
haltungen. Neue Samml 8. Oldenb. 1. — Monatsschr., allgem. f. Litt. Hrsg.
L. Roas u. G. Schwetschke. 1. Jhrg. 1850- 4. Halle, ,8. -^Nachrichten
v. d. G. A. fJniv. u. d.fUl Gesellseh. d. W. zu GMlling. JKrg. 1850. 8.
Gotting. t t t . — Recucil des actes des scances publ. de l’ac. imp. d. St.
Petersb. 47—48. 4. Petersb. ( Lpz. Voss). 1%. — Repertorium, Lp^ger, Hrsg.
E. G. Gersdorf. 8. Jhrg. 2 Bde. 8. Lpz. 10. T. Abth. Theol.' Phfl'bS'. Phf-
lol. Schul- u. Unterr. 4. II. Jurispr. Staatsw. Gesch. u. Hülfswissensch.
4. III. Med. Mathem. Naturwissenscb. 3. — Serapeum. Hrsg. Dr. R.
Naumann. 11. Jhrg. 24 Nrn. 8. Lpz. 4%. — Sitzungsberichte d. kais.
Akad. d. Wissensch. 8. Wien. 7. Jhrg. 1849. 5 Hft. %. Philos.-hist. CI.
8. 5. 9. 10. 1850. 1-3. Math. nat.-w.Ci. 1849. 9. 10; 1850, 1-3. 4 %od.%.
— Schröder , //. L., Lexikon d. Hamburger Schriftsteller. 1 Hft. 8. Hamb.
%. — Statuta nec non über promotionum philosophorum ordinis in un.
lagellonicn ab a. 1402—1849. Ed. J. Muczkowaki. 8. Krakau. 4j — Strie-
der, Fr. W,, d, „Revolution der Cassel’schen Bibliothek“. Hrsg. v. Dr.
K. Rernhardi. 8. Kassel. |. — Sturzcnbecher , O. P., d. neuere schwed.
Litt. 8. Lpz. %. — Verzeichniss, allgem. d. Bücher v. Mich. 1849 bis
Ostern 1850. 8. Lpz. Weidmann. %. . Lpz., Hinrichs. 104. Forts.
II.
i ,
Handschriflenkunde und Diplomatik.
Tomberg, p. J., Codices arabici, persici et turcici bibliotb. reg. univ.
Upsaliensis. 4. Lund. 4%. — Zeitschr. f. d. Archive Deutsch!. Bes. v w
Fr. Tr. Friedemann. II, 1. 8. Hamb. u. Gotha, ä %. ,
‘ . UI.
! 1 I
Religionsunterricht. Erbauung.
liachmann, J. F., Handb. d. christl. Lehre f. Confirmanden u, Con-
firmirte. 8. Berl. 1. — Spruchbuch dazu. %. — Bauer, G. M., biblisch.
Lehrgang im Christenthum mit Zugrundelegung d. kl. Katechism Luther’s
bearb. Mit Vorw. v. Harms. 8. Kiel. j. — Fricke, G. A., d. Erhebung
zum Herrn im Gebete. Für Kirche, Schule u. Haus. 8. Lpz. 1, — Hand-
wörterbuch f. d. hist. u. doctrin. Religionsunterr. V. C. H. Schmerbach.
8. Neustadt a. d. Orl, 6 — 10- Lief, ä — Höhne, Ed., Grundzüge der
Methodik d. Religionsunterr. 8. Hohnstein. %. — Sack, K. H., Katechism.
d; christl. Lehre. 3. Aufl. 8. Bonn. %. — Schärf , R. t d. wiehtigst. Sätze
bj‘ d. christl. Glaubens- u. Sittenlehre. Hrsg. v. V. F. G. Schneider.
2. Abd. 8. Breslau. %, — Schütze, Frdr. IV., Schullehrerbibel. N. T.
2 Thle. 4 Lf. ‘8. Lpz. ^ e . — Exegese d. A. u. N. T. s. unter oriental.
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Sprachen and Litteratnren.
397
Spr. u. griecb. Spr. ; Kirchenväter unter lat. u. griech. Spr.; Kirchcn-
gesch. unter Geschichte. I
Sprachen und Literaturen.
A. Sprachvergleichung und Linguistik.
Zeitschr. f. d. Wissensch. d. Sprache. Hrsg. A. Höfer, 2 Bd. 3. Hft. 8.
Berl. I.» — Schleicher, A., linguistische Untersuchungen. II. Bd. (d. Sprachen
Europas in System. Uebers.) 8. Bonn. 1% — Steinthal, H., D. Classi-
fication d. Sprache, dargest. als die Entwich!, d. Sprachidee. 8. Berl. %
B. Orientalische Sprachen, Litteratureu und Altertbümer.
ro ( " , 'V!Il‘i* '!/ I ; ' * ■ : i 1 . } -H; ; < - J, | ) * }
Allgemeine und mehrere Völker berührende Werke.
Hammer- Purgstall , Ahhandl. ü. d. Siegel d. Arab. Pers. u. Türken. 4.
Wien. — • Kämpf, S. J., üb. d. Bedeut, d. Stud. d. semit. Sprach.
8. Prag. — Melange* asiatiques, tircs du bull, hist.-philol. de l’ac.
imp. de 8t. Petersb. T. 1. Livr. 1. 8. Lpa. Voss. T r ff . — Nork, F., An-
deutung. eines Systemes d. Mythologie, entwickelt a. d. priesterl. Myste-
riosophie u. Hierologie d. alt. Orients. 8. Lpz. 2. — Stimmen a. d. Moi-
genlande, od. deutsch -morgenländ. Biumenlese. V. C. B. S. Peipcr. 8.
Hirschberg. 3. -i — Araber. Abu’l-Fath Moh ammad asch-Schahrastäni’s
Religionspartheien u. Philosophenschulen. A. d. Arab übers u. erkt. v.
Th. Haarbrücker. Tbl. I. 8. Halle. 1%. — Dieterici. F., üb d. arabische
Dichtkunst u. d. Verh. d. Islam zum Christentb. 8. Berl. Ihn Chai-
likäni vitae illustrium virorum. Ed. Fcrd. Wüstenfeld. Fase. XIII et ul-
timus. 4. Gotting. II (cplt. 17%). — Hamasae carmina cum Tebrisii
scholiis. Ed. G. W. Freytag. P. II, F. 3. 4. Bonn. 3 T T 0 (bis j. 29^). —
Lexicon geographicum arabicum. Kdd. G. J. Juynboll et J. J. B. Gaal.
Fase. I. u. II. 8. Leyden. % u. y^. — Loqman le sage, Fahles. P. J.
Derenbourg. 12. Berl. %. — Mo’allakat, septem carmina antiquissima
Arabum. Ed F. A. Arnold. 4. Lpz. 5 — Mouhammad Ayyad El-Tan-
tavy Scheikh, Traitd de la languc arabe vulgaire. 8. Lpz 2. Muharn-
med Ben Habtb, üb. d. Gleicht), u. Verschiedenh. d. arm. Stämmenadrcu.
A. e. Leyd. Handsch. v. F. Wüstenfeld. 8. Gotting. Hebräer.
Bade, J., Christologie d. alt. T. 1. Thl. 8. Münster. %. Böhmer ,
J., Kiswe Israel Böhmer od. Samml. v, Briefen hi»t;-krit.-exeg. Inhalts.
I. Br. üb. d. geschichtl. berühmten Essäer. 8. Warschau. % — Gramer,
J. A., Kinl. in d. Psalmen. 8. Gütersloh. 1. — Ewald, Jahrbb. d bibl.
Wissensch. 2. Jahrb. 1849. 8. GStting. 1%. — Knobel , A., Die VSIker-
tafel d. Genesis. Ethnogr. Unters. 8. Giessen. 2. — Lewisohn, S., Inve
stigationes linguae sive: Sicha beolam etc. a — A. B. Lebensohn. Ed.
J. Behak. 12. Wilna. %. — Meier, E., der Prophet Jesaia erklärt. 1. Hft.
8. Pforzheim. 1%. — Orient, der. Berichte;, Studien u. Kritiken f. jüd.
Gosch u. Litt. Hrsg. Dr. J. Fürst. 11. Jahrg 1850. 4. Lpz. Ä. .-^Po-
lyglotten Bibel. V. H. Stier u. K. G. W. Theile. A. T. 2. Bd. 2. u. 3. Hft.
8. Bielefeld, ü, t / i . — Schölt. J. M. A.', Einl. in d. heil. Schriften d. alt-
u. neuen T eist.’ 3. Tbl. Specielle Eint, in d. poet. u. prophet. Bücher d.
A. T. 8. Lpz. 2%. Fhilniber. Hedslob, G . M„ Tartessus. 4.
Hamb. 1. -r-S- Astsyrer. Grotefend, C. F., Bemerk, z. Inschrift eines
Thongefässes mit ninividjeber Keiiachr* 4. Gotting. -f 5 -. (—— Armenien
und Georgien. Brasset , Rapports sur un voyage archöologique dans
la .Göorgie; et dans l’Arroenic. I. Livr. 8. St. Petorsb. 3%. — r Perser.
Cbondcmir, die Gesch. Tarabistan’s u, d. Serbedare. Pers. u. deutsch v.
B. Vorn (A. memoiresde l’acad.) 4. St. Petorsb. 2/fl. — FuHcrs, J. A„
ogle
zed bv
398
Sprachen nnd Litteraturen.
Institutinncs lingnac Persicae cum 8anscr!ta et Zendica lingua comparatae.
P. II. 8. Gieaaen. 2. Zend. Vendidad-Sade. D. heil. Sehr. fcoro
aater'a Yafiia, Viapercd u. Vendidad. Hrsg. v. H. Brockhaus. 8. Lpz.
6. Inder. Höfcr, A., Sanskrit-Lesebuch. 8. Berl. 1%. — Kellgren,
H. A., Mythus de ovo mundano, Indorumque de eo notio. 8. Hclsingfors.
f. — Studien, indische. Ztscbr. f. d. Kunde d. ind. Alterth. Hrsg. A.
Weber. 2. Hft. 8. Berlin. 1%. — Yayurveda , the white, ed. by A. We-
ber. Part. I, Nr. 2 and 3. 4. Berl. 6 (bis j. 18.) - Aegypter und
Aetblopier. Brugsch, H., Lettre ä Mr. le vic, E. de Rougd, au aujet
de la ddcouverte d’un inanuac. bilingue a. papyrus en öcrit. deraotico-dgyp-
tienne et en grec coraif de l’an 114 av. notre ere. 4. Berl. 2. — Lep-
sin«, R„ Denkmäler a. Aethlopien. Erläuterung 4. Berlin. Tafeln.
I. Abth. Lief. 1-4. Fol. k 5.
• . . • . 1
, ' l .
C. Classische Philologie and Alterthumskunde.
1. Zeitschriften.
Miacellanea philologa et paedagogica. Edd. gymn. Bat. doett. Nor.
ser. Fase. I. 8. Amsterd. 1||. — Zeitachr. f. d. Älterthumswissenschaft.
Hrsg. Th. Rergk u. J. Cäsar. 8. Jhrg. 4. Cassel. 3. Geschichte
der Philologie. Gräfenhan, A., Gesch. d. klasa. Philologie im Alter-
thum. IV. Bd. 8. Bonn, ä 2%. Allgemeine Schriften. Curtius,
G., üb. d. Bedeutung d. Sind. d. klasa. Lit. 8. Prag. x t\. hammrl-
werke. Oudcndorpii, Franc., Epistolae crlticae. C. ann. ed. a. F, Hand,
4. Jena. — Real- Encyclopäd. d. klasa. Alterthumsw. V. Pauly , Wala,
Teuffel. 117—124 (Solon -Thymna). 8. Stuttg. - — JBiographleen
von Philologen and Schulmännern. Georg Ludw. König. 8.
Oldenburg. J e .
Griechische Sprache and Lit terato r.
Lexika. Handwörterb. d. griech. Spr. ; begründ, v. Fra. Pastow.
Neu bearb. v. Rost, Palm u. Kreussler. II. Bd. 3. Liefcr. (öpxemot rje
— irtpreg). 4. Lpz. T «o (bis j. 8 — Griechisch- deutsches Wörterb. z. Schnl-
u. Privatgebr. v. Jacobitz u. Seiler. 2 Lfg. 8. Lpz. 4. — Pape, W., Hand-
wörterb. d. griech. Spr. In 4 Bden. 2. ber. u. verm. Aufl. II. Bd. 2. Lf.
8 Braunachw. Rest. cplt. 6. — Schmidt, J. A. E., Deutsch-Griech. Hdw. 2.
verb. u. verm. Aufl. 16. Lpz. 1. — Thesaurus gr. fing, ab H. Stephano
constructus. Tert. edd. C. P. Haase, G. et L. Dindorfii. Vol. VII, Fase. 4.
(ovfspnanUnco—avt^r/fia). Fol. Paria, ä 3%. — ‘ — Grammatische
Schriften and Hltlftimittel für den Unterricht. Forbcrg, E ,
Abhandl. n. n oöa ßaivco u. ähnl. StructUren im Griech. 4. Coburg. A.
— Fuisting, W., Theorie d. Modi u. Tempora in d. griech. Sprache. 8.
Münster. 1. — Gottschick, A. F. , griech. Leseb. f. untere u. mittlere
Gymnasialkl. 2. verm. u. verb. Aufl. 8. Berl. %. — Haacke, A., Beitr.
zu einer Nengestaltnng d. griech. Grammat. 1. Hft. Die flexion d. griech.
verbüma in d. att. n. gern, prosa. 8. Nordhaus. J. — Kühner, R., Ele-
mentargramm. d. griech. Spr. nebst eingcreibten gr. u. deutsch Ueber-
setzungsaufg. 9. Aufl. 8. Hannov. }. — Möller, Aur., Parallel- Syntax d.
griech, u. lat. Spr. 1. Thl. 8. Jena. 1%. — Rost u. Wüstemann, Anl.
zu Uebera. a. d. D. in d Gr. 1. Thl. 1. u. 2. Kurs. 7. Aufl. 8. Gotting.
— Schmidt, J. M. , Form, Bedeut, u. Anwend. d. Wörtchens uv a.
d. gr. Schriftstellern nachgew. 8. Neisse. -A,. Schriftsteller
nebst daranf bezitgl. Schriften nnd Ueberoetaungen. =
Aeschyli tragoediae. Ex rec. R. Porsoni passim refleta a G. Dindorf.
Ed. II. eorr. 8. Lpz. Tenbner. %. Jede Trag, einzeln: *4 . ~ Ammoniu s
s. Diogenes Laertins. = Basilicarum Libri LX. — ed. C. G. E. Hcim-
bach. T. V. Sect. 4. 4. Lpz. 1% (cplt. 34|). -= Bucolicigr. Theocritua.
Sprachen und Literaturen.
399
Bio, Moschus. Rec, H. L. Ahrens. 8. Lpz. Teubner. %. Gebet des
Thebaners Gemälde mit einigen Anm. n. einem erklär- Wortregister 2.
Cebr. f. Schalen v. M. H. Thieme. 3. Aufl. (Titel-) 8. Berl. *4. -= I)c-
noathenis orationes Philippicae novem. In ua. schol denuo ed- F. Franke.
8. Lpz. I — Diodorus, s. Kxcerpta. Diogenis Laertii de
clarorum philoaophorum vitis, dogmat. et apophth. libri X. Kx ital. codd.
nunc primum excnssis rec. C. G. Cobet. Acced. Olympiodori, Amnionii,
Jamblichi, Porphyrii et alior. vitt. Plalonis, Aristotelis, Pylhagorae, Plo-
tini et fsidorl, A. Wettermann o, et Marini vita Procli J. F. Roitsonadio
edentibus. Graece et latine c. indicc. [Biblioth. scr. Graecor. Vol. XXXIV].
8. Paris, Didot. 4. - Dionysius v. Halikarnass Werke. Uebers. v. A.
H. Christian. 9.— 12. Bdch. 16. Stuttg. ä *4. (Prosaiker, griech., in neuen
Uebers. v. Tafel, Osiander u. Schwab. 227. — 230. Bdch.). — S. auch
Kxcerpta. = Epte i. Struve, J. Th., de argnmento carminnm epicorum,
quae res ab Homero in Ilinde narratas longius prosccnta sunt. Part. II.
8. Casan (Lpx. Voss). T * s . (cplt. f). -— Euripides ’ VVcrke. Griech.
m. metr. Uebers. n. prüf. u. erklär. Anmerk. v. J. A. Hartung. 8. Lpz.
9. Bdch. (Ion). %. 10. (Alkestis). %. (b. j, 7 T 4 4 ). Excerpta e Po-
lybio, Diodoro, Dionysio Halic. atqne Nicolao Damasccno e magno — Con-
stantini Porphyrogeniti digestorum opere irtgl imf Joultör— reliquiae. K cod.
Kscorialensi — ed. — C. A. L. Feder. P. I: Polybii , Diodori atque Dio-
nysii fragtum. c. Nicolai XXV prioribus. 8. Darmstadt. jj. — Herodoti
historiarum libri IX. Cur. //. R. Dietsch. 2 Voll. 8. Lpz. Teubner. •)[. =
Homeri carmina ad. opt. libror. fid. expressa cur. G. üindorf. 2 Voll.
8. Lpz. Teubner. %. (Ilias fc. Odyss. y*)- — Döderlein, L.. Homerisches
Glossarium. 1. Bd. 8. Erlangen. lj>. — Lüncmanri's, J H. Chr., Wörter-
buch z. Homer’« Odyssee. Verb. v. . F. J. Horn. 6- Aufl. 8. Königsb. %. —
A ’ägelsbaeh, C. Frdr., Anmerkgen z. Ilias (B. I. II, 1-483, III) nebst eini-
gen Excarsen. 2. neu ausg. Aufl. 8. Nürnberg. 1*4. — Thiersch, B., Uebcr-
sicht d. homerischen Formen f. Schüler. 3. verb. Aufl. 8. Königsb. —
Wagner, J. J., Homer u. Hesiod, ein Versuch üb. d. gr. Alterth. [A. Wog-
ner’s kl. Schrift. 3. Bd.] 8. Ulm. 1. — Jamblichus, s. Diogenes Lacr-
tius. — Mararii Aegyptii Epistolae, homiliarum loci, preces. Kd. II. J.
Floss. 8. Cöln. 1%. -- Marinus , s. Diogenes Laertius. ^ Moschus ,
s. Bucolici. — NtY.oi.dov rov JapaaKrjvoü ßios JCttiootQog. Tlpditov vtoxsrl
dvtvQt^tv. NouVelle edition p. N. Piccolos. 8. Paris, Didot. 1. — S. Kx-
cerpta. ~ Olympiodorus, s. Diogenes Laertius. s=j Oratorcs At-
tici. Recens. adnot schol. fragm. indic. nominum addid. J. G. Baitcrus et
H. Sauppius. Fase. IX. (et ultim.) 4. Zürich. Als Rest (cplt. 13).-— Pin
dari carmina — c. fragm. — iilustr. L. Dissenius Ed. II. Cur. F.G.
Schneideiein. Sect. II. Comment. Fase. 2. 8. Gotha (Bibliotheca v. Jacobs
u. Rost). Y0. = Ptatonis opera. Rec. et comment. instr. G. Stallbaum.
Vol. I. Sect. 2. Phaedo. Ed, III. 8. Gotha (Biblioth. v. Jacobs u. Rost).
T ® 0 . — Platonis opera omnia ad fid. optim. libror. denuo recogn. et una c.
echoliis Graecis emendatius ed. G. Stallbaum. VIII Tomi. Edit. ster. 16.
Lpz. Tauchnitz. 2%. T. I. Kuthyphro. Apolog Crit. Phaed. Theag. Erast.
Thcaetet. t’ 0 . T. II. Sophista. Kuthydemus. Protagoras. Hippias min. Cra-
tyl. T. III. Gorgias. Io. Philebus. Meno. T s ö . T. IV. A'cibiadcs I et
II. Charmides. Laches. Lysis Hipparcbus. Menexenus. Politicus. Minos.
f Q . T. V. De rep. \. T. VI. De legg. Epinomis. r T s . T. VII. Timacus. Cri-
tias. Parmenides. Symposion. y \. T. VIII Phaedrus. Hippias maior. Epi
stolae. Dialogi subditivi. Definitioncs. Einzeln: Kuthyphro. Apolog.
Crito T ' ff . Phaedo. fi T n . Protagoras. Gorgias. Io. *4- Meno. Alcibiades
I et II. ,* s . — Charmides. Laches. Lysis. Hipparcbus. Menexenus. 1. —
Symposion. Phaedrus. ^ — Platon’s sämmtl. Werke. Uebers. v. H. Mül-
ler , m. Einleit, begleit, v. R. Steinhardt, 1. Bd. 8. Lpz. 3. — — Staat,
Uebcrsetzt v. C. E. Ch. Schneider. 2. Ausg. 8, Breslau. ; J£. - Plato’s
400
Sprachen and Litteraturen.
Werke. Griech. u. deutsch mit krit. u. erkl. Anm. ll.Thl. Ion. 8. Lp*
Engelmann. A. (10 fehlt noch. Bis j. 4iJ). — Plato's Buthyphron über*
o. mit Aiimerlc. begl. v. Gli. Frdr. Drescher. 8. Giessen. *4- — Schmidt,
Herrn., kritischer Comrnentar zu Plato’s Phädon. 1. Hälfte. 8. Halle.
c= Plutarch ausgewählte Biographien. Erkl. v. C, Sintenis. Agis und
CIcomenes. 8. Lpz. (Samml. v. Haupt u. Sauppe). %. — Porphyrius,
s. Diogenes Laerlius, " Prota g oras Weher, 0., Quaestioncs Prota-
goreae. 4. Marburg, f. = Pythagorei. Beckmann , Frz., de Pytbago-
reorum reliquiis quaestionum prooemium. 8. Berl. — So pho clis tra-
goediae. Ex rec. G. Dindorfii. Ed. II. corr. 8. Lpz. Teubner. ■&. (Jede
Tragödie einzeln %). — Sophoclis tragoediae. Recens. et explan. E. Wun
derus. (Vol. II, Sect. 2. contin. Trachinias. Ed II. 8. Gotha (Bibliothek
von Jacobs u. Rost). ß e . — Sophokles' Werke. Griech. mit metr. Uebers.
u. prüfend, u. erklär. Anmerkungen v. J. A. Hartung. 1. Bdch. (Elektra).
8. Lpz. T r 0 . — Sophokles' Tragödien in deutscher Prosa. Z Schulgebr.
u. Schulunterr. 3. durchges. Aufl. 8. Grimma. %. — Pidcrit, K. IV., sce-
nischc Analyse des Sophocleiscben Dramas Aias Mastigophoros. 8. Uers-
feld. f. Test amen tum novum, graece et latine. C. Lachmannus
recens. Ph. Bultmnnnus graecae lectionis auctoritates apposuit. Tom. II.
8. Berl. 3'/ s . (I. u. II. 7*/2). — Testamentum nov. graec. Ex rec. Knappii
ed. C. G. JV. Theile. Kd. III. ster. 8. Lpz. %. — Idem rec. C. Tischen-
dorf. r ® 0 . (Dies mit dem hebr. A. Test, zui-am. 8. 3£). — Das N. Test.
Griech , revid. m. e. neuen Uebers. u. e. krit. u. exeg. Comment. v. H.
A. W. Meyer. 2 Thl. 10 Abth. Ep. ad Tbessalon. v. G. C. G. Lünemann.
(\). 11. Abth Epp. ad Tit. et Timoth. v. J. E. Huther. (1). I). bi« j.
Erschienene 16%. — Bcngelii Gnomon novi test. III. Ed. adiuv. J.
Stcudel. 2 Tomi. 8. Tübingen. 4%. - — Holthausen, II,, Interprctatio in
Apocalypsin. 8. Wien 1. — Nagel, R., Zur Charakteristik d. Auffass,
d. A. Test, im N. Test. 8. Halle. ß s . — llossteuscher, E., die Gabe der
Sprachen im apostol. Zeitalter. Exeget. Versuch über Act. Apost. II,
1—31, I Kor. 14 u. s. w. 8. Marburg. $, — Utteri, Entwickl. des Pauli-
nischen Lehrbegriffs. 6. Ausg. 8. Zürich. 1%.-= Theocritus, s. Buco-
lici. X enophontie Commentarii. Rec. L. Dindorfius. Edit. II. emend.
8._Lpz. Teubner. — — expeditio Cyri. Rec. L. Dindorf. Ed. III.
emend. 8. Lpz. Teubner. 4 9 , — — institutio Cyri. Recog. L. Dindorf.
Ed. III. emend. 8. Lpz. Teubner. ‘/j. — — scripta minora. Rec. L.
Dindorf. Ed. II. ein. 8. Lpz. Teubner. *4- — — historia graeca. Rec.
L. Dindorf. Edit II. emend. 8. Lpz. Teubner. *4, — — Kvqov draßaaig.
Mit erklärend. Anm. v. K JV. Krüger. 3. \erb. u. verm. Aufl. 8. Berl. %.
3. Altltaltnche Sprachen.
Mommsen, Thdor . die untcritalischcn Dialekte. 4. Lpz. 5‘Ä-
4. V<a(«‘lnifiche Sprache lind filtterafnr.
GrammatlHChe Schriften, ChrcMomalhieen, Irene- u.
Uebnngttbficher. Aufgaben zum Uebcrsctzcn in’s Lat., n. Döll’s Ele-
mentb. geordnet. 2. verb. u. verm. Aufl. 2 Cursus (1. Bd). 8. Mannh.
j S . — August, E. F., prakt. Anleit. z. Uebers. a. d Deutschen ins La-
teinische f. Gymnasien, höhere Bürgersch. u. militär. Lchranst. 7. verb.
u verm. Aufl. 8. Potsdam. — — f. d. erst. Unterr. in der latein.
Spr. u. im Uebers. Neue verm. Ausg. 8. Ebenda. %. — — Praktische
Vorübungen z. Kenntn. d. Lat. f. d. ersten Unterr. an höheren ßildungs-
anst. 4. verb. u. verm. Aufl. 8. Ebenda. r 5 5 . — Berger, Uebungsb. f. d.
unteren Ciassen. Als Anh. z. lat. Gramm. 8. Celle. >4. — Blume, JV. H.,
lat. Elementarb. 1. Thl. z. Uebers. a. d. Lat. in d. Deutsche. 9. verb.
Aufl 8. Potsdam. 2. Thl , Uebers. a. d. Deutschen in d. Lat. 9. verb.
Aufl. 8. Ebenda. %. — Lehrcursus d. lat. Spr. od. vollst. lat, Elementar-
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Sprachen and Litteraturen.
401
gramm. 3Thle. 8. Ebenda. — Dünnebier, J. A., lat.-dentsebe n. deutsch-
lat. Uebersetzungsbeispiele a. klass. Schriftstellern; N. Putsche’» latein.
Gramm, u. m. e. Auszuge a. d. Formenlehre ders. Gramm. 3. Aufl. 8.
Jena. f. — Ellendt, Frdr., lat. Leseb. f. d. untersten Klassen der Gymn.
11. rev. unv. Aufl. 8. Königsberg. ’,*> (in 2 Ausgg. mit nach den Uebungs-
stücken geordnetem Wörterverzeichnis» u. mit Wortregister. — Frustula,
gesammelt v. D(öderlein). 2. verm. Aufl. 12. Erlangen. T ' s . — Hand, Ferd.,
prakt. Handb. f. Hebungen im lat. Stil. 2. verb. Ansg. 8. Jena. 1. —
Hattcmer, II. , Tiro latinus. Latein. Sprachb. in naturgemässem Gange
(genetischer Methode). 8. Bern. T 4 S . — Kühner, H., Elementargramm, d.
lat. Spr. mit eingereihten lat. u. deutsch. Uebersetzungsaufgaben u. einer
Samml. lat. Lesestücke nebst den dazu gehörigen Wprterverz. 7. Aufl. 8.
Hannov. 1. — Möller, Parallelsyntax, s. griech. Spr. — Mühlmann, G.,
lat. Gramm, f. d. unt Kl. d. Gymn. 8. Lpz. T ^. — Müller, G. A., Elo-
mentar-Gramra. d. lat. Spr. Z, Gebr. f. d. untern Kl. e. Gymn. 8. Frkf.
a. O. r 4 j. — Ranke, K. Ferd., Chrestomathie a. lat. Dichtern, vorzügl.a.
Ovidius. 3. verm. u. verb. Aufl 8. Berl. %. — Schirlitz. K. A , lat. Leseb.
Zunächst f. d. unt. Klassen d. kön. Pädagog, o. d. lat. Hptsch. im Wai-
senh. zu Halle. 1. Cur». 4. verb. Ausg. 8. Halle. — Schultz, Ferd.,
kleine latein. Sprachlehre zunächst f. d. unt. u. mittl. Kl. d. Gymn. 8.
Paderborn. t> 4 . — Spieet, F., d. wichtigsten Regeln d. Syntax u. Siberti’s
u. Meiring’s lat. Schalgramm. Als Anb. z.d. lat. (Jebungsbüchern f. Quarta
u. Tertia. 3. verb. u. verm. Aufl. 12. Essen. A. — - Uebungsbuch z.
Uebers. a. d. Deutschen in’s Lat. z. d. lat. Schulgramm. v. Siberti und
Meiring. 2. verb. u. verm. Aufl. 12. Essen. T s 5 . — Stern, R A , Antholo-
gie röra. Dichter. F. mittl. Gymn. -Kl. 2. m. e. Wortreg. verm. Ausg. 8.
Bielefeld, %. — Weinreiters , V., unentbehrl. Hülfsbücbl. f. d stud. Jug.
der mittleren Gymn.-Kl od. sehr fassl. Darst. , Begründ, u. Erklär, aller
schwierigen Begriffe, Regeln u. Satzgefüge d. lat. Spr., nebst d. Lehre
v. d. Prosodie u, e. Anh. ü. d. acc. c. inf. 4. durchges. Aufl. v. A. Czech.
2 Thle. in 1 . Bd. 8. Graz. %. — Wolf, A. Th , kürzeste Ucbersicht d.
lat. Prosodik. 1 Bog. Olmütz. A. — Zumpt, C G., lat. Gramm. 10. Aufl.
8. Berl. 1%. Schriftsteller, kritische and erläuternde
Schriften du/.ti. Augustini, S. Aurel., d. civil Dei üb. Ed. J,
Strange, T. I. 12. Cölo. %. In 8. j|. -- C. Jul. Caesaris coiumen-
tarii c. suppl. A. Hirtii et alior. Rcc. Frz. Oehlcr. 8. Lpz. Teubner. A.
Daraus d. comtnent. d. b. galt. £ u. d. b. civ. — comrn. d. b. gall.
Ad opt. exemplar. rec. Jos. Wals. 8. (Biblioth. cl. lat.). Brünn. %. —
— — d. b. civ. Ad opt. exemplar. rec. H. P. 8. (aus dprs. Bibi.).
Brünn. s= Catull. Hand, Ferd., Quaestiones Catullianae. 4. Jena.
T * s . =: Al. Tullii Ciceronis, opera omnia uno vol. comprehensa
curis secundis emendatiora et adnot. indicibusq. auctiora ed. C. F. A.
Nobbc. Fase. XI. (ult.) 4. Lpz. Tauchnitz. % (cplit. Vk). — Kleine
Ausg. T. XI. 12. Ebenda. I. (cplt. 6J). — — d. nat. Dcor. libri 3.
Erkl. v. G. F. Schümann. (Haupt’s u. Sauppe’s Samml.). 8. Lpz. l fa. -j-
— Ausgcw. Reden. Erklärt v. K. Halm. 5 Bdch. (pr. Mil.,,,pr. Ligar.,
pr. Deiot.) [A. ders. Samml.] 8. Lpz. %. — — Tusculanarum disputa-
tionum ad M. Brutum libri 5. Erkl. v. G. Tischer. [A. ders. Samml.]. 8.
Ebend. |. — — Cato mai. d. sen. Lael d. am. Paradoxa. Ad optima
exempl. rec. II. P. 8. Brünn. [Bibi. cl. lat.] A, — Lahmcyer , G., Ora-
tionis de haruspicum responso habitae origo Tulliana. 8. Gotting. =
C o rnelii Nepotis vitae excellentium imperatorum. C. notis et scholiis
in us. stud. iuveut. donuo ed. ab Em Th. Hohler. Ed. V. 8. Wien. 1. —
ad opt. cxempla. 8. Brünn. [Bibi. dass, lat ] — — üb. d.
excell. ducibus exterar. geilt, c. vitis Catouis et Attici ex libro de histoiic.
lat. et al. exeerptis. Rcc. R. Dietsch. 8. Lpz. Teubner. 1 /, — Billerbeck,
J., vcllständ, Wörterbuch i. d. Lebensbeschreib, d. Corn. Nep., durchges.
402
Sprachen and Litteraturen.
a. verb. v. G. Ch. Crusius. 9. verb. Ster.-Ausg. 8. Hannov. */$. — Nip-
pcrdcy, C., in Cornelio Nepote spiciiegium criticum. 8. Lpz. f. c=
Rutropii breviar. hiator. Romanae. M. Hinweisgn. a. d. Grammatiken v.
Putsche u. Zumpt a. e. Wörterb. vers. v. O. Richert. 16 Breslau. %. -•=
Q. Horatii Flaeci opera omnia. Ex rec. J . Chr. Jahn. Edit. IV. 8.
Lpz. Tenbner. l \ — Rec. atque interpretatns est J. C. Orellius
add. var. lectionis codd. Bentlejan. Bernens. 4. 8atigallens. et Turicens.
Kd. III. (mai.) emend. et auct. Our. J. G. Ilaiterus. Vol. I. 8. Zürich.
3. — — Ad praestant. edition. lectiones rec. H. P. 8. Brünn. (Bibi. cl.
lat.). — Krüger, G. T. A., Drei Satiren des Horaz. I, 4; I, 10;
II, 1 . f. d. Schulzweck erkl. 4. Brannschw. %. T. Livii ab urbe
condita libri. Rec. W. Weissenborn P. 1. (lib. I— VI.). 8. Lpz. Teuhner.
A. — = historiarum libri qui supersunt. Ad. optima exemplar. rec. H.
P. T. I. 8. Brünn [Biblioth. dass. lat.]. * 4 . — P. Ovidius Naso.
Er rec. R. Merkelii. T. II: Metamorphoses. 8. Lpz. Teubner. %. —
= Metamorphoseon libri XV. Ad. fid. libror. manu scriptor. rec. et in
us. scholar. ed. G. A. Koch. Ed. ster. 8. Lpz. [Bibi. cl. lat. v. Ph.
Reclam.]. — = Ad opt. exempl. rec. H. P. Vol. II. (Metam.). 8.
Brünn [Bibi. cl. lat.]. %. — — Metamorphoses. E. Auswahl für Schulen
m. erkl. Anm. u. e. mythol.-geogr. Register v. 0. Eichert. 8. Brest.
e=' Patres. Delectus opusculorum ex patribus latinis. 8. Mecheln.
— Flores e patribus et scriptoribus eccles. lat. 8. Mecheln. 1%. —
Hagen, J., et Listov, A., Fragmenta selecta ex scriptis patrum ecclesiae
latinae edd. notisq. instr. 8. Kopenhagen. 1%. — Permancder, M., Bi-
bliotheca patristica. Fase. 1. 8. Landsh. T \. Persius. Hand, Fcrd.
De Persii satira prima dissertat. 4. Jena. ^ a . Phaedri. August! liberti
fabulae Aesopiae cum veteres tum novae atque restitutae. Ad optimor. libror.
fid. rec. atque de poetae vit. et fab. praefatns est CA. Tim. Dressier. 8.
Lpz. Teubner. J 3 . — r— fab. Aes. libri V c. P. Syri aiiorumque veternm
sententiis. M. erkl. Anm. u. besond. gramm. Regeln z. Gebr. d. stud. Jugd.
v. J. Seibt. 8. Prag. % — T. Macei Plauti comocdiae. Ex rec. et c.
appar. crit. Frdr. Ritschelii. Acced. prolegg. de rationibus criticis gramm.
prosod. metr. emendationis Plautinae. T. I. P. 3 (Bacchides) T. II. P. I
(Stichus). 8. Bonn, ä 1. — caed. Scholar in us. 4%. — = comoediae. Ex
recognit. Alf. Fleckeiseni. T. I : Amphitruonem Captivos Militem gloriosum
Rudentem Trinummum complectens. Praem. est ep. crit. ad Frdr. Ritsche-
lium. Lpz. Teubner. § (jed. Stück einzeln %). S. Properiii elegiae.
Kd. H. Keil. 8. Lpz. Teubner. t. = C. Sulusti Crispi Catilina et
Jngurtha Rec. R. Dietsch. Kd. II currectior. 8. Lpz. Teubner. %. —
~ opera. Ad fid llbr. mss. rec. et in us. scholar. ed. G. A , Koch. Ed.
ster. 8. Lpz. [Bibi. dass. lat. v. Ph. Reclam]. — = Catilina. Ad
opt. excmpl. rec. Jos. Walz. 8. Brünn. [Bibi. dass. lat.]. T ' ö [Enthält
auch den a. d. Titel nicht angegebenen Jugurtha mit]. = d. Vorwort z.
Catilinar. Verschwörg. übers, u. erkl. von C. W. Nauck. 4. Königsberg
in. d. Neum. %. = P. Syrus, s. Phaedrns = Taeitus Germania.
Lateinisch u. deutsch v. L. Doderlcin. 4. Erlg. J. — Greverus, J. I KE,,
Bemkg. zu Tacit^ Germania. 8 Oldonbg. — Schmoller, G. //., Expli-
cantur loci Tacitini. [Annall. lib. I]. 4. Blaubeuren. |. ~ P. Fir gilii
Moronis Aeneis. Ad opt. cxempl. rec. et in us, scholar. ed. G. A. Koch.
Ed. ster. 8. Lpz. [Bibliothec. dass. lat. v. Ph. Reclam], %. — = Ge-
dichte. Lat. Text m. deutsch. Erklg. v. Ph. Wagner, 4.-6. Hf. (Schluss).
8. Lpz. ä !/,. — : - Georgiern) libri IV. M. Sprach- u. Sacherläutcrnngen
v R. Th. Hohler. 2. Ausg. 8. Wien. 1. — = Opera omnia. Ex rec.
J. Chr. Jahn, Ed. IV. 8. Lpz. %. = Sachtchen der rttminchen
Spruche und Liitteratur. Glossarium mediac et infimae latinitatis
ennditmn a C. Dvfrcsnc dom. Du Cangc c. suppl. integr. monachor. ord.
S. Benedict. D. P. Carpentcrii , Adelungii, alior. suisque digess. G. A.
Sprachen und Litteratoren.
403
L. Henschel. Fast-, XXXI. 4. Paria, Didot. 2%. — Eichsiadii, H. C. dl.,
opuscnia oratoria. Orationea memoriae elogia qnornm duo Inedita Schilleri
et Lodenii memoriae dicata. Ed II. Uno vol. comprehens. 8. Jena. 4. —
Gilleberti carmina ex cod. aaec. XII nunc prim. ed. L. Trost. 8. Hamm.
1*4. — Lennep, D. J. van, Poematum fasciculus. 8. Amsterd. %.
5. Littfraturgeschichte.
KttmiHChe. Bernhardy, G,, Grnndrisa d. röm. Litteratnr. 2. Be-
arbeitg. 8. Halle 4.
(>. AntiquEtiiten.
tärlechlsche. Jäger, O. H., Die Gymnastik der Hellenen in
ihrem Einflusa aufs geaammte Alterth. and ihrer Bedeutg f. d. deutsche
Gegenwart. Gekr. Preiaachrift. 8. Esslingen. 1%, — Stegcren, Ü. J. van,
d. graecor. diebus featia. Insunt: Dipolia , Carnea, Apatnria, Cronia. 8.
Utrecht. = Bender , C L., de intercesaione tribunitia. Particul. po-
ater. 4. Königsb. — Rücken, F . IV., das röm. Kriegswesen , ein Hilfs-
bach z. Lectüre d. röm. und griech. Historiker. M. Abbildgen. 8. Ber-
lin. — Zu mpt, A. IV , Commentationum epigraphicarum ad antiqui-
tates romanas pertinentium volumen. 4. Berlin. 5 %.
7 . Archiiolotfie und Mythologie.
Arneth, J., Monumente d. k. k. Münz- und Antiken Cabinettes in
Wien. Abtb. I 1 . D. antiken Cameen d. k. k. u. a. w. Mit 25 Tafeln.
Fol. Wien. 10. Abth. II. u. UI. I). antiken Gold- u. Silbermonumentc.
13%. — Röttiger, C. A., Ideen zur Kunst-Mythologie. 2. Bde. 2. Auag. 8.
Lpz. 1%. (1, 1, Cura. Stammbaum d. Religg. d. Altertb. Kinltg. z. vor-
homer. Mytbol. d. Griech. II, 2., 3. u. 4. Cura. Jupiter, Juno u, Neptu-
nus. Amor und Psyche. A. d. hinter!. Papieren hrsgeg. v. J. Billig.). —
Braun, E., Griechische Mythologie. In 3 Büchern. 1. Buch. 8. Hambg.
und Gotha. — Denkmäler, Forschungen und Berichte als Fortstzg.
d. archäolog. Zeitg. Hrsg. E. Gerhard. 5.-8. Lfg. (Jahrg, 1850). Mit
Kapfcrtaleln. 4. Berlin. 4. — Gerhard, E., Ueb. d. Gott Eros. Mit 6
Kupfert. 4. Berlin. 2. — Hermann, K. Fr., epikritiache Betrachtungen
ü. d. polygnotiachen Gemälde in d. Lösche zu Delphi. Mit 2 Tafeln. 8.
Göttgen. — Kapitole, die; v. J IV. J. Braun. 4. Bonn. %. — Köh-
ler’s, H. K. E., gesammelte Schriften. Im Anftr. d. kais. rnss. Akad. Hrsg,
v. L. Stephani. 1. u. 2. Bd. Serapis od. Abhandlg. betreffend d. griech.
u. röm. Aiterlh’. 2 Title. M. 10 Kpf. 8. St. Peterab. (Lpz Voss) 6 y \. —
Vanajka, Thdr., Delphi u Melanie. N. 14 bildl. Dars'ellgn. 4 Bcrl. %.
— — — V. d. Namen der Vasenbildner in Beziebg. zu ihren bildl. Dar-
stellungen. M. 58 Bildwerken. 4. Berlin. 4'4. • — fFackcmagel, JV., Pom-
peji. 8. Basel. yJJ.
§. \iimi*matik.
i Carelli Franc., numornm Italiae veteris tabulas CCII. ed. C. Caut-
donius. Accessernnt Franc. Carellii numornm quos ipse collcgit. descriptio
F. M. Ave'linii in cam anuntationes. Fol. Lpz. 20. — Friedlinde r, J.,
die oski«chen Münzen. M. 10 Kpftf. 4. Lpz. 2%. — H'crlhof, A. C. E. v.,
Handbuch d. griech. Numismatik. Unter Zogrundelcgg. v. Akerman’s Ma-
nual bearb. M. 5 Tfln. u. 22 Abbildgen. 8. Hannover. 2.
I i\ f • '% » *
D. Deutsche Sprache und Litteratnr.
Zeitschriften. Zeitschrift für deutsches Altcrihum hrsg. v.
M. Haupt. VIH. Bd. I. Hft. 8. Lpz. s 1. = Wörterbücher.
Heyse, J. Chr. A., Handwörterb. d. deutschen Sprache. Nach d. Grand
sätzen seiner Sprachlehre angelegt; ausgeführt v. K. fF. L. Heyse.
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404
Sprachen and Litterataren.
2. Thl. 13. u. 14. Lfg. 8. Magdeburg. Nachschuss. %, cptt. 6. -rt-
Weyh J. B. Fr., deutsche« Wörterbüchlein s. ßehufe d. Rechtschrcibg.
cnth. d. am meisten vorkoromendeo deutschen u. fremden Wörter. 4. Afl.
8. Regensb. Fremdwörterbücher. Adelung, C. B., neues
Taschenfremdwörterb. 13. Afl. 32. Hamb. %. — Fremdwörter. Zum
Lesen, Erklären u. Lernen. 16. Ascbersleben. s l T . — Fremdwörterbuch!.,
unentbehrliches. 3. verm. Afl. 32. Villingen. ^ 6 . — Hoffmann, P. F. />.,
gedrängtes, aber vollständiges Fremdwörlerb. 4. verb. Afl. 32. Lpz. %.
— Schütter, Tr., Fremdwörterbuch od. Verdeutschg. v. mehr als 10000
fremden Wörtern. 8. Breslau. -ßj. — Taschenfremdwörterbucb , neuestes
u. vollständigstes. 3. Afl. 16. Wien. X 4 S . Synonymik. Kalt-
tchmidt, J. H., vollständig stamm- u. siunverwandtschaftlirhes Gesammt-
Wörterbuch d. deutschen Sprache aus allen ihren Mundarten mit allen
Fremdwörtern. 2. (Titel-) Ausg. 4. Nördlingen. 2. — Schulz, J. etymo-
logisch-synonymische Begriffsentwicklg. in Beispielen , für Taubstumme.
8. Erfurt | (äranunatlache Schriften. Amlers Erklärungen
der Regeln der deutschen Rechtschreibg. m. Beispielen. 13. verb. u. verm.
Afl. v. A. Czech. 8. Graz. %. — Bauer, Frdr., Grundzüge der neuhoch-
deutschen Grammatik f. d. unteren u. mittleren Klassen höherer Bildgs
anst. 8. Nördlingen. % (Parthienpreis §). — Götzinger, M. JV., d. An
fangsgründe d. deutschen Rechtschreibg. u Satzzeichnung in Regeln und
Aufgaben. 4. verb. Afl. 12. Lpz. V 4 . — Götsinger, M. IV., deutsche
Sprachlehre f. Schulen. 7. verb. Afl. 12. Aarau. — Gruber, K„ der
Unterricht in d. deutschen Sprache in niedern u. mittlere Bürgerschulen.
Für den Lehrer. 2. verm. Afl. 8. Karlsruhe. — Heussler, Abr., kur-
zer Abriss d. deutschen Sprache. 3. verm. Afl. 8. Basel — Heyse,
J. C. A., Leitfaden z. gründl. Unterr. in der deutschen 8pr. f. höhere u.
niedere 8chulen. 15. verb. Afl. 8. Hannover. %. — Kehrein, J., Gram-
matik d. neuhochdeutschen Spr. n. J Grimm bearb. 1. Thl. Grammatik.
1. Abthlg. Laut- und Flexionslehre. 8. Lpz. ij. (I. 1. 2. u. H. 1. 4 >.
— Kohlrausch, s. Schädel. — Richter, s. Wiecke. — Ritsert, E. L.,
deutsche Sprachlehre n. zahlreichen Uebgsfg. 4. verm. u. verb. Afl. 8.
Darmstadt. — Schädel, K., u. Kohlrausch, Frdr., mittelhochd. Elc-
inentarbuch. 12. Lünebg. — Vilmar, A. F. C., Anfangsgründe der
deutschen Grammatik zunächst f. d. oberste Klasse d. Gymnasien. I. Laut-
lehre und Flexionslehre nebst gothischen und altdeutschen Sprachprohen.
3. verb. u. verm. Afl. 12. Marburg. T ^. — Wiecke, K ff., u. Richter ,
E. //., Schulgrammatik d. deutschen Spr. 3. verm. u. verb. Afl 8. Frank-
furt a. d. O. %. — Wittmütz, drei Kommaregeln statt vieler, z. Ver-
ständigung d. Lehrer. 8. Greifswalde. l 4- — IVöste, J. F. L , Volksüber-
lieferungen in d. Grafschaft Mark nebst einem Glossar. 12. Iserlohn. f.
Metrik und PoPtik. Kleinpaul , £., die Lehre von den Formen n.
Gattungen der deutschen Dichtkunst. 2. verb. u. verm. Afl. 8. Barmen
!. — Rhetorik und Styliatlk. Becker, K. Ferd.. Lehrbuch des
deutschen Stiles. Hrsg. v. Thdr. Becker. 8. Frankf. a. M. 4 — Heime.
A. A., theoretisch-praktische Anleitg. z. Disponiren. (In 2 Lfgn ) 1. Lfg.
8. Görlitz. %. — Herzog, D. G., Stoff z. stylistiachen Uebgeh. in der
Mutterspr. F. obere Classcn. 4. verb. Afl. 8. Halle. 1. — Mayer, Thdr.
Anleitg. z. Style. 8. Wien. — Richter, H., Lehrbuch d. Rhetorik f. d.
oberen Klassen d. Gelehrtenschalen. 3. Afl. 8. Lpz. V a . — — Methodik
den Unterrichts. S. Eiselen. V. Methodik. Chrestomathien.
Lesebücher und Bearbeitungen für die Jugend. August.
E. F., deutsches Lesebuch f. Gymnasien u. andere Lehranstalten Neue
verm Ausg. 8. Potsdam, f. — Eisenmann, s. Grüner. Götzingcr,
M. ff., Dichter.<aal. 4. verm. Afl. 8. Lpz. 1%. — Grüner, Eisenmann
u. fVildermuth, deutsche Musterstücke z. Unterr. in d. Muttersprache
ln 3 Abthl. unter Mitwirkung v. Kapff. 2. Abthl., bearb. v. F. W. Eiten-
Sprachen und Litteraturen.
405
mann 8. Stuttg. A f. — Henning, J., Khrentempel deutscher Schrift-
steller v. Luther bis auf die Gegenwart. Kern deutscher Prosa. 8. Hambg.
1% — Hieckc, R., deutsches Lesebuch f. d. unteren u. mittleren Classen
v. Gymnasien n. Realschulen , bestehend in einer auf Anregg. d. Phantasie
u. d. Gemüthes, wie auf Bildg. der Darstellung berechneten Auswahl
deutscher Prosastucke. 3. AH. 8. Lpz %. — es erstes Leseb. F\ d. Alter
v. 7—10 Jahren. 3. verm, u. vcrb. Afl. 8. Merseb. %. — Jeschar, L.,
Deutschld. , geschildert v. seinen Dichtern. Neue m einem 2. Tlile. verm.
Afl. 12. Lpz. — Kalm, E. Frdr., deutsche Gedichte zur Bildg. des
Geistes u Herzens u. z. (Jebg. in der Declamation. Aus d. besten altern
u. neuern Dichtern gesammelt. 2. verb. Afl. 8. Eialeben. % 1 — Kanne-
giesser, K. L., deutsches Declamatorium. In 3 Thln. 2. Thl. 3. mit e.
Anh. v. franz., engl., italien., schwed , dän., norweg., niederl., u. fläm.
Gedichten verm. Afl. Declamatorium f. d. mittlere Jugendalter, insbes. f.
d. höheren Classen d. Bürgerschulen u. d. mittleren d. Gymn. 8. Lpz.
tV — Kehrein , J.. Proben d. deutschen Poesie u. Prosa vom 4. Jahrh.
bis in d. 1. Hälfte d. 18. 2 Thl. (16—18. Jahrh.) Neu-Hochdeutsche Pro-
ben im Original m. sprachlichen Anmm. 8. Jena. T * ü cplt. 1%. — Leven
van Sinte Christina de wonderbare , in ond-dietsche rijmen , naer een
perkamenten Handschrift uit de XIX of XV eeun — door J. H. Horm ans.
8. Gent. 2%. — Mozart, J., deutsches Leseb. f. d. unteren Classen d.
Gymn. 1. Bd. 2. Afl. 8. Wien. f. — Pischon , Denkmäler d. deutschen.
Sprache. VI. 1. 8. Berlin. 1% (I.— V. 10). — Schenckel , J., deutsche
Dichterhalle d. 19. Jahrhdts. I. Heft 8. Mainz. T *,. — A. Stahr, deutsche
Gedichte f. Schule u. Haus gesammelt. 8. Berlin. %. -— rernaleke n,
Thdr., Leitfaden f. deutsche Sprach- und Litteraturkunde. I. Anfänge d.
Sprachknnde. 8. St Gallen. II. Anfänge d. Literaturkunde. 8. Kbend. J.
— Wackernagel. K. E. Ph.. deutsches Leseb. I. Thl. 10. unver. Abdr.,
2- Thl. 9. desgl., 3. Thl. 6. desgl. 8. Stottg. ä %. — Wildermuth, s.
Grüner. Idtteratnrgenclilchte. Hratranek, Th. F., Handb. d.
deutschen Litteraturgesch. 12. Brünn. |. — llelbig, K. O., Grundriss d.
Geschichte d. poet. Litt. d. Deutschen. 4. verm. u. verb. Afl. 8. Lpz. %.
— Hettner, H. , die romantische Schule in ihrem Innern Zusammenhänge
■n. Göthe u. Schiller. 8. Brannschw. 1. — Schäfer, J. W., Grundriss d.
Geschichte d. deutschen Litt. 5. verb. Afl. 8. Bremen. T s 5 . — Scholl,
' Tr . Fr., d. letzten 100 Jahre d. vaterländischen Litt, in ihren Meistern
m. auf d. Geist d. Gegenwart bezogen. 1. Heft« 8. Schwäbisch-Hall. T 7 Ö ,
— Sparschuh, N., Berichtigungen ti. Beiträge zu J. Grimm’s Geschichte
<1. deutschen 8prache. 8. Mainz. T » 5 . — Vilmar, A. F. C., Geschichte d.
Nationallitterstur. 4 Afl. 8. Marburg. 2’<>. I.itteratnr, Rome, L.,
nachgelassene Schriften. 5. u. 6. Bd. 8. Mannheim. 1{. — Denkmäler
niederdeutscher Sprache u. Litteratur n. alten Drucken u. Handschriften
hrsg. v. A. Höf er. 1 Bdch. Claws Bur, hrsg. v. A. Höf er, Greifsw. J / 2 .
— Qöthe. Briefwechsel zw. Göthe u. v. Reinhard. 8. Stuttg. 2. —
Hildebrandslied , dasz, hrsg. v. Al. Vollmer u. K. Hofmann. 8. Lpz.
— Leibnizens gesammelte Werkei Hrsg. v. G. H. Pertz. III. folge 1
u. 2. Hrsg. v. /. C. Gerhardt. I, 1 u. 2. 8. Berlin. 4%. — Weisse’s,
Christn. Fel., schönste Erzählgen. d. Kinderfreundes. Hrsg. v. G. Plie-
ninger. 8. Pforzheim. T 3 S . cplt. %.
E. Neuere Sprachen und Litteraturen.
Allgemeine Werke. Archiv f. d. Studium d. neueren Sprachen
und Litteraturen. Unter besonderer Mitwirkung v. R. Hierke u. H. Vie-
hoff hrsg. v. L. Herrig. VII. Bd. 4 Hefte. 8. Braunschweig 2.
Franziisisclic Sprache und Mtteratur. Ahn, F„ deutsche
Uebgsst. io Uebers. in d, franz. E. d. ob, CI, des Gymn. n. Kealsch.
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406
Sprachen and Litteraturen.
8. Mainz, %. — Albrecht, F. H. J , praktische franz. Gramm, in 2 Lehr-
gängen , als Entwicklg. u. Fortsetzg. d. 1. Cars. v. Abn's Lehrgang.
1. o. 2' Lehrg. 8. Mainz, ä — d'Ari&s , C. E., Anweisg. d. Genus
d. franz. Substantive an ihren Endungen , ohne BeihQlfe einer weiteren
Regel sofort z. erkennen. 3. f. Deutsche bcarb. Asg. v. J. F. Metzer.
8. Erlangen. %. — Auswahl v. franz. Theaterstücken d. besten neueren
Schriftsteller. F. d. Gebr. in Gyrnn , höheren Bürger- u. Töchterschulen
bearb. M. erklärenden Anmm. v. L. Bisehoff. I: Le voyage ä Dieppe p.
Bafflard et Fulgence. 16. Bielefeld. *4- — Auswahl franz. Lesestücke
f. d unteren Klassen höherer Bildungsanstalten. 8. Nürnberg. 1. Büchen.
T " 5 2. Bdchen. tV — Guillcm's v. Berguedan Lieder. Hrsg. v. A. Kel-
ler. 8. Mitau. x /g. — Bemheim, L., allgem. z. Gebr. in 8cbulen gz. be-
sonders geeignete Conjugations-Tabelle d. franz. Zeitwörter. 1 Bog. Fol.
Hechingen. T ‘ ö . — Berquin, Oeuvres complettes. Par ordre de matiöres.
T. IX. Le petit Grandisson. 12. Lpz. — Bibliothöque franpaise ou
choix de livres interessantes destines ä la jeunesse aliemande. Rec. p.
C. Zoller. T. II: Une veiliee d’automne p. une vieille femme Lydie ou
la reeurrcction p. CA. Nodier , Boutades et Bluettes p. J. Petit-Sen».
T. III : Robertine p. Mme. de Baur. T. III : Picciola p. X. B. Sain -
tine. T. V : Oeuvres choisies du Comte Xav. de Maittre. Suivi d’une
harmonie poetique au C. d. M. p. Lamartine. 16. Stuttg. ä %. — =s
petite franpaise ä i'usage de la jeunesse suivi d’un queslionnaire p. Mme.
A. Brie. Vol, 8: Courage et bon coeur p. E. M. de St. Hilaire. Voi. 9:
Les petits contes de l’oncle Robert p. Mme. E. Foa etc. Vol 19: Ismael
p. TA. Pavie. 16. Lp*, ä — Bürgin, L. t Tableau genöral de la con-
tugaison d. verb. franc. 1. Bog. Fol. Frkf. a. M. %. — Detroit, L., Lec-
tures fr. 1 Partie. Franz. Leseb. in 3 Thlen. 1. Tbl. 2. verb. Afl. 8.
Königsbg. \. 2. Thl. 2. verb. Afl. %. — Dezobry, CA., Rome au siöcte
d’Auguste ou voyage d’un Gaulois ä Rome. Im Ausz. m, Anmm. v. CA.
Rockel. 8. Göttingen. 1. — Eiienmann, Grüner, fPildermuth, deutsche
Musterstücke z. stufenmäss. Uebg. in d. franz. Compos. ln 3 Abth. 2.
Abth v. Eisenmann, 8. Stuttg. a [. — — Morceaux choisis de ia litt,
aliemande en trois parties — Traduit en franpais p. Borei, Gerard et
Peschier. 2. Partie. 8. Stuttg. 1. — Etienne, Claude, nouv. cours elem.
Neues gründl. Klementarb. z, Erlerng. d. franz. Spr. 8. Wien. 2. —
Extrait des memoircs de Mme. Roland avec des notes — p. CA. A.
Mayer. 8. Oldenburg. — Faiscbeck, R., franz. Schulgramm. 8. Kö-
uigsb. l /g. — Fineton , les aventures de Telemaque. 4. Edit. Frkf. a. M. f .
— Frankel, S., Anthologie franz. Prosaisten d. XVIII. u. XIX. Jahrb.
Bearb. als Handb. z. Uebers. in d. Franz. N. e. Anh. a. deutschen Clas-
sikern. 2. Curs. 4. m. d. 3. gleichlautende All. 8. Berlin. %. — Gaugen-
gigl, J., französischer Sprachschatz in seinem gramm. u. lexik. Verh.
zur lat. u. deutschen Sprache. 12, Passau. /j. - Girard, J. L., Lectures
gradures et choix de pneaies. Ouvrage pröcede d’un cours de prouonciation
et d’lpellation. 8. Basel. %. — Gniige, C. F., Leitfaden z. Unterr. in d.
franz. Spr. 10. unver. Afl. 8. Erfurt — Graugier, L., premiers ölö-
ments d. littör. franpaise , comprenant la composition et la poötique, sui-
vis d’un cours graduä d’exercices litteraires. 8. Lpz. f. — Hau-
schild, E. J., franz. Schulgramm. 2. umg. Afl. in 2 Thln. 8. Lpz. t. —
Herrmann, W., d. erste Unter, in d. franz. Spr. 8. Berlin, j. — Hille-
brand, J., Leitfaden beim Unterr. im Franz. 4. Curs. prakt. Lehrgang
beim ersten Unterr. im Frani. f. d. Untercl. d. Real- u. höh. Bürger-
schulen. 2, Thl. Uebungsb. f. d. oberen Abthlg.. 8. Mainz. — Anleitg.
z. Gebrauche d. Leitfadens. 4. Hft. Schlüssel zu d. Uebgen d. 4. Curs.
8. Ebenda. fc. — Hoffmann, G., Aufgaben z. Uebers. a. d. Deutschen
in’s Franz, z. Gebr. f. Gymn. u. Realsch. 8. Berlin. f . — Lewis, L.,
vollst. Hand- u. Lehrbuch d. Jacotot’schen Methode z. Erlerng. d. frans.
Sprachen und Literaturen.
407
Sprache; n. eigenen Grundsätzen bearb. u. dargestellt. 2. (Titel-) Ans-
gabe. 8. Wien. t t 0 . — Lüdecking, II., franz. Lesebuch f. unt. u. mittl.
Classen. M. Anmut, u, Wörterb. 8. Mainz. — Kloppe, G. A., Wort-
bildg. d. franz. Sprache in ihrem Verh. z. Lat. 8. Magdeburg. —
Knebel, H., franz. Lesebuch f. d. mittl. Ci. d. Gymn. Anh, z. dessen
Schalgramm. 3. verb. Afl. 8. Koblenz. *4, — Kotzebue, Mcnschen-Hass
u. Reue. Z. Uebers. a. d. Deutschen i. d. Franz, v. C. Schnabel. 8. Lpz.
fV — Lecture et conversatiou. Collection de pieces de theätre, accom-
pagnees de notes et suivies d’un questionuairc I. Serie: Pieces modernes.
1. Le diplomate p. E. Scribe et C. Delavigne, p. C. Plötz, 8. Berlin. \.
2. La camaraderie p. E. Scribe. P. C. Ploetz. 8. Kbenda. f. — Lenaint,
Al. A., Traite compiet et methodique de la prononciation franc. 8.
Hambg. 1*4. — Manitiua, II. A., fr. Lesub. F. Gynin. u. a. Lehranst.
8. Dresden. %. — = grammatisch-praktischer Lehrgang d. franz. Spr.
2. verb. Afl, 8. Ebenda. %. — Mercker, G., deutsch- franz. Sprichwörter
n. Redensarten. 16. Osterode. T ‘ f . — OUendorff, II. G., nouvelle methode
puur apprendre a lire, ä ecrire et ä parier uue langue ä six mois. 8.
Frkf. a. M. %. Zur Erlernung d, franz. Sprache eingerichtet v. P. Gands.
4. verb. Afl. Frkf. a. M. 1. — L’orateur moderne. Eine Sammlung von
besseren franz Parlamentsreden z. Privatiectjire u. f, hob. Bildgsanst.
v. L. Schipper. 1. Heft. Guizot — Montalembert. 8. Münster. J. —
Orelli, C. v., franz. Chrestomathie. 1. Thl. 3 umg. Afl. 8. Zürich. ■},. —
Plötz, C., Cours gradue de langue franp. en 6 part. 4. Part. 2. Ed.
rev. et augm. 2. verb. u. verm. Afl. 8. Berlin (1 — 4: l T / g0 ), —
— 1. Cars. 2, verb. Afl. 8. Ebend. ‘4- — He\ff, Lex. s, englische
Spr. n. Litt. — Reignier, L., Ausführl. theoret.-prakt. Gramm, d. franz.
Spr. N. e. neuen Lehrplan bearb. In 3 Abthlgen (1. Bd.). 8. Nürnbg. 1.
— Saintonges , C. A., französ. Gramm. Sehr vereinfacht. 8. Mainz. 1. —
Schifflin, Ph., Anleitg, z. Erlernung d. franz. Spr. 1. Curs. 11. AH. 8.
Wesel. Vt- — Schilling, J. Frdr., Sammlg ausgew. Stücke a. d. Werken
franz. Pros. u. Dichter n. d. Lepons d. I. de Noei et Chapsal. 8. Mainz. 1.
— - Schmid , Chrph., quatre contes de jeunesse, trad. de l'Allemand. 8.
Stuttg. j. — == Henri d’Eichenfels. Tr. par L. Mulang. 2. Ed. -r- les
oeufs de piques, Tr. p. le meine. 2. Ed. 16. Ebenda. 4 ^ 0 . — Schult-
heas, J., Uebgsstücke z. Uebers. a. d. Deutschen in’s Franz. 4. durcbges.
Afl. 8. Zürich. — Schwöb- Dolle, Chrestomathie fr. en prose et en
vers avec des notes. — 2. Partie. 8. Kiel. (1. Tbl fehlt noch), —
Seidenstücker'g, J. H. P., Elementarb. z. Erlerng. d. franz. Spr. Nr. 1.
14. verb. u. verm. Ausg. v. Frdr. Rempel. 8. Wesel. %. — Simon, L.,
Sammlg. franz. Gedichte. Beautes de la litt, franp. accomp, d’un vocabu-
laire , de notices biographiques et grammaticales. 8. Wismar. l j & . —
Stein, A., Portes ou petites histoires ponr les bons enfans. Trad. p.
P. F. L. Hoffmann. 2. Ed. 16. Lpz. %. — Theaterstücke , fr., z Gebr.
f. Schulen. M. erkl. Anmm. u. Wörterb, v. C. Schütz. 2- verm. Ausg,
16. Bielef, %. — Uebungsb., franz., f. höhere Volksschulen. 1. Curs. 8.
Zürich. -fV- 2. Curs. T “ s . — Voltaire, Histoire de Charles XII. M. Am»,
v. J. Hoffa. 16. Frkf. a M. %. — H'end, F. B., Witz d. franz. Sprache.
Eine Sammlg. komischer und sinnreicher volksthüml. Redensarten. 16.
Lpz. — IVolff, Charl, Tableau synoptique des conjugaisons fr. 2.
Ed. 8. Stuttg. 4. — Englische Sprache and Idtteralur.
Ahn, F., Grundzüge d. engl. Spr. f. Gymn. u. Realsch 12. Köln. *4-
— = a new, practica! and easy method of learning the german language
2. Course. 8. Lpz. g (1. n. 2: -f^). — Albert, L. A., d. engl. Dolmetscher
2. verb. u. verm. Afl. 16. Lpz. %. — ~ deutsch-englisches u. engl.-
deutsches Hdwörterb., besonders f. Auswanderer. 16. Lpz. f. — • Albrecht.
A., d. engl. Dolinetscher. 2. Afl. Lpz. %. — Amold's, J. Frdr., praktische
Grammatik d. engl. Spr,. Nebst vielen Gesprächen u. s. w. Verm. von
406
Sprachen und Litteraturen.
tV. H. Fumesa. 8. Philadelphia. 1. — Harth, C. G., Cuff, the negro
boy. Tr. by R. Menzies. 12. Stuttg. — e= Gregory Krau — =
Mick and Nick. = = — Haskerville, Alfr ., prakt. Lehrb. d. engl.
Spr. 2. verb. Afl. 8. Oldenbg. T 6 5 . — Hauer, F., vollständiges orthoepLches
u. erkl. Wörterb. zu Thom Days history of Sandford and Merton. 2- Afl.
8. Celle. l /g. — Callin, F. A., Hnlfsb. z. Uebers. a. d. Deutschen in’s
Engl. m. Noten — u. Hinweisgen a. K. F. C. Wagner’s u. d. Verf. engl.
Sprachlehren. 8. Hannover. %. — Cassino, C., d. kleine Engländer. 16.
Cobtenz. J. — >■ r— neueste engl. Sprachlehre od, d. Kunst d. engl. Spr.
iu 30 Lectionen zu lernen. 16. Ebenda. — Clairmont, C. G., reine
Grundtehre d. engl Sprache n. d. Interlinearmeth. 5. Afl. 8. Wien. 1. —
Üräger, A., engl. Sprachb., im Allg. nach genet. Princip. 1. Abthlg Ele-
mentare. 8. Güstrow. , 4 - 2. Abthlg. Satzlehre. — Elwell, IVm. Odetl.,
a new and complete dictionary of the english and german languages.
Ster. edit. 2 Thle. Braunschweig 1%. — EverUl, G., Recapituiation of
english grammar iu questions and answers. Adapted to the author’s
book of instruction. 24. München. . %. — Fölsing, J., Lehrb. d. engl.
Spr. 1. ThI. 5. Afl. 8. Berlin. — Gands, P., Schlüssel zu d. Auf-
gaben in d. engl. Gramm, n. OllendoriTs Methode. Frkf. a M. %. —
Goldsmith, Oliver, the vicar of Wakefield. Accent, m. Anmm. u. Wörterb.
v. K. R. Schaub. 11. verm. u. verb. Afl. 8. Lpz. %. — Gottheil, P. E ,
Führer zur Erlerng. d. engl. Spr. 6. neu bearb. u. verm. Afl. 8. Bay-
reuth. t 4 s . — Grün, A. F , der kleine Engländer. 16. Hanau. *4- —
Haupt, C. F. S., engl. Vocabular. n. e. Anprdng, wodurch es als Hilfs-
buch d. Conversation brauchbar wird. 8. Berlin. ; 1 4 . — Hauschild, E. J.,
u. J. Mickelthwale, Elementarb. d. engl. Spr., n. d. calculirenden Meth.
2. Afl. 8. Lpz. T ’ ü . — Herrig, L., the british classical authors. Handb.
d. engl. National-Litteratnr v. G. Chaucer — a. d. jetz. Zt. 8. Braunschw.
1%. — Heussi, J., methodisches Uebungsb. f. d. Unterr. im Engl. 8.
Berlin. -? 6 . — James, fV., a complete dictionary of the english and ger-
man languages. 2. Thle. 8. Lpz. 1%. — Kölle, F, L., engl., Sprachbuch.
In 3 Abthlgen. 1. Orthoepie. 2. Etymologie. 3. Leseschule. 8. Stuttg. T * u .
— M(ac) Leon, J„ the first letter writer. M. Noten n. Wörterb. 16.
kp z - tV — Lewis, L., vollständiges Hand- u. Lehrb. d. Jacotot’schen
Methode z. Erlernung d. engl. Spr., n. eigenen Grundsätzen. 2. (Titel )
Ausg. 8. Wien. J a . — Lloyd, H. J., engl. u. deutsche Gespräche. 11.
verb. Afl. 8. Lpz. % — Lütke, C., neue Methode z. leichten u. schnellen
Erlerng. d. engl. Spr. 2 Bde. 8. Glatz. 1%. — Mannheimer, //., the study
of German. — 8. Bonn. — Oehlschlägcr J. C. english german and
german english pocket dictionary. 16. Philadelphia. 1. — Ollendorff, s.
Franz. - trs: neue Methode in 6 Monaten eine Sprache lesen , schreiben
und sprechen zu lernen. Anleitg. z. Erlerng. der engl, Spr. n. e. neuen
Plane v. P. Gands. 2. verb. Afl. 8. Frankf. a. M. 1*A. — Schlüssel
dazu s. Gands. — Otto, Frdr., Briefe z. Uebers. in’s Engl, F. Gymn.
u. Realsch. 8. Breslau. — Reiff, C. Ph., Parallel-dictionary of the
russian, french, german and english languages. 4. Part. English dict. 16.
St. Petersb. u. Carlsruhe. ä 2%. — Rothwell, J. S. S., vollständ.' theor.-
prakt. Gramm, d. engl. Spr. 3. verm. o. verb. All. 8. München. l*/h. —
Schmid, Chrph., moral tales, from tbeGenn. P. II ! Christmas eve. The glow-
worm. Transl. by fV. E. Drugulin. P. 111: The nigthingale. The roer-bush.
Tr. by the same. 16. Stuttg. a — Schmitz , R., engl. Elementarb. 8.
Berlin — Schütz, H., the story teller. A collect, of tales — By VA alt.
Scott, etc. 8. Siegen, lij. — Scott, W;, the lady of the lake. F. Schu-
len v. F. Schlesius. 16. Königb. %. — Selig, M., neueste Vorschule z.
Spr. d. Engländer basiri n. d. naben Verwandtschaft d. engl u. deutschen
Spr. 16. Berlin. %. — Simon, L., Collection of english poems. Mit
Wortreg. u. Anmm. 8. Wismar. — Stedtmann, H., d. kleine Eng-
Sprachen u. Litteraturen. Geschichte u. deren Hülfowissensch. 409
linder. V. verb. AB. lö.'Grimma. */ 3 . — Sirathmann, Front He tun;
Gramm, d. engl. Spr. 8. Bielefeld. ify . — Weiihaupt, tV., histor. Ueberbl. d.
Entwicklg. d. engl. Spr. 8 Solothurn.' J. — William». T. S., theor.-
prakt. engl. Schulgraminatik. 8. Aufl. 12. Hamb. 1^'. — Wilkinson , G. B.,
elementarisr.hes Lebrb. d. engl Spr. Mit Vorwort t. F‘. A. Schulte. 8.
Berlin. « — • Spanische Sprache und Lltteratnr. S. Bob-
terweck unter I. — Franceion, C. F. Grammatik d. spanischen Sprache n.
einem neoen Systeme bearb 3. verm. u. verb. Aull. 8. Lp*. 1%
■talieninche. Algöwer, D., nuovo melodo pratico e facile per imparare
la lingna tedesca secumlo il sisfeina del Prof. Ahn elaboratO. S. St. Gal-
len. T V — - üoretti , L., itatien Trichter. Umgearb. u. verm. v. C Volta.
4. verb. Aufl. 23. Wien. j. — Feiler, F. nuovo dizlonario porta-
liie italiano-tedesco, tedesco-italiane. Vol. 1: italiano tedesco. 32. Lips.
jo- — Fornasari von Verce, tbeoret.-prakt. Anleit. *. Erlernung d. ital.
Sprache. 14. Aufl. 8. Wien. 1*£. — . — theoret.-prakt. Anleit, tu StU-
Uebungen ia d. ital. Sprache. 8. Wien *jg — Körnbach, P., Coors pra-
tiqae et tbdoriqae pohr apprendre facilement — la langne italienne d’apr&i
la mdthode renommde du h\ Ahn. 8. Wien. f. — Novotny, J., Lehrt),
d. ital. Sprachwisseusch. Z Gebr an Gyma. n Univer*. 8. Innsbr. l*fe.
— Quönot J. A., ital. Sprachlehre. 1. TWi 8 Grat*. %. — Schmid,
Chriatoforo, venti sei piccoli raconti. Mit Wörterverz. f. d. deutsch ital;-
französ. Spracbunterr. v. A. Gutbier. 1 2. München. %. — Skandi-
navische Sprachen. Dieterich , J. IV., syensk spriktfra med jom-
förande häntydingar tili Norges och Daamark’s spr&kbuk. 1. Hafter. Bok-
stafa och ordböjning’s-lära. 8, Stockholm.! T * 5 , i — May , A , a practica!
grammar of the swedish language with readiug and writing-exercicos.
8. Stockholm 1 %. - Ritgjördir tilheyrandt snorraeddu, og Hättalynill
Rögnvalda jarls. 8. Kopenh. ]. — Strengleikar edn Liod abok. — Udgi-
ret af H. Key »er og C. R. Unger. 8. Christiania. l'/ 2 . — Tolk, svensk,
tinsk och tydsk. 8. Helsingfora. 1. — — Finnisch. Euren, G, £..
finsk spraklära. 8. Abo. 1. HuSNUch, s. Englisch: Reiß. — —
fisthnisch. Esthnische Volkslieder. Llrsehr. u. Lieber*, v. H. Neue.
1. Abth. 8. Reval 1. — — SyrjüiilHCh Caitien, M. A„ Elemente
grammatices syrjänae. 8. Helsingfora. 1. Tschcremlasistb. Ca-
st ren , M. A., Elementa grammatices tscheremissae. 8. kuopio. tV
OstjakisCh. ilCodrcn, M. A., Versuch einer ostjakischen Sprachlehre
n. Wortver*. 8. St. Petersb. %. l HomantnehJ Körnbach , P.,
Studien Sb. franz. u. daco-romaniacbe Spr. n. Litt, nebst einem Anbang
über d. Moldau. 8. Wien. 11. .. . !-«■* > Ml ^ *"t« ’ .* ■-
■ - ‘ V ■ '<*
V * .:<.!/
Geschichte und deren Hülfswissenschaften.
, Allgemeine Werke and Zeitschriften. Bibliothek, histor.,
interess. Memoiren u. polit. Denkschriften d. 18. u. 19. Jhrh, Hrsg. F.
Philippi. 8. Grimma. Bd. I— IV u. VH— XII, ä %. j- Blatter, hist. -polit.
f. d, tathol. Detltschl. V. Phillipp» u. Görre». 25. u. 26. Bd. 8. Munch’.
7A. Hand - und Lehrbücher und Darstellungen der
allgemeinen Weltgeschichte. Beck, J., synchronist. Tabellen z.
leichten Uebers. d. allg. Geich, u, Kult. 3. verm. u. verb. Aufl. Eol.
Hannov. fy. — — Lehrb. d. allgem. Gesch. f. Schule u. Haus«. 3. Curs.
2. Abth. Gesch. d. deutschen u, d. vorzügl. europ. Staaten. Mit bes. Rück-
sicht auf Geogr. u. Litt. 2. Abth. d. neuer. Gesch. 2. umgearb. Aufl. 8.
Hannov. %. y- Bredow , G. G., umständlichere Erzählung d merkwurd.
Begebenh. aus d. allgem. Weltgesch 12. furtgef. Aufl. 8. Altona. . L 1 ^ —
Contu, C., Allgem. Weltgesch. Beurb. v. J. A. M. Brühl. 10—13. Lfr,
8. Schaffbausen. ä%. — Dielitz, Thd., Grundriss d. Weltgesch. f. Gyma.
N. Jahrb. f. Pkil. u. Päd. ud. KrU. Bibi. Bd. LX. Hfl 4. 27
410
Geichichte und deren Hülfswissenschaften.
n. Realsch. 7. Aull. 8. Berl. i j i . — Dittmar, H., d. Gesch. d. Volker vor
u. nach Christ. Für d. allgem. Bildungibedürfniss. 3. Bd. 2. Hälfte. 1. Lf.
8. Heidelb. (bis j. 6/ 5 ). — Fritzache, K. W., tabellar. Uebersicbt
d. allgem. Gesch. z. Auswendiglernen. 2- verb. Auf). 8. Lpz. %. — Held,
W., u. L'orvin, iliostrirte Weltgeich. . 71. — 80. Lief. 8. Lpz. ä %. —
Heuser, P., Uebers. d. merkwürd. Begebenh. a. d. allgem. Weltgesch. f.
d. unt. u. mittl. Kl. bäh. Lebranst. , synchronistisch dargast. 3. verbess.
Aufl. 8. Elberfeld. \ t— Jung, G., Geschichte d. Frauen. 1. Thi. Gesch.
d. Unterdrückung d. Frauen u. ihrer allmäbl. Selbstbefreiung bis z. Er-
scheinung d. Christenth. 8. Frankf. a. M. 1%. — lieber, A , Leitfaden
heim Geschichtsunterr., nach einer neuen Methode. 8. Aschersleben. %. —
Korber, PA,, Pantheon d. Weltgesch. f. d. Jug. 2. Jhrg. 5. U. 6. Lief. 8.
Nürnberg, a Vt* — Kriebitzsch, K, Th., Allgem. Gesch. in 8prüchen u.
Gedichten. 8. Erfurt. — Leo, H., Lehrb. d. Universelgesch. z Ge-
brauche in höh Unterrichtsanst. 6. u. letzter Bd. 2. Aufl, 8. Halle. 3%.
-r Lief de , J. de, Allgem. Gesch. f. d. Volk. V. Standpunkt d. cbristl.
Glaubens. A. d. Holland, v. P. W. Quack u. H. L. Hooschütz. 1. Thl.
Alte Gesch. 1. Abth. 8. Stuttg. — Maltsan, Frdr., Umriss einer
christl. Weltgesch. 8. Rostock. %. — Marggraff, F., Leitfaden b. ersten
Unterr. in d. Weltgesch. f. Gyniu. u. höh. Bürgersch. 2. Verb. Aufl. 8.
Berlin. %. — • Nesselt, Frdr., Lehrb. d. Weltgesch. f. Bürger- u. Gelehrten-
schulen. Mit besond. Berücksicht, d. deutsch. Gesch. 3. sehr vertu, und
verb. Aufl. 4 Thle. 8. Lpz. 3%. — Pölitz'*, K. H. L., Weltgeschichte f.
gebildete Leser u. Studierende. In 7. Aufl. umg. v. Fr. liülau und K.
Zimmer. 1. — 3. Lfg. 8. Lpz. a % Pütz, W., Grundriss di Geogr. u.
Gesch. d. alten, mittleren u. neueren Zt. f. d. ob. Kl. höh. Lehranst.
8. G'oblenz. 1. Bd. d. Alterth. 6. verb. Aufl. %. 2. Bd. d. Mittelalter.
4. verb. Aufl. m. 2 Karten u. e. Uebers. d. Gesch. d. deutsch. Litt. %.
— f. d. mittl. Kl. d. Gyran. u. höh. Bürgersch. 8. Ebenda. .’l. Abth.
Alterth. 6. verb. Aufl. 2. Abth. Mittelalter. 5. verb. Aufl. 3. Abth. Neuere
Zeit. 4, umgearb. Aufl. ä %. — • Schlosser, F. C., Weltgesch. f. d. deutsche
Volk. Unter G. L. Kriegk's Mitwirk, herausg. 19. u. 20 Lf. 8.< Frankf,
a. M. ä — 3. onver. Abdr. 36—40 Hft. ä %. — Schmidt, E. A.,
Grundriss d. .Weltgesch. f. Gymn., höh. Lehranst. u. z. Selbstunterricht.
1. Thl. Alte Geseh. 6. verb. Aufl. 8. Potsdam. •/,*. — /fc= Leitfaden f.
d. Unterr. in d. Weltgesch. f. mittl. Gymn. -KI. u. höh Bürgersch. 2.
verb. Aufl. d. „Uebersicbt“. 8. Ebenda. »— Scholz, Chr. Glo., Allg,
Weltgesch. Ein Buch f.i Freunde d. Gesell, aus allen Stauden. 1. Bd.
2. -4. Hft., 2. Bd. 3 Hfte., 3. Bd. 7 Hfte., u. 4, Bd. Im. 2. Hft. 8.
Langensalza, ä y. — Stein, K., chronol. Handb. d. allgem. Weltgesch.
3. Abth. V. 1830-49. 8. Berl. % — Uschold, J. N., Grundriss d. allg.
Gesch. f. lat. Sch. u, Anf, 4. verb. Aufl. 8. München. |. — = I.ehrb.
d. allgem. 'Glesch. ' f. Gymn. u. höh. Schulen 1. Thl. 3. verb. Aufl. 8.
Ebenda. * */■,,. — Weber, G., Lehrb. d, WedtgescK mit Rucks. a> Gultur,
Litteratur, Religionswesen u. e. Abriss d. deutsch, Literaturgesch. 2 Bde.
4. verb. u. fortges. Aufl. 8. Lpz. 8 l 4. — Weiter, Th. B., Lehrbach der
Weltgesch. f. Gymn. u. höh. Bürgersch. 8. Münster. 1. Thl. Alte Gesch.
11. verb. Aufl. 2. Thl. Mittelalter. 10. verb. Aufl. fl. Tbl. Neuere
u. neueste Zeit. 9. verb. Aufl. %. — — Lehrb. d. Weltgesch. f. Schu-
len, 8. verb. u. verm. Aufl. 8. Ebenda. %. Methodik u. Be.
trachtung. Eiselen, Frdr., ein Wort über Aufgabe, Stellung u. Lehr-
weise d geogr., histor. u. deutschen Unterr. a. höh. Schulen. 8. Berlin.
£. — Gams, B ., Ausgang u. Ziel d. Geschichte. 8. Tübingen. 1 1 */, *. — *
Weber, G., D. Geschichtsunterr. a Scholen ein vorzügl. Mittel z. Bild,
d. Charakt. u. richtiger Lebensanschauung in d. deutschen Jugend. Aus
d. Heidelb. Jhrbb. 8. Heidelberg. %. Chronologie. Weigl. J. B :,
theologisch- chronolog, Abhandl. üb. d. wahre Geburts- u. Sterbejahr Jesu
Geschichte and deren Hilfswissenschaften.
411
Christi. 2. prakt. Thl. 4. Sulzbnch. 3 (cplt 5). Alte Oesehlcbte.
Jeden. Elk an, M., Leitfaden beim Ünterr. in d. Gesch. d. Israeliten.
3. verm. Aufl. 8. Minden. — Tvbltr , F . , Bethlehem in Palästina,
topogr. u. histor. n. Anschau u. Quellen geschildert. M. Karte u. Tempel-
plan. 8. 8t. Gallen, l 1 /^. Jaden and Perser. IVetzke, C. Thdr.,
Gyros, d. Gründer d. pers. Reichs, war nicht der Befreierder Jaden,
sondern d. Zerstörer Jerusalems. Rin Beitr. z. Rechtfert. d. Bibel u. s.
Berichtig, d. bisher. Darstellung v. bäbylon. Exil. 8. Bautzen. %. — - »
Griechen and deren Colonieen. Amoldt, J. Frdr. Jul., Timo-
ieon. Eine biogr. Darstell. 8. Gumbinnen u. Königsberg. 1. — Kolbe, B.,
d. Bisch. Synesius v. Cyrene, od. Forschungen a. d. Gebiete d. Erdk.
n. Gesch. d. libyschen Pentapolis, d. Kirchengesch. u. Gesch. d. Philos.
N. d. Quellen. J. Thl. 1. Lief. 8. Berl. — Niebuhr, B. G., griecb.
Heroengesch. An seinen 8obn erzählt. 2. Aufl. 8. */»• Hörner u.
in deren Seschiehte verwebte Völker. Gerlach, Frdr. Dor.,
Die Zeiten d. rötn. Könige. Eine hist. Unters 4. Basel. %. — Bauchen-
itein, Frdr,, Der Zug Hannibals ä. d. Alpen. Eine Rechtfert. d. Darst.
d. T. Livius. 4. Aarau. '4* — Rotpatt , J. J., de Corsica iosnla a Ro-
manis capta. 8. Münster. %. Mauretanien. Plagge, fVene., de
Juha II, rege Mauretaniae. 8 Münster. %, — — ■ Trevlrer. Steininger,
J., Gesch. d. Trevirer. II. Bd.t Unter d. Herrsch, d. Franken. 8. Trier.
I. (I. u. 11.3). — Kelten. Keferstem, Ckr., Ansicht ö. d. Keltischen
Alierthümer, d. Kelten überb. u. besond. in Deutschland , so wie d, heit.
Ursprung der 8tadt Halle. 2. Bd. 8. Abth. 8. Halle. 1% (bisj. 6*/, 6 ). - 1 —
Mittlere Kesehiehte. Frenzei, F. A.,A. Führer durch d. historische
Museum zu Dresden. Mit Bezug auf Turnier- u. Ritterwesen u. d. Künste
d. Mittelalters. Nebst einem Sach- u. Namenregister, sowie e. Litterat.
d. betreffend, Schriften. 8. Lpz. — Kätnmel, H. J,, Lebensbilder a.
d. Mittelalter, Nach d. besten Hülismitteln bearb. Neue (Titel-) Ausg.
1». Lf. (Schluss). 16. Dresden, ä Vas- Neuere u. neueste Seit.
Biographien berühmter Zeitgenossen. Hrsg. v. mehr. Gelehrten. 2. HR.
8. Altenb. ä •£. — Bismark, Fr. fFilh. Graf v., Aufzeichnungen. 2. (Titel-)
Ausg. 2. Lf. (8chluss). 8. Karlsr. h l. — Brand, B. H., 1849 oder
Schauplatz d. grossen Ereignisse dieses Jahres. In Wort u. Bild dargest.
4— 12. Lf. 8. Löbau. Va 4 - — Bülau, Frdr., d. Jahr 1849. Eine politische
Darleg. u. Betracht. 8. Lpz. %. — Burckkardt, E., allgem. Geschichte d‘.
neuesten Zt. D. 3. Aufl. 2 unver. Ausg. 8. Lpz. 4 — 5. Bd. 7. — Carl,
Adph. u. Hexamer, d. Staatsumwälinngen d. Jahre 1847 u, 1848. 31.— 33.
Hft. (Schluss). 8. Berl. ä — Capefigue , 1814 u. 1815 od. Gesch.
d. Wiener Congr. 2. Aufl. 1. Abth. 8. Grimma. 2. Abth. v. Zeschwitz,
d. preuss. Decimation d. sächs. Heeres. Ebenda. %. — • Casanova t>. Seingalt,
J. , Memoiren. Erste rollst, deutsche Ausg. Hrsg. v. L. Buhl. 1. Bd.
1. Hälfte. 3. Berlin. l L . — Chronik, kurze, d. Jahres 1849. Nach d. Daten
geordnet. 16. Berlin. %. — Dumas, A., Frankreich u. Europa vor, wäh-
rend u. nach d. 24. Februar. A. d. Franz. 14. — 16. Bd. 16. Lpz. ä *fg.
*— Fehr, J{, Gesch. d. europäischen Revolutionen seit d. Reformation.
1. Bd. (in 2 Bden). 8. Tübing. 1§. — Garden, Comte de, Histoire gö-
nerale des traitds de pafx et autres transactions principales entre toutes
les puissances de l’Europe depuis la paix de Westphalie. T. Vf et Vif.
8. Paris (Lpz. Michelsen). A 2%. — Günther, J., d. Ereignisse d. J. 1848
in ihrer Zeitfolge u. ihrem Innern Zusammenhänge dargest. 6.-— 8. Lief.
(8chluss.) 8. Jena. A Vt- — Hagen, K. , Gesch. d. neuesten Zelt voä
S turze Napoleons bis auf unsere Tage. 9.-— 13. Lief. 8. Braunschw. A —
Kottenkamp, Fr»., d. neuesten Weltbegebenheiten 17.— 22. Thl, 8. Stuttg.
A %. — Lese- Cabinet , hist., ausgezelcbn. Geschichtswerke, Reisen und
Memoiren aller Nationen in sorgf. Uebersetz. 1 . — 38. Lief. 8. Lpz. A %, — *
Loehner, G. fV. K., d. Revolutionszeit. 2. Bd. V. d. franz. Kaiserth. bis
27 *
412 Geschichte and deren Hölfswissenschaften.
z. zweiten Pariser Abkunft. 1807 — 1815. 8. Nürnb. 1. — Minner, d. dt
Gegenw. Neue Folge. III. u. IV. 8. Lp*. >4 (I-+IV<*i,%). — > Oertcl,
Frdr. Max, D. Jahr 1849. *• Vierter Nachlr. z. d. genealog. Tabellen des
19. Jahrh. 8. Meissen. 5. — Prutz, H.y sieben Jahre, 1840 — 47. Gosch«
d. neuesteu Zeit. 6/ u. 7i*Lifcf. 8. Lpz. a %. — Raumer, Frdr. itl. t
Gesch Europa’« Shit d. Kode d. 15. Jahrh. 8. Bd. Gesch. Frankreichs Ut
d. frans. Revol.. 1740-^95. 8. Lp*. 4. — Rnudgemälde. polit. od. kleine
Chronik d. Jahres 1849. 8. Lpz. -e Salice- Contessa, C. Ir,, populäre
Darst. d. J. 1848 u. 49. 8. Poseu. j. — Schauplatz d. Kriegs u. d. Revo-
lation in Ansichten, Karten u. Plänen. 12, — 17. Hit. 8. Lpz. .4 %.
Schräder, Ferd d. Buch d. Revolutionen od. d. Ereignisse d. J. 1848.
2. Hft lfi. Lpz. ä J. — Streckfuss, Adph., d. Ereignisse im J. 1849.
1. u.: 2. Thl l. Lief. 8. Berl. ä — IVtdekind , E. L., d* Gesch.
d. J. 1848; 8. Crossen. 1. — Zeit, unsere. Gesch. d. denk wird. Ereign.
v. Beginn d. Volksbewegungen im J. 1848 bis zur Gegenwart. Hrsg. v.
H. Hildebrandt. 4.— 8. Hft. 12. Crossen.« — Msmtncbe iS«»
schichte. Arndt , L'hrn., Blätter z. Gesch. unserer Zeit ad. d. deutschen
Volkserhebungen im J. 1848.'. — 1 Archiv d. Gesellscb. f. ilt. deutsche Ge-
schichtsknnde. Hrsg. v. H. G. Parts. 10. Bd. 2. u. 3. Hft. 8« Hannover.
1%. — Chronik, deutsche f. d. J. 1849. 2 Bd. 8. Bari. 2‘&- — Ficker,
Jul,, Reinald vodi Dassel, Reichskanzler u. Erzbiscb. v. Colli 1156—67.
12- Cölu. »/ , , . 4— ,ds= de Henrici VI. imperatoris conatu electiciam re-
gum in iaiperio romano-gerinanico successionem in hereditariam matandi.
8. Cöin. %. — Geschichtsschreiber der deutschen Vorzeit in deutscher
Bearbeit, hrsgeg. v. G. H. Pertc, J. Grimm, K. bachmann , L. Hemke,
K. Ritter. 8. Berl. 7t Lief. [Kl. Jhrhd. 7 Bd.]. Adam's v. Bremen,
hamb. Kircheugesch. übers, v. J. C. M. Laurent. Mit Vorw. v. J, M.
Lappenberg, ■/,*. 8 Lief. (IX., 1). Kaiser Karl’s Leben (>?») Einhard.
Lieber*, v. 0. Abel. %. 9. Lief. [IX, 2], Einhard'» Jahrbücher, übers, v,
0. Abel. %, 10. Lief. [IX, 3). 1). Mönch v. St. Gallen. Uebers. v. IV,
Hattenbach 18. Berl. — II alt au s, K., Gesch. d. Kaisers Maximilian
d. Ersten 8. Lpz. I. ,[13. Bd. d. hist. Hausbiblioth. v. Frdr. Bülau], —
Helbig, h. G,, Wallenstein 11. Arnim 1632 - 34. Ein Beitr. z. Gesch. d.
dreissigj. Kriegs nach handschr. Quellen d. K. S. Hauptetaats- Archivs.
8. Dresden. V, s . — Huhn, E., topogr. Statist.- histor. Lexikon v. Deutsch-
land. Wohlfeilste Ausg. 13.— 16. Lfg 8. Hildburgbausen, ä ’h- — Die
deutschen Kaiser u. ihre Bildnisse im Römer ztt Frkf. a. Mii M. Lebensbe-
schreibungen v. L. Pfau. 4.— 12. Lief 8. Stuttg. a V»»- "rr Mervpn de V.
s. Holland u. Belgien. — Kohlrausch, Frdr., d. deutschen Freiheitskriege,
1813—16. Für Schule u. Haus. 9 verb. Aufl, 8. Lpz. *4. m- * = Kurze
Darst, d. deutschen Gesch. 6. verb. Aufl. 8. Elberfeld. l‘£, — ■ Muss-
mann, H. F., Kaiser Friedrich im KifTbäuser. 8. Quedlinburg. ♦&. -*•
Merkel, J. y de repuhlica Alamamiorum commentarii illustrandis legum ala-
luannicarmulibris inter munumenta Germanjac historka nuper editis. 8.
Berl. l^ji. — Phillips, G„ deutsche Reichs- u. Recbtsgesch. 2. vorm.
Aufl. 8, ^München. lj|. — Rudhart, einige Worte über Wailenstein's
Schuld. 4. tMiiuchen. .$. — Schatte, L., Lebensbilder a. d. deutsche« Na-
tional- Vers. 3 Lfg. 16. Schw.-Hall. 1|. — Schlöser, s. Russland. —
Söltl, J, ; Mi, d. Religionskrieg in Deutschland. 3 Thle. Neue wohlf.
(Titel-*) Ausg 8. Hamb 2. t-tt* Sporschil, J ., Gosch, d. Deutschen v. d.
ältesten Zeiten bis auf unsere Tage. 11. — 18. Hft. 8. Regensb. a ‘4- -1—
Stein, Chm., d. Gesch. d. deutschen Banernkriege f. d. Volk. 2- — 4. Hft.
8. Zerbst, a — Steiningcr , s. Alte Gesch. (d. Trevirer unter den
Franken). -t- Atem, S, d. Gesch. d. deotschen Volks in d. J. 1848 — 49.
4-— 8. Lief. 8. Berl. a */ la . — Stricker, IV., d. Kntwickiungsgesch. d.
deutschen Nationalität seit d. Keformationszeitalter, 8. jFrsmkf. a..M, 4 I 15 .
r~ ifF. D- Deutschen in Spanien u, Portugal u. id, span. ». portug. Län-
Geschichte and deren Hülfswlssenschaften.
418
dernv. Amerika. ’SJ'Lpz. 1*^; — Sudendorf, H., Berengarius Turonensio
od. eine Sammi. ihn betr. Briefe. 8. Hamburg u. Gotba 1 VjT-'— Wirth,
J. G A., d. Gesch. d. deutschen Staaten v. d. Auflös. d. Reichs bis auf
unsere Tage. Fortges. v. tV. Zimmermann, 3 Bd. 1. Lf. u. 4 Bd 4,-6.
Lief i *4 od. £ (Bisj. 4%). — Zöpfl, H., d Hanptmannschaft d. Götz
v. Berlichingeu im grossen Bauernkriege v. J. 1525. Nach bisher ungedr!
Prozessakten 4. Heidelb.' Oeaterretohtacher Kaiser-
atsasat. Archiv f. Knude österr. Geschichtsquellen. Hrsg. v. d. Commis»,
d. k k. Akad Jhrg. 185«. I. Bd. l n. 2. Hft. 8. Wien, k %
d. Vereins f. siebenbürg. Landeskunde. III. Bd. 3. Hft 8 Hermannstadt:
a %• — Ankerehofen, G. v., Handb. d. Ge’xh d. Herzogth. Kärnten bis
zur Vereinigung mit d. Österreich. Fiirstenthümern. 1 ßd. 8. KlagenfurtJ
3 4 /ij- — Anfzeichnungen eines HonvOd. Mit einem Plane v.'Komorn.
2 Bde. 8. Lpz. 2. — Aus Kossnth’s Memoiren. Ins Deutsche übertr. v.
Grafen S. 8. Grimma. V».. — Brandts, J, A. v., d. Gesch, d. Landes-
hauptleute v. Tirol. V. Hft. 8. Innsbruck, ä *4. — Choitnitz,')., Geschl
d. Ungar. Revolution in d. J. 1848 u. 49. Mit Rückblick a. d. Bewegun-
gen in den österr. Erblähdern. 4 — 6. Lief. (Schluss). 8 Stuttg. ä •/,„}
— Debrunner, J;, Memoire« on aventures de la compagnie suisse pendant
le siöge de Venise par les Autrichiens. 8. Zürich. t*/, 0 . — - d Elvert}
Chm , Gesch. n Beschreib, d Bergstadt Iglau in Mähren. 8. Brünn. 2.-
— Ereignisse, d. krieger. in Italien Int J. 1849. Forts, d. krieger. Er-
eign. im J. 1848. 8. Zürich. 1 — Feldzug, d. d. Oesterreicber in d.
Lombardei' in d.‘ J. 1848 u. 49. 2. Ausg. 8. Stuttg. 1*4- — Fess/er, J. A.j
d. Gesch. d. Ungarn u. ihrer Landsassen. Neue (Titel-) Ausg. 29.— 4(L
Hft. (Schluss). 8. Lpz. a *4 (cplt. 13^4*). — Fontes rerum Austriacarum.
Oesterr. Geschichtsquellen. Hrsg. v. d. k. k. Akademie. II. Abth. Diploma-
taria et Acta. 2 Bd. Diplomatarinm Habsburgense sec. XV. A d. Jahren
1443-1473. Hrsg. v. J. Chmel. 8. Wien, ä 1. — Freytaff, Edm., Gesch.
v. Ungarn v. 899— 1849. 8. Gladbach. (Lpz. Wengler). i. — Fitster, A.,
Memoiren v. März 1848 bis Juli 1849. 2 Bde. 8. Frankf. a. M. 2^. —
Gaisberger , J), d. Gräber bei' Hallstadt im österr. Salzkammergut. 8.
Linz. — Wo«, J. E., A. Görgei. 8. Lpz. %. — Horvdth, S., Graf LJ
Batthydny. 8. Hamb. %. — Horvdth, M., Gesch. d. Ungarn (in 16 Lief.).
1. u. 2. Lief, 8. Pesth. ä 4 — Janotyckh v. Adlerstein, J., Federzeichn. Reih*
v. Skizzen a. Ungarn. 2 Bde. 8. Wien. 1%. — = d. letzten zwei Jahre Un-
garns. 3 Bde. od. 6 Lief. 8. Wien. 3. — Kink, R., akad. Vorlesung üb. di
Gesch.“ Tirol» b. z. Vereinigung mit Oesterreich. 1. Thl 8. Innsbr. 2. —
Klapka, G.. Memoiren. 8. Lpz. 3%. — Lapinski, TA., Feldzug d ungari
Hauptarmee im J. 1849. 8. Hamb. 1. — Levitschnigg , H. v., Kossnth
u. Sein* Bannerschaft. 2 Bde. 12'. Pesth. 2. — Mgildth, J. Gr. v., GeschJ
d. österr. Kaiserstaats. 5. (letzter Bd.) Mit Register v. J. H. Melier.
8. Hamb. l n / is . [D. Gesch. d. europ. Staaten V. Heeren n. Ukert 25.
Lief. -4 Abth.] — - lil eitler , A. Regesten z. Gesch. d. Markgrafen n»
Herzoge Oesterreichs a. d. Hause Babenberg 4. Wien. — Mittheilun-
gen d. histor. Verein» f. Steiermark. 1. Hft. 8. Gratz. 1. — Muehar, Al
v. , Gesch. d. Herzogth. Steiermark. 5. Thl, 8- Grätz. 2%. — Nbrdstein,
F. Au Geach, d. Wiener Revolution. 8. Lpz. 1.’ [D. bi»t. Hausbiblioth;
v. Fr. Büiau. 15. Bd. ]. — Ohm Januschowsky, Chronik d königl. Haupt-
stadt Olmntz. 8. Olmütz. f. — Pataky, K. M., Bern in Siebenbürgen. 8i
Lpz. — Pulszky, Therese, A. d. Tagebuche einer ungarischen Damm
Mit einer hist. Einleitung v. Fs. Pulszky. 2 Bde. 8. Lpz. 3. — Ritter,
C. A., Tagebuch d. letzten Oktober- u. ersten November - Tage Wiensj
2 Hüte. 8. Linz, ä I*— Schimmer, K. A., Kaiser Joseph d. Zweite.’
4. m. bisj. noch dicht gedruckten Urkunden verm. Aofl. 8. Wien, l.-r— .
Schlesinger, .9 , Ado Ungarn. 8. Berl. 1%. {"Schnell necheinander 2 Aufl >.
— So Mitte, A., Uflgatrn'in. d. Iingio, Uoubhängigkeit-kTieg' 2' Bde
414
Geschichte und deren Hülfswissenschaften,
Dresden. 3. — Sckuaelka, Fr»., D. Revolution»]. März 1848 bi» März
1849. 2. Aufl. d. 2. Bd. d. deutschen Kehrten. 8. Wien. 1%. — Strack,
J., d. Generale d. österr. Armee. 1.-10. Lief. (Schluss.). 8. Wien, cblt':
2. Taschcnausg. 1%. — Szilagyi, 41., d. letzten Tage d. magyarischen
Revolution. Enthüll, d. Ereignisse in Ungarn u. Siebenbürgen seit dem
1. Juli 1849. Unter Mitwirk. d. Verf. in’s Deutsche übertr. 8. Lp». |. —
Ungarn, Seine Geschichte , seine Nationalitäten u. a. w. V. e. ung. Offiz.
3. -5. Hft. (Schluss.) 8. Meissen, ä — Violand, E., d. sociale Gesch,
d. Revolution in Oesterreich, 8. Lpz. 1%. — Weber, B., Oswald von
Wolkenatein a. Friedrich mit d. leeren Tasche. In 11 Büchern. 8. Inns-
bruck. 2J. *— Wiener Chronik f. d. J. 1848. Hrsg. r. Fr». Peyer (in 3
Lief.). 1. Lief. 8. Wien. $. — Wochen, d. letzten Ungarns rr. d. Schlacht
bei Keczkemet bis zur Niederlage bei Szegedin u. d. Verrath v. Vitiagoa.
Erinnerungen a. d. Campagne eines deutschen Jägers. Mit Vorw, v. A.
Rüge. 8: Lpz. */,». — Wolf, A., d. Gesch. d. pragmat. Sanetion bis
1740. 8. Wien. %. - Wolff, 8., A. Gorgey. 8. Lpz. % Freu»«.
Staat. Bohlen - Bohlendorf, J. «. , d. Bischofs - Roggen u. d. Güter d.
Bisth. Röskild a. Rügen in erbl. Besitz d. Barnekow u. Umriss d. Gesch.
dieses Geschlechts. 8. Stralsund. 1%. — Förster, Frdr., Friedrich d.
Grosse. Neue Titel-Ausg. d. 2. Bds. V. Preassens Helden. 2.— 14. Lief.
8. Berlin, ä J. — = Prenssens Helden im Krieg n. Frieden. 37.-42.
Lief. 8. Ebenda, a ' — Franke, St. M. A., Friedrich Wilhelm IV. Eine
Schrift f, d. deutsche Volk. 16. Berlin. 1. — Goitschalk, Ferd.. Preuss.
Gesch. 1. Bd. (Preussen unter Herrsch, d. deutschen Ordens bis 152S
u. unter d. beiden Herzz. hohenz. -frank. Lin. bis 1618. 2. Bd. (Prcuasen
v. 1618—1848). 8. Königsb. 1%. — Guhrauer, G. B., d. Weissagungen
v. Lehnin. 8. Breslau, f. — Hahn, W, Friedrich Wilhelm III. u. Luise.
217 Erzählungen aus ihrem Leben. 8. Berlin. — e= H. J. v. Ziethen.
8. Berlin. — Heincl, E., Gesch. Prenssens f.. d. Volk u. d. Jugend.
4. verb. u. fortges. Aufl. 8. Königsb. 1%. — Ho ff mann, F. W., Chronik
d. Stadt Magdeburg. 21. u. 22. Lief. 8. Magdeburg, ä \. — Kienits,
0. , d. Schlachten bei Mahölm u. Pieskow. Ein Denkmal Plettenbergs. 8.
Riga. %. — Minutoli, J. v., Friedrich I. Kurfürst r. Brandenburg und
Memorabilia aus d. Leben d. Markgrafen v. Brandenburg aus d. Quellen
d. Plassenburger Archivs. 8. Berlin. 4. Daraus besonders abgedruckt: Die
weisse Frau. *4. — Neumann, Gesch. v, Görlitz. 8. Görlitz. 1%. —
Pert», G. H., o. Leben d. Minist. Frhrn. v. Stein 2. Bd. 1807 — 1812.
8. Berlin. 3% (1. u. 2. : 6). — Preussen, d. Königr., s VI. — Pröhle,
H. A-, Chronik v. Hornhauaen. Ein Beitrag z. Niedersächs. Geschicht-
schreibung. 8. Oschersleben. %. — Revolutionschronik , Berliner, vom
Febr. bis Novemb. 1848. 2.-7. Lief. 8. Berlin, ä %. — Rötch, E., Her-
manns v. Lehnin Weissagung üb. d. Brandenburger Haus. 32. Btuttg.
,1 /, 0 . — Sallwürck , A. v., d. Vereinigung d. Fürstenth. Hohenzollcrn
mit d. Königr. Preussen urkundl. dargest. 4. Sigmaringen, f. (J- Schrä-
der , L. W., Quellen u. Vorarbeiten f. d. Gesch d. Stadt Aschersleben.
1. Hft, 8. Aschersleben. %. — Scriptores rerum Silesiacarum od. Samml.
schlesischer Geschichtschreiber. Hrsg. v. G. A. Stenzei. 4. Bd. Samml.
v Quellenschriften zur Gesch. Schlesiens. Und : Herzog Hans d. Grau-
same v. Sagen im J. 1488. V. M. K. v. Zobten u. Hans Schic cinichens
Leben Herzog Heinrich*» XI. 4. Liegnitz. 4. Bresl. 2. (bis j. 13). —
Stahr, A., d. preuss. Revolution. III. 8. Oldenburg, ä — Studien,
baltische. Hrsg. v. d. Gesellsch. f. Pommerische Gesch. u. Alterthumsk.
10. — 13 Jhrg. i 2 Hft. 8. Stettin, ä fj. — Uebersicht d. Geographie u.
Gesch. d. Grafseh. Glatz. V JS . — F oigt J., Handbuch d. Gesch. Preus-
sens bis »wir Reformation. 2. Aufl. in 18 Lief. 1.— 15. Lief. 8. Königsb.
ä %. — = Geschichte d. sogen. Tugendbundes. 8. Berlin, f. — Wag-
ner, C. Frdr., d. brandenb. -preuss. Gesch. f. d. Jugend. 8, Schwiebus.
Geschichte and deren Hülfswissenscbaften.
415
— Wedckind , B. , Nene Chronik d. Stadt Züllicban. 6 Lief: 8.
Züllicban. lf. — Wolff, 0., d. berühmte Lebnin’sche Weissagung. 8.
Grünberg. %. — Zimmermann, A., Gesch. d. Brandenb.-Preuss. Staates.
з. verb. Aufl. 1. — 5. Lief. 8. Berlin, 4 */, 4 . Baden. A. d. Kraich-
gan. Eine Skizze z. Gesch. d. Revolution in Baden. 2- umgearb. Aufl.
8. Heidelberg. *4* — Bekk, J. B., Bewegung in Baden v. Ende des
Febr. 1848 bis znr Mitte d. Mai 1849. 1. a. 2. unver. Aufl. 8. Mannh.
1|. — Fenn er e. Fenneberg, F . , Znr Gesch. d. rheinpfälz. Revolution
и. d. bad. Anfit. 2. vertu. u. verb. AiiH. 8. Zürich. |. — Lüdicke, A., d.
bad. Feldzug. 2.-4. Hft. 16. Halle, 4 l / ln . — Baveaux, Frz., Mittheil,
üb. d. bad. Revol. 8. Frankf. a. M. — Struve, Amalie, Erinnerungen aus
d. bad. Freiheitskämpfen. 12. Hamburg. %. — Zeitschrift f. d. Gesch. d.
Oberrheins. Hrsg. v. d. Landesarch. zu Karlsruhe durch F, J, Mone.
1. u. 2. Hft. 8. Karlsruhe, ä »/,*. Bayern. Archiv d. hist. Ver-
eins v. Unterfrsnken u. Aschaffenburg. 10. Bd. 2.' u. 3. Hft. 8. Würzb.
k • Vio- — -== oberbayerisches, f. Vaterland. Gesch. Hrsg. v. d. histor.
Vereine f. Oberbayern. 11. Bd. 2. Hft. 8. München, 4 ^ f • Gesch.
u. Alterthumsk. v. Oberfranken (Fortsetzung d. Archivs f. Bayreuth’sche
Gesch. b'. Alterthumsk.). Hrsg. v. E. C. v. Hagen. 4. Bd. l.'u. '2. Hft.
8. Bayreuth, k *4. — Buchinger, J. N., Otto d. Grosse, Herzog in Bayern
u. seine Brüder Pfalzgrafen v. Wittelsbach. 3. u. letzte Abth. 4. Münch.
‘Vis- — Deutinger, M. t>.. Beitr. z. Gesch., Topographie u. Statistik d.
Erzbisth. Mnnchen-Freisingen. 1. Bd. 1. u. 2. Hft. 8. München. 2. —
Dietel , G., Balern u. d. Revolut. 2 Hfte. 8. Zürich. 1%. Fenner v.
Fenneberg, s. Baden. — Fürg, J. B., Leitfaden z. Unterr. in d. Gesch.
v. Baiern. 2. verb. Aufl. 8. München, i. — llöfler, C., Bayern, sein
Recht u. seine Gesch. 8. Regensb. — Müller, G. F., Geogr. u. Gesch.
v. Bayern. 8. Lpz. — Regesta sive rerum Boicarum autographu
e regni scriniis fideliter in summas contracta. Op. cur. C. H. de Lang
incept. nunc cura M. B. de Freyberg continuatum. Vol. XII. 4. München.
2. — Schlichtegroll, M. v., Herzog Wolfgang v. Zweibrück u. Neuburg
als staatsrechtl. n. geschieht!. bedeute. Stammvater d. bayerischen Kö-
nigshauses. 8. Manchen, 14 / t . — Steichele, A , Beitrage z. Gesch. des
Bisth. Augsburg.' I. Bd. 2. Hft. 8. Augsburg. ’/ 10 . — Söltl, J. M., d.
Wittelsbacher m. ihren Zeitgenossen im Königr. Baiern. 8. Sülzbach.
— Wittmann, Geschichte d. Landgrafen ▼. Leuchtenberg. 4. Münch.
i Braunschwelg. Bege, K., Chronik d. Stadt Wolfenbüttel
u. ihrer Vorstädte. 8. Wolfenbüttel. %. — = Gesch. d. Städte Seesen
n. Seheppenstedt , ein Beitrag z. d. Gesch. d. Ansbild. d. städt Verfas-
sungen im Herzogth. Braunschweig, d. braunschw. Partikularrechts u. d.
Steuerwesens. 8. Wolfenbüttel. %. Bremen, s. Hamburg. — -
Frankfurt a. ML Heyden, E., Gallerie berühmter Frankfurter. 2. Hft.
8. Frankf. a. M. k |. Hamborg. Ney, H., Geogr. u. Gesch. d.
freien Hansestädte Hamburg, Lübeck u. Bremen. 8. Lpz. \/, 0 — Zeitschr.
d. Vereins f. hambarg. Gesch. 3. Bd. 2. Hft. 8. Hamburg. 4 1. '
Hannover. Goldschmidt, B. A., Gesch. d. Grafschaft Lingcn u ihres
Kirchenwesens. Mit vielen Urkunden. 8. Osnabrück. 2. — Hannover, s.
Geographie. — Koch , E. F. J., Gesch, d. Dynastie, d. Amtes, d. Stadt,
Burg u. Festung Peina in Niedersachsen. Von d. ältesten Zeit bis zum
J. 1260 gleichlaufend mit d. Gesch. d. deutschen Reichs dargest. u. nach
Quellen bearb. 8. Peina. 1. Hessen. Hefner , J. e., u. Wolf, J.
W„ d. Burg Tannenberg u. ihre Ausgrabungen. 4. Frankf. a. M. 3. —
Hessen , s. VI. — Zeitschr. d. Vereins f. hes». Gesch. u. Landeskunde.
5. Bd. 2, u. 3. Hft. □. 4. Sopplementheft. 8. Kassel, ä %. Hohen-
r.ollern, s. Prenssen, Sallwürck. Lübeck, s. Hamburg, Ney.
— - Luxemburg. Engelhardt, Frdr. W., Gesch. d. Stadt u. Festung 1
Luxemburg. 12. Luxerob. */ i . — Publications de la »ociüti pour la re-
416
Geschichte und deren Hilfswissenschaften,
chercbe et la Conservation de« monuments historiqaes d«ns le grand-dachä
de Luxembourg. T. (II et IV. 4 Luxembourg. a 1%. Mecklen-
burg. Deliiatch Fra., Aas d. Stammhaus« d. Grossherzogin. Urkundi.
mecklenb. Getcbichten. 8. Rostock. » — Marsch. G. M. C. C„ Gesch.
u. Urkonden d. Familie v. Kardorff. 8. Schwerin. 2. Oldenburg.
Her lim , J. //. Frdr., histor.-genealog. Stammkarten d. oldenb. Königs-
hauses nebst allen Nebenlinien. Mit besoud Rücksicht auf d. g-schichtl.
Verhältnisse der Herzogthümer Schleswig - Holstein und Lauenburg. F<4.
Copenhagen. 4%. Reu««, s. Königr. Sachsen. Jahresbericht.
Königreich Sarhsen. Bote, s. VI. — Jahresbericht, 22. 23. «. 2 4.
d. voigtiändischen alterthumforscb. Verein. Hrsg. v. Frdr. Alberti. 8.
Gera. %. — - Montbe, .4. v., d. Maiaufstaud in Dresden. 8. Dresden, l 1 ^..
— Philippi , Ferd., d. Geschichten d. sächs. Volkes. 2. (Titel-) Ausg. 8.
Lpa. ‘/ist - — Sachs«« - Weimar. Wegelc, Fra. X„ Karl August,
Grossberz. v. Sachsen-Weimar. 8. Lpa f. Schaumburg. Codex
diplomaticus historiae comitnm Schauenburgensium. Ges. u. brsg. v. F. A.
0. Atpcrn. 2. Bd. V. J. 1204-1800. 8. Hamb 3- (d. 1. Bd. noch nicht ere
schienen). — ^ Schleswig - Holstein. BeHien, s. Oldenburg. -7-.
Helmrke , P. B , d. Belagerung Rendsburgs im J. 1645- Aus einer Urschrift
■it Anmerkungen. 8. Kiel. %. — Schleswig-HoUtein's Erhebung. Eine
hiater. Skizze. (I. D. J. 1849. 8. Altona. ^ (I u. II: "/so)* 3= =r» d.
Herzogthümer u. d. Königreich Dänemark. Aktenmäss. Gesch. d. dän.
Politik seit 1806. (V. J. G. Vroyscn u. K. S unurrr ). 2. Anfl. 8, Hamb.
1. — = Eutscbeidungskampf. 1. Hft. 8. Meissen, j. — Urkundensamm-
lung d. .schlesw. -holst. -lauenb. Geselisch. f. vaterländ, Gesch. Nachträge
*. 1. B<j. 4. Kiel. 2| (I. u. II. 9 1 ä /i s )• — Warnstedt, A.v„ Rendsburg,
eine holstein. Stadt u. Festung. 8. Kiel. 1^. — H'egener, C. F., Von <L
Landeshoheit üb. d. alte Reudsburg a. d. Eiderinsel. Mit einer früher,
ungedruckten Chron. (Hans Wieck es) v. d. Anlegg d. neuen Rendsburg.
8. Kopenhagen. 1. — IFienbarg, L., Darstellungen aus d. scbleswig-
holstein. Feldzügen. 1. Bdchen. 8. Kiel. %. Wald eck. Curtae ,
L., Gesch. u. Besrhr. d. Füratenth. Waldeck. 8. Arolsen. 2%.
Württemberg. Jahrbücher, würtemberg. f. vaterl. Gesch.. Geogr.,
Statistik u. Topogr. Jhrg. 1848. 2. Hfl. 8. Stuttgart, ä 1. — Holland
und Belgien, CorrespondancedeGuillaumeletaciturne, princed’Qrange,
publiee pour la premiere fois, P. M. Gachard. 2 Vois. 8. Brüssel u. Lpi.
6 . — = s. England. - Juste , Thdr,, Gesch, d. Gründung d. constit.
Monarchie in Belgien durch d. National- Congress nach amtl. Quellen. 1. Bd.
8. Brüssel. 1%. — Kervyn de Folkaersbeke, Pk., joyeuse ent ree de l’em-
pereur Maximilian I. ä Gand en 1508. Description d un livre perdu. 4.
Brüssel u. Lpa, 1- r Bastoul de Mongeot, A., Leopold I, roi des Bei-
ges. 2. Ed., 12. Brüssel u. Lpz. j. — Schweix, Archiv f., Schweiz»
Gesch. Hrg. a. Veranstalt, /d. pilgern, geschichtf. Geselisch. d. Schweiz.
6. Bd. 8. Zürich. 2%. — t d. Gesch. d. Republik Graubünden.
Hrsgeg. v. Th. i>. Mohr. 1. Bd. 3. Hft. (Ullrich Cacapells zwei Bücher
rbätiacber Gesch. Aua d. Lat. v. C. v. Mohr. Cod. diplomaticus. Ur-
kunden z. Gesch. v. Graubünden). 8. Chur. 1 — Blumer , J. J.,
Staats- u. Rechtsgesch. d. schweizer. Demokratien. 1. Thl. d. Mittelalter.
3, Lief. 8. St. Gallen, ä — Rigger, Frz. v., D, Kantons Luzern und
seiner Bundesgenossen Kampf gegen d. Radikalismus v. 8. Dec. 1844 bis
24. Novbr. 1847. 8. Sehaffhausen. 2. — Geschichtsfreund. Mittheilungen
d. histor. Vereins d fünf Orte Lucern, Uri, Schwyz, Unterwalden nnd
Zog. 5. Bd. 8. Einsiedelu. 1 1 */, ,. 6. Bd. I 3 /»- — Göttinger , J. J., D.
Aufgabe d. schweizerischen Eidgenossenschaft, insoweit -dieselbe durch
ihre Gesch. bestimmt wird. 8. Zürich. — Mittheilnngen d. aotiquar.
Gesellschaft zu Zürich. VII. Bd. 1, Hft. Beschreib, eines aus d. 14. Jahrh
stemmenden Brautscbmuckkästchen n- Zeichnung d Dr. Stan? v. L. Btt -
Geschichte und dunen Hfilfswissenschaften.
417
mittler. 4. Zürich. 4 / s . 2. Hft. Alamannische Formeln u. Briefe au» d.
9. Jhrh ti Frdr. v. ff'yss. */ t , — Naef , A„ Chronik ». St. Ga'len. 1. u. 2.
Lief. 4. Zürich u. fit. Gallen. a — Pfyffer, Kas., Gesell, d. Stadt n. d.
Kantens Luiern. Vom Ursprünge b. z. Staatsumwälzung im J. 1798. 8. Zü-
rich. 2. —^ Fr «pst, J., d. Scbweizergesrh. f. d. Schweizervolk u. seine Schu-
len. Foits. v, 1840— 50t 8. Hasel. — - Regesten’ d. Archive 'in d. Schweiz.
Eidgenosse n<ch. A. Anordn, d Schweiz, geschieh tfors>h. Gesellschaft hrsg.
r. Th. t>. Mohr. I. Bd. 3. Hft. : d. Regesten v. Cappel. Bearb. v. G. Meyer
0. Kronau. =x v. Rapperswyl — v. Ju Ilikenmann . -A v. Schanfigg v.
C. o. Mohr. 4. Chor. !. (bia j.. ♦V«)- — Samml. v. Ziigeu d. Heldenmuth*
u. d. Biedersinnes dt Schweizer. 6. durehges. Aofl. 8. St. Gallen. V^. ■ —
Schicksale d. Landschaft Enthbuch im Novbr. 1847 . 8. Schalfhauscn.
n-i Taschenbuch, Basler, a d. J. 1850. Von W. Th Streuher. 1. Jhrg.
16. Basel. %. — Tiilitt.xA t»., Gesch. d. Eidgenossenschaft während d;
sogenannten Restaurationsepoche. V. Anf. 1814 — 1830. 2. u 3 Bd.
(Schluss.) 8. Bern.,4'2. A-lFjf»», G., Beitr. z. Gesch. d Farn Maness,
4. Zürich. i — Zellweger , J. C., Gesch. d. Appenzellischen Volkes.
4 Bde. 3. wohif. (Titel-) -Ausg. >8. SC Gallen. 5. - Frankreich.
Blanc , L, Z. Gesch. d. Februar-Revolution. A. d. Franz. 8. Quedlinb.
%. i-f- Boudm, A ., u. FW. Mouttet , Louis Philipp, seine Jugend t sein«
Regierung u. sein Fall, nach vertraut. Mittheilongen d. Königs Verfasst.
Uebers.! v. K. Grosse. Mit Votrw. r. F. Steger. -2 Bd« Mit lUustr Neue
vollst. (Titel-) Ausg. 8. Meissen. 1%. — ri Brandes, Ffe, Versuche. Gesch.
d. Ktats-gfnöraux in Frankr. il ’ Hälfte. 8. Lpz. — ChauUaubriand,
F. R. Denkwürdigkeiten v. jeos. d. Grabes. D. v. L. Meyer; 9.— [4.
Tbl. 8. Lpz> ; ä *ß/ — «= Mömoires d’outre tombe. T. VIJI— Xl-.i 8t Lpz.
k % — — T. VJU-XII. Berlin, ä — CAenu, tf., D. Verschwörer,
od. wie man Erneuten u. eine Republik macht. D. vp H. Bischoff. 32.
Stuttgart. Vis- Lamartine, A. de, Gesch. d. französ. Revolution vt
1848. A. d, Franz, v. Th. Roth. 16. Stuttg. V s ..— Opilz , Thdr., Ro-
bespierre’s Triumph n. Sturz. 8- Lpz. 1%. — Pipitz, Fr* /E., Mirabeau.
2 Bde. 8. Lpz. 3%. Schölten, II. C., Gesch. Ludwig IX. d. Heiligen,
Königs i». Frankr. 1. Bd. Münster. 1%. — Thiers, A., Gesch. d. Con-l
sulats u. d.' Kaiserreichs. D. v. E. Burckhardt. 78.-82. Lief. 8 Lpz. ä
Vis* - 1 - ~ =29— 32. Tbl. 16. Lpz. O. Wigand, ä Vs- England.
Correspondance diplomatique et militairo du Duc de Marlborough du
grand-pensionnaire Heinsius et du trösorier general des provinces-unie»,
Jacques Hop; enrichie de plusieurs lettres du Comte d’ Avaux, de M. M.
de Chamillart, de Forcy et d’autres hommes d’ötat, relative» au* nego-
ciations sec röte», entsmdes p. la France aprös la bataillc de Ramillies.
Publ. p. G. G. t're.ede 8. Amsterd. 1%- r- ' Greinet, H. d. lange Parla-
ment in England. Eine Warnungsstimroe f. unsere Tage. 8. Berlin.
— Guizot, Pourquoi la revolution d’Angleterre a t-elle rfossi? 8. Berl:
%. — v — Lpz. %. — . == B. v. A, Reclam 16. Lpz. *$ 4 - — s= Deutsch.
12. Lp*. ~ D. v. K, W: Krüger. 12.' Berl. — Histeire
de la revolution d’ Angleterre depuis l’avfnement de Charles 1. iusqo’ ä
sa mart. 4. Edit, 2 Vols. 8 Lpz 2. — ■= Deutsch. 8 Lpz. 1. (14. Bd.
d histor. Hausbibiiothek v. Frdr. Bülau). — Keigthley, Th~, Gescb. v.,
England. Deutsch v. F. K. F. Demmler. 2. (Titel-) Ausg in 6 Lief.
1. — 3. Lief. 8. Halle. 4 ^ Krüger, K. W., Gesch. d. engl. Revolution
unter Karl l. 12. Berlin 1. H+-; Macaulay , Th B.,. d Gesch. Englands
seit d. Regierungsantritte Jacoh's II. Uebers v Frdr. Bülau. (Bereits
d. 2i Aufl.) wt Uebers . y. H Paretz 1.— 6. Lief. 16. Stuttg. 4 Vi. — r
= histor. .Abbnndlufkgen. Uebers v. O Seemann. 1. Abth. 8. Königsberg:
%• 2. Abth. t i g ; — r s= kleine geschieht), n. biographische Skizzen Ucber«.
v. Frdr, Bülau. l.-eb. Lief, ä — Martin ft , a personal sketcb ef
tbe late lamented Sir ff, Peel 8, Hamburg, */,• Fort Oft 1 »! oitd
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419
Geschichte und deren Hulfs Wissenschaften.
Spanien. Kunstmann, 1 Frdr., d. Handelsverbindungen d.' Portugiesen
mit Timbokto im XV. Jhrh. 4. Mönchen. **/,,; — ^ Schäfer, H., Gesell,
v. Portugal. 3. Bd. Vom Regierangsantritte Manuels bis zur Vereinigung
mit 8panlen. 8. Hamb. 2%. (Heeren’s u. Ukert’s Gesch. d. enrop. Staa-
ten. XXIV, 2). — Stricker, s. Deutschland. Italien. Saavedra,
Don A. de, Herzog e. Rivas , d. Aufstand in Neapel im J. 1647. A. d.
Franzos, übers. 8. Lp*. 1 — - Schweden, s. Wern ich, Russland.
— Dönemork, s. Oldenburg u. Schleswig-Holstein. -I — -> Rnssland
und Polen. Bähr, J. K., d. Gräber d. Liren. 4. Dresden. 3*^. —
Briefe, geheime, d. Königs v. Polen Sigismund August an Stanisl. Ho-
*yus in d. J. 1549 u. 1550, entziffert ▼. J. Lepkowki. 4. Wadowice. i j i .
— Melange» russes tirfs du bulletin historieo-phflologique de l’acad.
de St. Petersbourg T. I. Livr. 1—5. 8. St. Petersburg (Lp*., Voss).
Bis j. 3|J. — Polewoi, N. A , Gesch. d. Fürsten Italinski, Grafen Suwa-
roff. Uebers. v. J. de la Croix. 8. Riga. 3. — Sehl Ster, K. v., Livland
u. d. Anfänge deutschen Lebens im baltischen Norden. 8. Berl. 1%. ---
IVernich, O. , d. Livländer J. R. von Patkul u. seine Zeitgenossen.
7. Bd. 3. Berlin. 2. — Weissenhorst , 0. r., Studien in der Gesch. des
polnischen Volkes nach d. besten Quellen. 1. Thl. 8. Zürich, ^
Päpste. Müller, PA., d. römischen Päpste. 3. Bd. 3. Lief. 8. Wien.
t 4 s (1— III. > IJI). Amerika. Kottenkamp, Frz., Geschichte der
Kolonisation Amerika’s. Noch d. Quellen bearb. 1. u. 2. Bd. 8. Frankf.
a. M. 4 — Schmalz, C., d. Leben Benjamin Franklin’s. 2. Aufl. 8. Lp*.
%. Religion«*, Kirchen* und Cultnrgeschlchte. Abae-
lardi, P., opera. Bd. V. Cousin, adjuvaott. C. Jourdain et E. Despois.
T. I. 4. Paris. 4. — Appendix ad Petri Siculi historiam Manichaeorum seu
Panlicianorum. Kd. J. C. L. Gieseler. 4. Göttingen. -JJ. — Bender,
Ferd., Gesch. d. Waldenser. 2. Lief. 8. Ulm. § (cplt 1 T V). — Bergrath,
Dr. Joh Rademacher, Ar*t in Goch. 8. Berlin. — Bibliotheca mystica
et ascetlca, continens praecipue auctorum medii aevi opuscula. Publicat
II— IV. (II.: Wilhelm II. v. Holland. V. F. IV. Otto. III.: Aloys Gon-
zaga. IV.: 8. Bellarmin V. Dieringer ). 32. Cöln. ä J. — t=: Deutsche
Uebers. davon zu gleichen Preisen. — Badenstedt, Frdr., d. Einführung
d. Christenthums in Armenien. 8. Berlin. J. — Boumann, H., Memoria
Joannis Clarisse, theologi. 8. Utrecht. 2. — Bruchstücke aus d. Leben u.
d. Schriften Ed. Irvings. Mit Vorw. v. Mich. Hohl. 8. St. Gallen. |. —
Bürek, A., Ulrich v. Hutten, d. Ritter, d. Gelehrte, d. Dichter, d. Käm-
pfer f. d. deutsche Freiheit. 2- (Titel-) Ausg. 8. Lp*. %. — Caesarii
Heisterbacensis dialog; miraculor. Kd. J. Strange. T. I., Fase. 1. u. 2.
12. Cöln. ä A- ■ — Canones et decreta concilii Tridentini c nott. 8.
Wien. — Damberger , J. F., synchronistische Gesch, d. Kirche u.
Welt im Mittelalter. 1. Bd. 8. Regensb. 1. 2. Bd. 1%. 11. Bd. 1. u. 2.
Abschn. 1|. Kritikheft z. Bd. 1. Desgl. zu Bd. 11. |. — Deutinger,
M. v., D. ältern Matrikeln d. Bisth. Freising. 3. Bd. 8. München, ä 2%
— rrr: Reihenfolge u. Chroniken d. Bisch, v. Freising u. Chiemsee n.
d. Krzbb. v. Salzburg. 8. München. 1. (Abdruck ans desselben Beiträgen).
— Dieckhoff, A. JF., de Carolostadio, Lutheranae de servo arbitrio doctri-
nae contra Eckium defensore. 8. Göttingen. %. — Frohschammer , J.,
Beiträge z. Kirchengesch. 8. Landshut. %. — Geiger, Abr., Moses ben
Maimon, Studien. 1. Hft. Hrsg. v. M. Breslauer. 8. Rosenberg u. Bresl
i k- — Guizot, Joh. Calvin. Bin Lebensbild. A. d. Franzos, v. M. Run-
kel. Neue (Titel-) Ausg. 8 Lpz. %. — Hahn, Chrph. Ullr., Gesch. d.
Ketzer im Mittelalter. 3. Bd. 8, Stuttg. 1% (cpl 8£J). — Henrion, Allg.
Gesch. d. kathol. Missionen bis auf d. neueste Zeit. A. d. Franz. 3. Bd.
8. Schaffhausen. 1 Vt • — Henschel, A. IV. E. Th., Schlesiens wissensch.
Zustände im 14. Jhrh., besond. z. Gesch. d. Medicin. 8. Breslau. %, —
Hinrichs, II. F. IV., Gesch. d. Rechts- u. Staatsprincipien seit d, Reform.
Geschichte and daran Hälft Wissenschaften.
419
bis aut d. Gegenwart in histor.-philosoph. Entwicklung. 2. Bd. 8. Lpz.
1 x it. Jacob, J.L., Abälard u. Heloise. 8. Berlin. Kaufmann, Al.,
Caesarlus v. Heisterbach. Kl« Beitrag cur Culturgescb. Id. 12.“ n. 13.
Jbrhört. 12. Cöln. Vt. — Klemm, G., Freundacliaftl. Briefe. 2. vernt.
And. 8. Lpz. 1 tjt. — Lambeek, A. G. //.. Gesch. d. Begründ, d. Prote-
stant. Kirche in Westpreoasen. 8. Thorn. %j — Lauda Sion. Altchristl.
Kirchenlieder u, geistl. Gedichte. Lat; u. Deutsch v. K. Simrock. 12.
Cöln.'l; — Liech, G. C. Fr de., Graf Heinrich XXIV. Reuss ». Herzog
C. Leopold v. Mecklenburg-Schwerin. Urkundl Beiträge z. Kirchengesch.
Mecklenburgs. 4. Schwerin. Lücke, Frdr , Leb. d; Alter, d. Verf.;
d. urspriingl. Form u. d. wahren Sinn d. kirchl. Friedenswortes: In ne-
cessariia unitas u. s. w. Nebst Abdr. d. Paraenesis d. R. Maldenius. 8.
Güttingen. %. — Merle d' Aubigue , J. H . , Gesch. d. Reform, d. 16.
Jhrbdt. A. d. Franzäs. T. M. Runkel. 4. Bd. 8. Stuttg. ty’ (epit.
— Meurer, AI., Lutber’s Leben. 3.-5. Hft. (Schluss). 8. Dresden. %
(cplt. 1%). (Aasz. a. d. grösseren Werke dess. Verf. ) — Neudecker, Chr.
Gttk., Gesch. d. evang. Protestantismus in Deutschi 2 Thle. 8. Lpz. J.
Pachtler, G. M., biograph. Notizen über Se. Durchl. d. hochsei. Prinzen
Alexander zu Hohenlohe- Waldenburg. Schillingsfürst, Bischof v. Sardica.
f d. 14. Novfcr. 1849. 8. Augsb. 3^. — Peschek , Chm. Adlph-, Gesch.
d. Gegenreformat in Böhmen. 2 Bde. 8. Lpz. Ratteberger' s,
Matth., Handschriftl. Gesch. über Luther u. seine Zeit, zum erstenmal
hrsg. v. Chr. Gotth. Neudecker. 8. Jena. 1%. — - Reyaards, H. J. com-
pendium bistoriae eedesiae ebristianae. Fase. 11. 8. Utrecht. (cplt.
3»/,,). — Rudelbach, A- G., christl. Biographie. '4. u. 5. Hft Heinrith
Voes, Job. Esch, Lamp. Them a. Heinr. v. Zütphei») 6- Lief. Hans Kgede.
8. Lpz. Bisj. 2*/i*. — Schauer, J. Jf., Gesch. d. bihl. -kirchl) Dicht- u.Ten-
knnst. 8. Jena. 2’/ 10 . — Schwarte, IV. F , d. heutige Volksglaube u. d. alte
Heidenthum n>. Bezug auf Norddeutschland u. besond. d. Marken. 4. Herl.
%. — Snell, Glück u. Henne, Pragmat. Erzähl, d. kirchl. Ereignisse in der
kathoi. Schweiz v. d. helvet. Revolution bis auf d. Gegenwart. 1. u. 2 Bd.
1. Abth. 8. Mannh. 4%. — Sonntagsbibliothek. Lebciisbcsrbrcibgen christl. -
frommer Männer. Eingeleitet v. A. Tholuck. 8. Bielefeld. 3. Bd ft. u. 6.
Hft.: Leben d. Grafen v. Zinzendurf v. J. F. Rrauns. 4. Bd. 1. Hft. Casi-
mir, Graf zu Sayn-Wittgenstein-Berieburg u. d. religiös. Leben seinerzeit.
V. F. W. fVinckel. 2. Hft. J. Allein. V. A. Rieche. 3. HR. S. A. PoSner
v. E. W. Possner. k */ l5 . — Vollmer , IV., vollständiges Wörterbuch d.
Mythoiog. aller Völker. 2. Aufl. umg. v. Kern. 1.— 5. Lief. 8. Stuttg. k%
(a. 12 Lieferungen berechnet). — Vormbaum, R., evangel. Missionsgesch.
u. Biographien. 1. Bd. 2. u. 3. Hft. u. 2. Bd. 8. Hft. (B. Ziegenbalg. J. E.
Grundier, D. Brainerd). 8. Düsseldorf, ä % (bis j. IVittmann, P.,
AUgeru. Gesch. d. kathoi. Missionen v. 13. Jbrh. bis auf d. neueste Zeit. Mit
besond. Rücksicht auf Hcnrion. II, 4. 12. Augsb. •/, ■> (cpl.' 1 */, *). — tPott-
heim da Foneeca, H. E., Kurzgef. Mythologie aller Völker. 12. Hamb. 1^.
Kumtamatik . Cappe, H. Ph., d. Mittelalter- Münzen von Münster,
Osnabrück, Paderborn, Oor»ei u. Hervord. 8. Dresden u. Berl. 2%. —
Friedländer, J. u. Müllenhoff, K , d. Silberfund v. Farve. 8. Kiel. $. —
Mikocki, Lean, Verzeichn, einer grossen poln Münz- u. Medaillensamml.,
dann einer Sammlung von Münzen aller Länder. Auch in französ. Spr 8.
Wien. — Münzen u. Medaillen, Hamburgische. Red. v. O Gädechen».
7. Stück. 4. Hamburg. 1%. — Zeitung, numismatische. Red. Lehmann.
17. Jhrg. 4. Weissensee. 2 l A- Heraldik. Ilagmihl, J. T„ Potnmer’-
tches Wappenbuch. IV. Bd. 3. Lief 4. Stettin, k */ tt . üiuistg«'-
aehicble. Denkmale d. Baukunst in Sachsen. 2. Abth. V. L. Puttrich n
G. W. Geyser. 35—38. Lief. Mühlhausen , Nordhausen u. Heiligenstadt
o. a.). Fol. Lpz 6 — Denkmäler d. Kunst zur Uebersicht ihres Entwick-
lungsganges von d. ersten künstlerischen Versuchen bis zu d. Standpunkten
zed by U,oogle
«0 Geschichte n. Heren Hnlfswissenscbeften. Geographie.
H. Gegenwart. Begr. A. ViHt, fortges. v. E. Guhl o. J. Caspar. 7. Lief.
Fol. Stuttgart. 1 * */, v (Atlas za Kngler’s HanHbach d. Kunstgesch.) — t-
Dönhoff , E., Führer darch d. Gallerie d Berliner Maseam. Hist. Uebers.
d. bedeutendsten Kunstschulen. 8. Berlin. %. — Hippius, G. A., Kunst-
schulen. F. d. Bedürfn. v. Schulen 8. Lpz. %. — Hirsch, Thdr., das
Kloster Oliva. R. Beitr. z. Gesch. d. ’Westprenss. Kunstbauten. 8. Danzig.
r /j 4 . — Kunstblatt, deutsches, Red. F. Jiggers, t. Jhrg. 1850. ♦. Lpz.
6%. -*-* Meisterwerke deutscher Holzschneidekunst, 11 Heft. V. E. Griff,
Fol. Lpz. 1. — Menzel, Cr A., d. Knnstwerke v. d. Alterth. bis a. d.
Gegenwart, in 170 Kpferst. 1. Bd. f.— 4. Lferg. 4. Lpz. A >4. — Mario,
J. C. T., Kunst und Künstler in Köln. 8. Köln. 3 Nagler, G. K.,
Neuestes allgem. Künstler-Lexikon. XX. Bd. A. Lf. 8. München. 1 A 1%.
Schnaase, V , Geschichte d. bildenden Künste. 4. Bd. 1. Abth D. eigentl.
Mittelalter. 8 Düsseldorf. 2% {hi» j. ll’/i) — Wolff, J; G., Nürnbergs
Gedenkbuch, 11.-20. Lferg. v. Dr. Fr. Maper. 4. Nürnhg. %. ■ ■'*
• A » ••• ,' i Hi / . •! nji>. ’f lf I M-iv-lJ .b I. .**!•”>
öeoffraphie.
,»t . . i Ai.'.St ii . 1 I ® 1 \ i ,/ '
Allgenieine Werlte. Ausland. E. Tagblatt f. Kunde d. gebt. u.
sittl. Lebens d. Völker. Red. E. Widenmann. 23. Jhrg. 4, Stuttg. 9%. — -
Auswanderer , d. deutsche, Zeitschrift t. Kenntnis« d. deutschen Elements
in allen Ländern. V. Künzel u. Stricker. 4. Jhrg. 4. Frankf. a. A4. 1. —
Herghaus, H., u H. Rebau, Biblioth. d. Länder- u. Völkerkunde. 3Bde.
Stuttg. 4 — Roll, £.. Abriss d. phys. Geogr. 8. Neubrandenbg. 1 / ? . — 4
Brettner, H. A„ mathematische Geographie. 3. verb. u. verm. All. 8.
Breslau. |. Burger, C. H. A., allgem. Umriss d. Erdbeschreibg., f; d.
unterste CI. d. latein. Schule. 10. AH. 8. Erlangen. ^ . — Daniel, H. A.,
Lehrb. d, Geogr. f. höhere Unterrichtsanst. 3. verb. u. verm. Afl. 8.
Halle. %. — Leitfaden für den Unterricht in der Geographie 8.
Ebend. Vt- — Eiselen, s. V. Methodik. — Galle, J. G., Register z. Zach«
monatlichen Correspondenz zur Beförderung der Erd- und Himmels-
kunde. 8 Gotha. 1|. — Grube, A. JF', geographische Characterbilder
in abgerundeten Gemälden. 2 Tble 8. Lpz. 2 l v — Hartmann, G. Ai-,
Leitfsden in zwei getrennten Lebr»tufen für den geographischen Unter-
richt in höheren Lehranstalten. 2.V erw. Afl. 8. Osnabrück. *4. —
Henle, B , geograph.-chronometr. Jdeen. 8. München. Hofmann.
F. W., Grundzüge d. allgem. Erdkunde in e. Scfailderg. der Erde n.
ihrem Bau, ihren Beziehgen. z. Weltall u. ihren merkwürdigsten Er-
scheinungen. 8. Stuttg. 1. — Kalckstein. M. v„ Lehrbuch d. Geogr. fi
höhere Lehranstalten. 8. Berlin.' l 1 ^. — Krieger, C., erster Unterr. in d.
Erdkunde. 2. verm. u. verb. Afl. 8. Bern. %, — Külb, Ph. Hedw., Län-
der- u. Völkerkunde in Biographien. 22- u. 23. Lfer. (6. Bd.). 8. Berlin,
a ’/z. — r— ■ Meurer, //., Leitfaden f. d. Unterr. in d. Geogr. 8. Münster. t£.
— Monatsberichte ü. d. Verhandlgen. d. Gesellsch. f. Erdkunde z. Ber-
lin. Red. T. E. Gumpreeht. 6. u. 7. Bd. (d. ganzen Reihe 10. u. 11.
Jhrg.). 8. a 1%. — Ritter, K., d. Erdkunde im Verhältn. z. Natur u. z.
Gesch. des Menschen, od. allgem. vergleichende Geogr. 15. Th. 1. Abth.
3. Buch. West- Asien. 2. verm. u. umgearb. Afl. 8. Berlin. 3'^. — ns;
über läomliche Anordnungen a. d. Aussenseite d. Erdballs u. ihre Fun-
ctionen im Entwicklungsgänge d. Geschichte. 4. Berlin. %. — Roon, A.
Anfangsgründe d. Erd-, Völker- u. Staatenkunde. 8. bericht. Afl. 8.
Berlin. J / 2 - — Schacht, Thd., kleine Schulgeogr. 5. verb. Afl. 8. Mainz.
1 ). — Scherer, P. A., Erster u. fassl. Unterricht in d. Geogr. M. bes.
Berücksichtigung v Deutschld. u. Oesterr. 8. innsbr.. — Schneider,
ff F -. Jt.. Handb. d Erdbeschreibg. n. Staatenkonde .16. n.. 1 7. : Lferg.
Geograph ie.
421
8.,;Glogau. a %, — Selten. F. C., Hodegetisches Handb. <1. Geogr. *.
Schuigebr.. bearb. 2. Bd. F. Lehrer. 5. Afl. 8. Halle. 1- — Stein, C. G. D.,
u. Ford. Hörtchelmann , Hamlb. <1 Geogr. n. Statistik f. d. gebiid.
Stände. Neu bearb. v. J. E. H'appiius. 7. All- 2. Liefe. 8. Lpz. VV.
(b. ji 1-r'j) — Unterhaltungen, VIII, Astronomie. — Folger, JF. F„
Lehrbuch der Geogr. 2. Cur». 8. verb. Afl. 8,. Hannover. — Welte
kuude , in einer planmäss. Rundschau di wichtigsten Land- u. Seereisen,
a. Grand, d. Reisewerks v. IF. . Hamitch dargest. v. F. Ileinselmann.
b. Bd. Frankreich. 8. Lpz h (1—6: — Witt, A„ Lehrbuch;, d.
Geogr. x. Gebr. in d. mitti. and ob. CI. der. .Gyran. L Abth. 8. Königsb.
%. uni Zeidler, J. AI., Geographie f. Schüler in deutschen Schulen. 2.
AB. 2. Ausg. Speyer Specirlle ticographll'. (Siehe alleiit-
baiben auch unter Geschichte). Alte Lrographle< Farbiger, A., kur*.
Ahr»* d. alt. Geogr. Als Leitfaden 8. Lp*. 2. : — Bcutsrhland,
üeupb», L„ Kxcursion sur le Feldberg et i’AllkÖnig. 8. Hatubg. T * fl .
Germania. Archiv z. Kenntnis» d. deutschen Klementes in allen Ländern.
Hrsg. v. W. Stricker. 3. Bd- 3. u. 4. Hf. 8. Frkf. a. M. I. — Huhn, £.,
topogr.-histor. Statist. Lexik, v. Deutschland. 8. Hildburghgoscii. J. epU.
12 J. — Holle, Frdr., der Taunus in d. näheren Umgehung d. Bades
Homburg, geognost. dargest. 8. Homburg. 7 /,„. — Sadebtck, Al., d.
Strehlener Berge. E. physik. -geogr.:;». mathem. besagen gegründete Be.
sebreibg. 4. Breslau. %. — Schaubach, At, Aus dessen deutschen Alpen,
Jena. 8., sind abgedr. ä. 1 ^, Handb. f. Reisende durch Nordtyrol) Vorarl-
berg, Oberbayern. ~ Salzburg, Obersteycrmark . d. Oe. terreicb.
Gebirgsland u. Salzkammergut. c= aes an; d. mitti. u.,südl Tyroktv,; Ur-
sprung 4. Kisch u.. d. Brenner b.. Verona u. Venedig, — • Schlagintweit,
6, u. A-, hypsometris' he Bestimmungen in d. ostl. Alpen. 8. L|.s.
[Abgedr. a d. Unter* uchungen ü. d. physikalische Geogr. , d. Alpen].
— s. VIII, Mineralogie. — Stetiger, Fr. Xav, Co nr , d. Schwäbische
Donauthal mit Bcuron. 12. Freiburg im Breisgau %. -rr- Oesfer»
reichimehe Länder. (’ompendium, Statist -topogr., yd. neuen polifc.
u. gerillt t. Kiuthig. v. Böhmen v. C. Hennig u. F. Tempeky. 1.— 3. Hft.
8. Prag, ä % — Jitakuu, d. Freistaat, bis z. Jahre 1845, u. d. Salinen
zu Wieliczku .in Grflixien. 16 Krakau. ■%. — Kreil, K. u. K. Fritich,
magnet u. geogr. Ortshestimmungen im öestgrr. Kaiserstaate. 2. u. 3-
Jahrg. #. Prag, ä 2^-j. — Aloczarski, H. J. v., die Kaltwasser- Heilanstalt
Kreuzet» in Oesterreich ob der Enns, nebst e, Anhang: die Burgen und
Schlösser d. unteren Mühlviertels. 12- Linz. — Schaubach, a. Deutsch-
land. — ■ Schlagintweit, s. Deutschland, er . fFilkimon, J- G., Dalmatien
u. Montenegro. \l. e. Ausfluge n. d. Herzegowina n. e. geschieh: I. U eber-
sicht d. Schicksale Dalmatiens u. Ragnsa. Bearb. r. fF. A. Lindau. 2 Bde.
8. Lpz. 5. — - Preuhsische Länder. Kaltenbach, .1. II., der Re-
gierungsbezirk Aachen. 16. Aachen. 1. — Preussen , d. Konigr. in maler.
Original- Ansichten. N. Text. Nr. 46-51. 8. Darmst. ä — Sadebeck,
s.Deutshland. - — Baden. Baden, in maler. Original-Ansicht N. Text
v. E. Huhn. Nr. 48-51 (Schluss). 8. Darmstadt ä % - — Bayern.
Bayern , d. Königreich , in seinen alterthnml., geschieht!., erlist, u. maler.
Schönheiten. 47. u. 48. Heft. 8. München, ä %. — Ueutingcr. Al./p.,
Beiträge z. Topogr. u. Statistik d. Krzbistb. Müschen u. Freising. I. Bd.
3 Hefte. 8. München- 2. — Steub, L., Aus dem bayrischen Hochlande. 8.
München. 1. - — Hannover. Hannov. , d. Köuigr., in maler. Orfetnal-
Ansiehten. N. Text Nr. 31—85. 8. Darmst. ä %. Uesten. Hessen,
d. Grossherzogth., in maler. Original -Ansichten. N. Text. Nr. 36. u. 37.
8. Darmstadt, ä ty. t- Königreich Sachsen. Bose. H. v., sächa.
Jahrb. f. vaterlünd. Geschichte , Geographie . Topographie u. Statistik.
Jhrg. 1819. 8. Dresden. % — n- Württemberg. Jabrbüqher. a. Ge-
schichte — Staiger, s. Deutschland, -rf— Belgien und Holland.
422
Geographie.
Albert, L. A. y D. Niederlande n. Belgien. Handbuch f. Reisende 16. bps.
— Belgien, Handb. f. Reisende 4. verb. Afl. 8. Koblenz. 1. — 8.
auch Hinterindien. Schweiz. Jahn , A., d. Kanton Bern deutschen
Theils antiquarisch -topographisch beschrieben, m. Aufzählung d. helvet.
Altertbümer u. s. w. 8. Bern. 1%. — Studer. G., d. Panorama v. Bern.
8. Bern. 1. — Ullrich, M., die 8eitenthäler des Wallis n. d. Monterosa.
8. Zürich. i l t . DAnetnark Kopenhagen u. s. Umgebgen. Handb.
f. Reisende. 8. Lpz. 1U>. Schweden u. Norwegen. Reise-
handbuch durch Schweden u. Norwegen (V. A. 6. F. Freete). 8. Berlin.
1. — Hitsslsche Länder. Fuss, 0 , A. Samtseh, u. S. Sailer,
Beschreibg. d. z. Ermittlung d. Höhenunterschiede kW. d. schwarzen
u. casp. Meere im Jahre 1836 u. 1837 aasgeführten Messungen, zusam-
menge« teilt v. S. Sailer. Hrsgeg. v. W Struve, 4. St. Petersburg, (bps.
hei Voss). 7**/jo- — Koppen, P. «., über die Deutschen im St. Peters-
burger Gouvernement. 8. St. Petersb. Mölanges , s. Geschichte.
— Stuckenberg, J. Ch., Hydrographie d. russ Reichs od. geogr.-statist.-
techn. Beschreibg. d. floss- u. schiffbaren Flüsse u. Seen seiner Küsten,
inneren Meeriiäfen und Anfuhrten. 3.-6. Bd. (Schluss.) 8. St. Peterabg.
1J**/ J4 , (cplt. 1 & ,, /i»)- — s= Versuch eines Quellenanzeigers alt. n.
neuer Zeit f. d. Studium d. Geogr. d. russ. Reichs. I, 1. 8. St. Petersb.
— IPagner, M., d. Kaukasus u. d. Land d. Kosaken in d. Jahren
1848—46. 2 Bde. 2. (Titel-) Ansg. 8. Lp*. 1%. — = Reise nach Kol-
chis u. d. deutschen Colonien jens. d. Kaukasus. M. Beiträgen z. Völker-
kunde u. Naturgesch. Transkaokasiens. 8. Ebend. 2. — Türkische
Länder in IDaropa. Montenegro , s. unter Oesterreich , Wilkinson.
(Serbien. Ristic Jovan, kurze Charakteristik d. geistigen u. sitt.1.
Zustandes v. Serbien. 8. Heidelberg. %. Ionische Inseln.
Uiebctrut, Frdr., Reise n. d. ionischen Inseln der nördl. u. d. raittl.
Gruppe, Korfu. Zante, Cephalonia u. lthaka. 12. Hambg. 1% — —
Klvinasien Ross, L., Kleinasien u. Deutschland. 8. Halle l 1 ^. —
Palästina Gerstenbergk, H. «., Palästina *.• Zt. Jesu. I. (Titel-)
Asg. 8. Eisenberg J. — Mittheilgen. über Jerusalem aus dem Tagebache
eines Augenzeugen. 8. Königsberg 1. N. *4- — Raumer, K. v., Palästina.
3. verm. u. verb. Afl. 8. Lpz. 2. — Ritter, C,, d. Jordan u. d Bescbiffg.
d. todten Meeres. 8. Berlin %. — Straus», Frdr. Ad., Sinai und Golga-
tha. Reise in d. Morgenland. 8. verm. u. verb. Afl. 8 Berlin. — -
Tobler, T., Bethlehem in Palästina. Topogr. u. histor. 8. St. Gallen. 1%.
— Orient. Godenstedt, Frdr., Tausend u. ein Tag im Orient. 8.
Berlin. 1%. -*- 1 — Hinterindien. Tenninck, C. J., Coup d'oeil gendral
sur les possessions näerlandaises dans l’Inde archipelagique. T. Hl. 8.
Leyden. 2% (I— III: 8%). China. Möller, J. H., ethnographische
Uebersicht d. chines. Reichs. Als Wegweiser durch d. chinesische Kabinet
auf dem Fried ensstein c. Gotha 12- Gotha. — — Afrika. Hai-
leur, H., das Leben der Neger West- Afrika’s m. Rücksicht a. d. Sklaven-
handel. 8. Berlin. 4. — Ungdr, A., Central-Afrika , ein neuer u. wichtiger
Ansiedlungspunkt f. deutsche Colonisten. 1. u. 2- Hft 8. Stuttg. ä 1
Amerika. Albert, L. A., die Vereinigten 8taaten v. Nordamerika. 16.
Lpz. */io- ■*" Berichte, neueste ofiicielle , an d. Regierg. d. Verein. Staaten
ü. d. Lage u. Zukunft Califormens, veröffentl. v. J. C. L. Fleischmann
8. Stuttg. — ßlumenau, H., Südbrasilien in s. Beziehgen. z deutschen
Auswanderg. 8. Rudolstadt. %. — Cotta Rica, d. Freistaat, in Mittel-
Amerika u. s. Wichtigkeit f. d. Welthdl., d. Ackerb. u. d. Golonisation. N.
d. Franx. bearb. v. A/v. Bülolo. 8. Berlin. t/ 14 . = Hamburg, h -*
GÖrling, A,f d. neue Welt. Skizzen v. Land n. Leuten d. nordamerikan.
Freistaaten. 12.— 15. Hft. 8. Lpz.,A — S t einer l, ff., Nordamerika;
vorzüglich Texas im J. 4 1849. Reisebericht. 8. Berlin. 1. — Wed, M.,
Prime mt, Brasilien. Nachträge, Bericbtiggen. u. Zusätze t. meiner Reise.
Geographie.
426
8. Frkf. a. M. %. — Wilkes, Ck., d. westl. Amerika n. Californien »,
Oregon. Gebers. v. P. R. Gottheil. t. u. 2. Lf. 8. Bayreuth, cplt. j{.
Australien. Neu-Südwales. N. <1. Kogl. v. M. B. Lindau. 8.
Lpz. f. — — Retsebeachrelbangen. Arnim, C. O. L. flüchtige
Bemerkungen eine« flüchtig Reitenden. 5. u. 6. Thl. Reise in’s russ.
Reich im Sommer 1846. 2- TMe. 8. Berlin' 3. — Beyer, M., L. Koch u.
A. hoch, Lebensbilder n. Reisen in Amerika. Hrsg. v. M. Beyer. 2 Bde.
in 4 Abthlgen. 2. Lpz 1%. — Hör »um, J. F. J., Reise n. Constantinopel^
Palästina o. Aegypten. Uebers. v. D. Traug. Kopf. 4. Ausg 12. Benin.
~t~ Naumann s J., Reisa n. den Vereinigten Staaten ▼. Nord- Amerika.
Hrsg. y. Frir. Bülau. 8. Lp*. 1 *4 - — Ostermayer, //., Tagebuch einer
Reise n. Texas im J. 1848-49. 8. Biberach. %. -*» Schuber, M., Meine
Pilgerreise ü. Rom , Griechenland , Egypten , durch d. Wüste n. Jerusalem
u. zurück, 8. Grats. 2ty, v Harten. Atlanten. Atta* d. gan-
zen Erde. 27 Karten, m. Berücksichtigung d. geogr.-statist, Werke von
C. G. D. Stein, grösstenthls. neu entworfen u. gezeichnet vj A. H. Köh-
ler, K. F. Muhlert, P. W. Streit u. A. u, 7 histor. u. Statist. Ueber-
sicbtstabellen aasg. u. verb. ▼. K. Th. Wagner. 25. Attfl. 2. Ausg. Pol.
Lpz. 4^. — Bauerkcller's, Handatlas d. ailgem. Krdkando, d. Länder-
u. 'Staatenkunde u. s. w. M. Text v. L. Ewald. 15. u. 16. Hft. Fel.
Darmstadt a Yi** - — Berghaus, H , physikal. Atlas. 2. verb. u. verm.
Aufl. 11. Abthlg. Ailgem. hydrograph. Atlas. Fol. Gotha. 5.. III. Abthlg.
Ailgem. geolog. Atlas. Ebenda. 6. — — Supplement zu Stieler's Schal-
atlas. 5. verm. Aufl. Fol Ebenda. — =b physikalischer Schnlatlas.
4. Gotha. 3. — ' Handtke, F., Schnlatlas d. neueren Erdbeschreibung. 6.
voilst. ^nmgearb. Aufl. 4. Glogau. i / 2 — Kiepert, H., Kleiner physikal.-
geogr. Atlas. Supplement zu Weiland’s compendiös. Atlas. 4. Weimar. %.
— compendiöser ailgem, Atlas d. Erde u. d. Himmels. 10. verm. o.
verb. Aufl. 4. Weimar. 1%. — = Schnlatlas d. ganzen Erde. 8.‘ verb.
niverm. Aufl 4. Ebenda. 1. — Mappemonde des missions, gravee pour le
gianeur missionaire. Mars. 1848. Brüssel. */iv sfc Meyer 's, J., grosser u,
volist. Handatlas d. neuesten Erdbeschreibung. 126. u. 127. Lfg. Fol.
Hildburghausen. ä Zeitungs-Atlas. 10.— 15. Lfg. 4. Ebenda,
ä Vis- — Schnlatlas, vollst. d. neuesten Erdkunde. 6. verb. Aufl. 4.
Wolfenbüttel. %. — Stieler's Handatl. ü. alle Thle. der Erde. XVI.
Suppletn. Lfg. od. XI. L%. neuer Bearbeitgep. Fol. Gotha. 1 %. —
Sydow, E. v., methodischer Hand- Atlas f. d. wissenseb. Stadium d. Erd-
kunde. 3. Aufl. Fol. Gotha. 3 ! A. — Taschen Atlas über alle Tbeile d.
Erde nach d. neuesten Zustand. N. Stieler’s Handatl. verkleinert. 8.
Gotha. *£. HlHtorlMChc Harten n. Atlanten. Frommann,
VI. , histor. Atlas n. Angabe v. H. Dittmar. II. Abth: 1. Hälfte. Heidelbg.
8 /i 5 (bis j.' 1 ( ■) — König, Theopk., histor.-geogr. Hand-Atlas z. älteren,
mittleren u. neueren Gesell. I. Abthlg. Zur alt. Gesch. II. Abthlg. Zur
mittleren u. neueren Gesch. Fol. Wolfenbüttel. 1%. — Kiepert, H., Bibel-
Atlas n. d. neuesten u. besten Hilfsmitteln. 2. unver. Ausg. 4. Berlin, f,
— Wörl, J. E., Schlachten- Atlas z. Gesell, d. Kriege v. 1792-1818. 4.
Freiburg ''l. Breing. cplt . > 5. 'Äur alten Geographie. Frey-
hold, A. v., Karte z. alten Gesch. Gezeichnet ‘v. /[ A. o. Schmidt. 2. Verb.
Ausg. Fol. Berlin. % — Graff G >, Schul -All. d. a. Geogr. 3. Aufl. Fol.
Halle. 1. — Kiepert, H., LImgebgen. v. Rom 4 Bl;’ Fol. Weimar. 1 V s *.
— e= Wandkarte v. Alt- Italien. 12 Bl. Fol. Ebend. 4. — C. Ohman n,
histor.-geogr. Schul- u. Handntlns d alten Welt. Fol. M. Text. 8. Ber-
lin. 1*£. ■ — Wagner, Frhlol., Orbis terra rum antiquus. 4. Mainz.
— — llentachlniid. Straub, ff., Deutschland in vier Perioden. 4 Bl.
Fol. Carlsruhe. »%,. — — Special- Atlanten n. Harten.
Europa. KHcwer, F. W., Eisenbahnen n. Haunt-Poststrassen-Karte V.
Mitteleuropa. < Fol. Berlin. %. — Stolle, Ed., Uebersichtskarle d, geogr.
m
Geographie.
Verlbeil. d. europäiacheo Rübenzucker- Industrie. 'Kol. Berlin. ^.-Sy-
dow, E v., Uebersichtskarte d. Eisenbahnen v. Mittel-Europa. Fol. Bert.
*/,. — Uebersichtskarte von West- u. Mitteleuropa, la 7 Bl. v. U(üh)e)
v. L(ilieustero). (Neue verb.. Ausg. Fol. Berl. — Weiland, Karte v.
Europa in 4 Bl. U.j siidl. u. ösü. Tbeil. Umgearb. v. H. Kiepert. 184Ö.
FoL Weimar. 2 «. — r\ Zim , P. L. Ckr. (v. Pelchrzim), Wandkarte, d.
Eisenbahnuetze* '/wischen Paria u. Debrecain, Genua u. Flensburg. 2. Aull.
Fol. Potsdam. 1%. n — t Deutselilaud nebst angränzeodeu
Mindern und mehrere Staaten desselben. Deutschlands
Stauten <- Gruppen im März 1850. Fol. Gotha. V,». — Eisenbahn- u.
Postkarte v. Deutschland u. d. angr. Ländern. 2. verb. Aufl. Fol. Cob-
Uns, V l— Gross, II., Karte d. Eisenbahnen Deutschlands. 3. Aufl.
ergänzt bis 1. April 1850. Fol. Stuttg. ty. — *=;,*), Rhein- u. die
Rbeingegenden v. Basel bis Rotterdam, in 9 Karten. Ebenda* - . . . —
Handtke, F., Post-, Reise- u. Eisenbahn-Karte v. Deutschland, Schweiz,
Niederlanden, Belgien u. angrenz. Länderu. Neue revid. Ausg. Fol. Glo-
gau. t 1 /^. — Hunter , < r ., desgl. nebst Italien bis Neapel, d. grössten
Xheile v. Frankreich, Ungarn, Polen u. s. w. Mit Tabellen. FoL Nurnb.
I/,, Mit Distance -Angaben */ b , — dass. Mit neuestem Eisenbahu-
Atlas entw. v. F. A. Alitier. Ebeuda. L u. 1 '/ s . — Hendsehel , £7.,
Post- u. Eisenbahnkarte v. Deutschland u. d. Nachbarstaaten bis London,
Paris, .Montpe li.-r . Nizza j Florenz, Pestb, Warschau u. Kopfenbj i Neue
revid. Ausg. FoL. Frankl, a. .M. 3. — > Julius, F., (.'harte v. »I. Marz-
Gebirge ». eiuea Tlieile dl umliegenden Gegenden. Eutw. 1817, ausget.
y. II, Berghau* 1818—21. Bericht. Ausg. Fol. Braunscbw. »&. (.2 Aoag.:
eine topogr. u. geognosliscbe Karte) — Karte d. bayerischen nebst einem
Theile d. Salzburger- u. Tiroler-Gebirges.. • 2. verb. u. verm. Aufl. . Fol.
München. l ,j. — Kuntch, 0., Post-, Reise- u. : Eisenb. -Karte v. Deutsch-
land mit augrenz. Ländern. Neue Ausg. Fol. Glogau. l ^. — Mahlmann,
H , desgl. Fol. Berl. 1. — d. Harz* 4. Berl. %. — Müllar, F. ,4..
s. Ganser. — Poppcle, E., Karte (L Eisenbahnen Deutschlands od. Rou-
tenkarte b- Petersb., Moscau u. s. w. Fol. Lpz. 'i». — Post- u Kisenbahnk.
Hrsgeg. \. M. Diez. Fo|. Gotha. l‘/g. — ■ Heden, F. IF. v., u. B. v, Sydow,
desgl., Fol. Berlin. %- — Reisekarte. Fol. Berlin *g. . Desgl. ebenda.
*&. Heymann’*, G.J)., Specialkarte v, Deutschland. Sect. 5. 72. 107. 176.
236 u. 252. Fol. Glogau. a 1 / a . — = u.dC. W. o. .Oesfeld, topographische
Specialkarte v. Norddeutschland in 200 B|. Neue Ausgabe. 83. u. 84. Lief.
Fol. Glogau. ä % (einzelne Bl. ä i / s ). — Rheinlauf von Schaifhansen bis
Rotterdam. 4' lang. Bern, Vi*. — Huast, J. B., neue Wandkarte y. Deutsch-
land u. s. w. Millioueilvorkleinerung. 4 Bl. Fol. Müncben. 2. — Saurbom,
J., Specialkarte d. Obers u. Milteirheins, Fol. Cobl. %. — Scharenberg,
W. , karte von (1. Sudeten. Fol. Breslau. %. — Seitz, J. B., Post-Reisek
y. Deutschland, d. nördl. n. 0. F. Schmidt, d. südl. n. A. Klein. Fol. Augs-
burg. l /*\ — Sliilpnagel , F. v., u. J. C. Bär, Deutschland u. s. w. N* A.
Stieler’s Entw. unter Mitwirk. v. F. M. Dietz. Fol. Gotha. 1%. — Foeke,
C., Karte vom Harz. Fol. Nordhausen. 1 yh- — Weiland, C. Fi, Specialkarle
y, d. Thüringer Waldgebirgen, d. umliegenden Gegenden. Fol. Weimar. 1.
. — Witzleben, F. A , K v. West-Deutschland, Nordost- Frankreich, Süd-
Holland und Belgien. Revidirt und ergänzt 1848. Fol. Berlin. 6%. ,r*r—
Ocuterrelcbiaclie Minder. Atlas d. österr. Monarchie n. d. neuesten
polit. u. gerichtl. Eintheil. Deutsche Kronländer. (Ans Stieler's kleinem Atl.)
4, Gotha, f. — Böhmen, n. seiner neuesten Eintheil. FoL Wien. -■ —
Hansel, G., Schul-Atlas d. österr. Monarchie. 4. abgeänderte Aufl. 4. Re-
gensb. %. — Mahlmann , H., d. Salzkammergut m. d. Gegend v. Salzburg
und Berchtesgaden, ! 4, Berlin. Oesterreich unter und ob d. Enns nud
Salzburg n. d. neuesten Eintheil. Fol. Wien. . Post, u. Reisekarte v.
Tyrol. 4. Nürnberg, '/h- — — v. Oesterr. ob d. Enns. iFoi, Lin». %•
Geographie.
425
— Reisekarte, s. Schweiz. — Schmidt, E., Orientirungskarte d. neuen Kin-
tbeil. v. Böhmen. Kol. Prag. %. — = Desgl. v. Mahren u. Schlesien. Kol.
Ebenda. %. — Sichert, A., d. Krzherzogth. Oesterreich. Kol. Nürnberg. %.
— Steyermark n. seiner neuesten Eintheil. Kol. Wien. %. — Weiland, C.,
Böhmen, n. neuester Kintheiluug. Kol. Weimar. %. — = Krzherzogthum
Oesterreich. = = — Markgrafschaft Mähren. =c= — — Steyermark,
Kärnten, Krain u. d. Küstenland. — ~ — Wilkinton , J. G., Dalmatien
u. Montenegro n. d. österr. Vermessungen m. Verbesserungen. Kol. Lpz. %.
Preilssische littnder. Renningsen-Förder, H. v,, geognost. Karte
d. Umgegend v Berlin. Mit Erläuterungen. 2. verm. Ausg. 4. Berlin. 2.
— Karte d. Prot in* Brandenburg. V. d. Generalstabe. 8ect. 36. Dobri-
lugk. Kol. Berlin. '*/ t4 (bis j. l!}“/*«)' — = D. Provinz Westphalen
u. Rheinprovinz. Sect. 51. Koblenz. 43 /»o (bis j. 38 7 /a4)- — Kiepert, H.,
Karte v. Pommern. Kol. Weimar. %. — Kreiskarten v. Schlesien. 1 Lief.
Kol. Glogau. $. — Nivellemenlspläne. V. F. H. Engelhardt. 2 Bl. in
Kol. Berlin. 5 — Reiche, Karte d. Strehlener Berge. Fol. Breslau. %.
— Wandkarte d. Grafsch. Glatz. V. F. v L. Kol. Glatz. 1%.
Baden. Krom, J. U., Karte v. Baden u. Gernsbach. Kol, Carlsr. %.
— =, = v. Rastatt u. Umgehung. Desgl. — Wiirl, J. E., d. badischen
Bäder. Kol. Kreiburg im Breisgau. %. — = Karte d. Landsch. Krei-
burg im Breisgau Kol. Kbend. Bayern. Karte v. Bayern. 4.
Nürnberg. mit Distance- Angaben. %. — Klein, Ant , Karte d. Kö-
nigreichs Bayern nach seiner neuesten Kinlh, Kol. Augsb. |J. — Sichert,
A., d. Königreich Bayern. 1850. 2. bericht. Auft. Kol. Nürnberg. %.
Kurbewsten. Wandkarte v. Kegel. N. Erläuterungen v. K. Klinkerlüss.
4. Cassel. 1%. Köuigrrich SacbNen. Andree, O, topogr. -
orographische Special* Karte d. Königr. Sachs, in 9 Bl. 4. u. 6. Lief.
Kol. Dresden, ä %. Säclisischr Herzogtbttmer. Karte von
C. Weiland. Kol. Weimar. %. Schiet» wig-Holwtein. Edward s,
R., Karle d. Eckernförder Meerbusens. Kol. Hamburg. f. — Gullan,
Karte von Schleswig- Holstein- Lauenburg. 4. verb. Auft. Kol. Hamburg.
Württemberg. Hach, Stuttgart mit seinen Umgebungen.
Topogr. u. geognost. aufgenommen. Kol. Siuttg. 1%. — Gross, R., d.
Würtemberg. Eisenbahn u. d. Bodensee. Stuttg. %. — Karte v. Wür-
leroberg, n. d. neuen Landesvermessung. Bl. 1—50. Fol. Stuttg. ä %.
— Paulus, d. Königr. Würtemberg m. Höhenkarten. N. d. Landesver-
messung rectificirt 1850. Kol. Stuttgart. •%. Holland. Kaart,
nieuwe generale, van het koningrijk der Nederlanden. In 8 bladen. Kol.
Wolfenbüttel. 4. Schweiz. Atlas, topogr. d. Schweiz. Blatt 2. 6.
7. 16. 17. u. 21. Kol. Zürich. 1%. — Gross, R., 25 Specialkarten zu
Reisetouren in d. Schweiz. Stuttgart. 1*4. — Keller' s , H., erste Reise-
karte d. Schweiz. Sol. Zürich. 1%. — Reisekarte v. d Schweiz u. Vor-
arlberg. 4. Berlin. * 4 . — D. Schweiz. Kol. Berlin. Schropp. %. — Füge-
tin, J. K. u. G. Mayer v. Kronau, histor.-geogr. Atlas d. Schweiz in
14 Bl. 3. Lief. Nr. 5 u. 6. S'ol. Zürich, ä 1. Italien. Kiepert, H.,
Italien. S’ol. Weimar. %. — — , Uuteritalien od. d. Königr. beider 8i-
cilien. S'ol. Weimar. %. Dänemark. Fischer, F., Karte v. Däne-
mark. Kol. Coblenz. %. Island. Gunnlaugson, Björn , Uppdrättr
Islands. 4 Bl. u. 1 Bl. Text. Reikjavik, 1844. (Lpz. T. O. Weigel).
7%. — Dieselbe, ein Blatt. S'ol. 1%. Russland und Polen.
Dufour , A. H. u. F. Wrotnowski , Carte physique, hydrographique et
routiöre de la Poiogne. S’ol. Paris u. Lpz. 2%. Türkei. Monte-
negro, s. Oesterreich. Länder, Wilkinson. Asien. Zimmermann,
C , Atlas v. Vorderasien z. Carl Ritter’s Erdkunde. III. Hft. 4 Bl. S'ol.
Berlin. %. IV. Hft. 1. Hälfte. Ebenda. 5% (bisj. 25%). Palästina.
D. heilige Land a. d. Vogelschau. S’ol. Elberfeld.. J. — Tobter, T.,
Grundriss v. Jerusalem. S'ol 8t. Gallen. |. Afrika. Weiland, C.
tt. Jttkrb. f. Phil. n . Päd. od. Krit, Bibi. Bd. LX. Hft 4 . * 28
✓
426
Geographie. Mathematik.
F., d. nordwestl. Afrika, berichtigt v. H. Kiepert. Fol. Weimar. % —
Amerika. Bramme , Traug., Poat- n. a. w. Karte d. ■vereinigten Staa-
ten v. Nordamerika. Kol. Stuttg. $. — Desgl Kol. Bayreuth. I 1 /,,. —
Kiepert , II., Nordamerika mit Westindien. Fol. Weimar. %. — Saur-
born, J., d. Vereinigten 8tanten v. Nord-Amerika. Fol. Coblenz. —
Weiland, C. F., d. Vereinigten Staaten v. Nordamerika n, Texas. Ber.
v. H. Kiepert. Fol. Weimar. %.
VII.
Mathemati k.
Abhandlungen, mathematische d. K. Akademie d. Wissensch. zu Berlin.
A. d. J. 1848. 4. Bcrl. 5 /, 2 . — Abhandlungen d. mathem. -physikalischen
Classe d. K. bayer. Akademie d. Wissenschaft. V. Bd 3. (letzte) Abth.
(XXII. Bd. d. Denkschriften). 4. München. 2. — Archiv f. Mathem. u.
Physik, mit besend. Rücksicht auf d, Bedürfnisse d. Lehrer an höheren
Bildungsanstalten. Hrsg. v. J. A. Grüner. XIV. Thl, 4 Hfte. 8 Greifs-
wald. 3. — Arndt, J. A . , Beispiele u. Aufgaben ans allen Theilen d.
Arithmetik u. Algebra, so weit diese auf höheren Sehulanstalten gelehrt
werden, nebst deren Auflösungen. 3. (Titel-) Aufl. 8. Lpz. 1%. — Bibo,
H., Erfindung u. Bearbeitung einer neuen, durch d. Zwei gteichmässig
ohne Brüche theilbaren Decimal-Rechnung, aus einem neuen Zahlensysteme
hergeleitet. 8. Berlin. %• — Bland, Milet , geometr. Aufgaben. Nach d.
4. engl. Original-Ausgabe f. d. Bedürfniss deutscher Lehranstalten bearb.
▼ . A. IViegand. 8. Halle. 1%. — — d. Riemente d. ebenen Trigono-
metrie n. d. 4. engl. Original - Ausgabe übers, u. mit einem Nachtrage
begleitet v. A. Wiegand. 8. Halle. — Brisker, L., Lehrbuch d. Ma-
thematik f. Gymn. u. Realschulen. 2. Thl. Lehrb. d. Algebra f. d. ersten
Unterr. 8. Wien. % (I u. II: 1* '/,„). — Date, Z, Tafeln d. natürl.
Logarithmen d. Zahlen. In d. Form n. Ausdehnung, wie d. d. gewöhnt, od.
ßrigg’scben Logarithmen berechnet 4 Wien. 3%. (A. d. Annalen d. Wie-
ner Sternwarte). — Framoeur, L. B., vollst. Lehrkurs d. reinen Math.
N. d. neuesten Original- Ansg. a. d. Franz, übers., m. Anmerk. u. Zns.
vers. v. E. Külp. 1. Bd. 3. Buch. D. filementargeometrie. 2. Aufl. bearb.
v. Ph. Fischer. 8. Bern. I '/, s . 2. Bd. 3. Buch D. Differential- 0 . Inte-
gralrechnung. 2. Ausg. 8. Ebenda. 2 , / l# . — Franke , T., d. Elemente
d. Zahlenlehre. 2, umgearb. Aufl. 8. Lpz. 1%. — Gallenkamp, W„ d.
Elemente d. Mathem. F. Gymn. u. Realschulen, 8. Wesel. 1%. — Gräfe,
II., geometrische Anschauungslehre. 2. verm, u. verb. Aufl. 8. Lpz. %■
— Gronwaldt, A., Sehnen-Tafeln f. d, Radius 1000. N. einer Gebrauchs-
anweisung. 8. Quedlinburg. */ 2 . — Gräber, K., d. Raumformen- u. Raum-
grössenlehre in Verbindung m. d. Zeicheuunterr. 2. verm. Aufl. 8.
Mannheim. T /io« — Grunert, J. A., Lehrb. d. Mathem. u. Physik. 3.
Thl. 2. Abth. 8. Lpz. 2 r /,„ (bis j. 13J). — Harms, Chm., methodisch
geordnete Aufgaben z. Uebung im schriftl. Rechnen f. gehobene Volks-
schulen n. d. unteren Klassen d. Gymn. u. Realsch. 2. Aufl. 8. Oldenb.
%. — llartmann, J., Aufgaben zur Uebung im geometr. Zeichnen f. d.
untern Classen v. Gymn. u. Realschulen. 8. Marburg. %. — Jordan, J.
B. , allgem. Arithmetik f. d. höheren Klassen d, Untergymnas. 1. Abtbeil.
Operationen d. Veränderung. 8. Wien. — Journal f. d. reine a. an-
gewandte Mathematik. Hrsg. v. A. L. Crelle. 40. Bd 4. Hfte. 4. Berl.
4. — Kambly , L., Eiementar-Mathem. 2. Thl. D. Planimetrie für den
Schulunterricht bearb. 8. Breslau. */ lt , — Kerx, FertL, d, allgem. Um-
kehrung d. Reihen nebst Anwendung derselben auf d. vollständige Lösung
numerischer Gleichungen. 4. Giessen, 1. — Kysäeus , P, B., Bedeutung
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Mathematik.
427
u. Anwendung d. Zahlen in d. Geometrie. 4. Siegen. — Koppe, C,,
niethod. Leitfaden f. d. Unterricht im Rechnen in d. untern Klassen d.
Gymn. n. Beispielsainml. 2. verm. u. reib. AuB. 8. Essen. •/, & . —
Leihuta, s. Deutsche Sprache u. Litteratur. — Loof, Frdr. IF., Leitfaden
f. d (Jnterr. im prakt. Rechnen n. in d. Arithmetik. 1. Curaus. P. d.
nntern u. mittiern Klassen höherer Lehranstalten. 8. Gotha. %. —
Matzka , ff., Versuch einer richtigen Lehre von d. Ablenkung algebrai-
scher Grössenbeziehungen. 4. Prag. 2. (A. d. Abhandl. d. k. böhm. Ge-
sellschaft d. Wissenschaften zu Prag). — — Klementarlehre v. d. Lo-
garithmen , auf einen neuen verständlicheren u. umfassend. Begriff dieser
Hilfszablen gegründet, blos d. Kenntnis« d. gewöhnlichsten Zifferrech-
nungen voraussetzend , ohne Algebra gemeinfasslich zergliedert. 8. Prag.
— Meiiter, Elemente d. ebenen u. sphär. Trigonometrie. 8. Freising.
%. — Melange« matblmatiques et astronomiques tirös du bulletin physico-
matbem. de l’acad. imp. d. scienc. de 8t. Petersb. T. I. livr. I. 3. 8t.
Petersb. (Lpz., Voss), f, — Meyer, C., Lebrbnch d. Geometrie f. Gymn.
u. andere Lehranstalten. I. Thl. Planimetrie. 5. verm. Aufl. 8. Potsdam,
^j. — Müller, /int., d. Fundamentalgesetze d. hob. Geometrie. 1. Abtb.
4. Stuttgart. 2|. — IVizze, JS., Geometrie. 1. Thl. Ebene Geometrie.
з. verb. Anfl. 8. Prenzlau. \. — Osthoff, C. F., Neue Art höhere Glei-
chungen aufzulösen. 12. Westhofen, — Peters, C. IV., Quadrat- u.
Kubik-Tabellen. 8. Wismar. */ 10 . — Ffriemer. R., 1409 theoret. u. prakt.
Aufgaben üb. ebene Geometrie, ebene Trigonometrie u. s. w. nebst bei-
geschlossenen Zeirhnungsaufgaben zu Sch. v. Straasnitaki's Handb. M.
Vorrede v. d. Letzten«. 8. Wien. 1. — Politik, Fr. X., Sammlung alge-
braischer Aufgaben. 2. Abth 2. verb. Aufl. 8. Augsb. %. — Prigge,
C., Lösung roathemat. u. naturwissenschaftl. Streitfragen durch grundfeste
Be««reise. 8. Magdeburg. — Quadrat u. Cubic-Wurzeln. Ein Leit-
faden u. Uebungsheft f. Gymn. u. s. w. 8. Wiesbaden. %. (Bereits d.
2. Aufl., welche nur * s kostet). — Reuschle, G., d. Mathematik in d.
Hand d. Schälers. Km Lehrb. d. elementaren Arithmetik n. Algebra.
8. Stnttg. */.„. — Riedl v. Leuenstern, J., üb d. vergleichende Maass
d. Körperwinkel 4. Wien. 1. — — ib. d. Summen d. Körperwinkel an
Pyramiden. 4. Desgl. (Beide Werke abgedr. a. d. naturwissensch. Ab-
handlungen v. W. Haidinger). — Rogner, J., Samml. v. Aufgaben a. d.
Algebra n. Arithmetik. F. Ober - Rcalsch. u. Gymn. 8. Wien. 1%. —
Rümmer, F , d. Verwandl. u. Theilg. d. Flächen in einer Reihe v, Con-
strnetions- u. Berechnungsanfgaben. 8. Heidelb */»• — Schaffer, C. J.
P. H., de ratione inter arithmeticam et geometriam. 8. Jena. %. —
Schaub, F., Compendium d. ebenen u. sphär. Trigonometrie. 8. Wien.
— Schlämilch, 0., mathem. Abhandlungen. 8. Dessau. 1 l / b . — Schnei-
der, J., mathem. Uebungsb. f. d. Gymnasial- Unterr. 1. Hft. F. Quarta
и. Tertia. 8. Emmerich. '/(• — Schulz, O., Lehrb. d. Raumlehre f. d.
Elementarunterr. 1. Abth. D. ebene Raumlehre. 8. Berlin. Vg. — Schulz
o. Strassnitaki , Handb. d. Geometrie, f. Praktiker u. d. Selbststudium.
8. Wien. 4. — Sohncke, L. A., Samml v. Aufgaben a. d. Differential-
u. Integralrechnung. 8. Halle. 2. — Spitzer, S„ Gesetze in d. höhen n
Zahlengleichungen. M. Vorw. v. Schulz v. Strassnitzki. 4. Wien. */»•
(Aus W. Haidingers’s naturwissensch. Abhandl.). — Stampfer, S. E,,
üb. d. neue Planimetrie v. Wetli. 8. Wien. (Aus d. Sitzungsberichten
d Akademie). — Strehl , J„ Handb. beim Unterricht in d. Arithmetik f.
Gymn. 1. Thl. 2. unveränd. Abdruck. 8. Wien. */ s . — Stubba, A., An-
weis. f. d. Reehenunterr. 2. verm. Aufl. 8. Lpz. %. — Tafeln z. Ab-
kürzung trigonometrischer Höhenherechnungen. 2. Aufl Hannover. */>. —
Thieme, Frdr. R., Lehrb. z. nieilern Geometrie. 2. Thl. Stereometrie
u. s. w. 8. Planen. % (b. j. 1%). — Uhde, A., Grundlehrend. Arithmetik
u. Algebra. 2. uuveränd. Aufl. 8. Braunschweig. 1%. — Unruh, R.,
28 *
428 Mathematik. Naturwissenschaften.
Lehrb. d. Geometrie u. Trigonometrie. 3. verb. u. yerm. Aufl. v. C.
Huhn. 8. Landshut. 2*/ 10 . — Fega, G. v., Vorlesungen üb. d. Mathe-
matik. 7. Aufl. Durchges. v. Matzka. 8. Wien. 3. — l'iola, J., Mathem.
{Sophismen. 8. Wien. 4. — Wiegand , A., Lehrb. d. allgem. Arithmetik.
2 . verb. Aufl. 8. Halle. s /,,. — = Trigonaltriaden, in arithm. u. harui.
Progression. 4. Ebenda. */is- — = Lehrb. d. Mathematik. 3. verb.
Aufl. 8. Ebenda %.
Vlll.
Naturwissenschaften.
Allgemeine und umfasuendere Werke. Abhandlungen d.
naturforsch. Gesellschaft zu Görlitz. 5. Bd. 2. Hft. 8. Görlitz, ’/a- ~
= natur Wissenschaft). Gesammelt u. herausgeg. v. W. Haidinger. III. Bd.
in 2 Abth. 4. Wien. 13% (I— III : 35%). — Actorum, novorum Caesareae
Leopoldino Carolinae naturae curiosorum vol. XXI supplem. F. A. W.
Miquel illustraliones piperacearum. 4. Breslau u. Bonn. 10. — Berichte
üb. d. Mittheilungen v. Freunden d. Naturwissenschaften in Wien, ge-
sammelt u. herausgeg. v. W. Haidinger. VI. Bd. Nro 1—9. 8. Wien.
1. (I— VI i 10»/is). — Beacherer, J. , Lehrb. d. Naturwissenschaften, f.
höhere Bürgerschulen, Gymn. u. s. w. 1. Bd. Oryktognosie. 1. u. 2. Abth.
Terminologie u Physiographie. 2. (Titel-) Ausg. 8. Lpz. %. — Callis-
aen. C. F., Leitfaden beim Unterricht in d. Naturwissenschaften. 2. verb.
Aufl. 8. Hamburg. ’/„. — Jahreshefte, württembergisebe, naturwissen-
scbaftl. Hrsgg. //. v. Muhl, Th. Plieninger, Fehling, W. Menzel, F.
Krauss. V. Jhrg. 2. Hft. 8. Stuttgart, ä . — Mittheilungen d. natur-
forsch. Gesellschaft zu Bern a. d. J. 1849. 141—166. 8. Bern. l*/ ls . —
Prigge, s. Mathematik. — Schödler, Frdr., d. Buch d. Natur. 5. Aufl.
8. Braunschw. 1%. — Schubert , G. H. v., Ansichten von d. Nachtseite
d. Naturwissenschaften. 4. umgearb. u. sehr verm. Aufl. 2. (Titel-) Ausg.
8. Lpz. — Ule, O., D. Weltall Beschreib, u. Gesch. d. Kosmos im
Entwicklungskampfe d. Natur. 2 Bde. 12. Halle. 3. deschlehte
der XatorwlsseiiMCliaften. Kolbe, B,, d. Bischof Synesius v. Cy-
rene als Physiker u. Astronom beurtheilt, nebst d. ersten deutschen Uebers.
d. Rede d. Synesius de dono astrolabii od. Sb. d. Lob d. Astronomie m.
verb. griech. Texte. 8. Berlin. l'iidagogische und me*
thodlüche .Schriften. Beacherer, J., Methodik d. naturwisscnschaftl.
Unterrichts f. Schulen. 2. (Titel-) Ausg. 8. Lpz. %. — Crüger, F., d.
Physik in d. Volksschule. Ein Beitrag z. method. Behandl. d. ersten Un-
terrichts in d. Physik. 8. Erfurt. V, 4 . — Kützing , Frdr. Traug., d.
Naturwissenschaften in d. Schulen als Beförderer d. chrisü, Humanismus.
8. Nordhansen. 3 / 5 . — Ritter, C. R., Wozu ist d. Naturbeschreibung auf
Deutschlands Gelehrtenscbulen nütze? 8. Marburg. */ s . Astrono-
mie. Annalen d. k. k. Sternwarte in Wien. Hrsgeg. v. C. L. v. Littrow
u. F. Schaub. 32. Tbl. od. Neue Folge 12. Bd. Piazzi’s Beobachtungen
in d. Jahren 1811 — 13. 4. Wien. 3 T /j a . — Beobachtungen, astronomische,
a. d. K. Sternwarte in Königsberg. Hrsg. v. A. L. Busch. 29. Abth. v.
1. Jan. — 31. Decemb. 1846. Fol. Königsberg, k 2%. (Abth. 25 — 28 sind
noch nicht erschienen). — Böhm, J. Q., Beschreibung d. Urnanoscops u.
Anleit. zu dessen Gebrauche. 8. Lpz. %. — Braungard, H. A., Theorie
d. Bewegung d. Himmelskörper, sowie der im Weltalle wirkenden Kräfte,
basirt auf eine Analyse d. magnetischen Kraft. 8. Quedlinb. %. — Galle,
s. Geographie. — Herschel, W., üb. d. Bau d. Himmels. 2. (Titel-)
Ausg. 8. Lpz. 4 / s . — Lamont, J. , astronomischer Kalender f. d. König-
reich Bayern a. d. Jahr 1851, verf. u. hrsg. an d. königl. Sternwarte bei
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Naturwissenschaften.
429
Manchen. M. Beiträgen v. Kuhn, Meister u. Politik. 2. Jhrg. 8. Mönch.
1 Desgl. a. 1852. 8. Ebenda. 1. — Milanges, s. Mathema-
tik. — Nachrichten , astronomische, hrsgeg. v. H. C. Schumacher. 30.
u. 31. Bd. Nr. 697—744. 4. Altona. 1% — Schubert, G. H. v , d. Ur-
welt o. d. Fixsterne. 2. umgearb. Aufl. 8. Lpz. — Unterhaltungen,
wöchentliche, f. Dilettanten u. Freunde d. Astronomie, Geographie u. Me-
teorologie. Hrsg. v. G. A. Jahn. 4. Jhrg. 1850. 52 Nr. 8. Lpz. 3. —
Uranus. Ovqcx ro's. Synchronistisch geordnete Ephenieride aller Himmels-
erscheinungen d. J. 1850, zunächst berechnet f. d. Horizont d. Stern-
warte zu Breslau, aber auch f. jeden Ort unseres Erdtheiles eine tägliche
treue Darstellung d. wechselnden Erscheinungen am Himmel. 4. Jhrg. in
Vierteljahrsheften hrsg. v. d. K. Universitäts- Sternwarte zu Breslau. 4
Hfte. 8. Breslau. 1%. Einzelne Hfte. ä */»• l*hyttlk. "Angström, s.
Mineralogie. — Annalen d. Physik u. Chemie. Hrsg. v. J. C. Poggen-
dorff. Bd. LXXIX— LXXXII. (D. ganzen Folge 155. — 158. Bd.) Jhrg. 1850.
Hfte. 8. Lpz. 9%. — Archiv, s. Mathematik. — Baumgartner, A ., An-
fangsgründe d. Naturlehre. 2. umgearb. u. verm. Aufl. 4 Lief. 8. Wien.
I 1 */,». — Beiträge z. meteorolog. Optik u. z. verwandten Wissenschaf-
ten. Tn zwanglosen Heften hrsg. v. J. A. Grunert. 1. Thl. 4. Hft. :
R. Clausius , d. Lichterscheinungen d. Atmosphäre. 8. Lpz. T /it>-
(l, 1 — 4: 3 1 /, n ). — Beobachtungen, magnetische u. meteorologische, zu
Prag. Hrsg. v. K. Kreil u. K. Jelinek. 9. Jhrg. 1848. 4. Prag. 3. —
Brix, A. F. W., üb. d. Reibung u. d. Widerstand d. Fuhrwerke auf d.
Strassen. 4. Berlin. 3. — Character, d., des Flüssigen, Versuch d. Zwie-
spalt zu beseitigen, welche d. Erklärung d. Erscheinung d. Drucks u. d.
Hebung von Flüssigkeiten veranlasst hat. V. B. T. 8. Berlin. —
Doppler, Chm., zwei weitere Abhandlungen a. d. Gebiete d. Optik. 1.
Ueber d. Anzahl d. möglichen Gesichtswahrnehmungen. 2. Versuch einer
systematischen Classiiication d. Farben. 4. Prag. 2 / 4 . (Aus d. Abhand-
lungen d. k. böhm. Gesellsch. d. Wissenschaften. V, 5.). — Engel, F.,
u. K. Schellbach, darstellende Optik. 2. Hft. 4. Berlin, ä 2%. — Fort-
schritte d. Physik im J. 1847. Dargestellt v. d. physikal. Gesellschaft zu
Berlin. III. Jhrg. Redig. v. G. Karsten. 2. Abth. Electricitätslehre u.
Meteorologie. 8. Berlin. 2 (I III, 2. 10). — Francoeur, L. B., Elemen-
tar-Lehrb. d. Mechanik. A. d. Franzos, mit erläuternden Anmerkungen
u. Zusätzen v. H r . Opelt 2. (Titel-) Ausg. 8. Lpz. >/»• — Frick, J.,
physikalische Technik od. Anleit. z. Anstell, v. physikalischen Versuchen
u. z. Herstellung v. physikalischen Apparaten. 8. Braunschweig. 2. —
Grieb, Chr. Fr., d. Wunder d. elektrischen Telegraphie. 32. Stuttgart.
— Grothe, d. Experimental- Physik. Dargest. in 29 lithogr. Tafeln
mit physikal. Apparaten nach d. Natur, mit Text. 2. Abth. Fol. Hagen.
Bis j. 3. — Grunert, s. Mathematik. — Handwörterbuch, s. Chemie. - —
Hartmann, C., d. Anfangsgründe d. Mechanik. Nach d. Engl, bearbeitet.
Durchges. u. m. Zusätzen verm. 8. Lpz. — Hofer, J., populäre Phy-
sik. F. Real- u. Gymnasialschulen. 1. Bd. 8. Wien. 1. — Jahresbericht
iib. d. Fortschritte d. reinen, pharmaceut. u. techn. Chemie, Physik,
Mineralogie u. Geologie. Unter Mitwirkung v. H. Buff, K. Dieffcnbach,
C. Ettling, F. Knapp, H. Will , F. Zamminer , hrsg. v. J v. Liebig
u. H. Kopp. F. 1847 u. 48. 5 Hft. Schluss. 8. Giessen. 2. cplt. 6. F.
1849 (in nur 2 Hften.) 1. u. 2. Hft. 8. Ebenda. 1% u. 2%. — Koppe,
K., d. Anfangsgründe d. Physik f. d. Unterricht in d. oberen Classen d.
Gymn. u. Realschulen. 2. verm. u. verb. Aufl. 12. Essen. 1%. — Kreil,
C., Entwurf eines meteorologischen Beobachtungs - Systems f. d. oster
reichische Monarchie. Mit einem Anhänge, enthaltend d. Beschreibung d.
an d. k. k. Sternwarte zu Prag aufgestellten Autographen - Instrumente
Windfahne, Winddruckmesser, Regen- u. Schneemesser. 8. Wien. 1. —
Kunzek, A., Lehrbuch d. Meteorologie. 2. (Titel-) Aufl. 8. Wien. I. —
490
Naturwissenschaften.
Lexikon, physikalisches. 2. neu bearb. a. mit in d. Text eingedr. Abbil-
dungen ausgest. Aufl. V. 0. Marbach. 11. — 14. Lief. 8. Lpz. a —
Melangen . s. Chemie. — Mittheilungen über ältere magnetische Decliaa-
tionsbeobaebtungen, sammt den auf deren Zustandebringnng sich beziehen-
den Verhandlungen d. mathem.-naturwissenschaftl. Classe d. k. k. Akad.
d. Wissensch. 1. Hft. 8. Wien. %. (A. d. Sitzungsberichten d. Akad.) —
Müller , J. , Bericht üb. d. neuesten Fortschritte d. Physik. In ihrem
Zusammenhänge dargest. 5. u. 6. Lief. 8. Braaascbweig. ä %. — Osann,
G. W., neae Beiträge zur Chemie u. Physik. 6. Lief. 8. Würzburg.
7 / ?0 . — Preyssinger, L., Versuch einer kurzen, leichtfasslichen u. zugl.
gründlichen Darstellung d. elektro-galvanischen Telegraphen. 2. verb. u.
rerm. Aufl. 8. Augsburg. %. — Schlagintweit, H., üb. d. physicalischen
Eigenschaften d. Eises. 4. Lpz. (A. d. Untersuchungen üb. d. physical.
Geogr. d. Alpen). — Schneider, Frdr. Ad., Astro- Meteorologie od. festes
Fundament zur sichern u. genauen Vorausberechnung d. Temperatur d.
Luftdrucks, d. Windrichtungen u. s. w. 8. Berlin. %. — = J., physik.
Leitfaden f. Obergymn. 1. Hft. Emmerich. */ s . — Seidemacher, 0.,
d. elektrische Sonne. 8. Dresden. 4 /, 4 . — Steinbeil, C. A., Beschreibung
u. Vergleichung d. galvanischen Telegraphen Deutschlands nach Besich-
tigung im April 1849: Feststellung d. vortheilhaftesten Systeme. Angabe
einer Verbesserung d. Morse’schen Apparats. 4. München. 1 J /i (A. d.
Abhandlungen d. mathem.-physikal. CI. d. k. Bayer. Akad. d. Wissensch.).
— Struve , W , sur la dilatation de la glace , d’apres les expöriences
faites en 1845 et 1846 ä l’observatoire central de Poulkova par Schu-
macher, Pohrt et Moritz. 4. St. Petersb. 1. (Aus d. Memoire.' de l’acad.
VI. 8er. T. IV.). — Thieme, F. W., Lehr- u. Lernbüchlein d. Physik.
8. Lpz. %. — Ule, O., Untersuchung üb. d. Raum u. d. Raumtheorien
d. Aristoteles u. Kant. 8. Halle. %. — Verhandlungen d. physical. -me-
diein. Gesellsch. zu Würzburg. Red. v. A. Kölliker, J. Scherer, R.
Firchow. 1. Bd. Nr. 1 — 5. 8. Erlangen. %. — IVenzlaff, Frz., Wetter-
kunde, Meteorologie. 8. Schwerin. Chemie. Annalen d. Che-
mie u. Pharmacie. Hrsg. v. Frdr. Wähler u. J. v. LUbig. Jhrg. 1850.
Bd. LXXin— LXKVI. Jhrg. 1850 12 Hfte. 8. Heidelberg. 7. — Bren-
ner, R . , u. A. Porecky, anorganische Chemie , tabellarisch dargestellt.
Tab. II. Sauerstoff- Verbindungen. 1. Tbl. Kol. Quedlinburg. (I u.
II: 1%). — Rruhn, H., kurzgefasstes Lehrbuch d. Chemie. 2. (Titel-)
Ausg. 8. Lpz. */»• — Casselmann , W. , Leitfaden f. d. Wissenschaft!.
Unterr. in d. Chemie F. Gymn., Realschulen u. s. w. 2. Curs. 2. Hälfte.
8. Wiesbaden. ,4 /is (cplt. 2*/ s ). — Dumas, J., Handbuch d. angewand-
ten Chemie. A. d. Franz, v. L. A. Büchner. 42. Lief. (Schluss). 8.
Nürnberg. */, (cpl. 28 9 /, (> ). — Frech, A., Uebersicfat d. einfachen Kör-
per, ihrer Eigenschaften, so wie ihrer wichtigeren Veränderungen. 1 Bog.
Fol. St. Gallen. 4 / l5 . — Gorup-Besanez , E. C. F. v., Anleitung zur
qualitativen u. quantitativen zoochemisrhen Analyse. 8. Nürnberg. lV, n . —
Handwörterbuch d. Chemie n. Physik. III. Bd. 2 Hfte. Rho— Z. 8. Bert.
2. (cplt. 10%). — Handwörterbuch d. reinen u. angewandten Chemie.
Hrsg. v. J. v. hiebig , J. C. Poggendorff n. F. Wähler. Red. v. H.
Kolbe. IV. Bd. 2. u. 3. Lief. 8. Braunschweig. ä %. — Jahresbericht
üb. d. Fortschritte d. Chemie n. Berzelius’ Tode fortges. v. L. Soanberg.
XXIX. Jhrg. 1. Hft. Unorganisshe Chemie. 8. Tübingen. — = s.
Physik. — Journal f. praktische Chemie v. O. L. Erdmann u. H. F.
Marchand. (17.) Jhrg. 1850 od. 49—51. Bd. 24 Hfte. 8. Lpz. 8. (Ein-
zelne Bände * 3, einzelne Hefte ä %). — Lehmann, C. G., Lehrbuch
d. physiolog. Chemie. 2 Bd. 8. Lpz. 2%. — Mölanges physiques et chi-
miqttes tirös du hulletin physico-mathöm. de l’acad. imp. de sc. de 8t.
Petersbourg. T. I, 1. Livr. 8. St. Petersburg. »/ 15 . — Michaelis, A.,
Repetitorium o. Examinatorium d. Chemie. 1. Bdchen. Anorgan. Chemie.
Naturwissenschaften.
481
8. Tübingen. */ s . — Müller, L., Lehrbuch d. theoret. Chemie. 1. Hft.
3- Berlin. T / It . — Osann, s. Physik. — Payens , A., Gewerbschemic.
N. d. Franz, bearb. v. H. Fehling. 4. u. 5. Hft. (Schluss). 8. Stuttg.
ä *&. — Hegnaull's Lehrbuch d. Chemie. A. d. Franz, übers, v. Böde-
ker. H. — 15. Lief. 8. Berlin, ä */»• — Scheerer, Th., Isomorphismus u.
polymerer Isomorphismus. 8. Braunschweig. %. (Abdruck aus d. Hand-
wörterbuche d. reisen angewandten Chemie). — Schlecht. L., Grundriss
d. unorganischen Chemie. 8. Wien. %. — Stöckhardt, J. A., d. Schule
d. Chemie. 5. 'erb. Aufl. 8. Braunschweig. 2. — Thines Czetneky, H.,
physikalischer Beitrag z. Chemie. 8. Linz. */»- — Wcrther, G., d. un-
organische Chemie, Grundriss f. Vorlesungen. 1. Abth. 8. Berlin. 1^. —
Wiltstein, G. C., vollständiges etymologisch-chemisches Handwörterbuch,
mit Berücksichtigung d. Geschichte u. Literatur d. Chemie. 2. (Titel )
Ausg. II. Bd. 3 Abih. 8. München, ä 1%. cplt. 11. Aalurgr-
schichte im Allgemeinen. Archiv f. Naturgesch. Gegründet von
A. F. A Wiegmann , fortges. v. W. F. Erichson. In Verbindung mit
Grisebach, u. Siebold, A. Wagner u. Leuckart, hrsg. v. F. H. Trosehel.
15. Jhrg. 1849. 2 Bde. ä 3 Hfte. 8. Berlin. 6%. — Ebel , W., Geogr.
Naturkunde od. Grundzüge einer allgem. Naturgeschichte d. drei Reiche
mit physiognoni. Schilderung d. Erdoberfläche. 1. Abtb. : Plan d. geogr.
Naturkunde. 2. Abth.: Geogr. Naturkunde v. Island. 8. Königsberg. 2 1 ).
— Eichelberg, J. F. A., methodischer Leitfaden z. gründl. Unterricht in
d. Naturgeschichte f. höhere Lehranstalten. 2 Thl. Botanik. Neuedurch-
geseheae, vertu, u. verb. Aufl. 8. Zürich. %. — Gresslsr , F. G. L.,
Naturgeschichte f. Kinder. 5 Thl. 8. Langensalza, ä 1%. — Mömaircs
de la societe du musöum d’histoire naturelle de Strasbourg. Tom. IV,
1. Livr. 4. Strasburg. 4%. (Bisj. 41*4). — Naturgesch. d. drei Reiche,
bearb. v. G. W. Bischoff. J. R. Blum, H. G. Bronn, K. €. v. Leon-
hard, F. S. Leuckart u. F. S. Foigt. 94 — 96 Lief. Schluss d Gesell,
d. Natur v. Broun. 3 Bd. Lehrbuch d. Geognosie u. Geologie v. Leon-
hard. — bildliche aller drei Reiche. V. G. Bill, E. Fenzl . L.
Fitzinger, J. Heckei. Hrsg. v. V . Kollar. 3. Lief. 8. Lpz. l l fc. — Ver-
handlungen d. usturhistor. Vereins d. preuss. Rheinlande u. Westpbalens.
Hrsg. v. Budge. 6. Jhrg. 8. Bonn. 1%. — Wil innen, F. P., Handbuch
d. Naturgesch. 2. verb. u. verrn. Aufl. 3 Bde. 2. (Titel-) Ausg. Lpz. fi.
nineralogie, Orybtoguosie . (Icognosle, Leologir,
Palliontologie Abhandlungen d. zoologisch-mineralog. Vereins in Re-
gensburg. 1. Hft. 8. Regensb. 1 1 i .— "Angström, A.J., Memoire sur la Pola-
risation rectiligne et la double rdfraction des cristaux ä trois axes obliques.
4. Upsala 1. (Aus d. Act. Reg. Societ. Upsaliensis). — Ansted, D. J.,
d. Vorwelt, od. malerische Umrisse d. Schöpfungsgeschichte d. Erdballs
nach d. neuesten geolog. Forschungen. Deutsch bearb. v. K. F. A. Hart
mann. 2. durchges. Aufl. 2 Thle. 8. Grimma. 1. — Archiv f. Mineralo-
gie, tieologie, Bergbau u. Hüttenkunde. Hrsg. v. C. J. B. Karste u u. H
v. Decher.^ XXIII. Bd. 2- Hft. 8. Berlin. 2%. — Bcschcrer, s. allgem.
Werke. — Blum, J. Reinhard, Grundzüge d. Mineralogie u. Geognosic.
8. Stuttgart. */ t . (III. Bd. d. Neuen Encydopädie f. Wissenschaften u.
Künste). — Bogenhard, s. Botanik. — Brandt, J. F., Collectanea pa-
laeontographica Rossiae. Fase. I : Observationes ad Rbinocerontis Ti-
chorbini bistoriam spectantes tabulis XXV' illustrntae. 4. St. Petersburg.
4 , / fe. (Aus d. Memoiren d. Akademie. Serie VI, Bd. V.). — Brongniart,
A., chronologische Uebersicbt d. Vegetations- Perioden u.d. verschiedenen
Floren, in ihrer Aufeinanderfolge auf d. Erdoberfläche. Aus d. Franz,
v. K. Müller. 8. Halle. */»• — Bronn , H. G., Iudex palaeontologicus
od. Ucbersicht d. bis jetzt bekannten fossilen Organismen, unter Mit-
wirkung v. //. R. Göpperl u. II. v. Meyer. 2 Abth. 13. Enumerator pa-
laeontologicus. Systematische Zusammenstellung u. geologische Entwick-
432
Naturwissenschaften.
lungsgesetze d. organischen Reiche. 8. Stuttgart 5\'* (eplt. 12*/ s ). —
BrüUow , Frdr., systematische Eintheilung d Mineralreichs f. Schulen.
8. Posen, ‘ß. — Burmeiater, s. Zoologie. — Cotta, B., geologische Briete
aus d. Alpen. 8. Lpz. 2. — Geinit z , Ii.fi, d. Quadergebirge od. d.
Kreideformation in Sachsen , mit besonderer Berücksichtigung d. glauko-
nitreichen Schichten. S. Lpz. * 14 . (Aus d. Preisschriften d. Jablonowski-
schen Gesellschaft zu Lpz.). — = , d. Quadersandsteingebirge od. Kreide-
gebirge in Deutschland. 2. Hft. 2. Lief. (Schluss). 8. Freiberg. % eplt.
2%. — Haidinger, IV., Handbuch d. bestimmenden Mineralogie, emh.
d. Terminologie, Systematik, Nomenklatur u. Charakteristik d. Naturge-
schichte d. Mineralreiche, 2. unveränd. Ausg. 8. Wien. 4. — Heckei, J.
J., Beiträge zur Kenntniss d. fossilen Fische Oesterreichs. Abhandl. I.
(Chirocentrites , Pimelodus, Saurorhamphus , Amphisile, Meletta, Clupea,
Lepidopides, Lepidotus.). Fol. Wien. 8. — Holger, Ph. v., Elemente d.
Geognosie n. streng wissenscb. Consequcnz, od. d. Geognosie v. philo-
soph. Standpunkte dargestellt. 2. Abth. Orographie. 2. Hälfte (Schluss).
8. Wien. 1. eplt. 3. — Jahn, Chr. Fr. Aue., d. Metalle u. ihre Eigen-
schaften. 8. Lpz. %. — Jahrbuch, neues, f. Mineralogie, Geognosie, Geo-
logie u. Petrefactenkunde. Hrsg. v. K. C. v. Leonhard u. H. G. Bronn
Jhrg. 1850. 7 Hfte. 8. Stuttgart. 5%. — := d. k. k. geolog. Reichs-
anstalt. 1. Jhrg. 4 Nrn. 4. Wien. 3*/ä- — Jahresbericht, s. Physik. —
Keferetein . Chr., Mineralogia polyglotte. 8. Halle. 1%. — Kenngott, G.
A., mineralogische Untersuchungen. 2. Hft. 8. Breslau. %. — Kner, fl.,
Versteinerungen d. Kreidemergels von Lemberg u. seiner Umgebung. 4.
Wien. 1. (Aus Haidinger’s naturwissensch. Abhandlungen). — Murchison,
fl. J., üb. d. Gebirgsbau in d. Alpen, Apenninen u. Karpathen, namentlich,
um einen Uebergang aus secundären Gebilden in tertiäre darzuthun, u.
üb. d. Entwicklung eocener Ablagerung im südl. Europa. Bearbeitet von
G. Leonhardt. 8. Stuttgart. 1. — Naumann, C. Frdr., Lehrbuch der
Geognosie. 1. Bd. 3. Abth 8. Lpz. 2% (bis j. 6%). — = Anfangs-
gründe d. Krystallographie. 2. (Titel-) Ausg. 8. Lpz. 1. — = Elemente
d. Mineralogie. 2. verm. u. verb. Aufl. 8. Lpz. 3. — Quenstedt, Frdr.
Aug., d. Mastodonsaurier im grünen Kehpersandsteine Württembergs sind
Batrachier. 4. Tübingen. 2 13 /, 4 . — Rolle, s. Geographie, Deutschland.
— Sandberger, G. u. F. , Systematische Beschreibung u. Abbildung d.
Versteinerungen d. rheinischen Schichtensystems in Nassau. Mit einer
kurzen Geognosie dieses Gebiets. 1. Lief. 4. Wiesbaden. 2%. - Schlogint-
weit. A., Untersuchung üb. d. Thalbildung u. d. Formen d. Gebirgszüge
in d. Alpen. 8. Lpz. (Aus d. Untcrsucbuugen über d. physikalische
Geographie d. Alpen). — Schmidt, F. A., Mineralienbuch. 4. — 6- Lief.
(Schluss). 4. Stuttgart, ä — =, Frdr. jun., d. Gesteine d. Cen-
tralgruppe d. Fichtelgebirges in ihren Lagerungsverhältnissen und ihrem
Vorkommen dargestellt. 8. Lpz. %. — Schubert, s. Astronomie. —
Schwarzenbach, F., Tabellarische Uebersicht d. Fossilien. 2. Aufl. 2 Bog.
\. — Unger, F., Genera et species plantarum fossilium. 8. Wien. 4. —
fVagncr, A., d. fossilen Ueberreste gavialartiger Saurier a. d. Liasfor-
mation in d. k. k. paläontologischen Sammlung zu München. 4. München.
1 T /, s . (Aus d. Abhandlungen d. königl. bayer. Akademie). — Walchner,
Frdr. Aug., Handbuch d. Geognosie. 2. verb. u. verm. Aufl. 4. u. 5.
Lief. 8. Karlsruhe, ä %. — Wähler, F., üb. das Titan. 4. Göttingen.
>/ 5 . (Aus d. Abhandlungen d. K. Gesellschaft d. Wissenschaften zu Göt-
tingen). — Zeitschrift d. deutschen geologischen Gesellschaft. 2. Bd- 4
Hfte. 8. Berlin. 6. — Zerrenner, C., de adamante dissertat. 8. Lpz. 5 ,»•
Botanik. Albers, Chr., d. Heliceen, nach natürl. Verwandtschaft
system. geordnet. 8. Berlin. 2. — Baum, O. E., üb. d. ungeschlechtliche
Vermehrung d. phanerogamischen Pflanzen. 8. Hamburg. %. (A. d. Neuen
allgem. Garten- u. Blumenzeitung). — Beiträge zur Pflanzenkunde des
Naturwissenschaften,
433
russ. Reichs. Hrsgeg. v. d. Ic. Akad. z. 8t. Petersburg. 6. Lfg. 8t.
Petersburg. »/» (bis j. 2 * “/*„). — Serge, F., u. F. A. Ricke, Gift-
pflanzenbuch. 1. Lfg. 4. Stuttg. ‘4,. — Bertoloni, 4., Flora italica. T.
Vif. Fase. 2—4. 8. Bologna (Wien), ä »*/,,. — Nöck, J. ff, naturge-
treue Abbildgen. d. in Deutschland einheimischen wilden Holzarten nebst
erläuternd. Text. 15. Lfg. 4. Augsbg. k %. — Bogenhard, C., Taschen-
buch der Flora v. Jena. N. einer Darstellg. d. V egetationsverhältnisse
der bunten Sandstein-, Muschelkalk- u. Keuperformation des mittleren
Saale u. Ilmgebiets. Eingeleitet v. Af. J. Schladen. 8. Lpz. 2Y ( . — Brits-
ger, F. X., Introductio ad artem botanicam. 8. Ulm. 1 */ a . — Brongniart,
s. Mineralogie. — Dicsing, C. Af., Systeme Helminthum. Vol. I. 8.
Wien. 4. — Dietrich, D., Flora universalis in colorirt. Abbildgen. I.
Abtblg. 78.-82. Hft. II. Abthlg. 141.-144. Hft. III. Abthlg. 134.-142.
Hft. Fol. Jena, ä 2% — = Dieselbe. Neue Folge. I. Abthlg. 2. u.
3. Hft. Fol. Ebenda, A 2%. — Eichelberg, s. Naturgeschichte im All-
gemeinen. — Endlicher, Bteph., Genera plantarum supplementum V. 8.
Wien, l'/s* c plt- 23 s / 5 . — Ficinus, H., u. G. Heynhold, Flora d. Ge-
gend um Dresden. 1. Thl. Phanerogamie. 3. verb. Aufl. 2. (Titel-) Ausg.
8. Lpz. Der 2. mit G. Schubert herausgegebene Thl., d. Krypto-
gamie, in 2. (Titel-) Ausg. Ebenda, zu gleichem Preise. — Flora od.
allgemeine botanische Zeitung, hrsgeg. v. d. botan. Gesell- ch. in Regens-
burg. Red. A. E. Fürnrohr. 8. Jhrg. d. neuen, 33. d. ganzen Reihe. 8.
Regensburg. 4. — = v. Deutschland. V. D. F. L. v. Schlechtendal,
L. E. Langethal u. E. Schenk. X. Bd. 3.-8. Lfg. 8. Jena, A %.
Dieselbe. 3. Aufl. VII, 12—16, VIII, 1-5. — := 4. Aufl. I, 6-16.
II, 1—6. — -— von Thüringen u. den angränzenden Ländern. Hrsgeg. v.
denselben. 103.-107. Hft. 8. Ebenda, k — Fries, E., Summa vege-
tabilium Scandinaviae. Sectio posterior. 8. Stockholm. 2. cplt. 3%. —
J. A. Waldbergii fungi Natalenses, adiectis quibusdam Capensibus. 8.
Stockholm. %. iAus d. Actt. acad. scient. Holm.). — Genera plantarum
florae germanicae iconibus et descriptionibus illustrata. Opus ah Th. Fr.
L. Nees ab E senbeck inchoatum, deinde auctoribus Frid. 'Car. Leop.
Spenner et Al. Putterlik adiuvante Steph. Endlicher continuatum , nunc
— perseentum. Fase. XXV. Dipsacearum, Stellatarum, Gentianearum alia-
rumque genera plurima. auct. Adalbert Schnizlein. Fase. XXVI. Ura-
belliferarum P. I. auct. Th. IV. Bischoff. 8. Bonn. Al. — Heynhold,
G., das natürliche Pflanzensystem. Mit einer Vorrede ». H. Ficinus.
2. (Titel-) Ausg. 8. Lpz. %. — Höfte, M. A., Die Flora der Boden-
seegegend m. vergleich. Betrachtg. d. Nachbarfloren. 8. Erlangen. 'Vis 1
— Hoffmann, H., Atlas zur Flora v. Hessen u. d. angrenzenden Ländern,
in naturgetreuen Abbildgen. bearb. n. Koch’s Synopsis u. Schnittspahn’s
Flora d. Grossherzths. Hessen. 1. Heft. 4. Darmstadt. T / 12 . — Jrmisch,
Th., zur Morphologie der monokotylischen Knollen- n. Zwiebelgewächse.
8. Berlin. 1%. — Ktmth, C. S., Enumeratio plantarum omnium hocusque
cognitarum sec. familias naturales dispos. T. V. 8. Stuttgart. 4'/ s (b. j.
l4°/io) — Kunze, G., d. Farrenkräuter in kolor. Abbildgen erläutert u.
beschrieben. II. Bd. 3. Lfg. 4. Lpz. ä 2 1 /j. — Kützing, Frdr. Tr., Ta-
bulae phycologicae od. Abbildungen d. Tange. 1. Bd. u. 2. Bd. 1.-3.
Liefg. 8. Nordhausen. 13. col. 26. — Lincke. J. R„ Deutschlands Pflan-
zengattungen , m. Beschreibg. 1. Liefg. 4. Lpz. %. — =, Flora von
Deutschland. 4. verb. Aufl. 94. u. 95. Liefg. 8. Ebenda, ä — Lin-
naea. Journal f. Botanik in ihrem ganzen Umfange. Bd. XXIII. od. Bei
träge z. Pflanzenkunde. Bd. VII. 6 Hft. Hrsgeg. v. D. F. L. v. Schlcch-
tendal 8. Halle. 6- — Mettenius, G., Beiträge z Botanik. 1. Heft. 8.
Heideldcrg. 1%. — Meyer, C. A., Kleine Beiträge z. näheren Kenntniss
d. Flora Russlands. 4. St. Petersburg %. — : =, G. F. fF., Flora des
Königreichs Hannover. I. Thl. II. Thl. 1 Abthlg. u. III. Thl. 1.-3. Hft.
s
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434
Naturwissenschaften.
Pol. Göttingeu n. Hannover. 36. — Miquel, s. Allgemeine Werke. Acta.
— Opitz. P. M., herbarium florae boemicae. XVI— XXII Hundert. Fol.
Prag, a 1%. — Pfeiffer, L., Abbildg. u. Beschreibe blühender Cacteen
11. Bd. 6. Liefg. 4. Cassel, a 1., col. A3- — Pluskal, F. S., neue
Methode d. Pflanzen auf eine höchst einfache Art gut u. schnell für das
Herbarium zu trocknen. 16. Brünn. 4 /i »• — - Reichenback, H. G. L.,
Deutschland s Flora. Nr. 117-123. 4. Lpz. a %. - ~ wohlfeile Ausg.
Ser. I. Hft. 66—72. Ebend. a 8 /, jconographia botaoica. Cent.
XXI ; lcones florae Germanicae. Cent. XII. Decas. 5—10. et Suppl. 4.
Lpz. 2*/». — Handb. d. uatürl. Pflanzensystems. 2. (Titel-) Ausg. 4.
Lpz. — Rode, J., botanische Tafeln. Tab. II. Pflanzensystem v. ß. v.
Jusaieu. Z. Schulgebr. f. Gymn. u. s. w. 1 Bog. Fol. Grünberg. —
Rückert, C, F., Flora von Sachsen. 2 Thle. Neue Titel Ausgabe, 8.
Grimma. 1. — Ruprecht, F. J., d. Vegetation d. rotheu Meeres u. ihre
Beziebg. zu d. allgemeinen Sätzen d. Pflanzengeographie. 4. St. Petersbg.
%. [Aus d. memoir. de l’ac. T. VI.]. — SaMberg, U. F., Monographia
Geocorisarum Fenniae. 8. Helsingfors. */, 6 . — Salm-Dyck, J. Fürst v..
Cacteae in horte Dyckensi cultae. 8. Bonn. 1. — Schleiden , M. J., d. Botanik
als inductive Wissenschaft bearbeitet. 2. Tbl. Grundzüge d. wissensefa.
Botanik. 2. Thl. Morphologie. Organologie. 3. verb. Aufl. 8. Lpz. 4%
(cplt. 6%). — Grundriss d. Botanik. 2. verb. Aufl. 8, Ebenda. —
die Pflanze ond ihr Leben. Populäre Vorträge. % verm. Aufl. 8. Ebenda.
2% — Schönheit, Frdr. Chm. H., Taschenbuch d. Flora Thüringens.
12. Rudolstadt. 2%. — Seubert, A4., d. Pflanzenkunde. 2. Bd. Speciehe
Botanik. 2 Lfgen. 8. Stnttg. ä */.. [D. 9. Bd. d. praktischen Lehr-
bücher], — Sturm's, J., Deutschlands Flora. Fortges. v. J. IV. Sturm.
l.Abthlg. 93. u. 94. Heft. 16. Nüruberg. ä — Theermann, J.,
Essai de pbytostatique applique ä la cliaine du Jura et aux contrees
voisines ou Etüde de la dispersion des plantes vasculaires envisagce
priocipalement quant ä l’influence des roches conjacentes. 2 Vols. 8.
Bern. 5 ,1 /i». — Trautvetter, E, R. v., d. pflanzen geographischen Ver-
hältnisse des europäischen Russlands erläutert. 1. Hft. 8. Riga. %. —
Unger, s. Mineralogie. — Visiani, R. de, Flora Dalmatica. Vol. 1IL P. J.
4. Lpz. 3. (bis j. 11, color. 16%). — Poigt, F. S-, Geschichte d. Pflan-
zenreichs. 9—12 Lfg. (Schluss). 8. Jeua. ä */s- — Wigand, A., Grund-
legung d. Pflanzen-Teratologie , od. Gesichtspunkte f. d. Wissenschaft!.
Betrachtg. d. Bildungsabweicbuugen ioi Pflanzenreiche. N. einem Excyrs
ü. d. morpholog. Bedeutg. d. Pistills d. Leguminosen , Liliaceeu , Primu-
laceen u. ü. den Begriff d. Blattes. 12. Marburg. %. • — Zeitung, bota-
nische. Red. II. d. Mohl u. D. F. L. o. Schlcchtendal. 8. Jörg. 4.
Berlin 5%. Zoologie. Abhandlungen, s. Mineralogie. — Berge, F.,
Schmetterlings!). 2. umgearb. Aufl. in 12 Lfgen. 1. u. 2. Lfg. 4. Stuttg,
ä %. — Bergmann, A., disquisitiones microscopicae de cartilaginibus,
io specie hyalinicis. 8. Mitau- 3 / b . — Blattmann, A., mikroscopisch-
onatomische Darstellg. der Centralorgane des Nervensystem« bei den
Batrachiern m. besonderer Berücksichtigung v. Rana esculenta. 8. Zürich.
u /, 4 . — Bonaparte, C. L., Fürst v. Canino, Conspectus generum avium.
Sect. I. 8. Leyden. 4 IJ /, 6 . — =, Catalogo metodico dei pesci Euxopei.
4. Neapel. 1%. — Conspectus systematum Mastozoologiae. Ed. II.
reform. Ornithologiae , edit. ref. additis synonyuiis Grayanis et Selysanis.
Herpetologiae et Amphibioh giae cd. II. reform. ichthyologiae ed. reform.
Fol. Leyden. 2'4- — Brandt, s. Mineralogie. — Bronn, II. G., allgemeine
Zoologie. 8. Stuttg. 2V S [HL Bd. d. Neuen Encyclopädie.j. — = s.
Mineralogie. — Bruch. W. P. Sehimper et Th. Gümbel, Bryologia Europae
seu genera muscorum europaeorum munographice illustrata. Fase. XLiil.
4. Stuttg. ä 2%. — Burmeister, H., Die Labyrinthodonten a. dem Saar-
brücker Steinkohlengebirge, zoologisch geschildert. 3. Abthlg. der Ge-
Naturwissenschaften.
435
schichte d. deutschen I.abyriiithodontea Arckegosaurus 4. Berlin, a 3%.
— Catalogus caleopterorum Kuropae. 8. Bautzen, - — Fischer, J. G.,
d. Thierreich F. d. Schulunterricht bearb. zu den Wandtafeln d. Natur-
geseh. 4. Thl. Die wirbellosen Thiere. 2. verm. u. »erb. Aufl. 8. Lpz. ^
(cplt. 1%). — Fresenius, G.. Beiträge zur Mykologie. 1. Hft. 4. Frank-
furt a. M. 1. — Freyer, C. F., neuere Beiträge zur Schmetterlings-
kunde. 91. Hft. 4. Augsburg, a 1, — Gerhard, P., Versuch einer Mono-
graphie der Lycänen als Beitrag zur Schmetterlingskunde m. Abbildgen.
I. u. 2. Hft. 4. Lpz. ä 1. — Gorup, s. Chemie. — Hartess, E., nber
den Zahnbau des Myliobates u. den verwandten Rochen Trikeras. 4.
München. */s (Aus den Abhandlungen d. k. bayer. Akad.). — Heckei,
s. Mineralogie. — Hehn, M., de textura et formatione barbae balaenae.
4. Mitau. 1. — Herrsch- Schaffer, G. .4. fV., systematische Bearheitg d.
Schmetterlinge v. Europa, zu J. HSbner’s Sammlg. 41. - 44. Hft. 4.
Regensburg, ä 3*4 — Sammlg, neuer od. wenig bekannter ausser-
europäischer Schmetterlinge. 1. Lfg. 4. Ebenda 3. — Höven, J. van der,
Handbuch d. Zoologie. N. d. J. holländ. Ausg. 1. Bd.: Naturgesch. der
wirbellosen Thiere. 8. Lpz. 5. — Hyrtl, J., Beiträge zur vergleichenden
Angiologie. Fol. Wien. %. — Beiträge zur Morphologie der Uroge-
nital-Organc der Fische. Fol. Ebenda. % (Beide Schriften a. d. I. Bde.
d. Denkschriften d. Akademie). — Jäger, G., ii. d. Uebereinstimmung d.
Pygopterus lucius Ag. mit dem Archegesaurus Dechenii Goldst. 4. Mün-
chen. % (Aus d. Abhandlgen. d. k. bayer. Abad.). — Einberg, J. G. H.,
Monographiae zootomicae. I.: Tragulus javanictrs. 8. Lund. 1. — Erauss,
F., d. Thierreich in Bildern nara seinen Familien u. Gattungen darge-
stellt. Säugcthiere. 5. u. 6. Lfg. 4. Stuttgart. T / g . — Küster, H. C., die
Käfer Europa’s. N. d. Natur beschrieben. 19. u. 20- Hft. 16. Nürnberg.
A 1. — Labram, J. D., Die schweizerischen Käfergattnngen in Abbil-
dungen n. d. Natur. Nach Anleitg. u. mit Text v. L. Imhoff. 19.— 24.
Hft. 8. Basel, ä %. — d. Gattungen der Rüsselkäfer. Mit Beschrei-
bungen r. L. Imhoff. 17. Hft. 8. Basel. A — Leyh, Fr, .4.. Hand-
buch der Anatomie der Hausthiere. 2. Lfg. 8. Stuttg. A. 1. — Lüben, 4.,
vollständige Naturgesch. d. Säugethiere. Neue Ausg. 1— 4. Hft. 8. Eilen-
borg. A %. — Martini u. Chemnitz , systematisches Conchylien-Cabinet.
Neu hrsg. v. H. C. Küster. 88.-94. Lfg. 4. Nürnberg, A 2. Middcn-
dorff, A. Th. v.. Beiträge z. einer Malacozoologica Rossica. Abthlg.
II. u. HI. 4. St. Petersburg. 3* (cplt. 5 •/»). — Naturgeschichte, illu-
strirte, des Thierreichs. 30.— 34. Lfg. (Schluss). Fol. Lpz. k %. —
Naumannia. Archiv f. d. Ornithologie. Organ d. deutschen Ornithologen-
Vereins. Hrsgeg. v. E. Baldamus, 1. u. 2. Hft. 8. Köthen; d. 2 Hft.
Stuttgart. A %. — Nickerl, Frs. Ant., Synopsis drr Lepidopteren-Fauna
Böhmens, enth.: Die Papilioniden, Sphingiden, Bombyiiden, Noctuiden.
8. Prag. *A. — Quenstcdt, s. Mineralogie. — Remak, B , Untersuchungen
n. d. Entwicklg. d. Wirbelthlere. 1. Lfjß. Fol. Berlin. 4. — Schinz, H. R„
Monographien der Säugethiere. M. Abbildgen v. Conr. Knoll. 23.— 25. Hft.
4. Zürich, ä 1%. — Stannius, //., Das peripherische Nervensystem der
Fische. 4. Rostock. 3*4- — Stein, J. P. E. Frdr., D. lebenden Schnecken
u. Muscheln d. Umgegend Berlins. 8. Berlin. %. — Swedenborg, E.,
Regnum animale anatomire, physice et philosophicc perlnsiratiim. Part.
VI. sect. I. de periosteo et de raammis. Pars VII: de anima. Edid.
J. Fr. Im Tafel. 8. Tübingen. 1% u. 2. — Thienemann, F. A. L.,
Fortpflanzungsgeschichte der gesammten Vögel n. d. gegenwärt. Stand-
punkte d. Wissenschaft. 5. u. 6. Hft. 4. Lpz. A4. — Verzeichniss der
im zoologischen Museum d. Universität Halle-Wittenberg aufgestellten
Säugethiere, Vögel u. Amphibien. V. Burmeister. 8. Halle. %. — IFagner.
s. Mineralogie. — Willkomm, M., Recherche* sur l'organngraphie et la
Classification de globulariäes. 4. Lpz. 2. — Zeitschrift f. Wissenschaft!.
436
Naturwissenschaften. Pädagogische Schriften.
Zoologie. Hrsgeg. v. C. Th. t>. Siebold o. A. KöUiker. I. Bd. 4. — II'
Bd. 3. Hft. 8. Lpz. % u. 2. (bia j. 7'/fe). - c= für Malakozoologie.
Hrsgeg. v. K. Thdr. Menke u. L. Pfeiffer. 7. Jahrgang. 8. Cassel, l'/i.
— Zeitung, entomologische. Red. C. A. Dohm u. A. Linke. 11. Jahr-
gang. 8. Stettin. 3.
IX.
Pädagogische Schriften *).
Bericht über die am 4., 5. u. 6. Aug. 1849 abgehaltene 2. Versammlg.
d. Vereins norddeutscher 8chulmänner. V. Andresen, Brandis, Hahn u.
fVichmann. 8. Hamburg. — Birker, P., Grundlinien d. christlichen
Jugendbildung. 8. Augsburg. Vs (katholisch). — Blätter, rheinische, für
Erziehung u. Unterr. v. F. A. IV. Diesterwe g. 41. u. 42. Bd. d. Neue»
Folge. 8. Essen. 2%. — Bondi. L. , Praktischer Lehrcursus d. Gedächt-
nisskunst. 1. u. 2. Cyclus. 8. Graz. 1%. — Coopcr, C. F., Rin Wort
über die Schulfrage vor Gott u. allem Volk an Minister u. Stände. 8.
Stade. i j t4 . — Droste zu lischcring, Erzbischof C. A. Frhr. v,, Ge-
danken über Erziehung. 8. Münster. */,„ (katholisch.). — Entwurf einer
Gymnasial- Ordnung f. Schleswig- Holstein. 8. Kiel %. — Ernst, K.,
Wiederd. 8chulfrage. 8. Hannover. %. — Erziehung, die, des Menschen,
zum Menschen u. Bürger. 8. Wien. */»• — Gutbier, A., die Gliederung
d. Unterrichts- u. Erziehungsanstalten in Bayern. 8. München. T / J0 . (Abdr.
a. d. Gymnasialblättern). — Gymnasialblätter. Ein Archiv f. d. wichtig-
sten Interessen deutscher Gelehrtenschulen m. besonderer Rücksicht a.
Bayern. Hrsgg. K. Cleska u. A. Schöppner. I. Bd. 4. — II, 2. Hft. 8.
Augsburg ä %. Hehl, d. Reorganisation d. höheren Gewerbschule z.
Cassel. Beitrag z. Pädagogik. 8. Marburg. %. — Heiland, K G., über
Gymnasialbildung. Zwei Reden. 8. Halberstndt. Zur Frage
ü. d. Reform der Gymnasien. 8. Halle, tfa. — Heinrich, K., Nieder mit
den griech. u. röm. Klassikern. 8. Danzig. */»■ Henrichsen, A. J. F.,
ü. d. Verbindung d. Gelehrtenschule m. d. Realschule. 8. Schleswig, '/io-
— =, d. Schule Einheit. 8. Schleswig. — Heppe, s. Geschichte.
Hessen, Zeitschrift. — Hopf, G. tV., über Mnemonik u deren Anwen-
dung in Schulen. 4. Fürth. ' 4 . — Jörg, J. Chr. L., d. Erziehung des
Menschen zur Selbstbeherrschung. 8. Lpz. l / 5 . — Köchly, H., der ur-
sprüngl. Entwurf z. einem allgem. Schulgesetze f. d. Königr. Sachsen.
N. e. Anhänge. 8. Lpz. — Langenberg, E.. Was fordert unsere Zeit
von der öffentlichen Erziehung? 8. Elberfeld, — Lehmann, M., d.
Freiheit d. Unterrichts. 8. Regensburg. T /i»* — J ■ A. O. L., über
Organisation d. Schulbehörden d. preussischen Staates. 8. Marienwer Icr.
*4. — Leutbeeher, J., einige Gedanken über pädagogische Seminarien.
8. Erlangen. — Lüben, A., Lehrpläne für d. 1. u. 2. Bürgerschule
z. Merseburg. 8. Merseburg ■/,„. — Magazin f. Pädagogik. Neue Folge.
8. Jahrgang. 8. Ludwigsburg. 2. — Mailet Fr., Bremen u. die Schul-
frage. 8 . Bremen. Vfe. — Merz, L., Blick auf unser gesammtes Schul-
wesen. 8. Regensburg. % (katholisch). — Meyer, J. F. E., Pestalozzi
als Mensch, Staatsbürger, Dichter u. Erzieher mit seinen eigenen Worten
geschildert. Lesefrüchte aus seinen Werken. 4. Eutin. */,». — =, Ucber-
sicht d. protestantisch-deutschen Unterrichts- und Erziehungswesen seit
den 70ger Jahren d. vor, Jahrhunderts. Desgl. — Michelet, Vorschläge
zur Umgestaltung des deutschen Universitätswesens. 8. Berlin. V —
*) Die auf einzelne Lehrfächer bezüglichen methodischen u. päda-
gogischen Schriften sind schon dort angeführt.
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Pädagogische Schriften.
437 >
Miqufl, F. L., Beiträge zu einer pädagogisch- psychologischen Lehre vom
Gedächtnisse. I. 8. Hannover. \ . — Monatsschrift, pädagogische. Hrsg,
v. F. Low. 4. Jhrgg. 8. Magdeburg. 3. — Museum d. rheinisch west
phälischen Schulmänner-Vereins, red. v. Grauerl, H einen , Högg, Schöne,
ßFilberg. 5. Bd. 2. Hft. 8. Arnsberg, cplt. 1 1 T /,„. — Ostermann, L. F.,
Pädagogische Randzeichnungen. 1 Bd. 8. Hannover. I '/»■ — Petzval,
J., die Ministerialverordnung u. d. neue Entwurf v. 1850 ü. d. Habili-
tation d. Privatdocenten. 8. Wien, gratis. — Pfeffer, E , Briefe von der
Oder ü. pädagog., religiöse u. politische Zustände. 8. Lpz. 1. — Presi-
ler, M. H., Deutschlands Schulreform v. Kindergarten — z. Hochschule.
8. Leipzig. 1. — Protokolle d. 2. allgem. deutschen Lehrerversammlung
in Nürnbg. 16. Fürth. *4. — Recknagel. A., e. Beitrag z. Diagnose d.
neuesten Gymnasialreform. Wider C. Rurkhard. 8. Nürnberg. %. —
Repertorium d. pädagogischen Jouyialistik u. Literatur. Hrsgeg. v. F. X.
Heindl. 4. Jahrgang. 6. Heft. 8. Augsburg, ä — Revue, pädago-
gische. V. Mager in Verbindung mit Scheibert , Langbein u. Fuhr.
11. Jhrg. 1850. »d. XXIV-XXVI. 12 Hefte. 8. Zürich. 7. — Rothert,
M., Das Latein im deutschen Gymnasium. Eine Lebensfrage. 8. Braun-
schweig. 4 /i's- — Rutgers, A., Oratio de academiis origine universitatum.
8. Leyden. %. — Schnell, K. F., die Schuldisciplin. 8. Berlin. %. —
Schöppner, A., d. neueste österreichische Schulplan. 8. Regensburg. %.
— Seul, d. Trennung d. Schule von der Kirche. 8. Köln. */» (katholisch).
— Stoy, ff. V., Rousseau, Fichte, Considerant u. d. Idee d. Erziehung.
4 . Stück d. pädagogischen Bekenntnisse. 8. Jena. %. — Verhandlungen
d. Conferenz z. Berathung v. Reformen in d. Verfassung u. Verwaltung
d. prenss. Univ. 8. Berlin. 1%. — Verordnunsen über d. Organisation
d. Gewerbeschulwesens in Preussen. 8. Berlin. */io- — Zeitschrift f. d.
Gesammtschulwesen. V. Schnitzer. 6. Jahrgang. 4 Hefte. 8. Stuttgart. 2.
— — f. d. österreichischen Gymnasien. Redd. J. G. Seidl, H. Ronitz,
J. Mozart. Mitred. A. Stifter, t. Jhrg. 12 Hefte. 8. Wien, ä %. — =
f. d. Gymnasialwesen. Red. Müizell. 12 Hefte. 8. Berlin. 4. — Zeitung
d. allgem. deutschen Lehrervereins. 2. Jhrg. 52 Nrn. 4. Lpz. %.
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« :
Register
der
beurtheilten und angezeigten Schriften und Sachregister.
A.
Abei: Makedonien vor König Phi-
lipp. 60, 3.
Adert: Essai «ur ia vie et le» tra-
vaux de Jean Gaspard Orelli.
59, 298.
Aemilius Probus: s. Heerwagen.
Aeschylus : ». Franz.
Aliihn: Ueber die Bedeutung des
Studiums des grieeb. Alterthums.
59, 294.
Anaelinus Cantabrigiensis : s. Hasse.
Antiquitäten, und zwar ägyptische:
s. Brugsch , Lepsius; griechische :
s. Gies, Nekl, Sauppe; römische:
s. Archäologie , Hofmann , Lau-
chert, Merciclin, Nägeln, lloulez ,
Zum pt.
Anzenberger : Bemerkgen zu Actor.
XVIf, 32. 60, 321.
Archaeologie : s. lloulez.
Aristophanes: s Täuber.
Aristoteles: s. Fritzsehe.
Arithmetik und Algebra: s. Bertram,
Büchner, Friederich, Richter.
Arneth : Bemerkungen üb. die Män-
gel der Österreich. Gymnasial-
einrichtung und Vorschläge etc.
58, 296.
(Auer) Die 8prachhalle. 58, 416.
Typenschau des gesammlen Erd-
kreises. 58, 416.
August: Ueber die Ausmessung der
Körperstumpfe oder Trapezoidal-
körper. 59, 91.
B
Baarts: L. Aunaeus Seneca de Deo.
59, 215.
(Bach) Annotationes ad XV Elegia:
Ovidii. 60, 200.
Barbieux: Praktisches Elementar-
buch der französ. Sprache. 1.
Curs. 60, 56.
Barth: Wanderungen durch da* pu
nische und kyrenäische Kü.ten-
land. 60, 3.
Baumeister : Bemerkungen über das
Verhältniss von Schule u. Haus.
58, 434.
Baur: Trigonometrische Analysen
geometrischer Aufgaben. 59, 112.
Bayerns Stud ienanstalten, Lehrkräfte
und Veränderungen in diesen, Pro-
gramme und Schülerzabl. 1- Art.
59, 417. 2. Art. 60, 84. 3. Art.
60, 191. Schluss. 60,317. s. Lage.
Bendixen : Das älteste Drama in
Deutschland oder die Comödie der
Nonne Hroswitha v. Gandersheim.
60, 221.
Bertram: Einige Sätze aus d. Zah
lenlehre. 59, 91.
Bibliographie u. Bibliothekenkunde:
s. Hermann, Hasse, Miller, JVo-
tiees, JVeber.
Bibliotbeca classica , zu Brünn i®
Verlage von Carl- Winiker er-
scheinend und bis jetzt in XI
Nummern den Cornel, Sallust,
Cäsar, Cicero de seriectute, de
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Register.
439
amicitia und Paradoxa , Livius,
Ovid’s Metamorphoses ond Horaz
enthaltend. 60, 73.
Biographie: s. Adert, Fröhlich und
Schwarz , Krügelstein , Meyer ,
Pansch, Wüstemann.
Bleske: Zur Grammatik (französ.)
58, 434.
Boissonade: Georgii Pachymeris dc-
clamationes XIII., quarom XII
ineditae. 59, 372.
Bomhard : Aufgaben zu latein. Styl-
übungen. 60, 161.
Braune: de Ovidii Metamorphoseon
locis quibusdam. 58, 88.
Bratmbard : Proben aus dem Hand-
boche der französ. Sprache und
Literatur. 59, 203.
Breitenbach : Ueber den Entwicke-
lungsgang der Göthe’scben Poesie
bis zur italien. Reise. 58, 218.
Brix : De Plauti et Terentii proso-
dia. 58, 408.
Brugsch : Scriptura Aegyptiornmde
motica ex papyris et inscriptioni-
bus explanata. 59, 91.
Brunet de Bresle r Rechercbes sur
les Etablissements des Grecs in
Sicile. 60, 3.
Büchner: Theoret. Untersuchung üb.
Cardan’s Formel oder Lösung der
cnbischen Gleichungen. 59, 105.
Bussemaker: Scholia in Nicandrum
et Oppian. s. Dübner.
Bussmann : Joachim I. und die Re-
formation. 59, 96.
C. „
C'aesaris Coimn ntarii de bello Gal-
lico et de bello crvlli ree. Jos.
Walz. 60, 73. Vergl. auch den
Artikel: Schneider.
Catullus: s. Pleitner.
Chalcidius: s. Martin.
Ciceronis opera (Cato Major, Lae-
lius et Paradoxa), typ.- Winiker.
60, 73. Vergl. auch die Artikel :
Cramer, Halm, Kramarcsik, Ti-
scher.
Claudianus: s. Hertel.
Conferenzen des meininger u. hild-
burghaus. Lehrercollegiums und
deren Resultate. 59. 106. 107.
Cornelii Nepotis Vitae excellentium
imperatorum ad optima exempl.
Brunae, Winiker 1849. 60, 73.
s. auch Nepus.
Cornelius : Die Naturlebre nach ih-
rem jetzigen 8tandpnncte. 59,393.
Cramer: Die Familie u. d. Schule
in ihrem Verhältnisse zur Erzie-
hung. 59, 205. Ueber Charakter
und Charakterbildung in der Ju-
gend. ibid. 205. Ueber die Bedeu-
tung der Alterthumskunde als Un-
terrichtsmittel und ihr Verhältniss
zu den Sprachen, ibid. 205. Ueb.
die Verbalsubstantivs auf for u.
trix bei Cicero, ibid. 205.
D. "
Demetrius Phalereus: s. Herwig.
Demosthenes: s. Dobercnz, Dübner,
Dübner et Lcfranc. Jähne, Scho
ning, Vömel.
Didaktik : s. Pädagogik.
Dienstanweisung für die Lehrer der
kurhess. Gymnasien. 60, 309.
Dilthey: Zur Gymnasialreform. 2.
Hft. 58, 204.
Diodorus: s. Feder.
Dionysius Halicarnassensis: s. Fe-
der, ttoulez.
Doberenz: Ausgewählte Reden des
Demosthenes. Hft. 1. u. 2. 58,
349.
Döderlein : Didaktische Erfahrungen
und Uebungen. 58, 90.
Dressier: Dissertatio de auctoritate
Academiae Francogallicae in gram -
maticis cante sequenda. 60, 222.
Dressei: Systematische Darstellung
d. griech. unregelmässigen Verba.
58, 80.
Dübner: Jrjpoa9ivnvi ’OXvv&tanös
io'yos rrptüros , öevttgog, tpt'roj.
Texte grec, argument, »ommaires,
notes. 59, 266. 'Opijgov ’JUäg.
59 , 270. Scholia in Theocritum
auctiora redd. et annotatione crit.
instructa; Scholia et paraphra-
ses in Nicandrum et Oppianum
nunc primurn ed. Cats Hussema-
ker. 60, 20.
Dübner et ( Lefranc : d
d xrrr« ‘<PUinrtov a. ß. y. S.
Texte revne, avec argument, sorn-
maires et notes. 59, 266.
Dumont: Essai sur les colonies ro-
maincs. 58, 425,
E.
Eichstädt : Latein Gedicht auf die
Vermählung der Königin Victoria
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jr
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440
Register.
von England mit dum Prinzen Al-
bert von Coburg Gotha. 2, Ausg.
v. Wüstemann. 59, 31 6.
Elster : De Homero tenerae aetatis
amico. 58, 80, Ueber die Errich-
tung von Parallel-Classen in den
Gymnasien und Progymnasien. 58,
434.
Erlasse der 8chulbehörden in Ba-
den. 53 , 41 1 .
Euripides : s. Jessen , Oelschlä'ger.
Estre: Horatiana Prosopographia.
58 , 154 .
Eysell und Weismann: Lucians Ti-
mon, Anarcharsis, Piscator, Icaro-
menippus. 60, 115.
F.
Feder: Ezcerpta e Polybio, Diodoro,
Dionysio , Halicarnassensi atque
Nicolao Damasceno. Pars L 59.240.
Feier der dreihundertjähr. Stiftung
d. Lyceumszu Heidelberg. 58. 438.
Feldbansch : An die studirende Ju-
gend. Schuirede. 58, 439.
Fiedler: Wissenschaftliche Gram-
matik der englischen Sprache.
59 , 25 .
Finckh : Commentatio de auctore
rhetoricae, quac dicitur ad Ale-
xandrum, et de nonnullis locis
ejus libri vel emendandis vel il-
lustrandis. 59, 103.
Föhlisch : Erklärung zweier Oden
des Horaz (I, 4. 1, UJ von Fr.
Aug. Wolf. 58, 215.
Förtsch: Miscellanea quaedam ad
grammaticam et lexicographiam
latinam pertinentia. 60, 85,
Franz : Des Aeschylos Oresteia,
Griechisch und Deutsch. 58, 369.
Französische Sprache: s. Barbitux,
Lesaint , Lüber, Weigand.. S.
auch d. Art. Literaturgeschichte.
Friederich : Von den Kettenbrücben.
59, 440 .
Freyer : Die deutsche Turnkunst.
60, 126,
Fritzsche: Epistola de locis quibus-
dam Ethicorum Eudemeorum (Ari-
stotelis). 59, 416.
Fröhlich und Schwarz , Lehrer am
Gymnasium zu München, Lebens,
abriss derselben. 60, 209.
Funde, die neuesten, auf dem Ge-
biete der griechischen Literatur.
59, 222, 339.
Furtwängler: Der reitende Charon,
eine mytholog. Abhandl. 58, 197.
G.
Galenus : s. Minus.
Gantter: Praktische Schulgramma-
lik der engl. Sprache. 59, 56.
Gedichte, lateinische: s. Kichstädt,
van Lennep.
Geheimnisse für Studirende , vor-
zugsweise angehende und deren
Eltern. 59, 3l4.
Geist: Krinagoras von Mytilene.
58, 100, 206.
Geographie, allgemeine: s. Auer;
alte: s. Barth, Grotefend, Bou-
lez, Schönborn ; neuere : s. Gott-
hard ; Methodik der Geographie :
s. Methodik.
Geschichte, und zwar alte überhaupt :
s. Niebuhr; griechische: s. Abel,
Brunet de Prcsle , Grote , Her-
mann, Herwig, bischer, Weissen-
born , Zelle ; römische: s. Du-
mont, Hennebert, Hofmann, Kar-
sten, Nagelt, Houlez ; mittlere: s.
Hilgers, Schwartz, Schweitzer,
Zöpfl ; Reformationsgeschichle : s.
Bussmann, Schreiter, Schubarth ;
deutsche: s. Helbig , Sehreiter,
Schubarth, Schwartz; preussisch-
brandenburgische: s. Bussmann ;
Geschichtsunterricht: s. Lange,
Löbell, Peter.
Gödeke: Deutschlands Dichter von
1813 bis 1843. 58, 283.
Gotthard: Ueber die Ortsnamen in
Oberbaiern. 60, l(>8.
Grammatik und Sprachenkunde und
zwar allgemeine; s. Auer; grie-
chische : s. Dressei, Kleinschmidt,
Fömel; lateinische: s. Cramer,
Förtsch, Grüter und Middendorf,
Hand, Högg, Poppo. Weigand,
W ocher ; deutsche : s. Hahn, Hart-
mann, Kärcher, Olawski, Silber-
stein, Hfiegand, Zeheter; franzö-
sische: s. Bleske, Dressier; s.
auch den Artikel Französische
Sprache ; englische : s. Fiedler,
Gantter, Högl, Poppleton und Bet-
tac, Schiff lin, Schottky, Thieme,
Wahlert.
Grole: A History of Greece. L
Legendary Greece. 58, 168. Hi-
story of Greece. Bd. 2 — 4. L Thl..
59, 373. 60, 1.
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Register.
441 ’
Grotefend : Zur Geographie u. Ge-
schichte von Alt - Griechenland.
60, 3.
Griiter n. Middendorf : Lateinische
Schulgrammatik. 58, 394.
Gutmann: Cajus Cornelius Tacitus
Werke. Neu übersetzt. 59, - 277.
H.
Hönisch : Mittheilungen über Vor-
gänge und Anregungen im Anhai-
tischen Schulwesen. 59, 206.
Hahn : Neuhochdeutsche Gramma-
tik. 58, ZL
Halm: )I. Tullii Ciceronis oratio de
imperio Cnei Pompei. 59, 46.
Hand : Turseliinus s. de particulis
Latinis commentarii. Vol. IV.
59, l5L
Hartmann: Ueberden Unterricht im
Deutschen in den untern u. mitt-
lern Gymnasialclassen. 58, 435.
Hasse : Enumeratio variarum Ansel-
mianorum operum editionum. 59,98.
Hautz: Geschichte der Neckarschule
in Heidelberg. 58, Z5, Jubelfeier
der 300jährigen Stiftung d. gross-
herz. Lyceums zu Heidelberg. 58,
438. Geschichte der Neckarschule.
58. 439.
Hebräische Sprache und Literatur:
s. Heiligenstedt, Klix, Wiener.
Heerwagen : Collectaneorum ad Aemi-
lium Probum specimen. 60, 94.
Heiland : Zur Frage über d. Reform
der Gymnasien. 60, 263.
Heiligenstedt: Commcntar. inEccle-
siasten et canticum canticorum
58, 66.
Heinisch : Annotationes ad locos
quosdam Taciti difficiliores. 59,80.
Helbig: Wallenstein und Arnim in
den J. 1632 — 1634 . 59, 325.
Henneberger : Corruptos aliquot lo-
cos Sophoclis emendavit. 59, 104.
Hennebert, Arth.: Histoire de la
bitte entre les patriciens et les
plebCjens ä Rome depuis l’aboli-
tion de la royautö jusqu’ k la no-
mination du premier consul pleb.,
publid par Roulez. 58, 426.
Hermann (in Güttingen): Disputa-
tio de scriptoribus illustribus,
quorum tempora Hieronymus ad
Eusebii Chronica adnotavit. 58,
426. De Trasymacho Chalcedonio
-Y. Jahrb. f. Phil. u. Päd. od. Kril. Bibi.
sophista. 58, 427. De philosopho-
rum fonicorum aetatibus. 58, 428.
De Dracone legumlatore “Attico.
58, 422. _
Hertel : Disputatio de nonnullis
Claudiani locis. 58, 446.
Hertlein : Xenophons Anabasis. 58,
134.
Herwig : De Demetrio Phalereo. 66,
317.
Hilgers : Commentatio de Gregorii
II. P. M. in seditione inter Ita-
liae populos adversus Leonera
Isaurum imperatorem excitata
negotio. 59, 2Z.
Historici graeci: s. Müller.
Högg: Lateinische Lehr- u. Lese-
stücke. 58, 268, Aufgaben über
die latein. Lehr- und Lesestücke
58, 280. Andeutungen zum Ge-
brauch der latein. Lehr- u. Lese-
stücke. 58, 282.
Högl: Umfassende praktische An-
leitung zum Lesen u. Betonen
der englischen Sprache. 59, 407.
Hoffmann- Schulnachrichten über
die Realschule zu Lüneburg. 58,
434.
Hofmann: Der römische Senat zur
Zeit der Republik. 58, 227.
Homerus : s. Dübner, Elster, Pluy-
gers.
Horatii Flacci opera , ad praestant.
editionum lectiones rec. fl. P.
60, 73 Vgl. auch noch die Ar-
tikel: Estre , Föhlisch, Krüger ,
Orelli , Wolf.
Horn: Ueber die jetzige Einrich-
tung unserer (der schleswig-hol-
steiner) Gelehrtenschulen. 59, 82.
Huscher: Freimüthige Erörterung
der Widerlegung gewisser, die
Volksbildung * betreffender Irr-
thümer unserer Tage. 60, 219.
Hutter: Ueber C. C. Tacitus Vor-
rede zu Agricola. 60, 2JLL
L
Jacob: Sophocles Antigone. Grie-
chisch mit Anmerkungen. 58, 115.
Jähne; Quantum adolescentes no-
strates litterarum studiosi lectione
Demosthenis juventur in rebus
civilibus recte cognoscendis. 59
88 .
Ihne : Quaestiones Terentianae. 59,
189.
Bd. LX. Hfl. 4. 22
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442
Register.
Jessen : Ueber den religiösen Stand-
punkt des Euripides. 58, 25,
Isocrates : s. Hauchenstein.
Jubiläen : s. Feier, Lorenz und den
folg. Art.
Jubiläums- Stipendium des Lyceums
zu Heidelberg. 58, 438.
Jungclausseu : Quaeslio syntactica
de Tacitel sermonis proprietate
in usurpandis verbi teniporibus,
modis , participiis. 59, 84.
Junghans: t^uaestionum Sophoclea-
rum spec. II. Oe Oedipi Colonei
oraculis et exsecrationibus. 58,
108. 434,
Jungiians: Quaestionum Sophoclea-
rum Specimen II. Oe Oedipi Col,
oraculis et exsecrationibus. 59,
3 . 115 .
Jungk II. i Ueber die Meeresströ-
mungen. 59, 21,
K.
Kärcber: Beitrag zur Latein. Ety-
mologie und Lexikographie. 59,
200 .
Karsten : Oe historiae Romanae an-
tiquissimae indole et auctoritate
deque primis Romae regibus. 60,
181 .
Katzfey: Abhandlung über Philo-
sophie und Theologie. 59, LLL
Was sagt ein echter Deutscher
dazu? Humorist. Schrift. 59, LLL
Kellner : Offenbarung der göttlichen
Trinität. 60, 28,
Kirchengeschichte, cbriatliche: s.
Merkte. Wagner.
Kleinschmidt : Quaesliones de attra-
ctione, quam dicunt. 58, 446
Klix : Erklärung der mosaischen
Schöpfungsgeschichte. 60, 222.
■ Könighoff: De scholiastae in Teren-
tium arte critica. 58, 4.Q4- Oe
ratione, quain Terentius in fabu-
lis Graecis Latine convcrtendis
sccutus est. 59, 193.
Kolster: De adornata Oedipodis
Colonei scena. 5§, 3, 115,
Koppe : Anfangsgründe der reinen
Mathematik. 59, 172.
Kraft: Bemerkungen über die Re-
form der Gelehrtenschulen. 58,
192.
Kramarczik: Oie Kunsträubereien
des Cajns Verres. 58, 430.
Krech: Bericht über die Methode
des Zeichnenunterrichts der Ge-
brüder Oupuis. 59, 2S,
Krügelstein: Gedenkworte an 0.
Eriedr. Krügelstein. 59, 317.
Krüger: Die Einrichtung der Schul-
ausgaben. 58, 80. Drei Satiren
des Horaz (I, 4. L IQ. II, l^J
für den Schulzweck erklärt 50,
339,
Kurhessens Schulwesen 60, 298.
L.
Lage, die materielle, der Gymna-
siallehrer in Bayern. 59, 428.
Lange: Die neue Zeit und der Ge-
schichtsunterricht. 59, 389.
Lauchert: Das Waidwerk der Rö-
mer. 53, 110.
Lauber: Das Wirken und Wesen
der Naturkräfte. 60, 111.
Leeser: Hebräisches Lehr- und
Uebungsbuch. 1_, Cursus. 59, 415.
Lehmann : Ueber Goethe’s Sprache
und ihren Geist. 59, 215.
van Lennep : Poematum fasdculus.
60, 120,
Lehrplan des Berlin. -Cölnischen
Realgymnasiums. 59, 89,
Lehrplan der Schleswig- holsteiner
Gymnasien nach der neuen Or-
ganisation d. J. 1848. 59, 22.
Lepsius : Denkmäler aus Aegypten
und Aethiopien. 59, 302,
Lesaiut: Traitd complet et mötho-
dique de la prononciation fran-
faise. 60, 166.
Lesebücher, französische: s. Bar-
bieux, Hraunhard; lateinische:
s. Hiigg ; deutsche: s. Meyer.
Lexikographie, lateinische: s. Cra-
mer , Förtsch, Hand, Kärchcr,
Poppo.
Literaturgeschichte , und zwar grie-
chische: s. Funde, Geist, Her-
mann, Weher; römische: s.
Scheibe, TFcbcr; altdeutsche s.
Bendixen, Lochner; deutsche im
Allgemeinen: s. Breitenbach, G5-
dekc , Schäfer; französische: s.
Braunhard.
Livii Patavini historiarum libri, ad
optima exempl. rec. H. P. 60. 73.
Lochner : ,.Vom Nürnberger Rayss“
erzählendes Gedichtd. Hans Rosen-
plüt, genannt Schnepperer. 60,
317.
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Register.
443
Jahren des vorigen Jahrhunderts
58, 93.
Löbell: Grund rüge der Methodik
des geschieht). Unterrichts auf
Gymnasien. 60, 144.
Logik : s. Portius.
Lorenz: Scries praeeeptorum iilu-
stris npud Grimam Moldau). 58,
100 .
Lucianus: s. Eysell u. Weismann,
Rückert.
Lüber: Ueber das Studium der
neueren Sprachen , insbesondere
d. französischen , an d. Studien-
Anstalten. 60, 198.
Luthers Wort an die ilathsherren
u. s, w.: s. Weber.
M.
Martin : Theonis Smyrnaei Plato-
nici über de Astronomia cum Se-
ren! fragmento. Accedunt Georgii
Pachymeris e libro Astronomico
fragmenta et Chalcidii ex Adrasto
vel Theone locus. 59, 362.
Mathematik: s. Koppe, Unruh. S.
auch die Art. Arithmetik , Stereo-
metrie , Trigonometrie.
Matthias : Ueber Galater JJJ, 16 u.
20. 58. 87.
Mayer: Vierter Beitrag zur home-
rischen Synonymik. 59, 210.
Menippus, der Philosoph: a. Rü-
ckert.
Mercklin: Die Cooptation der Rö-
mer. 58, 339.
Merkel: Lucanus Pharsalia. l.Buch.
Latein, u. Deutsch. 60, 85.
Merkle: Darstellung der Gnosis des
Clemens Alexandrinus uach sei-
nen Werken. 60, 216.
Methodik und zwar des altciass.
Studiums: s. Allihn, Cramer,
Jähne , Krüger , Platen , Rau-
chenstein , Rothert ; d. Geschichts-
unterrichts : s. Lange , Löbell ;
der französischen Sprache: s.
Lüber; des Unterrichts im Deut-
schen: s. Wiegand; der Lectüre:
s. Mörtl; der Mathematik, Na-
turlehre u. Geographie : s, Pccht-
mann.
Mette: Farbe u. Beleuchtung. 59,
224. (Kunst bes. Baukunst).
(Meyer) Uebersieht des protestan-
tisch-deutschen Unterrichts- und
Rrzieliungswesens seit den 70ger
Meyer (in Eutin): Pestalozzi ais
Mensch , Staatsbürger u. Erzieher
in seinen eigenen Worten ge-
schildert, Lesefrüchte aus seinen
Werken. 60, 344.
Middendorf und Grüter: Lateinische
Schulgrammatik. 58, 394
Miller: Catalogue des Mauuscrits
Grecs de la bibliotheque de l’Es-»
curia!. 59, 227. 339.
Minas: ralrjiov etociymyr] öicehe-
rctntij. 59 360.
Mörtl: Wie sollen studirende Jüng-
linge d Schulbibliothek benutzen?
59, 437.
Müller (in Blankenburg): Einige Ge-
danken pädagog. Inhalts. 58, 80.
Müller (in Liegnitz) : Einleitung zu
einer Darstellung der nationalen
Ethik der Hellenen. 59, 213.
Müller (in Paris): Fragmenta histo-
ricorum Graecorum. Vol. II. 59,
240 358.
Mythologie: s. Fnrtwängler, Nekl,
W cidenbach, Weissenborn.
N.
Naogele: Studien über altitalischcs
und römisches Staats- u. Rechts-
leben. 60, 347.
Naturbeschreibung: g. Cornelius,
Jungk II . , Laubert , Mette.
Nekl: Geist der Religion der alten
Hellenen. 60, 194.
Ncpos, Cornelius, erklärt von K.
Nipperdey. 58, 50.
Neulateiner: s Ritscbl.
Neutcstamentliche Exegese: s. An-
zevberger , Matthias, I'eipel , Vö-
mcl. '
Nicandcr: s. Busscmakcr u. Uüb-
n er.
Nicolaus Damascenus: s. Feder.
Niebuhr: Vorträge über alte Ge-
schichte. 59, 167.
Norsheider: Programm des (kath.)
Gymnasiums zu Osnabrück : den
Lectionsplan u. einige Schulnach-
richten enthaltend). 58, 435.
Notices et Extraits des Manuscrits
de la bibliothöque du Roi et au-
tres biblioth&ques publies^par l’ln-
stitut royal de France. Tome VI.
2. Partie. 59, 369.
29 *
A
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444
Register.
0 .
Gehler : Fragmentum glossarii ye-
teris graeci ex apographo codicis
alicujus Barocciani. 59, 103.
Oelachläger : Lectiones Kuripideae.
60, 324,
Oestreicbs Gymnasial- Unterrichts-
vresen. 58 , 296 .
Olawski : Der Vokal in den Wur-
zeln deutscher Wörter. 58, 71.
Oppianus : s. Bussemaker u. Düb-
n er.
Orelli: Horatius Flaccus. Recena.
atque interpretatus eat J. Casp.
Orelli. Edit. III., curavit J. Geo.
Baiter. Vol. L 60, 45,
Ovidii Nas. Opera. Vol. II. Meta-
morpboses. Ad optima exemplaria
rec. IL P. 60, 23. Vgl. auch
über Ovid die Artikel: Bach ,
Braune.
P.
Pachymeris: a. Boissonadc , Martin.
Pädagogik und Didaktik: s. Bau-
meister, Cramcr, Döderlein, Hart-
mann, Müller ; Gymnasialreform :
s. Dilthey, Heiland, AVa/i, -'Ein-
richtung von Parallelclaaaen in
Gymnasien : s. Elster; Turnkunst :
s. Freyer ; Volksbildung: s. Hu-
scher; Einrichtung von Schul-
ausgaben: a. Krüger; Aesthetische
Bildung: s. Richter; Zeichnen-
unterricht: s. Krech ; Universitäts-
leben u. Bildung: s. Geheimnisse,
Ravaux. Vgl. auch die Artikel
Schulgeschichte u. Methodik.
Pansch: Die Geschichte der Euti-
nischen Schule bis zum Jahre
1804. (Hierin zugleich die Bio-
graphien derRectoren von Eutin.)
60, 343,
Peter: Der Geschichtsunterricht a.
Gymnasien. 60, 128. 289,
Peter : Glossarium Latinum. 60, 224.
Pfretzschner : Rückblicke auf die
Entwickelung des Schulwesens im
Königr. Sachsen. 58, ll fl ,
Philosophie und Geschichte der-
selben ; s. Hermann , Katzfey,
Merkle, Portius, Riedel, Weber.
Piderit: Analyse des sophokl. Dra-
mas Ajas Mastigophorus. 60, 3 1 7 .
Platen : Bemerkungen über den Un-
terricht in den alten Sprachen
auf Gymnasien. 58, 105.
Platons Werke. Griecb. n, Deutsch
mit kritischen und erklärenden
Anmerkungen. Thl. 1 — 7. W.
Engelmann 1841 — 47. 60 . 37.
Vergl. auch die Artikel : Schwa-
nitz, Stallbaum, Tchorzewski.
Plautus : s. Brix, Ritschl.
Pleitner : Des Valerius Catullus
Gedichte an und über Julius Cä-
sar und Mamurra kritisch behan-
delt. 60, 323.
Pluygers: de Zenodoti carminum
Homericorum editione. 58j 3.
Progr. de carminum Homericorum
veterumque in ea Scholiorum re-
tractanda editione. ib. 17.
Polybius: s. Feder.
Poppleton und Bettac: Praktische
englische Sprachlehre. 59, 56.
Poppo: De Latinitate falso aut me-
rito suspecta, commentatio II. 59.
208. Die Beschlüsse der (preuss.)
Landesschulconferenz nach ihren
zu erwartenden Folgen in Hin-
sicht auf den Unterricht im Grie-
chischen betr. ib. 110.
Portius: Ueber den Ursprung der
Begriffe. 59, 31 1 .
Prölss: Drei bei feierlichen Gele-
genheiten gehaltene Schulreden.
58, 98.
Programme und Schüleranzahl für
1848-49 in Bayern. 60, 191.
Protagoras: s. Weber.
Q
Quicherat: Pensöes inädites deMar-
cus Terentius Varro. 59, 15L,
R.
Rauchenstein: Die Zeitgemässheit
der alten Sprachen. 60, 79. Aus-
erwählte Reden des Isokrates.
60, 227,
Ravaux: Das Corpsleben und seine
heutige Stellung auf der Hoch-
schule. 59, 315.
Regulativ für d. Abhaltung d. Leh-
rer-Conferenzen an den Kurhes-
sischen Gymnasien. 60, 306,
Rescripte des herzogl. meinig. Mi-
nisteriums. 59, 105.
Rhetorik: s. Schmidt, Schöning.
Richter: Ueber die ästhetische Bil-
dung, mit besond. Richtung auf
deren Pflege inGelehrten-Schulen.
60, 103.
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Register.
445
Richter : Lehrbuch der Planimetrie.
58, 291.
Riedel: Philosophische Aphorismen
über Allheit, Persönlichkeit u. s.w.
60, 191.
Ritschl : Jacobi Bernaysii Florile-
gium renascentis Latinitatis. 59,
97. T. Macci Plauti comoediae.
Tom. I. 1. Art. 60, 234-
Rothert: Das Latein im Deutschen
Gymnasium. 59, 70.
Roulez: Sur la legende de l’enleve-
ment des Sabins. 58, 420. Notice
sur un buste antique en bronce
d£couvert dans la province de
Liege. 58,421. Lycurgue furieux.
58, 421. Observations sur divers
points obscurs de l’histoire de la
Constitution de l'ancienne Rome.
58, 421. Nouvel examen de quel-
ques questions de göographie an-
cienne de la Belgique. 58, 421.
Memoire sur les magistrats Ro-
mains de la Belgique. 58, 421.
Notice sur un bas-relief funöraire
du Musee d’Arezzo. 58, 422.
Melange« de phiiologie, d’histoire
et d’antiquitös. Fase. I— V. 58,
422. Sur une inscription Latine
de Transylvanie. 58, 423. De
l’empöt d’Aoguste sur les succes-
sions. 58 , 424. Le complot de
Spurlos Maelius , jugd a l’aide
d’un fragment röccmment decou-
vert, de Denys d’Halic. 58, 424.
Progr. du cours d’antiquites Ro-
maines, considerees sous le point
de vue d’dtat. 58, 425.
Riickert: Quaestiones Menippeae
(handeln über Menippus, Melea-
ger, deren Nachahmer und über
Lucian und Julianus Apostata).
58, 111.
S.
Sadebeck: Leitfaden der ebenen
Trigonometrie. 60, 68.
Sallusti Crispii Catilina et Jugurtha
ad optima exempl.rec. Jos. Walz.
60, 73.
Sauppe: de demis Athenarum, 60,3.
Schäfer: Grundriss der Geschichte
der deutschen Litteratur. 59, 315.
Scheibe: De satirae Romanae ori-
gine atque progressu. 58, 112.
Scheidler : Die normal enteckten
regulären Polyeder. 60, 218.
Schiffliii: Anleitung zur Erlernung
der englischen Sprache. 59, 56.
Schmidt: De epitheli in peripbrasi
substantivorum traiectione. 58.
447.
Schmitt: Geschichte des Ernestini-
schen Clerical-Seminars. 60, 91.
Schmitz: Religion, Kirche, Staat,
Liberalismus und Revolution in
ihren Beziehungen zu einander.
60, 323.
Schneider: Caesar. Bell. Gail. VI.
1 — 28 mit krit. Apparat. 59, 98.
Schneider: Zur Erklärung schwie-
riger Stellen in Tacitos Agricola.
59, 79.
Schönborn t Beiträge zurGeographie
Kleinasiens. 58, 210.
Schöning: Ueber die rednerische
Kunst in der ersten philipp. Rede
des Demosthenes. 58, 435.
Schottky: Englisches Uebungs- und
Lesebuch. 59, 413.
Schreiter : Uebersicht der Reforma-
tionsceschichte der Herzogthü-
mer Schleswig-Holstein. 59, HO.
Schubarth : Fragmente über die Re-
formation. 60, 111.
Schulgeschichte und Geschichte des
Gymnasialunterrichtswesens: s.
Arneth , Bayerns Sludienanstal-
ten, Confcrenzen, Dienstanwei-
sung, Erlasse der bad. Schulbe-
hörden, Feier, Hönisch, Hautz,
Hoffmann, Horn, Kurhessens
Schulwesen, Lage, Lehrplan,
Lorenz , Meyer, Norsheider, Oest-
reichs Gymnasialwesen , Pansch,
Pfretschner, Programme, Regu-
lativ, Rescripte, Schmitt, Stati-
stik, Studienwesen, Sulamith,
Fechtmann, Folger, Wiegand.
Schulreden, lateinische u. deutsche:
s. Feldbausch, Krügelstein, Prölss,
Stallbaum, Wüstemann u. Zöpfl.
Schwanitz : Quaestiones Platonicae.
58, 418.
Sch wartz : König Conrad I. d.Franke.
60, 317.
Schweitzer: Les ordres militaires
et religieux du moyen ä^e. 59, 94.
Seminarien , die bischöflichen und
ihre Gegner. Programm d. Gymn.
zu Metten. 60, 202.
Seucca : s. Baarts.
Silberstein: Wie der Begriff des
Wortes „werden“ in den roman.
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446
Register.
und german. Sprachen ausgedrückt
wird. 60, 110.
Sophocles: s. Ilcnneberger , Jacob,
Junghans, Kolstcr , Piderii, Wun-
der.
Speck: Observationum critic. in
Terentium gpecimen. 59, 197.
Sprachenhaile, die: a. Auer,
Stallbaum: De bonarum litterarum
Studio efficacissimo animi in rebus
adversis tranquillandi praesidio
et adjurbento. 58, 103- Examen
testimoniorum de Phaedri Plato-
nici tempore natali antiquitua pro-
ditorum. 58, 104.
Statistik der Gelehrten- u. höheren
Bürgerschulen in Baden. 59, 442.
Statistik der Gelehrten-Schulen des
Herzogtbums Nassau. 59, 448.
Stereometrie: s . August, Scheidler.
Stipendien: s. Verzeichniss.
Studienwesen , dag höhere u. nie-
dere, im Grossherxogthum Baden,
dargestellt in einer Sammlung der
hierüber erschienenen Gesetze u.
Verordnungen. 58, 187.
Stylbücher, lateinische: s . Bomhard.
Sulamith, israelitische Lehr- und
Erziehungsanstalt in Fulda. 60, 1 10.
T.
Taciti Opera ed. J. C. Orelli. Vol.
II. 58, 25. Taciti opera ed. F.
Ritter, Vol. III et IV. 58, 25.
Tacitus, kleinere Schriften üb. den-
selben. 59 , 79. Vergl. auch die
Art. : Gutmann, Hcinisch, Ilutter,
Jungclaussen, Schneider.
Täuber: De usu parodiae apud Ari-
stophanem. 59, 92
Tagmann : De Taciti Germaniae ap-
paratu critico. Adjecta est com-
roentatio de particulae donec
usu. 59, 80.
Tchorzewski: De Politia, Timaeo,
Critia, ultimo Platonis ternione.
58, 248.
Teipe) : De scriptis Joannis apostoli
etc 58, 335.
Terentius: s.' Brise, Ihne, König-
hoff, Speck.
Theo Smyrnaeus: s. Marlin.
Theocritui: s. Hübner.
Theologie : s. Anzenberger , Katz-
fey, Kellner, Klix.
Thieme: Schulgramroatik der engl.
Sprache. 59, 56.
Tischer: M. T. Ciceronis Cato Ma-
jors. desenectute dialogus, sprach-
lich und sachlich erläutert. 58, 390.
Trigonometrie : s. Baur, Sadebeck,
Unruh.
Turnkunst: s. Freyer.
Typenschau: s. Auer.
ü.
Universitätsieben: s. Pädagogik.
Unruh: Lehrbuch der Geometrie u.
Trigonometrie. 60, 186.
V.
Varro: s. Quichcrat.
Vechtmann: Der Unterricht in der
Mathematik, Naturlehre u. Geo-
graphie in der Gelehrtenschule zu
Meldorf. 59, 216.
Verzeichniss, vollständiges, speciel-
les, alphabetisch geordnetes der
im Königr. Sachsen bestehenden
Geldstipendien. 59, 315.
Vischer: Uäber die Bildung von
Staaten und Bünden im alten
Griechenland. 59, 373.
Vömel: Ueber Demosthenes Cor.
§• 169. und Neaer. §. 90. 59, 206.
Zur Wortkritik der Evangelien.
59, 206.
Vömel: De modis conjunctivo et
optativo verborum fu secundum
codd. Demosthenicos scribendis.
58, 99. t
Volger: Die Realschule zu Lüneburg
nebst Schulnachrichten von Hoff-
mann. 58, 434.
W.
Wagner: Der Chiliasmus in den
ersten christlichen Jahrhunderten.
60, 96.
Wahlert: Engl. Lesebuch. 59,414.
Weidenbach: Mythologie der Grie-
chen und Römer. 59, 291.
Weber (in Kassel): Nachträge und
Berichtigungen zu seiner Ge-
schichte der städtischen Gelehr-
tenschule zu Cassel, und Luthers
Wort an die Rathsherren aller
Städte deutsches Landes. 58, 87.
Dissertationis de latine scriptis,
quae Graeci veteres in linguam
suam transtulcrunt, III. part. 60,
317.
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Personcn-Rcgistcr.
447 -
Weber (in Marburg): Quaestioncs
Protagoreae. 60, 317.
Weigand: De la versification fran-
^aise. 58, 209.
Weigand: Ueber Person u. Sache
in der latein. Syntax. 60, 332.
W^ismann u. Eysell: Lucians Ti-
mon u. s. w. : s. Eysell.
Weissenborn : Hellen. (I. Pheidon
von Argos). 59, 378.
Wiegand :' Zur Methode des Unter-
richts in der deutschen Sprache.
58, 202.
Wiegand : Die Schulgesetze von
Worms. 58, 221. Ein Philosoph
und das heutige Volksscbulwcsen.
ib. 221. Das offene Geheimniss
des W ormscr Schulwesens und des-
sen Kritik, ib. 221. Die Schwie-
rigkeiten des Wormser Schulwe-
sens. ib. 221.
Wiener: Wörterbuch z. Pentateuch.
60, 155.
Wocher: Die lateinische Wortstel-
lung. 58, 188,
Wof, Er. Aug. : Erklärung von
Horat. Od. L L n. L 1L 58,
215.
Wunder: Sophodis Oedipus Co-
loneus. Ed. III. 59^ 3. 115.
Wunder u. Lorenz : Einladung zur
Feier des 300jähr. Jubiläums der
Landesschule zu Grimma. 59.
336.
Wüstemann: Oratio in memoriam
Friderici Krügelsteinii. 59, 317.
X.
Xenophon: s. llertlein.
Z.
Zeheter: Satzlehre. 58, 2lL
Zelle: Beiträge zur älteren Ver-
fassungsgeschichte Athcn’s. 59,
326.
Zenodotus: s. Pluygers.
Zöptl: Rede zum Geburtsfeste des
verst. Grossherzogs Karl Fried-
rich von Baden u. zur akadem.
Preisvcrtheilung. Ueber den Pro-
zess von Kunnainz gegen Götz
v. Berlicliingen. 59, 443.
Znmpt: De legibus iudiciisque rc-
petund. in republica Roman«.
58, 22Z, - •
Personen-Register*).
A.
Abeken. 58, 435.
v. Adelsheim. 58, 445.
Aigner. 60, 202.
Albrecht in Mainz. 58, 208 .
Albrecht in Münnerstadt. 60, 216.
Aleck. 59, 219.
Altmann. 60, 108.
Ammer. 60, 208.
Andresen. 60, 221.
Anglhuber. 60, 208.
Anzenberger. 60, 321.
Appel. 58, 86.
Arndt. 58, 448.
Arneth , Generaldirector der Gymn.-
Stud. in Oestreich. 58, 296.
Arneth in Heidelberg. 58, 441.
Arnold, G., aus Karlsruhe nach
Werthheim versetzt. 58, 215.
Arnold von Bamberg nach Münner-
stadt versetzt. 60, 21. 216.
Arnold 1. in Halle. 59, 103.
Arnold II. in Halle, äi! 103.
Asmus. 59, 91.
v. Auer. 58. 416.
Auerbach, Jac , 58, 92,
Auernhamer. 60, 219.
August, Dircctor in Berlin. 59, ÜU
B.
Baarts. 59, 215.
Bach in Lohr. 60, 200.
*) Die mit ciucin -f versehenen Namen beieichncu V erstorbene.
✓
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448
Personen-Register.
Bachoven von Echt, 58, 335.
Bähr in Heidelberg. 58, 437. 440.
442. 59, 446. 447.
Bally. 60, 221.
Barentin. 59, 90,
Bauer zu Freiburg L Breisgau. 58,
420.
Bauer in Mannheim. 58, 444.
Bauermcister. 59, 92,
Baumeister. 58, 434.
Baumgarten. 58, 82.
Baumstark. 587 419.
Baur in Darmstadt. 58, 206.
f Baur in Mainz. 58, 203,
Baur in Ulm. 59, 1 12.
Bauriitel. 58, 418,
Bausch. 58, 208.
Beck, K., in Carlsruhe. 58, 415.
Becker in Cassel. 58, 86, 60,
31 5 .
Becker in Hadamar. 59, 448.
Becker in Mainz. 58, 208.
Becker in Wittenberg. 58, 218.
Beda Weber. 59, 206.
Behaghel in Heidelberg. 58, 436 .
Behaghel in Mannheim. 58, 443.
Behm. 59, 208.
Beisler. 59, 418.
Bellinger. 59, 448.
Beuary. 59, 90, .
Bender. 58, 206.
Bendixen. 60, 221 .
Beneke. 60, 316.
Berendt. 59, 206.
'Berk. 60, 218.
Berkhan. 58, 3L
Bernhardt in Wiesbaden. 59, 448.
Bernhardt in Wittenberg. 58, 218.
Bertram. 59, 99.
Bethusy, Graf. 58, 105.
Beurlin. 59, 112.
Beust. 59, 92,
Beutlhauser. 60, 321.
Beyer. 58, 83.
Bel. 60, 219.
Bilharz. 58, 445.
Birk er, Pater. 60, 88.
Bischoff , Univ.-Prof. in Heidelberg.
58, 44L 59, 442.
Blackert. 60, 315,
Bleske. 58, 435.
Bliiminer. 58, 208.
Blum. 58» 441. 59, 447.
Boclo. 60, 315.
Bode. 59, 91.
Böhme , Director des Oberkirchen-
ratbs in Baden. 58, 19L
Böhme, Oberlehrer in Halle. 59,
103.
Bold. 60, 85.
Bötticher. 59, 326.
Bogen von Edenkoben nach Cusel
versetzt. 60, 96, 60, 108.
Boje, ehemals Lehrer in Eutin, to
344,
Boll. 60, 194.
Boltze. 58, 82,
Bormann. 60, 315.
Borscht. 60, 327.
Bork. 58, 210,
Bossler. 58, 206.
Brandes. ~5o, 83.
Brandis. 60, 221.
Brandt. 557 435.
Braune. 58, 82. 88,
Braunhard. 59, 203. 224.
Breddin. 59, 91,
Bredow, G. G., ehemal. Rector in
Eutin. 60, 344,
Breidenbach. 58, 209.
Breitenbach. 58, 218. 221. ja
•{- Brenner. 58, 103.
Breyer. 58, 448,
Brohm. 60, 111,
Bronn. 557 441. 59, 442.
Broxner von DillTngen n, Kempten
versetzt. 60, 96, 60, 194.
Brückner. 60, 317.
Briiggemann. 58, 105.
Brüllow. 55, 2 10.
Brugsch. 59, 9L
Brunner , Staatsrath in Baden. 58,
101 . legt die Curatorstelle der
Universität Heidelberg nieder.
59, 445.
Bubendey. 58, 203.
Buchenau. 6Ö, 315.
Buchert. 60, 9L
Buchheister. 58, 83,
Büchner in Darmstadt. 58, 206,
in Metten. 60, 202. von München
zurückgekehrt. 60, 208.
Büchler, Lehramtspraktikant zu
Ereiburg L B. 58, 420. und in
OiTenburg. 59, 218.
Büchmann. 59, 94,
Büng. 59, 212,
Bürger. 58, 448.
Bundschue. 60, 194.
Bunte. 60, 315.
Busse. 59, 90,
Buttler. 60, 198,
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Personen- Register.
449
C
Calmberg. 58, 203.
Carrara. 60, 209.
Casselmann. 58, 85, 60, 314.
Charlier, Franc-, 59, 326.
Chevigny. 60, 331.
Cleffel, W., ehemal. Rectsr in Eu-
tin. 60, 344.
CogniardT 60, 202.
Collmann. 60, 315.
Corte. 59, 224.
Crecalius. 58, 207.
Crecelius. 58, 100.
Creuzer, Univ. -Professor in Hei-
delberg. 59, 445.
Creuzer, Lenrer in Hersfeld. 60.
316.
Cunze. 58, 83, _
D.
Dahmen. 59, 415.
Dalwigk. 60, 315.
Daum. 60, 323.
Dautieux. 58, 105.
Degen. 58, 442.
Deichmann. 60, 316.
Dcicke. 59, 94.
Deimling. 59, 219.
Delff. 59, 217,
Delffs. 58, 441* 59, 447.
Deybeck. 60, 202.
Diehl in Giessen. 58, 100. 58, 207.
Dielitz. 59, 96,
Dieterich. 58, 86.
i Dietrich. 58, 103.
Dilthey. 58, 204, 208. 209.
Dithmar. 60, 315.
Dirnberger. 60, 216.
Dittenberger. 58, 441.
Dittmann. 58, 23.
Dittrich-Fabricius. 59, 318.
Doberenz. 59, 1 10.
Döderlein. 58, 90. 60, 108»
Döllen. 59, 92.
■}• Dölz. 59, 90.
DommericfiT 60, 316.
Donsbach. 58, 417.
Drechsler. 59, 326.
Drescher. 58, 202.
Dressei. 58, 83.
Dressier. 60, 222. \ ''
Dronke. 60, 315.
DSU. 60, 219.
Düring. 60, 324.
Dumont. 58, 425.
B.
Ebel. 59, 10.
Eble. 58, 196*
Eckert von Freiburg L ß. 58, 419. .
nach Heidelberg versetzt. 58,
436.
Eckstein. 59, 103.
Eggemann. 58, 435.
Eggers. 60, 2.21,
Ehrlich. 59, 215.
Eicb. 58, 208.
Eichens. 59, 96.
Eiselen. 597 91.
Eisengrein. 58, 419.
Eisenlohr in Carlsrube. 58, 414.
Eisenlohr in Pforzheim. 59, 219.
Eisenmann. 60, 327.
Eckermann , ehemal. Rector in Eu-
tin. 60, 344.
Elten. 58, 203,
Elster. 58, 434.
Engelhardt. 60, 202.
Ender. 60, HO.
Enzensberger. 60, 103.
Erier. 58, 104.
Eyssel. 60, 31 5.
Exner. 60, 110.
Eyssenhardt. 59, 419.
F.
Faber. 59 i 419.
Fabricius. 59, 215.
Fahle. 60, 111 .
Falckner. 59, 203.
Fecht. 58, 442.
Fehmer. 60, 224.
Fchrs. 5£ll4.
Feistle. 60, 194.
Feld. 59, 90.
Feldbansch. 58, 432. 439.
Feldhoff. 58, 435.
Feldhiigel. 6Q, 224.
Feldmann in Cottbus. 58, 82,
Feldmann in Altona. 60, 221.
Fenner. 60, 315.
Fertig. 60, 321.
Fesenbeckh. 58, 442.
Feusner. 60, 316.
Fickert. 60, 224.
Fickler in Donanescbingen u. Ra-
statt. 58, 445.
Fickler. 58, 417.
Fiedler. 59, 224.
Fischer in Dresden. 59, 326.
Fischer in Halle. 59, 103.
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Personen Register.
450
Fischer in Hamburg. 58, 203.
Fischer in München. 60, 203.
Fischer in Speyer. 60, 322.
Flatbe an der Kreuzschule zu Dres-
den. 59, 318,
Flemming. 59, 215,
Flint. 58, 445.
Floto. 58, 105.
Fluck. M. IM.
Flück. 58, 207,
Flügel. 58. 85. 60, 314,
Föhlisch, Dircctor in Werthheim.
58, 215,
Föhlisch jun.. Prof, in Werthheim.
58, 215, ' •
Fölmer. 58, 335,
Förtscb. 60, 82.
Forbiger. 58, 103.
Francke in Flensburg. 58, 93,
Francke in Torgau. 58, 448,
Franke in Liegnitz. 58, 105,
Frandsen. 60, 221.
F'reudensprung. 60, 1 08-
Freund. 60, 110.
Freymfiller. 60, 202-
Friederich. 59, 440.
Friedländer. 5£, 445,
Friedrich in Heilbronn. 59, 103,
Fritzsche in Leipzig. 58, 103, 60,
Fröhlich. 60, 2Q2,
Fromme. 58. 434,
Frommei. 53; 213.
Frotscher. 58, 103,
Fürstenau. 58, 35 , 60, 31 4.
Fuhrmann. üfl, 316-
Fuldner. 60, 3l5,
Funkhänel. 58, 103, iiS, _
Furtwängler von Mannheim nach
Constanz versetzt. 58, 195. 196.
58, 443,
G.
Gallo. 59, 448,
Gallois. 58, 203,
Gambs. 58, 208,
Gands. 59, 206,
Gangengigl. 60, 321-
Ganss. 58, 208.
Gaspari. 58, 215.
Gass. 60, UQ,
Gebhard. 58, 442.
Gebhardt. 60, 13L
GefTers. 58, 435-
Gegenbaur. 60, 315.
Geier. 53, 103.
Geist. 58, 206, 202.
Gelbert. 60, 90,
Gengier. 60, 91,
Gent. 58, 105-
George. 59, 90.
Gercke. 59, 90,
Gergens. 58, 208.
Gericke. 58, 448,
Gerlinger in Landsbut u. Neuburg.
60. 198. 222, 218,
Gerz. 60, 202,
Gessner. 58, 210.
Geyer. 58, 86. 60, 314.
Gidionsen. 58. 94T
Gies in Fulda. 60, 315,
Gies in Hanau. 60. 316 . 3 1 i ,
Giesel. 58, 448.
Giesler. 60, 315.
Gloel. 59, 103,
Glover.""58, 203,
Gmelin. 58, 441, 59, 442,
Görlitz. 53, 218,
Goldner. 60, 108. 109,
Gotthard. 60, 108.
Gottschick. 59, 21,
Gräff. 58, 443.
Gräser. 52, 215-
Grandke. 58, 210.
Grebe. 58, 85, 60, 314,
Grebel. 60, 224,
Gredy. 58, 208,
Grein. 60, 315,
Griepenkerl. 58, 81, 60, 339,
Griesen. 58, 208,
Grobe. 60, 108,
Gross in Cassel. 58. 86. 60, 314,
Gross in Marienwerder. 59, 215,
Grossr.iann. 59, 90,
Grotefend. 58, 437.
Grüter. 58, 335.
f Grunert in Marienwerder. 59,
214.
Günther. 60, 339.
Güssregen. 60, 108.
Güte. 60, 111.
Gützlaff. 59, 215.
Gntenäcker. 60, 9JL
Gutenärker. 60, 21.6,
H.
Haas in Darmstadt. 58, 206.
Haas in Neuburg. 60, 218.
Haberkorn. 60, 202.
Habermehl. 58, 436.
Habersack. 60, 91,
Häncl. 58, 105.
Hänisch, 59, 205. 206-
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Personen- Register.
451
Hänlein. 59, 419.
Häring. 60, 209.
Häusser. 58, 441. 59, 445, 59, 446.
Hagen, Cehrer am Berlin -Cöln.
Realgymnasium. 59, 20»
Hagen in Heidelberg, 59, 445.
Hahn. 59, 445»
Hainebach. 58, 207.
Halm. 59, 44S.
•J- Haitaus. 58, 103.
Hammer. 52, 224.
Handrick. 58, 448.
Hanke. 60, 110.
Hannauer. 60, 328.
Hanno, Univ.-Prof. in Heidelberg.
58, 441, 59, 446.
Hansen. 59, 217.
Hanstein , Schularatscand. in Berlin.
59, 25,
Hanstein , Lehrer in Giessen. 58,
207.
Hardorff. 58, 203.
Häring. 59, 105.
Harrer. 60, 323.
Hartmann , Subconrector in Osna-
brück. 58, 435.
Hartmann, Lehrer in Marburg und
Rinteln. 60, 315.
Hartmann, Cand. in Schweinfurt.
60, 324,
f Hartmann, Consist.-Ralh in Gö-
then. 59, 206»
Hartnagel. 58, 100.
Hasse. 59, 98,
Hasselbach. 60, 315. 316.
Hassler. 52, 1 12.
Haupt. 58, 208.
HausdörfTer. 58, 81,
Hautz. 58, 43ST 432.
IJecht. 6Ü, 194.
Heckmann. 58, 444.
Heermann. 60, 315.
Heerwagen. 60, 94.
Hefner. 60, 202.
Hehl. 60, 315.
Heidel. 59, 212»
Heigt. 60, 323.
Heinemann, Praktikaut von Frei-
burg n, Bruchsal 58, 419. von
Bruchsal nach Rastalt versetzt.
58, 445.
Helbig. 59, 325»
Helferich von Pforzheim n. Carls-
ruhe versetzt. 58, 414. 59, 219.
Helm, Director in Bensheim. 58,
208. ' •;
Helm jun. in Bensheim. 58, 208.
Henn. 59, 219. . ,• .v. r
Henneberger. 59, 104. 105.
Hennes. 58, 208.
Hennig. 60, 324.
Henkel in Berlin. 59, 2JL
Henkel in Fulda. 60, 315. .
Henle. 59, 445.
Heraeus. 58, 86. 60, 315.
Hepke. 58, 210. j ,, . .
Hering. 58, 105.
Hermann in Güttingen. 58, 426.
Heros. 59, 96,
Herrmann in Bensheim. 58, 208.
v. Herrmann. 59, 4l9.
Hertel in Torgau. 58, 446. 447.
448.
f Herter. 59, 95»
Hertlein in Wertheim. 58, 215.
Hertlein in Mannheim. 58, 4^3.
Herwig. 60, 315. 317.
Hesekiel. 59, 326.
Hesse. 60, 110.
Hetsch. 58, 444.
Hettner. 58, 441. 59, 446.
Heuser. 60, 315.
Hielscher. 58, 210.
Hierl. 60, 124,
Hildebrand, Adjunct an der Tho-
masschule in Leipzig, 58, 104.
Hildebrand in Dortmund. 60, 224.
Hilgers. 59, 97,
Hillebrand. 58, 202. .>'»>■
Himmelstein. 60, 324.
Hinricbs in Hamburg. 58, 203.
Hirsch. 60, 111.
Hoche. 60, 224.
Hobel. 58, 208. i
Höfken. 59, 445.
Högl. 60, 202,
Hofbauer. 60, 331.
Holtmann in Constanz. 58, 125.
Holtmann in Lüneburg, früher in
Celle. 58, 107.
Holtmann in Lüneburg. 58, 434.
Holtmann in Posen. 58, 210.
Holtmann zn Rastatt u. Constanz.
58. 445. *,n ui>>.»
Hoffmann in Worms. 58, 208.
Hoffmeister. 58, 8 lL
Hofmann in Giessen. 58. 207.
Hoilerieth. 60, 326.
Holtzmann. 58, 441. , J
Holzapfel. 59, 20. .! (li
Hoppe. 60, HO» /»..«i
Hoppensack. 58, 417.
Horn. 58, 208. .^’it »bc
Howe. 59, 206. .-.a! .wijvi
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452
Personen-Register.
Huber. 59, 219.
Hüffell. 58, 205.
Hülse. 58, 103.
Hüppe in Posen. 58, 210.
Hüppe in Coesfeld. 58, 335.
Hupfeid. 60, 315.
Huscher. 60, 219.
Hutter. 60, 209. 210.
Huttier. 60, 85,
L J.
Jacobi. 60, 316.
Jacobitz. 58, 103.
Jager. 60, 327.
Jahne. 59, 88,
Jahn in Altona. 60, 221.
Jan. 60, 324.
Jansen. 59, 217.
Janson. 60, 1 1 1.
Idler. 597 219.
Jeep, Lehrer in Wolfenbüttel. 58,
83,
Jeep, Director ebendaselbst. 58, 83.
Jessen. 58, 23. 95.
Jcssler. 60, 315.
Ilgen. 59, 448.
Jocham7o9, 212. 218.
Joachim. 60, 108.
Jolly. 58, 4M. 59, 442.
Jülg. 58, 436.
Julg. 58, 420.
Jung. 60, 316.
Jnnghans, Rector in Lüneburg. 58,
108. 434.
K.
Kachel , Münzrath. 58, 416,
Kärcher, E.. Director des Lyceums
zu Carlsruhe. 58, 415.
Kärcher, K., Prof, in Carlsruhe.
58, 415.
Kahnt. 60, 224.
Kapmeier. 60, 315.
Kappes , Lehramtspraktikant von
Constanz nach Bruchsal berufen.
58, 195.
Kappes in Durlach. 58, 418.
Kappes in Freiburg L Br. 58, 420.
Karl Friedrich, Grossherzog von
Baden. 59, 443.
Kayser in Darinstadt. 58, 206.
Kayser in Heidelberg. 58, 441. 59,
44fi
Keil. 58, 105.
Keim. 60, 96.
Keller. 60, 216.
Kellner. 60, 99.
Kerndt. 58, 103. 60, 223,
Kersten. 59, 90,
Ketelsen. 59, 111.
Kiefer. 58, 208.
Kiessling, Director in Posen. 58,
210 ,
f Kiessling , ehemal. Rector in
Zeitz. 6Ö, 224.
Killian. 58, 208.
Kindseber, 59, 224.
Kirn. 58, 415.
Klapproth. 58, 203.
Klee. 58, 103, 60, 223.
Kleiber. 60, 209.
Klein , Classenlehrer in Mainz. 58,
208.
Klein in Worms. 58, 208.
Klein, Zeichnenlehrer in Mainz.
58, 208.
Kleinschmidt. 58, 446. 448.
f Klenner in Liegnitz. 59, 213.
Klingender. 60, 315.
Klix in Cottbni. 58, 87. 60, 222.
Klopp. 58, 435.
Kloss, Musiklehrer in Wittenberg.
58 , 218 ,
Kloss, Cantor in Zeitz. 60, 224.
Kneuttinger. 60, 209.
Knoch. 58, 83,
Koby. 60, 317.
Köchly. 59, 318.
Köhler in Giessen. 58, 207.
König. 60, 344.
Körner in Kempten. 60 , 194.
Körner in Regensburg. 60, 323.
Köster. 58, 93.
Koch in Cassel. 58, 86, 60, 315.
Koch in Cottbus. 58, 82,
Koch in Giessen. 58, 207.
Kock L in Posen. 58, 210.
Kock II. in Posen. 58, 210.
Kohlrausch. 60, 315.
Kolster. 59, 21 7.
Korsinna. 59, 215.
Kortüin. 58, 441. 5g, 446,
Krämer, Candidat in Giessen. 58.
100. 58, 202,
Kraft. 58. 199. 203,
Krahner in Posen. 58, 210.
Kramer in Kempten. 60, 194.
Kramer in Metten. 60, 202.
Krause in Hersfeld. 60, 316.
Krause in Marburg. 60, 315.
Krause in Torgau. 58, 448.
Kraut. 59, 112.
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Peraonen-Regiater.
453
Kreuasler. 58, 103. 60, 223
Krönig. 59, 90.
Kroymann. 60, 221*
Krüger in Braunachweig. 60, 339.
Krügermann. 60, IIP.
Kuby. 60, 317.
Kühlbrandt. 58, 94,
Kühn in Arnstadt. 59, 203.
Kühne zu Gotha. 58, 103.
Kümmich. 58, 209,
Kuhlmey. 59, 90.
Kuhn. 59, 90.
Kunkel. 53. 208.
Kurz. 60, 209.
Kutsch. 60, 315.
L.
Lackmann , ehemaliger Rector in
Eutin. 60, 344.
Lacontrie. 60, 317.
Lamey in Karlsruhe. 58, 414. nach
Mannheim versetzt. 58, 443.
Lang, 60, 202.
Lange uT Blankenburg. 58, 8JL
Lange in Fulda. 60, 3137
+ Langenbach in Offenbnrg.
Lansing. 58, 435.
Lanz. 58, 207.
Lauber. 60, 1 1 f .
Lauchert. 58, 1 10, .
Laurent. 58, 203.
Lauteschläger. 58, 206,
Leber. 58, 437.
v. Lechner. 60, 218.
Lehmann in Torgau. 58, 448.
Lehmann , Lehramtspraktikant in
Offenburg. 59, 218.
Lehmann, Dir. in Marienwerder. 59,
214. 215.
Lehmann in Speyer. 60, 326.
Leitschuh. 60, 9L
Lender. 58, 195.
Leonhard , Privatdocent in Heidel-
berg. 58, 441.
Leonhard, Aushülfslehrer in Mün-
chen. 60, 209.
v. Leonhard. 58, 441. 59, 447.
Lersch. 59, 103.
Levita. 59, 445.
Lichtenauer. 59, 218.
Lichtenberg. 60, 316.
Liebig. 58, 105.
Liebmann. 59, 103.
Lindelof. 58, 209.
Lindenschmit. 58, 208.
Linder, 58, 195.
Linge. 60, 1 10.
List. 59, 112,
Listemann. 59, 93.
Lobe. 60, 315.
Lochner. 60, 317.
Löber. 59, 419.
Löbker. 58, 335.
Löw. 58, 210.
Löwenthal. 58, 210.
Lohse. 59, 111.
Lommatzsch. 59, 90.
Lomnitzer. 58, 218.
Lorenz in Grimma. 58, 102. 59, 336.
Lotz. 60, 316.
Luber. 60, 198.
Lucan. 60, .316.
Lucas. 60, 110.
v. Lucenay. 58, 435.
Luckner. 60, 321.
Lübker. 58, 93.
Luft. 58, 209.
Luthardt. 60, 209.
M.
Macht. 60, 327.
Maier. 6Ö, 2ljL
v. Manger, Louise. 58, 444.
Mannhart. 60, 321 .
Marggraff. 59, 94.
Marke! 58, 208.
Markmüiler. 60, 202.
Marschall. 58, 335.
Martin. 58, 210.
Martinet. 60, 91.
Marx. 58, 335, 60, 317,
Matthei. 58, 85, 60, 314.
Matthias. 58, 85. w, 314.
Maurer. 58, 206.
Mayer in Gera. 59, 210.
Mayer in Kempten. 60, 194.
Mayer in München. 60, 209.
Mayer in Straubing. 60, 33JL
Mayring. 60, 9L
Mehliss. 58, 418.
Mehnert. 59, 318.
Mehrlein. 59, 419,
Meilinger. 60, 194,
Meister. 60, 108.
Melcher. 59, 208.
v. Mender. 60, 9L
Merkel. 60, 85.
Merkle. 60, 216.
Meastorff. 59, 217.
Mette. 59, 224.
Metzger. 60, 86,
Metzler. 59, 96.
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454
Personen Register.
Meurer. 58, 435. 60, 315..
Meyer in Rutin. 60, 344.
Meyer in Hamburg. 58, 203.
Meyer in Liegnitz. 587 105.
Meyer in Neustadt. 60, 213.
Meyer in Osnabrück. 58, 435.
Meyert. 58, 435.
Middendorf. 58, 335.
Milster. 58, 111.
Mings. 58, 210.
Möbius. 58, 103.
Möller. 587 203.
Mörtl. 59, 432.
Mössler. 60, 1 10.
Mohr. 60, 215.
Mommsen in Flensburg. 58, 93.
Mommsen in Husum. 59, 111,
Moroff. 60, 12L
Mousang. 58, 208.
Mühlbauer. 60, 209.
Mühlberger. 60, 103.
Mühlbrecht. 60, 339.
Mühlhäuscr. 58, 215,
Mühlmann in Leipzig. 58, 193
Mühlmann in Halle. 59, 103,
Müller in Amberg. 59, 432.
Müller in Augsburg. 60. 85.
Müller, Director in Blankenburg.
58, 8L
Müller in Darmstadt. 58, 206.
Müller in Hadamar. 59, 448.
Müller in Hamburg, 58, 203.
Müller in Kempten. 60, 194,
Müller in Lahr. 58, 442.
Müller, Oberlehrerin Posen. 58, 210.
Müller, Prof, in Posen. 58, 210.
Müller in Thorn. 60, 111.
Müller in Torgan. 58, 443.
Münch. 58, 82,
Münscher, Friedr. , in Marburg.
60, 315,
Münscher, Wilh., in Hersfcld. 60,
316.
Muhlert. 58, 436.
Mutzbauer. 60, 316.
Munier. 58, 208,
N.
Nägele. 58, 437.
Nardini. 60, 322.
Nasemann. 59, 103.
Nanck. 58, 86.
■j- Neher, Gottfr., 58, 4M,
Nckl. 60, 194,
Netimaier. 58, 420,
Nenmayr. 59, 41 9.
Neumüller. 59, 90.
Nicolai in Constanz und Rastatt.
58, 195, 445.
Niederer. 60, 108.
Niemeyer. 59, 103.
Ni etter. 60, 323.
Nitzsch. 59, 92,
Nizze. 59, 91,
Nobbe. 58. 102. 60. 224,
Nodnagel. 53, 206.
Noire. 58. 208.
Nokk. 58, 419.
Noll. 59, 203
Nolte. 58, 435.
Nonweiler. 58, 208.
Norsheider. 58, 435.
Nüsslin. 58, 443.
0 .
Oberndorfer. 60, 323.
Oeffner. 60, 103 323.
Oehler. 597 103 -
Oehlschläger. 60, 324.
Oesterlcn. 59, 445.
Oettinger. 60, 199.
Oppenheim. 59, 445,
Ostermann. 587 86. 60, 3l4.
Ostlielder. 60, 327,
Olt. 59, 419.
Ottermann. 59, 215.
Oltmann. 60, 1 1 1.
Otto. 58, 2922 *
Ottsen. 58, 93
P.
Paldamus. 59, 326
Palm. 58, 103.
Palmer. 58, 206.
Pansch. 60, 343
Pani. 69, 111-
Peter in Marburg. 60, 315.
Peter in Zeitz. 60, 224.
Petormann. 60, 1 10.
Peters. 58, 435.
Petersen, Cantor in Altona. 60, 22l .
Petersen in Eutin. 60, 344.
Petersen in Meldorf- 59, 217.
Petri. 58, 86. 60, 315.
Pfaff. 58, 208,
Pfeiffer in Berlin. 59, ÜL
Pfeiffer in Carlsruhe. 58, 414.
Pfeiffer in Lahr. 58, 442.
Pfretzschner. 58, 1 10.
Pickford. 59, 445.
Piderit in Cassel. 60, 315. in Hcrs-
feld. 60, 316. 312,
Pistor. 58, 206.
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Personcn-Registcr,
455
Platen. 58, 105.
Pleitner. 60, 327.
Polsberw.~59. ( )0.
Poppo. 59, 208.
Posselt. 59, 445.
Probst , Lehramtcandidat in Berg-
zabern. 60, Sfi.
Probst in Kempten. 60, 194.
PrÖlss. 58, SS.
Prasch. 60, 202.
Prowe. 60, 1 11-
R.
Rau. 59, 445.
Rapp, Lehramtspraktikant in Do-
naueschingen. 58, 417.
Rapp in Olicnburg. 59, 213.
Rauch. 58, 206.
Raymann. 59, 215.
Rcddig. 59, 215.
Reder. 58, 105.
Reger. 60, 323.
Reichardt. 59, 1 12.
v. Reichlin-Meldegg. 58, ML 59,
447.
Reinbold. 58, 436.
Renz. 59, 112.
Resser. 60, 317.
Reischle. 60, 108.
Reusch. 60, 1JLL
Reuscher. 58, 82.
Reusa, Pfarrer und Religionslehrer
in Worms. 58, 208, 58, 218,
Richter in Eichstädt. 60, 103.
Richter in Leipzig. 58, 103.
Riedel in Hof. 60, 1SL
Riegel. 58, 436.
Riess. 58, 85. 60, 314.
Rinne. 60, 224.
Ritgen. 58, 207.
Ritschl, Gymnasiallehrer in Posen.
58, 210.
Ritschl, Univ.-Prof. in Bonn. 59, 27.
Ritter. 59, 224 60, 315.
Rittwcger. § 9 , 105.
Röder. 58, 92.
Röslin. 60, Sä.
Röth, 5STML 59, MT,
Rohde. 60, 314.
Roquette. 59, 208.
Rosenbaum. 58, 83,
Rospatt. 59, 111.
Rossbach. 60, 216.
Rossel. 59, 448.
Rostmann. 58, 208.
Rothe. 59, 445.
Rothhammcr. 60, 323.
Rothmann. 58, 448,
Rott. 60, 103.
Rotter. 58, 87,
Rolteck. 58, 93.
Roulez. 58, 420.
Rüttinger. 60, 2L
Ruith. 60, SL
Rump. 58, 335.
Rumpel. 59, 103.
Rumpf. 58, 207.
Rundnagel. 60, 316.
Ruth. 58, ML 69, 4M,
Rymarkiewicz. 58, 210.
S.
Sachs. 58, 210.
Sack. 58, 82. 60, 339.
Sattler. 58, SL
Sauppe. 58, 448.
Schaflitzl, 60, 109.
Schauer. 58, 207.
Scheibe. 58, 112.
Scheidler. 60, 218,
Schellenberg 58, 420.
Schenckel. 59, 448.
Sclierm in Constanz und Freiburg
im Br. 58, 125. 58, 420.
Scherpe. 58, 105.
Scheuerlein. 59, 103.
Schick. 60, 315.
Schildknecht. 58, 445.
Schilling. 58, 208.
Scbimmclpfeng. 58, 85, 60, 314.
Schindler, 59, 219.
Schirmeister. 59, 2L
Schlegel, Lehramtspraktikant in
Freiburg im Br. 58, 420.
Schlegel in Rastatt. 58, 445. ,
Schlosser. 58, 441 . 59, M6.
Schlüter. 58, 335.
Schmalfuss in Lüneburg. 58, 107.
Mitglied des Oberschulcollegiums
geworden. 58, 434.
Schmeisser , Director zu Freiburg.
58, 195. wird geistl. Rath. 58, 419.
ScEmelsser in Osnabrück. 58, 435.
Schmid in Erlangen. 58, 2£L
Schmidt in Berlin. 59, 24. Collab.
in Halle. 59, 103. in Regensburg.
60, 323. in Torgau. 58, 447. 448.
in Wittenberg. 58, 218. in Zerbst.
59, 224,
Schinieder. 59, 326.
Schmitt. 60, 9L 31!L
Schmitz. 60, 323.
Schnack. 58, 24,
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456
Personen-Register.
Schneider. 59, 9?,
Schneyder. 58, 445.
Schnorr. 60, 19t.
Schnürlein. 60, 191 .
Schöberlein. 58, 90.
Schödler in Worms. 58, 208,
Schödler, Oberschalrath. 58, 209.
Schöllen. 58, 208.
Scbönborn. 58, 210.
Schöne. 59, 313.
Schöning. 58, 435,
Schönlein. 59, 219.
Schoch. 59, 224.
Scholz. 58, 83,
Schorre. 58, 85, 60, 314.
Schraudolph. 60, 202.
Schreckenberger. 58, 218.
Schreiber, Candidat in Wolfenbüt-
tel. 58, 83,
Schreiber , Collaborator ebendas.
58, 83.
Schreiber in Offenbarg. 59, 218.
Schreiter. 59, ULL
Schröder. 59, 215.
Schrenk. 59, 418.
Schubarth. 60, 1 10.
Schuch. 58 , 417.
Schürmefer. 59, 445.
Schütt. 59, UJL,
Schütte. 58, 93,
Schütz, A., 58, 103. 60, 224,
Schütze. 59, 90,
Scholz in Cottbus. 58, 82,
Schultze, Prof, in Liegnitz. 58, 105.
Schulze, Stadtschulrath in Berlin.
59,96,
Schulze in Dresden. 59, 326.
Schumacher, Conr. in Flensburg.
58, 93,
Schumacher, Lehrer in Pforzheim.
59, 219.
Schur. 60, 85.
Schwaab. 58, 85. 60, 314.
Schwab. 58, 417.
Scbwaighart. 60, 208.
Schwanitz. 58, 418.
Schwartz, am Kriedr.-Werd.-Gymn.
zu Berlin. 59, 91.
Schwartz in Fulda. 60, 315. 60,317.
Schwarz in Ulm. 59, 112.
Schwarz in München. 60, 209. 211.
Schwarzenberg. 60, 315.
Schweins. 58, 441. 59, 447.
Seidenbusch. 60, 202.
Seipp. 58, 208.
Seitz. 657 323.
Selckmann. 59, 90,
Seitmann. 58, 82,
Selz. 58, 442.
Seyberth. 59, 448.
Siegfried. 59, 96,
Sigel. 58, 12JL
Silberstein. 60, 110.
Sippell, 58, 857 60, 314.
Soldan. 58, 207. 60, 315. nach
Marburg versetzt. 60, 316.
Sollinger. 60, 194.
Sommer. 58, 435,
Sommcrbrodt. 58, 105,
Spangenberg. 60, 316.
Spiess. 58, 209.
Spiker. 59, 96,
Spiro. 59, 91.
Spörlein. 60, 9JL
f Staberow in Marienwerder. 59,214.
Staber. 58, 82,
Stallbaum. 58, 103.
Stanko. 60, 209.
Starke. 60, 210,
Stauth. 53, 206
Stegmiller. 60, 194.
v. Steinäcker. 58, 105.
Steininger. 60, 209.
Steinmann. 58, 442.*
Steinmetz. 58, 208. 209,
Stetter. 58, 195.
Steveuson. 58, 86, 60, 315.
Stich. 60, 91 .
Stölzel. 59, 446,
Stöss. 58, 442,
Stoll. 59, 448,
Storck. 60, 315,
Strassmayer. 60, 218.
Strauss. 59, 418.
Strobel. 60, 218,
Strobel. 60, 224,
Strohhamer. 60, 198,
Stüve. 58, 435.
Suchier. 60, 316. 316.
Süvern. 597 103.
Sulzbeck. 60, 202.
Tafrathshofer. 60, 194. 323.
Tannenberger. 59, 103,
Tauscheck. 60, 321.
Tassart. 58, 203.
Teipel. 58, 335.
v. TeuffeL 59, 213,
Thielmann. 58, 105.
Thisquen. 59, 11 1.
Thomas. 59, 448.
Thorbeck. 58, 435.
Thudichum. 58, 208. 209,
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Personen-Register.
457
Thum in Neuburg. 60, 218.
Thurn. 60. 221.
Tiedemann. 59, 445.
Tiemann. 58, 435.
Tiesler. 58, 210.
Tilge. 59, 90.
Tittmann. 58, 103. 60, 223.
Trente. 60, 1 Kl.
Trillhans. 60, 191.
Troll. 60, 110.
Trotter. 59, 218.
Troschel. 59, 95.
Trost. 58, 436. von Heidelberg nach
Mannheim versetzt. 58, 444.
Tschiedel. 60, 111.
Tschuppick. 60, 1 10.
ü.
Übrig in Dillingen. 60, 96.
Uhrig in Giessen. 587 207.
Ullrich. 58, 203.
Umbreit. 58, 441. 59, 446-
Ungefug. 59, 214.
V.
Vältl. 60* 321,
Vechtmann in Eutin. 58, 93.
Vechtmanu in Meldorf. 59, 217.
Vennigerholz. 58, 434.
Vilmar. 60, 315,
Volk. 59, 419,
Völcker. 60, 111.
Vömel. 59, 206,
Volger. 58, 102. 58, 434.
Volkmar. 60, 315.
Vogel in Ingolstadt. 60, 194.
Vogel in Mainz. 58, 208,
Vogel in Zweibrücken. 60, 335.
Volckmar. 58, 81. 60, 315.
Voss, Joh. Heinr., ehemal. Rector
in Eutin. 60, 344.
w.
Waag. 58, 415,
Wackernagel. 59, 448.
Wäfling, 59, 419,
Wagemann. 58, 41 5.
Wagner L in Darmstadt. 58, 206.
Wagner II. ebendas. 58, 206.
Wagner in Dillingen. 6o, 96.
Waldästel. 59, 90.
Wallerstein. 59, 418.
Walter, Diac. 58, 218.
Weber in Augsburg. 60, 85.
Weber io Bergzabern und Neustadt
a. d. Haard. 60, 96. 317.
Weber in CasseTT 58, 85. 60, 314.
317.
Weber in Halle. 59, 1Q3.
Weber in Marburg. 60, 315. 3t 7.
Weber, Musiklehrer und Prof, in
Rastatt. 58, 445.
Weber, s. Beda Weber,
Weichart. 60, 108.
Weickert. 60, 31 6.
Weierstrass. 58, 335.
Weigand. 58, 209,
Weil. 58, 441. 59, 446.
f Weiland. 59, 94.
Weiske. 59, 103,
Weismann. 60, 315.
Weiske. 59, 103,
Weiss. 59792,
Weissbecker. 60, 317»
Weissenborn. 59, 90,
Weissgerber. 5S, 445.
Wellenkamp. 58, 435.
Weltzien. 58, M5,
Wendt, Inspector in Cöthen. 59,
205. 206.
Wendt, Hülfslehrer in Posen. 58,
210.
Wensch. 58, 218,
Wentrup. 59, 92.
Weyer. 58, 208,
WeyraucKT 60, 110.
Wichmann. 58, 218.
Wiedemann. 58, 81.
Wiegand in Cassel. 58 , 86. 60,
3 14. 60, 316.
Wiegand in Worms. 58, 207. 221.
Wilhelmi. 58, 215,
+ Wilke. 597 90,
Will. 60, 315,
Wiese. 60, 221,
Wiskemann. 60, 316.
Wlczek. 58, 444.
Wöckel. 60, 317,
v. Wöllwarth. 58, 191.
Wolf. 60, 209,
Wolff. 59, 90,
Worlitschek. 60, 209. 210.
Wunder. 59, 336.
Wurm in Hof. 60, 191.
Wurm in Kempten. 60, 194.
z.
Zauner. 60, 103.
Zehetmayer. 60, 209.
Zeidler. 59, 224.
Zell in Heidelberg. 58, 44L 59, 446,
N. Jahrb. f. Phil. Päd. od. KrU. Bibi. Bd, LX. Hfl. 4.
3Q
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Personen -Register. Orts-Register.
4'itt
Zell« in Berlin. 69, 91,
Zelle in Dresden. 59, 326.
Zeilcr. 6Q, 322,
Zeuner. 58, 421),
Zickendraht. 59, 448,
Ziel. 58, 434.
Ziereis. 60, 85.
Zietz. 58, 98,
Zimmermann in Büdingen. 58, 208.
Zimmermann in Hanau. 60, 316.
Zöpfl. 59, 443,
Zn Rhein. 59, 418.
Orts - Register.
A.
Altona. 60, 221,
Amberg. 59, 437. 60, 332.
Annweiler. 59, 442. 60. 337.
Ansbach. 59, 440. 60, 337.
Arnstadt. 59, 203.
Ascbalfenbtirg. 60, 84. 337.
Augsburg. 60, 85, 337.
. . - ' * • * (
B.
Baden, Grossherzogtlium. 58^ IS.
191. 411. 59, 442.
Baden, Stadt. 69, 442.
Bamberg. 60, 91. 337.
Bautzen. 5WT 88, 60, 222.
Bayern. 59, 417.
Bayreuth. 60, 94, 337.
Bensheiro. 58, 208. • •
Bergzabern. 60, 96. 337.
Berlin. 59, 89,
Bischofsheim a. Rh. 59, 442-> ■
Blankenburg. 58, 81,
Bonn. 59, 97. . . •
Braunschweig, Herzogthum. 68.
Braunscb weig, Stadt. 68, 8L 60,
Breisach. 59. 442L. . r - ^ .
Breslau. 59, 98, 60, 341.
Bretten. 59, 442. . ■ • ■'<
Bruchsal. 59, 442,
Buchen. 59, 442.
Büdingen. 58, 21®.
Burghausen. 60, 96. 337.
c;
Cnrlsruhe. 58, 414. 59, 442. 443.
Cassel. 58, 85. 60, 314.
Clausthal. 58. 434.
Coesfeld. 58, 335.
Cöthen. 597 205.
Constanz. 58, 195. 59, 442. 443-
Cottbus. 58, 87. 60, 222,
Cnsel. 60, 96, 338,
D.
Darmstadt. 58, 204.
Dillenburg. 59, 448.
Dillingen. W, 96. 337.
Donaueschingen. 58, 417. 59, 442.
Dresden. 59, 318.
Durlach. 58, 412, 59, 442,
.. /
E.
Eberbach. 59, 442.
Edenkoben. 60, 108. 338.
Eichstädt. 60, 98. 338.
Eisenach. 58, 417.
Emden. 58, 434.
Emmendingen. 59, 442. 1
Eppingen. 59, 442.
Erlangen. 68, 90, 60, 108, 333,
Ettenheim. 59, 44£
Ettlingen. 59, 443,
Eutin. 58, 92, 60, ,342,
F
W • 1.1s . ,
Flensburg. 58, 93,
Frankenthai760, 108. 338.
Frankfurt a. NL 58, 99. 59, 206,
Frankfurt a. O. 59, 208.
Freiberg. 58, 98,
Freiburg im Breisgau. 58, 4 1 9 , 59,
443 ^ 43 .
Freising. 60, 108. 338. ’ 1
Fulda. 60, 110- 315, 817-
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Orts-Register.
459
G.
Gent. 58, 420, .
Gera. 59, 210.
Germersheim. 60, 109. 338.
Gernsbach. 59, 443.
Giessen. 58 , lfiO. 206.
Glückstadt. 59, 23.
Güttingen. 58, 426. 435.
Grimma. 58, 102.
Grünstadt. 60, 109, 338.
Günzburg. 60, 109. 338. .
H.
i
. n
, .■*
Hadamar. 59, 448.
Halle 59, 103.
Hamburg. 58, 199.
Hammelburg. 60, 110. 338, X
Hanau. 60, 316. 317. \
Hannover, Königreich. 58, 434. X
Hassfurt. 60, 110. 338.
Heidelberg (Lyceum). 58 , 436.
(Univers.). 58, 440. 59, 442. 443.
Heilbronn. 59, 103.
Heiligenstadt. 58, 430.
Helmstedt. 58, 82,
Hersbruck. 60, 338.
Hersfeld. 60, 316, 317,
Hessen, Grossherzogthum. 58, 20311.
Hildburghausen. 59, 104,
Hirschberg in Schlesien. 60, 110.
Hof. 60, 121, 333,
Homberg. 59, 443.
Husum. 59, 1 10.
J. L
Jena. 58, 335.
Ingolstadt. 60, 194. 338.
K
Kaiserslautern. 60, 194. 338,
Kaufbeuern. 60, 338.
Kempten. 60, 194. 338.
Kirchheimbolanden. 60, 197. 338.
Kitzingen. 60, 338.
Kork. 59, 443.
Kurhessen. 60, 298 ff.
L.
Lahr. 58, 442, 59, 442,
Ladenburg. 59, 443.
Landau. 60, 197. 338.
Landshut. 60, 198. 338.
Leipzig. 58j 102. 103 ff. 60, 223.
Liegnitz. 58, 105. 59, 2 1.3.
Lindau. 60, 199. 3387
Lörrach. "59, 211. 59. 442. 7 .
Lohr. 60, 200. 338, J
Lüneburg. 58, . 1Q1, 58, 434.
.11. . ' : V.
Mahlberg. 59, 448. ^ ■/. 1(l ; ,
Mainz. 58, 208.
Mannheim. 58, 443. 59, 442. 443. -.
Marburg. 60, 315. 3 17.
Marienwerder. 59,’ 214.
Meldorf. 59, 216/
Memmingen. 60, 202. .3.38. i'.T
Metten. 60, 2Ö2, 338, ' <T
Miltenberg. 60, 208. 333. . sjj-iuY
Mosbach. 59, 443.
Mühlhausen. 58, 209.
Müllheim. 59. 443.
München. 60, 208. 209. 338.
Münerstadt. 60, 216. .3.38.
Münstereifel. 59, 111.
N.
Nassau, Herzogthum. 59, 448.
Neuburg. 60, 217. 338.
Neustadt a. d. Aisch. 60, 219, 338.
Neustadt a. d. Haard. 6Ö, 317. 3.38.
Nördlingen. 60, 317. 338.
Nürnberg. 60, 317. 338.
o.
Oesterreich, Kaiserthum. 58, 296 ff.
Oettingen. 60, .320. 338.
Offenburg. 59, 218. 59, 442.
Osnabrück. 58, 435.
Otterndorf. 58, 434.
P.
Passao. 60, .321. 3.38.
Pforzheim. 59, 219. 59, 442.
Philippsburg 59, 44.3.
Pirmasens. 607523. 338.
Plauen. 58, 1 10.
Posen. 58, 209.
R.
Rastatt. 58, 445. 59, 442. 44.3.
Recklinghausen. 60, 111.
Regensburg. 60, 32.3. 338.
Rinteln. 60, 315. 317.
Rosenheim. 60, 338.
Rothenburg 60, 324. 338.
Rottweil. 58, 110.
30 *
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460
Orts-Register.
s.
Schopfheim. 59, 443.
8chwabach. 60, 324. 338.
Schwarzburg-Sondersbausen , Kor-
itenthum. 59, 220.
Schweinfurt. 60, 324. 338.
Schwetzingen. 59, 443.
Sinsheim. 59, 443.
Speyer. 58, 111. 60, 326. 333.
Straubing. 60, 331. 333.
T.
Tauberbischofsheim. 59, 442.
Thorn. 60, 111.
Torgau. 58, 446.
U.
Ueberlingen. 59, 443.
Ulm. 59, 112.
V.
Villingen. 59, 443.
Waldshut. 59, 443.
Wallerstein. 60, 338,
Weilburg, 59, 448.
Weinheim. 59, 443.
Wertheim. 58, 215. 59, 442. 443.
Wiesbaden. ”59, 448.
Wittenberg. 58, 218.
Wolfenbüttel. 58, 83.
Worms. 58, 2Ö7. 22L
Würzburg. 60, 331. 338.
Wunsiedel. 60, 338.
Z.
Zeitz. 60, 224.
Zerbst. 59, 224.
Zittau. 58, HL
Zweibrücken. 60, 335. 338.
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